Im Dialerforum jubelt Hyro von der Hyro Mediaservice über sein neues Angebot: "Aufgrund des einschlagenden Erfolges mit dem Piratos Flat-Dialer bieten wir diesen nun auch für HackerSpider an." Auch Consiliere offeriert im selben Forum für das Partnerprogramm Sendman.de den Flatdialer. Nicht nur im Preis von 55 Euro ähneln diese Dialer dem Angebot von Gulli, alle drei wählen sich auch mit der selben Rufnummer 0190 080806 ins Telefonnetz ein. Doch verantwortlich will nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die man in einem Fenster des Dialers sieht, jede Firma für ihren Inhalt selbst sein. Die BoardNachrichten haben sich mit dem Hintergrund dieser Angebote beschäftigt.

Nach Auskunft der Regulierungsbehörde für Telekommunikation wurde die Rufnummer 0190 080806 an die Firma Talkline ID vergeben. Auf unsere Nachfrage teilte uns Talkline mit, dass sie die Rufnummer an die Firma Q1 Deutschland AG in Düsseldorf weitergereicht hätte. Trotz Anmahnung war von der Q1 AG keine Auskunft zu erhalten, ob sie für das Angebot verantwortlich wäre oder ob sie wiederum die Rufnummer weitergereicht hätte.

Interessant sind die genauen Konditionen dieses Dialers. Für die 55 Euro kann man sich bis zu 45 Minuten einwählen. Um versehentliche Verbindungen auszuschließen, wird der Benutzer erst dann belastet, wenn er länger als 55 Sekunden eingewählt bleibt. Kürzere Einwahlen werden nach Aussage von Consiliere im Dialerforum nicht berechnet: "Die 1 Minutengrenze dient nur zur Sicherheit. Der Telefonanbieter (Carrier) schafft durch den Billingverzicht von Einwahlen (wie z.B.) 30 Sekunden sich - A) Ärger vom Hals, - B) kann somit eine Auszahlungsgarantie geben, - C) kann somit eine Stornosicherheit garantieren .... denn wir wollen ja alle unser Geld weiterhin behalten. User sollen auch nicht mit ein paar Sekunden "abgezogen" werden, sondern sollen den Flattarif schon nutzen."

Wer wie viel verdient, legte auch Hyro für seine Firma auf dem selben Board hier offen. Nach seinen Aussagen werden von den Carriern 26,61 Euro ausgeschüttet, davon gehen 50 Prozent (~13,30 Euro pro Einwahl) an die Webmaster, die den Dialer vermitteln und genau so viel verbleiben bei Hyros Firma.

Sowohl Gulli.de wie auch Piratos.de bieten auf ihren Seiten Warez, Cracks und Serials an, die man über den Dialer bekommen könne (siehe Ausschnitte aus den Webseiten der beiden Firmen). Zugegeben die BoardNachrichten haben es nicht ausprobiert, aber es ist wenig wahrscheinlich, dass eine Firma in Deutschland ganz offiziell Zugang zu urheberrechtlich geschütztem Material anbietet. Sollte dies zutreffen, so würde die Firma sofort mit Klagen eingedeckt. Aber sollten sich hinter dem Link keine „Warez, Serials & Cracks" verbergen, dann würde der Kunde ja nicht das Versprochene erhalten und das zum stolzen Preis von 55 Euro.

Sowohl Talkline als auch die Firma Q1 sind Mitglied der Freiwilligen Selbstkontrolle Telefonmehrwertdienste e.V. (FST). Die BoardNachrichten haben bei den beiden Firmen und beim Verband nachgefragt, ob das Angebot von Warez, Cracks und Serials im Einklang mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen oder den FST-Statuten stehen würde.

Gulli selbst wollte sich nicht dazu äußern, welche Programme man über den Dialer herunterladen können. Auch ein Inhaltsverzeichnis wollte er nicht vorlegen, aus dem man erkennen könnte, welche tatsächlichen Angebote man mit jenem Dialer nutzen könnte. Noch keine Auskunft haben wir von der FST erhalten. Die Geschäftsstelle teilte uns dazu am Donnerstag mit, dass sie keine Presseanfragen beantworten dürfte. Unser Brief wäre deshalb an den Vorstand weitergeleitet worden.

Wesentlich konkreter wurde da schon ein Vertreter der Firma Talkline. Er schrieb uns: " Hierzu machen wir darauf aufmerksam, dass Talkline lediglich Telekommunikationsdienstleistungen erbringt. Gemäß §§ 8 ff. TDG ist der Inhalteanbieter allein für die über Telefonmehrwertdienste angebotenen Inhalte verantwortlich."

Allerdings hat Talkline unsere Anfrage an die Q1 AG weitergereicht und von der Firma auch eine Antwort zu den fraglichen Inhalte erhalten: " Es handelt sich bei Gulli.de lediglich um Informationen, die durch den Einsatz von deren Dialer Software kostenpflichtig angeboten werden. Programme, Cracks oder sonstige Software sind nicht im Angebot enthalten. Die Informationen werden einzig und alleine Aufschluss über die Vorgehensweise von sog. Hackern und den zugrunde liegenden Tools geben. Gleich zu Beginn der Seite ist klar und deutlich erkennbar, dass es sich lediglich um Hinweise handelt ebenso auch Warez, da auf Gulli.de im Memberbereich lediglich rundum erklärt wird. In Anbetracht dieser Umstände kann hier nicht von einem unseriösen Angebot ausgegangen werden kann. Gulli.de ist wie die Print Ausgabe des bekannten Hacker Buchs "Blackbook" zu verstehen."

Dass der Flat-Dialer mit dem Hackers Blackbook verglichen wird, wirft kein gutes Licht auf das Angebot. Immerhin wurde das Blackbook ja auch schon häufig bei Gulli beworben. Es ist wesentlich billiger - im Moment bekommt man es für 14,90 Euro, dazu gibt es meist noch eine CD. Von den Lesern hörte man über das Buch meist ziemlich heftige Kritik, angeblich biete es wenig Neues oder Interessantes. In einem entsprechendes Thema auf dem Gulli-Board wird das Blackbook geradezu verrissen. Und stimmen die Angaben von Talkline, dann gibt es beim Flat-Dialer weder Warez, Cracks und Serials - sondern gerade mal Informationen darüber.

So ärgerlich dieser 55 Euro Dialer auch ist, so umstritten auch der Inhalt, den man damit vielleicht herunterladen kann, von der technischen Seite aus kann man nur wenig dagegen einwenden. Es sieht so aus, dass die Vorgaben der FST über die Installation eingehalten werden. Damit wird ein versehentliches Einwählen in der Regel ausgeschlossen sein. Das bedeutet aber nicht, dass man diesen Betrag in jedem Fall auf der Telefonrechnung akzeptieren muss. Denn haben Jugendliche oder Kinder den Dialer benutzt, dann können die Eltern durchaus Widerspruch einlegen.

Wie das geht, zeigt ein Jurist aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Dessen Kinder sind auf einen Grußkarten-Dialer hereingefallen. Nachdem der Betrag mit der Telefonrechnung eingezogen wurde und die Sache sich nicht mit der Telekom klären ließ, hat der Beamte Strafanzeige gegen die Telekom wegen Geldwäsche gestellt. Was sich zuerst abstrus anhört, bekommt Hand und Fuß, wenn man sich etwas genauer mit dem Sachverhalt beschäftigt. Einen Bericht dazu gibt es bei Heise, noch interessanter ist die Diskussion mit dem Juristen im Forum für Computerbetrug hier.

Präzendensfälle gibt es zwar noch nicht. Aber Eltern haben eine gute Chance Forderungen aus solchen Dialerverbindungen abzuweisen, wenn sich Jugendliche oder Kinder darüber eingewählt haben, die noch nicht geschäftsfähig sind, und die Eltern das auch nachweisen können.