Nikita Sablin

Nikita Sablin, geboren am 11.04.2005 aus der Region Tambow, wurde am 11.09.2023 getötet. Nikita war also gerade 18 Jahre und fünf Monate alt, als sein Leben in der Ukraine beendet wurde. Bereits als Jugendlicher hatte er eine patriotische Kadettenausbildung erhalten und  durfte in der Schule noch jüngeren Kindern den Umgang mit einem Gewehr zeigen. Wir führen seinen Tod auf Position 160, Tambow I.

Die Stadt Tambow hat jetzt eine großes Plakat mit Nikita installiert. Es steht vor dem Haus der Hütte, indemr der junge Mann einst wohnte und zeigt die ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufgewachsen ist. Wohnen wird dort niemand mehr. Durch den Tod von Nikita hat seine Mutter eine große Abfindung erhalten. Sie kann sich damit eine neue Wohnung leisten. Der Text auf dem Plakat lautet:

Hier wohnte ein Mitglied der speziellen Militäroperation (CBO). Nikita Sablin starb einen mutigen Tod. Den Mut-Orden verliehen (posthum).

Sergej Petrowitsch Surski

Sergej Petrowitsch Surski2Etwa 600 km östlich von Moskau liegt die Stadt Schumerlja. Sie befindet sich auf dem Gebiet Tschuwaschiens nahe der Grenze zur Oblast Nischi Nowgorod. Die Stadt liegt in der osteuropäischen Tiefebene, ist zu Wasser und zu Lande gut an das Verkehrsnetz angebunden und hat doch die Schwindsucht. Um das Jahr 2000 lebten dort noch 40.000 Bewohner, jetzt sind es nur noch 27.000. 

In der Umgebung von Schumerlja gibt es das Dorf "Roter Oktober" mit lediglich 300 Einwohnern. Dort lebte Sergej Petrowitsch Surski 

Sergej, geboren am 21. März 1976, hatte eine Mittelschule absolviert, Wehrdienst geleistet, den Führerschein gemacht und blieb unverheiratet. Mehr ist über ihn nicht überliefert. Aber im Juni 2024 hatte er sich entschlossen, ebenfalls am Krieg gegen die Ukraine teilzunehmen. Der Entschluss endete wie zu erwarten - bereits am 1. Juli 2024 war Sergej tot. Nachstehend die Meldung aus Schumerlja mit einigen Fotos:

Houthis emblemEiner der wenigen Verbündeten Russlands im Krieg gegen die Ukraine ist die international nicht anerkannte Regierung der Huthis im Jemen. Nach Angaben eines russisch/arabischen Telegramkanals  wären die meisten hochrangigen Offiziere und Militärführer der jemenitischen Streitkräfte auf der Seite der Huthis auch Absolventen sowjetischer und russischer Militärakademien. Die gleiche Quelle sagt, dass dutzende Huthis in den Reihen der russischen Armee gegen die Ukraine kämpfen würden.

Wir können diese Angaben nicht verfifizieren, allerdings können wir den Tod von drei Huthis bestätigen, die im Krieg gegen die Ukraine gefallen sind.

Viktor Andrejewitsch SeteikinSchon mehrfach hatten wir über den Umgang mit Waisenkinder in Russland berichtet. Bereits in den Einrichtungen werden die Heranwachsenden dazu erzogen, möglichst direkt nach der Entlassung zum Militär zu gehen und auch in den Krieg zu ziehen. Dort würden die Jugendlichen dann schon zu ordentlichen Bürgern zurechtgebogen. So kommt es, dass in den Meldungen zu den Kriegstoten sehr viele junge Männer zu finden sind, die in einem Waisenhaus aufgewachsen sind. Wenn wir solch einen Fall registrieren, geben wir den Begriff Waise immer in unseren Listen an.

Da in den russischen Todesmeldungen Dichtung und Wahrheit eng beieinander liegen, kommt es oft auf Feinheiten zwischen den Zeilen an. So auch im Fall von Viktor Andrejewitsch Seteikin, geboren am 22.02.2001, aus der ostsibirischen Stadt Ust-Ilimsk. Auch er ist im Krieg gegen die Ukraine getötet worden, wann er zum Militär ging und wann er gestorben ist, wurde öffentlich nirgendwo angegeben. "Vitja war ein Schüler des Waisenhauses und nach seinem Abschluss konnte er sich nicht selbst finden und ging zur militärischen Spezialoperation", heißt es in dem Nachruf der "Kampfbruderschaft" aus Ust-Ilimsk. Das kann bedeuten, dass Viktor straffällig wurde und seine Freiheit durch einen Militärvertrag (Sturm-V) erlangen wollte.

Nachstehend die übersetzte Originalnachricht:

Wir befinden uns im Dorf Starobaischewo in Baschkortostan mit etwa 600 Einwohnern (2010). Das Bezirkszentrum ist die Stadt Durtjuli, etwa 18 km entfernt. Den nächsten Bahnhof gibt es in der Hauptstadt Ufa - über 120 km entfernt.

Begraben wurde Anfang Juli der Soldat Ilgiz Rachimjanow, von dem wir nur wenig wissen. Er kommt aus dem Dorf und hatte sich am 2. März 2024 entschlossen, einen Vertrag mit dem russischen Militär abzuschließen. Er hätte als "Granatwerfer und Gehilfe des Schützen" gedient. Da Ilgiz zunächst zur Front reisen musste, danach eine Woche Einweisung erfolgt, wurde der Mann vom Dorf gleich bei seinem ersten Einsatz als Kanonenfutter verwendet. Ilgiz wurde am 22. März 2024 getötet.

Buch der Erinnerung Saratow

Die Entwicklung der Region Saratow ist eng mit der Besiedlung durch die Wolgadeutschen verbunden. Auf dem Gebiet der Oblast befand sich zum großen Teil die "Wogadeutsche Republik". Deutschstämmige russische Bürger machen aber heute nur noch einen gringen Anteil an der Bevölkerung aus.

Wir dokumentieren hier das "Buch der Erinnerung" aus Saratow, das knapp 900 Namen von gefallenen Soldaten im russischen Krieg gegen die Ukraine listet. Wir haben aus der Liste 25 noch nicht erfasste Namen aufnehmen können. Da wir nicht wissen, ob solche Dokumente nicht von heute auf morgen verschwinden, haben wir die gesamte Liste kopiert und durch Google sehr roh übersetzen lassen. Interessant wie im Verlauf des Krieges die einzelnen Blöcke immer länger werden. Link zum Original.

Uporowo

Dorf Uporowo in Tjumen -- Foto: MICHAEL195 -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Unsere Reise quer durch Russland führt uns diesmal in den Bezirk Uporowski im westlichen Sibirien in der Oblast Tjumen. Der Bezirk hat etwa 20.000 Bewohner, das Zentrum ist das Dorf Uporowo mit etwa 6.000 Einwohnern. Im Dorf gibt es ein Denkmal zu Ehren der gefallenen Bewohner aus vergangenen Kriegen. In den beiden Tschetschenienkriegen sind vier Soldaten aus dem Bezirk gefallen und bei den Unruhen in Dagestan gab es einen Toten.

Anfang Juli 2024 wurden vier Tafeln mit den getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine dort aufgestellt. Der gesamte Bezirk hat danach bisher 26 Opfer zu beklagen, neun Namen waren uns bisher nicht bekannt.

Nikita Denissowitsch WeslopolowVersuchen wir die Geschichte von Anfang zu erzählen. Als 2014 der russische Angriffskrieg im Donbass gestartet wurde, entstand das sogenannte Somalia-Bataillon, zusammengesetzt aus vielen russischen Freiwilligen. Das Bataillon wurde so etwas wie die schnelle Eingreiftruppe im russisch besetzten Donbass. Sie wurde befehligt durch Michail Tolstych, Kampfname Giwi, der Anfang 2017 in einer Garnison seiner Einheit durch eine Schmel-Rakete getötet wurde. Inzwischen ist das Somalia-Bataillon eine reguläre russische Einheit.

In diesem Bataillon kämpfte auch Nikita Denissowitsch Weslopolow, geboren am 21. Juni 2005, aus der Stadt Krasnokamensk im Transbaikal-Territorium als Freiwilliger. Allerdings so ganz freiwillig auch wieder nicht.

Kowrow

Telegram - 01.07.24

In der Stadt Kowrow in der Region Wladimir wurde die Fotoausstellung „Frauenleid“ eröffnet. Bei den Exponaten handelt es sich um Fotografien der Mütter und Ehefrauen der verstorbenen Teilnehmer der Invasion in der Ukraine. Veranstalter war die von Putin gegründete Staatsstiftung „Verteidiger des Vaterlandes“. Dies berichtete die Lokalzeitung Znamya Truda.

Sobinka

Sobinka - das ist eine Stadt mit etwa 17.000 Einwohnern, die 40 km westlich der Gebietshauptstadt Wladimir liegt. Wenn man nach Sehenswürdigkeiten der Stadt sucht, dann werden bevorzugt Denkmäler angegeben. Eines gibt es für die gefallenen Soldaten des zweiten Weltkrieges, ein anderes für Karl Marx und es gibt auch ein Denkmal für die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Stadtbewohner. Vorausschauend hat man etwas Platz gelassen für künftige Kriegstote, besonders wählerisch war man auch nicht. Das berichtet eine lokale Initiative über neue Einträge:

SchulmuseumIstra

Dedowsk ist eine Stadt 40 km von Moskau entfernt mit etwa 30.000 Einwohnern. Am Stadtrand gibt es ein Internat für Schüler mit Behinderungen mit dem schönen Namen "Dorf des Internats des Großvaters". Das Foto zeigt eine Veranstaltung der Schule zum Gedenken an einen ehemaligen Schüler, der im Krieg gegen die Ukraine als Söldner der Gruppe Wagner gefallen ist. Ganz links steht übrigens dessen Schwester.

Mawrino Teil3

Mawrino ist ein sehr kleines Dorf im Gebiet der städtischen Siedlung Frjanowo des Stadtbezirks Schtschelkowo, 2010 wurden gerade mal 15 Dorfbewohner gezählt. Von der Ringstraße rund um Moskau ist Mawrino etwa 50 km entfernt. Wir haben über dieses kleine Dorf schon mehrfach berichtet, denn auf dem örtlichen Friedhofsgelände war Ende 2022 ein Wagnerfriedhof entstanden, der sich so langsam füllte. (Bericht eins, zwei)

Obwohl der Friedhof nahe Moskau liegt ist sein Zustand miserabel. Es gibt zwar ein mächtiges Wagner-Denkmal, aber die Gräber werden nicht gepflegt (Bild Mitte). Jetzt haben die Grabpflege Anwohner übernommen (Bild rechts) und eine Liste veröffentlicht, die die Namen der dort begrabenen Söldner nennt. Die Liste wurde über die sozialen Netzwerke verbreitet, damit die Familien über den Verbleib ihrerer Angehörigen Bescheid wissen.

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