15.03.24 -- 48.154 // Zuwachs zum 29.02.24: 1.776
Vor einem Jahr haben wir ein Zitat von Kurt Tucholsky zum Thema gemacht. "Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik." Bei unserer Dokumentation russischer Kriegstoter sind wir schon lange bei der Statistik angekommen, aber immer wieder wollen wir auf all die Grausamkeiten jenes Krieges - besser jedes Krieges - aufmerksam machen. Diese zeigen sich in den Schicksalen der von der entfesselten Gewalt betroffenen Menschen.
Der Mann mit der Zigarette ist ein russischer Soldat. Er ist eigentlich kein Opfer, sondern ein Täter in einem verbrecherischen, völkerrechtswidrigen Krieg. Sein Name ist Rustam Lomako und er kommt aus der russischen Großstadt Tscheljabinsk. Vermutlich hat er 2019 seine Frau Ksenia geheiratet. Warum er als Soldat in den Krieg gezogen ist, bleibt uns unbekannt. Sicher ist dagegen, dass er irgendwo im Donbass sein Leben gelassen hat. Verwundet, von seinen Kameraden im Stich gelassen, ist er auf ukrainischer Erde ganz elendiglich gestorben.
Bereits einige Male haben wir über die Hispaniola-Brigade des russischen Militärs berichtet. Sie setzt sich vorwiegend aus Fußballhooligans zusammen. Ende Dezember gab es einen Anschlag auf eines ihrer Quartiere im Donbass. Dabei kam zumindest einer der Soldaten ums Leben, allerdings auch ein Löwenbaby - was immer so ein Tier bei einer Militäreinheit auch zu suchen hat.
Der unredigiert übersetzte Originalbeitrag:
Die zerstörte Stadt Awdijiwka nach Einnahme durch Russland
Nach knapp 40.000 bearbeiteten Todesnachrichten, dem Lesen unzähliger Kommentare in den russischen sozialen Medien, meinen wir, dass wir einen fundierten Einblick in das Denken der Menschen Russlands zum Krieg gegen die Ukraine haben. Trotz hoher Verluste an Menschen, trotz Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, kann man keine weitverbreitete Kriegsmüdigkeit in Russland erkennen. Viele Menschen formulieren die Parole – jetzt erst recht, Russland muss gewinnen.
Wir meinen, die Ukraine kann den Krieg nicht militärisch gewinnen, aber falls das Land die Angriffe Russlands durchstehen kann, ergeben sich Chancen aus der schwachen Wirtschaftskraft Russlands.
Der zu 24 Jahren Haft verurteilte Tulun-Wahnsinnige starb in der Ukraine
28.12.23 -- Шувалов Павел
Der bei einer privaten Militärfirma unter Vertrag stehende 55-jährige Pawel Schuwalow, besser bekannt als der Tulun-Wahnsinnige, ist in der Zone der militärischen Sonderoperation gestorben. Dies berichteten mehrere Quellen aus den Strafverfolgungsbehörden.
Diesen Quellen zufolge unterzeichnete Schuwalow im April dieses Jahres einen Vertrag mit der Gruppe Wagner und kam am 6. Mai an der Kampfzone an. Nach seiner Ausbildung wurde er an die Kontaktlinie bei Luhansk geschickt, wo er am 29. Mai 23 starb. Sein Tod wurde von drei Mitsoldaten bestätigt, die auch feststellten, dass Shuvalovs Leiche nicht abtransportiert werden konnte.
Der Wahnsinnige aus Tulun wurde 2021 wegen einer Reihe von Vergewaltigungen und zwei Morden, die er in der Stadt Tulun (Region Irkutsk) begangen hat, zu 24 Jahren Haft in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt.
Den Ermittlungen zufolge vergewaltigte Schuwalow zwischen 1991 und 2019 mindestens 27 Frauen, von denen sich zwei das Leben nahmen. Aufgrund der Überschwemmung von Tulun im Jahr 2019, bei der ein Teil des Archivmaterials beschädigt wurde, konnte vor Gericht jedoch nur die Beteiligung Schuwalows an zwei Vergewaltigungen und ebenso vielen Morden nachgewiesen werden.
Swetly ist eine Kleinstadt in Kaliningrad mit etwas über 20.000 Einwohnern. Früher hieß der Ort mal Zimmerbude. Eine Lehrerin präsentiert stolz einen Kadettenjahrgang auf VKontakte. Für militärischen Nachwuchs wird gesorgt.
Das ländliche Kulturhaus Pirozhkovsky gehört zu der Gemeinde Pirozhok, die sich im Kreis Wolgodonsk in der Region Rostow am Don befindet. Man gibt dort Gesangsunterricht, Tipps für gesunde Ernährung und Zeichenwettbewerbe. Wir sind durch eine Todesnachricht (virtuell) dort hin geraten. (Webseite)
Ein Söldner der Gruppe Wagner kam offensichtlich aus dem Ort. Pawel Miron (Foto links) wäre Kommandant einer Scharfschützeneinheit gewesen und ist am 01.06.23 im Ukrainekrieg gefallen. Über das Alter ist nichts bekannt, das Foto gibt dazu keinen Hinweis, da häufig Jugendfotos zu Beginn des Wehrdienstes für Todesnachrichten verwendet werden.
Wir haben uns bemüht Details zu jenem Kulturhaus in der Provinz herauszufinden. Gefunden haben wir eine traurige Hütte mit Blechdach und abgeblätterter Fassade.
Weiterlesen: Ein Kulturhaus in einer südlichen Provinz Russlands
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten nur wenige Veränderungen an der Front. Russlands Offensive an vielen Abschnitten hat nur geringe Geländegewinne gebracht. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 15. Febraur 2024 haben wir 44.674 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 1.611 neuen Namen seit dem 31. Januar 2024 oder 4.722 gefundene Kriegstoten seit Beginn des Jahres.
Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 2.200 gefallene Soldaten pro Monat registriert.
Weiterlesen: Russische Kriegstote: Stand 15.02.24 - die Mehrzahl kommt vom Land
Wir können zum Tod von Alexej Nawalny nur wenige Informationen beisteuern. Er war in ein Lager für Strafgefangene (IK-3) in der Gemeinde Charp im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden (siehe Karte). Die Region liegt im nord-westlichen Teil Sibiriens und besitzt wohl bedeutende Vorkommen an Erdgas und Rohöl. Die Gegend ist äußerst dünn besiedelt, der Ort Charp hat etwa 6.500 Einwohner und liegt nördlich des Polarkreises. Die Bewohner der Region sind zum überwiegenden Teil Russen, die Namensgeber der Region, die Nenzen, stellen gerade mal neun Prozent der Bevölkerung.
In den aktivsten Gruppen der russischen Kriegsgegner befinden sich Unterstützer von Alexej Nawalny. Einer der wichtigsten Ideengeber bei der Suche nach den Opfern des russischen Angriffskrieges war der ehemalige Berufsoffizier Vitaly Wotanowsky. (Foto rechts: Putin: Es gibt nicht genug Gift für uns alle) Er besuchte systematisch die Friedhöfe der Region Krasnodar, fand dabei auch den größten Wagner-Friedhof Russlands und dokumentierte auf diese Weise, dass ein großer Teil der russischen Kriegstoten verborgen wurde. Auch Vitaly Wotanowski stand den Nawalny-Aktivisten nahe oder war Teil davon, hat aber aus Sicherheitsgründen Russland inzwischen verlassen.
Zu den Unterstützern von Nawalny gehört auch Semjon Kotschkin, der für die Region Tschuwaschien diverse Informationsquellen veröffentlicht. Er führt eine Liste aller dortigen Kriegstoten, gehört ebenfalls zum weiten Kreis der Nawalny-Unterstützer, musste sich aber ebenfalls ins Ausland absetzen.
Die Ehefrau eines im Ukrainekrieg gefallenen Stary-Oskol-Häftlings (Region Belgorod), die 64 Diebstähle und drei Raubüberfälle begangen hat, will eine Entschädigung für den Tod ihres Mannes. Vor dem Krieg beklauten sie und ihr Mann die Geschäfte der Region.
Dies ist ein Telegram-Beitrag der Belgoroder Initiative "Asche" den wir leicht redigiert wiedergeben.
Saur Gjulaliew - 9. Dez. 2023 -- Гюлалиев Заур
15.02.1974 - 18.11.2023, aus Nischni Nowgorod
Ich bin nicht mehr...
Aber du solltest es nicht bedauern... Ich bedaure es nicht und du solltest es auch nicht!
Ich bin glücklich... ich war glücklich!
Ich habe gelebt... Ich habe geliebt... Ich habe gehasst... Ich habe bereut... Ich habe geglaubt...!
Es ist seltsam, diese Worte in der Vergangenheitsform zu sagen.
Ich bin nicht mehr da.
Ich bin am 18. November 2023 gestorben. Ich starb glücklich. Ich starb, weil ich an das Beste glaubte. Ich starb stolz darauf, meinem Vaterland nützlich gewesen zu sein! Ich starb als Held! Ich habe nicht gekniffen!
Ich ging zur SWO. Ich ging, um für die WAHRHEIT zu kämpfen!!! Ich ging in dem Glauben, dass WIR RECHT HABEN! Ich wurde vom Gouverneur an die Front eskortiert und der Heilige Vater taufte unser Regiment. Es gab ein Konzert. Für uns, die zukünftigen Helden! Für uns war es ein Tag, der nur uns gewidmet war! Wir wurden beglückwünscht, man wünschte uns den Sieg und wir waren stolz! Und ich war überwältigt von all den Feierlichkeiten zu unseren Ehren!
Ich habe es niemandem in der Familie erzählt.
Warum sollte ich?
Warum sollten sie sich die ganze Mühe machen?! Ich war fest entschlossen, also war ich stark!
Es gab Zweifel: Ich dachte, ich würde nicht akzeptiert werden. Ich schob mir geistig nicht vorhandene Krankheiten zu, unerfüllte Ausreden, redete mir ein, dass ich es nicht schaffen werde, dass ich aufgeben werde und nicht kann - im letzten Moment weglaufen, und ich werde als "DESERTEUR!" erkannt werden.
Aber nein! Ich habe bestanden! Ich bin angenommen worden! Ich bin stolz! Ich werde dem Vaterland dienen können!!!!
Und ich bin froh! Aufrichtig und ehrlich froh!
Ich probierte die neue Uniform mit solcher Freude an, dass ich meiner Frau Lenotschka ein Bild schickte und sagte: "Schau mich an, du Schöner!"
Mit einem traurigen Lächeln nahm sie meine neue Reinkarnation an und glaubte meinem beiläufig hingeworfenen Satz: "Mensch, ich komme wieder!".
Aber ich kam nicht zurück! Ich habe ihre Erwartungen nicht erfüllt. Ich habe sie nie getäuscht, aber jetzt habe ich es getan. Ich, es tut mir leid!
Ich habe es ihr gesagt:
"Ich werde ihr die Schlüssel zum Haus nicht geben. "Wenn ich zurückkomme, öffne ich es mit meinem eigenen Schlüssel. Und ich werde sagen: "Lenotschka, das ist dein Held."
In diesem Moment wusste ich nicht, dass das Schicksal anders entscheiden würde und dass du, Lenotschka, statt meiner Begrüßungsworte die Worte hören würdest: "Nimm unser Beileid an...". Verzeihen Sie mir! Wie immer habe ich versucht, die Dinge zu verbessern. Dass wir ein Häuschen haben, und Hühner, und Ziegen, und du mit mir, und wir sind glücklich!
Lenotschka, es tut mir leid!
Freunde!!! Es tut mir leid!
Zum letzten Mal, zum letzten Mal!
Ich entschuldige mich bei denen, die ich beleidigt habe oder unfair zu jemandem war. Vergebt meine harten Worte, die ich in Anfällen von Hass oder Unhöflichkeit gesagt habe!
Diejenigen, die mich kennen, bitte ich, mich auf meiner letzten Reise zu verabschieden! Etwas später werde ich bekannt geben, wann und wo, bleibt dran.
Feinde, vergebt mir, Freunde, liebt mich!
Ich werde nicht sterben, solange ihr euch an mich erinnert! Ich bin immer bei euch und in euren Gedanken lebe ich!
Ohne große Anmerkungen wollen wir die Zusamenstellung zum 15.12.23 veröffentlichen. Bemerkenswert ist die Entwicklung in der Region Baschkortostan, die langsam aber sicher die Region Swerdlowsk in der Zahl der getöteten Soldaten einholt.
In absoluten Zahlen steht jetzt die Region Krasnodar an erster Stelle. Hier haben wieder Freiwillige die Friedhöfe der Region nach unveröffentlichten Kriegstoten abgesucht.
Panorama von Mineralnyje Wody -- Urheber: Rostislaw Stanislawowitsch Gwosdew -- Lizenz: CC BY 3.0
Mineralnyje Wody - das heißt übersetzt Mineralwasser und ist der Name einer Stadt mittlerer Größe im Süden Russlands. Sie liegt im Vorland des Kaukasus in der Region Stawropol und dort finden sich im Gegensatz zum Namen keine Mineralquellen. Die gibt es aber in der Umgebung.
Danila Kharchenko kommt aus der Stadt und unterhält eine Gemeinschaftsseite auf VKontakte und einen Telegram-Kanal, auf denen er über Stadtgeschehen berichtet. Zum Krieg gegen die Ukraine nimmt er eine kritische Haltung ein. Die Sache eskalierte, als er eine Liste der im Ukrainekrieg getöteten Soldaten und Söldner aus der Stadt veröffentlichte. VKontakte schloss seine Seite aufgrund der Veröffentlichung „gefälschter Informationen über die Aktionen der russischen Streitkräfte in der Ukraine“.
Weiterlesen: Im Krieg gegen die Ukraine getötete Einwohner von Mineralnyje Wody
Wlassow Artjom Andrejewitsch wurde am 10. Oktober 1995 im Dorf Zasosna, Bezirk Krasnogvardeisky, Region Belgorod geboren.
Im Jahr 2003 trat Artyom in die erste Klasse der MBOU „Zasosenskaya Secondary School“ im Bezirk Krasnogvardeysky ein, die er 2012 erfolgreich abschloss. Im Laufe der Studienjahre erwies sich Artyom als wohlerzogener und fleißiger Student. In seiner Freizeit zeichnete er gerne und spielte Akkordeon. Während seiner gesamten Studienzeit nahm er an Amateuraufführungen teil. Er nahm aktiv an Kickbox-Wettbewerben teil.
Von 2012-2015 studierte er an der OGAPOU „Chernyansky Agro-Mechanical College“ und erhielt den Beruf eines Automechanikers. Artjom beteiligte sich aktiv am gesellschaftlichen Leben der Fachschule und war die Seele der Schülerfirma. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er bei Prioskolye CJSC und dann bei der Miratorg Agricultural Holding.
Am 27. Dezember 2022 hat er sich freiwillig für einen militärischen Sondereinsatz im Wagner PMC gemeldet. Am 28. Juni 2023 kehrte er verletzungsbedingt zur Rehabilitation nach Hause zurück.
Am 21. September 2023 kehrte er in die Reihen der russischen Armee zurück und setzte seinen Dienst in der Achmat-Einheit fort
Artjom Andrejewitsch starb am 28. Oktober 2023 in der Nähe von Artjomowsk (Bakhmut).
Ausgezeichnet mit den Medaillen „Teilnehmer an der Schlacht von Bachmut – Fleischwolf von Bachmut“ und „Für die Eroberung von Bachmut“, dem Kreuz „Für Mut und Mut“, dem Schwarzen Kreuz „Wagner“ (das Schwarze Kreuz wird für die Erfüllung schwieriger Aufgaben während verliehen). Feindseligkeiten; im Unternehmen wird diese Auszeichnung mit der staatlichen Auszeichnung Russlands - dem Orden des Mutes - verglichen.
Es ist kalt im "Autonomen Kreis der Tschuktschen". Im Juli schwankt die Temperatur zwischen fünf und fünfzehn Grad Celsius, im Winter zwischen -15 und -35 Grad. Pflanzen haben gerade mal 80 bis 100 Tage im Jahr Zeit zu wachsen, hohe Bäume gibt es nirgendwo. Auf einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland leben gerade mal 50.000 Menschen. Etwa ein Viertel davon sind Tschuktschen.
Zwei davon sind wieder im Ukrainekrieg gefallen. Die örtliche Verwaltung meint, die beidem Soldaten hätten aus Patriotismus dort gekämpft. Wahrscheinlich haben die hohen Geldzahlungen der Regierung dazu geführt, dass sich Tschuktschen auf dieses Abenteuer eingelassen haben.
Wir geben den örtlichen Bericht in Originalfassung wieder:
ZUSAMMENFASSUNG USOLYE-SIBIRSKOE - 24. Dez. 2023 -- Гетцель Николай Сергеевич
Drei Tage hintereinander wurden auf dem Land von Usolsk die im nördlichen Militärbezirk gefallenen Soldaten auf ihre letzte Reise verabschiedet. Einer der bei einer Sondermilitäroperation in der Ukraine Getöteten hatte an diesem Tag ein Gedenkdatum von 40 Tagen, und sie verabschiedeten sich an diesem Tag von dem anderen. Beide Männer stammten aus demselben Dorf.
Am 22. Dezember verabschiedeten sie sich in Telma von Nikolai Sergejewitsch Getzel, der im nördlichen Militärbezirk starb. Er starb in der Nähe von Kremennaja in Richtung Krasnolimansky. Goetzel hinterlässt zwei Kinder.
Nikolai Sergejewitsch ging im Alter von 27 Jahren selbst in den Nordmilitärbezirk, dem Ruf seines Herzens folgend. Er schloss freiwillig einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium. Diente als Mechaniker-Fahrer auf einem BRM-Aufklärungskampffahrzeug. „Mechaniker“
Bei der Durchführung von Kampfeinsätzen gerieten die Jungs unter Beschuss. Unteroffizier Getzel Nikolai wurde tödlich verwundet.
Mitstreiter sprechen der Familie, Verwandten und Freunden des Helden ihr aufrichtiges Beileid aus.
- Ich spreche der Familie und den Freunden des Oberfeldwebels Nikolai Getzel, der während einer militärischen Sonderoperation heldenhaft ums Leben kam, mein tiefstes Beileid aus. Er erfüllte seine militärischen und bürgerlichen Pflichten mit Ehre. Er gab sein Leben für eine gerechte Sache – für das Vaterland, für unser Volk, für eine Welt ohne Neonazismus. Nikolai zeigte ein Beispiel für unermesslichen Mut, Heldentum, Ausdauer und Hingabe. Getzel war mutiger als alle Worte über Mut und ein großartiger Soldat“, sagt der Kampfveteran „Stary“ aus Krasnojarsk.
Getzel Nikolai Sergeevich wurde mit allen militärischen Ehren auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt.
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten nur wenige Veränderungen an der Front. Russlands Offensive an vielen Abschnitten hat nur geringe Geländegewinne gebracht. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 31. Januar 2024 haben wir 43.064 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 1.760 neuen Namen seit dem 15. Januar 2024 oder 3.112 gefundenen Kriegstoten seit Beginn des Jahres.
Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 2.200 gefallene Soldaten pro Monat registriert.
Weiterlesen: Russische Kriegstote - Stand 31.01.24: Es werden täglich immer mehr
19.07.1994 – 05.11.2023
Dmitrys Frau Anna sagt:
„Dmitry Nikolaevich Mashkin, geboren am 19. Juli 1994, gestorben am 5. November 2023. Er gab sein Leben, indem er seine Kameraden heldenhaft verteidigte und deckte. Dmitry Nikolaevich, mein geliebter Ehemann, wurde im Altai-Dorf Uryupino geboren.
Im Jahr 2013 trat er in die Luftlandetruppen der Streitkräfte in Iwanowo ein. Nachdem er nach der Armee einen Vertrag unterzeichnet hatte, wurde er im April 2014 zur Verteidigung des Donbass geschickt. Als Erfüllung seiner Pflicht gegenüber dem Vaterland wurde ihm die Medaille des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation „Für militärische Tapferkeit“ verliehen.
Im Jahr 2022 begann eine spezielle Militäroperation. Mein Dmitry konnte nicht beiseite stehen und an die Kinder und Zivilisten denken, die in Gefahr blieben, also schloss er freiwillig einen Vertrag ab. Im Januar 2023 wurde er als einfacher Mechaniker und Fahrer eines Infanterie-Kampffahrzeugs der 85. motorisierten Schützenbrigade der LPR zugeteilt. Selbstlos, ohne Angst vor Hindernissen oder dem Feind, nahm er an den Schlachten bei Kremennaja, Krasny Liman, Rubeschnoje und Sewerodonezk teil. Mehr als einmal holte er seine Kameraden aus dem Beschuss.
Ende des Sommers 2023 wurde er nach Kleshcheevka umgeleitet, wo er nach Angaben seiner Kollegen seinen letzten Kampfeinsatz ausführte, seinen Kameraden mit sich selbst bedeckte und den Schlag auf sich nahm. Er wurde schwer verwundet, kämpfte fünf Tage lang um sein Leben und starb. Posthum für die Auszeichnung nominiert. Wir haben sie noch nicht erhalten.“
Anmerkung: Auch einer der Donbass-Separatisten von 2014
Nachricht aus dem Telegram-Kanal "Layout" vom 20.11.23, den wir im Originaltext wiedergeben:
„Ständig auf diesen verdammten ukrainischen Websites zu sitzen und zwischen diesen Fotos von Eingeweiden zu sitzen, die sie posten, und nach deinem Mann zu suchen, na ja, das ist auch... kannst du dir das vorstellen?“
Dies ist ein Zitat aus einem Interview mit Viktoria Dikarewa, einer Verkäuferin aus der Kleinstadt Polessk in der Region Kaliningrad, der Frau eines Freiwilligen des Bars-Bataillons. „Verstka“ nahm ihre Geschichte in eine neue Studie darüber auf, wie Angehörige russischer Militärangehöriger ihren Tod vor Gericht beweisen müssen.
Reftinsky-Stausee -- Urheber: CC BY 2.0 --
Der Föderationskreis Ural ist eine administrative Einheit in Russland. Verwaltungssitz ist Jekaterinburg. Ural gehört zu den reichsten Kreisen Russlands, die Oblast Swerdlowsk ist der industriell stärkste Teil des Ural-Kreises. Jekaterinburg ist von Moskau etwa 1800 km entfernt.
Swerdlowsk: Teil I bis Pos. 100 -- Teil II bis Pos. 200 -- Teil III bis Pos. 300 -- Teil IV bis Pos. 502 -- Teil V bis Pos. 700 -- Teil VI bis Pos.701 -- Teil VII bis 1.100 -- Teil VIII bis 1.300 -- Teil IX ab 1.301
Der Militärrentner Vitaly Votanovsky (Foto links), ein Aktivist und Autor des Telegrammkanals "Titushki in Krasnodar"* hat in den letzten sechs Monaten Fotos von mehr als hundert Gräbern russischer Soldaten veröffentlicht, die angeblich in der Ukraine getötet wurden. In seinem Telegram-Kanal "Majdankrd" veröffentlicht er Fotos von Gräbern aus Friedhöfen in der Oblast Krasnodar und im Süden Russlands. Gemeinsam haben die Fotos, dass die Verstorbenen alle im Ukrainekrieg gefallen sind und ihre Namen bisher nicht öffentlich gemacht wurden.
Aus welchen Regionen Russlands die Soldaten kommen, wo und wie sie getötet wurden, ist völlig unbekannt. Genau so, warum sie nicht in ihrem Heimatort bestattet wurden.
Krasnodar:
Teil I bis 102 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI ab 801
Friedhöfe I bis 100 -- Friedhöfe II bis 300 -- Friedhöfe bis 500 -- Friedhöfe ab 501
Wagner-Friedhof I -- Wagner Friedhof II -- Wagner Friedhof III
Weiterlesen: Oblast Krasnodar - Grabstellen von nicht veröffentlichten Kriegstoten - Teil IV
Heute haben wir unsere Datenbank bis zum 10.03.24 so aktualisiert, dass wir die Ergebnisse den Tabellen der russischen Regionen zuführen könnten. Da aber die Zeit nicht stehen geblieben ist, werden wir nach Ostern auch noch den Rest bis zum 28.03.24 aufarbeiten. Dann gibt es endlich wieder einen detaillierten Monatsabschluss diesmal zum Datum von heute, weil wir uns über die kommenden Ostertage frei nehmen werden.
Das erzielte Ergebnis ist zwar wie erwartet, leider gehen viele interessante Details auf diese Weise verloren. Aber wir müssen damit leben, dass auf Grund der ständig steigenden Zahl an russischen Kriegstoten, die Individuen hinter der schieren Menge verschwinden.
PS Trotz Osterferien gibt es auch weiter täglich neue Informationen. Wir haben etwas vorgearbeitet.
Wir hatten uns eigentlich zum Thema gemacht, den russischen Angriffskrieg von Seiten der Menschen Russlands aus journalistisch zu begleiten. Leider bekommt jene journalistische Seite unserer Arbeit immer weniger Raum, weil uns die Zeit dafür fehlt. Interessante Themen gibt es genug. Dafür fühlen wir uns immer mehr als Buchhalter des Todes, denn das Führen jener Statistik verschlingt den allergrößten Teil unserer Arbeitszeit.
Zudem gibt es auch noch ein Privatleben, wir fallen hin und wieder tageweise aus und kommen auf Grund der ständig wachsenden Zahl an russischen Kriegstoten immer mehr in Rückstand.
Wir haben uns deshalb zu einem Befreiungsschlag entschlossen. Wir werden in den kommenden etwa 14 Tagen keine Aktualisierung der regionalen Tabellen mehr vornehmen. Dafür werden wir die Lücken (fehlende Regionen, gelöschte Meldungen) in unserer Datenbank schließen und danach als einfache Listen in unseren Tabellen nachtragen.
Das alles geht viel schneller, hat aber den Nachteil, dass jene Listen nur einen begrenzten Informationsgehalt haben: Übersetzter Name, Originalname mit Link, Region, Alter, soweit vorhanden. Wer mehr wissen will, muss den angegebenen Links folgen. Auf Grund der schieren Menge an Kriegstoten treten die Einzelfälle sowieso immer mehr in den Hintergrund.
Danach - sehen wir weiter.
Das nächste Update zum 15.März 24 kommt wie gewohnt.
Aus unerfindlichen Gründen meint das Google-Übersetzungsprogramm manchmal, ein russischer Beitrag wäre in englischer Sprache verfasst: Seine Übersetzung lautet dann so:
Der polnische Kriegsminister Alexej Romanowitsch, 25., hat seinen russisch-orthodoxen Dollar in der Ukraine zum zweiten Mal gewählt. 12.2003. Sie müssen nur etwas dafür tun... Die jungen Leute, die Alex im Stich gelassen hat, und ein einziges Mal mit diesem deutschen Unternehmen gesprochen haben, haben keinen einzigen Punkt auf ihrer Seite gefunden. Die Frist endet am 24. August in der Woche vor 13.00 Uhr. Die Bezirksverwaltung, die sowjetischen Bezirksdeputierten haben eine neue und glückliche Alexeja Romanowitsch ausgewählt....
Richtiger wäre:
Unser Landsmann aus dem Dorf Margaritovka, Oberfeldwebel Aleksey Romanovich Korobkov, geboren am 25. Dezember 2003, Flammenwerfer-Lader, hat seine Militärpflicht im Kampf gegen die Nazis in der Ukraine bis zum Ende erfüllt. Gesegnete Erinnerung an Sie ... Alexeis Waffenbrüder werden sich am Feind rächen und mit ihren beeindruckenden Waffen mehr als eine Nazi-Hochburg für Ihren Tod zerstören. Der Abschied findet am 24. August um 13.00 Uhr im Dorf Margaritovka statt. Die Bezirksverwaltung und der Rat der Volksabgeordneten des Bezirks sprechen der Familie und den Freunden von Alexei Romanovich ihr Beileid aus....
Eigentlich - hatten wir die Berichterstattung über die russischen Kriegstoten als journalistisches Projekt geplant. Wir wollten über jene russische Scheinwelt berichten, in der eine Eroberung als Befreiung dargestellt wird. In der normale Ukrainer zu neuen Nazis deformiert werden, die man ausmerzen möchte. Wer konnte am Anfang auch ahnen, welche Ausmaße jener Krieg annehmen würde.
Folglich haben wir die Berichte über russische Kriegstote anfänglich im Volltext dokumentiert und tun das in wenigen kleinen Regionen noch immer. Als es immer mehr wurden, haben wir Listen und Tabellen geführt - die Tabellen haben sich letztlich durchgesetzt. Aber jetzt müssen wir der schieren Menge weiter Tribut zollen. Wir werden die Angaben in den Tabellen weiter reduzieren und auf Originalnamen, übersetzter Name, Alter und Ort beschränken. Fotos gibt es nur in besonderen Fällen. Wer mehr wissen möchte, muss den Links folgen. Es kann auch zukünfig möglich sein, dass wir dazwischen eine Liste aus unserer Datenbank schieben, um wieder etwas aktueller zu werden.
Und noch etwas: Fotos verkleinern wir auf 200 Pixel in der Breite. Enthalten diese aber weitere Informationen, dann bleibt die Originalgröße erhalten. Mit Rechtsklick auf das Foto kann man das darstellen.
Zitate weisen wir nicht extra aus, sondern sind immer in kursiver Schrift dargestellt.
Die Übersetzung von Namen ist ein ständiges Ärgernis. Wir wollen damit nicht viel Zeit verschwenden und übernehmen die Übersetzung durch DeepL oder Google. Beide Übersetzungsprogramme sind bei Namen extrem fehlerbehaftet und haben als Basis immer die englische Sprache. Grobe Fehler verbessern wir, aber unterschiedliche Darstellungen lassen wir stehen. So kann der selbe Name hin und wieder anders geschrieben auftauchen. Ab Anfang 2023 veröffentlichen wir aus diesem Grund alle Namen zusätzlich in kyrillischer Schrift.
Wir bereiten im Moment den Abschluss des Jahres 2023 vor. Dafür fehlen uns noch etwa 100 Einträge, die es zu recherchieren gilt.
Gleichzeitig haben wir unsere Datenbank zum 29.02.24 aktualisiert. Auch diese Daten müssen wir erst aufbereiten. Deshalb wird es bis zum 03.03.24 wenig sichtbare Aktivität auf unserer Seite geben.
Wir haben uns entschieden, zum Beginn des dritten Kriegsjahres keine aktuellen Zahlen zu veröffentlichen. Sie hätten keine besondere Aussagekraft, das Monatsende kommt sowieso in wenigen Tagen. Dann legen wir die aktuellen Zahlen auch vor.
Das düstere Bild des Kriegsverlaufs verdunkelt sich sowieso immer weiter. Die russischen Todeszahlen werden nicht weniger. Russland zeigt immer deutlicher, dass Menschenleben der Staatsführung nichts wert sind. Man wirft immer mehr Soldaten in das Kampfgeschehen, um wenige Meter vorzurücken.
Dagegen werden wir an diesem Wochenende unsere Einschätzung zum Kriegsverlauf vorlegen. Wir glauben nicht, dass dieser Krieg militärisch entschieden wird. Aber dazu gibt es einen gesonderten Beitrag in den nächsten Stunden.
30.01.24 - 19:00 h: Das russische Internet funktioniert im Moment nicht mehr - sowohl im russischen Inland als auch im Ausland. Wir können gerade noch Telegram und VKontakte erreichen. Mal sehen wie lange noch.
Wir können zwar die Gesamtzahl aller erfassten russischen Kriegstoten nennen, allerdings hinken wir mit dem Eintragen in die Listen weit hinterher.
Das Problem sind dabei die sozialen Medien VKontakte und Odnoklassniki in erster Linie. Die in den Onlinemedien veröffentlichten Kriegstoten können wir sofort zuordnen, das ist allerdings die geringste Anzahl. Die meisten Meldungen erhalten wir über jene sozialen Medien und da sind die Daten einfach nicht klar. Wer weiß, wo sich die kleinen Dörfer befinden. Das Internet gibt nur widersprüchliche Antworten. Oder schön, das ist der Vorname oder Kosename, wie war doch gleich der komplette Name ? All diesen Fragen nachzugehen dauert und wir sind nur eine kleine Einheit das zu bewältigen. Das zur Erläuterung.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine fordert auch viele zivile Kriegsopfer. Mit großem Abstand die meisten hat die Ukraine zu verzeichnen, aber es gibt auch zivile russische Kriegsopfer. Eine solche Liste hatten wir im Oktober 23 veröffentlicht. Aus aktuellem Anlass wollen wir noch einmal darauf verlinken.
Aus technischen Gründen haben wir unsere vorletzte Auswertung des Jahres 2023 um einen Tag vorgezogen.
Stand 14.12.23 haben wir 38.861 russische Kriegstote in unserer Datenbank erfasst. Das bedeutet einen Zuwachs von 1.264 gefallenen Soldaten seit dem 30.11.23.
Bedauerlicherweise kommen wir mit der Aktualisierung unserer Tabellen nur langsam vorwärts. Vor Weihnachten sind wir ständig mit privaten Dingen beschäftigt, so dass wir nicht so viel Zeit wie nötig aufbringen können.
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bietet keinen Raum für die leichten Dinge unseres Lebens. Viel zu viel Hass und Verderben hat er über die Menschen auf beiden Seiten der Front gebracht. Und doch müssen wir manchmal schmunzeln ob der Skurrilitäten, über die wir hin und wieder stolpern.
Da gibt es doch jenen ehemaligen Musiker einer Rockband aus den siebziger Jahren, der in der Öffentlichkeit mit umstrittenen Äußerungen zum Komplex Israel/Palästina und auch zum russischen Angriffskrieg aufgetreten ist. Genau, Roger Waters heißt der Mann und war Bassist in der Formation Pink Floyd.
Heute teilt uns ein Telegram-Kanal aus Chakassien mit, dass Pinkfloyd tot wäre, gefallen am 2. März irgendwo an der Ukrainefront. Alexander Jurjewitsch Pinkfloyd (Александр Юрьевич Пинкфлойд) war der Name des Mannes auf dem Foto. Er kam aus Abakan, der Hauptstadt Chakassiens, war 49 Jahre alt und hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet.
Der Name dürfte kein Zufall sein, denn als Alexander 1974 geboren wurde, war die Hippie-Bewegung auf ihrem Höhepunkt und Pink Floyd lieferte die Musik dazu. Leider wurden die Ideale dieser Bewegung wie Humanismus und Friedfertigkeit nicht weiter vererbt, es blieb nur der Name.
OM, 27.03.2024
Wir zitieren aus Unterrichtsmaterialien zum Krieg gegen die Ukraine, konzipiert für eine neunte Schulklasse aus der russischen Region Smolensk:
Einführung
Ab dem 24. Februar 2022 ist Russland gezwungen, eine militärische Sonderoperation in der Ukraine durchzuführen . Während der Sonderoperation wurden viele Städte und Dörfer im Südosten der Ukraine in Schutt und Asche gelegt. Es sterben nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, darunter Kinder, Frauen und alte Menschen. In der Ukraine sterben russische Menschen. Russland will die russischsprachige Bevölkerung von jeder Bedrohung ihres Lebens befreien. Nach der Eroberung der Ukraine planen die Nazis einen Einmarsch in Russland.
Im Jahr 2014 annektierte Russland völkerrechtswidrig die Krim. Zehn Jahre später spült der Ukrainekrieg manche Details aus dieser Zeit an die Öffentlichkeit. Da hätten wir zum Beispiel Iwan Borissowitsch Skripnik, ein Bürger der Ukraine, der sich 2014 der prorussischen Volksmiliz anschloss.
Die Miliz hatte dann nichts besseres zu tun, als angebliche Schulden für ihren Zugführer einzutreiben. Mit Stoffmasken vermummt und mit Gummistöcken und Luftpistolen bewaffnet, drangen sieben Milizionäre in ein Café und in ein Privathaus ein, verprügelten heftig die Anwesenden, randalierten und nahmen an Geld und Wertgegenständen mit, was gerade verfügbar war.
Skripnik wurde erwischt und hatte sich eine ganz besondere Ausrede zurecht gelegt. Sie alle wären von ukrainischen Nazis bedroht worden und hätten in jenen beiden Lokalitäten nur nach Nazi-Gedankengut gesucht. Alles was sie mitgenommen hätten, wäre nur in Verwahrung genommen worden, bis man Anzeige bei der Polizei erstattet hätte.
Das Gericht schenkte dieser Einlassung keinen Glauben und verurteilte Skripnik im Jahr 2016 zu drei Jahren Haft.
Zum Beginn des Ukrainekrieges schloss sich Iwan Skripnik dann dem Kosaken-Sturmbataillon "Tavrida" an und ging an die Front. Getötet am 7. September 2022.
Belasino ist eine Kleinstadt in der russischen Teilrepublik Udmurtien. Dort gibt es einen Magnit-Kosmetikladen, in dem Ende 2022 ein gewisser Maxim Sergejewitsch Lekomzew nach einem passenden Toilettenwasser suchte. Er entschied sich für eine 75ml Flasche "Lacoste Essential", eine 50ml Flasche "Lacoste 1 imeless" und 75ml "Hugo Boss Iced" - alles zusammen im Wert von 6056 Rubel 47 Kopeken.
Maxim vergaß allerdings die Duftwässerchen zu bezahlen. Im Ladenflur wurde er von einer Verkäuferin gestellt und festgehalten. Es gelang ihm sich zu befreien und davon zu laufen. Erwischt wurde er dann doch noch, kam vor Gericht, gestand alles, da er aber Bewährung hatte, kam er für drei Jahre und ein paar Monate in Haft.
Damit mit den Dummheiten nicht genug - trotz der relativ kurzen Haftstrafe entschied sich Maxim für eine Verpflichtung bei einer Sturm-Z Einheit. Am 02.02.24 wurde er begraben.
Mit größtem Bedauern teilen wir Ihnen mit, dass unser Landsmann Igor Swjatoslawowitsch Dimitrijew, Jahrgang 1993, bei Kampfeinsätzen im Rahmen einer militärischen Sonderoperation ums Leben kam.
Wir sprechen allen Angehörigen und Freunden des Verstorbenen unser aufrichtiges Beileid aus. Ewiger Ruhm und strahlende Erinnerung!
So lautet eine Nachricht des Bezirks Scharansky in Baschkortostan vom 17. Februar 24. Richtig ist, Igor Dimitrijew ist tot, der Rest ist gelogen.
Knapp drei Wochen zuvor fand ein russischer Soldat in der besetzten ukrainischen Stadt Kreminnaja drei Leichen. Es handelte sich um die 60-jährigen Natalya Burlutskaya, ihre 37-jährigen Tochter Alla Burlutskaya und deren 41-jährigen Ehemann Andrei Ruban. Alle drei waren erschossen worden, das Motiv ist bisher unbekannt.
Ein vermutlicher Täter wurde festgenommen, zwei weitere Verdächtige, der 30-jährige Igor Dimitrijew und der 39-jährige Azamat Garejew waren zunächst flüchtig. Den Rest kann man sich zusammenreimen. Der Bezirk Scharansky hat seine Nachricht später gelöscht.
In der russischen 70. motorisierten Schützendivision gab es Ende November 2023 Probleme mit der Disziplin. Die Befehlshaber drohten deshalb dem Unteroffizier Posmetuchow, ihn zu den Angriffstruppen zu schicken. Der betrank sich am kommenden Tag und startete in diesem Zustand ein Gemetzel. Zuerst erschoss er zwei Wachsoldaten, dann drang er in den Unterstand des Kommandanten ein und tötete zwei Offiziere. Die Opfer: Oberstleutnant Stanislaw Petrowitsch Klyukin (Foto), Hauptmann M. Trubin, Unteroffizier V. Glazyev und der Schütze W. Petritschenko.
Die ganze Angelegenheit wurde zunächst vertuscht, die Ermittlungsakte wurde auf unbekanntem Weg Mitte Februar 24 öffentlich gemacht.
Die Kleinstadt Sobinka in der russischen Region Wladimir konduliert. Alexander Simonow, ein Einwohner der Stadt, wurde am 28. Januar dieses Jahres im Krieg gegen die Ukraine getötet. Die Stadtverwaltung schreibt auf VKontakte:
...Das Leben stellte verschiedene schwierige Probleme dar, die gelöst werden mussten. Im Mai 2022 meldete er sich ehrenamtlich. Alexander hat viele Auszeichnungen erhalten, die letzte ist posthum „Für Mut“...
Die Probleme, die gelöst werden mussten, findet man in den Akten des örtlichen Gerichts. Der besoffene Simonow bekam Streit mit einem Bruder im Alkohol und erstach den Kumpan mit einem Küchenmesser. Dafür gab es im Jahr 2015 elf Jahre in einer Hochsicherheitskolonie.
Die russische Nachrichtenagentur Astra berichtete, dass in der Nacht des 7. Februar 24, im Gebiet des besetzten Dorfes Kurjatschiwka in der Region Lugansk, Soldaten der Militäreinheit 36994 einen kleinen Umtrunk bis tief in die Nacht veranstalteten. Der artete irgendwann aus und es kam zum Streit.
Der 48-jährige Soldat Alexander Steblin eröffnete mit einem Maschinengewehr das Feuer auf seine Kollegen. Seine Kugeln trafen den 33-jährigen Rinat Khalilov und den 43-jährige Pavel Lyashenko, die auf der Stelle tot waren. Ein weiterer Soldat, der 39-jährige Juri Generalow, wurde mit einer Schusswunde in der Brust ins Krankenhaus eingeliefert.
Der Schütze wurde von anderen Soldaten schließlich überwältigt und der Militärpolizei übergeben.
In der Neujahrsnacht 2022/2023 feuerte die ukrainische Armee Raketen auf eine Berufsschule in Makijiwka, einer von Russland besetzten Großstadt in der Ukraine. Die Schule wurde als Unterkunft und Befehlszentrale der russischen Invasionsarmee benutzt. Durch den Beschuss wurde sie völlig zerstört. Die Wirkung des Beschusses wurde durch die Lagerung von Munition an der Schule verstärkt. Eine Vielzahl russischer Soldaten wurde getötet oder verletzt. Von offizieller russischer Seite wurden die wirklichen Opferzahlen niermals veröffentlicht. Wir haben bis heute 140 Namen der getöteten Soldaten veröffentlicht.
In den russischen sozialen Medien kursieren neuere Listen mit 139 getöteten Soldaten, zusätzlich werden noch einmal 21 Namen genannt, deren sterbliche Überreste verschollen sind. Über die Zahl der Verletzten ist nirgendwo etwas bekannt.
In ganz Russland werden an den Schulen sogenannte "Heldenschreibtsiche" eingerichtet. Auf diesen Schülertischen sind Informationen über ehemalige Schüler der betreffenden Schule angebracht, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Die besten Schüler haben dann das Recht, an jenen Schreibtischen zu sitzen.
Nachstehend eine Information aus der Region Stawropol:
In den städtischen Schulen von Stawropol wurden 85 Schreibtische der Helden installiert.
Die Umsetzung des gesamtrussischen patriotischen Projekts „Schreibtisch des Helden“ wird in der Regionalhauptstadt fortgesetzt. In jeder Bildungseinrichtung, in der Heldenschreibtisch installiert wurde, findet die Eröffnung feierlich auf Einladung geehrter Gäste statt – Verwandte und enge geehrte Landsleute, Militärveteranen.
Wir versuchen, Bedingungen zu schaffen, um unserer jungen Generation eine respektvolle Haltung gegenüber der Geschichte Russlands, seiner heroischen Vergangenheit und Gegenwart zu vermitteln, indem wir das Beispiel der Heldentaten unserer Landsleute verwenden: Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges und Teilnehmer an modernen Kämpfen Operationen.
Diesen Monat haben wir in städtischen Schulen 20 Schülertische mit Informationen über geehrte Absolventen, ihre Fotos, ihre Biografie und ihre heldenhafte Reise aufgestellt. Sie alle sind unsere mutigen Teilnehmer an einer besonderen Militäroperation.
Und insgesamt gibt es 85 Heldenparteien in 37 Schulen in Stawropol“, sagte der Leiter des Regionalzentrums, Iwan Uljantschenko.
Am 18. Januar 24 erschien folgende Todesanzeige in einer orthodoxen VKontakte-Gruppe:
18. Januar 2024 - er wäre 50 Jahre alt geworden.....
Am 4. Dezember 2022, während der SVO (Bakhmut), starb unser lieber Sohn, Vater, Bruder und Freund Sergej Wjatscheslawowitsch Strachow. Du wirst für immer in unseren Herzen und in unserem bleiben Erinnerung. Ewige Erinnerung an den Helden!
Auf der Suche nach der Region von Sergej ergab sich eine etwas andere Sichtweise auf den Mann:
Sergej wurde am 15.05.2015 vom Gericht der Großstadt Miass (Region Tscheljabinsk) zu 11,5 Jahren Lagerhaft verurteilt. Laut Gericht hatte er mit einem Kumpel etwas gebechert. Der schlief ein und Sergej klaute ihm sein Handy mit dem er sich auf den Heimweg machte.
Als sein Saufkumpan aufwachte, die Polizei informierte, schickte die eine Streife zu Sergejs Wohnadresse.
Die Tür war nicht abgeschlossen, aber Sergej war beschäftigt. Er malträtierte gerade einen anderen Kollegen im Alkohol mit einem Nudelholz. Das Opfer war da schon tot, ein vorheriger Messerstich hatte sein Leben beendet.
Und wie eingangs bereits erwähnt, mit der vorzeitigen Entlassung durch die Gruppe Wagner wurde es auch nichts.
Der ehemalige Polizeichef der Millionenstadt Jekaterinburg (Region Swerdlowsk) wurde im Ukrainekrieg getötet. Igor Trofinow kämpfte wahrscheinlich in einer der Sturm-Z Einheiten der Strafgefangenen.
Trofinow war 2022 wegen Bestechlichkeit und Waffenbesitzes zu neun Jahren, vier Monaten Haft verurteilt worden. Zudem wurden alle Gelder auf seinem Konto beschlagnahmt.
Die Familie hatte das Urteil nicht akzeptiert, am 10.01.24 sollte eine Beschwerde vor dem Kassationsgericht Tscheljabinsk verhandelt werden. Das war nicht mehr nötig, der Mann starb Ende Dezember 23.