liqidiertEine seltsame Anhäufung von Todesfällen sucht die ostukrainische Führungsriege heim. Insgesamt wurden bisher sieben neun tote Separatistenanführer gezählt, von denen keiner im Kampf gegen die ukrainische Armee gestorben ist, sondern alle anderweitig gewaltsam ums Leben kamen. Es besteht der Verdacht, dass es sich um eine Säuberungsaktion unter der ostukrainischen Führung handelt. Alle Personen, die sich nicht dem Befehl Moskaus unterwerfen, werden liquidiert. Verantwortlich soll teilweise jene TschWK Wagner sein, eine private russische Sicherheitstruppe. TschWK ist die russische Form des Kürzels PMC, Private Military Contractor.

Nachfolgend eine Zusammenstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

 PinezhaninWjatscheslaw (Vyacheslav) Pinezhanin und Michail (Mikhail) Kovalev, getötet am 28.11.2014

Wjatscheslaw Pinezhanin (Foto) war der Militärkommandeur von Antrazyt, einer Bergarbeiterstadt mit etwa 50.000 Einwohnern. Michail Kovalev war sein Stellvertreter. Beide waren Führungsoffiziere in der Nationalgarde der Kosaken unter der Führung des Atamans Nikolai Kozitsin. Die Kosakenverbände waren gegenüber der Lugansker Führung von Igor Plotnitskiy kritisch eingestellt. So wurde offensichtlich ein Exempel statuiert. Gut ausgerüstete Spezialstreitkräfte, man nimmt an, dass es sich dabei um TschWK Wagner handelt, besetzten das Militärhauptquartier der Stadt. Bei der Schießerei wurden vier Personen getötet, darunter Pinezhanin und Kovalev. Der Ataman Kozitsin wurde in der Folge verhaftet und nach Russland gebracht. Er ist nicht mehr zurück gekehrt.

bednovAlexander Bednow (Alexandr Bednov), Kampfname Batman, getötet am 01.01.2015

Die selbsternannte Führung der Lugansker Volksrepublik unter Leitung von Igor Plotnitskiy liquidierte wohl den Kommandanten seiner schnellen Eingreiftruppe, Alexander Bednow , alias Batman. Bednov und seine sechsköpfige Leibwache starben in einem Hinterhalt nahe dem Örtchen Georgievka in der Ostukraine. Mit Granatwerfern wurde das gepanzerte Fahrzeug von Bednow beschossen, die Insassen wurden regelrecht gegrillt und deren Leichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Später wurden Vorwürfe veröffentlicht, dass Bednow im Keller einer Kaserne ein Foltergefängnis unterhalten hätte und dort Menschen durch Schläge zu Tode gekommen wären. Richtig dürfte allerdings auch sein, dass Bednow nicht deshalb so bestialisch ausgeschaltet wurde, sondern weil er sich wohl Befehlen der Lugansker Führung widersetzt hatte.

 

ischenkoEvgeny Ischenko (Jewhen Istschtschenko), getötet am 23.01.2015

Ischenko war ein Kommandant der nationalen Kosackengarde des russischen Atamans Nikolai Kozitsin und war als Bürgermeister der Stadt Perwomajsk eingesetzt worden.

Er hatte sich kritisch zum Lugansker Chef Igor Plotnitskiy geäußert und ihm Korruption und Raub vorgeworfen. Ein paar Wochen vor seinem Tod hatte er auch die Unterzeichnung des Minsker Friedensabkommens durch Plotnitsky kritisiert.

Ischenko wurde zusammen mit drei anderen Menschen erschossen aufgefunden.

 

Aleksey Mozgovoy 2014Alexander Mosgowoj (Aleksey Mozgovoy), getötet am 23.05.2015

Mosgowoj kommt aus dem ukrainischen Swatowe, dort soll der Mann im Kosakenchor gesungen haben. Später arbeitete er als Koch in St. Petersburg in Russland. Mosgowoj war Kommandeur der Prizrak(Geister)-Brigade in der Ostukraine. In russophilen Medien wurde der Mann als der Che Guevara von Lugansk bezeichnet. Zitat: "Mozgovoy ist ein Revolutionär, ein russischer Che Guevara des 21. Jahrhunderts, er hat gezeigt wie man gegen die Faschisten kämpfen muss und wie man Siegen kann, dafür war er schon zu Lebzeiten eine Legende."

Mosgowoj wollte von Alchevsk nach Lugansk reisen, sein Auto fuhr auf eine Mine und wurde dann mit Maschinengewehren am Ausgang des Dorfes Mikhailovka (Gebiet Lugansk) beschossen. Als Ergebnis starb Mozgovoy selbst, seine Pressesekretärin Anna Aseeva, zwei Wachen (Rufzeichen sind Hols und Broom), der Fahrer mit dem Rufzeichen Song und zwei Einheimische, deren Auto sich zum Zeitpunkt der Explosion neben dem Auto des Feldkommandanten befand.

Offensichtlich war auch Mosgovoj der Führung von Igor Plotnitskiy zu mächtig geworden. Nachdem bereits im März ein Attentat auf ihn verübt worden war, wurde er im Mai 2015 in einem Hinterhalt zusammen mit sieben Leibwächtern getötet.

 

pavel dremovPawel Dremow (Pavel Dremov), genannt Vati, getötet am 12.12.2015

Dremow, ein 37 Jahre alter ehemaliger Maurer war Kommandeur (Ataman) des Kosaken-Regiments Platow. Die Stadt Stachanow bei Lugansk stand unter der Kontrolle dieses Kosakenverbandes, dazu pflegte Dremow eine alternative Vision der Zukunft der Ostukraine. Er träumte von einer sozialistischen Kosakenrepublik, die für die Armen und Alten eintrat.

Der Mann hatte es gewagt, seine Kritik am Lugansker Führer Igor Plotnitskiy direkt an Präsident Putin weiterzuleiten. Er warf der Führung Diebstahl der russischen Hilfslieferungen und der geförderten Kohle vor. Das hätte er nicht tun sollen, Dremow und sein Fahrer wurden auf dem Weg zu seiner Hochzeitsfeier durch eine Autobombe getötet.
 

kononov Jewgenij Kononow (Kampfname „Kot“, d.h. Kater), getötet am 09.01.2016

Kononow war Weißrusse und Vizekommandeur der 100. Brigade der »Republikanischen Garde« der »Volksrepublik Donezk«. Er wurde in der Stadt Horliwka (Donezker Gebiet) von einem Scharfschützen erschossen.
„Kot war ein echter Militärmann, der in heißen Zonen im Nordkaukasus diente. Und als die Existenz des russischen Donbass gefährdet war, trat er ohne zu zögern für seine Verteidigung ein " , sagte der Separatist Alexander 'Varyag' Matsyushyn zu Journalisten.

 

Evgen ZhilinEvgeny Zhilin, getötet am 19.09.2016

Der 40-jährige Zhilin gehörte zur Anti-Maidan Bewegung von Charkiw. Als ehemaliger Polizeioffizier hatte dieser im Jahr 2010 den Kampfsportclub Oplot in Charkiw gegründet. Der Club war mit der Unterwelt Charkiws  gut vernetzt und gleichzeitig Ausgangspunkt für die dortige Anti-Maidanbewegung.  Nachdem der damalige ukrainische Präsident Janukowytsch geflohen war, riefen er und seine Leute die Charkiwer Volksrepublik aus. Der Mann wurde in einem Moskauer Restaurant erschossen.

 

GennadiyTsypkalovGennadiy Tsypkalov, gestorben am 24.09.2016
Tsypkalov gehörte zu den Führern des Anti-Maidans in Lugansk. Er gehörte zum Stab des Lugansker Präsidenten Igor Plotnitskiy und galt als dessen persönlicher Berater.  Tsypkalow wurde Mitte September verhaftet und angeklagt, einen Putsch gegen die Lugansker Führung geplant zu haben.

Ein Sprecher der Lugansker Behörden gab bekannt, dass Tsypkalov Selbstmord in Haft begangen hätte. [Foto: Vitaliy Romas, Quelle: www.dyvys.in]

 

Arsen Pavlov aka MotorolaArseni Pawlow, Kampfname Motorola, getötet am 16.10.2016
Pawlow stammte aus Uchta in Russland. Er diente in der russischen Armee und war im Zweiten Tschetschenienkrieg im Einsatz. Vor seinem Kriegseintritt in der Ostukraine im April 2014 hatte er seinen Wohnsitz in Rostow am Don und arbeitete in einer Autowaschanlage. Offensichtlich war er kriminell, um sich vor einer Gefängnisstrafe zu drücken, hat der Mann das Angebot angenommen, stattdessen zum Krieg in die Ostukraine aufzubrechen.

Im russischen Krieg gegen sein Nachbarland ist der Gangster dann schnell zum Helden mutiert. Als Anführer des Sparta-Battailons machte er sich durch Grausamkeit und die Ermordung von Kriegsgefangenen einen Namen.
Auch sonst nahm er es mit den Gesetzen nicht ganz so genau. 2014 heiratete er mit großem öffentlichen Tamtam seine Geliebte Elena Kolenkina, die zum weißen Brautkleid passend ein Pistolenhalfter samt Waffe trug. Dumm nur - jener Arseni Pawlow hatte bereits noch eine Ehe in Russland einschließlich eines Sohns.

Pawlow wurde in seinem (normalerweise) schwer bewachten Wohnhaus durch eine Bombe zusammen mit seinem Leibwächter getötet. Die Bombe explodierte in dem Moment, als er in den Lift seines Wohnhauses steigen wollte. [Foto: Andrew Butko, Lizenz: CC BY-SA 3.0 ]