MilitaerStaatsanwaltschaftSwetlogorskWie schwer es ist, verlässliche Informationen über getötete Soldaten in Russlands Krieg gegen die Ukraine zu dokumentieren, zeigt ein aktuelles Urteil aus Russlands Exklave Kaliningrad. Einige russische Medien hatten damit begonnen, eigene Recherchen über Todesopfer zu veröffentlichen.

Ein gutes Beispiel zeigt das Gebiet Uljanowsk. Bis zum 23. Mai waren von lokalen Medien dort 23 Todesfälle gemeldet worden, eine Recherche der lokalen Redaktion der Komsomolskaja Prawda brachte 19 weitere tote Soldaten ans Licht. Es wurden also nur 55% aller Kriegstoten offiziell veröffentlicht.

Diese eigenen Nachforschungen durch Medien hat jetzt das Stadtgericht von Swetlogorsk in zwei Fällen als illegal eingestuft. Swetlogorsk, das frühere deutsche Rauschen, ist ein Badeort an der Ostseeküste. Auf Antrag eines Militärstaatsanwalt der Garnison der baltischen Flotte stufte das Gericht solche veröffentlichten Informationen als Staatsgeheimnis ein, da es sich um Soldaten und Offiziere handele, die während der „ besonderen militärischen Operationen“ eingesetzt würden. Die Verbreitung solcher Informationen wären verboten. Nicht betroffen wären solche Nachrichten, die von den Behörden offiziell bekanntgegeben würden.

Das Urteil bezieht sich im Moment nur auf zwei ganz bestimmte Veröffentlichungen von  86.ru (Jugra) und 60.ru (Pskow), es stellt noch keinen Präzedenzfall für andere Medien dar. Übrigens – jene Militärstaatsanwaltschaft von Swetlogorsk ist an prominenter Stelle untergebracht. Sie sitzt in einem ehemaligen deutschen Herrenhaus (Foto links) in erster Reihe zum Ostseestrand.

Nachtrag: Auch eine Webseite aus Krasnodar entfernte ihre Sonderseite zu gefallenen Soldaten,  74.ru aus Tscheljabinsk ebenfalls und die Gedenkseite aus Orenburg wurde auch geschlossen.