Nikita Alexandrowitsch NurejewWenn man die wenigen Informationen durchleuchtet, die wir über die jungen gefallenen Soldaten erhalten, dann finden sich immer wieder Gemeinsamkeiten. Die jungen Männer haben ihre Ausbildung abgebrochen oder erst gar nicht angefangen, kommen aus zerrütteten Familien oder sind Waisen, arbeiten - wenn überhaupt - in prekären Beschäftigungsverhältnissen und alle zusammen lockt das viele Geld, das einem Lotteriegewinn gleichkommt.
Nikita Alexandrowitsch Nurejew ist so ein Beispiel. Er wurde am 19. Oktober 2003 im Dorf Kopjewo (ca. 700 Einwohner) in Chakassien geboren. Nikitas Eltern spielten bei seiner Erziehung keine Rolle, er wurde von den Großeltern großgezogen.
Nach der neunten Klasse trat er in die Landwirtschaftsschule ein, verließ sie jedoch ohne Abschluss, um im Akkord zu arbeiten. Am 9. Mai 2024 meldete sich Nikita freiwillig zum Kriegsdienst, wurde im Sommer verwundet und kaum genesen wieder an die Front in der Region Kursk versetzt. Am 12. Januar 25 wurde er getötet.

Ajaal Anatoljewitsch SkrybykinUnsere Geschichte beginnt im Mai 2020 im kleinen Dorf Bökö mit etwa 300 Bewohnern im Megino-Kangalassky-Ulus in Jakutien. Die gesamte Gegend wird überwiegend durch Jakuten bewohnt - ein Turkvolk überwiegend christlichen Glaubens. Nach einem langen kaltem Winter sind im Mai die Tagesdurchschnittstemperaturen endlich wieder positiv.
Am 21. Mai sitzen Ajaal Anatoljewitsch Skrybykin und sein Bruder zusammen in ihrem Haus an der Straße und genehmigen sich zwei Flaschen Wodka. Es kommt zum Streit und der besoffene Ajaal verprügelt seinen betrunkenen Bruder. Der Bruder fällt ob der Schläge auf das Sofa und leistete keinen Widerstand mehr. Trotzdem schlug Ajaal ihm weiter auf die Brust.
Der inzwischen leblose Bruder muss mit dem Krankenwagen abgeholt und mit lebensgefährlichen Verletzungen notoperiert werden. Im Prozess im Oktober 2020 wurde Ajaal zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Bis dahin war Ajaal noch ohne Vorstrafen, vielleicht sind weitere dazu gekommen, auf jeden Fall wurde Ajaal Skrybykin im Gefängnis zum Krieg gegen die Ukraine rekrutiert und landete als Sturm-Z Soldat an der Front. Wann und wo er im Krieg getötet wurde, wissen wir nicht. Laut den spärlichen Informationen wurde Ajaal von seinem eigenen Kommandanten erschossen.

Wsewolod FedaschNachtrag zu unserem Kurzbeitrag "Dem Mörder ein Denkmal".
Wir haben die Namen der Beteiligten an jenem Mord in unserer Datenbank gesucht. Tatsächlich haben wir dort einen weiteren Namen gefunden: Wsewolod Fedasch. Er befindet sich an Position 1448 unserer Liste der getöteten Soldaten der Region Irkutsk. Wsewolod, geboren 1999, kam aus der sibirischen Stadt Ussolje-Sibirskoje. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, kam im Februar 2024 an die Front und wurde vor dem 1. Mai 2024 dort getötet.

Im Hafen der Stadt Murmansk hat Russlands Präsident Putin ein neues Atom-U-Boot eingeweiht. Zu seinem Empfang wurde eine Ehrengarde aufgestellt. Allerdings war das Vertrauen in die eigenen Soldaten nicht besonders groß. Ein Sicherheitsbeamter tastete die einzelnen Gardesoldaten auf versteckte Waffen ab.

Wassili Olegowitsch KotseljabinDie Geschichte um Wassili Olegowitsch Kotseljabin (02.11.1997 - 13.01.2023) schnell erzählt:
Im September 2018 entführten Wassili und vier Freunde einen Bekannten und brachten ihn an das Ufer des Flusses Angara im Leninsky-Bezirk von Irkutsk. Dort stach jeder von ihnen abwechselnd auf den Körper des Entführten ein. Während einer stach, hielten die anderen das Opfer an Armen und Beinen fest. Insgesamt stachen sie mindestens 32 Mal auf den Verstorbenen ein. Der Organisator des Verbrechens war Kotseljabin, da das Opfer seine Schwester beleidigt hätte. Alle fünf Mörder wurden schnell festgenommen und im Jahr 2020 zu langen Haftstrafen verurteilt. Wassili Kotseljabin erhielt eine Haftstrafe von 17 Jahren.
Bereits im November 2022 kam Wassili frei. Die Gruppe Wagner hatte ihn rekrutiert und schickte ihn an die Front. Es wurde ein kurzer Militäreinsatz, im Januar 2023 war Wassili tot.
Das kleine Dorf Scharagai in der Oblast Irkutsk mit etwa 500 Einwohnern hat ein Denkmal für drei ehemalige Bewohner errichtet, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. An zweiter Stelle prangt der Namen von Wassili Kotseljabin. 
"Wir werden die Erinnerung an die Helden und ihre glorreichen Taten für immer in unseren Herzen bewahren und die jüngere Generation nach ihrem Beispiel erziehen", schrieb die Bezirksverwaltung

Wassili Olegowitsch Kotseljabin

Nikolai Nikolajewitsch Skrjabin

Leider kann die Geschichte um Nikolai Nikolajewitsch Skrjabin nur in Bruchstücken erzählt werden. Nikolai wurde im Megino-Kangalassky-Ulus in Jakutien (Sacha) geboren. Mit 36 Jahren hat er es zum Direktor des Gründerzentrums von Jakutien gebracht. Und doch ist er im Krieg gegen die Ukraine gelandet. Warum, das lässt auch der Nachruf offen:
Bei der Erfüllung seiner Bürgerpflicht während der Militäroperationen des SVO starb am 9. März 2025 unser geliebter Ehemann, Sohn, Vater und Bruder Nikolai Nikolajewitsch Skrjabin, geboren am 14. Mai 1983 im Megino-Kangalassky ulus, heldenhaft. Wir erinnern uns, wir lieben, wir trauern ...Die Verabschiedung findet am 20. März um 9:00 Uhr im Kulturzentrum des Ortes statt. N-Bestjach, st. Lenin, 37.
Doch die Geschichte hat noch eine Nuance - eine zweite Quelle aus Jakutien merkt an: Seine Leiche wurde am 17.03.2025 zusammen mit 41 Cargo-200 (Toten) geliefert (nach Jakutien).

Denis Alexander Andrejew

Gerne würde wir in vielen Fällen etwas mehr Hintergrundinformationen liefern, aber das ist von Deutschland aus in den meisten Fällen völlig unmöglich. Also bleiben wirbei den wenigen Fakten:
Denis Alexandrowitsch Andrejew, geboren am 29.04.1996, kam aus dem Dorf Asyma mit etwa 600 Einwohnern in Jakutien (Sacha). Er hatte sich der Gruppe Wagner angeschlossen und überlebte diese Entscheidung nicht. Am 2. April 2023 war er tot.
Sein Vater Alexander Josifowitsch Andrejew hätte als er vom Tod seines Sohnes erfuhr, sofort einen Vertrag mit dem russischen Militär abgeschlossen und zog in den Krieg. Am 11. Februar 25 wurde auch Vater Alexander getötet.

Iwan Greschnow

Bereits im Waisenhaus werden die Zöglinge für das Militär programmiert, wir haben das schon häufig dokumentiert. Iwan Greschnow, 27 Jahre, ist ein Produkt dieser Erziehung. Er hat die typischen Verletzungen, die die ukrainischen Drohnen verursachen. Diese lassen ganz normale Granaten auf die feindlichen Soldaten regnen. Deren Körper ist zwar durch Panzerplatten geschützt, nicht aber Beine und Arme.
Manche haben Glück und werden schnell evakuiert, andere liegen über Tage auf dem Feld, deren betroffene Gliedmaßen müssen amputiert werden - wenn die Soldaten nicht bereits durch den hohen Blutverlust gestorben sind.
Eine Anmerkung zum Gedicht: Gott hat mit dem Schicksal von Iwan nichts zu tun. Die Verantwortlichen kann man im Moskauer Kreml antreffen

Die Ärzte kämpften um das Leben, aber alles vergeblich,
Iwan ging ohne Beine weg.
Ich schätze, es ist alles schon entschieden.
Gott hat für jeden seinen eigenen Plan.

Ivan kannte das Wort „Glück“ nicht, seit er in den Windeln lag,
Er wusste nicht, was Mama und Papa meinten.
Anstelle von Sonnenschein gab es nur schlechtes Wetter,
Das war Gottes Vorsehung für ihn.

Gut, freundlich, wirklich naiv,
Er träumte vom Glück und einer großen Familie.
Er war ein positiver Mensch,
Aber er hat zwei Beine im Krieg gelassen.

Kein Murren und kein wütendes Wehklagen,
Wanja verlor nie seine Hoffnung auf Glück.
Er gab seine Träume von einer Familie nie auf,
Er stellte sich vor, auf seiner Hochzeit zu tanzen...

Iwan Wladimir StolbowDrei Brüder aus dem Dorf Lebjaschje in der Region Wolgograd zogen in den Krieg - Iwan, Wladimir und Viktor Stolbow.
Der Ortsvorsteher sagte dazu: "Die Familie ist vor langer Zeit nach Lebjaschje gezogen, Wanja (Iwan) ist mit uns zur Schule gegangen und hat dort seinen Abschluss gemacht, danach hat er in Petrow-Wal bei der Feuerwehr gearbeitet. Als der Sondereinsatz begann, unterzeichnete er freiwillig den Vertrag. Zwei weitere Brüder, Victor und Wladimir, gingen mit ihm. Victor unterschrieb zunächst einen Vertrag über drei Monate, musste den Dienst dann aber aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Wladimir und Iwan setzten ihren Dienst fort und Wanja wurde 2023 der Orden des Mutes verliehen.
Der Orden hat dann nicht geholfen - am 15. März 2025 zogen Iwan und Wladimir los zu einem Einsatz an der Front. Beide kamen nicht lebend zurück. Am 24. März wurden sie in ihrem Dorf verabschiedet.

Alexander Alexandrowitsch Petlinsky

Wir hatten bereits einen anderen Alexander Alexandrowitsch mit 18 Jahren vorgestellt, deshalb die II hinter dem Namen. Und zweifelsohne ist Alexander Alexandrowitsch Petlinsky unser neuer Halter einer fragwürdigen Auszeichnung - geboren am 31.01.2007 ist er der jüngste von uns erfasste getötete russische Soldat im Krieg gegen die Ukraine. Hatte er eine Persönlichkeitskrise? War er durch eine Prüfung gefallen? Ging es ihm um schnell viel Geld? All das wissen wir nicht, aber ganz sicher ist er ein Opfer der militaristischen Propaganda geworden. Sascha war Student an der Medizinischen Hochschule Tscheljabinsk, hätte schon deshalb während des Studiums keinen Wehrdienst ableisten müssen.  Erst ab dem 1. Februar  2025 konnte er überhaupt  einen Vertrag zum Kriegsdienst abschließen, am 9. März 25 war er tot.

Falls ihr Wladislaw Surkow nicht kennt, er war bis vor ein paar Jahren der geistige Vater des Putinismus. Er hat die Politik Russlands in einen ideologschen Zusammenhang gestellt und  hat ähnliche Thesen formuliert, wie sie heute aus den Vereinigten Staaten zu uns herüberschwappen. Wir haben vor neun Jahren über das Wirken von Surkow geschrieben. Ganz nebenbei war er auch für die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine, in Abchasien und Südossetien verantwortlich.

Warum Surkow nicht mehr im Vorzimmer von Putin sitzt, bleibt unbekannt. Dass er sich nicht weit von dessen Politik entfernt hat, zeigt sein erstes Interview nach Beginn des Ukrainekrieges, das er einem französischen Medium gegeben hat. Und er bekräftigt, die Ukraine ist erst der Anfang.

Das komplette Interview ist im französischen Wochenmagazin L'Express erschienen und wurde freundlicherweise auch in Deutsch übersetzt.

Alexej Iwanowitsch Gladyschew

Das ist nicht unser erster Fall, dass Menschen mit geistiger Behinderung an die Front geschickt werden (Beispiele 1, 2). Diese Suchmeldung ist vom 22.03.25:
Helfen Sie mir, meinen Sohn Alexej Iwanowitsch Gladyschew zu finden, geboren am 12. März 2004.
83. Garde ODShBr. 04.02.25 ging zu BZ, seitdem kein Kontakt mehr zu ihm.
Ich versuchte, ihn nach Kräften davon abzubringen und bat den Kommandanten persönlich, ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht an die Front zu schicken.
Aber mein Sohn, Sunny, so stur, wollte immer noch kämpfen, wollte nicht hinten sitzen ((
Wenn ihn jemand gesehen hat, sagt mir bitte Bescheid.


Es ist ein sehr ernstes Thema - Familienväter und Ehemänner ziehen in den Krieg, erfahren dort physisch und psychisch traumatische Kriegsgeschehnisse und kommen an Körper und/oder Geist verwundet wieder nach Hause. Dort müssen sie feststellen, dass die Welt sich weiter gedreht hat, die Ehefrau den Alltag ganz alleine gemeistert hat und sich nicht mehr dem verrohten Ungeheuer unterordnen will, das mal ihr Ehemann gewesen ist. Trennung und Scheidung sind dann die Konsequenzen.
Ursache dafür könnte allerdings auch die westliche Propaganda sein, die von geschulten Feministinnen verbreitet wird, meint eine Gruppe Kriegsteilnehmer und appelliert an Präsident Putin:
Teilnehmer des Krieges baten Putin, sie vor „feministischen Gruppen“ zu schützen
Die Teilnehmer des gesamtrussischen Väterkongresses haben Putin gebeten, sie vor „feministischen Gruppen“ zu schützen. In einer Videobotschaft erklärten sie, dass Frauen unter dem Einfluss von „westlich geschulten“ Feministinnen, die von USAID unterstützt werden, die Ehen mit Kriegsteilnehmern in der Ukraine auflösen und ihnen ihre Kinder und ihr Eigentum wegnehmen.
Die Kinder sagen vor Sorgerechtsgerichten gegen ihre Väter aus, weil sie „von Feministinnen unterrichtet werden“, sagten sie. Die Männer nannten diese Gruppen „ein gut organisiertes System, in dem Profis arbeiten, die darauf abzielen, die Familie zu zerstören“.

Botox Iwan Nikolajewitsch Demidow, geboren am 22.05.1988, Kampfname "Botox", kam aus Moskau in den ukrainischen Donbass, um als Separatist dort die Abspaltung von der Ukraine zu unterstützen. Er agierte ab 2014 als Sanitäter des Militärs, irgendwann später wurde er Söldner der Gruppe Wagner und tauchte mit deren Soldateska in Syrien und Libyen auf.
Als das Ende der Grppe Wagner eingeläutet wurde, hatte Iwan immer noch nicht genug vom Kriegshandwerk. Der Ultra des Fußballvereins Torpedo Moskau schloss er sich natürlich der Fußball-Hooligan Einheit Hispaniola an und wurde deren Leiter des Sanitätsdienstes. Im März 2025 wurde er in der Region Belgorod bei einem Kampfeinsatz getötet.
"Armeen gehen zugrunde, Verwandte sterben und wir selbst sind sterblich. Doch der laute Ruhm würdiger Taten kennt keinen Tod. Ivan Botox ist nach Walhall gegangen, wo ihn seine gefallenen Brüder treffen werden, wo Lieder von Heldentaten erklingen und wo es keinen Platz für Angst gibt", schreiben seine Kampfbrüder von Hispaniola

Pawel Alexejewitsch StrukowWir haben bereits über die Tschuktschen-Siedlung Kantschalan berichtet. Zu der Siedlung gibt es keine feste Straße, will man das Dorf besuchen, muss man einen Platz im Hubschrauber buchen. Pawel Alexejewitsch Strukow wurde am 21. September 1990 in Kantschalan geboren und ging dort zur Schule. Er hat einen Beruf erlernt und bekam in seinem Heimatort eine feste Anstellung beim staatlichen Energieversorger für die Region Tschukotka. 
Trotzdem meledte sich Pawel  im Mai 2023 freiwillig zum ferrnen Krieg in der Ukraine. Am 5. März 25 meldete der Leiter des Bezirks Anadyr, Sergej Sawtschenko, seinen Tod.

Alexander KljuschinAlexander Kljuschin, ein Einwohner der Stadt Melenki in der Region Wladimir, wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet. Die feierliche Verabschiedung fand am 2. März statt.
Alexander Wladimirowitsch wurde am 19. Mai 1980 geboren. Er folgte dem Gebot seines Herzens und kämpfte an der Front gegen den Faschismus und verteidigte sein Vaterland. Diente als Oberschütze. Er hatte den Rang eines Korporals. Er starb am 1. November 2024 bei der Ausübung seines Militärdienstes. Er starb in ehrenhafter Erfüllung seiner Militärpflicht...
Die Bestattungszeremonie fand statt, wie es sich für einen Helden und Verteidiger des Vaterlandes gehört – mit einer Flagge, einem militärischen Gruß und der Hymne des Landes, für das er gekämpft und sein Leben gegeben hat. Ewige Erinnerung und Ruhm ihm!“, schrieb die Lokalzeitung.
Doch das Internet vergisst manches nicht: Im Jahr 2016 wurde Kljuschin wegen Raubes verurteilt. Zuvor saß er bereits wegen vorsätzlicher, lebensgefährlicher Körperverletzung im Gefängnis: Er hatte während eines Streits im betrunkenen Zustand seinen Saufkumpanen niedergestochen. Zuvor war er mehrfach wegen Diebstahls verurteilt worden.

Swetlana Alexandrowna NadtotschewaZurück in das Jahr 2022 - ukrainische Truppen drängen im Juli die russische Armee aus der Region um Cherson. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa und ihre Kameradin Anastasia Sawitskaja kämpfen im Reparatur- und Restaurierungsbataillon der Eisenbahntruppen der russischen Streitkräfte. Sie geraten unter Beschuss und flüchten in einen Keller, aus dem sie nicht mehr lebend herauskommen.
Über beide Frauen ist wenig bekannt, immerhin haben wir eine VKontakte-Seite von Swetlana gefunden. Doch der letzte Eintrag ist aus dem Jahr 2013. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa (Foto), geboren am 03.12.1974, kam aus der Großstadt Newinnomyssk in der Region Stawropol, Anastasia Sawitskaja war 35 Jahre alt, hatte zwei Kinder und wurde in Wolgograd beigesetzt. (Link)

Rinat Fanirowitsch Imangulow

Am 14. Februar 25 wurde im kleinen Dorf "Oberes Tschat" in Baschkortostan Rinat Fanirowitsch Imangulow  zu Grabe getragen. Rinat wurde am 31. Mai 1987 geboren umd musste keinen Wehrdienst ableisten. Er wäre stolz gewesen, dass das Militär ihn im letzten Jahr dann doch auf Vertragsbasis genommen hätte, berichtet der Dorfrat. Seine militärische Karriere war vorhersehbar kurz. Am 18.10.24 unterzeichnete er den Vertrag, am 11.12.24 war Schluss.
So bekam der tote Rinat am Ende mehr Aufmerksamkeit als der lebende Rinat jemals erhalten hat. Er wäre ein Beispiel an Mut, Furchtlosigkeit und Tapferkeit, hätte sich als wahrer Verteidiger des Vaterlandes gezeigt, schrieb der Dorfrat zum Abschied, wohl wissend, dass Rinat weder sein Heimatdorf, noch Baschkortostan und auch nicht Russland verteidigt hatte.

Nikolaj Nikolajewitsch JewstifejewNikolaj Nikolajewitsch Jewstifejew wurde im Dorf Kirja in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien geboren. Bald landete er in einem Waisenhaus, damit wurde sein Lebensweg in Russland festgeschrieben. 
Mit zehn Jahre wurde ihm eine Pflegefamilie zugewiesen. Die Schule schloss er mit neun Klassen ab, danach besuchte er Fachschulen für Kommunikation und Informatik mit der Spezialisierung auf Computersysteme und -technologien. Nach seiner Ausbildung folgte der Wehrdienst und danach fand Nikolaj keine Arbeit in seinem Beruf - er verdiente als Bauarbeiter seinen Unterhalt.
So meldete sich Nikolaj freiwillig zum Krieg gegen die Ukraine. Am 30. September 24 schloss er einen Vertrag, am 31. Oktober 24 war er tot. Seine Schule hat ihm Ende Januar 25 einen Heldenpult gewidmet.

Sanan Huseinow

Wenn man mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau immer weiter nach Osten fährt, dann hält der Zug bei Kilometer 6.906 am Bahnhof von Mogotscha. Das Städtchen im Osten der Region Transbaikalien hat etwa 12.000 Einwohner und ist erst durch den Bau der Eisenbahnstrecke um 1914 herum entstanden. In der Stalinära wurde im Gebiet von Mogotscha Gold abgebaut, bis zu 3.000 Häftlinge aus dem Gulag-System schufteten in den Bergwerken.
Sanan Huseinow ist der Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes aus Mogotscha mit aserbaidschanischen Wurzeln. Mit 18 Jahren hatte er eine junge Russin kennengelernt, schnell geheiratet und zusammen ein Kind gezeugt. Dann war es auch bald aus mit der Zweisamkeit, Sanan wurde gewalttätig und seine Ehegattin ließ sich scheiden.
Als Sanan schließlich letztes Jahr 31 Jahre alt wurde, war seine Wut noch immer nicht verraucht. Am 6.10.24 verschoss er ein ganzes Magazin Kugeln auf seine geschiedene Frau mit einer durchgebohrten Schreckschusswaffe. Die Frau war sofort tot. Sanan wurde gefasst, kam vor Gericht und vor einem Urteil zog er die "Sie kommen aus dem Gefängnis frei"-Karte. Er meldete sich zum Kriegsdienst in die Ukraine. Die Bevölkerung von Mogotscha protestierte zwar, aber das half nicht.
Viel Lust auf lebensgefährliche Kampfeinsätze hatte Sanan auch nicht, am 12. Februar 2025 unterzeichnete er den Vertrag, am 25. Februar  verschwand er von seiner in Donezk stationierten Einheit. Man nimmt an, dass er sich in die Heimat seiner Eltern nach Aserbaidschan abgesetzt hat. (Link)

Artem EineuteginSireniki ist ein kleines Eskimodorf mit knapp 500 Bewohnern an der russischen Küste des Beringmeeres in Tschukotka. Früher war es ein reines Eskimodorf mit einer eigenen Sprache - Sirenik, aber die letzte Muttersprachlerin starb 1997. Das Dorf liegt an einer dauerhaft eisfreien Küste, die Bewohner pflegen deshalb die traditionelle Seejagd.
Artem Eineutegin wurde am 27. Juli 1999 in Sireniki geboren und ging dort zur Schule, an einer Fachschule erlernte er den Beruf eines Traktorfahrers. In seinem Heimatdorf lebte er zunächst als Seejäger, wie fast alle Männer dort. Im Jahr 2020 zog er in die Hauptstadt von Tschukotka, Anadyr, wo er im Kindergarten "Zolotoy Kljutschik" arbeitete. Doch nach zwei Jahren kehrte Artem in sein Heimatdorf zurück.
Wahrscheinlich wollte auch Artem mal richtig viel Geld verdienen, im Jahr 2023 meldete er sich zum Kriegsdienst und wurde Drohnenpilot. Am 23. Februar 25 wurde sein Tod gemeldet.

Der Telegram-Kanal "Ich will jemanden finden" veröffentlicht laufend Registerkarten und Interviews mit russischen Kriegsgefangenen, die die russische Seite nicht austauschen will. Angehörige können über einen Bot des Kanals Kontakt zu den Gefangenen aufnehmen. Hier das Beispiel des 57 Jahre alten Oleg Grischakin, ein Sturm-V Soldat:

Oleg Grischakin hoffte aufgrund seines Alters, in der Nachhut zu bleiben, doch stattdessen fand er sich an der Front wieder. Hier ist seine Geschichte:

  • Wir waren 19 Leute, die aufbrachen, aber als wir am Ort ankamen, waren nur noch 12 übrig.
  • Wir liefen durch das Dorf, die Felder und Plantagen. Es war mit den Leichen unserer Soldaten übersät.
  • Ich wurde dadurch gerettet, dass ich zufällig zu den Unterständen der AFU gelangte.

Oleg Grishakin, Kriegsgefangener, geb. 20.12.1967, 57 Jahre alt  aus Krasnoslobodsk, Mordwinien, Russische Föderation. 74. separate motorisierte Gewehrbrigade, in/h 21005 der Streitkräfte der RF. Im Dezember 2024 in der Richtung Pokrowski gefangen genommen.

Oleg Grischakin befindet sich in der Ukraine im Status eines Kriegsgefangenen. Seine Angehörigen können sich an das Projekt „Ich will ihn finden“ wenden, um eine Bestätigung zu erhalten, Kontakt mit ihm aufzunehmen und seine Rückkehr nach Russland im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustauschs zu erreichen.

Oleg Wladimirowitsch SigakowEs ist kalt in Salawat, einer Großstadt in Baschkortostan, als Mitglieder der örtlichen Jugendarmee am 14. Februar 25 Oleg Wladimirowitsch Sigakow zum Grab begleiten. Oleg wurde am 27.04.1983 geboren und wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet. Und er muss ein ganz besonderer Soldat gewesen sein, wenn man seinem Nachruf glauben darf:
"Wir haben einen Berufskämpfer verloren, einen wahren Sohn unseres Vaterlandes... Im Laufe seiner Jahre, einschließlich seines Militärdienstes, war Oleg ein Beispiel für eine positive Lebenseinstellung und glaubte nur an das Beste. Er ging sehr sensibel auf die Belange seiner Einheit und seiner Militärpflicht ein. Er stellte zeitlebens hohe Ansprüche an sich selbst, verfügte über die notwendigen organisatorischen Fähigkeiten und war in der Lage, auch unter unvorhergesehenen Umständen Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
Denn um all diese Fähigkeiten beim Militär unter Beweis zu stellen, hatte Oleg gerade mal sieben Wochen Zeit - inklusive Anreise und Grundausbildung. Am 18.10.24 unterschrieb er einen Militärvertrag, am 29. November 24 wurde er an der Front getötet.

Viktor Alexandrowitsch RytschkowViktor Alexandrowitsch Rytschkow, geboren am 3. Dezember 1985, lebte im kleinen Dorf Kokorino in Burjatien. Er war verheiratet, hatte drei Kinder und arbeitete als Vorarbeiter bei einer Baufirma. Sein jüngerer Bruder Pawel wohnte bei ihm und arbeitete während seiner Ausbildung als Aushilfe in der selben Firma.
Bruder Pawel wurde im Herbst 2022 mobilisiert, kam ins Kriegsgebiet und verschwand nach einem Jahr spurlos.
Viktor entschied sich, seinen Bruder zu suchen und meldete sich im Januar 2024 freiwillig an die Front. Bereits am 9. April 24 war sein Einsatz beendet, Viktor wurde bei einem Angriff getötet. Erst Mitte Februar 25 wurde er in seinem Heimatdorf begraben.

Ein Militärgericht in Rostow am Don befand den Gefreiten Nikita Posmetuchow des Mordes an mehreren Menschen, sowie der gewaltsamen Handlungen gegen die Militärbehörden während eines bewaffneten Konflikts für schuldig. Der Fall wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt. (Link)
Der russische Soldat Posmetuchow hatte in der Nacht des 28. November 2023 seine Vorgesetzten  in betrunkenem Zustand erschossen - den Unteroffizier Wladimir Glazjew, den Oberstleutnant Stanislav Kljukin, den Hauptmann Michail Trubin und den Gefreiten Wladimir Petritschenko. Wir haben darüber berichtet.

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