Wann wird das alles enden?
Die Friedensverhandlungen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin sind trotz weitestgehender Zugeständnisse der USA gescheitert. Russland hat auch den Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe abgelehnt. Das Land wird also weiter kämpfen, töten und zerstören - bis zum Endsieg?
In unserer Statistik haben wir im April 25 4.097 neue russische Kriegstote erfasst. Da wir nur einen Teil aller Opfer erfassen, bedeutet das entsprechend unserer bewährten Arithmetik:
- Geschätzte Kriegstote: 6.800
- Verwundete: 24.000
- Gesamte Opferzahlen 04/25: 30.800
Die russische Regierung ist folglich auch weiterhin bereit, jeden Monat mehr als 30.000 Männer für einen Sieg über die Ukraine zu opfern. Der britische Geheimdienst, der sich allerdings auf ukrainische Daten bezieht, geht sogar von 36.000 Opfern im Monat April aus.
So fordernd, stark und selbstbewusst sich die russische Führung in ihren Verhandlungen und in ihrem Auftreten in Sachen Krieg gegen die Ukraine gibt, so unsicher sieht es hinter den Kulissen aus.
Das russische Militär hat große Probleme, die vielen Verluste von Kriegsmaterial an der Front zu ersetzen. Die Angriffe werden häufig - unter hohen Verlusten - mit ungeschützten Fahrzeugen, mit geländegängigen Motorrädern und Golfwagen durchgeführt. Die Disziplin und Motivation unter den Freiwilligen ist gering, die hohen Verluste beim Angriff auf ukrainische Stellungen befördern Befehlsverweigerung und Desertion. Siehe unseren Beitrag hier.
Dazu sind die wirtschaftlichen Aussichten in Russland alles andere als günstig. Die finanziellen Rücklagen wurden verpulvert, die Erlöse aus dem Verkauf von Erdgas und Erdöl gehen zurück, die zivile Ökonomie schwächelt und die Inflation bleibt auf hohem Niveau.
Zudem greifen die westlichen Sanktionen nach drei Jahren immer besser. Die Schleichwege für die Einfuhr von westlicher Hochtechnologie nach Russland werden weiter unterbunden und die Schattenflotte zum Export russischen Rohöls wurde stark dezimiert.
Wir würden Russland als Scheinriesen bezeichnen. Je näher man ihm kommt, um so intensiver man sich mit ihm beschäftigt, um so kleiner erscheint er. Hinter all den russischen Machtdemonstrationen steckt viel weniger Potential als vorgegeben.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Situation im Schwarzen Meer. Russland versuchte militärisch die Handelsschiffahrt hin zu den Häfen der Ukraine zu unterbinden. Davon ist heute nicht mehr die Rede, die russische Kriegsmarine wurde aus dem westlichen Teil des Meeres hinausgeworfen und kann von der Krim aus nicht mehr operieren.
Der Historiker und Professor für strategische Studien an der University of St Andrews in Schottland, Phillips O'Brien, schreibt in seinem Newsletter: "Die Wahrheit ist: Das russische Militär steckt in einer Sackgasse. Ihm gehen die Fahrzeuge aus, seine Soldaten werden verbraucht, und es gelingt ihm kaum, etwas zu erreichen. Dieses Militär braucht einen Waffenstillstand."