Jetzt liegt das schriftliche Urteil vor - in der Klage von Mario Dolzers Universal Boards gegen den Heise Verlag. Die Begründung hört sich so an, als ob das Betreiben von Foren einen Geschäftsbetrieb darstellt. Mit dem sich nach Belieben Geld verdienen lässt. Es zeigt sich hier wieder, dass in unserer Gesellschaft alles unter dem Gesichtspunkt eines Wirtschaftsbetriebs gesehen wird. Oder sagen wir es etwas politischer - alles fokussiert sich auf die kapitalistische Verwertung.

Aber holla - ihr Richter in Hamburg, was habt ihr für einen eingeschränkten Horizont? Denn die öffentliche Meinungsbildung, die freie Rede und das Kommentieren von Ereignissen haben doch gar nichts mit Penunzen und Moneten zu tun. Sondern sind ein wichtiger Bestandteil einer freien Gesellschaft und ein Teil unserer unverzichtbaren Grundrechte. Dazu gehört, dass im Eifer des Gefechts auch manchmal etwas über die Stränge geschlagen wird. Auswüchse kann man nach Kenntnis entfernen oder redigieren, aber es gibt keinerlei Rechtfertigung, dass gleich mit der juristischen Keule herumgefuchtelt wird. Solche Praxis fördert Duckmäusertum und staatsbürgerliche Trägheit.

Aber auch dem Heise-Verlag will ich ins Stammbuch schreiben (auch wenn manche das hier nicht gerne lesen) - juristische Revancheaktionen sind der Sache wenig dienlich. Sondern schränken den Handlungsspielraum von Forennutzern unnötig weiter ein. Will sagen - auch der unsägliche Mario Dolzer, den ich allzu gerne virtuell zum Teufel jagen möchte, hat mit seinem Hilfe-Forum den selben Umgang verdient. Nämlich eine einfache Information, dass bestimmte Beiträge fremde Rechte verletzen. Bevor teure Anwälte eingeschaltet werden!
Nachtrag: tw_24
hat mich darauf hingewiesen, dass das Urteil auch im Originaltext hier veröffentlich ist - danke. Ein schneller Blick darauf bestätigt meine obigen Befürchtungen.
OskarMaria, 14.04.2006