Alexis Tsipras & Yanis Varoufakis
MaxMoritz2
gestern & heute
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Fotos: Robert Crc & Jörg Rügercc

Es ist schon richtig, in wichtigen Fragen das Volk zu befragen. Dazu gehört sicher auch der Ausstieg aus dem Euro oder die Aufkündigung der Mitgliedschaft in der europäischen Union. Soweit würde die griechische Regierung konsequent und legitim handeln, fraglich ist nur, ob das eigentlich auch ihr Wunsch ist?

Denn eigentlich will die Regierung Tsipras weder den Euroraum verlassen, noch die Segnungen Europas verlieren. Nur eben die eingegangenen Verpflichtungen aus den Krediten der Vergangenheit, die will man nicht erfüllen. Denn das griechische Volk hätte schließlich bei der letzten Wahl anders entschieden.

 

Die Griechen sind da nicht gänzlich allein - der Vertragsbruch und nationale Egoismen sind inzwischen gängiger Bestandteil europäischer Politik. Das fängt bei den Flüchtlingsfragen an, das beinhalten die Sonderwünsche der Briten und das gipfelt in der unterschiedlichen Finanz- und Währungspolitik. Griechenland ist dabei nur der Kindergarten Europas, wo die kleinen Egoisten rotzfrech ihre Sandkastenspiele durchziehen.

Populismus kann man mit kindlichem Denken gleichsetzen. Fragt man: "Wollt ihr alle friedlich und in Wohlstand zusammen leben?" Dann wäre eine 100%ige Zustimmung sicher. Trotzdem kann es bereits in der nächsten Sekunde Streit geben. Im Kindergarten, weil Peter der Petra ihr Schäufelchen weg genommen hat. In der Politik, weil Irland zwar durch Europa finanziell gerettet werden wollte, aber jetzt keine Flüchtlinge solidarisch aufnehmen will.

Griechenland hat eine populistische Regierung gewählt, die meinte, die Regeln Europas zu ihren individuellen Gunsten verändern zu können, die meinte, die Gesetze der Logik und Mathematik außer Kraft setzen zu können, die meinte, dass man aus fünf Broten und zwei Fischen ein ganzes Land ernähren könne.

Das entsprach durchaus Kindergartenlogik, wenn Varoufakis im Fernsehen eloquent verkündete:"Nein, wir wollen Europa um kein neues Geld bitten. Im Gegenteil, wir sind der Ansicht, dass Europa Griechenland bereits viel zu viel Euros geliehen hat!" Und im Nachsatz dann um neue Investitionen in Griechenland bittet, die dortige Wirtschaftsleistung anzukurbeln. Für die natürlich zusätzliche Kredite notwendig wären.

Und auch Tsipras versprach vor der Wahl die Verabschiedung eines zwei Milliarden Euro umfassenden Sozialprogramms, eine Erhöhung des auf Betreiben der Troika gesenkten Mindestlohns, ein (aus EU-Mitteln zu finanzierendes) Fünf-Milliarden-Euro-Paket zur Stimulierung der griechischen Wirtschaft, eine Rücknahme der Kürzungen von Renten und Beamtenbezügen sowie einen Erlass des größten Teils der griechischen Schulden. Dumm nur - Tsipras ist nicht Jesus, der aus 5 Broten und 2 Fischen tausende Menschen satt machen konnte (Markus 6,32-44).

So wenig die Politik des IWFs in vielen Fragen überzeugen mag, in jenem Punkt hatte Madame Lagarde sicherlich recht, als sie endlich mit Erwachsenen verhandeln wollte. Das jetzt geplante Referendum ist das nächste Kindergartenspektakel. Denn natürlich lehnt das Volk das Spardiktat der "schwäbischen Hausfrau" ab und will was stattdessen? Ein gutes Leben, Wohlstand und soziale Absicherung - wie wir alle eben.