Blauer See -- Foto: Vlad Tschernenko -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Viele Sehenswürdigkeiten hat der Bezirk Sergijewski in der Region Samara nicht aufzuweisen. Da gibt einen (niederen) Berg, der durch seinen Reichtum an Pflanzen berühmt ist und den blauen See. Das ist ein tiefes, steil abfallendes Loch in der dortigen Karstlandschaft mit einem hohen Anteil an Schwefelwasserstoff und schwefelhaltigen Mineralien. Taucher können bis 38 Meter in die Tiefe vordringen. Der Bezirk hat etwa 45 Tausend Einwohner.
Anatoli Jekamasow (Foto links) ist der Leiter des Bezirks, der aus der Stadt Surgut stammt, die im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen liegt. Im Moment hat der Mann viel zu tun, denn alle paar Tage muss er ein weiteres Opfer des russischen Krieges gegen die Ukraine bestatten. Wir haben ein paar Beispiele nur aus dem Monat Juli 2024 zusammengefasst.
Am 1. Juli musste er den Tod von Wadim Petrowitsch Karaulow bekannt geben. Das ist ein besonders erwähnenswerter Fall. Denn Wadim wurde erst im Januar 2005 geboren, war also gerade mal 19 Jahre alt, als er im Februar 24 einen Vertrag mit dem russischen Militär abschloss. Lange erfüllte er den Vertrag nicht, bereits am 24. Mai war er tot. Wadim wäre ein wunderbarer, liebevoller Sohn, ein fürsorglicher Bruder, ein verlässlicher Freund und Kamerad und ein würdiger Bürger seines Landes gewesen, kondolierte Anatoli Jekamasow zu dessen Begräbnis.
Tatasche aber war, dass Wadim sich zusammen mit seinem Vater beim Militär eingeschrieben hatte. Jetzt ist der Sohn tot und der Vater weiter im Krieg.
Am 4. Juli 24 wurde Sergej Nikolajewitsch Morosow bestattet. Der Mann wurde 1975 geboren und hatte sich bereits im Oktober 2023 beim Militär verpflichtet. Auch hier dauerte der Einsatz nicht lang, am 13. November wurde Sergej an der Front getötet. Es dauerte also mehr als sieben Monate bis dass der tote Sergej auch bestattete wurde.
"Sergej Nikolajewitsch wird, wie alle Landsleute, die während der Sonderoperation ums Leben kamen, immer in unserem Gedächtnis und in unseren Herzen weiterleben", schrieb der Leiter Bezirks.
Bereits am 5. Juli musste Jekamasow das nächste Kriegsopfer begraben. Jakow Alexandrowitsch Schirjajew hatte sich zusammen mit seinem Bruder im Januar 24 beim Militär eingeschrieben. Jakow kam während eines Angriffs am 26. Mai ums Leben.
"Jakow, ich trauere mit dir. Ewige Erinnerung an Jakow Alexandrowitsch und alle, die ihr Leben für die Verteidigung unseres Vaterlandes gegeben haben ... Ewiger Ruhm für alle, die den Sieg in diesem Moment näher bringen," schrieb Jekamasow auf VKontakte.
Am 10. Juli gab es schon wieder eine Beerdigung. Der Leutnant der Reserve Sergej Nikolajewitsch Moguzew wurde bei der Mobilisierung im Herbst 2022 eingezogen. Der Mann war am 27.11.1976 geboren und lebte im Dorf Karmalo-Adeljakowo. Im Mai 23 wurde er verwundet, kehrte an die Front zurück und wurde im Oktober 2023 getötet.
Für den Leutnant hat Jekamasow ein paar Sätze mehr verfasst: "Heute kämpfen in der Ukraine, in unseren neuen Regionen, Mobil- und Vertragssoldaten, junge Männer und reife Männer Seite an Seite, es gibt sogar Vertreter des schönen Geschlechts. Jeder von ihnen ist ein wahrer Patriot seines Landes, ein echter Held, ein Vorbild, dem man folgen kann. Sie erfüllen ihre militärische Pflicht und schützen uns alle und unser Land vor dem Nationalsozialismus. Leider wird nicht jeder in der Lage sein, nach Hause, zu seinen Familien, zu seinen Häusern, zu seiner Arbeit, zu seinem gewohnten Leben zurückzukehren ..."
Am 12. Juli musste der Bezirksleiter zur nächsten Bestattung. Juri Jegorowitsch Michailow wurde am 21. Oktober 1977 im Dorf Krasny Gorodok geboren. Dort blieb er, hatte geheiratet, gearbeitet und seine Kinder großgezogen. Im September 2023 verpflichtete sich Juri beim Militär, doch bereits Ende November wurde Juri getötet. "Das Himmelreich unserem Helden und gesegnetes Andenken!" sprach Anatoli zum Abschied.
Am 13. Juli war es wieder ein sehr junger Soldat, den der Bezirk zu beklagen hatte. Anatoli Michailowitsch Markelow wurde am 5. September 2001 geboren. Nach der Schule hatte der junge Mann ausschließlich beim Militär gedient. Im Jahr 2020 war er für die Armee im Auslandseinsatz, ob in Syrien oder in der Ukraine ist nicht bekannt. Und bereits im Juli 2023 schloss Anatoli einen neuen Vertrag beim Militär. Genau ein Jahr schaffte Anatoli im Krieg zu überleben, am 5. Juli 24 wurde auch er getötet.
"Es ist schwierig, Worte zu finden, wenn junge Menschen sterben, in der Blüte ihres Lebens, mutig, mutig, ehrlich und anständig... Das ist genau das, was der Gefreite Anatoli Markelow war," schrieb der Bezirksleiter auf VKontakte.
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