Buddhismus als vorherrschende Religion gibt es in Russland unter drei Ethnien – den Burjaten, den Tuwinern und im europäischen Teil Russlands den Kalmücken. Die geistliche Führung der Burjaten und Tuwiner unterstützt Russlands Angriffskrieg, ganz anders die Kalmücken. Entsprechend weist Kalmückien auch eine sehr nieder Todesrate im Ukrainekrieg auf. Mit verantwortlich könnte Erdne Ombadykow sein, bekannt als Lama Telo Tulku Rinpoche, der den Krieg entschieden ablehnt.
Foto: Erdne Ombadykow
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Die Vita von Erdne Ombadykow ist etwas kompliziert. Er wurde 1972 in Philadelphia als Sohn kalmückischer Eltern geboren. Er ist also Bürger der USA. Bereits im Alter von sieben Jahren wurde er von seinen Eltern nach Indien geschickt, um in einem Kloster als Mönch den Buddhismus zu studieren. Vom Dalai Lama wurde Erdne dann bereits mit 20 Jahren zum obersten Lama von Kalmückien ernannt. Sein spiritueller Name war jetzt Telo Tulku Rinpoche, der offizielle Vertreter des Oberhaupts des tibetischen Buddhismus.
Das war dann doch zu viel für den jungen Mann, nach zwei Jahren zog er zurück in die USA und heiratete. Doch nachdem er die kalmückische Sprache gelernt hatte, kehrte er ein paar Jahre später wieder nach Kalmückien zurück und bemühte sich um die russische Staatsbürgerschaft. Das kann er inzwischen vergessen, am 27. Januar dieses Jahres wurde er von Russland als ausländischer Agent klassifiziert. In weiser Voraussicht lebt Telo Tulku Rinpoche inzwischen in der Mongolei und hat seine geistlichen Befugnisse an andere Lamas in Kalmückien abgetreten.
Der Lama nannte den Krieg „großes Leid“ und erklärte auf dem Youtube-Kanal "Alchemie der Seele", dass er nicht nötig sei:
"Die ukrainische Seite hat natürlich Recht. Sie verteidigt ihr Land, ihre Wahrheit, ihre Verfassung, ihr Volk. Es ist sehr schwer zu sagen und zu akzeptieren, dass Russland Recht hat ."
Welche Rolle die geistlichen Führer haben, bei der Bereitschaft der Bevölkerung in den Krieg gegen die Ukraine zu ziehen, kann man von Deutschland aus sicher nicht beantworten. Richtig ist, dass auch ökonomische Gründe eine große Rolle spielen. Die einheimische Bevölkerung ist arm und hat meist nur über das Militär eine Perspektive. In Tuwa ist zum Beispiel die Lebenserwartung mit etwa 56,4 Jahren eine der niedrigsten in ganz Russland. Da kommen die hohen Beträge ganz recht, die die Regierung für die Kriegsbeteiligung auslobt.
Trotzdem zeigen die aktuellen Zahlen einen deutlichen Unterschied unter den Regionen, je nachdem die geistliche Führung den Krieg unterstützt oder ablehnt.
Russische Republik | Einwohner | Davon namensgebende Ethnie |
Tote im Ukrainekrieg |
Tote pro 100.000 Einwohner |
Burjatien | 972.021 | 30% | 457 | 47 |
Kalmückien | 289.481 | 62,5% | 23 | 8 |
Tuwa | 307.930 | 89% | 173 | 56 |