Aus nichts Geld zu machen ist Traum vieler. Da sind im Aktienboom große Gesellschaften entstanden, die rein gar nichts produziert, die nichts geleistet haben, sondern nur die Rechte an Filmchen anderer zu Markte tragen wollten. So ein Beispiel ist die Firma em.tv des Großrotzes Thomas Haffa, der vor wenigen Jahren noch als Vorzeigeunternehmer von Medien und Politik hofiert wurde. Kaum war der Boom vorbei zeigte sich, dass die Aktionäre auf Sand gebaut hatten, die Firma schrieb tiefrote Zahlen und die Aktienkurse fielen ins Bodenlose. Auch im Internet sind in den letzten Jahren die gleichen Phantasien und Träume zu Hochform aufgelaufen, ein handfestes Geschäftsmodell war selten zu erblicken und so wunderte es nicht, dass viele dieser Nullnummern sang und klanglos von der Bildfläche verschwanden. Und manch einer dieser Träume endete schließlich im Knast zu Bangkok oder anderswo, wie kürzlich unser fetter Pseudo-Hacker Dr. Kimble.

Ändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, ändern sich die wirtschaftlichen Grundlagen wie zum Beispiel im Bereich Telekommunikation, dann ruft es all die Geschäftleshuber auf den Plan, die versuchen jede sich neu öffnende Nische zu besetzen, mit dem einzigen Bestreben, irgendwie eine schnelle Mark ganz ohne Risiko zu verdienen. Nun ein wirkliches Produkt haben diese Gaukler nicht, eine ehrliche Dienstleistung gibt es auch nicht. Alles ist Schein, der Schein eines Produktes, der Anschein einer Leistung. Solch einen kleinen Bereich wollen wir heute beleuchten, nämlich jene unsäglichen Dialer, denen man zur Zeit in allen Ecken des Internets begegnet.

Gleich vorneweg: Aus welchen Gründen die Webmaster solche Dialer auch einsetzen, es steckt niemals ein ehrenwerter Grund dahinter. Denn selbst wenn diese dazu dienen, durchaus seriöses Boards zu finanzieren, die Zeche zahlen keineswegs die normalen Board-Mitglieder. Die drücken schnell den Quatsch mit dem eingeübten Doppelgriff alt+F4 weg. Solch ein Abzock-Programm richtet sich nicht an halbwegs erfahrenen Internetbenutzer. Nein, das Programm bezweckt lediglich, dass unerfahrene Netzneulinge, pubertierende Jugendliche mit Triebstau oder völlig arglose Menschen zur Kasse gebeten werden. Denn wer fällt sonst auf solch eine dämliche und schmuddelige Anmache rein:
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„So hier hast du jetzt was du dir schon immer gewünscht hast, SexCrack ist da !!! ;-)
Die lange und harte Arbeit habt sich gelohnt und zahlt sich nun aus !
Du hast jetzt Zugang zu allen Bereichen !!! ;-) Und so gehst du vor :
1. - Downloaden von SexCrack
2. - Achte drauf, wo du es abspeicherst
3. - Starte das Programm SexCrack
4. - Und du bist drin und kannst mal OHNE auf die Uhr zu Gucken AbSpritzen Wichtig: Gib nur Freunden und Bekannten das Programm, niemals einem den Du nicht kennst !!!
Logge dich niemals länger als 60 Minuten in den Chat ein (fällt auf), danach kannst du dich erneut einwählen ;-) Verhalte dich also wie ein normaler Bürger der sich einwählt !!! (GeheimTipz : Sie soll sich in den Arsch Fingern)
Wenn du dies alles beachtest, wünsche ich dir viel Spass mit den Weibern ! (fick sie für mich mit)

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Die Internetprofis gehen heute sowieso wann immer möglich per Modem oder DSL ins Netz, da funktionieren die kleinen Programme (noch) nicht. Die Zielkundschaft sind die Gelegenheitssurfer, die sich von Fall zu Fall ins Netz einwählen und die hiesigen Gepflogenheiten nicht genau kennen. Und es bedarf auch nicht vieler eingefangener Dummköpfe, um im Monat ein nettes Sümmchen zu verdienen. Machen wir dazu mal eine Proberechnung: Unser Dialer findet jeden Tag im Durchschnitt nur einen Dummen, für den er eine fünfzehnminütige Verbindung aufbaut. Mit dieser Vorgabe berechnen wir den Ertrag auf Basis eines gängigen T4-Tarifs. Der Kunde zahlt pro Minute dann 1,86 Euro, dem Seiteninhaber bleiben davon 1,19 Euro (zb EOPS AG). Damit erlöst unser Seitenbetreiber im Monat über 500 Euro, ein netter Nebenverdienst, der die Kosten des Netzservers wahrscheinlich mehr als abdeckt.

Ziel der Webseite muss also immer sein, genug Dumme anzuziehen, damit die Einnahmen in der Kasse klingeln. Und ich behaupte mal ganz dreist – die Webmaster der großen, mit Dialer finanzierten Szene-Boards verdienen auf diese Weise sich ein nettes Zubrot. Denn man kann natürlich bei denen auch optimistischer rechnen, wie die Firma Erotikom uns vorführt. Sind alle diese Kunden zusammen am Tag etwa durchschnittlich vier Stunden online, dann kommen monatlich 5,400,- Euro bei einer T3-Verbindung (1,22 € pro Minute) oder 8.000,- Euro bei einer T4-Verbindung (1,85 € pro Minute) zusammen. Eine Menge Geld ist da zu holen, deshalb wird man auch nie eine Abrechnung eines Webmasters zu Gesicht bekommen.

Wie man genügend Dumme mit Bildern von nackten Tatsachen oder sexuellen Perversionen im Netz einsammelt, das hat vor einiger Zeit Ronald A. Drew, Gründer des Libcom, ganz anschaulich auf seinem Board ausgeplaudert:
„Zuerst werden - meist via TGP`s (kleine Bildchen ) - die Urls unter die Leute gebracht. Meist sind die Bilder nur wenige Stunden zu erreichen. Dann wird vom Betreiber der Dialer aufgesetzt. Zwischenzeitlich wurde die entsprechende Url hinreichend verbreitet und hier und da auch als Favorit gespeichert. Bei Rückkehr des Users bzw. Neuaufruf eines Users, dem die Url später zugeleitet wurde, erhält der nun die Site mit den Dialer. Und das ist der Sinn der Sache. Das Ganze nennt sich neudeutsch bei entsprechendem Humor: "Affiliate-Marketing“.

Es geht tatsächlich nur um Klickraten. Daher wird von Link zu Link verlinkt. Mit so genannten Appetizern - ein paar kleinen Bildchen im Miniformat - und gefährlich klingenden HeadLines wie "Vater fucks little daughter" und "Tons of illegal Lotitas, banned in US..." wird der User dazu gebracht, hinter jedem neuen Klick eine erotische Sensation zu vermuten. Das Spiel geht auf. Dahinter steckt meist gar nichts. All diese vorgeblichen Childporn-Sites bestehen nahezu ausschließlich aus Links, ohne dass irgendwas dahinter wäre. Schon gar kein illegales Material (damit wir uns nicht falsch verstehen, dies ist die Regel, Ausnahmen mag es geben.). Alles ist nur große Abzocke. Und trotzdem fallen selbst erfahrene User immer wieder darauf rein. "Es könnte ja mal anders sein..." - mag der Gedanke dahinter sein. Wieder einmal ist der Wunsch Vater des Gedankens.


Ein anderer billiger Trick ist die beliebte Sicherheitsabfrage bei den so genannten Hacker-Dialern. Da wird auf der entsprechenden Werbeseite der Inhalt der Festplatte des Internetbenutzers gespiegelt. Und dem erschrockenen Menschen wird mitgeteilt: „Die Türen zu Deinem System stehen völlig offen! Du brauchst also unsere Hacker- und Security-Tools, damit Du Dich wieder sicher im Internet bewegen kannst.“ Das Ganze ist ein billiger Trick: Die Hacker zeigen in einem Frame den Inhalt eines Laufwerks an. Der Surfer sieht also nichts anderes als das, was er auch angezeigt bekäme, wenn er selbst zum Beispiel file://c: in die Adresszeile des Browsers eingeben würde. Dabei spielt sich der gesamte Datenverkehr im Browser des Surfers ab und es werden keinerlei Informationen zum Server übermittelt. Da der "Hack" so einfach ist, präsentiere ich ihn an dieser Stelle (in der Windows-Version mit der Pfadangabe. file://c:")
[iframe src="file://c:" width="400" height="200"]
[/iframe]
Die eckigen Klammern müssen durch das kleiner oder größer Zeichen ersetzt werden!
Das sieht dann folgendermaßen aus:


Es macht keinen Sinn an dieser Stelle sich länger mit den rechtlichen Aspekten der Dialer-Problematik auseinanderzusetzen. Denn leider gibt es dazu noch keine rechtsverbindlichen Urteile in letzter Instanz, die für alle untergeordneten Gerichte verbindlich wären. Nach der letzten Entscheidung eines Berliner Gerichts wurde eine Mutter zur Bezahlung solcher Gebühren verdonnert. Es ist aber zu erwarten, dass sowohl von Seiten der Politik, als auch durch die Justiz der Handlungsspielraum der Dialer-Abzockbande immer mehr eingeengt wird. Denn inzwischen sind die herkömmlichen Tarife T1 bis T4, die einst die Telekom vorgegeben hat, nur noch Makulatur. Die Anbieter können fast beliebige Preismodelle anbieten, entweder nach Minutentakt oder pauschal pro Einwahl. Bei dem Anbieter Eops kann man sich für Tarife zwischen 0,41 und 4,99 Euro pro Minute entscheiden oder pro Anruf zwischen 0,50 und 25 Euro. Inzwischen sind auch bereits Dialer aufgetaucht, die 300 und mehr Euro pro Einwahl kassieren wollten.

Erscheinen die Gebühren für solch einen Dialer auf unserer Monatsrechnung der Telekom, dann hat man aus Prinzip schlechte Karten, wenn man diese Wuchergebühren nicht zahlen will. Da kommt es auf die rechtlichen Aspekte eigentlich überhaupt nicht an. Denn wer von Euch schon jemand mal versucht hat, eine überhöhte Rechnung bei der Telekom zu reklamieren, der weiß was einen dabei erwartet. Die Service-Seiten von Zeitungen und Zeitschriften sind voll von den aberwitzigsten Geschichten über Reklamationen beim Telefon-Riesen. Jeder Einspruch wird in der Regel von einem Call-Center geduldig entgegen genommen, nur ändern tut sich dadurch meist wenig. Man schreibt Briefe, per Einschreiben, man reklamiert telefonisch mehrfach, doch häufig laufen all diese Reklamationen einfach ins Leere. Und mit dem nächsten Schreiben mahnt dann die Telekom wieder den kompletten Betrag samt Mahngebühr und Verzugszinsen an. Im schlimmsten Fall wird sogar der Telefonanschluss für einige Zeit abgeklemmt.

Einen Prozess zu führen, ganz ohne Unterstützung durch einen Verbraucherschutzverein oder durch Übernahme der Kosten durch die Rechtsschutzversicherung, macht wenig Sinn. Die Kostenrisiken liegen deutlich über dem strittigen Betrag und wenn so ein Prozess schließlich in die Gänge kommt, dann hat der Verbraucher häufig Schwierigkeiten, den gesamten Sachverhalt unter Beweis zu stellen. Denn all die Beweismittel sind virtueller Natur, also höchst flatterhaft und zerrinnen schnell unter den Fingern. Will man trotzdem nicht zahlen, dann sollte man den gesamten Vorgang möglichst schnell und präzise dokumentieren:
- durch eine dritte Person die Webseite mit dem Dialer auf die Festplatte sichern lassen. Damit hat man einen unbeteiligten Zeugen für einen eventuellen Prozess;
- die Verbindungsdaten von der Telekom anfordern;
- möglichst mit der Telekom vereinbaren, dass die nicht strittigen Gebühren (also ohne Dialer) bezahlt werden oder von der Telefonfirma abgebucht werden dürfen. Die Gebühren für den Dialer müssen dann vom Betreiber geltend gemacht werden. Gegenüber diesem hat man immer bessere Karten vor Gericht;
- den gesamten Schriftverkehr mit der Telekom immer per Einschreiben führen, damit man hinterher alles genau dokumentieren kann.

Hier die Schilderung eines Betroffenen:
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Die Firma HansaNet Telekommunikation, Hammerbrookstr. 63, 20097 Hamburg hat sage und schreibe EUR 300,00 von meinem Konto abgebucht.

Nach Rückfrage beim Kundenservice HansaNet wurde mir erklärt, dass ich irgendwelche Erotikseiten angeklickt habe, die von AOL vertrieben werden (ich bin oder war jetzt Mitglied bei AOL). Schon allein ein Klick auf diesen Erotikseiten kostet EUR 300,00. Ich wäre nicht die Einzigste, die sich beschwert, leider habe ich rechtlich keine Ansprüche und müsste die EUR 300,00 zahlen.

Man stelle sich das vor: für einen Klick werden EUR 300,00 verlangt, ohne eine Gegenleistung, da ich bewusst keine dieser Seiten besucht habe. Es kann nur durch die viele unübersichtliche Werbe- und Bannerflut bei AOL unbewusst beim Abklicken passiert sein.

Mein Einspruch bei der Telekom wurde so behandelt: Ich brauche die EUR 300,00 nicht zahlen, sondern nur meinen regulären Betrag. Auf der Überweisung soll ich vermerken, HansaNet wird nicht bezahlt. Bei HansaNet habe ich auch Einspruch eingelegt, die Antwort steht noch aus.

Eingewählt muß ich mich am 09.02.2002 haben, ich habe die Datei Diver.exe aufgestöbert, Datum 09.02.2002 - 20.01 Uhr
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In vielen Fällen hat die Telekom überhaupt nichts mehr mit den 0190-Nummern zu schaffen. Die Vergabe dieser Nummern durch die Telekom ist lange nicht so lukrativ für die gesamte Betrügerbande. Seit der Neuregulierung des gesamten Telefonsektors ist für die Vergabe der Telefonnummern die Regulierungsbehoerde für Telekommunikation und Post zuständig. Dort können sich Firmen größere Blöcke dieser Nummern gegen Gebühr zuweisen lassen. Meist werden diese Nummernblöcke nicht nur für den eigenen Bedarf gebucht, sondern auch an Drittanbieter weiter verkauft. Wer letztlich den umstrittenen Service anbietet, ist der Behörde auch nicht bekannt. Zumindest aber kann man sich eine Liste der ursprünglichen Bezieher der 0190 / 900 – Nummer als pdf-Datei dort herunterladen. Damit hat man zumindest den ersten Ansprechpartner gefunden.

Überhaupt wird dieser gesamte Bereich der Telefon-Abzockdienste im Zuge der Liberalisierung des Telefonmarkts noch weiter ausgebaut. Eigentlich sollten diese Dienste zur Abrechnung von tatsächlichen Service-Leistungen eingerichtet werden. Man will zum Beispiel ein Hotelzimmer bei einem Reservierungsservice bestellen und ruft diese Firma an. Die Bearbeitungsgebühr dafür wird dann über die Telefonrechnung eingezogen, das Hotel zahlt man vor Ort. Für solche und ähnliche Dienste sind eigentlich diese Nummern gedacht. Aber durch die freie Festlegung der anfallenden Gebühren sind auch dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Man muss nur den Kunden unter einem Vorwand dazu bringen, solch eine Nummer anzurufen. Schon hat man ohne Leistung bares Geld verdient.

Übrigens: Die 0190-Nummern werden in den nächsten Jahren langsam auslaufen. Ende 2005 wird dieser Nummernbereich ganz abgeschaltet, nicht aber der Service. An Ende dieses Jahres kommen dann die 0900 Nummern, die auch nicht mehr in 1000 Blöcken vergeben werden. Jeder der will kann sich solch eine Nummer gegen eine einmalige Reservierungsgebühr von 62,50 Euro ab sofort zuteilen lassen.

Wer sich weiter mit diesem Thema befassen möchte, für den gibt es eine wirklich gut gemachte, inhaltlich fundierte Internet-Seite mit Forum: http://www.dialerschutz.de .