Ab heute gilt ein neues Urheberrecht. Dies bringt einige Verschärfungen im Umgang mit urheberrechtlich geschütztem Material wie Filme oder Musik. Auch die Betreiber von NachrichtenBoards müssen sich umstellen: Links auf Downloadmöglichkeiten können zu ungeahnten rechtlichen Problemen führen.

Mehr Verwirrung als Klarheit bringt das neue Urheberrechtsgesetz. Was eigentlich sich wirklich ändert, ist nur Fachleuten bekannt. Die Musik- und Filmindustrie versucht sich im Augenblick in heftigen Drohgebärden und will jeden Tauschwilligen in die kriminelle Ecke drängen. Doch das ist eigentlich die gute Nachricht. Der private, unkommerzielle Tausch von Musik ist weiterhin erlaubt.

So sehen die neuen Regelungen nach Meinung von Experten aus:

- Nicht kopiergeschützte Musik-CDs kopieren: wie vorher: Laut Paragraph 53 Absatz 1 UHG erlaubt, aber nur zu privaten Zwecken und deshalb auch für Freunde und Verwandte. Das gilt auch von geliehenen CDs.

- Einzelne Stücke zu einem Sampler zusammenstellen: Bleibt erlaubt.

- Kopierte CD verkaufen: Wie vorher - verboten!

- Titel einer CD ins MP3-Format umwandeln: Bleibt erlaubt.

- Musik- und Film über Tauschbörsen anzubieten: Bleibt weiterhin gesetzliche Grauzone. Wenn viele hundert oder tausend Leute solche Angebote wahrnehmen, kann man im rechtlichen Sinn nicht mehr von einem privaten Tausch sprechen. Doch der Tausch in kleinem privaten Kreis ist erlaubt. Die Grenzen müssten Gerichte ziehen.

- Musik- und Filme über Tauschbörsen beziehen: Ist im Prinzip für private Zwecke weiterhin erlaubt. Wenn das Original nicht aus einer offensichtlich rechtswidrigen Quelle kommt. Doch wer will das überprüfen?
Damit ist aber eindeutig der Tausch aller Filme untersagt, die nicht von einer legalen Quelle kommen wie DVD oder Videokassette. Das trifft zum Beispiel auf alle die Filme zu, die im Kinosaal aufgenommen wurden oder deren Quelle eine Promo-CD ist.
Dazu kommt noch der Aspekt, dass bei einigen Tauschbörsen wie zum Beispiel eMule, eDonkey oder Bittorrent jeder Mitbenutzer sowohl Bezieher als auch Anbieter ist.

- Kopiergeschützte CDs kopieren: CDs kopieren ist zwar erlaubt, aber nur zu privaten Zwecken und nur dann, wenn die CD keinen Kopierschutz hat. Das Kopieren von kopiergeschützten CDs ist also verboten. Damit sind auch der Einsatz einiger Kopierprogramme nicht mehr erlaubt, weil sie den Kopierschutz umgehen. Genannt werden in diesem Zusammenhang Alcohol 120%, Clony XXL, CloneCD, DiscJuggler, DVD Copy Suite, DaviDeo, DVD Decrypter, DVD Ripper Kit, DVD Shrink, GameJack, MovieJack, Movie Ripper und Smart Ripper.
Wer Trial-Versionen solcher Programme zum Download anbietet, tut gut daran, diese schnellstens zu entfernen.

- Strafe für das Brennen einer Kopie und Entfernen des Kopierschutzes: keine, wenn man für private Zwecke kopiert. Geldstrafe oder sogar bis zu 1 Jahr Gefängnis, wenn man kopierte CDs verkauft.


Foren-Betreiber und Webmaster sollten folgendes beachten:

- Links auf Downloads setzen, mit denen sich ein Kopierschutz umgehen lässt: Ist streng genommen weiterhin erlaubt, aber nur wenn kein Vorsatz existiert. Doch den Vorsatz kann man häufig annehmen, denn in der Regel weiß der Verlinkende ja, auf was er verweist.

- Als Privatperson Tipps in einem Forum geben, wie man einen Kopierschutz umgeht? Dies ist zwar nicht strafbar, man haftet unter Umständen auf Unterlassung und Schadenersatz - und sollte es deshalb lieber gleich bleiben lassen.

- Informationen über einen Kopierschutz verbreiten: Vorbereitungshandlungen im gewerblichen Bereich werden unter Strafe gestellt - dies betrifft vor allem genaue Anleitungen.

Wie man sieht, liegen viele rechtliche Aspekte noch im Unklaren und es wird sich erst durch die Rechtssprechung der Gerichte einiges klären. Für deutsche Boardbetreiber ohne kommerziellen Hintergrund gilt erhöhte Vorsicht. Man sollte auf direkte Links und allzu offenes Tauschen innerhalb der Mitgliedermeute möglichst verzichten. Denn selbst wenn man im Recht wäre, wer will schon eine Klage der Unterhaltungsindustrie auf Schadensersatz oder Unterlassung riskieren? Finanziell wird man da immer verlieren, selbst wenn man einen Prozess am Ende gewänne.