Kantschalan

Dorf Kantschalan -- Foto: AlGaman  -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Jetzt ist bereits tiefer Winter im Autonomen Kreis der Tschuktschen, aber nach unserem Wärmeempfinden ist es dort beinahe das ganze Jahr über Winter. Von den Namensgebern dieser russischen Region, den Tschuktschen, gibt es noch etwa 15.000 Angehörige. Sie leben überwiegend von der Rentierzucht, von der Jagd und vom Fischfang.

Es ist ein großes Drama für die indigene Bevölkerung, wenn die jungen Männer den Verlockungen des vielen Geldes verfallen, in den Krieg gegen die Ukraine ziehen und im Zinksarg wieder nach Hause kommen.  Für Tschukotka haben wir bisher mehr als 90 Kriegstote gelistet, gemessen an der Bevölkerung steht die Region an vierthöchster Stelle in Russland. Und aktuell müssen wir den Tod von zwei weiteren Tschuktschen melden.

Es sind Hermann Pykol  aus dem Dorf Kantschalan und Andrej Bochan aus dem Dorf Wankarem, über das wir bereits im April geschrieben haben.

Hermann Pykol

Trauerzug für Hermann Pykol in Kantschalan

Zum Dorf Kantschalan gibt es keine Straßenverbindung. Im Sommer kann man es per Schiff erreichen, im Winter gibt es eine Piste auf dem Eis. Der Personentransport erfolgt üblicherweise mit dem Hubschrauber.

Das Dorf hat etwa 600 Bewohner, die überwiegende Mehrheit stellen die Tschuktschen, die von der Rentierzucht und vom Fischfang leben.

Hermann Pykol wurde am 11. Mai 1985 im Dorf geboren.  Er arbeitete als Elektriker für die Wartung und Reparatur elektrischer Geräte, war verheiratet und hatte vier minderjährige Kinder. Auch Hermanns älterer Bruder hatte sich zuvor zum Kriegsdienst verpflichtet.

Bei einem Angriff in der Ukraine am 9. September wurde Hermann getötet, am 16. Oktober fand seine Beisetzung im Dorf Kantschalan statt.

Andrej Bochan

Abschied im Dorf Wankarem

Andrej Bochan kommt aus dem abgelegenen Dorf Wankarem. Nach der letzten Zählung der Einwohner lebten 2021 sogar nur noch 122 Personen im Dorf.  Andrej hatte eine Ausbildung als Automechaniker, aber auch ihn lockte das viele Geld im Kriegsdienst. Im Jahr 2023 meldete er sich freiwillig.

Andrej wurde am 5. August 24 in der ukrainischen Region Saporischschja getötet und wurde am 15. Oktober beigesetzt.


Quelle: Nachrichtenagentur von Tschukotka vom 19.10.24