30.11.2024 -- 84.930 // Zuwachs zum 31.10.2024: 6.836
Eltern vor einer Rekrutierungsstelle der Armee -- Text auf Container:
Mobile Auswahlstelle für den Militärdienst nach Vertrag / alle Informationen auf der Website contract.mil.ru
Immer mehr sehr junge russische Soldaten sterben an der Front - wir haben das schon mehrfach dokumentiert. Und auch unsere Zusammenstellung zum November 2024 wird zeigen, dass erschreckend viele junge russische Soldaten an der Front getötet wurden. Dabei ist es häufig nicht Geldgier oder fehlgeleiteter Patriotismus, die die 18- bis 22-jährigen jungen Männer zum Vertragsdienst - also zum Einsatz an der Front verleitet. Es ist ein ausgeklügeltes System der Rekrutierer der russischen Armee, die die jungen Wehrpflichtigen in eine aussichtslose Situation bringt.
All diese von uns aufgestellten Behauptungen sind nicht aus der Luft gegriffen. In Tscheljabinsk sammelt ein Redakteur eines dortigen Internetmediums die Beschwerden der aufgebrachten Eltern der Wehrpflichtigen. Es ist eine Flut von Anfragen von empörten Eltern bei ihm eingegangen - nicht nur aus der Region Tscheljabinsk, sondern auch aus Tschuwaschien und aus Irkutsk.
Nach Angaben des dortigen Journalisten Artem Krasnow läuft die "Keilung" der Wehrpflichtigen nach folgendem Muster ab:
Weiterlesen: Wie Wehrdienstleistende zum Vertragsdienst überrumpelt werden
Wasserkraftwerk Bezirk Bureja -- Foto: Viktor Feldscherow -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mit unseren Berichten geht es kreuz und quer durch das weite Russland. Jetzt sind wir wieder im fernen Osten in der Region Amur an der Grenze zu China. Einer der Flüsse durch die Region, ein Nebenfluss des Amur, hat den Namen Bureja. In seinem Unterlauf gibt es Talsperren zur Energiegewinnung, die im Bezirk mit dem selben Namen - Bureja - liegen. Und auch das Verwaltungszentrum des Bezirks, eine städtische Siedlung, heißt so.
Nicht besonders attraktiv für die Menschen scheint die gesamte Region Amur zu sein. Seit der Auflösung der Sowjetunion hat Amur etwa 300.000 Einwohner verloren - von 1.055.000 (1990) auf 750.000 (2024). Und das kleine Städtchen Bureja hat seine Bevölkerung im selben Zeitraum auf 3.375 Bewohner halbiert.
Der Bezirk Bureja hat am 27.11.24 einen kleinen Film veröffentlicht, der 16 Tote aus seinem Einzugsgebiet im Krieg gegen die Ukraine listet. Auch hier gilt - wir veröffentlichen den Film nur zum Zwecke der Dokumentation. Er bietet außer Namen und Gesichter keine weiteren Informationen. Wir konnten sieben Namen in unseren Listen nachtragen.
Es ist der 9. November 2024 und wir besuchen heute die Millionenstadt Perm - etwa 1.150 km östlich von Moskau. Genau genommen befinden wir uns im zentralen Stadtbezirk Motowilicha auf einem Schulgelände. Es ist kalt und es liegt eine geschlossene Schneedecke.
Die "Union der Kampfveteranen" veranstaltet an diesem Tag das Militärsportspiel "Zarnitsa", an dem Vertreter einiger Schulen und Sportvereine teilnehmen. Und weil wir uns das alles nicht ausmalen können, wollen wir den Veranstalter selbst zu Wort kommen lassen.
Im Süden der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine liegt der Bezirk Waluiki mit etwa 66.000 Einwohnern. Zentrum und Namensgeber des Bezirks ist die Stadt Waluiki mit etwa 34.000 Bewohnern. Die Stadt ist eines der Industriezentren der Region mit einer dominierenden Lebensmittelherstellung. Die Bevölkerung ist leicht rückläufig.
Der Film zeigt ein Wahrzeichen der Region. Das Kloster "Neues Jerusalem" ist eine Reproduktion des biblischen Jerusalems- auf dem Michejewskaja-Berg im Dorf Sucharewo, 30 Kilometer von der Stadt Waluiki entfernt. Die Geschichte des Klosters begann im Jahr 2001 mit der Aufstellung eines Votivkreuzes. Jetzt gibt es acht Kreuze auf den Hügeln. An kirchlichen Feiertagen findet ein feierlicher Kreuzzug über die Hügel statt.
Aus dem Bezirk Waluki gibt es einen weiteren Film, der die getöteten Soldaten der letzten russischen Kriege zusammengestellt hat. Die überwiegende Anzahl stammt aus dem Krieg gegen die Ukraine. Wir haben 100 Kriegstote gezählt und konnten 46 neue Namen in unsere Liste der Region Belgorod aufnehmen.
Wir dokumentieren den Film nachstehend, neue Erkenntnisse liefert die Ansammlung von Gesichtern und Namen nicht.
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat für den Monat November 2024 diese Grafik verbreitet. Danach hätte Russland die höchsten Verluste seit Beginn der Invasion erlitten. Diese allgemeine Aussage können wir bestätigen.
Die von der Ukraine genannte Zahl von 45.720 Kriegsopfern ist die Summe aus den getöteten und erheblich verletzten Soldaten. Wir wollen diese Zahl mit unseren üblichen Abschätzungen für den November 2024 vergleichen.
In den von uns erfassten Zahlen von November sind 1.180 Kriegstote aus Tatarstan enthalten, die den gesamten Kriegsverlauf bis einschließlich Oktober 2024 betreffen. Diese können wir nicht für den Vergleich heranziehen, es bleiben also 5.656 von uns ermittelte Gefallene für den Monat November.
Das ergibt folgende Berechnung entsprechend unseren Abschätzungen:
In den russischen sozialen Medien kursiert zur Zeit ein Beitrag von Wladislaw Schurygin, ein russischer Autor ukrainischer Herkunft. Schurygin kritisiert mit für Russland harten Worten die Taktik der "Fleischangriffe" auf ukrainische Stellungen: Das Militär opfert Soldaten, um wieder neue, oft marginale Geländegewinne zu erzielen.
Um den Beitrag richtig einordnen zu können, wollen wir zunächst ein paar Sätze zum Autor des Beitrags schreiben.
Schurygin wurde in Jewpatoria auf der Krim geboren, studierte Militär in Lemberg und gehörte zu den Propagandisten eines neuen Großrussland. Er arbeitete als Korrespondent aus all den russischen Kriegen nach Auflösung der Sowjetunion und kämpfte als Freiwilliger in Serbien und Transnistrien. Und er ist Mitglied im russischen Think Tank Iborsk-Klub (Logo links).
Nach unserer Meinung hat der Beitrag von Schurygin eine ganz einfache Tatsache vergessen zu erwähnen. Die meisten Erfolge der russischen Armee und zuvor der Gruppe Wagner basierten auf der Taktik der "Fleischangriffe". Verzichtet die Armee darauf, fehlt der Erfolg - gemessen an Geländegewinnen.
Der Originalbeitrag wurde im Telegramkanal von Schurygin am 15. November 24 veröffentlich. Auf Vkontakte gibt es zahlreiche Kopien. Wir veröffentlichen den Beitrag der besseren Lesbarkeit nicht in kursiver Schrift - ausnahmsweise.
Wir verzeichnen im Monat November 2024 die bisher meisten russischen Kriegstoten im gesamten Verlauf des Krieges gegen die Ukraine. Die absoluten Zahlen findet ihr im Kopf unserer Seite.
Allerdings fehlen uns noch die Angaben über die Regionen, usw. der letzten zehn Tage des Monats. Wir sind dabei, diese zusammenzustellen. Das erfordert unsere gesame Arbeitskraft, deshalb werden wir mit neuen Themen auf unserer Seite etwas sparsamer verfahren.
02.12.24
Ein großes Update wurde bei der Republik Tatarstan vollzogen. Bis zum 15.11.2024 sind 1.180 neue Kriegstote dazu gekommen. Es ist das Ergbnis der Arbeit einer lokalen Initiative, die all diese Namen akribisch gesammelt und dokumentiert hat. Die Links zu den Webseiten der Initiative findet ihr hinter den Namen der getöteten Soldaten. Tatarstan hat damit die meisten dokumentierten Kriegstoten von ganz Russland.
Damit stehen drei Seiten aus Tatarstan hintereinander auf unserer Titelseite - nicht schön, aber damit wollen wir den Zuwachs auch dokumentieren. Nicht dabei sind die regulär erfassten Kriegstoten aus Tatarstan vom November. Diese kommen erst mit unserem November-Update dazu.
Achso - wir haben mit diesem Update auch die Zahlen im Kopf unserer Webseite aktualisiert.
19.11.24
Der Zuwachs von über 4.000 neu erfassten Kriegstoten innerhalb von 14 Tagen zeigt, dass es mit den russischen Verlusten immer steiler aufwärts geht. Auf das Leben ihrer Soldaten scheinen die Kommandanten keine Rücksicht zu nehmen.
Bei diesen Zahlen ist die neue Liste aus Tatarstan noch gar nicht enthalten. Eine Initiative aus Tatarstan hat die russische Teilrepublik sehr genau auf die Opferzahlen durchforstet, damit dürften in Tatarstan fast alle Kriegstoten erfasst sein. Über 1.200 neue Namen kommen für diese Region zusätzlich hinzu.
Für uns bedeutet die aktuelle Situation, dass wir unsere Listen mit noch weniger Informationen füllen und auf Doppelabgleiche ganz verzichten müssen. Fehler werden deshalb zunehmen, aber Einzelschicksale spielen bei der Menge der Opfer überhaupt keine Rolle mehr.
Das war der Titel einer unserer Bildergeschichten. Es ist eine Videoaufnahme in einem Vorraum einer Militärkommandantur in der Republik Mari El im Winter. Die Soldaten warten zusammen mit ihren Angehörigen darauf, dass sie abgeholt werden. Im Hintergrund sieht man an der Wand Fotos von Putin und dem damaligen Kriegsminister Schoigu.
Ein junger Mari, Igor Gorinow, spielt Akkordeon und singt, die wartenden Soldaten singen und tanzen zur Melodie. Igor wird schon am 3. März 24 tot sein.
Wir haben kein Wort des Liedes verstanden, würden aber gerne etwas mehr wissen. Wenn jemand das Lied kennt, dann Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!uns das mit.
Uns liegt eine Liste mit etwa 1.200 neuer Namen gefallener Soldaten aus Tatarstan vor. Allerdings beinhaltet die Liste viele Namen von Beginn des Krieges an. Wir gleichen diese gerade mit unseren Daten ab, im Jahr 2022 hatten wir die meisten schon erfasst. Trotzdem werden nach einer ersten Abschätzung mehr als 700 neue gefallene Soldaten aus Tatarstan in unserer November-Auflistung dazukommen.
17.11.24
Der russische Telegramkanal "Vorwärts zum Sieg" ist verschwunden. Er hatte seit etwa einem halben Jahr viele neue Informationen über die Kriegstoten der Region Perm geliefert - gerade auch seit Beginn des Krieges. Im Gegensatz zu anderen Kanälen waren dabei Befürworter des Krieges am Werk. Nun ist der Kanal weg und alle unsere Links darauf laufen ins Leere. Es gibt allerdings Screenshots von allen Veröffentlichungen.
Es stellt sich zudem die Frage, ob wir in den kommenden Monaten überhaupt unsere Statistik noch weiter führen können. Offensichtlich wurde auch die Bandbreite der russischen sozialen Medien zum Westen hin gedrosselt, wir kämpfen am Nachmittag und am frühen Abend mit langen Ladezeiten. Zudem wurde der Zugriff auf viele russische Webseiten von Deutschland aus gesperrt.
Noch kommen wir mit diesen Sperrungen zurecht, für Dezember 24 ist aber eine weitere Abschottung der russischen Internetwelt geplant.
15.11.24
Wie jeden Monat haben wir die bearbeiteten Daten aus unserem System in die Tabellen der Regionen übertragen. Damit die Seiten nicht zu groß werden, legen wir meist nach 500 Einträgen eine neue Seite an. Da wir immer mehr Kriegstote zu verzeichnen haben, sind dadurch diesen Monat neun neue Regionenseiten dazu gekommen.
Die Recherchen um all die russischen Kriegstoten machen mehr als 80% unserer Arbeit aus, die man öffentlich nicht sieht. Das ist auch der Grund, warum an manchen Tagen nur wenige neue Beiträge auf unserer Seite erscheinen.
Ab heute sind alle Regionen auf dem aktuellen Stand, die Zusammenfassung wird im Laufe des heutigen Tages erscheinen.
13.11.24
Wir hatten einen kleinen Vorbehalt bezüglich des abgehörten Telefongesprächs von Alexander Borodai vermerkt, dass wir die Authentizität nicht 100 Prozent garantieren können. Dieser Vorbehalt ist inzwischen hinfällig. Alexander Borodai hat bestätigt, dass er dieses Gespräch geführt hat. Im Jahr 2023 besprach er mit drei Offizieren die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte.
OM,12.11.24
Wir haben einen Telegram-Kanal aus der Region Tscheljabinsk in unsere Zusammenstellung der regionalen Medien aufgenommen, die sich mit den getöteten russischen Soldaten befassen. "Das wichtigste Antikriegsprojekt des Urals. Wir sagen die Wahrheit über den Krieg und die Mobilisierung, wir vereinen diejenigen, denen unsere Region am Herzen liegt," lautet die Eigendarstellung der Initiative.
Nach Wartungsarbeiten mitten in der letzten Nacht, die eine wirklich nur kurze Pause unserer Webseite erfordern, hat leider unser Administrator vergessen, alles wieder korrekt anzuschalten. Wir bitten die Unterbrechung zu entschuldigen.
OM 29.10.24
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Rekrutierer der russischen Armee haben die Arbeiter einer Baustelle zusammengerufen und in eine Reihe gestellt. Alle zusammen haben keine russische Arbeitserlaubnis. Der vermummte Soldat erklärt ihnen einen einfachen Weg, die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen:
Die Arbeiter können einen Vertrag mit dem russischen Kriegsministerium eingehen – für ein bis fünf Jahre. Nach seinem Ende erhalten sie einen russischen Pass, werden Bürger Russlands und brauchen auch keine Arbeitserlaubnis mehr.
Der Sold betrage 210.000 Rubel im Monat (ca. 2.000€), das wäre weit mehr, als die Männer jetzt verdienen würden. Dazu gäbe es zahlreiche Sozialleistungen und den Status eines Kampfveteranen. Wenn jemand daran interessiert wäre, solle er die Hand heben.
Als niemand die Hand hebt, werden alle abgeführt und sollen in ihr Heimatland deportiert werden.
In Russland leben etwa 200.000 Menschen, die zur Ethnie der Zygane ("Zigeuner") gezählt werden. Es soll sich dabei vorwiegend um Roma handeln. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis auch ein russischer Roma in unserer Statistik auftauchen wird.
Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow kam aus der Stadt Selenokumsk in der südlichen Region Stawropol. Er war am 11. Juli 1997 in einem Dorf der Region geboren und später nach Selenokumsk gezogen. Über Beruf und Familie wurde nichts bekannt.
Am 12. März 2024 meldete sich auch Fjodor beim Militär in Kamyschin, Region Wolgograd, zum Kriegsdienst in der Ukraine und überlebte seine Entscheidung nicht. Ende November wurde er in seiner Heimat bestattet.
Nachtrag: Man kann den russischen Meldungen nur bedingt trauen. Wir wollten eigentlich das Datum des Todes von Fjodor recherchieren, um zu erfahren, wie lange der Mann überhaupt im Kriegseinsatz war. Stattdessen finden wir ein Gerichtsurteil aus Stawropol vom 2. Juni 2021. Danach war Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow wegen Diebstahl und Raub mit einer Waffe zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Unser Mann hat sich also nicht ganz freiwillig gemeldet, sondern gehörte zu den Häftlingen, die als Sturm-V Soldaten vorzeitig in den Krieg entlassen wurden.
Anmerkung: Die Beisetzung wurde mit großem Pomp zelebriert und sollte auch darüber hinwegtäuschen, dass Arseni als entbehrlicher Soldat bereits nach wenigen Tagen an der Front getötet wurde. Sein tatsächliches Todesdatum wurde deshalb auch nicht öffentlich gemacht.
Die jungen Männer in den von Russland besetzten Gebieten müssen Wehrdienst in der russischen Armee leisten und falls angeordnet, auch gegen die Ukraine in den Krieg ziehen. Alexander Zolkin, 19 Jahre, kam aus der von Russland besetzten Großstadt Donezk und leistete Wehrdienst in der russischen Armee im Grenzgebiet der Region Belgorod. Bei einem Raketenangriff auf eine dort stationierte Militäreinheit wurde auch Alexander getötet.
Er hätte davon geträumt, Russland als Militärpilot zu verteidigen, schrieb sein Halbbruder im Nachruf.
Der Soldat auf dem Foto heißt Roman Wladimirowitsch Kozmin, geboren 1993. Roman kam aus Barnaul, der Hauptstadt der Region Altai. Er war Söldner der Gruppe Wagner, hat deren verlustreiche Kämpfe überlebt und hatte nach der Auflösung der Gruppe nichts Besseres zu tun, als sich den Achmat-Einheiten aus Tschetschenien anzuschließen.
Bei einem Angriff auf die ukrainischen Truppen in der russischen Region Kursk erlitt Roman mehrere Schusswunden und flüchtete nach ukrainischen Angaben in einen Hühnerstall.
Im Nachruf schrieb sein Kamerad auf Telegram: "Er erkannte die drohende Gefangenschaft, blieb seinem Eid bis zum Ende treu und sprengte sich in die Luft, als sich der Feind näherte. Ruhe in Frieden, mein Bruder."
Eines der bekanntesten Zitate von Mark Twain lautet: "Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben!" Solch einen Fall haben wir aktuell ebenfalls.
Aus Baschkortostan wurde am 27.11.24 der Kriegstod von Achat Nurimanowitsch Fairuschin gemeldet:
Der 45-jährige Achat Nurimanowitsch Fairuschin, geboren am 13.08.1978 im Dorf Nowonaryschewo, zuletzt kontaktiert am 10.03.2024. Sein Tod wurde am 22. November 2024 bekannt (Link vom 27.11.24).
Wir können ihn von der Liste streichen. Der Mann hat sich am Telefon bei seinen Angehörigen gemeldet. Dumm nur - er wird wieder in den Krieg ziehen.
Telegram-Kanal "Todesfälle aus der Republik Sacha" (Jakutien) vom 3.12.2024
Während einer speziellen Militäroperation starb ein Soldat der Altai-Republik Artjom Nikolajewitsch Aksantajew.
Er wurde am 26. Juli 1999 im Dorf Beschpeltir in der Region Tschemal geboren. Er absolvierte die Schule in Tschemal, danach die Maiminsky-Schule und erhielt den Beruf eines Automechanikers.
Am 21. August 2024 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zum Einsatz bei der speziellen Sonderoperation. Diente als Schütze und Fahrer einer Sanitätseinheit und starb am 26. September bei einem Kampfeinsatz.
In der Erinnerung seiner Familie und Freunde wird er für immer ein aufrichtiger und mitfühlender Mensch bleiben.
Telegramkanal "Republik Altai" vom 24.11.2024
Die Strafverfolgungsbehörden haben einen im März dieses Jahres begangenen Mord aufgeklärt. Ein 30-jähriger Mann aus dem Dorf Koschlauschi tötete eine 34-jährige Frau und verscharrte ihre Leiche in einer Schlucht.
"Der Täter begab sich in die Sondereinsatzzone, wo er am 25. Juli starb“, so eine Polizeiquelle gegenüber dem Fernsehsender REN. Der föderale Fernsehsender nennt den Namen des Mörders in seiner Veröffentlichung nicht.
Nach unseren Informationen handelt es sich um Alexei Vaganin. Er hat Anfang Mai 2024, einen Monat nach dem Mord, einen Vertrag unterzeichnet und wurde in die Region Saporoschje geschickt. Er starb am 25. Juli, die Beerdigung fand am 20. September statt.
Jahrhundertelang war die Flucht vor der Justiz an die Front eine bequeme Alternative für alle Mörder, Vergewaltiger, Räuber und andere Verbrecher. Heute kann man das in Russland wieder ganz legal tun.
Ein Grund mehr, warum dieser wahnsinnige Krieg so schnell wie möglich beendet werden sollte.
Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" vom 22.11.2024
Der 29-jährige Ainur Anatoljewitsch Chismatulin, geboren am 13.07.1995 in Birsk, ist im Krieg in der Ukraine gefallen. Verabschiedung 22.11.2024 in der Stadt Birsk.
Baschkortostan bleibt der Spitzenreiter bei den Verlusten in Russland. Insgesamt sind zur Zeit 3465 tote Baschkiren bekannt.
Die Zerstörung des baschkirischen Volkes geht weiter. Wie viele müssen noch in einem für uns fremden Krieg sterben?
Telegramkanal "Fremder Krieg Baschkirien | Verluste Baschkortostan" vom 26.11.24
Im Süden der Oblast Omsk liegt das kleine Dorf Dobroje Pole mit etwa 400 Einwohnern. Das Dorf wurde von deutschen Baptisten geründet. Im Jahr 1928 bestand es aus 22 Höfen, die überwiegend durch Deutsche bewirtschaftet wurden. Aber das ist beinahe 100 Jahre her, wir wollen über einen aktuellen Bewohner des Dorfes berichten.
Sergej Antonowitsch Kuznetsow, geboren am 7. Juli 2004, kam aus dem Dorf Dobroje Pole und ging im Bezirk in die Schule. Zum Ende seiner Schulzeit, also mit sechzehn Jahren, schwängerte er eine junge Frau und bekam einen Sohn. Um seine Familie zu finanzieren, verzichtete er auf eine Ausbildung und arbeitete auf dem Bau.
Am 7. August 24 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem russischen Militär und bereits am 15. Oktober war Sergej tot. Am 19. November 24 wurde er in seinem Heimatdorf bestattet. Link (1, 2)
Wir hätten diese kleine Geschichte in unserer Rubrik "Ohne viele Worte" unterbringen können, viel zu berichten gibt es sowieso nicht. Doch ein paar Worte zu Nikita bedarf es schon.
Nikita Igorewitsch Kornienko wurde am 7. April 2002 in Gurjewsk geboren. Die Stadt liegt in der Region Kemerowo im Westen Sibiriens mit etwa 22.000 Einwohnern. Die ökonomische Grundlage der Stadt ist nicht gesichert und hängt an einer Firma, die Bevölkerung nimmt ab. Und auch Nikitas Leben war nicht gesichert. Er wuchs im Waisenhaus Nr. 1 der Stadt auf.
Immerhin schaffte Nikita seinen Schulabschluss und auch seine Lehre als Stuckateur und Maler. Aber arbeiten musste er auf Baustellen als "selbstständiger Unternehmer" - also alles andere als eine gesicherte Existenz. Das einzige Gerichtsprotokoll, das wir über Nikita gefunden haben, war eine Geldstrafe zur Zeit der Coronamaßnahmen in Russland. Nikita wurde ohne Maske an einer Bushaltestelle angetroffen.
Im Oktober 2024 unterzeichnete Nikita einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine. Kurz danach war sein Leben beendet - am 2. November 2024 wurde er getötete. (Link)
Die Verwaltung des Bezirks Sakamensk aus Burjatien berichtet am 27.11.24 über den Tod eines Soldaten. Iwan Stanislawowitsch Brjanski wurde am 29. November 2005 in Sakamensk geboren. Seine Familie zog allerdings 2018 nach St. Petersburg und Iwan ging dort zur Schule.
"Iwan Stanislawowitsch belegte beim Auf- und Abbau eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs den ersten Platz, war aktiv und sportlich. Erhielt die Fachrichtung „Optiker-Mechaniker“," schreibt die Verwaltung.
Am 4. Juli 24 wurde Iwan zum Wehrdienst eingezogen und nach der Grundausbildung in die Region Belgorod versetzt. Am 7. November wurde er bei einem Dronenangriff getötet. Seinen 19. Geburtstag hat er nicht mehr erlebt.
In Russland gibt es eine Wehrpflicht für junge Männer, die ein Jahr lang dauert. Die Einberufung findet in der Regel zum Ende der Ausbildung statt.
Diese Wehrpflichtigen dürfen nicht bei der "speziellen Militäroperation" - also dem Krieg gegen die Ukraine - eingesetzt werden. Und doch sterben beinahe täglich junge russische Wehrdienstleistende irgendwo im Krieg. Manchmal sind es zufällige Begegnungen mit dem ukrainischem Militär, meist wurden sie bewusst in den Kampf geworfen.
Ein Telegramkanal sammelt seit August 2024 die Nachrichten über den Tod von jungen russischen Wehrpflichtigen im Krieg gegen die Ukraine. Stand 26. November 24 sind 369 getötete Wehrpflichtige veröffentlicht worden. Die aktuell letzte Meldung betraf Anton Denisowitsch Sawtschenko (Foto), geboren am 15.03.2006.
Das viele Geld, das man als Freiwilliger an der Front verdienen kann, lockt auch viele junge Männer an, wie wir in unseren Statistiken erkennen können.
Auch Kirill Alexejewitsch Trufanow ist so ein Fall. Kirill, geboren am 3. November 2005, kam aus einem Dorf in der Region Transbaikalien. In der Hauptstadt Tschita absolvierte er ab dem Jahr 2022 eine Ausbildung zum Meister für "Ausbau-, Bau- und Dekorationsarbeiten".
Im Mai 2024 brach er die Schule ab und schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär. Das verdiente Geld kann er nicht mehr ausgeben, am 23. Oktober wurde er im Krieg getötet.
"Statt nach Halt zu suchen, fällst du ins Leere," so lautete das Motto von Kirill Wladimirowitsch Barejew, geboren am 24. Februar 2004. Kirill kam aus dem großen Dorf Jenotajewka im Süden Russlands in der Region Astrachan. Nach der Schule schloss Kirill eine Ausbildung zum Automechaniker ab und zog in die Hauptstadt Astrachan.
Dort ist Kirill -sprichwörtlich - ins Leere gefallen, denn er hat am 15. September 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär abgeschlossen, um am Krieg in der Ukraine teilzunehmen. Er hätte als Scharfschütze in einer Angriffseinheit fungiert, doch zum scharf Schießen hatte er nicht viel Zeit. Bereits am 15. Oktober 24 wurde Kirill Barejew getötet.
Am 11. November wurde Kirill in seinem Heimatdorf bestattet. Und zum Nachruf schickte die Bezirksverwaltung noch eine Lüge hinterher: "Er war ein einfacher Soldat, der unser Land mutig und ehrenvoll verteidigte."
Das Dorf Samburg liegt nördlich des Polarkreises und ist eine der abgelegensten Siedlungen im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Etwa 2.000 Bewohner leben im Dorf, die Mehrzahl sind Nenzen.
Am 10. November 2024 fand eine Trauerfeier für Wladimir Alexandrowitsch Segoi in der Dorfkirche statt. Wladimir, geboren am 19.03.2005, leistete seinen Wehrdienst und wurde wie so viele andere, zur Grenzsicherung in die Region Kursk abgestellt. Als im August ukrainische Truppen die Region besetzten, wurde auch Wladimir vertragswidrig ins Gefecht geworfen und bereits am 7. August 24 getötet.
Nach der Trauerfeier flog der Priester mit dem Hubschrauber zurück in die 230 km entfernte Stadt Tarko-Sale, dem Verwaltungszentrum des Bezirks.