31.12.2024 -- 91.569 // Zuwachs zum 30.11.2024: 6.641
Die Schoren - das ist ein kleines indigenes Volk, das hauptsächlich in der russischen Region Kemerowo siedelt. Das kleine turksprachige Volk zählt gerade mal noch 15.000 Personen. Ihrer traditionelle Lebensweise mit Fischfang, Jagd und Holzwirtschaft können sie kaum nachgehen, da fast alles durch einen Nationalpark untersagt ist. Wir haben darüber bereits berichtet.
Die beiden Brüder, Gennadi und Semjon Kiskorow, wurden im Herbst 2022 in der Region Kemerowo mobilisiert. Sie gehören zur Ethnie der Schoren und lehnen den Kriegsdienst aus religiösen Gründen ab. Sie forderten, dass sie stattdessen zu einem Zivildienst abgestellt werden. Gennadi wurde von den Kommandanten ihrer Einheit gefoltert.
Gennadi wurde an einen Baum gefesselt und musste so die Nacht überstehen. "Eine weitere Nacht ertrage ich nicht. Sie haben mir angedroht - eine weitere Nacht gefesselt an einen Baum, als Sturmtruppler nach vorne geschickt zu werden oder Gefängnis wegen Mißachtung eines Befehls," berichtete er seinem Bruder Semjon. Jetzt ist Semjon tot, über Gennadi liegen keine weiteren Informationen vor.
Wir veröffentlichen nachstehend die übersetzten Berichte der russischen Nachrichtenagentur Astra in Auszügen. Über die subtile Foltertechnik im russischen Militär zeigen wir ein Video hier.
Weiterlesen: Zwei Schoren - einer gefesselt und gefoltert, einer getötet
Das Foto stammt von der Beisetzung des Andrej Wiktorowisch Bublik in der Stadt Kamensk-Uralsky. Sie ist eine Großstadt mit etwa 175.000 Einwohnern, die östlich des Urals liegt und sich damit schon im asiatischen Teil Russlands befindet. Wir haben über den Fall von Andrej bereits berichtet, am 9. August 24 wurde er bestattet.
Aus welchen Gründen Andrej in den Krieg gezogen ist, bleibt im Dunkeln. Der Mann wurde am 10. August 1991 in der Stadt geboren und arbeitete als Monteur in den Ölraffinerien des Landes, später in einem der Industrieunternehmen der Stadt.
Privat war er verheiratet und hatte zwei minderjährige Kinder. Freunde hätten ihn als freundlich, fröhlich, mitfühlend und konfliktfrei beschrieben. Er hätte sich nie geweigert, jemandem zu helfen, hätte Kinder sehr geliebt und wäre ein echter Familienmensch gewesen. Kaum zu glauben, dass solch eine Person freiwillig in den Krieg zieht, um andere Menschen zu töten
Wer die Informationsseite der "Saratower Hochschule für Industrietechnologien" besucht, bekommt an erster Stelle die links abgebildete Anzeige zu sehen. Es ist eine Anzeige des örtlichen Militärs, das viel Geld verspricht, wenn man einen Vertrag als Freiwilliger abschließt.
MILITÄRDIENST UNTER VERTRAG der REGION SARATOW, wähle 117
ab 1,3 Millionen Rubel im ersten Dienstmonat, ab 3,5 Mio. im ersten Dienstjahr.
In unsere Währung umgerechnet sind das etwa 13.000 € sofort und 35.000 € im ersten Dienstjahr.
Und auch sonst scheint die militärische Ausbildung der Schüler eine große Rolle zu spielen. Ende Mai beteiligte sich die Schule an der vormilitärischen Veranstaltung "Pfad der Wachen". Den Film dazu zeigen wir am Ende dieses Beitrages.
Am 6. August gab die Fachschule den Tod eines ihrer Schüler bekannt. Wladislaw Wladimirowitsch Dsjadewitsch, geboren am 30.07.2005, wurde am 28. Juli 24 im Krieg gegen die Ukraine getötet. Er hat seinen 19. Geburtstag knapp verpasst.
Weiterlesen: Die Saratower Hochschule für Industrietechnologien
Trauerzug für Wladimir Zagradski am 09. August 24
Es sind erschreckende Beispiele, die uns zur Zeit in großer Zahl aus Russland erreichen. Die freiwilligen Soldaten, deren Tod wir registieren, werden immer jünger. Wir melden hier nur die extremsten Beispiele, allerdings werden wir ausschließlich auf das Alter bezogen, in den nächsten Tagen eine Zwischenbilanz zum 15. August vorlegen. Hier ein aktuelles Beispiel eines 18-jährigen Jungen:
Wladimir Wladimirowitsch Zagradski, geboren am 20.03.2006, kam aus dem großen Dorf Michailowskoje im Altai-Territorium. Das Dorf hat etwa 9.000 Einwohner, sein Bezirk liegt an der Grenze zu Kasachsten. Über Wladimir gibt es keine unabhängigen Berichte, wir wissen nur das, was der Bezirksleiter erzählt und das ist wenig.
Wladimir hätte sich freiwillig gemeldet und wäre am 30. Juli 2024 in der Nähe der ukrainischen Stadt Awdijiwka getötet worden.
Wir können noch hinzugfügen - auf Grund seines Alters hatte Wladimir keine militärische Ausbildung, der Wehrdienst stand ihm noch bevor.
Der Leiter des Bezirks schreibt zur Beisetzung auf VKontakte:
Rajewski ist ein sehr großes Dorf in Baschkortostan mit etwa 19.000 Einwohnern. Es liegt etwa 100 km südwestlich der Hauptstadt Ufa.
Auf der lokalen VKontakte-Seite wurde am 14. August 24 eine Zusammenstellung der Opfer der Region im Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass immer noch außergewöhnlich viele Baschkiren in diesem Krieg getötet werden.
Wir veröffentlichen den Bericht roh übersetzt, die Namen haben wir nicht auf die deutsche Schreibweise verbessert:
Kubanka ist ein Dorf in der russischen Oblast Orenburg mit etwa 1.000 Einwohnern. Es liegt etwa 80 km nordwestlich der Hauptstadt Orenburg.
Kubanka wurde im Jahr 1895 von deutschen Mennoniten-Siedlern gegründet. Diese waren aus dem Koloniebezirk Molochan bei Melitopol in der Ukraine weiter nach Osten gezogen und hatten sich dort niedergelassen.
Aus diesem Dorf kam der 18-jährige Ilja Soloduschkin (28.01.2006 – 27.07.2024, VKontakte-Status), der auch in den Krieg gegen die Ukraine gezogen ist - mit tödlichem Ausgang. Auch Ilja hatte vorher keine militärische Ausbildung erhalten, den Wehrdienst hatte er bis dahin noch nicht abgeleistet.
Wir geben den Bericht seiner Schule wieder:
Der ehemalige Leiter des Untersuchungsgefängnisses Nr. 1 von Machatschkala, Daud Dawydow, wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet, das berichtete eine Nachrichtenagentur aus Dagestan am 4. August. Machatschkala ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan mit etwa 600.000 Einwohnern.
Letztes Jahr wurde Dawydow zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Der Mann hatte sich danach aus der Haft gegen die Teilnahme an einem Sturm-V Kommando freigekauft, was ihm jetzt zum Verhängnis wurde.
Der Beamte wurde 2019 verhaftet. Ihm und seinen Untergebenen wurde Machtmissbrauch durch Gewaltanwendung, Bestechung, Erpressung und Betrug vorgeworfen.
Sorotschinsk in Orenburg -- Foto: Ahim2 -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Da sich am heutigen Tag solch kleine Dramen häufen, die offensichtlich in Russland niemand mehr berühren mag, wollen wir diese unwichtige Geschichte schnell nacherzählen.
Wladimir Jurjewitsch Borger kommt aus dem kleinen Dorf Woikowsky, das zum Stadtbezirk von Sorotschinsk gehört. Die Stadt Sorotschinsk hat etwa 28.000 Einwohner und ist etwa 200 km von der Hauptstadt Orenburg entfernt. Die größte Attraktion ist ein großer Stausee zur Wasserversorgung der Landwirtschaft, der in der Nähe liegt.
Marcel Mazitowitsch Kaschapo, geboren am 2. Oktober 2001, kam aus dem kleinen Dorf Tarkazy mit etwa 700 Einwohnern (2010) im Bezirk Jermekejewski in Baschkortostan. Im Februar 2024 hat er einen Vertrag mit dem Militär zum Kriegsdienst abgeschlossen. Wann er genau getötet wurde, wird nicht mitgeteilt. Er wurde am 3. August in seinem Heimatdorf begraben.
Seine Halbschwester Winera hat mit der russischen Exilpublikation Meduza geredet und über das Schicksal von Marcel berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war der Verbleib ihres Bruder noch nicht ganz klar. Ihr Bericht dürfte beispielhaft für viele der "Freiwilligen" sein, die an der Front ein schneller Tod erwartet. Wir geben ihre Stellungnahme übersetzt wieder:
Wahrscheinlich eine fehlgeleitete Flugabwehrrakete ist im Zentrum der Stadt Belgorod eingeschlagen
Eine Initiative aus Belgorod ("Asche") recherchiert zu den Kriegsopfern in der Region Belgorod. Wir haben schon mehrfach über deren Veröffentlichungen geschrieben. Die Region Belgorod liegt direkt an der Grenze zur Ukraine und hatte immer einen intensiven Austausch mit dem Nachbarstaat. Menschen sind zum Einkaufen über die Grenze gefahren - von beiden Seiten. Und es gibt vielfache familiäre Verflechtungen untereinander.
Im Zeitraum vom 20. - 27. Juli hat "Asche" 27 neue Kriegstote aus der Region recherchiert. Das sind häufig keine aktuellen Fälle, sondern gefundene Gräber auf Friedhöfen der Region oder Soldaten, die irgendwo im Kriegsgebiet tot zurückgelassen wurden und aktuell bestattet wurden.
Wir geben den Telegram-Beitrag vom 28.07.24 roh übersetzt wieder, das bedeutet in diesem Fall, dass wir die Namen nicht auf die deutsche Schreibweise korrigiert haben.
Kirill Aleksejewitsch Kalinkin 27.09.2005 - 17.04.2024 |
Platon Dmitrijewitsch Prismotow 25.10.2005, begraben am 07.08.24 |
Wir hatten bereits mehrfach berichtet, dass wir unter den russischen Kriegstoten immer mehr gerade erwachsen gewordene junge Männer finden. Sie sind Opfer eines gnadenlosen Systems, das den Kriegsteilnehmern viel Geld, Ehre, Zuwendung und den Einsatz in ungefährlichen Gegenden verspricht, aber bis auf die versprochenen Zahlungen nichts davon einhält. Fast ohne Vorbereitung werden die Freiwilligen an die Front geworfen, wobei die jungen Männer noch nicht einmal eine militärische Grundausbildung absolviert hatten.
Mit aktuell 92 erfassten Kriegstoten ist die Situation in der russischen Teilrepublik Inguschetien noch überschaubar. Die Republik liegt im Kaukasus, sie hat etwa 500.000 Einwohner, fast alle muslimischen Glaubens. Die russische Bevölkerung hat die Region verlassen, nur noch 0,64% dort bezeichnen sich als Russen.
So kommt es, dass die Beisetzungen der Kriegstoten dort noch so ein seltenes Ereignis sind, dass der Ministerpräsident den Angehörigen persönlich konduliert. Das zeigt unser Video im Fall des 24-jährigen Raschid Jewlojew, der im russischen Angriffskrieg gefallen ist.
Wer sich für den Text der inguschischen Regierung interessiert, findet ihn nachfolgend:
Manpupunjor-Felsen -- Foto: Butorin -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Heute wollen wir die russische Teilrepublik Komi besuchen. Sie liegt im äußersten Nordosten Europas und ist ob des kalten Klimas dünn besiedelt. Namensgeber der Region sind die Komi, ein finnisch-ugrisches Volk, das etwa ein Viertel der Bevölkerung stellt.
Nordöstlich der Hauptstadt Syktywar liegt etwa 500 km entfernt die Siedlung Troizko-Petschorsk mit weniger als 6.000 Einwohnern. Sie ist umgeben von Wald und Endstation einer Bahnstrecke. Von hier aus sind es nur noch lächerliche 165 km zu den Manpupunjor-Felsen, die unser Foto zeigt. Die Felsen zählen zu den "sieben Wundern Russlands".
Aus Troizko-Petschors kam auch Stanislaw Sergejewitsch Ratnikow, der sich erfolglos im Krieg gegen die Ukraine versuchte.
Ust-Belaja von einem Quadcopter aufgenommen -- Foto: Thabigd -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Am Fluss Anadyr liegt das Dorf Ust-Belaja mitten im kalten Tschukotka. Die Hauptstadt Anadyr ist über 200 km Luftlinie entfernt. Das Dorf hat etwa 600 Bewohner, um die Jahrtausendwende waren es noch etwa 900.
In Ust-Belaja gibt es eine weiterführende Schule, eine Kunstschule, einen Kindergarten, ein Postamt, ein Kommunikationszentrum, ein Geschäft, eine Bäckerei, ein Hotel und eine Rentierzuchtfarm, der große Arbeitgeber des Dorfes. Aber es gibt keine Straßenverbindung nach Ust-Belaja. Man erreicht es mit dem Hubschrauber von Anadyr aus oder im Sommer mit dem Motorschiff, das aber zwei bis drei Tage braucht.
Aus Ust-Belaja kam auch Ruslan Aatschek, der in der örtlichen Renntierzucht arbeitete und ganz weit weg in der Ukraine in den Krieg zog. Wir dokumentieren den Bericht des dortigen Nachrichtenmagazins:
Weiterlesen: Der Rentierzüchter Ruslan Aatschek aus Ust-Belaja
Aus einer Datenbank für gefallene russische Soldaten:
Unterschrieb den Vertrag am 13. April und reiste am 19. April zu seinem Zielort ab. Am 24. Mai starb er. Die trauernden Eltern sind Mutter, Vater, Schwester, Neffen, Großmutter, Onkel und Tanten. Alexey hatte viele Freunde, aber ohne sein drittes Jahr zu beenden, ohne Militärdienst, machte er sich auf den Weg. Alexey wurde posthum der Orden des Mutes verliehen. |
Ria Nowosti ist die bedeutendste staatliche Nachrichtenagentur in Russland. Auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichte sie heute (12.08.2024) die nebenstehende Grafik, die wir durch Google haben übersetzen lassen. Der Text zu jener Grafik lautete: Putin bewertete die Aussichten für Verhandlungen mit der Ukraine vor dem Hintergrund der Lage in der Region Kursk. Dazu gab es folgende weitere Stellungnahmen von Putin: |
Am 7. August 2024 startete die Ukraine eine Offensive in der russischen Region Kursk und eroberte schnell einige Ortschaften. Die Militäraktion ist im Moment noch in vollem Gange, wir haben nicht die Kompetenz diese zu bewerten. Aber wir können an dieser Stelle den ersten Wehrpflichtigen vorstellen, der ein Opfer dieses Angriffs wurde. Nikita Dmitrijewitsch Dobrynin, 22 Jahre alt, kam aus der Stadt Petschora in der nördlichen Republik Komi. Er war wohl wie viele Wehrpflichtige zur Grenzsicherung eingesetzt und von dem Angriff völlig überrascht. Er wurde am 8. August getötet. Es gibt zahlreiche Drohnenvideos die zeigen, wie sich zahlreiche Wehrpflichtige an der Grenze einfach ergeben. Warum dies bei Nikita nicht möglich war, bleibt unbekannt. |
Über Nikita gibt nur wenige Informationen, er wäre ein Sohn, Bruder, Neffe und Enkel gewesen, der das Leben noch nicht gesehen hätte.
Update 12.08.24:
Weiterlesen: Das erste Opfer der ukrainischen Offensive bei Kursk // Update 12.08.24
Heute sind wir in Sredneuralsk, einer Kleinstadt in der Oblast Swerdlowsk. Auf dem Foto sehen wir Fedor Sergeewitsch Sabirow mit seiner Mutter Zoja. Beide sind in den Krieg gegen die Ukraine involviert. |
Petropawlowsk-Kamtschatski, Hauptstadt von Kamtschatka -- Foto: kuhnmi -- Lizenz: CC BY 2.0
Die Halbinsel Kamtschatka ganz im Osten Russlands ist etwa so groß, wie Spanien und Portugal zusammen. Über 160 Vulkane gibt es auf der Insel, wovon 29 noch aktiv sind. Bewohnt wird die Insel von etwa 300.000 Menschen mit stark abnehmender Tendenz, im Jahr 1990 lebten dort noch 480.000 Personen. Knapp 60 % der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski. Das Klima ist kalt bis gemäßigt (kalt) mit viel Niederschlag. Durchgehende Straßenverbindungen vom Norden nach dem Süden gibt es nicht.
Und obwohl der Krieg Russlands gegen die Ukraine geografisch ganz weit weg liegt, sterben Männer aus Kamtschatka in der Ukraine. Bis Juli 2024 hatte wir 168 Namen von getöteten Soldaten erfasst, durch zwei Videos sind jetzt viele Namen neu dazu gekommen.
In der kleinen russischen Teilrepublik Tuwa leben etwa 300.000 Menschen, davon sind knapp 90% Tuwiner und etwa 10% russischer Abstammung. Tuwa ist die ärmste Region der Russischen Föderation, die Armutsquote in der Republik lag 2017 bei 41,5 %.
Die Republik hat ein beispielloses Ausmaß an Kinderarmut. Die Zahl der Kinder in der Bevölkerungsstruktur beträgt etwa 35 % und aufgrund mangelnder Beschäftigung erhalten die meisten Familien soziale Leistungen. Dazu passt auch, dass die Menschen in Tuwa ein bescheidenes Niveau in der medizinischen Versorgung haben, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa 76 Jahren, die niedrigste in ganz Russland.
So wundert es auch nicht, dass viele Männer ihr Heil im Krieg gegen die Ukraine suchen. Der Verdienst als russischer Soldat ist so außergewöhnlich hoch, niemand in Tuwa kann das mit legaler Arbeit verdienen. So kommt es, dass Tuwa eine höhere Anzahl an Kriegstoten ausweist als die 13 Millionen Stadt Moskau.
Beinahe jeden Tag treffen Meldungen über neue Opfer des Ukrainekriegs in Tuwa ein. Wir dokumentieren vier Meldungen zwischen dem 26.Juli und 28. Juli 2024:
Die übersetzten Originaltexte:
Eine Berichtigung zu unserer veröffentlichten Zahl der russischen Kriegstoten im Monat Dezember. Wir hatten im Kopf unserer Seite die Zahl -91.596- veröffentlicht. Das war nicht richtig, wir hatten einen Zahlendreher. Die richtige Zahl sind 91.569 dokumentierte russische Kriegstote, wir haben den Fehler korrigiert.
Vermutlich bis Ende der Woche wird es noch dauern, bis wir unseren vollständigen Bericht zum 31.12.2024 vorlegen können.
Zunächst müssen wir noch etwa 6.700 Namen übersetzen. Dabei helfen uns zwar Übersetzungsprogramme, aber in der Realität müssen wir jeden zweiten Namen nachkorrigieren, weil die Programme eine englische Fassung der Namen ausspucken und diese deshalb teilweise unaussprechlich werden.
Danach werden die Namen in unsere Listen der Regionen aufgenommen - das geht auch nicht automatisch und wenn eine 500-Marke überschritten wird, gibt es eine neue Datei. Und zum Schluss muss alles geschrieben und die Tabellen angelegt werden.
OM 07.01.24
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert jetzt beinahe drei Jahre, nach und nach verschwinden auch Medienunternehmen, VKontakte-Seiten und ganze Webseiten, vielleicht weil sie zu offen über die Resultate dieses Krieges geschrieben haben. Damit verschwinden auch viele von uns angegebe Links auf die Veröffentlichungen in Russland. Wir haben uns in soweit abgesichert & Screenshots gespeichert.
Auch die Webseite von Semyon Kochkin "Wütendes Tschuwaschien" wurde inzwischen gesperrt, die dort veröffentlichte Liste der tschuwaschischen Kriegstoten findet man jetzt bei "Skat-Media".
Unser Bericht über den baschkirischen Bezirk Baimak ist keine zwei Tage alt und beinahe alle auf die Originalbeiträge verweisenden Links sind tot. Also nicht ganz, sondern die Besucher erfahren, dass deren Inhalt gelöscht worden wäre.
Das dürfte kein Zufall sein, wahrscheinlich bekamen die Administratoren des Kanals "Baimak-Ortszweig der Kampfbruderschaft" einen entsprechenden Hinweis.
Wir haben heute Nacht einen größeren Beitrag über den Bezirk Baimak in Baschkirien zusammengestellt. Wir wollen damit aufzeigen, wie der Krieg gegen die Ukraine das Leben in den ländlichen Bezirken der Republik Baschkortostan beeinflusst.
Es ist aber nicht der einzige Beitrag, der sich mit diesem Thema befasst. Wir haben am 14. November 24 einen ähnlichen Bericht vom Bakalinsky Bezirk im Westen Baschkortostans veröffentlicht. Im Juni 24 haben wir über den Bezirk Tatyschlinski und im April über den Blagovarsky Bezirk geschrieben.
Nimmt man alle Berichte zusammen, bekommt man eine Ahnung, wie das Leben in den ländlichen Regionen sich darstellt und was dieser Krieg für die Baschkiren bedeutet.
Wir haben den Beitrag entfernt und definieren ihn zunächst als Falschmeldung. Die Frau aus Tschukotka, die den Originalbeitrag erstellt hatte, wurde inzwischen bei VKontakte gesperrt. Es gibt zudem Äußerungen, dass das Bild durch Photoshop erstellt wurde.
Auf Odnoklassniki gibt es den selben Inhalt, auf einer wenig Vertrauen einflößenden Seite. Solange wir keine weiteren Informationen haben, bleibt der Beitrag versteckt.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist jetzt beinahe drei Jahre alt, da geraten manche unserer Gewohnheiten in Vergessenheit - zum Beispiel, warum wir bei einigen Regionen so "merkwürdige" Überschriften kultivieren.
Wir haben seit Beginn des Krieges die russischen Kriegstoten hier erfasst und zunächst die Originaltexte meist ungekürzt übernommen. Aus diesen oft den Krieg rechtfertigenden Beiträgen haben wir passende Sätze als Überschrift ennommen. Im jetzigen Mengengeschäft ist vielleicht der Sinn abhanden gekommen, aber wir bleiben in unserer Gewohnheit stur.
In der Nacht vom 10. auf 11. Dezember 24 werden wir für einige Stunden nicht erreichbar sein. Auf Grund von Wartungsarbeiten schaltet unser Hoster unsere Webseite ab - das gilt für bedie Domains. Und wenn alles gut geht, sind wir danach wieder zuverlässig erreichbar.
10.12.24
Wir verzeichnen im Monat November 2024 die bisher meisten russischen Kriegstoten im gesamten Verlauf des Krieges gegen die Ukraine. Die absoluten Zahlen findet ihr im Kopf unserer Seite.
Allerdings fehlen uns noch die Angaben über die Regionen, usw. der letzten zehn Tage des Monats. Wir sind dabei, diese zusammenzustellen. Das erfordert unsere gesame Arbeitskraft, deshalb werden wir mit neuen Themen auf unserer Seite etwas sparsamer verfahren.
02.12.24
Ein großes Update wurde bei der Republik Tatarstan vollzogen. Bis zum 15.11.2024 sind 1.180 neue Kriegstote dazu gekommen. Es ist das Ergbnis der Arbeit einer lokalen Initiative, die all diese Namen akribisch gesammelt und dokumentiert hat. Die Links zu den Webseiten der Initiative findet ihr hinter den Namen der getöteten Soldaten. Tatarstan hat damit die meisten dokumentierten Kriegstoten von ganz Russland.
Damit stehen drei Seiten aus Tatarstan hintereinander auf unserer Titelseite - nicht schön, aber damit wollen wir den Zuwachs auch dokumentieren. Nicht dabei sind die regulär erfassten Kriegstoten aus Tatarstan vom November. Diese kommen erst mit unserem November-Update dazu.
Achso - wir haben mit diesem Update auch die Zahlen im Kopf unserer Webseite aktualisiert.
19.11.24
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Tatjana Aleksejewna Borodatschewa, geboren 1976, war Enkelin eines pensionierten Oberst aus Transbaikalien und hatte sich als ausgebildete Sanitäterin beim Militär verpflichtet. Sie war in Syrien und in Berg-Karabach stationiert und wurde danach in den Donbass versetzt. Am 31. Juli 24 saß sie in einem Militärhubschrauber, der Verwundete aus dem Kriegsgebiet ausfliegen sollte. Durch einen Raketenangriff der Ukraine wurde sie und 13 weitere Militärangehörige getötet.
Mit ihrem Tod werden neue Legenden geschaffen. Bei einer Feier in ihrer Heimatstadt Tschita schreiben die Organisatoren: "Obwohl der Ambulanzhubschrauber die Markierung des Roten Kreuzes trug, wurde er am 31. Juli 2024 von ukrainischen Bandera-Faschisten mit einer amerikanischen Rakete abgeschossen."
Wir haben deshalb noch einmal die russischen Berichte zum Abschuss des Hubschraubers aufgerufen. Danach war es ein ganz normaler Transporthubschrauber des Militärs (Link).
Der Mann, der auf dem kurzen Video so routiniert die Pizzas aus dem Ofen holt, heißt Gianni Cenni, geboren am 19. August 1973 aus der Gegend von Neapel. Seinen Dokumenten nach ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Zuletzt arbeitete er als Chefpizzabäcker in einem italienischen Restaurant in der russischen Stadt Samara, das einem italienischen Honorarkonsul gehört.
Vor einem Jahr hätte Gianni gekündigt und wäre in die Gegend von Wolgograd gezogen, berichtete sein früherer Chef. Ob aus Überzeugung oder aus Geldmangel heraus - am 13. November 24 verdingte sich Gianni bei der russischen Armee.
Diese Entscheidung wurde diesmal nicht mit dem Tod bestraft - Anfang 2025 wurde Gianni von einer ukrainischen Spezialeinheit hinter den russischen Linien gefangen genommen.
Der Mann auf dem Foto ist Wassili Anatoljewitsch Weretschuk, geboren am 05.05.1983. Er kam aus dem Dorf Aksentsewo mit etwa 130 Einwohnern in der Region Wladimir. Nach der Schule arbeitete er zusammen mit seinen Eltern auf der bolschewistischen Kolchose. Nach zwei Jahren Wehrdienst kam er auf die Kolchose zurück. Er heiratete, bekam einen Sohn und arbeitete schließlich in einer Schuhfabrik in der Hauptstadt Wladimir. Zuletzt war er arbeitslos.
Am 5. September 2024 unterschrieb er beim Militär und zog in den Krieg - begraben am 24.12.2024 in seinem Heimatdorf.
Wer wissen will, warum sich noch immer viele russische Männer zum Kriegsdienst melden, obwohl für viele dieser den sicheren Tod bedeutet, bekommt aus solchen Lebenläufen heraus eine Antwort - zusammen mit dem vielen Geld, das die Freiwilligen erhalten.
Ganz geradlinig verlief die Karriere von Alexej Bugajew nicht. Aber immerhin kam der Innenverteidiger auf sieben Einsätze in der russschen Nationalmannschaft. Mit 29 Jahren schied er als Spieler des FK Krasnodar im Jahr 2010 aus dem Profisport aus.
Danach ging es mit ihm bergab, er begann zu trinken und häufte Schulden an. Um wieder auf die Beine zu kommen, startete er eine neue Karriere als Drogenkurier.
Am 1. November 2023 wurde Alexej mit einem Pfund eines Mephedron-Derivates (Badesalzdroge) in Sotschi festgenommen. Im September 2024 wurde Alexej deshalb zu 9,5 Jahren Hochsicherheitskolonie verurteilt. Auch Alexej zog es vor in den Krieg zu ziehen, statt seine Strafe abzusitzen.
Heute, am 29.12.24, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA Nowostni seien Tod. Seine Überbleibsel liegen aktuell irgendwo in der heißen Zone der Front und können nicht geborgen werden.
Es ist eigentlich eine andere Form des russischen Roulette-Spiels, der Freiwilligendienst in der russischen Armee. Und weil das inzwischen auch der dümmste Russe begriffen hat, fällt es dem Staat immer schwerer, die im Krieg gegen die Ukraine verschlissenen und getöteten Soldaten zu ersetzen.
Zum Jahresende hat die Region Samara die Zahlungen erhöht, wenn man einen Vertrag mit dem russischen Militär abschließt. Wer zwischen dem 1.01.2025 und dem 31.01.25 sich zu jenem Kommando entschließt, erhält jetzt vier Millionen Rubel (€ 38.000) bar auf die Hand, dazu gibt es zum sehr hohen Sold zusätzlich neun Monate lang 50.000 Rubel (€ 480) extra. Wer solch einen Menschen akquiriert, bekommt zudem eine Prämie von 100.000 Rubel (€ 960).
Und wie wir bereits berichtet haben, erlässt Präsident Wladimir Putin eventuelle Schulden bis zum Betrag von zehn Millionen Rubel (€ 96.000). (Quelle)
OM, 26.12.24
Wir hatten über den baschkirischen Bezirk Baimak berichtet und alle Ereignisse im Zeitraum vom 1. bis 16. Dezember 2024 zusammengetragen, die mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung stehen. Beinahe alle von uns veröffentlichten Links auf die dortigen Geschehnisse wurden sehr kurze Zeit danach gelöscht.
Über den Letzten von uns vorgestellten Kriegstoten Denis Fanisowitsch Mutallapow, geb. 31.07.1999, gibt es eine weitere Information.
Denis war kein gewöhnlicher Freiwilliger, sondern saß in der Region Lipezk in Untersuchungshaft. Er war also noch nicht verurteilt. Der russische Staat gibt auch Untersuchungsgefangenen die Möglichkeit, einem Gerichtsurteil zu entgehen, wenn dieser sich "freiwillig" einer Sturm-V-Einheit anschließt und an die Front zieht.
Denis meldete sich folglich am 14.06.24 zum Kriegsdienst und war am 7.7.24 tot.
Die Großstadt Uljanowsk liegt 700 km östlich von Moskau an der Wolga mit etwa 600.000 Einwohnern. Am dortigen Flughafen warten Lieferwagenfahrer, um die Särge getöteter Soldaten in die Heimatorte zu bringen. Einer der Fahrer, der am Abtransport der Särge vom Flughafen beteiligt war, nahm ein Video auf und sagte, dass es noch nie zuvor so viele Tote gegeben habe:
„Heute scheint es die größte Gruppe zu sein, denn egal wie oft ich hingefahren bin, es waren weniger Autos da, aber dieses Mal ist es einfach... ein Albtraum. Zwei Flugzeuge, 180 Leute … So eine große Menge, das hat es noch nie gegeben. Sie haben begonnen, zwei Flugzeuge gleichzeitig zu schicken.“
Video aus einem Telegramkanal vom 25.12.24:
Die Geschichte von Alexander Beljuschin im Schnelldurchgang erzählt:
Alexander hat mit seiner ehemaligen Frau Ljubow fünf Kinder, beide leben noch im selben Haus. Aber die Frau will wegziehen, es kommt zum Streit und Alexander ermordet Ljubow. Er versteckt die Leiche im Schnee und meldet bei der Polizei, dass seine Frau verschwunden wäre.
Die Leiche wird später entdeckt, Alexander als Täter entlarvt und vom Gericht am 15.02.24 zu 9,5 Jahren Lagerhaft verurteilt.
Im August 24 unterschrieb Alexander einen Militärvertrag und kam an die Front, am 16.10. wurde er getötet und am 11. Dezember 24 mit militärischen Ehren in der Siedlung Werchnjaja Sinjatschicha beigesetzt.
Das ganze mit etwas mehr Herz-Schmerz kann man in russischer Sprache hier nachlesen.
Der Telegramkanal "Tscheljabisnk der Zukunft" am 12.12.2024:
Ein 19-jähriger Wehrpflichtiger aus Troitsk wurde mit einem Trick in den Krieg geschickt, wo er starb
Der Bruder des Wehrpflichtigen Daniil Galiulin aus Troitsk hat einen wütenden Appell verfasst. Jemand hatte im Namen seines Bruders einen Vertrag mit der Militäreinheit Nr. 31612 unterzeichnet, der den jungen Mann in den Krieg schickte.
Die Verwandten des toten Wehrpflichtigen sind sich sicher, dass Daniil nichts unterschrieben hat, da er den Vertrag in Gesprächen nie erwähnt hat und auch nicht an die Front wollte.
Der Bruder des Verstorbenen fordert eine Bestrafung der Kommandeure der Einheit, da diese für die Fälschung verantwortlich sind. Der Verwandte des Verstorbenen ist auch empört darüber, dass sehr junge Männer ohne Ausbildung und Kenntnisse an die Front geschickt werden.
„Wie können Wehrpflichtige, Jungen, die 18-19 Jahre alt sind, in den Krieg geschickt werden?! [...] Sie wurden hereingebracht, eine Woche lang durch die Schützengräben gejagt, sie liefen durch die Labyrinthe, und dann gab man ihnen Sturmgewehre, zwei Granaten, und sie sollten kämpfen“, empört sich der Bruder des Verstorbenen.
Um als Sanitäter/in Teil der russischen Kriegsmaschinerie zu werden, bedarf es nicht viel. Und wie wir aus anderen, ähnlich gelagerten Fällen erfahren haben, ist dafür nicht einmal eine medizinische Vorbildung notwendig. Welche Qualifikation also Veronika Dmitrijewna Nikogosowa hatte, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Veronika, geboren am 18. Dezember 1985, kam aus der Stadt Budjonnowsk in der Region Stawropol, über die wir hier auch schon berichtet haben. Sie hatte zwei kleine Söhne und wäre in der Schule eine Rebellin gewesen, schrieb eine ehemalige Klassenkameradin. Im Jahr 2022 wurde Veronika allerdings betrunken beim Autofahren in ihrer Heimatstadt erwischt und musste für eineinhalb Jahre ihren Führerschein abgeben. Das hinderte sie allerdings nicht, im Sommer 22 erneut betrunken Auto zu fahren, was ihr 400 Stunden Zwangsarbeit, Führerscheinentzug und die Einziehung ihres Ladas einbrachten (Urteil).
Zuletzt hatte Veronika dann in Moskau gelebt und sich freiwillig zum Krieg gegen die Ukraine gemeldet (Foto). Als Kämpferin und Sanitäterin war sie an vorderster Front und wurde am 22. Oktober 24 in der Ukraine getötet. Ohne großes Aufheben wurde sie in Budjonnowsk begraben.
Im Süden der Region Perm liegt das große Dorf Barda mit etwa 10.000 Einwohnern. Es ist das Verwaltungszentrum des Bezirks Bardymsky, in dem etwa 26.000 Menschen leben. Das Dorf beherbergt verschiedene Unternehmen, Schulen aller Kategorien und auch eine Sonderschule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung. Warum in aller Welt diese Schule sich als Justizvollzugsinternat bezeichnet, erschließt sich dem Autor nicht.
In diesem Internat ging Dinail Tachirowitsch Rangulow, geboren am 20. Juni 1990 zur Schule. Danach absovierte er eine Ausbildung zum Maler und viel mehr wird nicht über den jungen Mann berichtet.
Aber 27. August 2024 schloss der geistig behinderte Dinail einen Vertrag mit dem russischen Militär ab und wurde ins Kriegsgebiet geschickt. Nach Ansicht des Militärs taugte er als Kanonenfutter allemal. Und so kam es, dass Dinail am 4. November 24 irgendwo in der Ukraine getötet wurde. "Er hat Mut im Kampf bewiesen," lautet der Nachruf. "Und die Erinnerung an den Soldaten wird in unseren Herzen bleiben."
Es ist leider bereits der vierte Fall von jungen russischen Soldaten, die die ukrainische Gefangenschaft nicht überlebt haben. Wir haben versucht, die ersten drei Fälle etwas aufzuklären und sind an einer Mauer des Schweigens des ukrainischen Verteidigungsministeriums und auch des deutschen Außenministeriums abgeprallt. Die kritische Initiative "Asche" hat den Fall von Jewgeni Solodowtschenko, 37 Jahre aus der Region Belgorod, am 5.12.24 dokumentiert:
Jewgeni Solodowtschenko, ein Belgoroder Soldat aus der Siedlung Jakowlewo, ist in ukrainischer Gefangenschaft gestorben. Nach Angaben wurde die Leiche des 37-jährigen Solodowtschenko im Rahmen eines Leichentauschs (200 mal 200) an seine Angehörigen übergeben. Der Mann wurde am 30. Oktober in der „Allee der Helden“ in der Stadt Stroitel beigesetzt.
Nach vorläufigen Angaben wurde die Leiche des Mannes mit einem „gebrochenen Brustkorb“ zurückgebracht. Die Ursache für seinen Tod ist unbekannt.
Jewgeni Solodowtschenko war Anfang August gefangen genommen worden. „Asche“ veröffentlichte ein Video mit dem Mann, in dem er sagt, er sei im Unterstand eingeschlafen und habe nicht bemerkt, wie das ukrainische Militär in den Unterstand eingedrungen sei.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Videos hatte Jewgenij keine visuell bestätigten schweren Wunden, die die Ursache für seinen Tod in der Gefangenschaft sein könnten.
Tatjana Tschirkowa schrieb am 3.12.24 auf VKontakte:
Wer kannte vielleicht Valery Jurjewitsch Bogomolow, 64 Jahre alt? Wer kann sagen, wie er am 20. November starb. Ich kenne sein Rufzeichen nicht.
Er reiste am 2. November ab und meldete sich am 15. November aus Selidowo. In der Meldung an das Einberufungsamt steht „gestorben an den Folgen einer atherosklerotischen Herzerkrankung im Rahmen der SVO“ in Awdejewka.
Es gibt auch ein gummiertes ärztliches Attest von ihm, Bezirk Michailowka. Er hat sich nie über sein Herz beklagt, jede medizinische Untersuchung zur Arbeit bei der Eisenbahn bestanden - war in Ordnung, durfte arbeiten. Das Rekrutierungsbüro sagte, dass der Erhalt einer Teilnehmerbescheinigung an der speziellen Militäroperation an die Familie fraglich sei.
Nun, und die Zahlungen sind unterschiedlich. Aber ich interessiere mich für die Frage, unter welchen Umständen der Tod passiert ist. Ich werde für jede Information dankbar sein!
Die richtige Frage wäre doch, warum hat die Familie von Valery nicht unterbunden, dass ein 64-jähriger Mann in den Krieg zieht? Es ging wohl nur um das viele Geld.