Geboren unter Putin, getötet unter Putin
In unserer Rubrik "Kriegsbilder" haben wir zuletzt jeden Tag ein neues Foto mit ein paar kurzen Bemerkungen über gefallene russische Soldaten veröffentlicht - 200 solche Kurzlebensläufe sind so zusammengekommen. Sie alle eint - sie wurden geboren nach dem Jahr 2.000 und sind im Krieg gegen die Ukraine getötet worden.
In all diesem kurzen Leben kannten sie nur einen wirklichen russischen Präsidenten. Wladimir Putin wurde im August 1999 als Präsident ernannt, hat formal eine Amtszeit an Dimitri Medwedew abgegeben (2008) und hat als Ministerpräsident weiter regiert. Danach übernahm er wieder das Präsidentenamt und hat sein Land systematisch seit 2014 in den Krieg gegen die Ukraine geführt.
Im Oktober 2024 konnten wir in absoluten Zahlen weit mehr junge Menschen als russische Kriegstote registrieren. Nachfolgend dazu ein paar Informationen:
Seit Herbst 2022 sind die russischen Verluste an Soldaten stark angestiegen. Der Hauptgrund war zunächst die Gruppe Wagner, die ihre Söldner aus den russischen Gefängnissen holen durfte und beim Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut gnadenlos verheizte. Jeder Meter, den die Söldner vorrücken konnten, wurde mit dem Blut der Gefängnisinsassen erkauft.
Nach der Liquidation der Gruppe Wagner hat die russische Armee diese Taktik fortgesetzt. Zunächst waren es auch Gefangene, die jene "Fleischangriffe" durchführen mussten, gleichzeitig wurden mit viel Geld einerseits die Gescheiterten, Alkoholiker und Junkies der russischen Gesellschaft und zum anderen die einfachen Menschen aus den vielen verarmten Regionen angelockt, um die Lücken in der Armee wieder aufzufüllen.
Etwa 30.000 Freiwillige braucht die russische Armee jeden Monat neu, um Kriegstote, Verletzte und andere Abgänge wieder auszugleichen. Und dann gibt es auch noch das Reservoir der jungen, leicht durch das viele Geld und/oder durch Propaganda beeinflussbaren Männer.
Wir haben im Oktober 311 junge Soldaten erfasst, die nach dem 31.12.1999 geboren und die im Krieg getötet wurden. Insgesamt haben wir nur von 58% aller Kriegstoten eine Altersangabe erhalten, es war auffällig, dass besonders bei jugendlichen Gesichtern kein Geburtsdatum öffentlich genannt wurde.
Rechnet man also auf alle erfassten russischen Kriegstoten hoch, so dürften im Oktober etwa 540 junge Männer getötet worden sein. Damit machen sie etwa 10% aller gefallenen Soldaten aus.
Die Zahlen im vorangegangenen September 24 waren ähnlich - 236 Tote, hochgerechnet entsprechend der erfassten Altersangaben auf 500, ebenfalls 10% aller Kriegstoten.
Dann gibt es auch noch die schwer verletzten Soldaten, die aus dem Krieg zurück kommen - zum Beispiel ohne Bein/e, ohne Arm/e oder ohne Verstand durch Gehirnverletzungen. All diese jungen Leute müssen für den Rest ihres Lebens damit umgehen und sind meist angewiesen auf die kärgliche soziale Unterstützung in Russland. Nur für die Monate September und Oktober dürften etwa 3.500 solche jungen Kriegsverletzten zusammenkommen.