Schweizer und belgische Behörden haben gestern den größten eMule-Server "Razorback" weltweit abgeschaltet. Über eine Million Benutzer nutzten diesen Server als technischer Vermittler beim Filesharing im eMule-Netzwerk. Der oder die Betreiber kamen aus der Schweiz, Serverstandort war dagegen Belgien. Die MPAA begründet diese Aktion damit, dass der Server kommerziell betrieben worden und zum Tausch von Millionen Dateien mit urheberrechtlichem geschütztem Inhalt verwendet worden wäre.

Leider kann man diesen Vorgang kaum kommentieren, da die MPAA alles andere als eine zuverlässige Informationsquelle darstellt. Es bleibt die Spekulation - nach meiner Vermutung wurden die Behörden der Schweiz und Belgien dadurch zum Handeln animiert, in dem man den Serverbetreiber als direkten oder indirekten Warez-, Film- und mp3-Dealer angeschwärzt und beharrlich dessen Verfolgung gefordert hat. Und eben nicht als technischer Dienstleister gesehen hat, wie zB ein eMail-Dienst oder Upload-Service. Die Schweiz als kleines Land hat immer ein offenes Ohr, wenn es um große wirtschaftliche Interessen geht. Davon lebt man ja schließlich dort.

Hinweise dafür gibt es, wenn man die Vorgänge um die Schließung von Sharereactor verfolgt - ebenfalls ein Schweizer Betreiber. Vor zwei Jahren wurde die Seite mit großem Presserummel abgeschaltet, Domain & Server beschlagnahmt. In der Sache dagegen wird noch immer ermittelt, so weit ich weiß, wurde bisher noch keine Anklage erhoben.

Nun Sharereactor war eine Linkseite auf eMule-Angebote, hat sich aber wie Razorback ebenfalls über Werbung & Spenden finanziert. Wäre der Vorgang rechtlich eindeutig zu bewerten, dann wäre das Verfahren bereits bei Gericht gelandet. Tatsächlich tut man sich mit einer Anklage schwer.

Aber egal ob es eine rechtliche Grundlage dafür gibt - Fakt ist, die Domain & Server bleiben abgeschaltet. Damit hat die MPAA ihr Ziel erreicht - ein gerichtliches Verfahren braucht man nicht mehr. Es ist zu vermuten, dass es im Fall Razorback ebenfalls so läuft.