OM Wieder steigen die Todeszahlen unter den russischen Soldaten und kein Ende ist in Sicht. Im Gegenteil - wenn man den aktuellen Berichten glauben kann, dann hat sich das Gemetzel von Bakhmut nach Awdijiwka verlagert. Russland schickt seine Soldaten in den Tod um marginale Geländegewinne zu erzielen. Die Resultate werden wir erst ab Anfang November registrieren können.

In den 66 Regionen Russlands haben wir Stand 30.09.23 insgesamt 27.078 russische Kriegstote namentlich vorgestellt. Hochgerechnet auf ganz Russland ergibt das 33.100 gefallene Soldaten, die Zahl entspricht unserer internen Datenbank für ganz Russland, die wir im Moment noch nicht öffentlich gemacht haben.

Überdurchschnittlich viele Kriegstote hatten seit der letzten Veröffentlichung die Region Irkutsk und die Region Krasnodar zu verzeichnen. In Irkutsk kamen 49 neue Gräber auf dem Wagner Friedhof hinzu. Gründe für den überdurchschnittlichen Zuwachs in Krasnodar konnten wir nicht ermitteln.

Ebenfalls zu erwähnen wäre, dass in den sibirischen Regionen Burjatien, Irkutsk und Omsk die lokalen Initiativen wesentlich mehr Kriegstote (zwischen 50 und 100)  ausweisen als wir registriert haben. Dabei stützen wir uns in vielen Fällen genau auf deren Veröffentlichungen. Ein Grund ist definitiv, dass in die lokalen Statistiken auch Kriegstote einfließen, die wir anderen Regionen zuorden. Ein häufiges Beispiel: Männer aus Transbaikalien werden durch die "Menschen am Baikalsee" in Burjatien gelistet, wenn sie dort beim Militär gedient haben. Wir versuchen aber die Differenzen aufzuklären.

Allgemeine Situation

30.09.23 russische KriegstoteWir beobachten die Situation in 66 Regionen Russlands und und haben damit 81,8 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Alle registrierten Kriegstoten stammen aus offenen Quellen und werden von uns auf die Originalinformation verlinkt. Es kann allerdings vorkommen, dass diese von den Verfassern nachträglich gelöscht werden. In diesem Fall liegt uns ein Screenshot vor.

Nicht berücksichtigt werden von uns Daten aus den beiden "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk. Deren Armeen setzen sich zum überwiegenden Teil aus Bürgern Russlands zusammen, so dass wir diese Todesfälle meist in den Regionen verzeichnen können. Die ukrainischen Bürger, die auf der Seite Russlands fallen, nehmen wir nicht auf.

Der Zuwachs an russischen Kriegstoten beträgt im Berichtszeitraum vom 15.09.23 - 30.09.23  insgesamt 867 neu erfasste Kriegstote, durchschnittlich 58 pro Tag. Er ist damit wieder etwas gestiegen.

Die nebenstehende Tabelle zeigt die gefallenen russischen Soldaten bis Ende August 2023 pro 100 Tausend Einwohner - eine beinahe lineare Entwicklung. Auf ganz Russland bezogen verzeichnen wir jetzt  22,9 Kriegstote auf 100.000 Einwohner.

Zusatzinformationen

Wir nehmen in die Statistik nur solche Kriegstote auf, bei denen es Hinweise auf die Heimatregion gibt. Alle anderen sind nicht in dieser Statistik enthalten. Häufig kommen die Nachrichten von Verwandten, Kollegen oder Soldaten aus dem selben Trupp. Fehlt ein Hinweis auf den Lebensmittelpunkt, nehmen wir an, dass der getötete Soldat aus der selben Region wie der Berichterstatter stammt. Das muss nicht immer zutreffen.

Alle weiteren Informationen sind statistisch wenig aussagekräftig. Man kann schon froh sein, wenn der Name in der Todesnachricht genannt wird, statt unser Vater, Bruder, Schwager oder ein Kosenamen. Auch lange Texte enthalten häufig wenig Verwertbares. Wer genauere Informationen über Alter, Beruf, militärischer Rang, Todesort usw haben möchte, müsste danach sehr umfangreich recherchieren. Das ist uns in diesem Zusammenhang nicht möglich.

Tabellen

Zum Zwecke der Übersichtlichkeit haben wir alle Tabellen in gesonderten Dateien untergebracht.

Abschätzung Gesamtzahl aller russischen Kriegstoten

Wir haben 81,8 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Damit lassen sich ziemlich genaue Zahlen für ganz Russland ableiten – dies bedeutet aktuell zum 30.09.23 etwa 33.100 getötete russische Soldaten. Wir wissen, dass wir mit unseren Zahlen nur bedingt die Realität abbilden. Viele Kriegstote werden öffentlich verschwiegen. Das bringt uns zu folgenden Überlegungen:

  • Der ehemalige russische Offizier Vitaly Votanovsky hat die Friedhöfe in der gesamten Region Krasnodar aufgesucht und dabei die Gräber von Kriegstoten ermittelt, die von den Medien nicht veröffentlicht wurden. Man kann also davon ausgehen, dass zumindest in dieser Region die meisten gefallenen Soldaten auch erfasst wurden. Insgesamt haben wir in Krasnodar (Stand 30.09.23) 1.143 gefallene Soldaten gelistet, davon wurden 675 in den Medien veröffentlicht, Vitaly Votanovsky oder seine Mitstreiter haben bis zu diesem Zeitpunkt die Gräber von 468 weiteren Gefallenen aufgezählt. Das bedeutet, dass in der Region Krasnodar gerundet etwa 60% aller Kriegstoten durch die Medien veröffentlicht wurden. 
  • Auch am Beispiel der Toten von Makijiwka ergeben sich ähnliche Relationen. 89 tote Soldaten wurden gemeldet, wir haben 137 gelistet, das ergibt etwa 65 Prozent der öffentlich gemachten Opfer.
  • BBC/Mediazone stellten ähnliche Überlegungen an. Sie sind auf Grund von Besuchen auf russischen Friedhöfen zum Ergebnis gelangt, dass die tatsächlichen Todeszahlen etwa doppelt so hoch sind, wie die veröffentlichten. Durch Berechnungen eines Statistikers, der u.a. die Übersterblichkeit in Russland miteinbezogen hat, nähern sich deren Zahlen unseren Annahmen an.
  • Die Kriegstoten stellen aber nur einen Teil der Opferzahlen dar. Viele Soldaten wurden schwer traumatisiert – an Körper und Seele. Die BBC trifft dazu folgende Aussage: Nach Beobachtungen des US Center for Naval Analysis kommen auf jeden russischen Soldaten, der während des Krieges in der Ukraine getötet wurde, im Durchschnitt etwa dreieinhalb Verwundete.

Damit ergeben sich folgende Modelle, dargestellt mit  gerundeten Zahlen:

 

Kriegstote

Errechnete
tatsächliche Kriegstote

Verwundete

Nach Medianzone/BBC  (Stand 06.10.23)

33.904

ca. 67.800

ca. 237.300

Nach OM nur 60% erfasst (Stand 30.09.23)

33.100

ca. 55.200

ca. 193.100

Resumee:

Die russischen Kriegstoten belaufen sich Stand 30.09.23 auf mindestens 55.000 bis 68.000 gefallene Soldaten.

Dazu kommen mindestens 193.000 bis 237.000 ersthaft verwundete Soldaten.


Vergleichszahlen:

Zum Schluss wollen wir noch die Vergleiche mit anderen Kriegen. Damit jedem Leser auch die Dramatik der aktuellen Todeszahlen bewusst wird. Bitte beachtet, dass diese Zahlen nur die Kriegstoten jener genannten Länder benennen, die Opfer unter den Soldaten der betroffenen Ländern wesentlich höher sind, von der Zivilbevölkerung ganz zu schweigen.

Vergleichszahlen USA Sowjetunion Russland
Koreakrieg 1950-1953 40.000
Vietnamkrieg 1963 – 1973 58.220
Afghanistan 1979 – 1989 14.500
1. Tschetschenienkrieg 1994 – 1996 14.000
2. Tschetschenienkrieg 1999 – 2009 3.684
Irakkrieg 2003 – 2011 5.272
Afghanistan 2001 – 2021
Gesamte US-geführte Koalition
Inkl. Private Sicherheitsdienste
7.263

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