Image Kurz nach jedem offiziellen Fußballspiel geht das Gerenne los. Die Ergebnisse jeder Begegnung müssen dem DFBNet gemeldet werden – entweder per Telefon oder per Computer. Wenn die Meldung zu spät erfolgt, dann werden die Vereine bestraft. Das kann teuer werden und bis zu 35 Euro kosten. Und dabei ist es egal, ob es sich um eine Begegnung von achtjährigen Kickern oder um ein Regionalligaspiel handelt. Der DFB vermarktet nämlich diese Ergebnisse zusammen mit der Telekom und wehe, da kommt jemand dazwischen! Das musste vor ein paar Wochen der Betreiber der Open-Source-Software Liga-Manger Online erfahren.

Wenn in Deutschland unter dem Dach der Fußballverbände gekickt wird, dann kommen im Jahr über eine Million Einzelergebnisse zusammen. Von der E-Jugend bis zu den „Alten Herren“ spielen die Kicker in unterschiedlichen Leistungsklassen und Altersstufen. Und all die Spielansetzungen, Termine, Spielorte und Ergebnisse werden dann im DFBnet verwaltet. Der Zugriff darauf ist nicht öffentlich. Wer wissen will, wie die Mannschaft seines Filius in der Tabelle so steht, muss bei fussball.de gucken. Dort vermarktet die Telekom all die gesammelten Ergebnisse für die Öffentlichkeit.

Aber das ist nicht der einzige Vermarktungsweg. Zeitungen, Zeitschriften, Funk & Fernsehen können die diversen Ligaergebnisse und Tabellen ebenfalls beziehen. Das spart den Medien unnütze Recherchier- und Tipparbeit, ist aber kostenpflichtig und bringt dem DFB weiteres Geld in die vollen Kassen.

Die 26.000 Vereine im DFB aber profitieren davon kaum. Sie müssen melden oder Strafe bezahlen. Einen automatischen Zugriff auf die Ligen, in denen sie vertreten sind, bekommen sie nicht. Und müssten eigentlich auf ihren Vereinswebseiten alle Ergebnisse von Hand eingeben.

Ja wenn es da nicht den Liga-Manager-Online gäbe. Dieses Open-Source-Programm kommt auf den Webseiten vieler Sportvereine zur Anwendung, ist gut programmiert und lässt sich leicht in CMS-Systeme einbinden. Nicht nur Fußball – die Ergebnisse vieler unterschiedlicher Sportarten lassen sich mit dem Programm darstellen. Und mit einem Zusatzmodul – dem Limporter - kann das Programm die Sportergebnisse von anderen Webseiten auslesen.

Der Telekom dagegen scheint nicht zu gefallen, wenn man sich die Fußballergebnisse nicht von ihrer Seite holt. Denn je weniger Seitenaufrufe, umso geringere Werbeeinnahmen hat man bei Fussball.de zu verzeichnen. Dem Seitenbetreiber des Liga-Managers, Rene M. alias Joker ging nach eigenen Angaben ein Schreiben von Anwälten der Telekom zu, die ihn veranlasst haben, den Limporter sofort von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Das Zusatzmodul kann im Moment nicht mehr downgeloaded werden.

„Diese Seite ist derzeit durch einen Rechtsstreit mit einem großen deutschen Konzern akut gefährdet! Support und Weiterentwicklung müssen wahrscheinlich eingestellt werden“, schreibt Joker. Und erläutert dazu im Forum: „Rein das nette Anschreiben der DTAG wird mich mehrere tausend Euro kosten. Hinzu kommen die Kosten für meinen Anwalt, die sich im gleichen Bereich bewegen (Grund dafür ist der exorbitant hohe "Streitwert", den die Anwälte der DTAG sich ausgedacht haben). Ein Widerspruch gegen die Verfügung und damit die Klärung vor Gericht kommt in etwa in den Bereich eines Kleinwagens rein für die Vorleistung, die ich dafür leisten müsste.“

Jean F. ist der Webmaster eines Amateurvereins in Hessen. Der Verein hat eine große Jugendabteilung mit insgesamt 22 Mannschaften und dazu noch vier Senoirenteams. Ohne den Limporter könnte er all die Ligen seines Vereins kaum auf dem aktuellen Stand halten. Per Knopfdruck liest der Limporter täglich die entsprechenden Seiten bei fussball.de aus und aktualisiert Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen auf der Webseite des Vereins. Jean F. will deshalb für den Ligamanager kämpfen: „Wenn der Ligamanager gefährdet wird, wird mein Verein beim DFB scharfen Protest einlegen.“

Dabei ist die Rechtslage alles andere als klar. Sicher ist – es gibt kein Urheberrecht auf Sportergebnisse. Und der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass auch Datenbanken mit Sportergebnissen nicht den Schutz des Urheberrechts genießen. Auf welcher rechtlichen Grundlage also der Ligamanager angegangen wurde, bleibt unklar. Joker schweigt sich über die Details aus. Derweil bietet er das Ligamanger-Projekt bei Sedo zum Verkauf an und will falls notwendig, so die anfallenden Kosten deckeln.