Alexei Brunov Alexei Brunov hat viel falsch gemacht im Leben. Er war ein notorischer Gelegenheitsdieb aus Wjasniki, einer Kleinstadt in der Oblast Wladimir. Mal wieder betrunken,war er in ein leerstehendes Haus eingebrochen und hatte so wertvolle Gegenstände wie einen Benzinrasenmäher, eine Flex, ein Bügeleisen, einen verchromten Samowar und ähnliche Dinge mitgehen lassen. Als Wiederholungstäter wurde er vom Gericht im Juli 2020 zu insgesamt vier Jahren Strafkolonie verurteilt. Er hätte aktuell also noch etwa 2,5 Jahre sitzen müssen.
Hätte er nicht gleich den nächsten Fehler gemacht. Im Sommer schloss er sich der Gruppe Wagner an und hoffte, mit dem Töten in der Ukraine, sich die Freiheit erkaufen zu können. Das ging auch schief, heute am 25. November wird er in Wjasniki begraben.
OM, 25.11.22

Maksim Yuryevich KozlovMaxim Yuryewich Kozlow wird heute in Magnitogorsk in der Oblast Tscheljabinsk begraben. Er war 22 Jahre alt.
2021 beendete er seinen Wehrdienst, im Herbst  gehörte er zu den Mobilisierten und wurde am 29. September zum Krieg gegen die Ukraine einberufen. Er starb am 4. November.
"Es gab keine Vorbereitung, er wurde sofort zu einer Aufklärungseinheit geschickt. Das letzte Mal, als ich mit ihm Kontakt hatte, war am 27. Oktober, er rief an und sagte, dass er nach Svatovo geschickt wurde, um der ersten Kompanie zu helfen. Und danach war es so: Keine Verbindung“, sagte Ekaterina, die Schwester des Verstorbenen.
OM, 22.11.2022

Pavel Igorevich Evdokimov Pavel Igorevich Evdokimov, 22 Jahre alt, kommt aus Schumerla in Tschuwaschien. Er studierte an der Sekundarschule Nr. 3 und absolvierte das Shumerlinsky Polytechnic College. Schon als Heranwachsender hat er bei der russischen Junarmija, die dem Verteidigungsministerium untersteht, Militärluft geschnuppert. So war es ganz selbstverständlich, dass er nach der Schule sich dem Militär vertraglich verpflichtete. Beim russischen Krieg gegen die Ukraine war er von Anfang an dabei, bis zum 2. Oktober - an diesem Tag starb er. In seiner Heimat wurde verbreitet, dass er an den Folgen eines Artilleriefeuers ums Leben kam.
Wie die Realität im Krieg tatsächlich aussieht, zeigt das Protokoll seines Vorgesetzten. Der gibt an, dass seine Gruppe eine zugewiesene Kampfmission in der Nähe der Siedlung Kreschanovk, Region Cherson, durchführte. Die Gruppe wurde umzingelt, während des Gefechts erhielt "Gefreiter
Evdokimov Pavel Igorevich eine Schusswunde im oberen Teil des rechten Oberschenkels und in der Bauchhöhle". Der Verletzte konnte sich nicht bewegen, deshalb beriet die Gruppe sich, was zu tun wäre. Ergebnis: Sie schleppten Pavel, der bei Bewußtsein war, in einen Graben, ließen Munition für ihn zurück und die Angreifer zogen sich zurück. "Das weitere Schicksal von Private Evdokimov PI ist mir unbekannt", endet der Bericht.
Den Rest kann man sich denken, der 22-jährige gemeine Soldat Evdokimov starb unter erbärmlichen Schmerzen langsam in einem Graben - aber er hatte noch Munition um sich zu wehren. Denn Aufgeben ist keine Option.
OM, 20.11.22

Leninski ist ein kleiner Ort in Jakutien mit nicht einmal zweitausend Einwohnern. Von Moskau ist es Luftlinie etwa 5.000 km entfernt, mit dem Auto wären es sogar 3.000 km mehr. Und auch dort wurden Männer zum Krieg gegen die Ukraine verpflichtet. Im Bus ging es am 24. September 22 zum Flugzeug - die Anwesenheit aller wurde abgefragt.


Der letzte Aufgerufene, Oleg Vadimovich Yuropov, ist bereits im Krieg gefallen. Am 17. November erhielten seine Angehörigen die Nachricht.
OM 18.11.22

Tamara SarizkajaMal  was ganz anderes wollen wir aus Russland berichten. Dabei ist der Anlass wieder mal ein toter russischer Soldat. Tamara Sarizkaja (Foto) meldete gestern lapidar aus Moskau: "Anton Vladimirovich Zakharov (Sacharow) starb!" Mehr erfährt man nicht, nur dass der Tote einen Bruder in der Nähe hat, der auch nicht viel mitteilsamer ist.
Dafür hat Tamara ein interessantes Profil auf VKontakte. Sie ist Sängerin in einer Bluesband "psycheDelta" und kann das ganz exquisit. Tamara ist ein gutes Beispiel dafür, dass Russland auch eine andere Seite besitzt - die man leider viel zu selten sieht und hört.
Also gönnt Euch ein paar Minuten mit einem Blues von "Blind Willie Johnson", den auch Led Zeppelin und Bob Dylan gecovert haben: "In my time of dying". Wobei wir wieder ganz unfreiwillig beim Thema in Russland wären. Und wenn bei dem folgenden Blues am Schluss ein Kanal verschwindet - es liegt an der Aufnahme und nicht an Eurer Anlage:


OM, 15.11.22

Vladislav ZamayJulia S. aus Rostow am Don hat einen Freund im Krieg gegen die Ukraine verloren - Vladislav Zamay (Foto). Der war Offizier in der dritten Generation, aber offensichtlich nur aus Tradition. Julia beschreibt ihn als zutiefst bürgerlichen Menschen, der gerne angelt und gut kocht. Vladislav wurde mit der Mobilisierungswelle einberufen und am 2. November schon getötet.
Aber der Mann hätte schließlich seine Pflicht bis zum Ende erfüllt, das müsste man doch würdigen, meint Julia und hat einen Nachruf an die Presse geschickt. Doch die lokalen Medien finden solche Nachrichten nicht mehr interessant. "Aber für mich ist er eine Person, keine Statistik der Mobilsierung", schreibt sie auf VKontakte.
Rostow am Don gehört nicht zu den von uns beobachteten Regionen Russlands.
OM, 15.11.22

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