30.09.2024 -- 72.737 // Zuwachs zum 31.08.24 : 4.637
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 30.09.2024 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Wir haben am 26.08.24 eine Sperrverfügung der russischen Regulierungsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" erhalten. Gleichzeitig wurde auch unser Servicedienstleister aufgefordert, unsere Webseite abzuschalten. Das wird nicht passieren.
Begründet wird die Sperrung mit der Verletzung der Privatsphäre russischer Bürger. Wörtlich heißt es in der Begründung:
Die Tätigkeit der Internet-Ressource wurde als rechtswidrig und als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis anerkannt.
Unsere Seite dürfte ab diesem Zeitpunkt aus Russland nicht mehr aufrufbar sein.
Die Verfügung als pdf-Dokument, unsere Stellungnahme dazu.
Die Stadt Astrachan liegt im Süden Russlands am Kaspischen Meer und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Etwa 40 km Luftlinie von Astrachan entfernt liegt das Dorf Wolodarski mit 11.000 Einwohnern, der dazugehörige Bezirk hat insgesamt 45.000 Einwohner.
Am 7. Mai 24 fand im Dorf die feierliche Einweihung von drei Stelen statt, auf denen die Namen von 60 Männern des Bezirks eingraviert sind, die alle im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Es sollen zahlreiche Sturm-V Soldaten dabei sein, also Männer die aus Haftanstalten rekrutiert wurden.
Einer der wichtigsten Hilfen bei der Recherche nach gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine war lange Zeit Vitaly Votanovsky (Foto links, Aufschrift: Putin, es gibt nicht genug Gift für alle). Der ehemalige Offizier der russischen Armee hat seit Beginn des Ukrainekrieges die Friedhöfe der Region Krasnodar abgesucht und die Gräber von den Kriegstoten fotografiert, deren Tod nirgendwo öffentlich dokumentiert wurde. Seine Ermittlungen hat er dann in seinem Telegramkanal "Tituschki in Krasnodar" veröffentlicht. Wir konnten auf Grund seiner Arbeit bis heute 621 zusätzliche Namen aus der Region Krasnodar veröffentlichen. Und Vitaly Votanovsky hat als erster den Wagner-Friedhof im Dorf Bakinskaja bei Gorjatschi Kljutsch entdeckt und dokumentiert. Damit wurden weitere 695 getötete Söldner der Gruppe Wagner öffentlich bekannt.
In Russland war Vitaly Votanovsky nicht mehr sicher. Der Staat hatte ihn am 15. Oktober 2023 in die Liste der "ausländischen Agenten" aufgenommen, er bekam anonyme Drohungen und ein Strafverfahren. Ein Reisepass wurde ihm zunächst verweigert. Im April 2023 verließ er Russland.
Anfang 2023 berichteten wir vom neu angelegten Friedhof der Wagner-Söldner, den der ehemalige Offizier der russischen Armee und Politaktivist Vitaly Votanovsky gefunden und die Toten dokumentiert hatte (siehe 1, 2, 3). Der Friedhof liegt im Dorf Bakinskaja, nahe dem damaligen Trainingsgelände der Gruppe-Wagner auf dem Truppenübungsplatz Molkino. Dorf und Militärareal gehören zum Kurort Gorjatschi Kljutsch in der Region Krasnodar.
Vitaly Votanovsky musste sich ins Ausland absetzen, aber seine Mitstreiter bleiben aktiv. Aktuell haben sie über 40 neue Gräber von Kriegstoten aus der Region veröffentlicht, die bisher unbekannt waren. Und sie haben auch den Wagner-Friedhof Bakinskaja besucht.
Weiterlesen: Die neuen Gräber auf dem Wagner-Friedhof in Bakinskaja
Otradnoje ist ein großes Dorf, das direkt an der östlichen Stadtgrenze der Großstadt Woronesch liegt. Auch in diesem Dorf gibt es einige im Krieg gegen die Ukraine gefallene Soldaten, für die am 7. Mai 24 ein Denkmal eingeweiht wurde. Wir konnten deshalb sechs neue Namen für Woronesch nachtragen.
Das Haus der Kultur des Dorfes hat zur Einweihung einen Beitrag geschrieben, der erneut die russische Sichtweise auf den Krieg wiedergibt. Deshalb wollen wir den Text dokumentieren:
Aleksey Jurjewitsch Tschernyschew aus Moskau ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Geboren wurde er am 20.12. 1987, getötet am 17.03.2024. Das ist alles, was wir über ihn wissen.
"Du wartest auf mich meine Liebe. Das Himmelreich für dich, ich bin dein für immer und du bist mein", schreibt seine Frau Jelisaweta in ihren Status bei VKontakte.
Danach publiziert sie noch ein paar Standardgedichte zum Abschied von ihrem Mann, die man schon bei anderen Soldatenbegräbnissen gelesen hat:
Die russische Agentur SOTA meldet, dass ein weiterer Anwalt im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Es handelt sich um einen Juristen aus St. Petersburg, der sich als Freiwilliger gemeldet hatte. Wie viele Anwälte inzwischen in den Krieg gezogen sind, konnte auch SOTA nicht aufklären. Die genannten anderen Juristen hatten wir ebenfalls schon gelistet. Da der Bericht eine Zusammenstellung aller bekannten Fälle beinhaltet, dokumentieren wir ihn nachstehend übersetzt. Die vorhandenen Links haben wir durch unsere eigenen Berichte ersetzt:
Weiterlesen: Russische Anwälte, die in den Krieg gezogen sind
Stadt Chassawjurt -- Foto: Zastara -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Stadt Chassawjurt ist eine Großstadt in Dagestan mit über 170.000 Einwohnern und auch der eigenständige Bezirk hat noch einmal 140.000 Einwohner dazu. Rechnet man Stadt und Bezirk zusammen, dann sind die Volksgruppen Awaren mit ca. 40%, der Kamyken zu 28% und die Tschetschenen zu etwa 23% vertreten. Russisch stämmige Menschen gibt es nur wenige.
Im folgenden Film sind 33 getötete Soldaten aus der Stadt und dem Bezirk aufgeführt. Wir haben vier neue Namen aufgenommen:
Die Sanddüne Sary-Kum im Bezirk Kumtorkalinsky -- Foto: Shapishka -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Nur ganz wenige Russen leben im Bezirk Kumtorkalinsky in der russischen Teilrepublik Dagestan. Von den 30.000 Personen des Bezirks sind etwa zwei Drittel Kumyken und etwa 20% Awaren. Beide Volksgruppen sind sunnitische Muslime mit unterschiedlichen Sprachen.
Die Kumyken sind eine turksprachige Ethnie, etwa eine halbe Million Menschen stark, die meisten davon leben in Dagestan. Die Awaren sind dagegen ein Bergvolk aus den gebirgigen Teilen Dagestans, sie stellen auch die größte Volksgruppe Dagestans.
Im Krieg gegen die Ukraine sterben auch Kamyken und Awaren für die russische Welt. Der folgende Film aus dem Bezirk Kumtorkalinsky listet 19 Namen, wir konnten sechs Personen nachtragen:
Artjomowskoje-See: Bezirk Kirowo-Tschepetski, Oblast Kirow - Foto: Oleg Yudintsev - Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Oblast Kirow liegt im östlichen Teil des europäischen Russlands, in der Mitte der Oblast liegt der Bezirk Kirowo-Tschepetski. Es leben etwa 22.000 Einwohner im Bezirk, dazu kommen noch die 67.000 Bewohner der Stadt Kirowo-Tschepezk. Eine lokale Initiative hat aktuell die gefallenen Soldaten aus Stadt und Bezirk zusammengestellt - fünf Namen waren uns bisher unbekannt.
Es gibt auch eine Liste (mit Links so verfügbar) aus der gesamten Oblast Kirow, wir hatten sie bereits vorgestellt. Aktuell sind dort 582 gefallene Soldaten aufgeführt, wir haben bis zum 30.04.24 insgesamt 709 Namen recherchiert.
Weiterlesen: Verluste aus Bezirk Kirowo-Tschepetski im Krieg gegen die Ukraine
Wieder gab es einen Angriff auf ein Zusammentreffen russischer Offiziere. Diesmal wurde das Restaurant "Paradies" in Donzek am 11. Mai mit Raketen beschossen. Es ist unklar, ob es sich um Teilnehmer eines Autokorsos zu Ehren der Donezker Volksrepublik oder um ein Arbeitsessen russischer Offiziere handelte. Sicher ist, das Gebäude des "Paradieses" wurde komplett zerstört.
In den nächsten Wochen können wir vielleicht einige Namen der getöteten Offiziere bestätigen, wenn diese öffentlich bestattet werden. Eine Quelle des ukrainischen Geheimdienstes hat folgende Stellungnahme abgegeben:
Dorf Zubutli im Bezirk Kasbekowski -- Foto: Takhirgeran Umar -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Bezirk Kasbekowski liegt im Westen der russischen Teilrepublik Dagestan im rauen Kaukasusvorland. Die durchschnittliche Höhe beträgt 500 bis 1.000 Meter über dem Meeresspiegel, wobei manche Berge bis 1.900 Meter erreichen. Es gibt viele Flusstäler und Schluchten, die die Landschaft mit schnell fließenden Bächen durchschneiden. Etwa 50.000 Menschen wohnen in dem Bezirk.
Am 9. Mai wurde im "Garten der Erinnerung" des Bezirks eine neue Stele eingeweiht, die den getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine gewidmet ist. 43 Namen sind darauf eingraviert. Nachstehend der Bericht über die Einweihung auf VKontakte:
Ilja Satarin Oberleutnant |
Dmitri Petrowitsch Prokopjew Oberstleutnant |
Irakli Alexandrowitsch Kotow Major |
Das 331. russische Fallschirmjägerregiment hatte einen neuen Kommandoposten im eroberten und großteils zerstörten Bakhmut eingerichtet. Die Zentrale war in einem zweistöckigen Haus im Zentrum der Stadt untergebracht. Allerdings hatte der Posten nur eine Woche Bestand. Am 16. April 24 wurde er Ziel eines Angriffs mit zwei HIMARS-Raketen.
Anzeigenwerbung in der Region Iwanowo:
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GEHALT ab 250 Tausend Rubel. Militärkommissariat Kineschma, Sowjetskaja-Straße 29, Telefon: 8 (49331) 5-35-80
Kropotkin ist eine Stadt im Süden Russlands in der Region Krasnodar mit etwa 80.000 Einwohnern. Benannt ist die Stadt nach dem russischen Anarchisten und Schriftsteller Pjotr Kropotkin (1842 - 1921). Kropotkin setzte sich damals für eine gewalt- und herrschaftsfreie Gesellschaft ein.
Von der Vergangenheit in die düstere Gegenwart: Die Stadt Kropotkin weihte heute am 9. Mai ein Denkmal ihre gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine ein. 60 Namen sind darauf eingraviert, es ist aber noch Platz für neue gefallene Soldaten.
Das Haus der Kultur aus Kropotkin schreibt dazu auf Odnoklassniki (Klassenkameraden):
Ussurijsk ist eine Großstadt in der Region Primorje im Fernen Osten Russlands. Die Stadt hat etwa 180.000 Einwohner, sie ist 60 km von der chinesischen Grenze und genau so weit vom pazifischen Ozean entfernt. Das nur zur Erläuterung, wo wir uns befinden.
Die "patriotische" Erziehung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Russland ist eigentlich eine Erziehung zum permanenten Militarismus, zum ständigen Kampf gegen innere und äußere Feinde. Sie wird vom Staat initiert und mit einem Heer von entsprechend ausgebildeten Beratern und beinahe überall gleichlautenden Programmen in allen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen durchgeführt.
Diese grotesken Ausmaße zeigt uns beispielhaft der Kindergarten Nr. 67 in Ussurijsk. Wir geben den Originalbeitrag auf VKontakte übersetzt wieder:
Das Dorf Woronino liegt etwa 15 km östlich von Tomsk, der Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Das Dorf hat nur etwas über 1.000 Einwohner, aber im Ort ist ein neuer Friedhof für die Bestattung getöteter russischer Soldaten aus der Region entstanden. Inzwischen gibt es dort bereits etwa 50 Soldatengräber, aber es gibt auch Bereiche, die für neue Beisetzungen vorbereitet sind. Wir haben bis zum 30.04.24 insgesamt 333 getötete Soldaten aus der Region gelistet.
Unter den bestehenden Gräbern gibt es auch die Ruhestätte von Maksim Tschernyschew (Foto rechts), einem jungen Wehrpflichtigen, der in der Region Brjansk mit seinem LKW in einen Hinterhalt von tschetschenischen Kämpfern geriet,die auf Seite der Ukraine kämpfen. Wir hatten darüber berichtet.
Für Nachschub ist gesorgt!
"Es wird keine neue Mobilisierung geben", sagte der erste stellvertretenden Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Andrei Krasow (Foto), auf die Frage, ob man den Soldaten an der Front nicht eine Pause geben solle. "Derzeit werden die Streitkräfte der Russischen Föderation, einschließlich derjenigen, die an einer besonderen Militäroperation teilnehmen, mit Bürgern besetzt, die sich freiwillig zum Wehrdienst einschreiben und einen Wehrdienstvertrag mit den Streitkräften abschließen."
Der hohe Sold, den das russische Militär verspricht, zeigt weiter Wirkung unter den Menschen mit geringem Einkommen und/oder geringer Bildung, so dass das Militär die hohen Verluste an der Front immer wieder mit Freiwilligen ausgleichen kann.
Wir haben aus den 1.865 neu erfassten Kriegstoten die herausgesucht, bei denen in der Todesanzeige angegeben war, aus welchem Grund die Person im Kriegseinsatz war - es sind leider nicht sehr viele. Dabei waren 36 Söldner der Gruppe Wagner, die erst jetzt entdeckt wurden und wir nicht berücksichtigen müssen. Es gab 33 Berufssoldaten (Offiziere & Mannschaften), 52 Mobilisierte und 153 Freiwillige. Verallgemeinert man diese Zahlen, so sind knapp Zweidrittel aller russischen Kriegstoten jene Freiwilligen, die häufig ohne Skrupel in den Tod geschickt werden.
Weiterlesen: Getötete russische Soldaten im Krieg gegen die Ukraine -- Stand: 30.04.24
Was sich russische Erzieher so alles ausdenken, um den Kindern die richtige patriotische Gesinnung einzutrichtern. Deutschland kann aber beruhigt sein, der kleine General wird in einem Daimler-Benz gefahren.
Im schönen Jalta auf der Krim lebt Jelena. Ihr kleiner Sohn wurde gerade in die Kadettenschule aufgenommen, das freut das Mutterherz. Zusammen mit ihrem Sohn feierte sie im April den Kadettenball im besten Hotel der Stadt. Jelena unterstützt auch manch schulischen Wettbewerb, ihr Sohn nimmt zusammen mit seinen Mitschülern der 1. Klasse der Kadettenschule am Zeichen- und Kreativwettbewerb „Mit Kindern die Ewige Flamme zeichnen“ teil. Man möge diese Herausforderung mit "Gefällt mir" auf VKontakte unterstützen, schreibt Jelena am 21. April.
Doch ein paar Tage später muss Jelena über einen Trauerfall in der Familie berichten. Ihr Onkel ist im Krieg gegen die Ukraine getötet worden. Er gehörte zu einer Marine-Angriffsbrigade und zerstörte Ortschaften in der Region Saporischschja.
Fluss Irtysch bei Abalak /Tjumen - Urheber: -- Lizenz: CC BY-SA 2.5 ca
Tjumen ist eine Oblast im Süden des Westsibirischen Tieflandes mit einer Bevölkerung von etwa 1,3 Millionen. Hauptstadt ist die Stadt Tjumen mit knapp 600 Tausend Bewohnern. Mehrere Universitäten haben ihren Sitz in der Stadt, dazu gibt es Maschinen- und Schiffsbau und chemische Industrie. Aufgrund des Reichtums am Erdöl und Erdgas zählt das Gebiet zu den reichsten Russlands. Und die Stadt liegt an der Transsibirischen Eisenbahn.
Tjumen: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 500 -- Teil IV ab 501
Weiterlesen: Tjumen - was bleibt sind Medaillien an einer schwarzen Baskenmütze - Teil IV
Das einzige mehrstöckige Wohnhaus in Peschanaya Glinka (Vorort von Samara) -- Urheber: -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Oblast Samara ist eine der bedeutendsten Industrieregionen Russlands, zudem hat man in der Region Erdöl gefunden. Der größte russische Autohersteller AwtoWAS (Lada/Schiguli) produziert in der Großstadt Toljatti. Über drei Millionen Menschen wohnen in der Oblast, davon etwa 1,2 Millionen in der Stadt Samara und 700.000 in Toljatti. Die ländlichen Gebite dagegen sind nur dünn besiedelt, die gesamte Bevölkerung der Oblast schrumpft seit Jahren.
Hatte die Region Samara bisher eine geringe Rate an toten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine, änderte sich das mit der Sylvesternacht 2022/23 schlagartig. Mindestens 138 Soldaten aus der Region wurden allein bei einem Raktenangriff auf eine von der russischen Armee als Unterkunft und Hauptquartier benutzten Berufsschule in Makijiwka getötet.
Samara: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI bis 1.000 -- Teil VII ab 1001
Weiterlesen: Samara - gestorben zum Schutz von Donezk und Luhansk - Teil VII
Wladiwostok ist eine Großstadt ganz im Süden der Region Primorje im Fernen Osten Russlands. Die Stadt hat 600.000 Einwohner und ist Luftlinie etwa 6.400 km von Moskau entfernt. Das entspricht der Entfernung von Frankfurt nach New York. Wladiwostok ist auch die Endstation der Transsibirischen Eisenbahn und wer will kann von hier aus auch mit einer Fähre weiter nach Japan reisen. Nun hat der Militärfriedhof von Wladiwostok ein neues Denkmal bekommen. Ende April wurde er eingeweiht.
Auf einer Tafel sind die Namen von 72 Soldaten eingraviert, die im Krieg gegen die Ukraine gefallen sind. Die gesamte Fläche einschließlich der dazu gehörigen Gräber ist aufwendig gestaltet und bestätigt den allgegenwärtigen Eindruck, dass sich der Staat mehr um die toten als um die lebendigen Bürger kümmert.
Aus nachvollziehbaren Gründen will unser Team in der Öffentlichkeit nicht allzu präsent sein. Die Stuttgarter Wochenzeitung Kontext hat zuletzt einen lesenswerten Bericht über unser Projekt veröffentlicht und das zusammengefasst, was uns hier umtreibt - den Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Denn all die vielen russischen Verletzten und Toten sind meist Täter und Opfer zugleich. Und da es sich nicht vermeiden ließ, gibt es auch ein paar Sätze zu einem unserer Macher.
Mitten in unseren Arbeiten zum Abschluss des Monats September hat Corona heftig zugeschlagen. Die gesamte Epedemie blieb dieser Mitarbeiter von jenen Viren verschont - aber wahrscheinlich gilt auch hier das Motto: Irgendwann erwischen wir auch dich.
Es wird in den kommenden Tagen deshalb etwas ruhiger auf unserer Webseite zugehen.
Die Aktualisierung der Listen der Regionen schreitet trotzdem voran, wie man an den häufigen neuen regionalen Seiten erkennen kann.
Um die russische Sperre zu umgehen, haben wir eine zusätzliche Domain mit dem neuen Namen gibtsnet.eu eingerichtet. Dieser Zugriff kann auch ganz allgemein von jedermann benutzt werden, denn er verspricht unter Umständen schnellere Ladezeiten unserer Seiten - besonders bei Zugriffen aus dem Ausland. Zudem bleiben die Besucher anonym.
Im Moment führen wir vier Sonderrubriken - Kriegsbilder, "ohne viele Worte", Friedhöfe Region Krasnodar und Gruppe Wagner - ohne Region. Das hat ganz unterschiedliche Gründe:
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht unvermindert weiter und die Opferzahlen gehen nicht zurück. Bis heute haben wir die Daten bis zum 18.09.24 verarbeitet, einen zuverlässigen Abschluss zum September werden wir erst in etwa 12-14 Tagen vorlegen können.
Eine einfache, aber vorläufige Zahl der russischen Kriegstoten bis Ende September, die wir dann in unserer Datenbank haben, wird noch etwa drei Tage dauern findet ihr aktuell im Kopf der Seite.
Der Telegram-Kanal des großen russischen Ehrenfriedhofs in Mytischtschi wurde gelöscht. Alle von uns veröffentlichten Links, die mit der Adresse "https://t.me/fvm_pzo_memory/" beginnen, sind nicht mehr zu erreichen.
Einen Teil der Inhalte findet man im neuen Kanal "https://t.me/fvm_pzo_mo/", aber eben an neuer Stelle, so dass wir die Adressen nicht einfach automatisch umwandeln können. Zudem wurde die Benutzung des neuen Kanals stark eingeschränkt.
Das ist einer der Gründe, warum wir für alle von uns erfassten Kriegstoten auch Kopien der Seiten als Beleg speichern.
Это попытка обойти российский запрет на «OskarMaria». По крайней мере для наших текущих страниц это тоже должно работать из России.
Мы использовали для этого новый домен, который, надеемся, не заблокируют так быстро. Название представляет собой сокращенную форму немецкого выражения «нет».
Итак, теперь вы также можете связаться с нами по адресу
https://www.gibtsnet.eu
За скорейший и прочный мир.
Für unsere russischen Besucher
Es ist ein Versuch, die russische Sperre für OskarMaria zu umgehen. Er müsste zumindest für unsere aktuellen Seiten auch aus Russland funktionieren.
Wir haben eine neue Domain dafür benutzt, die man hoffentlich nicht so schnell blocken kann. Der Name ist eine verkürzte Form des deutschen Ausdrucks "gibt es nicht".
Also - ab sofort kann man uns auch unter https://www.gibtsnet.eu erreichen.
Auf einen baldigen dauerhaften Frieden.
Leider scheint die russische Sperrverfügung für unsere Seite zumindest in Russland zu wirken. Bei der Suche nach OskarMaria mit der russischen Suchmaschine Yandex sind wir von der zweiten Stelle weit nach hinten gerutscht.
Wir haben leider nur wenig Zeit für technische Spielereien. So haben wir eine zweite Domain mit anderer IP-Adresse auf unsere Seite geschaltet, doch ganz zielführend ist das noch nicht.
Und dann haben wir auch noch ein Problem mit Google. Eine Gaststätte in München hat sich vor einigen Jahren ebenfalls den Namen OskarMaria in der selben Schreibweise zugelegt und gleich noch als Marke eintragen lassen. Allerdings waren wir mit dem Namen Jahre früher aktiv - also eigentlich kein Problem. Nur kamen danach regelmäßig Tischreservierungen bei uns an. Damit war irgendwann mal Schluss, nämlich als Google uns in den Suchanfragen nach hinten katapultiert hatte. Und so leben wir mit der Tatsache, dass wir mit unseren hohen Benutzerzahlen bei den Suchmaschinen Bing, DuckDuckGo auf den vorderen Plätzen zu finden sind, bei Google aber ganz hinten.
Wir haben unseren Beitrag über das kleine Dorf Kanaewka noch einmal nach vorne geschoben, da er durch unsere Auguststatistiken schnell nach hinten durchgerutscht ist.
Wir haben über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen aufgezeigt, wie der russische Angriffskrieg sich auch in kleinen Gemeinden in der Provinz manifestiert.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Roman Iwanowitsch. 18 Jahre
Jugendliche, die in russischen Waisenhäuser aufwachsen, landen wenn sie das 18. Lebensjahr erreichen, in den meisten Fällen beim Militär. Roman Iwanowitsch Podgorny, geboren am 03.02.2006, kam aus dem Waisenhaus des großen Dorfes Nekrasowka, das nur etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt Chabarowsk entfernt liegt. Und auch Roman landete mit 18 Jahren beim Militär und war Ende September 24 tot. "Wir haben einen Menschen verloren, der einen leuchtenden Eindruck in unseren Herzen und im Leben unseres Waisenhauses hinterlassen hat", schrieben seine Kollegen vom Waisenhaus.
"Wahrer Patriotismus ist nicht, wenn man stolz auf das Vaterland ist, sondern wenn das Vaterland stolz auf einen ist," ist das Motto des Dorfes Romanicha in der Region Perm auf deren VKontakte-Seite. Im Jahr 2010 lebten noch 71 Menschen in dem kleinen Dorf, wie viele heute wissen wir nicht - aber zumindest ein Einwohner weniger.
Denn der 19-jährige Juri Gennadijewitsch Kitschigin aus dem Dorf war in den Krieg gezogen, wurde am 27. Februar 2024 getötet und ist erst am 29. September im Zinksarg nach Hause gekommen.
Beim Nachruf ist die Bezirksverwaltung auch ganz verwirrt. Er hätte sein Heimatland verteidigt, schreibt die Verwaltung des Stadtbezirks Krasnowischerski und nennt als Ort seines Todes dann doch die Ukraine.
Da angeblich das Leben in der Region Samara so viel günstiger wäre als in den russischen Metropolen, gehörte die Prämienzahlung für Freiwillige zu den Niedrigsten in ganz Russland. Aber ganz offensichtlich ließen sich in Samara nicht mehr genügend Freiwillige finden, die für jene 1,2 Millionen Rubel (etwa 12.000 €) bereit waren, ihre Leben oder ihre Gesundheit zu gefährden.
So beschloss die Regierung am 11. Oktober 24, ab Mitte des Monats deutlich mehr zu bezahlen. Jetzt gibt es ganze zwei Millionen Rubel (ca. 20.000 €), wenn man in Samara einen Vertrag mit dem russischen Militär eingeht.
Eine ziemlich skurile Meldung wurde in zahlreichen lokalen VKontakte-Kanälen aus der Region Saratow abgesetzt. Lassen wir die Autorin zu Wort kommen:
Bogdan Sergejewitsch Jewsejew, geboren am 10.04.2003, starb den Heldentod bei einem militärischen Zusammenstoß im Gebiet Cherson, Siedlung Kosatschije Lageri.
Abgehärtet durch Sport, Goldmedaillengewinner im Sambo, wich Bogdan nie zurück, aber das feindliche Schrapnell unterbrach sein Leben am 02.09.2024...
Im Saratower Institut für Innere Truppen war Bogdan einer der besten Kadetten in seinem Kurs. Und als einer der Besten wurde er gleich im 3. Jahr in die Zone des Nordöstlichen Militärbezirks geschickt, um die Ehre und den Mut der ruhmreichen russischen Soldaten in der Praxis zu zeigen.
In der Region Belgorod wurde am 27. August 24 die erste Frau getötet, die aus der Haft für den russischen Krieg gegen die Ukraine rekrutiert worden war. Jelena Pimonenkowa war 37 Jahre alt und stammte aus der Stadt Pikaljowo in der Oblast Leningrad.
Jelena hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wurde im Alter von 23 Jahren zunächst wegen Messerangriffs auf einen Mann verurteilt, dann wegen Autodiebstahls, Raubüberfalls, Sachbeschädigung fremden Eigentums und Morddrohungen. Im Jahr 2024 saß Jelena wegen Diebstahls in einer Frauenkolonie in Uljanowka, ebenfalls in der Region Leningrad gelegen.
Auch dort wurde für den Kriegsdienst in der Ukraine geworben. 60 Frauen meldeten sich, zehn wurden ausgesucht darunter Jelena.
Ohne jegliche medizinische Ausbildung wurde sie so zur „Sanitäterin im Gefangennahmekommando eines Angriffszuges“. Drei Wochen lang wurde Jelena an Waffen geschult, danach ging es an die Front und sie musste Verwundete evakuieren und Leichenteile aufsammeln.
Wie genau Jelena getötet wurde ist unklar. Angeblich wäre sie von einem Auto angefahren worden. Am 25. September 24 wurde sie begraben.
Unsere kleine Geschichte spielt in der tatarsischen Großstadt Nabereschnyje Tschelny und handelt von Wladimir Golub, 44 Jahre. Der Mann arbeitete bei dem Lastwagenhersteller Kamaz als Schweißer.
In seiner Freizeit hatte er vielfältige Interessen, nahm Gesangsunterricht und nahm Tiktok- und Youtube-Videos auf. Mit seiner Ehefrau hatte er 11 Kinder, dazu hatte er seit dem Jahr 2000 noch eine geheim gehaltene Beziehung, aus der drei Kinder hervorgingen.
Und weil das noch nicht genug ist, konvertierte Wladimir zum Judentum, trug nur noch Kippa und nannte sich Abraham Israilewitsch Melech.
Als die Sache mit der zweiten Beziehung aufflog, zog Wladimir/Abraham zuhause aus, bei der zweiten Frau ein und ließ sich scheiden. Seine berufstätige Ex-Ehefrau bekam Probleme mit dem Jugendamt, weil eine alleinerziehende und arbeitende Mutter mit 11 Kindern sicher überfordert ist.
Seinen neuen Namen ließ er sich in den Pass eintragen und wahrscheinlich wollte Abraham auch im Krieg seine vielfältigen finanziellen Probleme lösen. Im Juli 2024 schloß er einer Vertrag zum Kriegsdienst, zwei Monate später war er tot. Am 2. Oktober wurde er in der tatarischen Stadt Jelabuga begraben.
Ildar Saidow hatte eine steile Kariere beim russischen Zoll hinter sich gebracht. Seit 1995 war er in leitender Funktion in verschiedenen Regionen Russlands tätig, bis er schließlich 2017 erst zum kommisarischen und dann zum regulären Leiter des Zolls von Astrachan, Wolgograd und Kalmückien im Rang eines Generalmajors aufstieg.
Doch fünf Jahre später stand er wegen Bestechlichkeit vor Gericht und wurde zu sieben Jahre Haft verurteilt.
Er wäre reingelegt worden, meint seine Frau und ein ehemaliger Mitarbeiter schrieb: "In solchen Strukturen gibt es oft zwei ungleiche Kategorien. Diejenigen, die inhaftiert wurden, und diejenigen, die nicht verurteilt werden. "
Auch Ildar zog die Option "Sie kommen aus dem Gefängnis frei" in einer Sturm-V Einheit, setzte damit alles auf eine Karte und verlor. Am 14 September erhielten seine Angehörigen die Nachricht seines Todes, er wurde in Tatarstan begraben.
Der uns als zuverlässig bekannte Telegramkanal "Wütendes Tschwaschien" berichtete im September aus der russischen Teilrepublik:
Obdachlose werden gezwungen, in den Krieg zu ziehen
Leser erzählen uns, dass in den Regionen Tschuwaschiens die Razzien gegen Obdachlose und Menschen in schwierigen finanziellen und sozialen Situationen zugenommen haben. Einer von ihnen war Viktor Wladimirowitsch Dutow aus dem Bezirk Wurnarski. Einheimische sagen, er habe keinen festen Wohnsitz und Probleme mit Alkohol gehabt.