Kein Kriegsende in Sicht

Die Krieg Russlands gegen die Ukraine geht im kommenden Februar in sein viertes Jahr und ein Ende ist nicht abzusehen - im Gegenteil, er ist blutiger denn je. Durch unser Durchforsten der russischen Medien und durch unsere Dokumentation der russischen Kriegstoten meinen wir sicher sagen zu können:

  • Aus der russischen Bevölkerung heraus ist kein nennenswerter Widerstand gegen den Krieg zu erwarten.
  • Nie waren die russischen Verluste an Mensch und Material höher als im letzten Quartal 2024.

An der Darstellung des russischen Angriffskrieges hat sich in den russischen Medien nichts geändert. Der Krieg wird weiterhin mit der Verteidigung Russlands begründet - vor den nazistischen Horden in der Ukraine, vom Schutz der russischen Bürger im ukrainischen Donbass, vor dem westlichen Imperialismus.

In den Foren der sozialen Medien formuliert kaum jemand dazu einen Widerspruch, kritische Kommentare zu den hohen Opferzahlen des Krieges findet man selten. All das hat sich seit Kriegsbeginn nicht wesentlich verändert. Wenn Russland sich wehrt oder verteidigt, dann sind eigene Opfer eben nicht zu vermeiden - diese Formulierung dagegen findet man häufig zur Rechtfertigung der vielen Kriegsopfer.

Auch die russischen Medien sind fest in der Hand der Zensur. Ein Beispiel aus den letzten Tagen:

Die Stadt Engels in der Oblast Saratow beherbergt einen Militärflugplatz, auf dem russische Langstreckenbomber stationiert sind. Diese steigen regelmäßig auf, um Marschflugkörper auf die Ukraine zu starten. Das Treibstoffdepot des Flughafens wurde am 8. Januar 25 von ukrainischen Drohnen angegriffen und mehrere Tanks gingen in Flammen auf. Der Gouverneur Roman Busargin erklärte, alle ukrainischen Drohnen wären abgeschossen worden. "Leider" wären Trümmerteile auf das Tanklager gefallen. Diese Version wurde von allen lokalen Medien ohne Widerspruch übernommen. Beispiele: Link1, Link II

Ohne Rücksicht auf die eigenen Verluste wälzt sich die russische Kriegsmaschine im Donbass Kilometer um Kilometer voran. Der britische Geheimdienst spricht vom verlustreichsten Dezember 2024 des gesamten Krieges.

Die durchschnittlichen täglichen Verluste Russlands erreichten im Dezember 2024 einen neuen monatlichen Kriegshöchststand. Die durchschnittliche tägliche Verlustrate betrug 1.570, der fünfte Monat in Folge, in dem die russischen Streitkräfte neue durchschnittliche tägliche Verluste erlitten. Am 19. Dezember 2024 wurde ein neuer Kriegshöchststand von 2.200 Verlusten an einem einzigen Tag verzeichnet. Russland wird höchstwahrscheinlich auch im Januar 2025 hohe Verluste erleiden, da die Angriffe der abgesessenen Infanterie auf mehreren Achsen fortgesetzt werden.


Quelle Grafik: Britischer Geheimdienst vom 8.01.25

Inzwischen sind bei der russischen Armee auch die Verluste an Kriegsmaterial so enorm, dass sie nicht mehr mit Nachschub ausgeglichen werden können.  Russlands Angriffe wurden in den letzten Monaten teilweise mit chinesischen Golfwagen, Kleinmotorrädern aus dem chinesischen Alibaba-Katalog und grob umgebauten Zivilfahrzeugen geführt. Die Fahrwege im Niemandsland zwischen den Fronten sind begrenzt von ausgebrannten oder zerstörten russischen Fahrzeugen jedweder Bauart.

Es gibt in Russland allerdings einen Trend, der ein Ende des Krieges bewirken könnte - die russische Ökonomie. Zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine bewirkten die hohen Ausgaben für die Kriegswirtschaft einen wirtschaftlichen Aufschwung in Russland - trotz all der Wirtschaftssanktionen. Der Staat finanzierte den Krieg aus angesparten Rücklagen aus dem Rohstoffexport des Landes. Die Beschäftigungssituation in Russland verbesserte sich, weil die Rüstungsbetriebe expandierten und rund um die Uhr arbeiteten, zudem stieg das Lohnniveau deutlich an.

Doch im dritten Kriegsjahr drehte sich dieser Aufschwung. Die Inflation frisst die gestiegenen Einkommen wieder auf, die hohen Kreditzinsen blockieren Neuinvestitionen und der Wert des Rubels flattert nach unten. Im Jahr 2025 finanziert Russland mit mindestens 40% seines Haushalts das Militär und seinen Krieg in der Ukraine. (Details)

Die drohende Stagflation der russischen Wirtschaft könnte folglich die Regierung dazu zwingen, ernsthafte Friedensverhandlungen zu führen. Der Ausgang solcher gerade angekündigten Verhandlungen zwischen den USA und Russland bleibt allerdings sehr ungewiss.