Vor einiger Zeit hatte ich mal in ein Interview mit Anette Humpe (Ideal) reingehört. Sie schockierte den Interviewer mit der Behauptung, dass das Musikbusiness seit langem nur noch aus einem großen gegenseitigen Abkupfern bestehen würde. Wirklich Neues finde man heutzutage nie. Interessante These – will die Musikbranche den digitalen „Raubkopierern“ doch ständig das Handwerk legen.

Der Hype, der in den letzten Wochen durch Netz jagte, scheint das zu bestätigen. Da kursiert seit Anfang März ein selbst gebasteltes, voll krasses Video, in dem drei türkischstämmige Jünglinge mehr oder weniger gekonnt singen: “Wo bist Du mein Sonnenlischt...“. Respekt – Ausgangspunkt war bloß ein Blog, doch das Filmchen machte sich schnell selbständig, wurde hin und her gereicht und so immer populärer.

Da findet sich doch gerne eine Plattenfirma, die auf den Rummel aufspringt und versucht die Bekanntheit finanziell auszubeuten. Doch jetzt stellt sich heraus – alles nur geklaut. Das Mixtape kommt aus Kanada, das dort ein junger HipHopper mit kommerziellem Hintergrund ins Netz gestellt hatte. Das hatte ein 15jähriger Deutscher aufgegriffen. Der hatte daraus den Song Wie Yin & Yang“ gebastelt. Zum Original meinte der in einem Kommentar: „Soviel ich weiß, wurde dieser Beat eh nur aus irgendwelchen Musicmaker-Bauklötzen zusammen gestellt.“ Und schließlich wurde aus Yin & Yang und der Mithilfe von ein paar Musikpädagogen jener Gröler „Sonnenlischt“ der Grup Tekkan.

Die Platten sind gepresst und sollen ausgeliefert werden. Jetzt wird verhandelt, wer von den vielen Müttern und Vätern wie viel vom Kuchen abbekommen soll. Die Wette gilt – der Autor weiß darauf voll konkret die Antwort. Gewinner wird das Label sein, das die drei Jungs produziert - wie immer.