Taschtyp

Dorf Taschtyp -- Foto: Annenkoan -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Taschtyp, der Ort auf dem Foto,  ist ein Dorf in Chakassien mit etwas über 6.000 Einwohnern. Im Hintergrund sind die westlichen Ausläufer des Westsajan-Gebirges zu sehen. Der abgelegene Ort liegt an einer Regionalstraße, die man im Vordergrund sieht. Der nächste Bahnhof ist 32 km entfernt.

Aus Taschtyp kam Nikolai Sulberekow, der meinte, auch im Krieg gegen die Ukraine dabei sein zu müssen.

Iwan Alekseewitsch KulabuchowWir wissen, dass die offizielle Staatspropaganda Russlands zum Krieg gegen die Ukraine sich fast ausschließlich falscher Darstellungen bedient. Da ist von einem Verteidigungskrieg geredet, aber Russland hat angegriffen. Da wird über den Schutz der Bürger des Donbass fabuliert, aber Russland hat bereits 2014 jenen Krieg dort begonnen, der zur Vertreibung und Tod vieler Bürger geführt hat. Da redet man vom "friedlichen Himmel über dem Kopf der Bürger" und Russland bombt mit Raketen und Marschflugkörpern auf die zivile Infrastruktur und die Menschen der Ukraine. Und schließlich kämpft man gegen die ukrainischen Nazis und meint damit eine liberale, demokratische Gesellschaft.

Dieses System der Lüge frisst sich durch das ganze russische Gemeinwesen. Die an der Front in den Tod geschickten einfachen Soldaten, mutieren zum Helden, wenn sie im zugelöteten Zinksarg endlich wieder zuhause angekommen sind. Und Mörder und andere Verbrecher werden zum Vorbild der Jugend, weil sie im Dienste der Gruppe Wagner als Kanonenfutter an der Front verheizt wurden. Heute sind uns zwei solcher Fälle bekannt geworden:

  • Der Hammer der Leidenschaft
  • Muttermörder

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Am 14. Januar wurde die russische AWACS-Maschine A-50 über dem Asowschen Meer abgeschossen. Am 23. Februar ging das nächste Überwachungsflugzeug über der Region Krasnodar verloren. Ein herber Verlust für die russische Armee, denn diese Flugzeuge und deren Besatzung sind rar. Ende März gab es in der Stadt Iwanowo eine Trauerfeier für die beim Absturz getötete Besatzung.

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Dorf Wankarem, Tschukotka -- Urheber:  Ansgar Walk -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Dorf Wankarem liegt am äußersten nord-östlichen Rand des Autonomen Kreises der Tschuktschen (Tschukotka). Das Dorf liegt völlig isoliert, es gibt keine Straße dorthin - aber immerhin hat der Flecken einen kleinen Flugplatz. Die Bevölkerung besteht aus Tschuktschen und sibirischen Eskimos. Aber es sind nicht mehr viele da. Im Jahr 2010 zählte man noch 210 Bewohner, sechs Jahre später lebten dort 166 Menschen. Jetzt ist es wieder einer weniger:

a50Am 14. Januar 2024 wurde über dem Asowschen Meer die russische AWACS-Maschine A-50 "Sergey Atayants" (Foto links) vermutlich von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen. Diese Flugzeuge dienen  der Luftraumüberwachung auch über große Entfernungen hinweg. Wie die NATO-AWACS Flugzeuge erkennt man auch die russische Variante an dem Radom, das über dem Rumpf wie ein großer Diskus angebracht ist.

Dieser Abschuss war eine kleine Sensation auf Grund der großen Entfernung von den nicht besetzten Gebieten der Ukraine zum Zielobjekt und weil Russland nur über eine begrenzte Anzahl dieser Flugzeuge verfügt.

Am 24. März 2024 fand in der Stadt Iwanowo eine Trauerveranstaltung für die beim Abschuss getöteten Soldaten statt. Die Besatzung bestand aus acht Soldaten und galt eine lange Zeit als vermisst.

Tschuwaschien Dieses aktuelle Video vom Krieg gegen die Ukraine wurde von einem tschuwaschischen Soldaten der russischen Armee aufgenommen. Veröffentlicht wurde es vom Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" am 04.04.24, den wir hier schon mehrfach vorgestellt haben. Das Video selbst haben wir hinter dem Weiterlesen-Link verstaut. Ob der drastischen Bilder muss man es nicht ansehen, es reicht den folgenden Begleittext zu lesen.

Alltag aus der Sicht eines Vertragssoldaten der russischen Armee. Die Geräusche von Schüssen, zerstörter Ausrüstung, Soldaten, die die Leichen ihrer toten Kameraden schleppen.

 „So sind unsere Leute gestorben. Hier ist unsere gesamte Ausrüstung zerstört, überall liegen tote Menschen. Es ist beängstigend, Leute, sehr beängstigend. Das ist, was von ihm übrig geblieben ist – da ist ein Oberschenkel, da ist noch einer, sie haben ihn verbrannt, es ist beängstigend“, Übersetzung aus dem Tschuwaschischen.

Staatliche Medien schreiben selten über die sogenannte „Sonderoperation“. Dabei geht es vor allem um die Verleihung von Medaillen. So können Sie vergessen , was Krieg wirklich ist – Schmerz, Blut, Schmutz, Kälte, Angst und Tod.

Tschuwaschische Soldaten töten ohne Schuldgefühle und sterben ohne Sinn und Zweck. Dies ist ein Verbrechen Wladimir Putins vor unserem Volk, vor den Bewohnern der Ukraine, vor der gesamten Menschheit. Das ist eine große Tragödie für unsere Republik.

Debin Kolyma

Der Kolyma bei Debin (ca. 500 Einw.) --  Foto: Oxonhutch -- Lizenz: CC BY 2.5

Der Kolyma ist ein etwa 2.500 km langer Fluss, der durch den Oblast Magadan und Sacha (Jakutien) fließt. Auf etwa 2.000 km ist der Fluss ein halbes Jahr über den Sommer hinweg mit einem Schiff befahrbar. Er ist folglich ein wichtiger Transportweg für die beiden Regionen im äußersten Nordosten Russlands.

Die Leute von Magadan sprechen von sich auch als Kolyma-Bewohner. Insgesamt leben dort etwa 136.000, Tendenz abnehmend. Das zur Erläuterung des folgenden Textes. Denn auch dort stapeln sich die Todesmeldungen aus der fernen Ukraine. Wir geben eine beispielhafte Nachricht des Telegram-Kanals "Ganz Magadan" im übersetzten Original wieder:

Konstantin TschirkinEtwa 100 km südlich von Moskau entfernt liegt die Stadt Kaschira mit rund 45.000 Einwohnern, eine der ältesten Städte der Region. Zur russischen Hauptstadt gibt es eine Nahverkehrsverbindung. In der jüngsten Geschichte der Stadt war Kaschira die letzte Station der Gruppe Wagner auf ihrem Feldzug Richtung Moskau - dort endete ihr Vormarsch. Und als Söldner der Gruppe Wagner endete auch das Leben der Hauptperson unserer Erzählung.

Aus Kaschira kam  Konstantin Tschirkin (Foto links). Der junge Mann wurde am 2. Februar 1999 dort geboren und entwickelte sich als hoffnungsvoller Spross seiner Familie. Er war ein guter Sportler, spielte Fußball und Volleyball und machte auch auf dem Skateboard eine gute Figur. Er besuchte eine Musikschule, kochte gerne und interessierte sich für Kunst.

Eine Nachbarin beschreibt Konstantin als einen jungen Mann mit der gütigsten Seele und einem sehr sensiblen Herzen. Er wäre derjenige, der sich für alle einsetzt und sogar einem kleinen obdachlosen Kätzchen hilft.

Aber Konstantin hatte auch weitergehende Interessen, die sich hauptsächlich um das schnelle Geldverdienen drehten. Zusammen mit einer Gang aus Jugendlichen aus den Vororten von Moskau entwickelte er einen Plan, wie man aus der in Russland weit verbreiteten Abneigung gegenüber Schwulen Kapital schlagen könnte.

Feyrudin Fakhrudinowitsch SchidjewUnser freundlicher Herr Lezgin ist eigentlich ein Gauner der besonderen Art und heißt mit bürgerlichen Namen Feyrudin Fakhrudinowitsch Schidjew. Er wurde 1992 in Wolgograd geboren, seine Familie zog später zurück nach Dagestan.

Über seine zahlreichen Vorstrafen wissen wir nichts Näheres, dafür mehr über seinen letzten Coup. Er baute einen Eisenzaun für einen Speditionsunternehmer, wohnte in dieser Zeit in dessen Geschäftshaus und machte sich dort nützlich. Per Zufall (oder auch nicht) entdeckte er die Schlüssel zum Tresor des Unternehmens, versteckt in Turnschuhen.

Mit jetzt 320 Tausend Rubel in der Tasche machte sich unser Held aus dem Staub. Von Dagestan ging es nach Moskau, dann nach St. Petersburg bis das Geld ausgegeben war und unser freundlicher Herr Lezgin verhaftet wurde. Ein Gericht in Dagestan verurteilte ihne zu 2,5 Jahren strenger Lagerhaft.

Ab diesem Zeitpunkt begann die zweite Karriere von Herrn Lezgin, die ein Journalist aus Samara zusammenfasste:

MachatschkalaDie Republik Dagestan ist die größte und bevölkerungsreichste Republik im russischen Teil des Kaukasus. Machatschkala ist die Hauptstadt der Republik und wie das ganze Land muslimisch geprägt. Bürgermeister der Stadt ist Jussup Umawow, der Ende Februar zehn Mutorden an Bürger seiner Stadt zu verteilen hat. Alle sind im Krieg gegen die Ukraine gefallen, deshalb nehmen nur die Angehörigen an der Veranstaltung teil.

Hören wir, was er zu sagen hat:

GasflammeRussland war 2020 der größte Gasexporteur weltweit. Wir hatten schon mehrfach berichtet, dass es in vielen Dörfern Russlands noch immer keine Versorgung mit Erdgas gibt. Dass es aber auch in dichter besiedelten Gebieten Probleme mit Gasanschlüssen gibt, berichtet die russische Journalistin Anastasia Kaschewarowa. Konkret geht es dabei um Kriegswitwen, die nach dem russischen Selbstverständnis sowieso bevorzugt behandelt werden sollten.

Zum Verständnis des Textes bei „Miller und Matvienko“ handelt es sich um Alexey Miller, den Chef von Gazprom und um Valentina Matwienko, die Gouverneurin von St. Petersburg.

Wir veröffentlichen den Originaltext  vom 26. Februar 2024 leicht redigiert:

OMVielleicht gibt es noch Leser von uns, die sich an die fünfziger und sechziger Jahre erinnern. Damals gab es unter den ehemaligen Soldaten des zweiten Weltkriegs viele Männer mit schweren, bleibenden Kriegsverletzungen. Schüsse und Granatensplitter hatten Gesichter entstellt und/oder schwere Gehirnschäden verursacht, auf der Straße traf man Männer mit amputierten Armen oder sah Kriegsversehrte ohne Beine im Rollstuhl sitzend.

Inzwischen gibt es aus Russland auch Berichte (Übersetzung), die von einem deutlichen Anstieg an Männern mit Behinderungen berichten, alle im wehrfähigen Alter. Geht man von unserer aktuellen Prognose aus, dann wurden durch den Krieg in der Ukraine 280 Tausend Soldaten verletzt und müssen teilweise mit starken Behinderungen leben.

Wenn wir zur besseren Einschätzung die deutsche Großstadt Köln mit etwa einer Million Einwohnern heranziehen, dann hätten alle Männer im wehrfähigen Alter aus Köln eine kriegsbedingte Behinderung. Die Einwohnerzahl Russlands entspricht ganz ungefähr der Bevölkerung von Deutschland und Frankreich zusammen.

HIMARSIn der folgenden Liste haben wir einige getötete Soldaten des HIMARS-Angriffs auf den Truppenübungsplatz in der Region Donezk am 20.02.24 zusammengetragen. Es sind viele Offiziere dabei, wahrscheinlich weil beim Besuch des kommandierenden Generalmajors auch Auszeichnungen vergeben werden sollten. Wie zu Beginn des Krieges haben wir die Begleittexte im Original hinzugefügt, manchmal etwas gekürzt.
Foto: Symbolbild eines HIMARS-Abschusses

Oleg Lwowitsch MoisejewAuf einem Truppenübungsplatz in der besetzten Region Donezk mussten am Morgen des 20. Februar 24 Soldaten der 29. russischen Armee in Reih und Glied antreten, um ihren Kommandeur Generalmajor Oleg Lwowitsch Moisejew (Foto links) zu empfangen. Es sollten wohl Auszeichnungen vergeben werden.

Termin und Ort waren der ukrainischen Seite bekannt geworden, es wurden drei bis vier HIMARS-Raketen mit Streumunition gestartet. Über 60 russische Soldaten wurden bei diesem Angriff getötet, die Zahl der Verletzten wurde nicht öffentlich gemacht. Kurz danach wurde eine handschriftliche Liste mit 68 Namen veröffentlicht.

Nikita KosyrewEiner der getöteten Soldaten war der junge Leutnant Nikita Kosyrew aus Belgorod. Er hatte erst im April 23 in Moskau sein Offizierspatent erhalten. Auf der Liste ist sein Name markiert. Viele weitere Namen konnten über die Todesmeldungen von Angehörigen bestätigt werden. Der Generalmajor war allerdings nicht dabei.

Es gibt einige Fotos vom Schauplatz des Angriffs:

Sergej Andrejewitsch ScheludtschenkoSergej Andrejewitsch Scheludtschenko
Friedhof von Marjanskaja, eine Staniza in der Region Krasnodar

Haben die Angehörigen dieses Verstorbenen verstanden, dass er für die imperialen Ambitionen eines kahlen Diktators gestorben ist oder nicht?

Am 20.02.14 begann der Diktator unter dem Deckmantel „Sie sind nicht da“ niederträchtig und hinterlistig einen Krieg gegen die Ukraine. Ja, damals wusste die Bevölkerung nichts davon und erfuhr alles im Nachhinein.

Der Diktator kündigte am 24.02.22 öffentlich im Fernsehen eine neue blutige Phase des Krieges an. Warum erkannten die Angehörigen dieses Verstorbenen und andere wie er nicht, dass solche Entscheidungen zwangsläufig zu ähnlichen Konsequenzen führen würden?

Alexander Alexandrowitsch KutsenkoAlexander Alexandrowitsch Kutsenko, 36 Jahre alt, stammte aus Semiluki in der Region Woronesch. Er landete im Herbst 2022 beim Militär - ob mobilisiert oder freiwillig, ist nicht ganz eindeutig. Auch er hat den Krieg nicht überlebt, getötet am 22.03.2023.

Aber es gibt einen Brief eines nahestehenden Mannes an den russischen Telegram-Kanal: Wie ich in den Krieg zog - Einheit Mamatow, der das Schicksal von Alexander in drastischen Worten schildert.

17 Soldaten

Das Ergebnis eines russischen Angriffs im Raum Terna-Jampoliwka vom 15.03.24. Aufgenommen durch eine ukrainische Überwachungsdrohne - wohl aus großer Entfernung.

Da stellt sich die Frage, wie lange noch der russische Präsident all diese Kriegstoten und das damit verbunde Leid seinen Bürgern noch zumuten möchte. Das größte Land der Erde, auf Grund seiner Größe schon kaum zu regieren, will unbedingt neue Territorien erobern und opfert dafür das Leben seiner Bürger und den natürlichen Reichtum seines Landes.

Aber zurück zum Foto - wie viele getötete Soldaten findet man darauf? Wir haben 17 gezählt.

Wjatscheslaw Wiktorowitsch SarajewWjatscheslaw Wiktorowitsch Sarajew kam aus dem kleinen Dorf Schtscherbakowo mit gerade mal knapp 60 Einwohnern, das in in der Region Swerdlowsk liegt. Am 15. Januar 24 erreichte die Nachricht das Dorf, dass auch Wjatscheslaw im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Eine Drohne wäre in seinen Unterstand geflogen, erzählte sein Kommandant den Angehörigen.

In der nahe gelegenen Großstadt Kamensk-Uralsky liegen jetzt die sterblichen Überreste des 47-jährigen Wjatscheslaw in einem geschlossenen Zinksarg. Seine Angehörigen weigern sich, den Mann zu beerdigen.

Sturm V

Sturm-V Soldaten mit orthodoxem Beistand

Die russische Militärführung hat den Umgang mit den "Freiwilligen" aus den Haftanstalten inzwischen erneut verändert. Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte die Gruppe Wagner das Privileg, in den Haftanstalten Rekruten zu werben. Als es Krach zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium gab, wurden vom Ministerium die Sturm-Z Einheiten geschaffen und mit Häftlingen gefüllt. Doch wegen Protesten aus der Bevölkerung wurde erneut umgestellt - aktuell nennen sich jene Einheiten Sturm-V.

OMIm Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten bis auf die Eroberung der Stadt  Awdijiwka nur wenige Veränderungen an der Front. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 29. Februar 2024 haben wir 46.378 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 6.425 gefundenen Kriegstoten seit Beginn des Jahres, also im Durchschnitt 107 gefallene Soldaten pro Tag.

Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 73 gefallene Soldaten pro Tag registriert.

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