Die Mutter eines der getöteten Söldner schreibt: "In Astrachan wurden Banner mit gefallenen Soldaten des Wagner PMC angebracht. Mein Sohn ist auch da. Wir sammelten Fotos, druckten Banner und die Stadt gab uns die Erlaubnis."
31.08.2024 -- 68.100 // Zuwachs zum 31.07.24: 4.246
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Kargopol ist eine der ältesten Stadte in der Region Archangelsk mit weniger als 9.000 Einwohnern. Ein Soldat aus der Stadt wurde bei jenem HIMARS-Angiff in der Nacht vom 8. auf 9. August getötet. Die Verwaltung der Stadt schrieb darauf folgenden Nachruf:
Michail Anatoljewitsch Sofronow starb bei der Erfüllung von Aufgaben während einer speziellen Militäroperation auf dem Gebiet der Region Kursk am 9. August 2024.
Michail Anatoljewitsch, geboren am 2. Oktober 1974, ist Absolvent der Uchotskaja-Sekundarschule, er war ein fröhlicher, freundlicher, sympathischer Mensch, immer bereit zu helfen.
Während seines Dienstes blieb M.A. Sofronov dem Militäreid treu, hielt sich heilig an die Verfassung der Russischen Föderation, hielt sich strikt an die Anforderungen der Militärvorschriften und Befehle der Kommandeure, erfüllte seine Pflicht mit Würde, war mutig und entschlossen, ein wahrer Patriot sein Land.
Pawel Alexandrowitsch Tscheremisin aus der russischen Region Karelien ist am 6. Juni 2024 im Krieg gegen die Ukraine getötet worde. Zu seinem Tod finden sich einige Einträge bei VKontakte, nur nennt niemand sein Alter oder Geburtsdatum. Auf Grund seines jugendlichen Aussehens haben wir versucht etwas mehr über Pawel zu erfahren und sind fündig geworden. Aber gleich vorneweg - sein Alter konnten wir nicht recherchieren.
Dafür fanden wir ein Urteil des Stadtgerichts Segescha vom 29. März 2023. Darin wird Pawel so charkterisiert: Er hat eine Meldepflicht und einen ständigen Wohnsitz, wird vom örtlichen Polizeikommissar zufriedenstellend beschrieben, es liegen keine Beschwerden über das Verhalten zu Hause vor, ist ledig, hat ein unterhaltsberechtigtes kleines Kind und ist nicht erwerbstätig, nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet; keine Vorstrafen. Am Ende des Urteils wird Pawel zu einer fünfjährigen Strafe wegen des versuchten Handels mit Drogen verurteilt.
Den Rest der Geschichte kann man sich getrost zusammenreimen. Pawel wurde vor oder während der Haft zu einem Sturm-V Kommando rekrutiert. So kam er frei, musste aber bei Angriffen ganz vorne dabei sein.
„Wir wollen es nicht glauben, es scheint, als würde es an der Tür klingeln, wir werden uns umarmen und weinen, dass das nicht so ist ... Unsere kleine, warme Sonne ...“, schrieb seine Mutter.
Manchmal stolpert man über alte Fälle. Jedes Jahr zum Geburtstag von Wladimir Igorewitsch Nozdrin veröffentlichen Freunde auf VKontakte eine Todesanzeige. Geht man der Sache nach, dann findet man einen Donbass-Separatisten der ersten Stunde. Dumm nur, dass auch dieser "Separatist" gar nicht aus dem Donbass stammte, sondern aus der russischen Stadt Rostow am Don.
Wladimir wurde am 22.04.1984 dort geboren und bei einer der vielen Kampfhandlungen an der Demarkationslinie am 12.06.2017 getötet.
Ab 1. August 2014 kämpfte er in der LPR (ab 24. September - CheGuevara Brigade), dann ab 11. Mai 2015 in der DPR (GRU-Spezialeinheiten).
Artem Jurjewitsch Turowtsew kam aus dem Dorf Krasnoswobodnoje in der Region Tambow. Das ist beinahe alles, was wir über den russischen Soldaten wissen.
Aber auch Artem befand sich in jener Kolonne, die in der Nacht vom 8. und 9. August in der Region Kursk durch einen HIMARS-Raketenangriff der ukrainischen Armee komplett zerstört wurde.
Im Nachruf schreibt die Dorfgemeinde: "Für seine Landsleute und Einwohner Russlands wird Artjom Jurjewitsch für immer ein Beispiel der Loyalität gegenüber dem Vaterland bleiben. Wir werden sein Andenken für immer in unseren Herzen behalten...
P. S. KRIEG WIRD NUR VON DENEN GELIEBT, DIE DURCH IHN BEREICHERT WERDEN. WIR ALLE WOLLEN DEN FRIEDEN, ABER WIR KÖNNEN IHN NOCH NICHT ERREICHEN...."
Telegram - 17.08.2024 - Antikriegsprojekt der Region Stawropol:
Ein Soldat aus Mineralnyje Wody starb in der Nähe von Kursk.
Der Name des Verstorbenen war Viktor Okunew. Er war 43 Jahre alt. Den Fotos zufolge war der Mann ein Vertragssoldat.
Ich werde nicht müde, zu wiederholen, dass der Krieg gegen die Ukraine beendet werden muss. Er wird die Toten nicht zurückbringen, aber er wird das endlose Fließband des Todes zugunsten eines verrückten alten Tschekisten stoppen, der am Ende seines Lebens steht. Männer haben im zivilen Leben etwas zu tun!
Nein zum Krieg!
Namensliste der verstorbenen Soldaten aus Mineralnyje Wody (70 Namen):
https://teletype.in/@otkrovenya_minvod/spisok-pogibshih-minvody
Allgemeine Liste der Opfer aus der gesamten Region Stawropol (1255 Namen):
https://teletype.in/@otkrovenya_minvod/spisok-pogibshih-stavropolye
Warum findet das russische Militär immer wieder neue Soldaten als Freiwillige, wenn doch klar ist, dass die Chance den Militärdienst gesund zu überleben recht klein ist? Natürlich spielen die hohen Zahlungen des Staats eine Rolle, dieses Risiko einzugehen. Manchmal findet man die Antwort auch in den Lebensläufen der Soldaten.
Juri Andrejewitsch Talbuninin, geboren am 11.11.1998, kam aus der großen Siedlung Mogoituy in Transbaikalien. Ende Juni 24 unterschrieb er einen Vertrag, am 1. August 24 starb er im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Er war sicher weniger als 14 Tage an der Front. Im Nachruf schreibt die Ortsverwaltung:
Bis zu seinem 16. Lebensjahr lebte er mit seinen Eltern im Dorf Nomokonowo. Dann zog er nach Mogoituy und lebte bei seinem Onkel. Absolvent von neun Klassen. Verheiratet. Arbeitete von 2018 bis 2020 als Hilfsarbeiter im Café Bagulnik. Er arbeitete auch als Metzger im Café ODON und bekam dann eine Anstellung im Straßendienst des Dorfes Zabaikalsk.
Im Februar 2024 bekam er eine Stelle als Lader-Spedition bei Partners Noyabrsk LLC (Novaya Chara, Udokan Copper). Er hat 2 Monate lang in einer Schicht gearbeitet.
Artem Dobrodumski war ein 22-jähriger Wehrpflichtiger, der bei der ukrainischen Offensive in der Region Kursk getötet wurde. Der junge Mann kam aus der Stadt Schachti in der Region Rostow am Don.
Sein Tod wurde durch den Karate-Klub bekannt gemacht, für den er wohl mehrfach erfolgreich antrat. Die Tatsache, dass Artem ein Wehrpflichtiger war, löschte der Karate-Club umgehend.
Der kleine Film zeigt Danilo Dmitrowitsch Mitrofanow, geboren am 23. Juni 2002. Er kommt aus dem Bezirk Jurlinski in der Region Perm. Danilo hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und hatte Glück - er wurde in einem Waldgebiet in der Gegend von Bakhmut gefangen genommmen.
Danilo bekam als Soldat keine Waffe, seine Aufgabe bestand darin, Nahrung und Wasser an die Front zu bringen - was gefährlich genug ist. Danilo hat eine Behinderung der 2. Gruppe wegen geistiger Beeinträchtigung. Wir hatten bereits über ähnliche Fälle berichtet. Aber die Leute von der Rekrutierung nehmen offensichtlich jeden.