Die Menschenverachtung mit der Russland seinen Krieg gegen die Ukraine führt, lässt sich kaum noch in Worte fassen. Und wieder einmal meinen wir nicht, was die russische Armee den Ukrainern antut – also der Beschuss von zivilen Wohngebieten, systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen der Zivilbevölkerung, die Folter und das Töten von Kriegsgefangenen usw., sondern was dieser Staat seinen eigenen Bürgern aufbürdet.

Solch ein Staat hat sich verabschiedet von Begriffen wie Humanismus, sozialer Verantwortung und Rechtsstaatlichkeit. Russland opfert seine Bürger auf dem Altar der imperialen Träume einer abgehobenen Regierungsclique rund um den Präsidenten Putin.

Wie dieser Krieg inzwischen völlig entmenschlicht ist, wollen wir an drei Beispielen aufzeigen.

  • Wir dokumentieren – nur oberflächlich übersetzt – den Telegramkanal „Aspekte“ aus Baschkirien von zwei Tagen, dem 31.10.24 und dem 01.11.24 mit insgesamt 30 Meldungen im Krieg getöteter Bewohner Baschkortostans. Und das ist nur eine der über 90 Regionen Russlands.
  • Es gibt inzwischen etwa 150 dokumentierte Selbstmorde russischer Soldaten, die zu jenen Fleischangriffen (im russischen Duktus) losgeschickt, durch Granaten oder Drohnen verletzt und von ihren Kameraden zurückgelassen wurden. Wir dokumentieren die Aufnahme einer Drohne.
  • Und schließlich zeigen wir auch ein russisches Video vom Besuch eines Kühlhauses, in dem die russischen Kriegstoten „versandfertig“ vorbereitet und in Zinksärge verpackt werden.

Beide Filme sind nichts für schwache Nerven und zudem für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet.

Oleg JefimowEs wird in vielen Medien kolportiert, dass der russische Krieg gegen die Ukraine das normale Leben der Menschen in Russland kaum tangiert. Das ist schwer aus der Ferne zu beurteilen, doch der Allttag eines zufällig ausgewählten baschkirischen Landrats spricht eine andere Sprache.

Oleg Jefimow ist Leiter des Bezirks Bakalinsky im Westen Baschkortostans. Der Bezirk hat etwa 25.000 Bewohner und ist mit 1.950 km² größer als das deutsche Mittelgebirge Rhön.

Der Bezirk grenzt im Westen zudem an Tatarstan, was erklärt, dass 65% der  Bevölkerung Tataren sind. Und weil alles nicht kompliziert genug ist, gibt es zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen bei den Tataren - etwa 80% sind Muslime , die Krjaschens dagegen sind orthodoxe Christen.

Aber zurück zu Landrat Oleg, dessen Tätigkeiten in Bezug auf den Krieg in der Ukraine wir im Oktober 2024 begleiten wollen.

Belogorsk

Belogorsk in der Oblast Amur -- Foto: Whatareyoumean -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Wieder sind wir im "Fernen Osten" Russlands unterwegs. Die Stadt Belogorsk ist die zweitgrößte Stadt in der Oblast Amur mit etwa 60.000 Einwohnern. Die Stadt hat einen Bahnhof an der Transsibirischen Eisenbahn, der für den Aufschwung der Gemeinde sorgte. Doch aktuell sind die Einwohnerzahlen rückläufig.

Die Region Amur gehört zu den Gebieten Russlands, von denen wir wenig über die Opfer des Krieges gegen die Ukraine erfahren. Da kommt uns solch ein kurzes Video ganz recht, das die getöteten Soldaten aus Belogorsk auflistet. Von den 26 aufgeführten Namen waren uns bisher 15 unbekannt und wurden neu in unsere Zusammenstellung aufgenommen.

Das folgende Video publizieren wir nur zu dokumentarischen Zwecken - es bringt sonst keine neuen Erkenntnisse.

Ermolino 10 24

Ermolino ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod mit etwa 1.300 Bewohnern. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass einige der Kriegstoten der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden. Wir hatten über diesen Friedhof schon mehrfach berichtet, zuletzt im September 2024 (Foto), im April 2024 (Foto) und im Dezember 2023 (ab Pos. 215) (Foto)

Das Wachstum des Friedhofs dokumentiert ganz gut die hohen Verluste der russischen Armee. Inzwischen sind etwa 100 getötete russische Soldaten dort begraben.

31.10.24 russische KriegstoteEs wird noch einige Tage dauern, bis wir unsere monatliche Analyse der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine für den Monat Oktober vorlegen können. Deshalb einige Informationen vorneweg:

  • Wir registrieren zur Zeit sehr viele junge Kriegstote, also Soldaten, die nach dem 1.1.2000 geboren wurden.
  • Die Regionen östlich von Moskau bis hin zum Ural verzeichnen weiter die höchsten russischen Opferzahlen dieses Krieges.
  • Gemessen an der Bevölkerung hat die Republik Tuwa die meisten Kriegsopfer - sie baute im Oktober den Abstand zu den anderen Regionen weiter aus.
  • Immer mehr russische Initiativen durchsuchen die Friedhöfe der Regionen nach Kriegsgräbern mit Bezug zum Krieg gegen die Ukraine. Dadurch erfassten wir im Oktober auch Todesfälle aus 2022 und 2023.
  • Wie die Grafik rechts zeigt, flacht sich die Kurve der russischen Todeszahlen keineswegs ab, sondern geht steil nach oben.

Vorausgeschickt: Für regelmäßge Leser unserer Berichte ist der folgende Text keine Neuigkeit. Wie zu unserer Bestätigung ist aktuell ein mitgeschnittenes/abgehörtes Telefongespräch aufgetaucht, das Alexander Borodai mit einem uns unbekannten Gesprächspartner geführt hat. Borodai gehörte zu den ersten "Separatisten", die 2014 versuchten im Osten der Ukraine militärisch die Macht zu übernehmen. Er war dann für einige Zeit der erste Präsident der "Volksrepublik Donezk". Dumm nur, dass Borodai ein Russe war, das sah nicht gut aus und so gab er seine Position an Alexander Sachartschenko ab.

Bei der Parlamentswahl 2021 wurde Alexander Borodai für die Partei "Einiges Russland" in das russische Parlament (Duma) gewählt.

Die Quelle für jenes Gespräch dürften Geheimdienstkreise sein. Wir können folglich seine Authentizität nicht garantieren. Allerdings kennen wir den Telegramkanal, der das Gespräch verbreitet hat, als zuverlässiges Informationsmedium.

Wir geben das Telefongespräch grob übersetzt in Deutsch wieder.

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