31.12.22 - 7.884 // 28.02.23 - 12.227
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier die Todesmeldungen aus den Regionen und sozialen Medien und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
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Berichte aus 61 Regionen Russlands: Liste der Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.02.23 | Alle Regionen werden ständig aktualisiert.
Die Administration der Region Nischni Nowgorod gibt an, dass sie bis zum 04. August 22 an die Familien der in der Ukraine gefallenen Soldaten 150 Millionen Rubel zugewiesen hätte.
Der Gouverneur der Region, Gleb Niktin (Foto), hatte zuvor festgelegt, dass zusätzlich zu den Zahlungen des Zentralstaates (zwischen fünf und sieben Millionen Rubel) die Region noch zwei Millionen (ca. 32.000 €) dazu gibt. Zu erwähnen ist allerdings, dass die Kaufkraft des Rubels in Russland deutlich höher ist.
Die hier zusammengestellten Todesmeldungen stammen aus 32 Regionen Russlands mit einer Einwohnerzahl von etwa 81 Millionen Menschen, also 56% der gesamten Bevölkerung Russlands. Welche Regionen in die Zählung Eingang gefunden haben, erfolgte auf Grund der ersten recherchierten Todesmeldungen – also ohne bestimmten Plan. Mehr Regionen zu beobachten und recherchieren hätte unser Team überfordert.
Weiterlesen: Aktuelle Statistik über erfasste russische Kriegstote
Der Militärkommissar der Region Tver Igor Yanin ist zufrieden, seit Beginn der "Sonderoperation" habe sich die Zahl der Einwohner der Region Twer verdoppelt, die im Rahmen eines Vertrages in den Ukrainekrieg ziehen wollen. Unter den Freiwilligen, die zum Damoklesschwert für ukrainische und europäische Nationalisten und Neofaschisten würden, gäbe es viele Bewohner des Twer-Landes. Und er sieht vor allem hehre Ziele bei den geworbenen Kämpfern.
Eine der Gründerinnen der von der Ukraine abtrünnigen Region Donezk ist offensichtlich in den letzten Tagen im Krieg in der Ukraine gestorben, das berichten übereinstimmend Quellen von beiden Seiten der Front.
Olga Sergeyevna Kachura, Kampfname Korsa, hatte den militärischen Rang eines Oberst und war Kommandeurin der dritten separaten motorisierten Schützenbrigade aus Horliwka. Der Bürgermeister der Stadt spricht auch von einem irreperablen Verlust für das von Russland besetzte Horliwka.
Blick auf die kleine Hauptstadt Magas, Ali-Jurte und Ekazhevo vor dem Kaukasusgebirge - Urheber: CC BY-SA 4.0
Inguschetien ist die kleinste autonome Republik der Russischen Föderation. Sie liegt im Süden Russlands, im nördlichen Kaukasusvorland zwischen Nordossetien-Alanien im Westen und Tschetschenien im Osten. In Inguschetien lebten 2010 etwa 400 Tausend Einwohner. Mittlerweile gehören fast alle Bewohner zum Volk der muslimischen Inguschen, es dominiert Landwirtschaft.
Zwei Züge mit Soldaten aus Inguschetien befinden sich im Juli 2022 auf dem Territorium der Ukraine. Das berichtet die Internetseite Fortanga am 26.07.22. Die Teilnahme am Eroberungskrieg gegen die Ukrainer wird gut bezahlt, wirbt die Verwaltung. Militärpersonal kann eine spezielle Hypothek, eine einmalige Zahlung von 100.000 Rubel, ein Gehalt von bis zu 300.000 Rubel und am tödlichen Ende einen Sarg von 12,5 Millionen Rubel beantragen.
Wir haben bisher 41 gefallene Soldaten registriert.
Mohamat-Dorf an einem Sommertag -- Urheber: -- CC BY-SA 4.0
Baschkortostan / Baschkirien ist eine russische Republik im östlichen Teil des europäischen Russlands. Titularnation sind die Baschkiren. Baschkortostan ist die bevölkerungsreichste Republik der Russischen Föderation, die Mehrzahl der Bewohner sind Muslime, sich zum sunnitischen Islam bekennen. Das Land gehört zu den reichsten Republiken Russlands, was vor allem an der gut entwickelten Infrastruktur liegt.
An absolten Zahlen hat Baschkortostan eine hohe Anzahl Kriegstoter
Baschkortostan: Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V ab 501
Weiterlesen: Baschkiren, die für den Donbass starben - Teil II
Zehntausendkilometer das ist etwas mehr als die Reise von Frankfurt nach Los Angeles, aber die Entferung entspricht auch der Strecke zwischen dem umkämpften Donbass und Russlands östlicher Insel Sachalin. Und diese lange Strecke haben Einheiten der russischen Nationalgarde hinter sich gebracht, um im russisch besetzten Luhansk für Ordnung zu sorgen. OMON, das sind die Männer für die besonderen Aufgaben, halb Polizei, halb Militär und immer an vorderster Front, wenn es darum geht, renitenten Bürgern den rechten Weg zu weisen.
Eine Einheit besteht in der Regel aus 20-25 Polizeisoldaten. Die Omon-Kämpfer waren wohl soeben erst angekommen und in einem öffentlichen Gebäude in Lyssytschansk untergebracht, einer Großstadt mit etwa 100.000 Einwohnern im russisch besetzten Norden der Oblast Luhansk. Eine Tatsache, die der ukrainischen Armee nicht verborgen blieb.
Strand Bezirk Krasnodar -- Urheber:
Die Region Krasnodar zählt zu den dichtestbesiedelten und wirtschaftlich am stärksten entwickelten Regionen Russlands. Insbesondere die Landwirtschaft ist ein Schwerpunkt der Region. Die fruchtbaren Schwarzerdeböden brachten der Region Krasnodar den Namen „Kornkammer Russlands“, dazu gibt es Weinanbau, Tee, Tabak und Zitrusfrüchte.
Bei etwa fünf Millionen Einwohnern sind die bisher gemeldeten Kriegstoten im Ukrainekrieg mit 271 keine bedeutende Zahl. Aber auf den Friedhöfen der Region wächst die Anzahl der Soldatengräber, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch jene verheimlichten Verluste in die Öffentlichkeit gelangen. Die Kriegsgräber rund um Krasnodar haben wir in einer gesonderten Datei zusammengefasst, soweit es keine weiteren Informationen zu den dort begrabenen Soldaten gibt, die zudem auch aus anderen Regionen kommen können.
Krasnodar: Teil I bis 102 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301 // Friedhöfe I bis 100 -- Friedhöfe II ab 101 // Wagner-Friedhof I -- Wagner Friedhof II
Weiterlesen: Krasnodar - von der russischen Riviera in den ukrainischen Tod -- Teil II
In Holzkisten werden die toten burjatischen Soldaten ins 6.000 km entfernte Ulan-Ude transportiert - als Cargo 200, wie es in der Militärsprache verklausuliert heißt. In den Holzkisten befinden sich dann die Zinksärge, die ins Leichenschauhaus gebracht werden. Die Holzkisten mit Namen und Nummerierung bleiben achtlos zurück.
Eine Gruppe Freiwilliger, etwa 30 Mann stark, ist am 19. Juli von Tuwa aus ins Kriegsgebiet der Ukraine abgereist. Die Söldner werden zum ersten Mal in die Kampfzone geschickt und sollen ihre Vorgänger ersetzen, die seit Beginn des Ukrainekrieges an den Kampfhandlungen teilgenommen haben oder inzwischen tot oder verwundet sind. Der Job ist gut bezahlt, die Überlebenschancen allerdings gering.
Orenburg: Unfertig und verlassen -- Urheber: CC BY 3.0 -
Orenburg - der Name klingt deutsch, aber sonst hat die Oblast und die Stadt Orenburg nichts mit deutscher Kultur zu tun. Die Region liegt im Süden Russlands mit einer langen Grenze zu Kasachstan. Die Fläche der Oblast entspricht etwa Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Wie viele andere Grenzregionen Russlands verzeichnet auch Orenburg einen hohen Blutzoll im Krieg gegen die Ukraine.
Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV ab 301
Weiterlesen: Jugend aus Orenburg - getäuscht, belogen und geopfert - Teil II
Panoramablick auf Moskau vom Roten Oktober - Urheber:
Moskau - Hauptstadt Russlands und Regierungssitz - nach 141 Tagen Krieg und 2.500 hier öffentlich gemachten Kriegstoten können wir den ersten, uns bekannt gewordenen toten Soldaten aus der Stadt Moskau vermelden. Obwohl in der Stadt Moskau etwa acht Prozend der russischen Bevölkerung lebt, schien der Ukrainekrieg an der Hauptstadt ohne Verluste vorbeizuziehen. Passend dazu liefert die Information nicht ein Pressemedium aus der Stadt, sondern eine regionale Plattform aus Kaliningrad.
Moskau: Teil I bis 100 -- Teil II ab 101
Weiterlesen: Stadt Moskau - kaum Verluste im Ukrainekrieg -- Teil I
Blick auf die Stadt vom Mamaev-Hügel - Urheber: CC BY-SA 4.0
Wolgograd - auf dem Mamajew-Hügel steht heute eine große Gedenkstätte der russischen Opfer in der Schlacht um Stalingrad (heute Wolgograd). Vielleicht sollte eine weitere Gedenkstätte hinzukommen, denn die Stadt hat hohe Opferzahlen im Ukrainekrieg zu verzeichnen.
Wolgograd: Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 400 -- Teil V ab 401
Weiterlesen: Wolgograd - Befehle befolgen bis zum Schluss - Teil II
Sie tauchen zunächst in keiner Statistik auf - die gefallenen Soldaten der Pseudorepubliken Donezk und Luhansk. Immerhin hat am 22. Juni Donezk Zahlen bekannt gegeben. Danach wären 2128 Soldaten gefallen und 8897 Verwundete zu verzeichnen. Luhansk hält es wie Russland geheim.
Weiterlesen: In Luhansk wurden 58 Soldaten auf einmal beerdigt
„War is hell“ oder „Krieg ist die Hölle“ ist eine Aussage, die dem amerikanischen General Sherman zugesprochen wird. Und doch gelten in der Kriegshölle bestimmte Regeln. Kriegsgefangene sind menschlich zu behandeln, ihre Tötung ist strengstens verboten.
Aktuell geht es um das Schicksal zweier junger russischer Soldaten, die ganz am Anfang des russischen Krieges gegen die Ukraine irgendwie von ihrer Einheit getrennt wurden oder sich verlaufen hatten und von der ukrainischen Territorialverteidigung festgenommen wurden. Ihre Verhaftung wurde sogar auf Video festgehalten. Doch beide Soldaten aus Burjatien sind tot in ihre Heimat zurück gekehrt und wurden Anfang Juli bestattet.
(Foto oben Sergey Ochirov, unten Danil Dmitriev)
Weiterlesen: Wie starben Sergey Ochirov und Danil Dmitriev ?
Tuwa ist eine kleine autonome Republik im Süden Sibiriens mit gerade mal 300.000 Einwohnern. Etwa 80% der Bevölkerung stellen die Tuwiner, ein Turkvolk, das sich überwiegend zum tibetischen Buddhismus bekennt. Und Tuwa ist auch die Heimat des russischen Kriegsministers Sergei Schoigu. Da wundert es nicht, dass der Blutzoll des Krieges gegen die Ukraine das Volk von Tuwa besonders hart trifft. Gemessen an der Bevölkerung hat Tuwa den zweithöchsten Anteil an gefallenen Soldaten in Russland.
Es wird Zeit wieder aktuelle Zusammenfassungen zu veröffentlichen. Wir werden dies jetzt in kürzeren Abständen wiederholen. Die Urlaubszeit lässt im Moment allerdings nicht zu, dass wir ständig die russischen Medien nach Berichten über gefallene Soldaten auswerten. Zudem verstärkt sich der Eindruck, dass es einigen russische Lokalzeitungen inzwischen gänzlich untersagt ist, über gefallene Soldaten aus ihrer Region zu berichten. Auffällig ist dies in der Region Altai, wo immerhin drei konkurrierende Medien sich darüber ausschweigen und aus der Republik Tuwa, der Heimat von Kriegsminister Schoigu. Dort wurden bis Mai dürre Meldungen veröffentlicht, seither findet man mit viel Glück die Bestattungen in den sozialen Medien.
Hier unsere aktuelle Zusammenstellung vom 01.07.2022:
Weiterlesen: Aktuelle Zahlen im Ukrainekrieg getötete russische Soldaten
31. Airborne Assault Brigade aus Uljanowsk
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine begann bereits 2014. Igor Girkin war mit Geheimdienstsoldaten in den Donbass eingesickert und sollte für den Kampf gegen die Zentralregierung die russischstämmige Bevölkerung mobilisieren. Das gelang allerdings nicht wie erwünscht. So stand seine Soldateska im August 2014 vor der Niederlage. Erst als die reguläre russische Armee in die Kämpfe eingriff, wendete sich das Blatt. Zugegeben hat Russland diese Tatsache niemals - niemals wären reguläre Truppen im Donbass im Einsatz gewesen.
In Uljanowsk weiss man das besser. Dort ist die 31. Guards Separate Air Assault Brigade stationiert.
Panorama von Ulan-Ude -- Urheber: Zeitung "Number One" (Fotograf: Беркут)
Die Burjaten, Namensgeber der Republik, sind eine mongolische Ethnie, die vorwiegend den Buddhismus als Religion praktizieren. Sie stellen aber in der Republik eine Minderheit dar, zwei Drittel der Bevölkerung sind Russen.
Die Entfernung zwischen Ulan-Ude und Kiew beträgt über 5.000 km Luftlinie, mit dem Auto sind es noch einmal 1000 km extra. Trotzdem tragen Burjaten einen erheblichen Beitrag zum Krieg Russlands gegen die Ukraine bei. Keine andere Region Russlands hat bisher so viele Kriegstote zu beklagen.
Burjatien: Teil I bis 99, Teil II bis 199, Teil III bis 300, Teil IV bis 400, Teil V bis 500, Teil VI ab 501
Extrem mühsam das Eintragen der Kriegstoten nach Regionen zur Zeit. Meist tingeln wir durch die Dörfer der Provinz, die man noch niemals gehört hat. Auch die Suche via Google oder Bing hilft kaum. Die Weiler haben keine eindeutigen Namen - meist kommt das Dorf in den verschiedensten Regionen mehrfach vor.
Doch die Sache hat System - die Landbevölkerung wird bewusst an der Front verheizt. Dort ist Widerstand oder Revolte gegen den sinnlosen Krieg kaum zu erwarten.
Mit dem 200. Tuwiner, den wir erfasst haben, ist es auch vorbei mit den tuwinischen Abschiedsgesängen, die wir nie wirklich verstanden haben. Besonders was es mit den Albanern so auf sich hat, die häufig in den Texten vorkommen. Jetzt gibt es nur noch schnöde Tabellen - irgendwie blöde.
Etwa 80 neue Gräber auf dem Wagner-Friedhof haben wir heute neu hinzugefügt und dabei die Darstellung geändert.
Die Trostlosigkeit dieser Anhäufung von Grabhügeln, die groben Erdschollen und der sumpfige Boden spiegeln gut die Sinnlosigkeit des russischen Angriffskrieges wieder. Die Fotos haben wir deshalb nicht verkleinert, sie können in voller Auflösung angezeigt werden.
Zehn Tage Urlaub lassen sich nicht schnell aufholen. Deshalb gibt es zunächst keine wöchentlichen Zusammenstellungen. Wir arbeiten daran, bald wieder ganz aktuell zu sein.
Und noch etwas: Hier wird nicht über Kriegstote spekuliert, wir fassen nur tatsächliche Meldungen zusammen. Für viele Leser erscheinen diese Zahlen viel zu niedrig. Wie auch immer - im Moment liegen die täglichen Meldungen über russische Kriegstote weit über denen vom vergangenen Jahr.
Niemand hat gerechnet, dass dieser russische Angriffskrieg in ein zweites Jahr gehen wird. Wir auch nicht, als wir dieses Projekt begonnen haben. Es ging uns zunächst ausschließlich um die Dokumentation der Begründungen, warum Russland seine Soldaten im Krieg gegen sein Brudervolk opfert. Damit ist jetzt Schluss:
Die Regionen Adygeja, Belgorod, Karatschai-Tscherkessien, Tschetschenien und Autonomer Kreis der Tschuktschen werden ständig mit neuen Meldungen gefüllt, aber wir haben bisher alles noch nicht in übersichliche Form gebracht. Alles eine Frage der Zeit, die wir momentan nicht haben - wird nachgeholt.
Im Moment gibt es eine Vielzahl von Meldungen, die ungefähr so lauten: "Starb bei der Befreiung der Stadt Artemowsk" und dazu vielleicht ein Datum der letzten acht Wochen. All diese Meldungen dürften sich auf Söldner der Gruppe Wagner beziehen, die beim ukrainischen Bakhmut in den sicheren Tod getrieben wurden.
Nur geben die Angehörigen und Freunde dies dann nicht an. Folglich können wir diese auch nicht der Gruppe Wagner zuordnen - auf einen Verdacht hin. Aber sicher ist - die Verlustzahlen der Gruppe Wagner sind enorm.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov
Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov
Pskow: 41 Juri Agarkow
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Maxim Kotow aus der Oblast Leningrad, wurde am 7. Februar 23 an der Front in der Ukraine getötet. Die Erlöserkirche von
Wenn du nur wüsstest, was es bedeutet: Ich will Barmherzigkeit, nicht Opfer...
Maxim war mehrere Jahre in unserer Kirche im Dienst. Er ging regelmäßig ins Walaam-Kloster, lebte dort monatelang und leistete jeglichen Gehorsam. Mehr als alles andere auf der Welt liebte er unseren Herrn Jesus Christus, die Allerheiligste Gottesgebärerin, besonders verehrte er Johannes den Täufer, hatte Eifer für Gott und für den Tempel.
Er war bescheiden, demütig, lehnte nie Hilfe ab, wusste zu schätzen, Freund zu sein und zu lieben. Er hatte 3 Hochschulbildungen, las viel, kannte die Heilige Schrift praktisch auswendig. Er träumte davon, seine irdische Reise innerhalb der Klostermauern zu beenden. In allen schwierigen Lebenssituationen, die sein ganzes Leben umgaben, verlor er nie den Mut, sondern verherrlichte immer Gott und vertraute nur auf ihn.
Nachdem er die Heiligen Mysterien Christi verkündet hatte, stieg er Anfang Januar in einen Zug und ging als Freiwilliger in die NWO-Zone, um den Jungs zu helfen, bei sich hatte er nur den Psalter und einen kleinen Rucksack mit Kleidern.
OM, 20.03.23
Wie zu Beginn des Ukrainekrieges häufen sich Todesfälle unter den Soldaten Burjatiens. Seit Beginn des Jahres haben wir im Moment etwa 200 Gefallene aus der Region recherchiert - täglich werden es mehr.
Einwohner Burjatiens beschwerten sich, dass sie nirgendwo eine Totenwache organisieren können. Alle Cafés sind von Firmenfeiern besetzt. Ein Leser wandte sich an die Redaktion der Zeitung Dzhidinka und sagte, dass mehrere Leichen toter Soldaten in den Bezirk Dzhidinka gebracht worden seien. Ihm zufolge wollten Verwandte eine Totenwache veranstalten, aber zur Zeit wären alle Cafés von Firmenfeiern besetzt.
OM 17.03.23
Artem Reschetnikow (Foto) und Iwan Gudkow, beides Söldner der Gruppe Wagner, sind bei Bakhmut, wie so viele vor ihnen, beim Sturm auf die Stadt gefallen. Artem bekam - posthum - sogar einen Orden der Tapferkeit. Dafür gibt es jetzt in den russisch sprachigen "Sozialen Medien" einen Shitstorm.
Artem Reschnikow war Lehrer und künstlerischer Leiter von Kindercamps, die Kinder haben ihn gemocht. Und Artem hat die Kinder auch gemocht - bis zum Mißbrauch. Das ging eine Weile gut, Fälle wurden vertuscht, bis er schließlich 2018 vor Gericht kam und zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Dass der Mann jetzt beinahe wieder in Freiheit gewesen wäre, ja sogar mit Orden ausgezeichnet, das lässt des Volkes Seele kochen.
Dagegen ist der Drogenhandel, wegen dem sein Kollege Ivan Gudkow zu knapp elf Jahren verurteilt wurde, beinahe eine lässliche Sünde in der öffentlichen Meinung.
Das Töten von Menschen im Krieg scheint dagegen völlig normal zu sein, die Soldaten werden zuhause - tot oder lebendig - als Helden gefeiert.
OM,10.03.23
In einer Lagerhalle nahe dem Flughafen Tolmachevo von Nowosibirsk warteten Mitte Februar über 100 Särge auf den Weitertransport in die verschiedenen Städte und Dörfer Sibiriens. Auf den Holzkisten sind mit Kreide die Namen der Regionen zu sehen, wohin geliefert werden soll. Beigefügt sind auch die Sterbeurkunden.
Auf einer Kiste ist der Name des aus Chakassien stammenden Sergey Yumashev zu lesen. Er starb danach am 08.02.23 in der Nähe von Bakhmut. Er war ein Söldner der Gruppe Wagner und klamm. Man fand seine Daten in der Datenbank des Föderalen Gerichtsvollzieherdienstes.
In den letzten Tagen sind eine Vielzahl von Soldaten aus Burjatien im Ukrainekrieg gefallen. Das Land war seit Beginn des Krieges mit großem Abstand führend bei den Kriegstoten, doch offensichlich haben sich die Zahlen noch einmal deutlich erhöht.
Die Bezirke Kabansky und Ivolginsky haben deshalb alle kulturellen Veranstaltungen in ihrem Gebiet abgesagt.
OM 23.02.23
Überall in Russland tauchen inzwischen Fotos von größeren Ansammlungen von Soldatengräbern auf. Ein Jahr nach dem Krieg gelingt es den russischen Behörden nicht mehr, das Ausmaß der Verluste an Menschen im Krieg gegen die Ukraine geheim zu halten. Und es sterben immer mehr russische Soldaten in den Gemetzeln.
Gerade einen Bericht über Soldatengräber in Tambow fertig gestellt, kommt die nächste Nachricht aus Tomsk. Beide Regionen beobachten wir eigentlich nicht.
"Begraben in drei Reihen Auf dem Friedhof in Woronino bei Tomsk ist die Zahl der Gräber von Russen gestiegen, die im Krieg mit der Ukraine getötet wurden. Das späteste Datum ist der 27. Dezember letzten Jahres. Einige der Gräber haben noch keine Namen oder Todesdaten. Gleichzeitig befinden sich in der Gasse drei frisch ausgehobene Gruben zur Bestattung." (Foto)
OM, 20.02.23
Zum Jahrestag von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die russische Rockgruppe DDT um den Sänger Juri Schewtschuk ein neues Video veröffentlicht. Im Lied wird Russland aufgefordert, zurück nach Hause zu kommen und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Wir empfehlen das Lied direkt auf Youtube anzuhören und die Kommentare dazu sich via Chrome-Browser übersetzen zu lassen. Das ergibt etwas Hoffnung in dieser düsteren Zeit.
Beim Kampf um die ukrainische Stadt Bakhmut gibt es kein Erbarmen. Immer neue Wellen von Söldnern der Gruppe Wagner werden nach vorne getrieben - direkt ins gegnerische Abwehrfeuer. Ein Zurück gibt es auch nicht, Feigheit vor dem Feind wird mit dem Tod bestraft. Es sind dort keine regulären Kämpfer der Gruppe Wagner, sondern dürftig ausgebildete Häftlinge, die sich auf einen Pakt mit Chef Prigoschin eingelassen haben.
Aus Belgorod kam heute eine Liste von Häftlingen, die jenes Massaker auch nicht überlebt haben. Hätten sie keinen Vertrag bei der Gruppe Wagner unterschrieben, wären sie zwischen 2023 und 24 aus der Haft entlassen worden.
OM, 19.02.23
Artjom Wojnow aus St. Petersburg schreibt in seinem VKontakte-Profil den Wahlspruch - Für die Wahrheit Russlands Sieg oder Tod. Irgendwie dumm dieser Satz - jetzt führen wir Artjom unter Pos. 251 der getöten Soldaten aus St. Petersburg. Merke - zum Frieden gibt es keine Alternative.
OM, 14.02.23
Die Liste der Toten aus der Berufsschule wurde heute wieder um zwei Einwohner Samaras länger.
89 tote Soldaten gab der Staat zu, inzwischen haben wir 108 136 erfasst, davon 128 aus der Oblast Samara.
Ich habe auch meinen Sohn beerdigt...
Wer den Tod seines Kindes nicht erlebt hat, wird diesen Schmerz nie spüren. Und das Schlimmste ist der Schmerz für den Rest meines Lebens für meine Eltern. Es ist unmöglich, es loszuwerden, und die Zeit heilt überhaupt nicht. Und kein Beileid und keine Freuden der Menschen werden helfen, diesen Schmerz zu lindern. Und woran Ihr Kind gestorben ist, spielt auch keine Rolle .... es hat einfach nicht auf dieser Welt für eine Mutter für einen Vater existiert.
Und diese großspurigen Worte "für das Mutterland, für ... für etwas anderes ... WOFÜR? Viele verstehen überhaupt nicht. Wir haben nahe Verwandte in der Ukraine ... und sie verstehen es nicht. Das ist ein KRIEG DER POLITIK, ABER NICHT DER MENSCHEN.
Deshalb bin ich nicht bereit, noch einen Sohn dem Tode zu geben. Viele Jahre später wird dieser Krieg mit anderen Augen betrachtet und vielleicht wird alles anders beurteilt als heute. Aber niemand wird Ihre Söhne zurückbringen. Es gibt viele Fragen zu dieser militärischen Situation.
ALLE FRIEDEN UND GUT!
Nikolay Volokhov kam aus Kopeisk, einer Großstadt in der Oblast Tscheljabisk im Süden des Urals. Auch er gehörte zu den vielen Männern, die die Gruppe Wagner aus den Gefängnissen rekrutiert und als Kanonenfutter wahrscheinlich an der Front bei Bakhmut verheizt haben. Am 5. Februar 23 wurde er in seiner Heimat bestattet.
Die Nachricht seines Todes wurde in den russischen sozialen Medien heftig debattiert. Ganz nebenbei veröffentlichte ein Benutzer das -angebliche- Video der Tat. Überprüfen können wir das nicht, aber interessant ist es schon.