Kirche Uralsky erbaut 2001

Orthodoxe Kirche in Uralsky, erst 2001 erbaut -- Foto: Archicon.rf -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der Ort Uralsky ist eine Mischung aus Kleinstadt und Dorf mit etwa 6.600 Einwohnern und liegt am Ufer der Kama, dem größten und längsten Nebenfluss der Wolga, etwa 40 km von der Hauptstadt der Region Perm entfernt. Uralsky hat eine noch junge Geschichte, der Ort wurde erst 1948 aus ein paar Häusern heraus gegründet und diente als Wohnstätte der Arbeiter einer damals neu gegründeten Spanplattenfirma, die heute noch immer zu den größten Firmen der Branche gehört. Aus diesem Ort kam Alexander Russakow, ein junger Wehrpflichtiger, der im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine getötet wurde.

Alexander RussakowWehrpflichtige dürfen in Russland nicht im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Und trotzdem haben wir schon mehrfach über diese jungen Leute berichtet, die im Kriegseinsatz getötet wurden. Da gibt es den Fall eines Wehrpflichtigen, der auf dem Flaggschiff "Moskwa" eingesetzt wurde, das am 13. April 22 von der Ukraine versenkt wurde. Andere wurden in der russischen Grenzsicherung eingesetzt - allerdings in umkämpften Regionen und gerieten so in das Kriegsgeschehen. Der Fall von Alexander Russakow (Foto rechts) ist allerdings etwas anders.

 Der 19-jährige Alexander wurde im Herbst 2023 zum Wehrdienst in einer motorisierten Schützeneinheit nach Orenburg eingezogen.  Im Frühjahr wurde das gesamte Regiment in die Region Belgorod verlegt, sie sollte im Schebekinski-Bezirk eine Flutlichtanlage  entlang der Grenze zur Ukraine installieren. Alexander war dafür sogar im weiteren Sinne ausgebildet, er hatte Elektriker gelernt und war spezialisiert auf die Reparatur elektrischer Geräte. Und so wurde aus einem Wehrpflichtigen dann ein Kriegsteilnehmer.

Denn Russland hatte zur selben Zeit eine weitere Kampffront eröffnet, russische Einheiten rückten aus der Region Belgorod über die Grenze in Richtung Charkiw vor. Alexander befand sich damit mitten im Kriegsgeschehen. Zusammen mit einem Vorgesetzten arbeiteten sie angeblich an der Installation der Beleuchtung und sie wären unter Beschuss geraten. Der Kommandant wurde ins Krankenhaus gebracht und Alexander starb sofort an einer Granatsplitterwunde. Solch unangenehme Nachrichten verschweigt man besser. Nachdem Alexander im Mai die Kommunikation mit seiner Familie eingestellt hatte, begannen seine Angehörigen unruhig zu werden und versuchten seinen Verbleib herauszufinden. Erst im Juni erfuhren sie die bittere Wahrheit.

Alexanders Beerdigung fand am 11. Juni statt. Vertreter des Militärregistrierungs- und Einberufungsamtes kamen dazu, erklärten der Familie jedoch nicht, wie die Wehrpflichtigen an einen Ort gelangten, an dem geschossen wurde.

„Nach der Armee träumte er davon, mit Freunden St. Petersburg zu erobern. Fast alle gingen gemeinsam zur Armee und danach wollte die ganze Kompanie nach St. Petersburg – um dort zu arbeiten, Musik zu schreiben und zu leben … Meinem Sohn gefiel es, erfolgreich zu sein. Sogar dort, an der Grenze, als sie die Lichtanlage installierten, war Sascha froh, dass alles geklappt hat," sagte seine Mutter Olga gegenüber der Presse.  Alexander wäre sehr kreativ gewesen – er malte, schrieb Musik und tanzte ständig, sogar auf der Datscha, wenn er im Garten arbeitete, wie dieses Video zeigt.

Und eine Jugendfreundin beschrieb seine Pläne so: "Alexander träumte davon, eine musikalische Karriere aufzubauen und mit engen Freunden nach St. Petersburg zu ziehen. Er hatte grandiose Pläne. Er träumte davon, diese riesige Welt zu bereisen und zu erkunden. Er wollte ein Foto mit Big Ben im Hintergrund und einen Spaziergang durch den Central Park in New York machen. Er war unglaublich ehrgeizig und charismatisch. Es wollte alles und manchmal sogar noch mehr."