Anzeige Baschkortostan 23.12.24Wir haben bereits mehrfach über die Antrittsprämien berichtet, die Russen erhalten, wenn sie einen Vertrag zum Kriegsdienst mit dem russischen Militär abschließen. Diese Prämien stiegen im Lauf des Jahres 2024 kontinuierlich in allen russischen Regionen und hatten zum Jahresende ihren Höhepunkt. Je nach Region beliefen sich jene Prämien bis auf drei Millionen Rubel, umgerechnet etwa 30 bis 33 Tausend Euro.

Als Bonus obendrauf gab es für verschuldete Russen zum Jahresende noch die Möglichkeit eines Schuldenerlasses von bis zu zehn Millionen Rubel.

Die Zeiten sind offensichtlich vorbei – die Summen der ausgelobten Prämien sind wieder rückläufig, wie die Region Baschkortostan zeigt. Ab dem 4. Juni 25 bekommen neue Freiwillige 600.000 Rubel weniger als zuvor.

Kindergarten Toljatti

Gerade sind wir in der Großstadt Toljatti in Samara. Die Stadt ist nach dem italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti benannt, der wichtigste Arbeitgeber der Stadt ist das  AwtoWAS-Autowerk, das Autos der Marke Lada produziert. Und wir wollen den Kindergarten Nr. 147 besuchen. Die Kleinen feiern das Ende ihres Kinderdaseins, nach den Sommerferien geht es in die Schule. Damit das Fest einen aktuellen Charakter bekommt, hat die Kindergartentante Marina ein paar Söldner der Gruppe Wagner eingeladen.

Auch die Wagner-Söldner lassen sich nicht lumpen. Sie überreichen den Kindern eine Wagner-Flagge und jedes Kind bekommt einen Original-Wagner-Aufnäher.

Aber lassen wir die Tante Marina zu Wort kommen:

Ilja WitkowskiWir befinden uns in Sotschi, dem bekanntesten Bade- und Kurort Russlands am schwarzen Meer. Sotschi ist eine russische Großstadt mit 445.000 Einwohnern, Tendenz schnell steigend. In Sotschi fanden zudem im Jahr 2014 die Olympischen Winterspiele statt.

Sotschi ist auch Heimat der Jugendinitiative "Militärisch-industrieller Komplex - Geflügelte Infanterie". Sie richtet sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren und bietet Unterrichtseinheiten in sogenannten "militärisch-patriotischen" Fächern. Sie wollen wir aus aktuellem Anlass vorstellen.

Ilja Witkowski war ein erfolgreicher Schüler jener Initiative. Er wurde am 2. August 2005 geboren und hamsterte bereits als Jugendlicher bei einem Wettbewerb der Initiative zahlreiche Pokale und Auszeichnungen ein, wie das Foto links zeigt. Iljas Lebensweg war deshalb vorgezeichnet, kaum 18 Jahre alt ging er zum Militär und verpflichtete sich zum Kriegsdienst in der Ukraine. Seine paramilitärische Ausbildung hat ihm nicht geholfen, auch Ilja wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet.

Geh in den WaldWir haben die Initiative "Geh in den Wald!"  bereits hier vorgestellt. Aktuell wurde von ihr auf Telegram noch einmal ihre Arbeitsweise - anonym und kostenlos - vorgestellt. Wir veröffentlichen nachstehend den übersetzten Text:

Wo Sie Hilfe bekommen

Wir beraten in Fragen der Wehrpflicht, Mobilisierung, legalen und illegalen Grenzübertritte, Asyl und Desertion. Wir helfen Wehrpflichtigen, Mobilisierten, Wehrpflichtigen, Wehrdienstverweigerern, Deserteuren und jenen, die nicht am Krieg teilnehmen wollen. Wir bieten rechtliche und psychologische Unterstützung.

Sie können uns per Telegramm kontaktieren: @iditelesom_info_bot

Wir rufen nicht an, schreiben nicht zuerst und kommunizieren nicht über persönliche Konten. Wir speichern weder Ihren Namen, Benutzernamen noch Avatare – wir arbeiten nicht mit personenbezogenen Daten.

Zima

Zima ist das russische Wort für Winter und könnte damit auf die Stadt Zima in der Oblast Irkutsk durchaus zutreffen. Doch angeblich soll der Stadtname aus der burjatischen Sprache überliefert worden sein. Das Klima ist stark kontinental, die Lufttemperatur variiert von -40–50 °C im Winter bis +30–40 °C im Sommer. Die Tiefsttemperatur im Winter sinkt auf -55 °C, da kann man schon von Winter reden.

Die wichtigeste Einrichtung in Zima ist der Bahnhof, der an der transsibirischen Eisenbahn liegt.  Dazu gibt es noch einige holzverarbeitenden Betriebe, die großen Industrieunternehmen der Stadt sind stillgelegt, weil insolvent. Und die Menschen wandern ab: Um das Jahr 1980 lebten noch 48.000 Bewohner in Zima, heute sind es noch 31.000.

Wir wollen die Sekundarschule Nr. 9 von Zima besuchen, die eine aktive Seite bei VKontakte betreibt und die sich sehr um die patriotische und militaristische Erziehung ihrer Schüler bemüht.

Geh in den Wald Im Herbst 2022 wurden in Russland etwa 300.000 Reservisten für das Militär mobilisiert, um die Verluste des ersten halben Jahres im Krieg gegen die Ukraine auszugleichen. Wer also auf den Listen der Militärverwaltungen stand, hatte in der Regel keine Chance, dem Kriegsdienst zu entkommen. 

Im Oktober 2022 entstand deshalb das Projekt "Geh in den Wald!", das Russen dabei hilft, einen Einberufungsbescheid abzulehnen und in eine andere Region oder ins Ausland zu ziehen. Zudem  hilft es Soldaten, sich zu ergeben und knüpfte Kontakte zum ukrainischen Projekt „ Ich will leben “.

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