„War is hell“ oder „Krieg ist die Hölle“ ist eine Aussage, die dem amerikanischen General Sherman zugesprochen wird. Und doch gelten in der Kriegshölle bestimmte Regeln. Kriegsgefangene sind menschlich zu behandeln, ihre Tötung ist strengstens verboten.
Aktuell geht es um das Schicksal zweier junger russischer Soldaten, die ganz am Anfang des russischen Krieges gegen die Ukraine irgendwie von ihrer Einheit getrennt wurden oder sich verlaufen hatten und von der ukrainischen Territorialverteidigung festgenommen wurden. Ihre Verhaftung wurde sogar auf Video festgehalten. Doch beide Soldaten aus Burjatien sind tot in ihre Heimat zurück gekehrt und wurden Anfang Juli bestattet.
(Foto oben Sergey Ochirov, unten Danil Dmitriev)
Die Todesmeldungen für den 26 jährigen Sergey Ochirov und den 21 jährigen Danil Dmitriev geben keine Auskunft über die Umstände ihres Todes. Beide Meldungen sind hier unter den Positionen 225 und 219 veröffentlicht, sie sind neutral gehalten und beschuldigen niemanden. Doch in der russischen Z-Gruppe auf Vkontakte.ru wird behauptet, dass beide in Gefangenschaft getötet worden wären: "Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht vergeben". Und auch das dem Ukrainekrieg kritisch eingestellte Baikal-Journal titelt: „In der Ukraine wurden zwei Soldaten aus Burjatien getötet. Sie waren in Gefangenschaft“.
Die Verhaftung der beiden Soldaten wurde Ende Februar gefilmt und im Netz verbreitet. Sergey Ochirov war Fahrer eines LKWs, der Raketen transportierte. Er geriet unter Beschuss, wurde verwundet und festgenommen. Ukrainische Stimme: „Hier, meine Freunde, ist unsere erste Trophäe. Wer bist du?". Ochirov antwortet ängstlich: „Ich bin Burjate. Wir sind die Nachhut, wir transportieren Raketen. Uns wurde gesagt, wir sollten weiterfahren. Wir sind den Panzern gefolgt.“
Danil Dmitriev, mit Schlamm bedeckt, hat bei der Festnahme sogar sein Geburtsjahr vergessen. Seine Freunde hatten ihn im Video kaum erkannt. Der auf Fotos stolz posierende Soldat zitterte vor Angst. „Warum hast du auf uns geschossen?“, fragt der Autor des Videos. „Ich weiß nicht, ich habe nicht geschossen“, antwortet Danil. „Okay, zucke nicht und du wirst leben“, sagt das ukrainische Militär.
Beide Verhaftungen wurden auch in Burjatien gemeldet. Die Mutter von Sergey Ochirov demonstrierte sogar in Ulan Ude gegen den Krieg. Danach war Funkstille, die Mutter erhielt keine weiteren Nachrichten über das Schicksal ihres Sohnes. Im Mai wurde schließlich sein Tod gemeldet. „Sie haben ihn getötet“, schrieb die Mutter an das Baikal-Journal „Das ist die Genfer Konvention in der Ukraine, es gibt kein Vertrauen in die Nazis!“
Die Familie von Daniel Dmitriev hielt dagegen die ganz Zeit still und weigerten sich mit der Presse zu sprechen. Am 1. Juli veröffentlichten die Eltern den offiziellen Nachruf auf seinen Tod. Presseanfragen wurden nicht beantwortet.
Auch die ukrainische Seite hat den Ernst der Situation erkannt. Der von wahrscheinlich offiziellen Stellen /Gehimdienst betriebene Twitter-Account Necro Mancer antwortete auf verächtliche Kommentare zu dem Vorgang "Daran ist nichts lustig!" Die ganze Sache ist auch deshalb merkwürdig, da seit März beide Seiten regelmäßig ihre einfachen Gefangenen austauschen.