Tischtschenskoje

Das Dorf Tischtschenskoje liegt in der Region Stawropol im Süden Russlands. Es hat etwa 3.300 Einwohner, einen Kindergarten, die Schule Nr. 8, eine Bibliothek und ein Kulturhaus. Und es hat einen "Helden": Oleg Sergejewitsch Kindjukow ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Eine Gedenktafel an der Schule wurde am 13. Mai 24 enthüllt. Also schrieb die Schule:

Der Name Oleg Sergejewitsch Kindjukow wird für immer in unseren Herzen bleiben. Er war ein echter Held – mutig und stark, mit enormer Standhaftigkeit und Liebe zum Vaterland. Oleg verteidigte unser friedliches Leben, damit wir studieren, arbeiten und Kinder großziehen konnten.

Kurumkan 01

Dorf Kurumkan vor dem Bargusingebirge -- Foto: Аркадий Зарубин -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Kurumkan ist ein Dorf mit etwa 5.500 Einwohnern in Burjatien. Es liegt in einem Tal zwischen dem Bargusin- und dem Ikatgebirge. Der Baikalsee ist etwa 50 km entfernt.

Wieviele Männer aus dem Dorf und dem Bezirk Kurumkan inzwischen im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden, wissen wir nicht, da häufig bei den Meldungen die Ortsangaben fehlen und wir ab 2023 auch die Dörfer und Städte nicht mehr erfasst haben. Aber es müssen viele sein, eine kurze Suche in unseren Texten ergab bereits 15 verschiedene Fälle.

Nachstehend eine weitere Meldung auf VKontakte:

Stanislaw Nikolajewitsch Wolwenkin

Der Begriff Staniza bezeichnet im heutigen Russland eine Kosakensiedlung mit dörflichem Charakter. Die kann zuweilen größer sein als manche russische Städte. So auch die Staniza Starominskaja in der Region Krasnodar, die fast 30.000 Bewohner hat.

Im Park der Staniza fand am 27. April eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine statt. Eine neue "Heldenallee des Ruhmes" wurde eingeweiht. Und wenn man dem ersten Plakat glauben darf, dann ist es eine Heldentat wenn man aus dem "Bakhmut-Fleischwolf" tot, verletzt oder lebendig herausgekommen ist.

Wladimir VogelAm 22. Mai 24 teilte die ländliche Siedlung Itat mit: "Die Verabschiedung des Kämpfers Wladimir Vogel findet am 23. Mai 2024 (Donnerstag) im Haus der Kultur unter der Adresse: Dorf Tomskoje, Majakovskogo Straße, 26 um 12.00 Uhr statt." (Link)

Dorf und Siedlung liegen in der Region Tomsk. Wladimir Vogel (Владимир Фогель) hatte dem Namen nach deutsche Vorfahren, war 62 Jahre alt, arbeitete im Ort als Wachmann und wäre bald in Rente gegangen.

Er lebte seit 24 Jahren mit Natalia zusammen - unverheiratet. Beide haben Kinder aus früheren Beziehungen. Und Wladimir Vogel schaute zu viel Fernsehen. Er meinte, dass er im Krieg gegen die Ukraine an der Front gebraucht würde. Am Ende war er dann gerade mal sechs Tage im Kriegseinsatz.

Dmitri Walerjewitsch PetrowSchoj-Schudumar ist ein kleiner Flecken in der russischen Teilrepublik Mari El. Das Dorf hatte 2010 noch 499 Bewohner, Tendenz weiter fallend. Der nächste Bahnhof befindet sich in der Hauptstadt Joschkar Ola, etwa 100 km vom Dorf entfernt.

Aus dem Dorf kam Dmitri Walerjewitsch Petrow, dessen Alter wir nicht kennen und dessen Foto links mit einer Bildbearbeitung verunstaltet wurde. Dmitri hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, im Februar 24 unterschrieb er einen Vertrag, am 2. März war er bereits tot. Doch das ist kein Thema, weder für die Dorfverwaltung, noch für die Dorfbewohner. Wir dokumentieren deshalb die Nachricht, einschließlich aller Kommentare.

5 Jakuten

In der Republik Sacha (Jakutien) stellt die einheimische Bevölkerung wieder der Mehrheit. Noch zur Jahrtausendwende waren die Russen dominierend, inzwischen kommen Jakuten (55,3), Ewenken (2,9) und Ewenen (1,6)  zusammen wieder auf knapp 60 %.  Zur Erinnerung - Sacha ist das flächenmäßig größte Föderationssubjekt der Russischen Föderation und die größte unterstaatliche Territorialeinheit der Welt. Das Land ist reich an Bodenschätzen, die Bevölkerung hat nur wenig davon.

So kämpfen auch die jungen Leute aus Sacha in einem Krieg, der definitiv nicht ihrer ist. Der hohe Verdienst und viele falsche Versprechungen sind die Triebfeder. Auf dem Foto sieht man fünf junge Menschen aus Jakutien, alle von der Herkunft keine Russen und alle wurden in jenem verbrecherischen russischen Angriffskrieg getötet. Ihre Rufzeichen wären „Roschgosch“, „Bojan“, „Estrada“, „Sonik“ und „Tundra“ gewesen, schreibt der Telegramkanal "Kriegstote aus Sacha".

1280px Sankt Petersburg.palatul de iarna.N

 St. Petersburg, Eremitage/Winterpalast  -- Urheber: Alexandru Baboş Albabos -- Lizenz: CC BY 3.0

St. Petersburg ist mit 5,4 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Russlands. Sie wird umgeben von der Oblast Leningrad mit ca. 1,8 Millionen Einwohnern, deren Verwaltung auch in St. Petersburg beheimatet ist. Die historische Innenstadt von St. Petersburg ist Weltkulturerbe.

St. Petersburg & Oblast Leningrad: 
Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV bis 700 -- Teil V bis 1.000 -- Teil VI ab 1.001

Znamensky ist ein ländlicher Vorort der Stadt Krasnodar. Im Juli 23 hatten wir über eine Gedenkstätte berichtet, die die Namen von gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine aus der Region Krasnodar auflistet. Finanziert wurde die Anlage durch Spenden von Angehörigen der Kriegsopfer und auch aus öffentlichen Mitteln.

Dieses Denkmal ist ein gutes Dokument für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Zahl der Opfer wächst ständig. Aktuell ist am 10. Mai 24 erneut eine Tafel mit 20 neuen Namen dazu gekommen [Link].

Denkmal Znamensky 12.07.23:

Znamensky 12.07


Denkmal Znamensky 10.09.23:

Wolodarski

Die Stadt Astrachan liegt im Süden Russlands am Kaspischen Meer und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Etwa 40 km Luftlinie von Astrachan entfernt liegt das Dorf Wolodarski mit 11.000 Einwohnern, der dazugehörige Bezirk hat insgesamt 45.000 Einwohner.

Am 7. Mai 24 fand im Dorf die feierliche Einweihung von drei Stelen statt, auf denen die Namen von 60 Männern des Bezirks eingraviert sind, die alle im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Es sollen zahlreiche Sturm-V Soldaten dabei sein, also Männer die aus Haftanstalten rekrutiert wurden.

VitalyVotanovskyEiner der wichtigsten Hilfen bei der Recherche nach gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine war lange Zeit Vitaly Votanovsky (Foto links, Aufschrift: Putin, es gibt nicht genug Gift für alle). Der ehemalige Offizier der russischen Armee hat seit Beginn des Ukrainekrieges die Friedhöfe der Region Krasnodar abgesucht und die Gräber von den Kriegstoten fotografiert, deren Tod nirgendwo öffentlich dokumentiert wurde. Seine Ermittlungen hat er dann in seinem Telegramkanal "Tituschki in Krasnodar" veröffentlicht. Wir konnten auf Grund seiner Arbeit bis heute 621 zusätzliche Namen aus der Region Krasnodar veröffentlichen. Und Vitaly Votanovsky hat als erster den Wagner-Friedhof im Dorf Bakinskaja bei Gorjatschi Kljutsch entdeckt und dokumentiert. Damit wurden weitere 695 getötete Söldner der Gruppe Wagner öffentlich bekannt.

In Russland war Vitaly Votanovsky nicht mehr sicher. Der Staat hatte ihn am 15. Oktober 2023 in die Liste der "ausländischen Agenten" aufgenommen, er bekam anonyme Drohungen und ein Strafverfahren. Ein Reisepass wurde ihm zunächst verweigert. Im April 2023 verließ er Russland.

Bakinskaja Wagner Friedhof

Anfang 2023 berichteten wir vom neu angelegten Friedhof der Wagner-Söldner, den der ehemalige Offizier der russischen Armee und Politaktivist Vitaly Votanovsky gefunden und die Toten dokumentiert hatte (siehe 1, 2, 3). Der Friedhof liegt im Dorf Bakinskaja, nahe dem damaligen Trainingsgelände der Gruppe-Wagner auf dem Truppenübungsplatz Molkino. Dorf und Militärareal gehören zum Kurort Gorjatschi Kljutsch in der Region Krasnodar.

Vitaly Votanovsky musste sich ins Ausland absetzen, aber seine Mitstreiter bleiben aktiv. Aktuell haben sie über 40 neue Gräber von Kriegstoten aus der Region veröffentlicht, die bisher unbekannt waren. Und sie haben auch den Wagner-Friedhof Bakinskaja besucht.

Otradnoe

Otradnoje ist ein großes Dorf, das direkt an der östlichen Stadtgrenze der Großstadt Woronesch liegt. Auch in diesem Dorf gibt es einige im Krieg gegen die Ukraine gefallene Soldaten, für die am 7. Mai 24 ein Denkmal eingeweiht wurde. Wir konnten deshalb sechs neue Namen für Woronesch nachtragen.

Das Haus der Kultur des Dorfes hat zur Einweihung einen Beitrag geschrieben, der erneut die russische Sichtweise auf den Krieg wiedergibt. Deshalb wollen wir den Text dokumentieren:

Aleksey Jurjewitsch TschernyschewAleksey Jurjewitsch Tschernyschew aus Moskau ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Geboren wurde er am 20.12. 1987, getötet am 17.03.2024. Das ist alles, was wir über ihn wissen.

"Du wartest auf mich meine Liebe. Das Himmelreich für dich, ich bin dein für immer und du bist mein", schreibt seine Frau Jelisaweta in ihren Status bei VKontakte.

Danach publiziert sie noch ein  paar Standardgedichte zum Abschied von ihrem Mann, die man schon bei anderen Soldatenbegräbnissen gelesen hat:

Alexander Antonowsky

Die russische Agentur SOTA meldet, dass ein weiterer Anwalt im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Es handelt sich um einen Juristen aus St. Petersburg, der sich als Freiwilliger gemeldet hatte. Wie viele Anwälte inzwischen in den Krieg gezogen sind, konnte auch SOTA nicht aufklären. Die genannten anderen Juristen hatten wir ebenfalls schon gelistet. Da der Bericht eine Zusammenstellung aller bekannten Fälle beinhaltet, dokumentieren wir ihn nachstehend übersetzt. Die vorhandenen Links haben wir durch unsere eigenen Berichte ersetzt:

Chassawjurt

Stadt Chassawjurt -- Foto: Zastara -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Stadt Chassawjurt ist eine Großstadt in Dagestan mit über 170.000 Einwohnern und auch der eigenständige Bezirk hat noch einmal 140.000 Einwohner dazu. Rechnet man Stadt und Bezirk zusammen, dann sind die Volksgruppen Awaren mit ca. 40%, der Kamyken zu 28%  und die Tschetschenen zu etwa 23% vertreten. Russisch stämmige Menschen gibt es nur wenige.

Im folgenden Film sind 33 getötete Soldaten aus der Stadt und dem Bezirk aufgeführt. Wir haben vier neue Namen aufgenommen:

SaryKum

Die Sanddüne Sary-Kum im Bezirk Kumtorkalinsky -- Foto: Shapishka -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Nur ganz wenige Russen leben im Bezirk Kumtorkalinsky in der russischen Teilrepublik Dagestan. Von den 30.000 Personen des Bezirks sind etwa zwei Drittel Kumyken und etwa 20% Awaren. Beide Volksgruppen sind sunnitische Muslime mit unterschiedlichen Sprachen.

Die Kumyken sind eine turksprachige Ethnie, etwa eine halbe Million Menschen stark, die meisten davon leben in Dagestan. Die Awaren sind dagegen ein Bergvolk aus den gebirgigen Teilen Dagestans, sie stellen auch die größte Volksgruppe Dagestans.

Im Krieg gegen die Ukraine sterben auch Kamyken und Awaren für die russische Welt. Der folgende Film aus dem Bezirk Kumtorkalinsky listet 19 Namen, wir konnten sechs Personen nachtragen:

Artjomowskoje See Bezirk Kirowo Tschepetski

Artjomowskoje-See: Bezirk Kirowo-Tschepetski, Oblast Kirow - Foto: Oleg Yudintsev - Lizenz: CC BY-SA 4.0

 Die Oblast Kirow liegt im östlichen Teil des europäischen Russlands, in der Mitte der Oblast liegt der Bezirk Kirowo-Tschepetski. Es leben etwa 22.000 Einwohner im Bezirk, dazu kommen noch die 67.000 Bewohner der Stadt Kirowo-Tschepezk. Eine lokale Initiative hat aktuell die gefallenen Soldaten aus Stadt und Bezirk zusammengestellt - fünf Namen waren uns bisher unbekannt.

Es gibt auch eine Liste (mit Links so verfügbar) aus der gesamten Oblast Kirow, wir hatten sie bereits vorgestellt. Aktuell sind dort 582 gefallene Soldaten aufgeführt, wir haben bis zum 30.04.24 insgesamt 709 Namen recherchiert.

 

Wieder gab es einen Angriff auf ein Zusammentreffen russischer Offiziere. Diesmal wurde das Restaurant "Paradies" in Donzek am 11. Mai mit Raketen beschossen. Es ist unklar, ob es sich um Teilnehmer eines Autokorsos zu Ehren der Donezker Volksrepublik oder um ein Arbeitsessen russischer Offiziere handelte. Sicher ist, das Gebäude des "Paradieses" wurde komplett zerstört.

In den nächsten Wochen können wir vielleicht einige Namen der getöteten Offiziere bestätigen, wenn diese öffentlich bestattet werden. Eine Quelle des ukrainischen Geheimdienstes hat folgende Stellungnahme abgegeben:

Zubutli

Dorf Zubutli im Bezirk Kasbekowski -- Foto: Takhirgeran Umar -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

 Der Bezirk Kasbekowski liegt im Westen der russischen Teilrepublik Dagestan im rauen Kaukasusvorland. Die durchschnittliche Höhe beträgt 500 bis 1.000 Meter über dem Meeresspiegel, wobei manche Berge bis 1.900 Meter erreichen. Es gibt viele Flusstäler und Schluchten, die die Landschaft mit schnell fließenden Bächen durchschneiden. Etwa 50.000 Menschen wohnen in dem Bezirk.

Am 9. Mai wurde im "Garten der Erinnerung" des Bezirks eine neue Stele eingeweiht, die den getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine gewidmet ist. 43 Namen sind darauf eingraviert. Nachstehend der Bericht über die Einweihung auf VKontakte:

Ilja Satarin Dmitri Petrowitsch Prokopjew Irakli Alexandrowitsch Kotow
Ilja Satarin
Oberleutnant
Dmitri Petrowitsch Prokopjew
Oberstleutnant
Irakli Alexandrowitsch Kotow
Major

Das 331. russische Fallschirmjägerregiment hatte einen neuen Kommandoposten im eroberten und großteils zerstörten Bakhmut eingerichtet. Die Zentrale war in einem zweistöckigen Haus im Zentrum der Stadt untergebracht. Allerdings hatte der Posten nur eine Woche Bestand. Am 16. April 24 wurde er Ziel eines Angriffs mit zwei HIMARS-Raketen.

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