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Panorama von Bor -- Foto: Алексей Буслаев -- Lizenz: frei

Mit dem chemischen Element "Bor" hat der Name der Stadt Bor nichts zu tun. Im Altslawischen bedeutete der Begriff Nadelwald und weist darauf hin, dass die Gegend um Bor besonders waldreich ist.

Die Stadt Bor hat 77.300 Einwohner, der gesamte Stadtbezirk 118.000 Bewohner. Bor liegt am linken Ufer der Wolga, auf der anderen Seite liegt die Hauptstadt der Oblast Nischni Nowgorod. Die beiden Städte sind durch zwei Brücken verbunden, es gibt aber auch eine Seilbahn und Tragflügelboote zwischen den beiden Städten.

Die Stadtbibliothek von Bor hat eine Liste aller im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten aus dem Stadtbezirk veröffentlicht. Insgesamt 78 Namen wurden benannt, wir konnten drei neue Gefallene zu unserer Datenbank hinzufügen.

Der Text und die Bemerkungen zu den einzelnen toten Soldaten geben das Denken der russischen Staatsdiener zu diesem Krieg deutlich wieder. Wir dokumentieren deshalb die Liste mit den Beschreibungen zu den getöteten Soldaten ungekürzt und nur sehr grob übersetzt.

Wenn man unser Schaubild zu den aktuellen russischen Kriegstoten etwas extrapoliert, dann kann jedermann erkennen, dass bis zu Beginn des vierten russischen Kriegsjahres, die von uns erfassten Kriegstoten die 100.000 Marke überschreiten werden.

Das wird auch dann passieren, wenn bis dahin die Waffen schweigen würden. Noch immer liegen viel zu viele getötete Soldaten zwischen den Fronten.

Um die russischen Opferzahlen plakativer darzustellen, wollen wir sie in diesem Beitrag in Relation zu zwei deutschen Großstädten stellen. Die Stadt Frankfurt ist die fünftgrößte Stadt in Deutschland, die Hansestadt Hamburg belegt nach Berlin den zweiten Platz.

Die Bevölkerung Russlands stagniert seit vielen Jahren und liegt bei etwa 146 Millionen Menschen. Das sind sieben Millionen weniger, als die Bevölkerung von Frankreich und Deutschland zusammengerechnet.

31 12 2024 russischeKriegstoteDie genaue Auswertung unserer Zahlen zum Ende des Jahres 2024 wird noch etwa sieben bis zehn Tage dauern. Noch überprüfen wir die vorliegenden Links, recherchieren Alter und Regionen von etwa 1.500 offenen Fällen.

An der absoluten Zahl der ermittelten Todesfälle russischer Soldaten wird sich nach unseren Erfahrungen wenig ändern. Wir können deshalb einige Informationen bereits jetzt veröffentlichen.

Das Schaubild links zeigt die Entwicklung der russischen Kriegstoten seit dem 31.12.2022. Die Kurve entwickelt sich ständig steiler, die Anzahl der täglich getöteten russischen Soldaten wächst andauernd.

DurchbruchAm 9. Dezember 2024 wurde in Russland landesweit der "Tag der Helden des Vaterlandes" durchgeführt. Wir befinden uns an diesem Tag im Südwesten Sibriens in der Oblast Kurgan - Luftlinie etwa 1.800 km von Moskau entfernt. Auch diese Region ist durch Abwanderung gekennzeichnet, in den Jahren um 1990 lebten noch 1,1 Millionen Menschen in der Oblast, heute nur noch 750.000.

Das Dorf Prorywnoe liegt nahe der Grenze zu Kasachstan, etwa 1.000 Menschen leben im Dorf und die örtliche Schule begeht mit all ihren Klassen am 9.12. beispielhaft den "Heldentag".

Auf der Webseite der Schule wird dokumentiert, welches Geschichtsbewusstsein den Schülern an diesem Tag vermittelt wurde und wie Russlands Krieg gegen die Ukraine als Verteidigung zu betrachten ist. Zudem hat das Dorf inzwischen drei Kriegstote zu beklagen.

Der übersetzte Text zu dem obigen Foto:

FreiwilligeJeder Mann, der im Rekrutierungsbüro gerade stehen kann, hat gute Chancen in die Reihen der Freiwilligen für den Kriegsdienst in der Ukraine aufgenommen zu werden - beinahe egal, wie alt der Bewerber ist. Der russischen Armee mangelt es an Personal, um die mindestens 30.000 Soldaten zu ersetzen, die das Militär in den verlustreichen Kämpfen im Donbass und in der Region Kursk jeden Monat verschleißt.

Wir wollen mit zwei kurzen Videos aus Russland die Ausbildung jener Freiwilligen zeigen, die eigentlich als Soldaten völlig ungeeignet erscheinen. Es sind verbrauchte Männer, durch harte Arbeit und/oder durch Alkoholmißbrauch früh gealtert, die auf ihre alten Tage noch einmal richtig viel Geld verdienen wollen.

All diese "Soldaten" werden an der Front nicht lange überleben. Es sind die, die bei den Angriffen ganz nach vorne geschickt werden, um vielleicht wieder eine Stellung zu erobern. Für das russische Militär sind das entbehrliche Soldaten, deren schnellen Tod man in Kauf nimmt.

Sergei SobjaninWenn es um Abschätzungen und Prognosen zum russischen Krieg gegen die Ukraine geht, bewegen wir uns -vorsichtig- auf dünnem Eis. Besonders im ersten Jahr des Krieges wurden wir mit unseren Zahlen zu den russischen Kriegstoten nicht ernst genommen. Viel zu niedrig war die häufigste Kritik.

Das hat sich inzwischen geändert, durch die hohen russischen Opferzahlen bedarf es keiner propagandistischen Überhöhung der russischen Verluste und auch die Erhebungen von BBC/Mediazone haben sich in weiten Teilen unseren Zahlen angenähert.

Über die verletzten russischen Soldaten haben wir überhaupt keine Daten. Wir multiplizieren einfach die Kriegstoten mit dem Faktor 3,5, entsprechend den Beobachtungen des US Center for Naval Analysis, dass auf jeden getöteten russischen Soldaten, im Durchschnitt etwa dreieinhalb Verwundete kommen. In unserer letzten Berechnung haben wir auf dieser Grundlage 510.000 Verletzte angegeben.

Der Bürgermeister der Stadt Moskau, Sergei Semjonowitsch Sobjanin (Foto), hat anlässlich der Einweihung eines Behandlungszentrums für Kriegsversehrte eine Rede gehalten und die Zahl von 600.000 Kriegsverletzten genannt.

Seine Rede mit einer Übersetzung ins Deutsche:

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