15.04.2024 -- 51.294 // Zuwachs zum 28.03.24: 1.808
Alexei Brunov hat viel falsch gemacht im Leben. Er war ein notorischer Gelegenheitsdieb aus Wjasniki, einer Kleinstadt in der Oblast Wladimir. Mal wieder betrunken,war er in ein leerstehendes Haus eingebrochen und hatte so wertvolle Gegenstände wie einen Benzinrasenmäher, eine Flex, ein Bügeleisen, einen verchromten Samowar und ähnliche Dinge mitgehen lassen. Als Wiederholungstäter wurde er vom Gericht im Juli 2020 zu insgesamt vier Jahren Strafkolonie verurteilt. Er hätte aktuell also noch etwa 2,5 Jahre sitzen müssen.
Hätte er nicht gleich den nächsten Fehler gemacht. Im Sommer schloss er sich der Gruppe Wagner an und hoffte, mit dem Töten in der Ukraine, sich die Freiheit erkaufen zu können. Das ging auch schief, heute am 25. November wird er in Wjasniki begraben.
OM, 25.11.22
Maxim Yuryewich Kozlow wird heute in Magnitogorsk in der Oblast Tscheljabinsk begraben. Er war 22 Jahre alt.
2021 beendete er seinen Wehrdienst, im Herbst gehörte er zu den Mobilisierten und wurde am 29. September zum Krieg gegen die Ukraine einberufen. Er starb am 4. November.
"Es gab keine Vorbereitung, er wurde sofort zu einer Aufklärungseinheit geschickt. Das letzte Mal, als ich mit ihm Kontakt hatte, war am 27. Oktober, er rief an und sagte, dass er nach Svatovo geschickt wurde, um der ersten Kompanie zu helfen. Und danach war es so: Keine Verbindung“, sagte Ekaterina, die Schwester des Verstorbenen.
OM, 22.11.2022
Pavel Igorevich Evdokimov, 22 Jahre alt, kommt aus Schumerla in Tschuwaschien. Er studierte an der Sekundarschule Nr. 3 und absolvierte das Shumerlinsky Polytechnic College. Schon als Heranwachsender hat er bei der russischen Junarmija, die dem Verteidigungsministerium untersteht, Militärluft geschnuppert. So war es ganz selbstverständlich, dass er nach der Schule sich dem Militär vertraglich verpflichtete. Beim russischen Krieg gegen die Ukraine war er von Anfang an dabei, bis zum 2. Oktober - an diesem Tag starb er. In seiner Heimat wurde verbreitet, dass er an den Folgen eines Artilleriefeuers ums Leben kam.
Wie die Realität im Krieg tatsächlich aussieht, zeigt das Protokoll seines Vorgesetzten. Der gibt an, dass seine Gruppe eine zugewiesene Kampfmission in der Nähe der Siedlung Kreschanovk, Region Cherson, durchführte. Die Gruppe wurde umzingelt, während des Gefechts erhielt "Gefreiter Evdokimov Pavel Igorevich eine Schusswunde im oberen Teil des rechten Oberschenkels und in der Bauchhöhle". Der Verletzte konnte sich nicht bewegen, deshalb beriet die Gruppe sich, was zu tun wäre. Ergebnis: Sie schleppten Pavel, der bei Bewußtsein war, in einen Graben, ließen Munition für ihn zurück und die Angreifer zogen sich zurück. "Das weitere Schicksal von Private Evdokimov PI ist mir unbekannt", endet der Bericht.
Den Rest kann man sich denken, der 22-jährige gemeine Soldat Evdokimov starb unter erbärmlichen Schmerzen langsam in einem Graben - aber er hatte noch Munition um sich zu wehren. Denn Aufgeben ist keine Option.
OM, 20.11.22
Leninski ist ein kleiner Ort in Jakutien mit nicht einmal zweitausend Einwohnern. Von Moskau ist es Luftlinie etwa 5.000 km entfernt, mit dem Auto wären es sogar 3.000 km mehr. Und auch dort wurden Männer zum Krieg gegen die Ukraine verpflichtet. Im Bus ging es am 24. September 22 zum Flugzeug - die Anwesenheit aller wurde abgefragt.
Mal was ganz anderes wollen wir aus Russland berichten. Dabei ist der Anlass wieder mal ein toter russischer Soldat. Tamara Sarizkaja (Foto) meldete gestern lapidar aus Moskau: "Anton Vladimirovich Zakharov (Sacharow) starb!" Mehr erfährt man nicht, nur dass der Tote einen Bruder in der Nähe hat, der auch nicht viel mitteilsamer ist.
Dafür hat Tamara ein interessantes Profil auf VKontakte. Sie ist Sängerin in einer Bluesband "psycheDelta" und kann das ganz exquisit. Tamara ist ein gutes Beispiel dafür, dass Russland auch eine andere Seite besitzt - die man leider viel zu selten sieht und hört.
Also gönnt Euch ein paar Minuten mit einem Blues von "Blind Willie Johnson", den auch Led Zeppelin und Bob Dylan gecovert haben: "In my time of dying". Wobei wir wieder ganz unfreiwillig beim Thema in Russland wären. Und wenn bei dem folgenden Blues am Schluss ein Kanal verschwindet - es liegt an der Aufnahme und nicht an Eurer Anlage:
Julia S. aus Rostow am Don hat einen Freund im Krieg gegen die Ukraine verloren - Vladislav Zamay (Foto). Der war Offizier in der dritten Generation, aber offensichtlich nur aus Tradition. Julia beschreibt ihn als zutiefst bürgerlichen Menschen, der gerne angelt und gut kocht. Vladislav wurde mit der Mobilisierungswelle einberufen und am 2. November schon getötet.
Aber der Mann hätte schließlich seine Pflicht bis zum Ende erfüllt, das müsste man doch würdigen, meint Julia und hat einen Nachruf an die Presse geschickt. Doch die lokalen Medien finden solche Nachrichten nicht mehr interessant. "Aber für mich ist er eine Person, keine Statistik der Mobilsierung", schreibt sie auf VKontakte.
Rostow am Don gehört nicht zu den von uns beobachteten Regionen Russlands.
OM, 15.11.22
In den letzten Tagen können wir nicht mehr auf eine VKontakte-Gruppe aus Wolgograd zugreifen. Diese hatte uns in letzter Zeit zuverlässig die Daten von gefallenen Soldaten aus der Region geliefert. Damit laufen auch alle bisher veröffentlichten Links auf diese Seite ins Nirvana - und das sind nicht wenige. Uns liegen die Screenshots vor, die wir bei Bedarf zur Vergügung stellen.
Wir hatten als Vorwort zu unserer Zusammenfassung von Ende März geschrieben:
Es liegt in der Tradition der russischen Armee, dass man ohne Rücksicht auf Verluste versucht, eigene Erfolge zu erzwingen. Die Taktik der Gruppe Wagner bei der Eroberung von Bakhmut war dafür ein Beispiel, die reguläre russische Armee geht identisch vor. Man wagt einen schnellen Vorstoß mit gepanzerten Fahrzeugen, setzt seine Mannschaften in der Nähe des Gegners ab und zieht die Transporter sofort wieder zurück. In der Zwischenzeit versuchen die zurückgelassenen Soldaten, die gegnerischen Gräben zu erreichen oder eigene befestigte Positionen zu schaffen. Das gelingt hin und wieder und so rückt die russische Armee unter hohen Verlusten langsam aber sicher weiter vor.
Wir zeigen meist bewusst keine Aufnahmen vom Kampfgeschehen an der Front. Heute veröffentlichte ein ukrainischer Telegram-Kanal jedoch ein Video, das genau solch einen beschriebenen Angriff zeigt. Aufgenommen von einer Überwachungsdrohne setzt ein Mannschaftstransporter eine Gruppe russischer Soldaten nahe den ukrainischen Stellungen ab und fährt dann schnell davon. Die Soldaten versuchen die gegnerischen Gräben zu erreichen, es werden immer weniger. Einer schafft es und wird wahrscheinlich auch durch Handgranaten getötet. Zum Video
mk.ru steht für die Zeitung der Redaktion „Moskowski Komsomolez“. Die Online-Ausgabe gibt es für die verschiedensten Regionen Russlands, z.B karel.mk.ru aus Karelien usw. Allerdings ist mk.ru aus Deutschland nicht mehr aufrufbar. Die Links funktionieren weiterhin, wenn man einen VPN benutzt, dessen Einwahl ins Netz nicht aus Deutschland erfolgt.
Wir veröffentlichen im Moment nur noch Listen der gefallenen Soldaten um auf Grund der steigenden Todesrate weiterhin einigermaßen aktuell zu bleiben.
Diese Listen gefallen uns selbst nicht, da sie nur wenige Informationen enthalten. Wir zeigen deshalb vermehrt Nachrichten in der Rubrik "Ausgewählte Meldungen", die uns erwähnenswert erscheinen.
Die Tabellen der Regionen haben wir heute aktualisiert.
Wie wir bereits angekündigt haben, handelt es sich um ein reines Namensupdate, das leider nicht so informativ wie unsere bisherigen Tabellen ist. Diese Vereinfachung ist der Menge der täglichen Kriegstoten geschuldet. Wer Details wissen will, muss den angegegeben Links folgen.
Häufig werden Nachrichten auch schnell wieder gelöscht. Uns liegt dazu ein Screenshot vor, aber dieser lässt sich via der Listen kaum sinnvoll einfügen. Wir haben in diesem Fall auf den Telegram-Kanal "Warten Sie nicht auf mich aus der Ukraine" verlinkt, der die fehlenden Informationen meist bereitstellt.
Heute haben wir unsere Datenbank bis zum 10.03.24 so aktualisiert, dass wir die Ergebnisse den Tabellen der russischen Regionen zuführen könnten. Da aber die Zeit nicht stehen geblieben ist, werden wir nach Ostern auch noch den Rest bis zum 28.03.24 aufarbeiten. Dann gibt es endlich wieder einen detaillierten Monatsabschluss diesmal zum Datum von heute, weil wir uns über die kommenden Ostertage frei nehmen werden.
Das erzielte Ergebnis ist zwar wie erwartet, leider gehen viele interessante Details auf diese Weise verloren. Aber wir müssen damit leben, dass auf Grund der ständig steigenden Zahl an russischen Kriegstoten, die Individuen hinter der schieren Menge verschwinden.
PS Trotz Osterferien gibt es auch weiter täglich neue Informationen. Wir haben etwas vorgearbeitet.
Wir hatten uns eigentlich zum Thema gemacht, den russischen Angriffskrieg von Seiten der Menschen Russlands aus journalistisch zu begleiten. Leider bekommt jene journalistische Seite unserer Arbeit immer weniger Raum, weil uns die Zeit dafür fehlt. Interessante Themen gibt es genug. Dafür fühlen wir uns immer mehr als Buchhalter des Todes, denn das Führen jener Statistik verschlingt den allergrößten Teil unserer Arbeitszeit.
Zudem gibt es auch noch ein Privatleben, wir fallen hin und wieder tageweise aus und kommen auf Grund der ständig wachsenden Zahl an russischen Kriegstoten immer mehr in Rückstand.
Wir haben uns deshalb zu einem Befreiungsschlag entschlossen. Wir werden in den kommenden etwa 14 Tagen keine Aktualisierung der regionalen Tabellen mehr vornehmen. Dafür werden wir die Lücken (fehlende Regionen, gelöschte Meldungen) in unserer Datenbank schließen und danach als einfache Listen in unseren Tabellen nachtragen.
Das alles geht viel schneller, hat aber den Nachteil, dass jene Listen nur einen begrenzten Informationsgehalt haben: Übersetzter Name, Originalname mit Link, Region, Alter, soweit vorhanden. Wer mehr wissen will, muss den angegebenen Links folgen. Auf Grund der schieren Menge an Kriegstoten treten die Einzelfälle sowieso immer mehr in den Hintergrund.
Danach - sehen wir weiter.
Das nächste Update zum 15.März 24 kommt wie gewohnt.
Aus unerfindlichen Gründen meint das Google-Übersetzungsprogramm manchmal, ein russischer Beitrag wäre in englischer Sprache verfasst: Seine Übersetzung lautet dann so:
Der polnische Kriegsminister Alexej Romanowitsch, 25., hat seinen russisch-orthodoxen Dollar in der Ukraine zum zweiten Mal gewählt. 12.2003. Sie müssen nur etwas dafür tun... Die jungen Leute, die Alex im Stich gelassen hat, und ein einziges Mal mit diesem deutschen Unternehmen gesprochen haben, haben keinen einzigen Punkt auf ihrer Seite gefunden. Die Frist endet am 24. August in der Woche vor 13.00 Uhr. Die Bezirksverwaltung, die sowjetischen Bezirksdeputierten haben eine neue und glückliche Alexeja Romanowitsch ausgewählt....
Richtiger wäre:
Unser Landsmann aus dem Dorf Margaritovka, Oberfeldwebel Aleksey Romanovich Korobkov, geboren am 25. Dezember 2003, Flammenwerfer-Lader, hat seine Militärpflicht im Kampf gegen die Nazis in der Ukraine bis zum Ende erfüllt. Gesegnete Erinnerung an Sie ... Alexeis Waffenbrüder werden sich am Feind rächen und mit ihren beeindruckenden Waffen mehr als eine Nazi-Hochburg für Ihren Tod zerstören. Der Abschied findet am 24. August um 13.00 Uhr im Dorf Margaritovka statt. Die Bezirksverwaltung und der Rat der Volksabgeordneten des Bezirks sprechen der Familie und den Freunden von Alexei Romanovich ihr Beileid aus....
Eigentlich - hatten wir die Berichterstattung über die russischen Kriegstoten als journalistisches Projekt geplant. Wir wollten über jene russische Scheinwelt berichten, in der eine Eroberung als Befreiung dargestellt wird. In der normale Ukrainer zu neuen Nazis deformiert werden, die man ausmerzen möchte. Wer konnte am Anfang auch ahnen, welche Ausmaße jener Krieg annehmen würde.
Folglich haben wir die Berichte über russische Kriegstote anfänglich im Volltext dokumentiert und tun das in wenigen kleinen Regionen noch immer. Als es immer mehr wurden, haben wir Listen und Tabellen geführt - die Tabellen haben sich letztlich durchgesetzt. Aber jetzt müssen wir der schieren Menge weiter Tribut zollen. Wir werden die Angaben in den Tabellen weiter reduzieren und auf Originalnamen, übersetzter Name, Alter und Ort beschränken. Fotos gibt es nur in besonderen Fällen. Wer mehr wissen möchte, muss den Links folgen. Es kann auch zukünfig möglich sein, dass wir dazwischen eine Liste aus unserer Datenbank schieben, um wieder etwas aktueller zu werden.
Und noch etwas: Fotos verkleinern wir auf 200 Pixel in der Breite. Enthalten diese aber weitere Informationen, dann bleibt die Originalgröße erhalten. Mit Rechtsklick auf das Foto kann man das darstellen.
Zitate weisen wir nicht extra aus, sondern sind immer in kursiver Schrift dargestellt.
Die Übersetzung von Namen ist ein ständiges Ärgernis. Wir wollen damit nicht viel Zeit verschwenden und übernehmen die Übersetzung durch DeepL oder Google. Beide Übersetzungsprogramme sind bei Namen extrem fehlerbehaftet und haben als Basis immer die englische Sprache. Grobe Fehler verbessern wir, aber unterschiedliche Darstellungen lassen wir stehen. So kann der selbe Name hin und wieder anders geschrieben auftauchen. Ab Anfang 2023 veröffentlichen wir aus diesem Grund alle Namen zusätzlich in kyrillischer Schrift.
Wir bereiten im Moment den Abschluss des Jahres 2023 vor. Dafür fehlen uns noch etwa 100 Einträge, die es zu recherchieren gilt.
Gleichzeitig haben wir unsere Datenbank zum 29.02.24 aktualisiert. Auch diese Daten müssen wir erst aufbereiten. Deshalb wird es bis zum 03.03.24 wenig sichtbare Aktivität auf unserer Seite geben.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner