Der DFB und seine Landesverbände gehen im Internet auf Konfrontationskurs. Mit dem Argument, dass man nur seine Rechte schützen wolle, werden Internetportale abgemahnt, die Fotos oder Filme von Amateurspielen veröffentlichen. Der hessische Fußballverband mahnte sogar einen eigenen Mitgliedsverein ab, der Filmmitschnitte eigener Spiele über youtube ins Internet gestellt hatte. Gleichzeitig erschwert der Verband seinen Mitgliedsvereinen den Zugriff auf die Fußballdatenbank. Auf keinen Fall sollen die Mitglieder ihre Ergebnisse dort auslesen und auf die eigene Webseite übertragen können. Der Grund für all die Maßnahmen: Der DFB hat einen Vertrag mit der Telekom zur alleinigen Vermarktung all dieser Inhalte geschlossen.

Mitte Mai bekam der Fußballverein VfB Philippsthal einen Brief des stellvertretenden Geschäftsführers und Justiziars des Hessischen Fußballverbandes. Mit der Begründung, dass die Verwertungsrechte für Filmaufnahmen beim Verband liegen würden, wurde der Verein aufgefordert, die Filmaufnahmen zu löschen, die man selbst von eigenen Spielen der Kreisliga A aufgenommen und dort eingestellt hatte, um sie auf der eigenen Webseite zu präsentieren. Der Verein ist zwar dem Wunsch des Verbandes nach gekommen, meint dazu aber auf seiner Internetpräsenz: „Der Fußball gehört nicht den Verbänden, sondern denjenigen, die ihn spielen. Fußballspiele werden nicht von Verbänden organisiert, sondern von Vereinen. Die Filme, die wir zeigen, gehören nicht den Verbändern, sondern Privatleuten. Daraus folgt: Wir übernehmen keine Leistungen des Verbands."

Der Niedersächsische Fußballverband will durchsetzen, dass Fotos von Fußballspielen seiner Mitglieder nicht auf „kommerziellen" Internetportalen veröffentlicht werden dürfen. Kommerziell ist danach jede Seite, die etwas Werbung veröffentlicht. Und natürlich sind damit auch solche Webcommunities wie StudiVZ, Facebook und wie sie alle heißen gemeint. Der Autor Lars Klingenberg schreibt dazu: „Wie mir gestern der Niedersächsische Fußball Verband (NFV) per E- Mail bestätigte, ist es rechtlich gesehen verboten, Fotos von Amateurfußballspielen (egal ob Jugend, Herren oder Frauen) auf MyHeimat zu veröffentlichen."

Etwas diffiziler gelagert ist die Auseinandersetzung um das Videoportal „Hartplatzhelden.de ". Dort können Hobbyfilmer ihre Aufnahmen von Amateur-Fußballspielen veröffentlichen. Der württembergische Fußballverband hat gegen das Portal geklagt und auch in zweiter Instanz Recht bekommen. Danach wäre es dem Portal verboten, jene Filme zu veröffentlichen. Da die Macher der Hartplatzhelden sich eine fremde Leistung aneignen würden, würden diese gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstoßen, meinte das Stuttgarter Oberlandesgericht. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig, eine Revison wurde zugelassen.

Doch auch wenn Fußballvereine Filmaufnahmen zulassen und mit den Hartplatzhelden ausdrücklich kooperieren wollen, will der Westfälische Fußballverband dies nicht zulassen . Er verweist auf seine Satzung, nach der er das ausschließliche Recht habe, Videoaufnahmen zu vermarkten.

Der DFB will über seine Tochterfirma DFB-Medien alles rund um den Fussballsport vermarkten. Hintergrund für all die Drohgebärden ist ein Vertrag der DFB-Medien mit der Deutschen Telekom. Auf deren Portal fussball.de sollen die Fußballergebnisse aller Ligen und aller Altersklassen veröffentlicht werden. Gleichzeitig sollen dort möglichst viele Menschen ihre Fotos und Filme von Fußballspielen veröffentlichen und so eine große Gemeinschaft aller Fußballinteressierten entstehen. Die Telekom vermarktet das Portal so offensiv, dass man diese Seite kaum noch als seriös bezeichnen kann. Alles ist mit extensiver Werbung vollgepflastert, im Hintergrund öffnen sich ungefragt weitere Werbefenster, Musik dudelt plötzlich durch die Lautsprecher und will Werbebotschaften unterstützen. Setzt man einen Browser mit Werbeblocker ein, kann man die Seite nicht benutzen.

Den Webmastern der Vereine will man dagegen keinen automatischen Zugriff auf die Ergebnisdatenbank im DFBNet geben. Diese sollen stattdessen ihre Besucher auf jene kommerzielle Seite fussball.de weiterleiten - zum Wohl der Telekom und des DFB. Dass die Mitgliedsvereine nichts vom Kuchen abbekommen, ist ganz selbstverständlich. Mal sehen wie lange es dauert, bis dass weitere Vereine wegen veröffentlichter Fotos, Filmausschnitte oder Fußballergebnisse vom Verband abgemahnt werden.