Sergej SkuratowSalym ist ein großes Dorf  mit knapp 8.000 Bewohnern im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen. Die dortige VKontakte-Seite meldet den Tod von Sergej Nikolajewitsch Skuratow (Foto). Er ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen, die Trauerfeier wird für den 29. März 24 angekündigt. Soweit eine in diesen Tagen ganz normale Bekanntmachung.
Doch in den Kommentaren zur Nachricht geht es dann hoch her. Denn Sergej Skuratow gehörte zu den Sturm-V Einheiten, die sich aus Insassen der Gefängnisse zusammensetzen. Im Jahr 2021 hatte der Mann nach einem Streit unter Eheleuten seine Frau mit Benzin übergossen, angezündet und so getötet.
Soll man am Sarg diese alte Geschichte auspacken, denn der Mann hätte sein Verbrechen gesühnt? Oder wäre am Ende die getötete Frau selbst schuld, weil sie ihren Mann nicht mit Respekt behandelt hätte? Auch wäre bei beiden Alkohol im Spiel gewesen!
Die Debatte gibt einen guten Einblick in die Gedankenwelt in der russischen Provinz - mit dem Übersetzungsprogramm DeepL sind die Kommentare sehr gut zu lesen.

Andrej Leonidowitsch MjachetschewDer Starorusski-Bezirk gehört zur Region Nowgorod in Russland. Die Bezirksverwaltung meldete Ende März: "Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass unser Landsmann Andrej Leonidowitsch Mjachetschew, geboren 1975, während der Durchführung von Aufgaben während einer speziellen Militäroperation starb. Andrei Leonidovich meldete sich im Oktober 2023 freiwillig in der Einsatzzone des nördlichen Militärbezirks und wurde am 8. Februar 2024 mit dem Orden des Mutes
ausgezeichnet."
Das Protokoll eines Strafverfahrens aus St. Petersburg vom 25.05.2018 erzählt eine andere Geschichte.
Jener Andrej  Mjachetschew traf sich mit einem Kumpel aus alten Knasttagen zu einem Besäufnis. Beide waren pleite und so kamen sie auf die Idee, draußen auf der Straße einen zufällig ausgewählten Passanten mit einem Messer zu bedrohen und auszurauben.
Im dunklen Hinterhof eines Gebäudes trafen sie auf eine Frau mit einem Bündel in der Hand. Der eine hielt ihr den Mund zu, der andere hielt ihr das Messer an den Hals. Die Frau versuchte zu schreien und wehrte sich. Der Kumpel erstach sie.
Die Beute: Wertlose Dinge und 450 Rubel, etwa 5 Euro.
Das St. Petersburger Gericht verurteilte Mjachetschew zu 11 Jahren Haft, die der Mann 2023 als Soldat einer Sturm-Z Einheit zu verkürzen versuchte.

Nikolaj Nikolajewitsch DorofejewEs gibt nicht mehr viele Udehe - keine 2.000 mehr. Sie leben im Osten Russlands in der Region Primorje und Chabarowsk und sind ein indigenes Volk im Südosten Sibiriens. Das kleine Dorf Agzu ist ein Udehedorf, das wir bereits Anfang 2024 vorgestellt haben. Von den etwa 150 Bewohnern ist jetzt der dritte Udehe im Ukrainekrieg gefallen.
Nikolaj Nikolajewitsch Dorofejew (Foto) wurde am 26. März 24 in seiner Heimat begraben.

Die niederländische Gruppe "Bots" war mit ihren sozialkritischen Liedern Teil der deutschen Friedensbewegung Ende der siebziger Jahre. Viele, die in der kritischen deutschen Liedermacherszene versammelt waren, halfen dabei, ihre Lieder in die deutsche Sprache zu übertragen. Das ist lange her und ihr bekanntestes Lied "Was wollen wir trinken" kann man aktuell nur noch im Hoffenheimer Stadion beim Torerfolg der Heimmannschaft hören.
Jetzt kamen die anliegenden Bewohner des Morosowsk Luftwaffenstützpunktes in der Region Rostow am Don ebenfalls in den Genuss jenes Liedes. Eine anfliegende ukrainische Kamikazedrone hatte einen Lautsprecher eingebaut und beschallte beim Anflug auf das Ziel die umliegende Gegend.
Nachtrag: Bei der Suche nach dem passenden Link auf youtube wurde das Lied im Zusammenhang mit der deutschen Wehrmacht und den DDR-Truppen gezeigt. Keine Ahnung wer das verbrochen hat. Das Lied ist in einem antimilitaristischen Umfeld entstanden.

Die Stadt Kaschira in der Oblast Moskau haben wir bereits vorgestellt. Sie liegt im Speckgürtel rund um Moskau und nicht irgendwo weit weg auf dem Land. Trotzdem wird auch dort das offizielle Mantra zum Krieg gegen die Ukraine rezitiert. Wir zitieren aus dem Vorwort zu einem Konzertbericht:
Am 24. Februar 2024, dem zweiten Jahrestag der besonderen Militäroperation, veranstaltete das Heimatmuseum Kaschira ein Konzert mit dem Titel "Land der Helden".
Und tatsächlich hat Russland im Laufe seiner jahrhundertealten Geschichte sein Heldentum unter Beweis gestellt und wiederholt Siege an verschiedenen Fronten errungen. Besonders jetzt, wo unser Land erneut mit dem Gesicht des Faschismus konfrontiert wird. Die multinationale Armee sieht eklatante Fälle von Grausamkeit gegenüber Zivilisten.
Täglich hören wir von den Heldentaten russischer Soldaten, von ihrer Furchtlosigkeit und Selbstaufopferung. Jetzt ist die Zeit für Helden. Unsere Armee hat bewiesen, dass sie echte Helden enthält, die sich entschlossen und mutig nicht nur den ukrainischen Streitkräften, sondern dem gesamten NATO-Block entgegenstellen.

Dmitri Alexandrowitsch DobritskiNachricht aus dem Telegram-Kanal von Michail Raswoschajew, Gouverneur der Stadt Sewastopol/Krim:
Heute verabschiedete Sewastopol den Schützen des Angriffskommandos Sturm Z, Dmitri Alexandrowitsch Dobritski.

Dmitri Alexandrowitsch Dobritski wurde in Sewastopol geboren und wuchs dort auf. Er absolvierte die Schule Nr. 4 und 2018 die Sewastopol Schiffsbauschule. Er arbeitete in einer der Stadtverwaltungsgesellschaften.
Im Jahr 2019 wurde er verurteilt und zur Verbüßung seiner Strafe geschickt. Im Jahr 2023 beschloss er, seine Schuld zu büßen, unterzeichnete einen Vertrag mit den Streitkräften der Russischen Föderation und wurde nach der Ausbildung in das Kampfgebiet geschickt.
Dmitri Alexandrowitsch Dobritski starb im Kampf in der LPR-Region Kremennaja.
Ewige Erinnerung an den Krieger!

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