31.01.2025 -- 96.929 // Zuwachs zum 31.12.2024: 5.360
Viktor Alexandrowitsch Tschugurow und Alexej Wiktorowitsch Nasirow waren Vater und Sohn. Sie kamen aus dem Pawlowski Bezirk der Region Uljanowsk. Über die beiden ist sonst so gut wie nichts bekannt, nur dass beide in den Krieg gegen die Ukraine gezogen sind. Und wie es das Schicksal wollte, sind beide auch gemeinsam tot zurück gekommen. Am 26. Mai24 wurden beide gemeinsam im Dorf Nowaja Kamajewka bestattet.
Der russische Dienst der BBC hat heute einen detaillierten Bericht über die im Kampf um die Stadt Bakhmut gefallenen Wagner-Söldner vorgelegt. Die Redaktion hat Listen über die Entschädigungszahlen für die getöteten Söldner zugespielt bekommen. Danach wurden 108 Milliarden Rubel an die Hinterbliebenen ausgezielt, also etwa 1,08 Milliarden Euro. Über die Entschädigungszahlungen für verletzte Soldaten wurde allerdings nichts bekannt. Für jeden gefallenen Söldner erhielten Angehörigen eine Prämie von fünf Millionen Rubel.
Im Prinzip bestätigen die Listen die Angaben von Jewgeni Prigoschin selbst, dass etwa 20.000 Söldner beim Kampf um Bakhmut gefallen sind. Allerdings gab Prigoschin an, dass etwa die Hälfte der Kriegstoten reguläre Söldner gewesen wären, die andere Hälfte aus der Haft rekrutierte Gefängnisinsassen. Diese Angabe stellte sich als falsch heraus. Tatsächlich dürften etwa 17.000 ehemalige Häftlinge sein und 3.000 normale Söldner.
"Die BBC erhielt eine vollständige Liste mit persönlichen Daten von 19.547 toten Wagner-Anhängern, von denen nicht 50 % Gefangene waren, wie Prigozhin behauptete, sondern insgesamt 88 % – das sind 17.175," schreibt die BBC.
Ebenfalls bestätigten die Zahlen, dass die Gruppe Wagner knapp 50.000 Häftlinge aus den russischen Strafanstalten rekrutiert hatte. "Wen brauchen wir? Der ideale Kandidat ist sozusagen ein Mann aus dem strengen Regime, kein Erstverurteilter. Er ist 30-45 Jahre alt, stark, selbstbewusst, zäh. ...Vorzugsweise mehr als einmal wegen Mord, schwerer Körperverletzung, Raub, Raubüberfall [verurteilt]. Wenn er ein paar Verwaltungsbeamte oder Polizisten [verprügelt hat] - das ist noch besser. Wir brauchen Ihre kriminellen Talente", sagte Prigozhin bei einer Rekrutierung im Straflager.
Im zentralen Teil Tschuwaschiens liegt das kleine Dorf Tschuwaschisch-Timjaschi mit 850 Einwohnern. Es hat auch schon bessere Tage erlebt, die Bevölkerung schrumpft. Aus diesem Dorf kam Aleksey Nikolajewitsch Radjukow, ein Veteran des sowjetischen Afghanistankrieges und folglich auch nicht mehr ganz jung. Mit seinen 57 Jahren und zahlreichen Medaillien für Mut glaubte Aleksey auch noch im Krieg gegen die Ukraine gebraucht zu werden. "Er konnte nicht zu Hause bleiben, als die Hydra der braunen Pest gegen Russland aufstieg," schrieb ein unbekannter Autor in seinem Nachruf. Aleksey wurde am 24. März 24 getötet.
Der nächste hochrangige russische Offizier, der am 20. Mai 24 getötet wurde, dürfte ebenfalls ein Opfer des Raketenangriffs auf einen Kommandoposten in der Region Luhansk sein. In der Nachricht seines Todes fehlen allerdings genauere Angaben.
Dabei handelt es sich um Oberst Roman Wiktorowitsch Guryanow, geboren am 10.03.1978, aus der Kleinstadt Bikin in der Region Chabarowsk. Auch Gryanow hat sich Meriten in Syrien verdient und an seine breite Brust geheftet. Er soll eine ABC-Schutzeinheit kommandiert haben, viel mehr ist nicht bekannt.
Am 20. Mai gab es einen weitreichenden Raketenangriff der ukrainischen Armee auf ein Dorf in der Region Luhansk. Ziel war eine Akademie des Innenministeriums der Luhansker Regierung, die auch als Kommandoposten der russischen Armee diente. In dem Gebäudekomplex fand gerade eine Besprechung hochrangiger Offiziere statt. Nach einem Telegramkanal wurden 13 Militärangehörige getötet und weitere 26 verletzt.
Zumindest ein Todesopfer können wir inzwischen benennen. Es ist Oberst Igor Gennadjewitsch Micherkin, geb. am 27. Mai 1979 in der Stadt Tscheboksary, Republik Tschuwaschien. Seine Schwester meldete seinen Tod.
Im von Russland besetzten Teil der Ukraine wird nach dem Soldaten Dmitri Wladimirowitsch Kurlygin gesucht, geboren am 1. Februar 1989 aus Mordwinien. Der Mann war wohl von Kameraden verprügelt und gehänselt worden, um "Kampfzahlungen" von ihm zu erpressen. Nach Rückkehr von einem Kampfeinsatz entledigte Dimitri, anngeblich betrunken, sich seiner Peiniger. Mit einem Maschinengewehr AK-74 erschoss er in der Nacht vom 29. Mai 24 laut Steckbrief die Soldaten Alexander Petrowitsch Kalimanow, Alexej Wladimirowitsch Saposchnikow und Ruslan Andrejewitsch Goltjajew. Mit einem Lada floh dann Dmitri vom Tatort.
Dmitri Wladimirowitsch Kurlygin war ein Sturm-V Soldat, der aus einer Haftanstalt für das russische Militär rekrutiert wurde. Er saß eine Strafe von 15 Jahren in einer Hochsicherheitskolonie ab.
Roman Litasow ist am 19. Mai 24 an der Front bei der ukrainischen Stadt Tschassiw Jar getötet worden. Ende Mai wurde sein Tod das beherrschende Thema in der russischen Stadt Omsk und viele meinten, darüber berichten zu müssen. Aber zunächst das Aktuelle:
Roman Litasow, geb. 31.05.1988, hatte sich wahrscheinlich bereits 2022 der Gruppe Wagner angeschlossen. Ein genaues Datum ist nicht bekannt. Sein Kampfname war "Litagor" und er galt als harter Bursche. Nebenbei veröffentlichte er noch seine Erfahrungen auf einem Telegram-Kanal. Roman überlebte Wagner und schloss sich nach einiger Zeit den Hooligans der Hispaniola-Einheiten an. Dort fand er sein Ende.
Vor dem Krieg war Roman ein Fitnesstrainer in einem großen Club in Omsk. Nebenbei betätigte er sich noch als Amateurschauspieler wie auf dem Foto. 2021 gab es einen Konflikt mit der Schriftstellerin, Feministin und Aktionistin Daria Serenko. Er hatte wie viele andere Russen einen grob abfälligen Kommentar in deren sozialem Netzwerk hinterlassen: „Das Tier ist fertig. Femki sind keine Menschen. Grüße aus Posdnjakow."
Das Fitnessstudio entließ darauf Roman, der ein Jahr später seine Karriere als Söldner startete. Wir veröffentlichen dazu in der Rubrik "Gefallene Soldaten" einen langen Beitrag einer Frau samt aller Kommentare aus VKontakte, die diesen Konflikt betreffen.
Daria Serenko hat sich auf Twitter zu seinem Tod geäußert.
Unser Landsmann, Teilnehmer der Sonderoperation Viktor Alexandrowitsch Beduschew, ist gestorben.
Er wurde am 11. April 1999 in Jogač geboren. Er studierte an der Yogachi-Schule, trieb Sport und verteidigte die Ehre der Schule bei kommunalen und regionalen Wettbewerben. Er war Mitglied einer ländlichen Sportmannschaft, die an Nationalfeiertagen auftrat. Nach der Schule ging er zur Arbeit, diente in der Armee und nahm 2023 an einem Sondereinsatz teil.
Während seines Urlaubs im Februar dieses Jahres kam Victor in seine Heimatschule, besuchte seine Lieblingslehrer, brachte Blumen mit und erzählte ihnen von seinen Plänen für ein zukünftiges friedliches Leben. Er kam aus dem Krankenhaus zurück, nachdem er im Kampf verwundet worden war und wollte nun gewinnen. Victor sagte, dass solche Tests nicht nur körperliche, sondern auch moralische Stärke erfordern. Er betonte auch, wie wichtig es sei, bereit zu sein, das eigene Vaterland zu verteidigen.
„Er wird in unseren Herzen als wahrer Held bleiben, der sein Leben für die Zukunft unseres Landes gegeben hat. Wir werden uns stets mit Respekt und Dankbarkeit an ihn erinnern. Ewiger Ruhm und gesegnete Erinnerung an unseren Helden-Landsmann“, sagte die Bezirksverwaltung Turochak in einer Erklärung.
Stanislaw Wladimirowitsch Melnikow, geboren am 5. November 1988, stammt aus der usbekischen Stadt Yangiyer. Irgendwann hat es den Mann ins russische Obninsk, Kaluga Oblast, verschlagen. Allgemein werden die Zuwanderer aus den südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken nicht mit Freuden in die russische Gesellschaft aufgenommen. Aber es gibt einen Weg: Stanislaw wurde am 26. Juli 2022 russischer Staatsbürger, am 22. August 22 trat er seinen Militärdienst an - freiwillig.
Zumindest für Stanislaw hat sich der Pass nicht ausgezahlt. Am 4. Mai 2024 wurde er getötet.
Es ist jetzt beinahe ein Jahr her, seit die Gruppe Wagner den Aufstand gegen die russische Armee probte. Nach dem Tod Prigoschins wurde der militärische Teil aufgelöst oder in die reguläre Armee integriert. Doch noch immer finden wir Meldungen über getötete Söldner, die wir bisher nicht registriert hatten:
Im Krieg mit der Ukraine starb ein Bewohner des Bezirks Kowrowski in der Region Wladimir, Wjatscheslaw Wladimirowitsch Bakajew, der für die Gruppe Wagner gekämpft hatte. Er starb am 14. März 2023, was jedoch erst jetzt bekannt wurde. Ein Bürger der Region entdeckte sein Grab mit der Aufschrift „Ein Kämpfer, der sein Leben für Russland gab“ auf dem neuen Kowrow-Friedhof in der Nähe des Dorfes Igumnowo.
Bakajew wurde aus der Kolonie für den Krieg rekrutiert. Im Jahr 2022 verurteilte ihn das Gericht wegen Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Zuvor war Bakajew wegen Diebstahls und versuchten Drogenverkaufs verurteilt worden.
Das Foto zeigt ein Begräbnis Mitte Mai im Dorf Mursalimkino in Baschkortostan. Das Dorf hatte etwas mehr als 2.000 Einwohner - fallende Tendenz. Der junge Mann, der begraben wurde, heißt Azat Samigullin und wurde am 16. März 1999 in Mursalimkino geboren.
Er meldete sich freiwillig zum Krieg, sein Vertrag lief am 30. Oktober 2023 aus. Aber Azat machte mit dem Kriegsdienst weiter - ob freiwillig oder ob er nicht entlassen wurde, wissen wir nicht. Am 26. Januar 24 schied er dann endgültig aus.
Die Stadt Marx liegt in der russischen Oblast Saratow und hat etwas über 30.000 Einwohner. Nicht weit davon entfernt liegt die Stadt Engels mit über 200.000 Einwohnern. Früher waren beide Städte fest in der Hand der Wolgadeutschen, Engels war Verwaltungssitz der autonomen Wolgadeutschen Republik. Doch auf Befehl Stalins wurde die deutschstämmigen Bewohner deportiert.
Aus der Stadt Marx kommt folgender Nachruf über einen im Krieg gefallenen Soldaten:
Infolge einer speziellen Militäroperation starb Korporal Denis Aleksandrovich Sinelnikow. Dies gab der Leiter des Bezirks Marksowsky, Dmitri Romanow, heute in den sozialen Netzwerken bekannt.
Denis Alexandrowitsch wurde in Engels geboren. Er studierte in Marx, wo er die Schule und die Berufsschule 46 abschloss.
Der Abschied des Soldaten findet am 23. Mai statt.
Rechtzeitig zu seinem Geburtstag am 1. Juni wurde ein Denkmal für Jewgeni Prigoschin auf dem Porochow-Friedhof in St. Petersburg eingeweiht.
Der russische Oligarch und Anführer der Gruppe Wagner war am 23. August 23 beim Absturz seiner Privatmaschine ums Leben gekommen. Die Umstände des Absturzes sind unbekannt und werden es wohl auch bleiben.
In Russland ist Prigoschin ein Volksheld, weil er den ukrainischen Ort Bakhmut eingenommen hatte und weil seine Soldaten eine effektive Waffe Russlands waren. Auch die Tatsache, dass Prigoschin mehr als 20.000 Söldner im Kampf gegen die Ukraine geopfert hat, ändert daran nichts. Jetzt pilgern die russischen Bürger in großer Anzahl zu seinem Grab und legen Blumen nieder.
Eduard Jurowitsch Batotsyrenow war ein anerkannter Wissenschaftler am Baikal-Institut für Umweltmanagement in Ulan-Ude in Burjatien. Er wurde am 27. September 1978 in einem Dorf in Burjatien geboren und studierte ab 1995 an der Universität in Tomsk mit dem Schwerpunkt Geographie-Ökologie. Eduard veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu Flora, Geographie und Umweltproblemen Burjatiens. Er war wohl ein talentierter Forscher und initiierte auch Reisen zu den archäologischen Stätten der Republik.
Ab 2020 war er beim Baikal-Institut angestellt und spezialisiert auf die Bereiche Geoökologie, ökologischer Tourismus, Naturschutz und Freizeitumweltmanagement.
Privat hatte Eduard drei Söhne und war der Ex-Ehemann der burjatischen Umweltministerin Natalya Tumureeva.
Aus unbekannten Gründen zog es auch den Ökologen in den Krieg gegen die Ukraine. Er meldete sich im Sommer 2023 freiwillig zum russischen Militär und bereits im Herbst brach der Kontakt zu seiner Familie ab. Am 12. Oktober wurde er getötet und es dauerte eine ganze Weile bis seine Angehörigen die Nachricht erhielten. Am 4. Juni 24 soll auch Eduard endlich bestattet werden.
Nachtrag: Das ist bereits der dritte russische Ökologe, den wir kennen und der in den Krieg gezogen ist. Vorher hatten wir über Michail Alexejewitsch Mitrochow aus Baschkirien und Maxim Perewezentsew aus Swerdlowsk berichtet.
Söldnertum ist auch in Kasachstan verboten. Die Regierung des Landes will sich im Krieg Russlands gegen die Ukraine neutral verhalten, wer am Krieg teilnimmt riskiert eine Freiheitsstrafe von fünf bis neun Jahren. Und doch dürften die ethnischen Kasachen die größte Gruppe stellen, die auf Seiten Russlands sterben. Medet Akischew veröffentlicht regelmäßig die kasachischen Männer, die im Krieg gefallen sind über seinen VKontakte-Account.
Ein pro-russischer Telegram-Kanal aus der besetzten ukrainischen Hafenstadt Kertsch berichtet, dass am 17. Mai 24 ein kaschischer Bürger in Kertsch begraben wurde. Auch er war im Krieg gefallen und hatte sich wohl mit seinem Kriegsdienst einen russischen Pass eingehandelt.
Wladimir Nikolajewitsch Tischtschenko (Foto) wurde am 18. Juni 1991 in Kasachstan, Region Dschambul, Bezirk Kordai, Dorf Karasu geboren. Nach der Schule trat er in die Armee ein und diente 2013 am Militärinstitut für interne Truppen des Innenministeriums der Republik Kasachstan in der Stadt Petropawlowsk. 2016 verließ er seine Heimat Kasachstan. Wir wissen dass solche Einwanderer aus den südlichen Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Russland nicht gut gelitten sind. In der Todesnachricht wird das dann so formuliert: "Im Interesse seiner Familie und seiner Kinder beschloss er, sich für die Sicherheit des Landes einzusetzen. Im September 2022 trat Wladimir in die Reihen der russischen Armee ein und leistete seinen Militärdienst mit Ehre und Würde. An der Front fand der Soldat eine andere Familie – seine Kameraden."
Die Republik Altai grenzt an Kasachstan, China und Mongolei. Sie liegt malerisch im Altaigebirge, ist aber dünn besiedelt. Nur etwas über 200.000 Menschen leben dort. Gemessen an der Bevölkerung sterben sehr viele der Bewohner im Krieg gegen die Ukraine.
Aus der Republik Altai zog es auch Andrej Nikolajewitsch Baschin in diesen Krieg. Er hatte den Beruf eines Maurers und Gas-Elektroschweißers erlernt, war 47 Jahre alt und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Im Dezember 2022 wurde er Teil der Freiwilligenabteilung Bars, wahrscheinlich für ein halbes Jahr. Und weil die Sache für ihn gut ging, unterschrieb er am 1. Dezember 23 einen Einjahresvertrag mit dem russischen Militär. Den konnte er nicht bis zum Ende erfüllen, am 20. Mai wurde er im Dorf Myama im Altai beerdigt.
In der russischen Region Swerdlowsk gibt es eine Stadt mit dem schönen Namen Asbest. Von dort kam Sergej Michailowitsch Korotajew, der im Jahr 2004 wegen eines Raubüberfalls und Doppelmordes zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Ende 2022 beantragte der Mann, die verbleibende Strafe durch Zwangsarbeit zu ersetzen, was abgelehnt wurde.
Eine neue Chance auf Freiheit ergab sich durch die Sturm-V Einheiten. Ende September 2023 verpflichtete sich Sergej bei einem solchen Selbstmordkommando und einen Monat war er dann auch erwartungsgemäß tot. Oder auch nicht - die Militäreinheit verdächtigte ihn, ein Deserteur zu sein.
Das brachte seine Familie in Aufregung, denn dann bliebe ja die erwartete Todesprämie aus. Also befragten seine Angehörigen die Kameraden von Sergej, wo er denn geblieben sei. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich getötet worden war. Seine Kollegen hatten ihn gleich an Ort und Stelle begraben, damit keine Tiere ihn fressen sollten.
Am 15. Mai wurde Sergej schließlich ganz offiziell und mit Salutschüssen in Asbest begraben.
Tariq Al Asaad kam aus dem Bezirk Al-Maafer im Jemen. Er hatte sich als Söldner dem russischen Militär angeschlossen und kämpfte an der Front in der Nähe von Kreminna.
Tariq hatte sich im Herbst 2023 für den Kriegsdienst gemeldet. Dafür gab es eine gute Bezahlung und den russischen Pass. Den wird er nicht mehr brauchen, er wurde in der ersten Woche des Monats Mai getötet. Seine Frau und sein Sohn leben in Moskau.
Wir haben unserer Liste der Zusammenstellungen anderer Medien eine weitere Region zugefügt. Die kritische Initiative Vornadzor hat eine neue Liste veröffentlicht. Sie hat für die Region Woronesch insgesamt 852 Menschen gefunden, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Leider ist die Liste sehr spartanisch ausgeführt und verlinkt nicht auf die Originalinformation.
Kanasch ist eine Stadt mit ca. 45.000 Einwohnern in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien. Eine Sekundarschule der Stadt hat im Mai feierlich einen Heldenschreibtisch eingeweiht. Der ehemalige Schüler Maxim Wladislawowitsch Eremejew war am 26. März bei einem russischen Angriffsversuch getötet worden. Seine Schwester durfte während der Feier an diesem Heldenschreibtisch sitzen (Foto). Die Schule schreibt dazu: "Wir sind stolz darauf, dass ein so heldenhafter Mensch wie Maxim Wladislawowitsch Eremejew an unserer Schule studiert hat. Seine Leistung wird unsere Schüler dazu inspirieren, in Studium und Sport hohe Ergebnisse zu erzielen und die besten Persönlichkeitsmerkmale zu entwickeln."
Gewagte Äußerungen, denn besonders intelligent kann Maxim nicht gewesen sein. Er hatte sich im November 22 für ein Jahr beim Militär verpflichtet und war am 14.11 23 vertragsgemäß entlassen worden. Statt froh zu sein, das eine Jahr überlebt zu haben, zog er am 26. Februar 24 erneut in den Krieg - für genau einen Monat.
Die Behörden von der kleinen russischen Teilrepublik Kabardino-Balkarien hatten für das Jahr 2022 Entschädigungszahlungen für 85 im Krieg gegen die Ukraine getöteten Bürger bezahlt. Wir kannten nur die Namen von 62 Personen, 23 blieben unbekannt. Jetzt ist wieder ein neuer Name aufgetaucht.
Oberleutnant Alan Gedgagow wäre in der Ukraine im Jahr 2022 getötet worden, schrieb die Verwaltung der Region Tersky am 9. Mai in ihrem Telegram-Kanal und berichtete über die Eröffnung von Gedenktafeln für Teilnehmer im Krieg gegen die Ukraine an einer Schule im Dorf Werchnij Akbasch. Laut Tafel wurde Alan am 18.05.1998 geboren und am 29.09.2022 getötet.
Es sind immer wieder die selben Geschichten, von denen wir hier berichten müssen. In der Region Perm gibt es das Städtchen Dobrjanka mit über 30.000 Einwohnern. Es liegt malerisch am Ufer der Kama, die dort zu einem großen See aufgestaut ist. Aus einem Dörfchen der Region kam Wjatscheslaw Alexandrowitsch Bachmatow, geboren 1996. Er hatte offensichtlich keinen Beruf gelernt, arbeitete nach dem Wehrdienst als Zimmermann, Betonarbeiter und als Mechaniker. Am 21. Januar 24 unterschrieb er beim Militär für den Kriegsdienst, am 26. Februar war er tot.
Im Nachruf fabuliert dann eine lokale Internetseite: "Mit brennenden Augen ging er los, um sein Heimatland zu verteidigen. Er betrachtete es als seine Pflicht und Ehre. Er sagte: Wer sonst, wenn nicht ich. Er kämpfte immer für Gerechtigkeit und liebte die Ordnung in allem. Im Herzen war er ein sehr bescheidener und verletzlicher Mensch."
Alexej Bazujew stammt ursprünglich aus Gain, Bezirk Komi-Permyak in der Region Perm. Der junge Mann lebte in Perm, arbeitete als Hausmeister in einer der Kirchen der Regionalhauptstadt und arbeitete als Taxifahrer. Alexey Bazuev hat vor kurzem geheiratet, seine Frau erwartet ein Kind. Aber er hatte keine Zeit, sein Erstgeborenes zu sehen, er meldete sich vor weniger als einem Monat freiwillig für den nördlichen Militärbezirk. Und er ist gestorben. Der verstorbene Soldat hinterließ eine schwangere Frau und eine kranke Mutter.
ProPerm.ru vom 12.05.24
Viele Nachrichten über gefallene Soldaten werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten. Nadja Chomjuk aus Moskau schreibt zum Beispiel auf VKontakte: "Mein Bruder, Alexej Wladimirowitsch Simakow, geboren am 27.01.1975, ging am 05.03.2023 in den nördlichen Militärbezirk, war in Bachmut, verwundet am 06.02.2023, lag 10 Monate im Koma. Gestorben am 04.03.2024." Das ist traurig genug.
Dazu veröffentlicht sie das Foto eines jungen Mannes, das definitiv nicht zum Alter des Soldaten passt. So etwas kommt hin und wieder vor, die Menschen wollen ein positives Bild ihrer getöteten Angehörigen zeichnen. Die wahrscheinlichste Möglichkeit dürfte sein, dass es sich um einen in einer Strafanstalt rekrutierten Söldner der Gruppe Wagner handelt. Von langjährigen Insassen der Lager gibt es selten aktuelle Fotos. Dazu passt auch das Datum seiner schweren Verletzung und der Ort - die Gruppe Wagner stürmte unter schweren Verlusten Bakhmut zu dieser Zeit.
Die Geschichten im postsowjetischen Raum sind manchmal kompliziert. Da hätten wir den turkmenischen Staatsbürger Sergej Grigorjan. Der junge Mann wurde 1997 in Turkmenistan geboren, kommt aber aus einer armenischen Familie. Seine Mutter arbeitet als Krankenschwester in einer Kinderklinik in Türkmenbaşy, einer Hafenstadt am Kaspischen Meer in Turkmenistan.
Im Herbst 2022 verpflichtete sich Sergej beim russischen Militär für ein halbes Jahr und zog in den Krieg gegen die Ukraine. Er wurde verwundet und lag in Donezk im Krankenhaus. Seinen Militärvertrag verlängerte er nicht. Mit den 15.000 Dollar Sold kam er zurück nach Turkmenistan und kaufte seiner Mutter eine Einzimmerwohnung in Türkmenbaşy.
Auf Instagram veröffentlichte Sergej seine Abenteuer und machte so die örtliche Justiz auf sich aufmerksam. Denn auch in Turkmenistan ist Söldnertum verboten. Allein für Söldnertum sieht das Strafgesetzbuch eine Strafe von sieben bis zehn Jahren Gefängnis vor. Wenn nachgewiesen wird, dass der Soldat während des Krieges jemanden getötet hat, erhöht sich die Haftstrafe auf 10 bis 25 Jahre mit oder ohne Vermögensbeschlagnahme.
Also verkaufte Sergejs Mutter die Wohnung wieder, um mit dem Geld die örtliche Polizei zu schmieren, damit diese beide Augen im Fall von Sergej zudrücken. So blieb der junge Mann unbehelligt.
Ein Journalist fragte ihn zuletzt, warum Sergej nicht für seine historische Heimat Berg-Karabach gekämpft habe. Er antwortete, dass die meisten seiner Freunde Aserbaidschaner seien und er sich daher nicht an diesem Konflikt beteiligen könne.
Wie gesagt, die Geschichten im postsowjetischen Raum sind kompliziert.
Die absoluten Zahlen für Januar 25 haben wir bereits im Kopf unserer Seite veröffentlicht. Daran wird sich nur noch marginal etwas ändern.
Im Moment gehen wir noch etwa 800 Meldungen aus dem Februar 25 durch, das wird noch einige Tage dauern. Unsere Zusammenfassung für den Monat Januar wird etwa in einer Woche veröffentlicht werden.
Im Moment befinden wir uns im Austausch mit einer Initiativgruppe in Baschkortostan. Die russische Teilrepublik wird auch im Januar 25 die höchsten Verluste im Krieg gegen die Ukraine aufweisen und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen einen Beitrag der Initiative veröffentlichen können, der die dortige Situation erklärt.
OM, 04.02.25
Es gab Rückfragen, welche Bedeutung unsere Ausweichdomain "gibtsnet.eu" hat und ob sich dahinter eine EU-kritische Einstellung verberge. Deshalb die kurze Geschichte dieses Domain-Namens.
Wer immer mit Kindern zum Einkaufen in einem großen Warenhaus/Supermarkt unterwegs war, wird diese Erfahrung gemacht haben. Das ausgelegte überreiche Warenangebot weckt beim Nachwuchs vielfältige Bedürfnisse, die sie mit Nachdruck einfordern. Zunächst erklärt man höchst pädogogisch, warum und weshalb man ihren Wünschen nicht nachkommt. Und manchmal hat man einfach keine Lust mehr zu langatmigen Erklärungen: Dies und das gibtsnet!
So bekam der Verfasser dieser Zeilen aus kindlicher Wut heraus den Namen Herr Gibtsnet verpasst.
Für Testzwecke brauchten wir damals eine neue Domain, da ist uns dieser Name eingefallen. Die de-Domainendung war schon vergeben, also haben wir die europäische Variante benutzt.
Der russische Ableger von Radio Liberty hat am 23. Januar 25 einen Beitrag veröffentlicht, der in Teilen unserem Bericht eine Woche zuvor entspricht. Und nein - es wurde nicht abgeschrieben, nur hat die Autorin sich auf die selben VKontakte-Seiten des baschkirischen Bezirks Belorezk bezogen wie wir.
Für alle die noch mehr Details wissen und sich deshalb nicht bei VKontakte anmelden wollen.
Im Zeitraum vom 1. bis 15 Januar 2025 haben wir 2.239 russische Kriegstote registriert. Das ist bereits eine große Zahl, aber nicht so groß, wie wir in unserer Statistik vom Dezember 24 angekündigt haben. Für uns bedeutete es, dass wir etwas nacharbeiten konnten. Und tatsächlich haben wir in diesem Zeitraum viele Gefallenen aus den Jahren 2022 und 2023 nachgetragen.
Die Erklärung für die geringere Zahl ist allerdings ganz einfach. Am 6. und 7. Januar feierte die orthodoxe Kirche Weihnachten, da gab es weniger Berichte zu gefallenen Soldaten. Das wird nicht so bleiben.
Eine Berichtigung zu unserer veröffentlichten Zahl der russischen Kriegstoten im Monat Dezember. Wir hatten im Kopf unserer Seite die Zahl -91.596- veröffentlicht. Das war nicht richtig, wir hatten einen Zahlendreher. Die richtige Zahl sind 91.569 dokumentierte russische Kriegstote, wir haben den Fehler korrigiert.
Vermutlich bis Ende der Woche wird es noch dauern, bis wir unseren vollständigen Bericht zum 31.12.2024 vorlegen können.
Zunächst müssen wir noch etwa 6.700 Namen übersetzen. Dabei helfen uns zwar Übersetzungsprogramme, aber in der Realität müssen wir jeden zweiten Namen nachkorrigieren, weil die Programme eine englische Fassung der Namen ausspucken und diese deshalb teilweise unaussprechlich werden.
Danach werden die Namen in unsere Listen der Regionen aufgenommen - das geht auch nicht automatisch und wenn eine 500-Marke überschritten wird, gibt es eine neue Datei. Und zum Schluss muss alles geschrieben und die Tabellen angelegt werden.
OM 07.01.24
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert jetzt beinahe drei Jahre, nach und nach verschwinden auch Medienunternehmen, VKontakte-Seiten und ganze Webseiten, vielleicht weil sie zu offen über die Resultate dieses Krieges geschrieben haben. Damit verschwinden auch viele von uns angegebe Links auf die Veröffentlichungen in Russland. Wir haben uns in soweit abgesichert & Screenshots gespeichert.
Auch die Webseite von Semyon Kochkin "Wütendes Tschuwaschien" wurde inzwischen gesperrt, die dort veröffentlichte Liste der tschuwaschischen Kriegstoten findet man jetzt bei "Skat-Media".
Unser Bericht über den baschkirischen Bezirk Baimak ist keine zwei Tage alt und beinahe alle auf die Originalbeiträge verweisenden Links sind tot. Also nicht ganz, sondern die Besucher erfahren, dass deren Inhalt gelöscht worden wäre.
Das dürfte kein Zufall sein, wahrscheinlich bekamen die Administratoren des Kanals "Baimak-Ortszweig der Kampfbruderschaft" einen entsprechenden Hinweis.
Wir haben heute Nacht einen größeren Beitrag über den Bezirk Baimak in Baschkirien zusammengestellt. Wir wollen damit aufzeigen, wie der Krieg gegen die Ukraine das Leben in den ländlichen Bezirken der Republik Baschkortostan beeinflusst.
Es ist aber nicht der einzige Beitrag, der sich mit diesem Thema befasst. Wir haben am 14. November 24 einen ähnlichen Bericht vom Bakalinsky Bezirk im Westen Baschkortostans veröffentlicht. Im Juni 24 haben wir über den Bezirk Tatyschlinski und im April über den Blagovarsky Bezirk geschrieben.
Nimmt man alle Berichte zusammen, bekommt man eine Ahnung, wie das Leben in den ländlichen Regionen sich darstellt und was dieser Krieg für die Baschkiren bedeutet.
Wir haben den Beitrag entfernt und definieren ihn zunächst als Falschmeldung. Die Frau aus Tschukotka, die den Originalbeitrag erstellt hatte, wurde inzwischen bei VKontakte gesperrt. Es gibt zudem Äußerungen, dass das Bild durch Photoshop erstellt wurde.
Auf Odnoklassniki gibt es den selben Inhalt, auf einer wenig Vertrauen einflößenden Seite. Solange wir keine weiteren Informationen haben, bleibt der Beitrag versteckt.
Siehe unseren neuen Beitrag zu den letzten Kereks.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner