In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges war mein Vater in französische Kriegsgefangenschaft geraten. Bei Marseille musste er Bahngleise aufschütten und Instand halten. Mein Großvater schrieb ihm einen Brief ins Gefangenenlager und legte einen Zeitungsausschnitt bei. Es ging um den damaligen evangelischen Landesbischof von Württemberg Theophil Wurm.

Im Oktober 1945 war dieser einer der Mitunterzeichner des Stuttgarter Schuldbekenntnisses, in dem die evangelische Kirche ihr Versagen im Dritten Reich eingestand. Darum ging es in dem Zeitungsausschnitt. Mein Vater antwortete kurz und bündig: "Mit diesem Mann bin ich fertig." Mein Bruder und ich haben mehrfach versucht, wenigstens eine Entschuldigung von ihm zu bekommen - vergebens. Die dadurch entstandene Entfremdung löste sich nie mehr auf.

Mit fadenscheinigen Argumenten hat Russland einen Eroberungskrieg gegen sein Nachbarland Ukraine begonnen. Und wieder sind es die Kirchen und Religionsgemeinschaften, die diesen Konflikt befeuern, statt all dem Töten und Zerstören Einhalt zu gebieten. Ganz vorne daran steht die Russische-Orthodoxe Kirche, dazu die Buddhisten aus Tuwa und Burjatien und heute können wir über den ersten katholischen Priester berichten, der offensichtlich an der Front starb.

Statt medizinischer Versorgung und Urlaub wurden zwei Krim-Marinesoldaten zu einem selbstmörderischen Angriff geschickt. Einer von ihnen ist bereits gestorben.

Am 2. August 23 wurden zwei Marinesoldaten der 810. Brigade von der Mannschaft getrennt. Zachar Blochin und R. K. wurden in einer Strafzelle im Militärregistrierungs- und Einberufungsamt der Stadt Tokmak (Region Saporoschje) untergebracht. Die Soldaten wollten eigentlich medizinische Hilfe bekommen - R.K. schrieb einen Bericht, dass er aufgrund seines moralischen und psychologischen Zustands nicht kämpfen könne.

BahnhofPetuschki

Bahnhof Petuschki in Wladimir -- Urheber: Gregory A. Kharikoff  -- gemeinfrei

Zur Oblast Wladimir hat der Autor eine ganz persönliche Beziehung. Das Buch "Die Reise nach Petuschki" hat er gerne gelesen und vielmals verschenkt. Jenes Petuschki liegt in Wladimir. Die Oblast Wladimir liegt nordöstlich von Moskau in Zentralrussland, die Bevölkerung beträgt ca. 1,4 Millionen und die Hauptstadt heißt auch Wladimir mit etwa 350.000 Einwohnern. Die wichtigsten Industriezweige heute sind die Schwerindustrie, Metallverarbeitung, die Glas- und die Lebensmittelindustrie.

Wladimir: Teil 1 bis 151 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301

Ilnur KaramavGanz jung war Ilnur Karamav nicht mehr, als er sich freiwillig zum Kriegseinsatz in der Ukraine meldete. Am 02. Juni 2023, kurz vor seinem 45 Geburtstag, unterzeichnete er einen Vertrag zur Kriegsteilnahme. Zumindest für ihn ging die Sache schief, bereits am 16. August 23 wurde er in einem kleinen Dorf in Tatarstan zu Grabe getragen.

Von der Trauerfeier sind viele schöne Bilder und ermutigende Reden überliefert. Sie können allerdings den ärmlichen Zustand des Dorfes und seiner Bewohner nicht kaschieren. Und so erscheint die Verlogenheit jenes sinnlosen Krieges um so deutlicher. Wie viele Straßen könnten geteert werden, wie viele Kanalisationen könnten gegraben werden, wie viele Schulen könnten renoviert werden, mit all dem Volksvermögen, das Russland in der Ukraine verpulvert?

Spaso Kamenny Kloster klein Das 550 Jahre alte Spasso-Kamenny Kloster im Kubenasee - Urheber: Yury SaygonCC BY-SA 3.0

Die Oblast Wologda gehört zum Föderationskreis Nordwestrusslandund und hat etwa 1,2 Millionen Einwohner. Verwaltungssitz ist die gleichnamige Stadt mit etwa 300.000 Bewohnern, die am Fluss Wologda liegt. Der wichtigste Wirtschaftsstandort der Region ist die Stadt Tscherepowez mit 310.000 Einwohnern. Die Landschaft der Oblast ist hügelig mit vielen Flüssen, Seen und Sümpfen. Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist die Metall verarbeitende Industrie.

Wologda: Teil I bis 150 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301

OM Wir beobachten die Situation in 66 Regionen Russlands und haben damit 81,8 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Alle registrierten Kriegstoten stammen aus offenen Quellen und werden von uns auf die Originalinformation verlinkt. Es kann allerdings vorkommen, dass diese von den Verfassern nachträglich gelöscht werden. In diesem Fall liegt uns ein Screenshot vor.

Nicht berücksichtigt werden von uns Daten aus den beiden "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk. Deren Armeen setzen sich zum überwiegenden Teil aus Bürgern Russlands zusammen, so dass wir diese Todesfälle meist in den Regionen verzeichnen können. Die ukrainischen Bürger, die auf der Seite Russlands fallen, nehmen wir nicht auf.

Wir registrieren aber zur Zeit einen Anstieg von Todesmeldungen von der Krim. Auch von dort werden junge Leute zum Kriegsdienst eingezogen, um gegen ihr eigentliches Mutterland zu kämpfen. In den Medien wird dies als völlig normal dargestellt. Auch diese Kriegstoten sind nicht in unserer Zusammenstellung enthalten.

Im Moment liegen uns auch Daten aus den restlichen Regionen Russlands vor, die allerdings noch nicht komplett sind. Wir werden in den kommenden Monaten weitere Oblaste vorstellen, bitten aber um etwas Geduld. Denn zusätzliche Erkenntnisse sind davon nicht zu erwarten.

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