OM Wir beobachten die Situation in 66 Regionen Russlands und haben damit 81,8 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Alle registrierten Kriegstoten stammen aus offenen Quellen und werden von uns auf die Originalinformation verlinkt. Es kann allerdings vorkommen, dass diese von den Verfassern nachträglich gelöscht werden. Neu dabei sind die Regionen  Kemerowo und Tomsk. Beide Verwaltungseinheiten liegen in Sibirien nebeneinander und haben zusammmen 3,8 Millionen Einwohner.

Nicht berücksichtigt werden von uns Daten aus den beiden "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk sowie von der Krim. Deren Armeen setzen sich zum überwiegenden Teil aus Bürgern Russlands zusammen, so dass wir diese Todesfälle meist in den Regionen verzeichnen können. Die ukrainischen Bürger, die auf der Seite Russlands fallen, nehmen wir nicht auf.

Durch die neuen Regionen erfassen wir jetzt 81,8 % statt vorher 79,2 % der russischen Bevölkerung. Wie zu erwarten war, ergeben sich daraus keine zusätzlichen Erkenntnisse.

30.06.23 russische KriegstoteAllgemeine Situation

Der Zuwachs an russischen Kriegstoten bleibt konstant auf hohem Niveau. In den Foren tauchen immer öfters radikale Meinungen auf: "Hauptsache gewinnen!"

Die nebenstehende Tabelle zeigt die gefallenen russischen Soldaten bis Mitte Juni 2023 pro 100 Tausend Einwohner - eine beinahe lineare Entwicklung. Russland wirft immer neue Soldaten in den Kampf, um die bisherigen Gebietsgewinne zu festigen. Menschen scheinen keine Rolle zu spielen.

Zusatzinformationen

Wir nehmen in die Statistik nur solche Kriegstote auf, bei denen es Hinweise auf die Heimatregion gibt. Alle anderen fallen unter den Tisch. Häufig kommen die Nachrichten von Verwandten, Kollegen oder Soldaten aus dem selben Trupp. Fehlt ein Hinweis auf den Lebensmittelpunkt, nehmen wir an, dass der getötete Soldat aus der selben Region wie der Berichterstatter stammt. Das muss nicht immer zutreffen.

Alle weiteren Informationen sind statistisch wenig aussagekräftig. Man kann schon froh sein, wenn der Name in der Todesnachricht genannt wird, statt unser Vater, Bruder, Schwager oder ein Kosenamen. Auch lange Texte enthalten häufig wenig Verwertbares. Wer genauere Informationen über Alter, Beruf, militärischer Rang, Todesort usw haben möchte, müsste danach sehr umfangreich recherchieren. Das ist uns in diesem Zusammenhang nicht möglich.

Tabellen

Zum Zwecke der Übersichtlichkeit haben wir alle Tabellen in gesonderten Dateien untergebracht.

Abschätzung Gesamtzahl aller russischen Kriegstoten

Wir haben 81,8 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Damit lassen sich ziemlich genaue Zahlen für ganz Russland ableiten – dies bedeutet aktuell zum 30.06.23 etwa 26.200 getötete russische Soldaten. Wir wissen, dass wir mit unseren Zahlen nur bedingt die Realität abbilden. Viele Kriegstote werden öffentlich verschwiegen. Das bringt uns zu folgenden Überlegungen:

  • Der ehemalige russische Offizier Vitaly Votanovsky hat die Friedhöfe in der gesamten Region Krasnodar aufgesucht und dabei die Gräber von Kriegstoten ermittelt, die von den Medien nicht veröffentlicht wurden. Man kann also davon ausgehen, dass zumindest in dieser Region die meisten gefallenen Soldaten auch erfasst wurden. Insgesamt haben wir in Krasnodar (Stand 14.06.23) 788 gefallene Soldaten gelistet, davon wurden 451 in den Medien veröffentlicht, Vitaly Votanovsky oder seine Mitstreiter haben bis zu diesem Zeitpunkt die Gräber von 334 weiteren Gefallenen aufgezählt. Das bedeutet, dass in der Region Krasnodar gerundet etwa 60% aller Kriegstoten durch die Medien veröffentlicht wurden. 
  • Auch am Beispiel der Toten von Makijiwka ergeben sich ähnliche Relationen. 89 tote Soldaten wurden gemeldet, wir haben 137 gelistet, das ergibt etwa 65 Prozent der öffentlich gemachten Opfer.
  • BBC/Mediazone stellen ähnliche Überlegungen an. Sie sind auf Grund von Besuchen auf russischen Friedhöfen zum Ergebnis gelangt, dass die tatsächlichen Todeszahlen etwa doppelt so hoch sind, wie die veröffentlichten.
  • Die Kriegstoten stellen aber nur einen Teil der Opferzahlen dar. Viele Soldaten wurden schwer traumatisiert – an Körper und Seele. Die BBC trifft dazu folgende Aussage: Nach Beobachtungen des US Center for Naval Analysis kommen auf jeden russischen Soldaten, der während des Krieges in der Ukraine getötet wurde, im Durchschnitt etwa dreieinhalb Verwundete.

Damit ergeben sich folgende Modelle, dargestellt mit  gerundeten Zahlen:

 

Kriegstote

Errechnete
tatsächliche Kriegstote

Verwundete

Nach Medianzone/BBC doppelte Opferzahl (Stand 30.06.23)

26.801

53.600

187.600

Nach OM nur 60% erfasst (Stand 30.06.23)

27.000

45.000

159.000

Resumee:  Die russischen Kriegstoten belaufen sich Stand 30.06.23 auf mindestens 45.000 bis 54.000 gefallene Soldaten. Dazu kommen mindestens 159.000 bis 188.000 ersthaft verwundete Soldaten.


Zum Schluss wollen wir noch Vergleichszahlen aus anderen Kriegen vorlegen. Damit jedem Leser auch die Dramatik der aktuellen Todeszahlen bewusst wird. Bitte beachtet, dass diese Zahlen nur die Kriegstoten jener genannten Länder benennen, die Opfer unter den Soldaten der betroffenen Ländern wesentlich höher sind, von der Zivilbevölkerung ganz zu schweigen.

Vergleichszahlen USA Sowjetunion Russland
Koreakrieg 1950-1953 40.000
Vietnamkrieg 1963 – 1973 58.220
Afghanistan 1979 – 1989 14.500
1. Tschetschenienkrieg 1994 – 1996 14.000
2. Tschetschenienkrieg 1999 – 2009 3.684
Irakkrieg 2003 – 2011 5.272
Afghanistan 2001 – 2021
Gesamte US-geführte Koalition
Inkl. Private Sicherheitsdienste
7.263

--