Mit etwas Suchen findet man nach dem Gulli-Relaunch interessante Fachthemen. Der Bereich Dokumente beinhaltet sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene einige Informationen, die man gelegentlich benötigt. Etwas erinnert dieser Teil an das Konzept der englischsprachigen Netknowledgebase. Und dort, tief im Innern vergraben, findet man auch noch ein paar Texte, die an die früheren, wilden Tage der Domain gulli.com erinnern. Fahren wir aber fort, mit dem zweiten Teil der Interviews und den Fragen an LexaT und Gulli.


BN: Mit der Vergesellschaftung des Internet, also der Nutzung des Netzes nicht nur durch Spezialisten sondern durch den so genannten Normalbürger, wird die Reglementierung dieses Mediums weiter fortschreiten. Wird es auch in Zukunft noch so etwas wie einen Untergrund, einen Graubereich im Netz geben?

LexaT: Ja.

gulli: Ja - und die Besucher können sich sicher sein, dass gulli.com auf lange Zeit der beste Platz sein wird um sich einen Überblick darüber zu verschaffen.

BN: Inzwischen gibt es im eDonkey-Bereich einige Seiten und Boards, die weit mehr Besucher als gulli.com & board.gulli.com haben. Habt Ihr den Zug in diesem Bereich verpasst?

LexaT: Filesharing ist sowohl Bestandteil des neuen gulli.com, als auch des gulli:board. Unter www.gulli.com/filesharing/ ist eine Kooperation entstanden, die jetzt schon sehr viele Besucher anzuziehen scheint. Das Filesharing-Forum des gulli:board hat sich schon lange etabliert. Wir werden uns aber auch weiterhin nicht ausschließlich auf einen Bereich beschränken.

gulli: ... es gibt gut besuchte Seiten aus jedem Bereich des Internets. Würden wir diese Frage bejahen, müssten wir ebenfalls einen XXX-Bereich und tausend andere Unterprojekte pflegen.

BN: Ihr kennt die Kritik der BoardNachrichten, dass Ihr versucht über Suchmaschinen-Traffic unbedarfte Netzsurfer auf Dialerseiten zu locken. Wie steht ihr zu dieser Kritik?

LexaT: Mit dieser Kritik sind die Boardnachrichten ja seinerzeit ziemlich baden gegangen, da sie nicht differenzieren konnten oder wollten und sich in den eigenen Moralvorstellungen verstrickt haben. Ein Teil der Finanzierung erfolgt über Werbung für Seiten mit Angeboten über 0190er Zugangssoftware. Wir haben niemals versucht, die Kosten die durch diese Einwahlen entstehen zu verheimlichen, noch wurde jemals versucht diese Software "unterzuschieben". Der unbedarfte Netzsurfer war sich immer im Klaren, welche Dienste er in Anspruch nimmt und was sie kosten. Unsere Einstellung zu Dialern ist im Übrigen hier ausführlich dokumentiert.

BN: Die Zeit der Dialer neigt sich dem Ende, denn die Einsatzmöglichkeiten werden zunehmend reglementiert. Zum schnellen Geldverdienen werden sie sich zukünftig nicht mehr eignen. Kommt damit auch das Ende des Projekts Gulli?

gulli: Die bisher lustigste Frage. gulli befasst sich mit dem Underground und nicht mit Dialern. Zur Zeit sind alle Inhalte und Dienste auf gulli werbefinanziert und Inhalte/Dienste, die über die Dialer abrechnen sorgen für einen Teil der Werbeeinnahmen und werden das auch weiterhin, solange wir es für sinnvoll halten. Begrüßenswert ist, dass gegen den existierenden Missbrauch verstärkt vorgegangen wird, so dass zu hoffen ist, dass die Öffentlichkeit Dialer zukünftig primär als Zahlungsmethode und nicht als Problem begreift. Dazu muss allerdings noch einiges getan werden, wenn man sich die aktuellen Spam-Problematik anguckt.

BN: Die Zusammenarbeit mit der Kanzlei Gravenreuth dürfte Euch viel negative Resonanz gebracht haben. Jemand der früher mit den Tanja-Briefen Jagd auf Raubkopierer gemacht hat, der noch immer zahlreiche Software-Firmen vertritt, der hat nicht über Nacht ein Herz für all die entdeckt, die das Netz zum Tauschen und Sammeln benutzen. Gibt es weiterhin solch eine Zusammenarbeit?

gulli: Solange wir uns gut vertreten fühlen, wird er auch unsere juristischen Interessen vertreten. Die negative Resonanz beschränkte sich übrigens auf eine Nachricht in den Boardnachrichten - das 'viel' in der Fragestellung war da etwas zuviel ;)

BN: Bleibt auch das Porno-Angebot Eurer Firma im Netz? Wir fragen das nicht ohne Grund, denn nach Eurer eigenen Darstellung sollten solch Frauenverachtende Seiten Tabu sein.

LexaT: Es ist auch nicht unser moralisches Bedürfnis pornografische Inhalte im Internet zu tabuisieren. Nur auf den eigenen Seiten möchten wir halt nicht ständig damit konfrontiert werden.

gulli: Es wäre wünschenswert, wenn in Zukunft zwischen den Aktivitäten der Betreiberfirma und gulli unterschieden werden könnte. Sex ist das Thema #1 im Internet und wieso sollten diese Nachfragen nicht befriedigt werden?

BN: Schon immer hattet ihr die Firma fliks auch als Web-Hoster eingeführt. Wird es bald konkrete Angebote geben, die sich an die Szene richten? Denn in Österreich gibt es ja im Moment eine liberale Rechtssprechung und dorthin zeigt ja inzwischen auch die Gulli-IP – auf das Adress-Kontingent einer Pleitegegangenen Internet-Unternehmung.

gulli: Pläne und Überlegungen gibt es viele, aber bevor man diese konkretisieren kann, muss ich mich erstmal von dem Lachanfall erholen. Immer wieder amüsant, wenn vermeintliche Profi-Tools genutzt werden und man trotz alledem auf die Fresse fällt.

LexaT: Die Nutzung eines IP-Subnetzes hat mit Serverstandorten nicht das geringste zu tun. Auch eine "Whois"-Abfrage hat durchaus ihre informativen Grenzen, verehrter OskarMaria ;-)

BN: Und zum Schluss noch eine Fragen in eigener Sache: Wird OskarMaria je unter diesem Nick Zugang zum Gulli-Board erhalten?

LexaT: Um den in der letzten Antwort beschriebenen Zustand zu ändern, wird von deiner Seite sehr viel Arbeit (auch am eigenen Image) nötig sein. Wenn "OskarMaria" einmal für faire Berichterstattung ohne Aufhänger und Hetze und für die Wahrung der Privatsphäre steht, sehe ich keinen Grund den Zugang zu sperren. Letztendlich ist das aber eine Entscheidung, die vom Boardteam getroffen wird.


Nachtrag: Kern eines Interviews ist es, die Meinung des Interviewten zum Thema zu erfahren. Es ist keine Debatte, deshalb sind auch keine Erwiderungen der BoardNachrichten eingeflossen.