Zum 20. September 2024 legte der BBC/Mediazone/Medusa-Verbund eine neue Abschätzung der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine vor. Danach wären mehr als 70.000 Kriegstote erfasst worden, die genaue Zahl nennt der Beitrag nicht.

Die meisten im Beitrag vorgetragenen Erkenntnisse sind für die regelmäßigen Leser unserer Webseite nicht neu - zum Beispiel Freiwillige stellen die höchste Zahl an Todesopfern, manche mit schnellem Tod an der Front, die berüchtigten "Fleischangriffe" bewirken hohe Verluste usw.

Langsam macht sich aber negativ bemerkbar, dass jener von der BBC finanzierte Verbund seine Daten nicht offenlegt. So können Differenzen nicht ausgeräumt werden, weil wir die Datenbasis nicht vergleichen können.

ermolino friedhof 09 24

Ermolino ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod mit etwa 1.300 Bewohnern. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass einige der Kriegstoten der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden. Wir hatten über diesen Friedhof schon mehrfach berichtet, zuletzt im April 2024.

Seit unserem letzten Bericht sind 14 Gräber von in der Ukraine gefallenen Soldaten dazu gekommen, darunter auch fünf Kriegstote, die wir bisher nicht in unseren Listen hatten.

Die kompletten neuen Namen:

BritischerGeheimdienst 17.09.24Der britische Geheimdienst hat am 17. September wieder eine neue Meldung zu den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Die angegebene Zahl der Kriegstoten und Verletzten hatten wir bereits in unserem Status zum 31. August veröffentlicht. Wir liegen in unserer Abschätzung der Opferzahlen um 100.000 dahinter, bleiben aber bei unseren - sehr konservativen - Angaben. Ansonsten wiederholt der Geheimdienst all das zur Rekrutierung von neuen Soldaten, was regelmäßige Leser unserer Veröffentlichungen bereits wissen.
Der übersetzte Text:

Federal military Memorial Cemetery 2013 06 22 01Am Stadtrand von Moskau, bereits auf dem Gebiet der Großstadt Mytischtschi, wurde 2013 ein nationaler Ehrenfriedhof des Militärs eröffnet. Er ersetzte die Beisetzungen an der Kremlmauer und ist öffentlich nicht zugänglich. Bis Juli 2022 wurden 353 verdiente Persönlichkeiten Russlands dort bestattet, durch den russischen Angriffskrieg wurde die Fläche stark erweitert und bis Sommer 2024 sind etwa 900 Gräber neu dazu gekommen.

Die russischen Absurdität, die wir inzwischen beinahe als normal begreifen, zeigt sich auch darin, dass der militärische Führer der Gruppe Wagner, Dimitri Walerjewitsch Utkin, dort ein Ehrengrab erhalten hat. Dabei dürfte der Absturz jener Privatmaschine im August 2023, die zum Tod der gesamten Führung der Gruppe Wagner führte, mit ziemlicher Sicherheit von staatlichen Akteuren ausgeführt worden sein.

Die Verwaltung des „Pantheon der Verteidiger des Vaterlandes“, wie der Friedhof offiziell heißt, hat Anfang März auf Telegram ein längeres Video veröffentlicht, das Namen und Fotos von 744 dort begrabenen Soldaten zeigt, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Die meisten stammen dabei aus Moskau oder der Oblast Moskau. Wir konnten über 250 neue Namen in unsere Statistik aufnehmen.

Auch hier der Hinweis, es lohnt nicht den Film anzuschauen, wir veröffentlichen ihn lediglich als Beleg.

Juri Viktorowitsch Alexandrow

Heute sind wir im Dorf Kanaewka in der russischen Oblast Pensa. Die Oblast liegt im Zentrum des europäischen Teil Russlands, das Dorf Kanaewka liegt im Osten der Provinz und hat weniger als 1.800 Bewohner (2010) mit fallender Tendenz. Und selbst in dieser abgelegenen Region spielt der russische Krieg gegen die Ukraine eine bedeutende Rolle im Alltag des Dorfes.

Auf dem Foto sieht man den Trauerzug des gefallenen Soldaten Juri Wiktorowitsch Alexandrow. Der 58-jährige Mann wurde in der Hauptstadt Pensa geboren und arbeitete dort als Traktorfahrer. Im Jahr 2021 war er ins Dorf gezogen und hatte sich im Juni 2024 zum Kriegsdienst verpflichtet. Bereits am 27. Juli war er tot, am 12. August 24 wurde er begraben.

Aber gehen wir in der Chronik des Dorfes bis Ende Juli 2024 zurück, alle veröffentlichten Fotos können stark vergrößert werden:

Bilibinsky District Chukotka Autonomous Okrug Russia panoramio

Bilibino in Tschukotka -- Foto: Doctor Digger Shrew -- Lizenz: CC BY 3.0

In der Tundra-Landschaft ganz im Norden des Autonomen Kreises der Tschukschen liegt die Stadt Bilibino. Es ist kalt dort, es herrscht arktisches Klima, die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt etwa minus 14 Grad Celsius. Die Stadt ist das Ergebnis von Goldfunden in der Region, die man industriell etwa ab 1960 abbaute.

Die Einwohnerzahl schnellte in die Höhe und erreichte im Jahr 1990 knapp 16.000 Bewohner. Seither geht es stetig bergab und heute wohnen noch etwa 5.500 Menschen in Bilibino.

Das nördlichste Kernkraftwerk der Erde befindet sich ebenfalls in Bilibino, vier Blöcke lieferten 48 MW Leistung und versorgten die Minen und die Bevölkerung der Region mit elektrischer Energie. Der erste Block wurde bereits stillgelegt, in Zukunft soll die Anlage durch das schwimmende Kernkraftwerk Akademik Lomonossow ersetzt werden.

Es gibt Pisten zu den Minen, zu Nachbarorten und zum Flugplatz, geteerte Straßen gibt es nicht. Das obige Bild täuscht etwas - die kleine Stadt ist auch geprägt durch den Zerfall (siehe Foto unten).

Das harte Leben der Minenarbeiter in einem unwirtlichen Klima bringt auch Männer aus Bilibino dazu, schnell sehr viel Geld im Krieg in der Ukraine verdienen zu wollen. Wir dokumentieren hier drei Kriegsopfer aus Bilibino und der Region.

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