Vorausgeschickt - seit Beginn des russischen Angriffskrieges ermitteln wir die russischen Kriegstoten aus offenen Quellen. Wir machen das ohne Werbung, ohne Unterstützung von außen, sind politisch ungebunden und tragen die erheblichen Kosten selbst. Wir erstellen alle Informationen nach bestem Wissen und Gewissen.

In keinem Monat im bisherigen Verlauf des russischen Angriffskrieges haben wir mehr russische Kriegstote erfasst als im Monat August 2025 – insgesamt 7.224. Ein beachtlicher Teil dieser getöteten Soldaten geht auf die Liste der gefallenen „Schwarzen Husaren“ zurück, die die ukrainische staatliche Initiative „Ich will finden“ veröffentlicht hat und deren Richtigkeit sich verifizieren ließ. Aber auch die aktuellen russischen Verluste blieben auf hohem Niveau.

Kusbass (Kemerowo) & Baschkortostan

Im Monat August 2025 hatten die Oblast Kemerowo mit 413 erfassten Toten und die Republik Baschkortostan mit 342 Todesfällen die höchsten Verluste aller russischen Regionen zu verzeichnen. Beide Regionen können auch als Beispiele herhalten, für die unterschiedlichen Situationen in den russischen Regionen dreieinhalb Jahre nach Beginn des Krieges.

Das Kohlebecken Kusbass in der Oblast Kererowo

Zunächst – die hohe Zahl an Kriegstoten im Monat August bezieht sich nicht nur auf aktuelle Fälle, wir konnten auch die Auswertung von vielen Fotos von Grabstellen gefallener Soldaten übernehmen.

Die Probleme des russischen Kohlebeckens Kusbass haben wir in einem Bericht über die Stadt Leninsk-Kusnezki bereits vorgestellt. Die Kohleindustrie in der Region steckt in einer tiefen Krise. Die Weltmarktpreise für Kohle sind gefallen und die Industrie findet auf Grund der westlichen Sanktionen kaum mehr Abnehmer.

Von den 151 Kohleunternehmen im Kusbass haben 18 Firmen die Förderung gestoppt, davon eine Firma aktuell im August. Dreißig Unternehmen geben an, dass sie momentan Verluste schreiben – zehn sind im August neu dazu gekommen.

Der Gouverneur der Region hat zudem 16 Kohleförderer Steuerstundung gewährt. Auch gibt er an, dass nicht alle Betriebe dauerhaft stillgelegt würden. Aber die Hälfte werde definitiv geschlossen und die Arbeiter auf andere Firmen umverteilt. Was diese Situation für die Grubenarbeiter bedeutet, liegt auf der Hand: Teilzeitarbeit mit geringerem Einkommen oder Entlassung.

Womit wir wieder beim russischen Krieg in der Ukraine wären – die arbeitslosen oder einkommensreduzierten Männer im Kusbass lassen sich leicht als Freiwillige zum Kriegsdienst anwerben. Sie lockt die hohe Anwerbeprämie und der überdurchschnittliche Verdienst beim Militär. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft die Kriegstoten aus dieser Region überdurchschnittlich ansteigen werden.

Baschkortostan

Baschkortostan ist die bevölkerungsreichste Republik aller russischen Teilregionen und zudem eine der wirtschaftlich reichsten Regionen Russlands. Die Industrie ist stark diversifiziert, sie profitiert zudem von der russischen Kriegswirtschaft. Doch Baschkortostan hat auch ein starkes Gefälle zwischen den städtischen und den weiten ländlichen Gebieten der Region, wo dieser Reichtum nicht angekommen ist.

Wir haben das Oberhaupt Baschkortostans, Radij Faritowitsch Chabirow , bereits hier vorgestellt. Er war aktiver Unterstützer der Krim-Annexion und der russischen Invasion in den Donbass im Jahr 2014. Und aktuell hat er alle Bezirke angewiesen, Freiwillige zu werben und Unterstützungsmaßnahmen (Weben von Tarnnetzen, Spendensammlung, Bereitstellung von Ausrüstung) der Bürger zu initiieren.

Seit Beginn des Krieges hat Chabirow etwa 15 bis 20 Milliarden Rubel (150 - 200 Millionen €) in die Region Donbass gepumpt, meint ein russischer Experte und sagt weiter: „Chabirow zieht alles ab, was er kann, und schickt es in den Donbass.“ . Genaue Zahlen gibt es wegen der Geheimhaltung dieser Ausgaben nicht.

Aber das ist noch nicht alles. Aktuell kündigte Radij Chabirow an, dass Baschkirien in den Mobilisierungs-Wirtschaftsmodus wechseln könne. Im Prinzip bedeutet das radikale Ausgabenkürzungen in allen Bereichen, um die Folgen der Kriegswirtschaft und des Sanktionsdruckes abzumildern.

Doch im Moment werden weiter die Bürger seines Landes in großem Stil an der Front in der Ukraine verheizt – Baschkortostan ist in absoluten Zahlen die Region mit den meisten Kriegstoten in ganz Russland.