kahl.jpgEin Fotoreport vom Geschehen rund um den Frankfurter Flughafen

Die Frankfurter Flughafen (Fraport) AG hat es eilig. Bis zum März sollen über 200 Hektar Wald gerodet sein, sonst muss mit dem Abholzen bis zum nächsten Winter gewartet werden. Nachdem der hessische Verwaltungsgerichtshof alle Anträge auf einstweilige Anordnungen zum Baustopp der vierten Flughafenbahn abgelehnt hat, soll es jetzt Schlag auf Schlag gehen.

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Foto: Das Hüttendorf der Flughafenausbaugegner wird durch Polizeikräfte abgeriegelt.

Mit einem riesigen Polizeiaufgebot, mit unzähligen Wachleuten eines privaten Sicherheitsdienstes wurde das Waldgebiet eingezäunt und mit dem Abholzen begonnen. Da stört nur noch das Hüttendorf der jungen Ausbaugegner - aber auch das dürfte in den nächsten Tagen geräumt werden. Der ökologische und ökonomische Irrsinn der hessischen Kirchturmpolitiker wird sich in wenigen Tagen durchsetzen.

Politisch und rechtlich ist der weitere Ausbau des Frankfurter Flughafen abgesichert. Hessens Bürger haben mit deutlicher Mehrheit eine CDU/FDP-Regierung gewählt, die ohne wenn und aber den Bau der vierten Flugbahn des Frankfurter Flughafens unterstützt. Auch die vielen Klagen und Einwendungen von Umlandgemeinden, Umweltinitiativen und Einzelbürgern werden nicht den gewünschten Erfolg haben. Der hessische Verwaltungsgerichtshof hat am 15. Januar alle Eilanträge abgewiesen und dabei bereits eine Richtung vorgegeben, wie seine Entscheidung in der Hauptsache aussehen könnte: Die Landebahn im Kelsterbacher Stadtwald wird gebaut, mit einem strikteren Nachtflugverbot soll den Interessen der Anwohner Rechnung getragen werden.

Die an den Tag gelegte Eilbedürftigkeit der Politik, Gerichte und der Fraport AG steht in krassem Gegensatz zur tatsächlichen Notwendigkeit einer weiteren Flugbahn. Durch die augenblickliche ökonomische Krise, durch ständig sich verteuernde Spritpreise reduzieren sich die Anzahl der Flugbewegungen in Deutschland. Die Deutsche Flugsicherung meldete am 12. Januar 2009: „Seit Oktober 2008 zeigt sich bei den Verkehrszahlen ein rückläufiger Trend: Im Oktober 2008 verzeichnete die DFS gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang um 0,4 Prozent. Im November wurden 6,9 Prozent weniger zivile und militärische Flüge gezählt als im Vorjahresmonat, im Dezember betrug das Minus 7,5 Prozent." Der selben Meldung konnte man entnehmen, dass die Bundesbürger immer mehr auf „Low-Cost-Airlines" ausweichen würden. Die starten und landen eher nicht auf dem Flughafen Frankfurt. Denn dessen Gebühren sind den Billigheimern zu teuer.

Doch im Gegensatz zu den Massendemonstrationen gegen die Startbahn West Anfang der 80ziger Jahre bleibt diesmal ein breiter Bürgerprotest aus. Und das, obwohl der weitere Ausbau einen einzigartigen Wortbruch der Politik darstellt. Denn die hatte nach dem Bau der Startbahn West einmütig versprochen, dass keine weitere Flugbahn mehr dazu käme.

Abgesehen vom Plus an Fluglärm - der ökologische Schaden, den kurzsichtige Politiker hier anrichten, wird nicht wieder gut zu machen sein. Die Stadt Kelsterbach verliert einen großen Teil ihres Waldgebiets, die Bürger müssen auf ein Naherholungsgebiet verzichten, die Landebahn lässt keinen Raum mehr für Wildtiere. Die Bodenversiegelung im Raum Frankfurt nimmt weiter drastisch zu. Dazu ein kleines Beispiel:

Ein Frankfurter Verein, nicht weit von Kelsterbach entfernt, wollte kürzlich in Eigenarbeit zusätzliche Umkleidekabinen auf seinem Sportgelände errichten. Das wurde von der Naturschutzbehörde abgelehnt. Man wolle keine weitere Bodenversiegelung im Stadtwald. Was für ein Witz: 40 qm werden verboten, dem Flughafen dagegen wird erlaubt, 200 Hektar (entspricht 2.000.000 qm) Bannwald abzuholzen und einen großen Teil davon zu versiegeln.

Hut ab vor dem Mut der jungen Besetzerschar, die mit dem Hüttendorf, sich den ökonomischen Interessen des Flughafenkonzerns und der geballten Staatsmacht entgegenstellen. Am gestrigen Samstag waren wieder Besetzer und Demonstranten klar in Unterzahl. Überall wimmelte es von Polizei und privaten Sicherheitsleuten. Nachdem in den letzten Tagen das Hüttendorf mit einem Bauzaun abgeriegelt worden war und deshalb niemand mehr rein und raus kam, wurde von Demonstranten am Samstag der Zaun entlang der Zufahrt zum Hüttendorf umgekippt. Das brachte einen massiven Polizeieinsatz auf den Plan, laut Einsatzleitung wurden über den Tag verteilt auch etwa zwanzig Platzverweise ausgesprochen, die Bewohner des Hüttendorfs blieben davon allerdings unbehelligt.


 

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Der gesamte Kelsterbacher Stadtwald wurde in den letzten Tagen mit einem Bauzaun abgeriegelt, der durch private "Sicherheitskräfte" bewacht wird. 

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Große Flächen des Waldbestands wurden in den letzten Tagen bereits abgeholzt.

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Auf den gerodeten Flächen stapelt sich das Holz.

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Alle Zufahrtswege zum Wald sind abgesperrt. Der Zugang wird durch Security geregelt, die in Containern untergebracht sind.

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Nur der Weg zum Hüttendorf ist zunächst noch offen.

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Die Ausbaugegner haben an vielen Bäumen  Proteststatements angetackert.

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Zwei Männlein stehn im Walde, ganz still... Die Zäune werden von einem privaten Wachdienst kontrolliert.

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Mit Leuchtsäulen (rechts, hinter dem Gitter) wird nachts das Umfeld des Hüttendorfs taghell beleuchtet.

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Die Polizei hat das Hüttendorf komplett eingekreist und lässt auch Journalisten nicht auf das Gelände.


 

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Vor dem Hüttendorf herrscht reger Besuchsverkehr.

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Die Firma Kötter Security stellt die privaten Sicherheitsleute, die im Auftrag der Fraport AG das Waldgelände bewachen. Im Gespräch bedauerten einige Wachleute, dass sie nur beobachten und nicht selbst eingreifen dürfen.

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Demonstranten haben den Bauzaun um das Hüttendorf umgekippt, damit wieder Nachschub für die Besetzer angeliefert werden kann und die Bewohner des Hüttendorfs wieder freien Zugang zum besetzten Gelände haben.

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Im Hüttendorf klettern Bewohner auf besetzte Bäume.

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Einige junge Demonstranten haben sich als Clowns verkleidet und haben trotz der beklemmenden Situation ihre gute Laune nicht verloren.

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Die Clowns machen auf einen Hubschrauber aufmerksam, der einen Polizeiaufmarsch ankündigt.


 

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Ein Hubschrauber rattert mit Getöse über dem Hüttendorf und beobachtet das Geschehen von oben.

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Eine martialische anmutende Polizeikette schiebt sich zwischen Hüttendorf und Besucher. Es kommt zu etwas Gerangel, niemand kommt mehr rein.

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Die Polizei will das Hüttendorf und seine Bewohner ganz von den Demonstranten isolieren.

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Die Polizeikette ist unsicher, vorne Demonstranten und im Rücken die Hüttendorfbewohner. Doch alles bleibt friedlich. Aber die Beamten werden von beiden Seiten aus in Debatten verwickelt.

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Ein Sprecher der Besetzer fordert die Beamten auf, die Situation nicht zu verschärfen. Und betont den friedlichen Widerstand der Besetzer und der Demonstranten.

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Führungsbeamte hinter der Absperrkette geben Anweisungen an die jungen Polizisten weiter.

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Jeder filmt und fotografiert jeden. Hier ein Polizeibeamter, der das Geschehen an der Demarkationslinie filmt.

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Die Demonstranten wollen das Hüttendorf besuchen, kommen aber nicht an der Polizeikette vorbei.

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Viele Demonstranten haben schon gegen den Bau der Stadtbahn West vor knapp dreißig Jahren demonstriert.

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Dazwischen einige junge Leute, die mit Spass und Musik vor der Polizeikette demonstrieren.

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Auch aus Baden-Württemberg wurden Polizeikräfte abkommandiert - keine Schwaben sondern Badener wie die Beamten betonen.