Marcel Mazitowitsch Kaschapo, geboren am 2. Oktober 2001, kam aus dem kleinen Dorf Tarkazy mit etwa 700 Einwohnern (2010) im Bezirk Jermekejewski in Baschkortostan. Im Februar 2024 hat er einen Vertrag mit dem Militär zum Kriegsdienst abgeschlossen. Wann er genau getötet wurde, wird nicht mitgeteilt. Er wurde am 3. August in seinem Heimatdorf begraben.
Seine Halbschwester Winera hat mit der russischen Exilpublikation Meduza geredet und über das Schicksal von Marcel berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war der Verbleib ihres Bruder noch nicht ganz klar. Ihr Bericht dürfte beispielhaft für viele der "Freiwilligen" sein, die an der Front ein schneller Tod erwartet. Wir geben ihre Stellungnahme übersetzt wieder:
Marcelka wurde angeblich durch eine Drohne in der Nähe von Avdeevka getötet - und er wurde in einem mit Erde bedeckten Unterstand zurückgelassen. Ein anderer Mann aus dem (baschkirischen) Dorf Semeno-Makarovo wurde bereits zurückgebracht und begraben, aber sie können meinen Bruder nicht herausholen. Sie sagten nur: „Es tut uns leid, er ist tot.“
Wo ist die Leiche, wenn er tot ist? Vielleicht ist mein kleiner Bruder noch am Leben und sitzt irgendwo in einem Keller (in Gefangenschaft)? Vielleicht hat er kein Gedächtnis? Vielleicht ist er in einem Krankenhaus? Vielleicht braucht er Hilfe?“
Von der Vertragsunterzeichnung bis zum ersten Kampf vergingen nur zwei Wochen. Bevor er in den Krieg zog, gab mein Bruder zu, dass er „große Angst“ hatte.
Er wurde gezwungen, den Vertrag zu unterschreiben. Marcels Vater (wir haben verschiedene Väter) hat sein ganzes Leben lang gestohlen. Und als er Rohre stehlen wollte, um sie zu verschrotten und die Stromrechnung zu bezahlen, hat er Marcel mitgenommen.
Meinem Bruder wurde gedroht, dass er entweder zur SVO (spezielle Militäroperation) oder in eine (Straf-)Kolonie gehen würde, und von dort aus würde er sowieso an die Front gebracht werden: „Alle Jungs werden so erwischt: wer ein abgebranntes Haus hat, wer kein Essen hat, wer kein Leben hat, sie alle werden zur SVO geschickt."
Die Dorfverwaltungen in Baschkirien werden von oben angewiesen wurden, jede Woche einen Mann an die Front zu schicken.
Begräbnis von Marcel Kaschapo
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