julien_assange.jpgNach einer dpa-Meldung von heute verweigern die schwedischen Behörden dem Internet-Aktivisten und Wikileaks-Gründer Julian Assange (Foto adamfeuer) die gewünschte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Das bestätigte ein Sprecher der Zuwanderungsbehörde am Dienstag in Stockholm. Der Australier beabsichtigte, in Schweden die Wikileaks-Zentrale aufzubauen, um dort von dem strengen Informantenschutz zu profitieren.

Wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, zeigt ein Blick drei Jahre zurück. Zu Beginn des Projekts Wikileaks arbeitete man nach dem Wiki-Prinzip. Jeder konnte Dokumente einreichen, alles wurde veröffentlicht, der Leser musste entscheiden, was Lüge und was Wahrheit war.

Assange und seine Mitstreiter, wenn es überhaupt welche mit Einfluss auf das Projekt noch gibt, wollen/haben aus dem Projekt ein Geschäftsmodell entwickelt. Zwar wird Gemeinnutz behauptet und Spenden gesammelt, tatsächlich will man die zugetragenen Informationen vermarkten. Der Meistbietende bekommt den Zuschlag und die zugesicherte Exklusivität.

Dieses Geschäftsmodell sollte jetzt in Schweden realisiert werden, weil das dortige Presserecht Herausgeber und deren Quellen schützt. Man kann nur spekulieren, warum Assanges Antrag abgelehnt wurde. Aber es dürfte auch in den meisten anderen westlichen Ländern schwierig werden, wenn dort ein Ausländer ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht ein umstrittenes Medienunternehmen gründen möchte.

Eine Frage stellt sich trotzdem: Warum braucht Wikileaks eigentlich den Schutz der Quellen? Wenn über die Informanten System bedingt nichts bekannt ist, alle Informationen verschlüsselt, nicht verfolgbar und völlig anonym eingereicht werden können?

Die Antwort ist banal - Wikileaks kann solch eine Anonymität technisch nicht garantieren. Wenn es gegen Regierungen geht, stehen die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten auf tönernen Füßen. Aber Assange, der Märchenerzähler, hat dies seiner Kundschaft so vermittelt und will, dass diese Rolle nun der schwedische Staat übernimmt. Kein Wunder, wenn er eine Abfuhr erhielt.