15.04.2024 -- 51.294 // Zuwachs zum 28.03.24: 1.808
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten musten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.03.2024 | Karte der Regionen Russlands
Sturm-V Soldaten mit orthodoxem Beistand
Die russische Militärführung hat den Umgang mit den "Freiwilligen" aus den Haftanstalten inzwischen erneut verändert. Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte die Gruppe Wagner das Privileg, in den Haftanstalten Rekruten zu werben. Als es Krach zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium gab, wurden vom Ministerium die Sturm-Z Einheiten geschaffen und mit Häftlingen gefüllt. Doch wegen Protesten aus der Bevölkerung wurde erneut umgestellt - aktuell nennen sich jene Einheiten Sturm-V.
Weiterlesen: Von der Gruppe Wagner zu Sturm-Z und weiter zu Sturm-V
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten bis auf die Eroberung der Stadt Awdijiwka nur wenige Veränderungen an der Front. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 29. Februar 2024 haben wir 46.378 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 6.425 gefundenen Kriegstoten seit Beginn des Jahres, also im Durchschnitt 107 gefallene Soldaten pro Tag.
Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 73 gefallene Soldaten pro Tag registriert.
Weiterlesen: Russische Kriegstote: Stand 29.02.24 - ohne Rücksicht auf Verluste
Im Monat Dezember 2023 haben wir 2.357 russische Kriegstote neu erfasst - also 77 gefallene Soldaten pro Kriegstag. Die Zahlen bleiben konstant hoch. Russland opfert weiterhin seine Bürger in großer Zahl, um minimale Erfolge vorweisen zu können.
Viele der gefallenen russischen Soldaten sind nicht nur Täter in einem verbrecherischen Krieg, sondern gleichzeitig auch Opfer eines Systems bei dem Menschenleben wenig zählen. In vielen Fällen sind es Männer mit geringer Bildung, kargem Auskommen und einfachen Berufen, die an der Front sterben. Es sind Traktorfahrer aus der Landwirtschaft, Feldarbeiter, Maurer, Arbeiter im Schichtdienst oder Wanderarbeiter, die sich als Freiwillige zum Dienst an der Front verpfllichten. Sie alle lockt das hohe Einkommen, die zahlreichen sozialen Verbesserungen und die vielen Propagandalügen, etwas Wichtiges und Wertvolles für ihr Land zu tun. Zusammen mit den Gefängnisinsassen der Sturm-Z Einheiten sterben sie häufig an der Front einen schnellen Tod.
Weiterlesen: Getötete russische Soldaten im Ukrainekrieg - Stand: 31.12.23
Panorama von Ulan-Ude -- Urheber: Zeitung "Number One" (Fotograf: Беркут)
Die Burjaten, Namensgeber der Republik, sind eine mongolische Ethnie, die vorwiegend den Buddhismus als Religion praktizieren. Sie stellen aber in der Republik eine Minderheit dar, zwei Drittel der Bevölkerung sind Russen.
Die Entfernung zwischen Ulan-Ude und Kiew beträgt über 5.000 km Luftlinie, mit dem Auto sind es noch einmal 1000 km extra. Trotzdem tragen Burjaten einen erheblichen Beitrag zum Krieg Russlands gegen die Ukraine bei.
Burjatien: Teil I bis 99, Teil II bis 199, Teil III bis 300, Teil IV bis 400, Teil V bis 500, Teil VI bis 700, Teil VII bis 900, Teil VIII bis 1100, Teil IX ab 1101
Vor einem Jahr haben wir ein Zitat von Kurt Tucholsky zum Thema gemacht. "Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik." Bei unserer Dokumentation russischer Kriegstoter sind wir schon lange bei der Statistik angekommen, aber immer wieder wollen wir auf all die Grausamkeiten jenes Krieges - besser jedes Krieges - aufmerksam machen. Diese zeigen sich in den Schicksalen der von der entfesselten Gewalt betroffenen Menschen.
Der Mann mit der Zigarette ist ein russischer Soldat. Er ist eigentlich kein Opfer, sondern ein Täter in einem verbrecherischen, völkerrechtswidrigen Krieg. Sein Name ist Rustam Lomako und er kommt aus der russischen Großstadt Tscheljabinsk. Vermutlich hat er 2019 seine Frau Ksenia geheiratet. Warum er als Soldat in den Krieg gezogen ist, bleibt uns unbekannt. Sicher ist dagegen, dass er irgendwo im Donbass sein Leben gelassen hat. Verwundet, von seinen Kameraden im Stich gelassen, ist er auf ukrainischer Erde ganz elendiglich gestorben.
Die zerstörte Stadt Awdijiwka nach Einnahme durch Russland
Nach knapp 40.000 bearbeiteten Todesnachrichten, dem Lesen unzähliger Kommentare in den russischen sozialen Medien, meinen wir, dass wir einen fundierten Einblick in das Denken der Menschen Russlands zum Krieg gegen die Ukraine haben. Trotz hoher Verluste an Menschen, trotz Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, kann man keine weitverbreitete Kriegsmüdigkeit in Russland erkennen. Viele Menschen formulieren die Parole – jetzt erst recht, Russland muss gewinnen.
Wir meinen, die Ukraine kann den Krieg nicht militärisch gewinnen, aber falls das Land die Angriffe Russlands durchstehen kann, ergeben sich Chancen aus der schwachen Wirtschaftskraft Russlands.
Straßenansicht Nischni Nowgorod -- Urheber: - Lizenz: Free Art License 1.3
Die Oblast Nischni Nowgorod liegt im europäischen Teil Russlands an der Wolga, ihre Fläche ist beinahe so groß wie Österreich. Von Moskau aus erreicht man die gleichnamige Hauptstadt leicht mit der Transsibierischen Eisenbahn, die Fahrtzeit beträgt etwa vier Stunden. Nischni Nowgorod gehört zu den interessantesten russischen Städten.
Mit Beginn der Mobilisierung Ende September 2022 haben sich die Todeszalhlen russischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine in fast allen Verwaltungseinheiten an der Wolga beschleunigt - auch aus der Oblast Nischni Nowgorod.
Nischni Nowgorod: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV bis 700 -- Teil V ab 701
Weiterlesen: Nischni Nowgorod: Die Besten gehen in der Ukraine in den Tod -- Teil V
Swetly ist eine Kleinstadt in Kaliningrad mit etwas über 20.000 Einwohnern. Früher hieß der Ort mal Zimmerbude. Eine Lehrerin präsentiert stolz einen Kadettenjahrgang auf VKontakte. Für militärischen Nachwuchs wird gesorgt.
Das ländliche Kulturhaus Pirozhkovsky gehört zu der Gemeinde Pirozhok, die sich im Kreis Wolgodonsk in der Region Rostow am Don befindet. Man gibt dort Gesangsunterricht, Tipps für gesunde Ernährung und Zeichenwettbewerbe. Wir sind durch eine Todesnachricht (virtuell) dort hin geraten. (Webseite)
Ein Söldner der Gruppe Wagner kam offensichtlich aus dem Ort. Pawel Miron (Foto links) wäre Kommandant einer Scharfschützeneinheit gewesen und ist am 01.06.23 im Ukrainekrieg gefallen. Über das Alter ist nichts bekannt, das Foto gibt dazu keinen Hinweis, da häufig Jugendfotos zu Beginn des Wehrdienstes für Todesnachrichten verwendet werden.
Wir haben uns bemüht Details zu jenem Kulturhaus in der Provinz herauszufinden. Gefunden haben wir eine traurige Hütte mit Blechdach und abgeblätterter Fassade.
Weiterlesen: Ein Kulturhaus in einer südlichen Provinz Russlands
Dreifaltigkeitskloster in der Stadt Stupino, Oblast Moskau - Foto: A.Savin -- Lizenz „Freie Kunst“
Die Oblast Moskau ist so etwas wie der Speckgürtel rund um Moskau. Die Stadt Moskau ist zwar der Verwaltungssitz der Oblast, ist aber ein eigenstädiges Föderationssubjekt. Die Oblast ist eine der dichtest besiedelsten Regionen Russlands und nach der Stadt Moskau die Region mit der höchsten Bevölkerung. Nach der Volkszählung von 2010 lebten 7,1 Millionen Menschen in der Region, die englische Wikipedia nennt inzwischen sogar 8,5 Millionen. 17 Großstädte über 100.000 Einwohner befinden sich in der Oblast, es gibt aber auch noch geschlossene Städte, nämich eine Stadt und vier städtische Siedlungen.
Was für die Stadt Moskau gilt, gilt auch für die Oblast in etwas abgeschwächter Form: Es gilt Kriegstote im Krieg gegen die Ukraine zu vermeiden. Folglich sind die Kriegsopfer gemessen an der Bevölkerung mit die niedrigsten in ganz Russland.
Moskau: Teil I bis 500 -- Teil II bis 700 -- Teil III ab 701
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten nur wenige Veränderungen an der Front. Russlands Offensive an vielen Abschnitten hat nur geringe Geländegewinne gebracht. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 15. Febraur 2024 haben wir 44.674 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 1.611 neuen Namen seit dem 31. Januar 2024 oder 4.722 gefundene Kriegstoten seit Beginn des Jahres.
Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 2.200 gefallene Soldaten pro Monat registriert.
Weiterlesen: Russische Kriegstote: Stand 15.02.24 - die Mehrzahl kommt vom Land
Wir können zum Tod von Alexej Nawalny nur wenige Informationen beisteuern. Er war in ein Lager für Strafgefangene (IK-3) in der Gemeinde Charp im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden (siehe Karte). Die Region liegt im nord-westlichen Teil Sibiriens und besitzt wohl bedeutende Vorkommen an Erdgas und Rohöl. Die Gegend ist äußerst dünn besiedelt, der Ort Charp hat etwa 6.500 Einwohner und liegt nördlich des Polarkreises. Die Bewohner der Region sind zum überwiegenden Teil Russen, die Namensgeber der Region, die Nenzen, stellen gerade mal neun Prozent der Bevölkerung.
In den aktivsten Gruppen der russischen Kriegsgegner befinden sich Unterstützer von Alexej Nawalny. Einer der wichtigsten Ideengeber bei der Suche nach den Opfern des russischen Angriffskrieges war der ehemalige Berufsoffizier Vitaly Wotanowsky. (Foto rechts: Putin: Es gibt nicht genug Gift für uns alle) Er besuchte systematisch die Friedhöfe der Region Krasnodar, fand dabei auch den größten Wagner-Friedhof Russlands und dokumentierte auf diese Weise, dass ein großer Teil der russischen Kriegstoten verborgen wurde. Auch Vitaly Wotanowski stand den Nawalny-Aktivisten nahe oder war Teil davon, hat aber aus Sicherheitsgründen Russland inzwischen verlassen.
Zu den Unterstützern von Nawalny gehört auch Semjon Kotschkin, der für die Region Tschuwaschien diverse Informationsquellen veröffentlicht. Er führt eine Liste aller dortigen Kriegstoten, gehört ebenfalls zum weiten Kreis der Nawalny-Unterstützer, musste sich aber ebenfalls ins Ausland absetzen.
Die Ehefrau eines im Ukrainekrieg gefallenen Stary-Oskol-Häftlings (Region Belgorod), die 64 Diebstähle und drei Raubüberfälle begangen hat, will eine Entschädigung für den Tod ihres Mannes. Vor dem Krieg beklauten sie und ihr Mann die Geschäfte der Region.
Dies ist ein Telegram-Beitrag der Belgoroder Initiative "Asche" den wir leicht redigiert wiedergeben.
Frühling in Elista -- Urheber: CC BY-SA 3.0 - Lizenz:
Kalmückien ist eine der vielen Besonderheiten rund um den Kaukasus. Die Kalmücken sind eine mongolische Ethnie, die es im frühen 17. Jahrhundert bis an die untere Wolga geschafft hat. Stalin hat das Volk 1943 zurück in den Osten deportiert, in den 50-iger Jahren wurde das Gebiet wieder eine autonome Republik. Die Kalmücken stellen knapp 60 Prozent der Bevölkerung und sind das einzige mehrheitlich buddhistische Volk in Europa.
Das Land ist dünn besiedelt, große Teile der Natur sind Steppe mit der Tendenz zur Wüstenbildung. Landwirtschaft ist der bedeutendste Wirtschaftsfaktor, dazu gibt es etwas Industrie in der Hauptstadt Elista und Öl- und Erdgasvorkommen am Kaspischen Meer. Im Gegensatz zu den anderen buddhistischen Völker Russlands (Tuwiner, Burjaten) sind die Toten in Russlands Krieg gegen die Ukraine relativ gering. Aber auch hier geht die Todesrate steil bergauf.
Kalmückien: Teil I bis 100 -- Teil II ab 101
Weiterlesen: Kalmückien - geschickt und furchtlos in den Tod -- Teil II
Sağit Ağiş Straße Ufa -- Urheber: -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Republik Baschkortostan hat sich nach dem Zerfall der Sowjetunion weitgehende Autonomierechte gesichert. Baschkortostan hat 4,1 Millionen Bewohner, die Hauptstadt ist Ufa mit 1,1 Millionen Einwohnern.
Im Krieg gegen die Ukraine steht die Teilrepublik aber fest an der Seite der Zentralregierung und hat eigene Freiwilligenverbände an die Front geschickt. Die Zahl der Kriegstoten ist deshalb entsprechend groß.
Baschkortostan:
Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V bis 700 -- Teil VI bis 900 -- Teil VII bis 1.100 -- Teil VIII bis 1300 -- Teil IX ab 1301
Weiterlesen: Baschkiren, die für den Donbass starben - Teil IX
Uljanowsk. Blick auf die Wolga -- CC BY-SA 3.0 --
Uljanowsk ist eine russische Großstadt an der Wolga mit etwa 600.000 Einwohnern und Hauptstadt des Gebietes Uljanowsk. Die Stadt liegt an der Wolgaplatte, an den Ufern der Flüsse Wolga (Kuibyschewer Stausee) und Swijaga, an dem Punkt, wo ihre Kanäle zusammenlaufen. Sie liegt 890 km östlich/südöstlich von Moskau.
Aus der Region werden vereinzelte Proteste gegen den Ukrainekrieg berichtet.
Uljanowsk: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 - Teil IV ab 401
Weiterlesen: Uljanowsk: Kriegstote begraben und Demonstranten verurteilt -- Teil IV
Ohne große Anmerkungen wollen wir die Zusamenstellung zum 15.12.23 veröffentlichen. Bemerkenswert ist die Entwicklung in der Region Baschkortostan, die langsam aber sicher die Region Swerdlowsk in der Zahl der getöteten Soldaten einholt.
In absoluten Zahlen steht jetzt die Region Krasnodar an erster Stelle. Hier haben wieder Freiwillige die Friedhöfe der Region nach unveröffentlichten Kriegstoten abgesucht.
Panorama von Mineralnyje Wody -- Urheber: Rostislaw Stanislawowitsch Gwosdew -- Lizenz: CC BY 3.0
Mineralnyje Wody - das heißt übersetzt Mineralwasser und ist der Name einer Stadt mittlerer Größe im Süden Russlands. Sie liegt im Vorland des Kaukasus in der Region Stawropol und dort finden sich im Gegensatz zum Namen keine Mineralquellen. Die gibt es aber in der Umgebung.
Danila Kharchenko kommt aus der Stadt und unterhält eine Gemeinschaftsseite auf VKontakte und einen Telegram-Kanal, auf denen er über Stadtgeschehen berichtet. Zum Krieg gegen die Ukraine nimmt er eine kritische Haltung ein. Die Sache eskalierte, als er eine Liste der im Ukrainekrieg getöteten Soldaten und Söldner aus der Stadt veröffentlichte. VKontakte schloss seine Seite aufgrund der Veröffentlichung „gefälschter Informationen über die Aktionen der russischen Streitkräfte in der Ukraine“.
Weiterlesen: Im Krieg gegen die Ukraine getötete Einwohner von Mineralnyje Wody
Straßenbahn in Krasnodar -- Foto: CC BY 2.0
Die Region Krasnodar zählt zu den dichtestbesiedelten und wirtschaftlich am stärksten entwickelten Regionen Russlands. Insbesondere die Landwirtschaft ist ein Schwerpunkt der Region. Die fruchtbaren Schwarzerdeböden brachten der Region Krasnodar den Namen „Kornkammer Russlands“, dazu gibt es Weinanbau, Tee, Tabak und Zitrusfrüchte.
Bei etwa fünf Millionen Einwohnern sind die bisher gemeldeten Kriegstoten im Ukrainekrieg keine bedeutende Zahl. Aber auf den Friedhöfen der Region wächst die Anzahl der Soldatengräber, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch jene verheimlichten Verluste in die Öffentlichkeit gelangen. Die Kriegsgräber rund um Krasnodar haben wir in einer gesonderten Datei zusammengefasst, soweit es keine weiteren Informationen zu den dort begrabenen Soldaten gibt, die zudem auch aus anderen Regionen kommen können.
Krasnodar:
Teil I bis 102 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI ab 801
Friedhöfe I bis 100 -- Friedhöfe II bis 300 -- Friedhöfe bis 500 -- Friedhöfe ab 501
Wagner-Friedhof I -- Wagner Friedhof II -- Wagner Friedhof III
Weiterlesen: Krasnodar - von der russischen Riviera in den ukrainischen Tod -- Teil VI
Wir hatten als Vorwort zu unserer Zusammenfassung von Ende März geschrieben:
Es liegt in der Tradition der russischen Armee, dass man ohne Rücksicht auf Verluste versucht, eigene Erfolge zu erzwingen. Die Taktik der Gruppe Wagner bei der Eroberung von Bakhmut war dafür ein Beispiel, die reguläre russische Armee geht identisch vor. Man wagt einen schnellen Vorstoß mit gepanzerten Fahrzeugen, setzt seine Mannschaften in der Nähe des Gegners ab und zieht die Transporter sofort wieder zurück. In der Zwischenzeit versuchen die zurückgelassenen Soldaten, die gegnerischen Gräben zu erreichen oder eigene befestigte Positionen zu schaffen. Das gelingt hin und wieder und so rückt die russische Armee unter hohen Verlusten langsam aber sicher weiter vor.
Wir zeigen meist bewusst keine Aufnahmen vom Kampfgeschehen an der Front. Heute veröffentlichte ein ukrainischer Telegram-Kanal jedoch ein Video, das genau solch einen beschriebenen Angriff zeigt. Aufgenommen von einer Überwachungsdrohne setzt ein Mannschaftstransporter eine Gruppe russischer Soldaten nahe den ukrainischen Stellungen ab und fährt dann schnell davon. Die Soldaten versuchen die gegnerischen Gräben zu erreichen, es werden immer weniger. Einer schafft es und wird wahrscheinlich auch durch Handgranaten getötet. Zum Video
mk.ru steht für die Zeitung der Redaktion „Moskowski Komsomolez“. Die Online-Ausgabe gibt es für die verschiedensten Regionen Russlands, z.B karel.mk.ru aus Karelien usw. Allerdings ist mk.ru aus Deutschland nicht mehr aufrufbar. Die Links funktionieren weiterhin, wenn man einen VPN benutzt, dessen Einwahl ins Netz nicht aus Deutschland erfolgt.
Wir veröffentlichen im Moment nur noch Listen der gefallenen Soldaten um auf Grund der steigenden Todesrate weiterhin einigermaßen aktuell zu bleiben.
Diese Listen gefallen uns selbst nicht, da sie nur wenige Informationen enthalten. Wir zeigen deshalb vermehrt Nachrichten in der Rubrik "Ausgewählte Meldungen", die uns erwähnenswert erscheinen.
Die Tabellen der Regionen haben wir heute aktualisiert.
Wie wir bereits angekündigt haben, handelt es sich um ein reines Namensupdate, das leider nicht so informativ wie unsere bisherigen Tabellen ist. Diese Vereinfachung ist der Menge der täglichen Kriegstoten geschuldet. Wer Details wissen will, muss den angegegeben Links folgen.
Häufig werden Nachrichten auch schnell wieder gelöscht. Uns liegt dazu ein Screenshot vor, aber dieser lässt sich via der Listen kaum sinnvoll einfügen. Wir haben in diesem Fall auf den Telegram-Kanal "Warten Sie nicht auf mich aus der Ukraine" verlinkt, der die fehlenden Informationen meist bereitstellt.
Heute haben wir unsere Datenbank bis zum 10.03.24 so aktualisiert, dass wir die Ergebnisse den Tabellen der russischen Regionen zuführen könnten. Da aber die Zeit nicht stehen geblieben ist, werden wir nach Ostern auch noch den Rest bis zum 28.03.24 aufarbeiten. Dann gibt es endlich wieder einen detaillierten Monatsabschluss diesmal zum Datum von heute, weil wir uns über die kommenden Ostertage frei nehmen werden.
Das erzielte Ergebnis ist zwar wie erwartet, leider gehen viele interessante Details auf diese Weise verloren. Aber wir müssen damit leben, dass auf Grund der ständig steigenden Zahl an russischen Kriegstoten, die Individuen hinter der schieren Menge verschwinden.
PS Trotz Osterferien gibt es auch weiter täglich neue Informationen. Wir haben etwas vorgearbeitet.
Wir hatten uns eigentlich zum Thema gemacht, den russischen Angriffskrieg von Seiten der Menschen Russlands aus journalistisch zu begleiten. Leider bekommt jene journalistische Seite unserer Arbeit immer weniger Raum, weil uns die Zeit dafür fehlt. Interessante Themen gibt es genug. Dafür fühlen wir uns immer mehr als Buchhalter des Todes, denn das Führen jener Statistik verschlingt den allergrößten Teil unserer Arbeitszeit.
Zudem gibt es auch noch ein Privatleben, wir fallen hin und wieder tageweise aus und kommen auf Grund der ständig wachsenden Zahl an russischen Kriegstoten immer mehr in Rückstand.
Wir haben uns deshalb zu einem Befreiungsschlag entschlossen. Wir werden in den kommenden etwa 14 Tagen keine Aktualisierung der regionalen Tabellen mehr vornehmen. Dafür werden wir die Lücken (fehlende Regionen, gelöschte Meldungen) in unserer Datenbank schließen und danach als einfache Listen in unseren Tabellen nachtragen.
Das alles geht viel schneller, hat aber den Nachteil, dass jene Listen nur einen begrenzten Informationsgehalt haben: Übersetzter Name, Originalname mit Link, Region, Alter, soweit vorhanden. Wer mehr wissen will, muss den angegebenen Links folgen. Auf Grund der schieren Menge an Kriegstoten treten die Einzelfälle sowieso immer mehr in den Hintergrund.
Danach - sehen wir weiter.
Das nächste Update zum 15.März 24 kommt wie gewohnt.
Aus unerfindlichen Gründen meint das Google-Übersetzungsprogramm manchmal, ein russischer Beitrag wäre in englischer Sprache verfasst: Seine Übersetzung lautet dann so:
Der polnische Kriegsminister Alexej Romanowitsch, 25., hat seinen russisch-orthodoxen Dollar in der Ukraine zum zweiten Mal gewählt. 12.2003. Sie müssen nur etwas dafür tun... Die jungen Leute, die Alex im Stich gelassen hat, und ein einziges Mal mit diesem deutschen Unternehmen gesprochen haben, haben keinen einzigen Punkt auf ihrer Seite gefunden. Die Frist endet am 24. August in der Woche vor 13.00 Uhr. Die Bezirksverwaltung, die sowjetischen Bezirksdeputierten haben eine neue und glückliche Alexeja Romanowitsch ausgewählt....
Richtiger wäre:
Unser Landsmann aus dem Dorf Margaritovka, Oberfeldwebel Aleksey Romanovich Korobkov, geboren am 25. Dezember 2003, Flammenwerfer-Lader, hat seine Militärpflicht im Kampf gegen die Nazis in der Ukraine bis zum Ende erfüllt. Gesegnete Erinnerung an Sie ... Alexeis Waffenbrüder werden sich am Feind rächen und mit ihren beeindruckenden Waffen mehr als eine Nazi-Hochburg für Ihren Tod zerstören. Der Abschied findet am 24. August um 13.00 Uhr im Dorf Margaritovka statt. Die Bezirksverwaltung und der Rat der Volksabgeordneten des Bezirks sprechen der Familie und den Freunden von Alexei Romanovich ihr Beileid aus....
Eigentlich - hatten wir die Berichterstattung über die russischen Kriegstoten als journalistisches Projekt geplant. Wir wollten über jene russische Scheinwelt berichten, in der eine Eroberung als Befreiung dargestellt wird. In der normale Ukrainer zu neuen Nazis deformiert werden, die man ausmerzen möchte. Wer konnte am Anfang auch ahnen, welche Ausmaße jener Krieg annehmen würde.
Folglich haben wir die Berichte über russische Kriegstote anfänglich im Volltext dokumentiert und tun das in wenigen kleinen Regionen noch immer. Als es immer mehr wurden, haben wir Listen und Tabellen geführt - die Tabellen haben sich letztlich durchgesetzt. Aber jetzt müssen wir der schieren Menge weiter Tribut zollen. Wir werden die Angaben in den Tabellen weiter reduzieren und auf Originalnamen, übersetzter Name, Alter und Ort beschränken. Fotos gibt es nur in besonderen Fällen. Wer mehr wissen möchte, muss den Links folgen. Es kann auch zukünfig möglich sein, dass wir dazwischen eine Liste aus unserer Datenbank schieben, um wieder etwas aktueller zu werden.
Und noch etwas: Fotos verkleinern wir auf 200 Pixel in der Breite. Enthalten diese aber weitere Informationen, dann bleibt die Originalgröße erhalten. Mit Rechtsklick auf das Foto kann man das darstellen.
Zitate weisen wir nicht extra aus, sondern sind immer in kursiver Schrift dargestellt.
Die Übersetzung von Namen ist ein ständiges Ärgernis. Wir wollen damit nicht viel Zeit verschwenden und übernehmen die Übersetzung durch DeepL oder Google. Beide Übersetzungsprogramme sind bei Namen extrem fehlerbehaftet und haben als Basis immer die englische Sprache. Grobe Fehler verbessern wir, aber unterschiedliche Darstellungen lassen wir stehen. So kann der selbe Name hin und wieder anders geschrieben auftauchen. Ab Anfang 2023 veröffentlichen wir aus diesem Grund alle Namen zusätzlich in kyrillischer Schrift.
Wir bereiten im Moment den Abschluss des Jahres 2023 vor. Dafür fehlen uns noch etwa 100 Einträge, die es zu recherchieren gilt.
Gleichzeitig haben wir unsere Datenbank zum 29.02.24 aktualisiert. Auch diese Daten müssen wir erst aufbereiten. Deshalb wird es bis zum 03.03.24 wenig sichtbare Aktivität auf unserer Seite geben.
Wir haben uns entschieden, zum Beginn des dritten Kriegsjahres keine aktuellen Zahlen zu veröffentlichen. Sie hätten keine besondere Aussagekraft, das Monatsende kommt sowieso in wenigen Tagen. Dann legen wir die aktuellen Zahlen auch vor.
Das düstere Bild des Kriegsverlaufs verdunkelt sich sowieso immer weiter. Die russischen Todeszahlen werden nicht weniger. Russland zeigt immer deutlicher, dass Menschenleben der Staatsführung nichts wert sind. Man wirft immer mehr Soldaten in das Kampfgeschehen, um wenige Meter vorzurücken.
Dagegen werden wir an diesem Wochenende unsere Einschätzung zum Kriegsverlauf vorlegen. Wir glauben nicht, dass dieser Krieg militärisch entschieden wird. Aber dazu gibt es einen gesonderten Beitrag in den nächsten Stunden.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator seit über 25 Jahren im Internet recht unregelmäßig präsent. Seit 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt hat er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner informiert.
Privat war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Alexej, 19 Jahre
Aus der Swerdlowsker Kleinstadt Sredneuralsk kam Alexej Artemowitsch Bulanow, geboren am 05.08.2003. Er war mit seiner Berufsausbildung als Schweißer fertig und musste seinen Wehrdienst antreten. Wehrdienstleistende dürfen nicht im russischen Krieg eingesetzt werden. Aber Alexej kam in die Region Belgorod nahe der ukrainischen Grenze und da wird ständig geschossen. Am 4. April beendeten die Splitter einer Granate sein Leben.
Der Selenginsky Bezirk liegt im zentralen Teil der russischen Teilrepublik Burjatien. Der größte Teil des Territoriums liegt in den Steppen- und Waldsteppenzonen innerhalb des Selenginsky-Mittelgebirges. Die Gegend ist land- und forstwirtschaftlich geprägt, große Unternehmen hat es nicht dort hingezogen. Der Bezirk wird von knapp 41.000 Menschen bewohnt, davon leben 26.000 in der Stadt Gusinoozersk. Ethnische Russen machen etwa mehr als 60% der Bevölkerung aus, die Burjaten haben einen Anteil von 35%.
Das alles als Erläuterung zu einer Liste mit 88 Namen. Es sind die im russischen Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten aus dem Selenginsky Bezirk. Die Gemeindeverwaltung hat diese Zusammenstellung verfasst, wir haben bisher nur einen neuen, nicht von uns erfassten Soldaten darin entdeckt.
Setzt man die Todeszahlen in Relation zur Bevölkerung entsprechend unseren anderen Statistiken, dann bekommt man 216 Kriegstote auf 100.000 Bewohner. Das ist der bisher höchste von uns ermittelte Wert einer Region und offensichtlich der dortigen schlechten wirtschaftlichen Situation geschuldet.
Wir haben die Liste durch Google übersetzen lassen und nicht weiter redigiert (pdf). So finden sich die typischen Fehler dieses Übersetzungsprogramms. Aber für einen Überblick erscheint uns die Qualität ausreichen. Das Original in russischer Sprache findet man hier.
In der Hauptstadt Ufa der russischen Teilrepublik Baschkortostan gibt es ein ökologisches und biologisches Zentrum „LIDERECO“. Unter dem Motto "global denken, lokal handeln" bietet es Kurse zur Weiterbildung für klein und groß in einem weit gefassten Themenkreis an.
Michail Alexejewitsch Mitrochow war der ehemalige stellvertretende Direktor des Zentrums und war wohl nicht nur am Schreibtisch und in Fortbildungskursen aktiv, sondern auch ganz praktisch bei Aufräumtagen in der Natur oder begleitete Gruppen auf Wanderungen und Fernexpeditionen.
Auch Michail, obwohl nicht mehr jung, zog es in den Krieg, um Russland zu neuer Größe zu verhelfen. Er wurde Anfang des Jahres bei Awdijiwka vermisst und aktuell bestattet.
17.04.24
Die Fahnen in den Farben des Regenbogens hatten in der Geschichte vielfältige Bedeutungen. Sie waren Symbol in den deutschen Bauernkriegen, in den Friedensbewegungen des frühen und späten 20. Jahrhunderts. Und schließlich wurden sie auch Teil der Schwulen- und Lesbenbewegungen weltweit. In Russland ist die Sache kompliziert. Die "Jüdische Autonome Oblast" hat die Regenbogenfarben in ihrer Flagge, aber meist ist sie verboten.
Auf dem Friedhof von Woronesch wurde heimlich ein Grab mit der Regenbogenflagge geschmückt. Es handelte sich dabei um die Ruhestädte von Wassili Kurdjumow, einem Geheimdienstleutnants der russischen Streitkräfte, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Auf Grund der Zensur darf kein Foto der so geschmückten Grabstelle veröffentlicht werden. Deshalb wurde in der Öffentlichkeit darüber spekuliert, ob es sich um ein verspätetes "Coming Out" handelte oder um bloßen Vandalismus.
17.04.24
Linar Zufarowitsch Batalow war Kickboxer und hatte im Lauf seiner Sportkarriere eine ganze Menge Titel gesammelt - vorausgesetzt man stuft Kickboxen als Sport ein: Meister der Internationalen Sportklasse im Kickboxen, mehrfacher Medaillengewinner der russischen Meisterschaften (2008-2013), Silbermedaillengewinner der Europameisterschaft (2010), Weltmeister, Gewinner der Weltmeisterschaft (2012), Silbermedaillengewinner der Europameisterschaft 2012, Mitglied der russischen Kickbox-Nationalmannschaft (2010-2013).
Doch auch Linar musste erkennen, dass im Krieg solche Fertigkeiten wenig bedeuten. Er wurde am 13. März in der Ukraine getötet. Im Nachruf schreibt der Autor, er hätte die Zivilbevölkerung beschützt.
14.04.23
Die russische Region Orenburg wird im Moment durch große Überschwemmungen heimgesucht. Zahlreiche Dämme sind gebrochen, die abfließenden Wassermassen haben ganze Stadtviertel unter Wasser gesetzt. Betroffen ist auch die Stadt Busuluk in der Region, die am Zusammenfluss der beiden Flüsse Samara und Busuluk liegt.
Dies nur als aktueller Hinweis auf die dortige Situation. Denn wir wollen einen gefallenen Soldaten vorstellen, der Ende März in Busuluk begraben wurde. Er ist uns durch seinen wirklich deutschen Namen aufgefallen: Waldemar Walter.
Waldemar wurde am 16. September 1989 geboren und hatte sich im August 2023 entschlossen, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Er hat die Entscheidung nicht überlebt. Die örtliche Verwaltung schreibt dazu: "Er kämpfte tapfer und mutig. Aber in der letzten Schlacht wurde Waldemar verwundet. Es stellte sich heraus, dass die Wunde nicht mit dem Leben vereinbar war."
12.04.24
Salym ist ein großes Dorf mit knapp 8.000 Bewohnern im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen. Die dortige VKontakte-Seite meldet den Tod von Sergej Nikolajewitsch Skuratow (Foto). Er ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen, die Trauerfeier wird für den 29. März 24 angekündigt. Soweit eine in diesen Tagen ganz normale Bekanntmachung.
Doch in den Kommentaren zur Nachricht geht es dann hoch her. Denn Sergej Skuratow gehörte zu den Sturm-V Einheiten, die sich aus Insassen der Gefängnisse zusammensetzen. Im Jahr 2021 hatte der Mann nach einem Streit unter Eheleuten seine Frau mit Benzin übergossen, angezündet und so getötet.
Soll man am Sarg diese alte Geschichte auspacken, denn der Mann hätte sein Verbrechen gesühnt? Oder wäre am Ende die getötete Frau selbst schuld, weil sie ihren Mann nicht mit Respekt behandelt hätte? Auch wäre bei beiden Alkohol im Spiel gewesen!
Die Debatte gibt einen guten Einblick in die Gedankenwelt in der russischen Provinz - mit dem Übersetzungsprogramm DeepL sind die Kommentare sehr gut zu lesen.
Der Starorusski-Bezirk gehört zur Region Nowgorod in Russland. Die Bezirksverwaltung meldete Ende März: "Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass unser Landsmann Andrej Leonidowitsch Mjachetschew, geboren 1975, während der Durchführung von Aufgaben während einer speziellen Militäroperation starb. Andrei Leonidovich meldete sich im Oktober 2023 freiwillig in der Einsatzzone des nördlichen Militärbezirks und wurde am 8. Februar 2024 mit dem Orden des Mutes
ausgezeichnet."
Das Protokoll eines Strafverfahrens aus St. Petersburg vom 25.05.2018 erzählt eine andere Geschichte.
Jener Andrej Mjachetschew traf sich mit einem Kumpel aus alten Knasttagen zu einem Besäufnis. Beide waren pleite und so kamen sie auf die Idee, draußen auf der Straße einen zufällig ausgewählten Passanten mit einem Messer zu bedrohen und auszurauben.
Im dunklen Hinterhof eines Gebäudes trafen sie auf eine Frau mit einem Bündel in der Hand. Der eine hielt ihr den Mund zu, der andere hielt ihr das Messer an den Hals. Die Frau versuchte zu schreien und wehrte sich. Der Kumpel erstach sie.
Die Beute: Wertlose Dinge und 450 Rubel, etwa 5 Euro.
Das St. Petersburger Gericht verurteilte Mjachetschew zu 11 Jahren Haft, die der Mann 2023 als Soldat einer Sturm-Z Einheit zu verkürzen versuchte.
Es gibt nicht mehr viele Udehe - keine 2.000 mehr. Sie leben im Osten Russlands in der Region Primorje und Chabarowsk und sind ein indigenes Volk im Südosten Sibiriens. Das kleine Dorf Agzu ist ein Udehedorf, das wir bereits Anfang 2024 vorgestellt haben. Von den etwa 150 Bewohnern ist jetzt der dritte Udehe im Ukrainekrieg gefallen.
Nikolaj Nikolajewitsch Dorofejew (Foto) wurde am 26. März 24 in seiner Heimat begraben.
Die niederländische Gruppe "Bots" war mit ihren sozialkritischen Liedern Teil der deutschen Friedensbewegung Ende der siebziger Jahre. Viele, die in der kritischen deutschen Liedermacherszene versammelt waren, halfen dabei, ihre Lieder in die deutsche Sprache zu übertragen. Das ist lange her und ihr bekanntestes Lied "Was wollen wir trinken" kann man aktuell nur noch im Hoffenheimer Stadion beim Torerfolg der Heimmannschaft hören.
Jetzt kamen die anliegenden Bewohner des Morosowsk Luftwaffenstützpunktes in der Region Rostow am Don ebenfalls in den Genuss jenes Liedes. Eine anfliegende ukrainische Kamikazedrone hatte einen Lautsprecher eingebaut und beschallte beim Anflug auf das Ziel die umliegende Gegend.
Nachtrag: Bei der Suche nach dem passenden Link auf youtube wurde das Lied im Zusammenhang mit der deutschen Wehrmacht und den DDR-Truppen gezeigt. Keine Ahnung wer das verbrochen hat. Das Lied ist in einem antimilitaristischen Umfeld entstanden.
Die Stadt Kaschira in der Oblast Moskau haben wir bereits vorgestellt. Sie liegt im Speckgürtel rund um Moskau und nicht irgendwo weit weg auf dem Land. Trotzdem wird auch dort das offizielle Mantra zum Krieg gegen die Ukraine rezitiert. Wir zitieren aus dem Vorwort zu einem Konzertbericht:
Am 24. Februar 2024, dem zweiten Jahrestag der besonderen Militäroperation, veranstaltete das Heimatmuseum Kaschira ein Konzert mit dem Titel "Land der Helden".
Und tatsächlich hat Russland im Laufe seiner jahrhundertealten Geschichte sein Heldentum unter Beweis gestellt und wiederholt Siege an verschiedenen Fronten errungen. Besonders jetzt, wo unser Land erneut mit dem Gesicht des Faschismus konfrontiert wird. Die multinationale Armee sieht eklatante Fälle von Grausamkeit gegenüber Zivilisten.
Täglich hören wir von den Heldentaten russischer Soldaten, von ihrer Furchtlosigkeit und Selbstaufopferung. Jetzt ist die Zeit für Helden. Unsere Armee hat bewiesen, dass sie echte Helden enthält, die sich entschlossen und mutig nicht nur den ukrainischen Streitkräften, sondern dem gesamten NATO-Block entgegenstellen.
Nachricht aus dem Telegram-Kanal von Michail Raswoschajew, Gouverneur der Stadt Sewastopol/Krim:
Heute verabschiedete Sewastopol den Schützen des Angriffskommandos Sturm Z, Dmitri Alexandrowitsch Dobritski.
Dmitri Alexandrowitsch Dobritski wurde in Sewastopol geboren und wuchs dort auf. Er absolvierte die Schule Nr. 4 und 2018 die Sewastopol Schiffsbauschule. Er arbeitete in einer der Stadtverwaltungsgesellschaften.
Im Jahr 2019 wurde er verurteilt und zur Verbüßung seiner Strafe geschickt. Im Jahr 2023 beschloss er, seine Schuld zu büßen, unterzeichnete einen Vertrag mit den Streitkräften der Russischen Föderation und wurde nach der Ausbildung in das Kampfgebiet geschickt.
Dmitri Alexandrowitsch Dobritski starb im Kampf in der LPR-Region Kremennaja.
Ewige Erinnerung an den Krieger!
Die Region Brjansk grenzt an Belarus im Westen und an die Ukraine im Süden. Immer wieder gibt es auch Gefechte in der Grenzregion im Süden mit ukrainischen Grenztruppen oder mit russischen Oppositionskräften. Dabei wurde Anfang November 23 auch ein Soldat aus der fernen Region Chabarowsk getötet. Nachstehend der Originalbericht:
Name: Sergej Wassiljewitsch Ma-Yu-Kun
Dienstgrad: Oberfeldwebel
Militärische Position: Stellvertretender Zugführer
Region: Gebiet Chabarowsk
Ort: Chabarowsk
Geburtsdatum: 04.05.1982
Sterbedatum: 06.11.2023
Am 6. November 2023 befand sich Stabsfeldwebel Ma-Yu-Kun mit seiner Einheit auf dem Gebiet eines Stützpunktes in der Region Brjansk. Gegen 10:30 Uhr geriet der Stützpunkt des Zuges unter feindlichen Mörserbeschuss aus dem Gebiet der Ukraine. Stabsfeldwebel Ma-Yu-Kun bewies Mut und Tapferkeit, hatte selbst keine Zeit, sich vor dem Mörserbeschuss in Sicherheit zu bringen, als eine Granate explodierte und der Stützbalken des Kommunikationsgangs, in dem sich der Soldat befand, einstürzte. Infolgedessen wurde Stabsfeldwebel Sergej Wassiljewitsch Ma-Yu-Kun getötet.
Für seinen Einsatz, seinen Mut und seine Tapferkeit wurde Oberfeldwebel Ma-Yu-Kun mit der Gold-Star-Medaille und posthum mit dem Titel „Held der Russischen Föderation“ ausgezeichnet.