15.07.2024 -- 61.949 // Zuwachs zum 30.06.24: 2.489
Dorf Taschtyp -- Foto: Annenkoan -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Taschtyp, der Ort auf dem Foto, ist ein Dorf in Chakassien mit etwas über 6.000 Einwohnern. Im Hintergrund sind die westlichen Ausläufer des Westsajan-Gebirges zu sehen. Der abgelegene Ort liegt an einer Regionalstraße, die man im Vordergrund sieht. Der nächste Bahnhof ist 32 km entfernt.
Aus Taschtyp kam Nikolai Sulberekow, der meinte, auch im Krieg gegen die Ukraine dabei sein zu müssen.
Wir wissen, dass die offizielle Staatspropaganda Russlands zum Krieg gegen die Ukraine sich fast ausschließlich falscher Darstellungen bedient. Da ist von einem Verteidigungskrieg geredet, aber Russland hat angegriffen. Da wird über den Schutz der Bürger des Donbass fabuliert, aber Russland hat bereits 2014 jenen Krieg dort begonnen, der zur Vertreibung und Tod vieler Bürger geführt hat. Da redet man vom "friedlichen Himmel über dem Kopf der Bürger" und Russland bombt mit Raketen und Marschflugkörpern auf die zivile Infrastruktur und die Menschen der Ukraine. Und schließlich kämpft man gegen die ukrainischen Nazis und meint damit eine liberale, demokratische Gesellschaft.
Dieses System der Lüge frisst sich durch das ganze russische Gemeinwesen. Die an der Front in den Tod geschickten einfachen Soldaten, mutieren zum Helden, wenn sie im zugelöteten Zinksarg endlich wieder zuhause angekommen sind. Und Mörder und andere Verbrecher werden zum Vorbild der Jugend, weil sie im Dienste der Gruppe Wagner als Kanonenfutter an der Front verheizt wurden. Heute sind uns zwei solcher Fälle bekannt geworden:
Am 14. Januar wurde die russische AWACS-Maschine A-50 über dem Asowschen Meer abgeschossen. Am 23. Februar ging das nächste Überwachungsflugzeug über der Region Krasnodar verloren. Ein herber Verlust für die russische Armee, denn diese Flugzeuge und deren Besatzung sind rar. Ende März gab es in der Stadt Iwanowo eine Trauerfeier für die beim Absturz getötete Besatzung.
Weiterlesen: Der Abschuss des 2. russischen Luftraumüberwachungsflugzeuges
Dorf Wankarem, Tschukotka -- Urheber: Ansgar Walk -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Dorf Wankarem liegt am äußersten nord-östlichen Rand des Autonomen Kreises der Tschuktschen (Tschukotka). Das Dorf liegt völlig isoliert, es gibt keine Straße dorthin - aber immerhin hat der Flecken einen kleinen Flugplatz. Die Bevölkerung besteht aus Tschuktschen und sibirischen Eskimos. Aber es sind nicht mehr viele da. Im Jahr 2010 zählte man noch 210 Bewohner, sechs Jahre später lebten dort 166 Menschen. Jetzt ist es wieder einer weniger:
Am 14. Januar 2024 wurde über dem Asowschen Meer die russische AWACS-Maschine A-50 "Sergey Atayants" (Foto links) vermutlich von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen. Diese Flugzeuge dienen der Luftraumüberwachung auch über große Entfernungen hinweg. Wie die NATO-AWACS Flugzeuge erkennt man auch die russische Variante an dem Radom, das über dem Rumpf wie ein großer Diskus angebracht ist.
Dieser Abschuss war eine kleine Sensation auf Grund der großen Entfernung von den nicht besetzten Gebieten der Ukraine zum Zielobjekt und weil Russland nur über eine begrenzte Anzahl dieser Flugzeuge verfügt.
Am 24. März 2024 fand in der Stadt Iwanowo eine Trauerveranstaltung für die beim Abschuss getöteten Soldaten statt. Die Besatzung bestand aus acht Soldaten und galt eine lange Zeit als vermisst.
Dieses aktuelle Video vom Krieg gegen die Ukraine wurde von einem tschuwaschischen Soldaten der russischen Armee aufgenommen. Veröffentlicht wurde es vom Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" am 04.04.24, den wir hier schon mehrfach vorgestellt haben. Das Video selbst haben wir hinter dem Weiterlesen-Link verstaut. Ob der drastischen Bilder muss man es nicht ansehen, es reicht den folgenden Begleittext zu lesen.
Alltag aus der Sicht eines Vertragssoldaten der russischen Armee. Die Geräusche von Schüssen, zerstörter Ausrüstung, Soldaten, die die Leichen ihrer toten Kameraden schleppen.
„So sind unsere Leute gestorben. Hier ist unsere gesamte Ausrüstung zerstört, überall liegen tote Menschen. Es ist beängstigend, Leute, sehr beängstigend. Das ist, was von ihm übrig geblieben ist – da ist ein Oberschenkel, da ist noch einer, sie haben ihn verbrannt, es ist beängstigend“, Übersetzung aus dem Tschuwaschischen.
Staatliche Medien schreiben selten über die sogenannte „Sonderoperation“. Dabei geht es vor allem um die Verleihung von Medaillen. So können Sie vergessen , was Krieg wirklich ist – Schmerz, Blut, Schmutz, Kälte, Angst und Tod.
Tschuwaschische Soldaten töten ohne Schuldgefühle und sterben ohne Sinn und Zweck. Dies ist ein Verbrechen Wladimir Putins vor unserem Volk, vor den Bewohnern der Ukraine, vor der gesamten Menschheit. Das ist eine große Tragödie für unsere Republik.
Weiterlesen: Video aus der Sicht eines tschuwaschischen Soldaten
Der Kolyma bei Debin (ca. 500 Einw.) -- Foto: Oxonhutch -- Lizenz: CC BY 2.5
Der Kolyma ist ein etwa 2.500 km langer Fluss, der durch den Oblast Magadan und Sacha (Jakutien) fließt. Auf etwa 2.000 km ist der Fluss ein halbes Jahr über den Sommer hinweg mit einem Schiff befahrbar. Er ist folglich ein wichtiger Transportweg für die beiden Regionen im äußersten Nordosten Russlands.
Die Leute von Magadan sprechen von sich auch als Kolyma-Bewohner. Insgesamt leben dort etwa 136.000, Tendenz abnehmend. Das zur Erläuterung des folgenden Textes. Denn auch dort stapeln sich die Todesmeldungen aus der fernen Ukraine. Wir geben eine beispielhafte Nachricht des Telegram-Kanals "Ganz Magadan" im übersetzten Original wieder:
Etwa 100 km südlich von Moskau entfernt liegt die Stadt Kaschira mit rund 45.000 Einwohnern, eine der ältesten Städte der Region. Zur russischen Hauptstadt gibt es eine Nahverkehrsverbindung. In der jüngsten Geschichte der Stadt war Kaschira die letzte Station der Gruppe Wagner auf ihrem Feldzug Richtung Moskau - dort endete ihr Vormarsch. Und als Söldner der Gruppe Wagner endete auch das Leben der Hauptperson unserer Erzählung.
Aus Kaschira kam Konstantin Tschirkin (Foto links). Der junge Mann wurde am 2. Februar 1999 dort geboren und entwickelte sich als hoffnungsvoller Spross seiner Familie. Er war ein guter Sportler, spielte Fußball und Volleyball und machte auch auf dem Skateboard eine gute Figur. Er besuchte eine Musikschule, kochte gerne und interessierte sich für Kunst.
Eine Nachbarin beschreibt Konstantin als einen jungen Mann mit der gütigsten Seele und einem sehr sensiblen Herzen. Er wäre derjenige, der sich für alle einsetzt und sogar einem kleinen obdachlosen Kätzchen hilft.
Aber Konstantin hatte auch weitergehende Interessen, die sich hauptsächlich um das schnelle Geldverdienen drehten. Zusammen mit einer Gang aus Jugendlichen aus den Vororten von Moskau entwickelte er einen Plan, wie man aus der in Russland weit verbreiteten Abneigung gegenüber Schwulen Kapital schlagen könnte.
Weiterlesen: Die zwei Gesichter des Konstantin Andrejewitsch Tschirkin
Unser freundlicher Herr Lezgin ist eigentlich ein Gauner der besonderen Art und heißt mit bürgerlichen Namen Feyrudin Fakhrudinowitsch Schidjew. Er wurde 1992 in Wolgograd geboren, seine Familie zog später zurück nach Dagestan.
Über seine zahlreichen Vorstrafen wissen wir nichts Näheres, dafür mehr über seinen letzten Coup. Er baute einen Eisenzaun für einen Speditionsunternehmer, wohnte in dieser Zeit in dessen Geschäftshaus und machte sich dort nützlich. Per Zufall (oder auch nicht) entdeckte er die Schlüssel zum Tresor des Unternehmens, versteckt in Turnschuhen.
Mit jetzt 320 Tausend Rubel in der Tasche machte sich unser Held aus dem Staub. Von Dagestan ging es nach Moskau, dann nach St. Petersburg bis das Geld ausgegeben war und unser freundlicher Herr Lezgin verhaftet wurde. Ein Gericht in Dagestan verurteilte ihne zu 2,5 Jahren strenger Lagerhaft.
Ab diesem Zeitpunkt begann die zweite Karriere von Herrn Lezgin, die ein Journalist aus Samara zusammenfasste:
Die Republik Dagestan ist die größte und bevölkerungsreichste Republik im russischen Teil des Kaukasus. Machatschkala ist die Hauptstadt der Republik und wie das ganze Land muslimisch geprägt. Bürgermeister der Stadt ist Jussup Umawow, der Ende Februar zehn Mutorden an Bürger seiner Stadt zu verteilen hat. Alle sind im Krieg gegen die Ukraine gefallen, deshalb nehmen nur die Angehörigen an der Veranstaltung teil.
Hören wir, was er zu sagen hat:
Russland war 2020 der größte Gasexporteur weltweit. Wir hatten schon mehrfach berichtet, dass es in vielen Dörfern Russlands noch immer keine Versorgung mit Erdgas gibt. Dass es aber auch in dichter besiedelten Gebieten Probleme mit Gasanschlüssen gibt, berichtet die russische Journalistin Anastasia Kaschewarowa. Konkret geht es dabei um Kriegswitwen, die nach dem russischen Selbstverständnis sowieso bevorzugt behandelt werden sollten.
Zum Verständnis des Textes bei „Miller und Matvienko“ handelt es sich um Alexey Miller, den Chef von Gazprom und um Valentina Matwienko, die Gouverneurin von St. Petersburg.
Wir veröffentlichen den Originaltext vom 26. Februar 2024 leicht redigiert:
Vielleicht gibt es noch Leser von uns, die sich an die fünfziger und sechziger Jahre erinnern. Damals gab es unter den ehemaligen Soldaten des zweiten Weltkriegs viele Männer mit schweren, bleibenden Kriegsverletzungen. Schüsse und Granatensplitter hatten Gesichter entstellt und/oder schwere Gehirnschäden verursacht, auf der Straße traf man Männer mit amputierten Armen oder sah Kriegsversehrte ohne Beine im Rollstuhl sitzend.
Inzwischen gibt es aus Russland auch Berichte (Übersetzung), die von einem deutlichen Anstieg an Männern mit Behinderungen berichten, alle im wehrfähigen Alter. Geht man von unserer aktuellen Prognose aus, dann wurden durch den Krieg in der Ukraine 280 Tausend Soldaten verletzt und müssen teilweise mit starken Behinderungen leben.
Wenn wir zur besseren Einschätzung die deutsche Großstadt Köln mit etwa einer Million Einwohnern heranziehen, dann hätten alle Männer im wehrfähigen Alter aus Köln eine kriegsbedingte Behinderung. Die Einwohnerzahl Russlands entspricht ganz ungefähr der Bevölkerung von Deutschland und Frankreich zusammen.
Weiterlesen: Russische Kriegstote: Stand 15.03.24 - alle zum Erhalt der Macht
In der folgenden Liste haben wir einige getötete Soldaten des HIMARS-Angriffs auf den Truppenübungsplatz in der Region Donezk am 20.02.24 zusammengetragen. Es sind viele Offiziere dabei, wahrscheinlich weil beim Besuch des kommandierenden Generalmajors auch Auszeichnungen vergeben werden sollten. Wie zu Beginn des Krieges haben wir die Begleittexte im Original hinzugefügt, manchmal etwas gekürzt.
Foto: Symbolbild eines HIMARS-Abschusses
Weiterlesen: Einige der Toten des HIMARS-Angriffs vom 20.02.24
Auf einem Truppenübungsplatz in der besetzten Region Donezk mussten am Morgen des 20. Februar 24 Soldaten der 29. russischen Armee in Reih und Glied antreten, um ihren Kommandeur Generalmajor Oleg Lwowitsch Moisejew (Foto links) zu empfangen. Es sollten wohl Auszeichnungen vergeben werden.
Termin und Ort waren der ukrainischen Seite bekannt geworden, es wurden drei bis vier HIMARS-Raketen mit Streumunition gestartet. Über 60 russische Soldaten wurden bei diesem Angriff getötet, die Zahl der Verletzten wurde nicht öffentlich gemacht. Kurz danach wurde eine handschriftliche Liste mit 68 Namen veröffentlicht.
Einer der getöteten Soldaten war der junge Leutnant Nikita Kosyrew aus Belgorod. Er hatte erst im April 23 in Moskau sein Offizierspatent erhalten. Auf der Liste ist sein Name markiert. Viele weitere Namen konnten über die Todesmeldungen von Angehörigen bestätigt werden. Der Generalmajor war allerdings nicht dabei.
Es gibt einige Fotos vom Schauplatz des Angriffs:
Sergej Andrejewitsch Scheludtschenko
Friedhof von Marjanskaja, eine Staniza in der Region Krasnodar
Haben die Angehörigen dieses Verstorbenen verstanden, dass er für die imperialen Ambitionen eines kahlen Diktators gestorben ist oder nicht?
Am 20.02.14 begann der Diktator unter dem Deckmantel „Sie sind nicht da“ niederträchtig und hinterlistig einen Krieg gegen die Ukraine. Ja, damals wusste die Bevölkerung nichts davon und erfuhr alles im Nachhinein.
Der Diktator kündigte am 24.02.22 öffentlich im Fernsehen eine neue blutige Phase des Krieges an. Warum erkannten die Angehörigen dieses Verstorbenen und andere wie er nicht, dass solche Entscheidungen zwangsläufig zu ähnlichen Konsequenzen führen würden?
Alexander Alexandrowitsch Kutsenko, 36 Jahre alt, stammte aus Semiluki in der Region Woronesch. Er landete im Herbst 2022 beim Militär - ob mobilisiert oder freiwillig, ist nicht ganz eindeutig. Auch er hat den Krieg nicht überlebt, getötet am 22.03.2023.
Aber es gibt einen Brief eines nahestehenden Mannes an den russischen Telegram-Kanal: Wie ich in den Krieg zog - Einheit Mamatow, der das Schicksal von Alexander in drastischen Worten schildert.
Das Ergebnis eines russischen Angriffs im Raum Terna-Jampoliwka vom 15.03.24. Aufgenommen durch eine ukrainische Überwachungsdrohne - wohl aus großer Entfernung.
Da stellt sich die Frage, wie lange noch der russische Präsident all diese Kriegstoten und das damit verbunde Leid seinen Bürgern noch zumuten möchte. Das größte Land der Erde, auf Grund seiner Größe schon kaum zu regieren, will unbedingt neue Territorien erobern und opfert dafür das Leben seiner Bürger und den natürlichen Reichtum seines Landes.
Aber zurück zum Foto - wie viele getötete Soldaten findet man darauf? Wir haben 17 gezählt.
Wjatscheslaw Wiktorowitsch Sarajew kam aus dem kleinen Dorf Schtscherbakowo mit gerade mal knapp 60 Einwohnern, das in in der Region Swerdlowsk liegt. Am 15. Januar 24 erreichte die Nachricht das Dorf, dass auch Wjatscheslaw im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Eine Drohne wäre in seinen Unterstand geflogen, erzählte sein Kommandant den Angehörigen.
In der nahe gelegenen Großstadt Kamensk-Uralsky liegen jetzt die sterblichen Überreste des 47-jährigen Wjatscheslaw in einem geschlossenen Zinksarg. Seine Angehörigen weigern sich, den Mann zu beerdigen.
Sturm-V Soldaten mit orthodoxem Beistand
Die russische Militärführung hat den Umgang mit den "Freiwilligen" aus den Haftanstalten inzwischen erneut verändert. Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte die Gruppe Wagner das Privileg, in den Haftanstalten Rekruten zu werben. Als es Krach zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium gab, wurden vom Ministerium die Sturm-Z Einheiten geschaffen und mit Häftlingen gefüllt. Doch wegen Protesten aus der Bevölkerung wurde erneut umgestellt - aktuell nennen sich jene Einheiten Sturm-V.
Weiterlesen: Von der Gruppe Wagner zu Sturm-Z und weiter zu Sturm-V
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten bis auf die Eroberung der Stadt Awdijiwka nur wenige Veränderungen an der Front. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 29. Februar 2024 haben wir 46.378 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 6.425 gefundenen Kriegstoten seit Beginn des Jahres, also im Durchschnitt 107 gefallene Soldaten pro Tag.
Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 73 gefallene Soldaten pro Tag registriert.
Weiterlesen: Russische Kriegstote: Stand 29.02.24 - ohne Rücksicht auf Verluste
Zurück in die achtziger Jahre - es entstand ein Projekt für eine große Publikumszeitschrift. Diese sollte aber nicht auf normalem Magazinpapier gedruckt werden, sondern auf dem damals neu eingeführten grauen Umweltpapier, das ohne umweltschädliche Chlorbleiche auskam. Das gab drucktechnisch große Herausforderungen, viele Großdruckereien konnten damit nicht umgehen. Und auch die Gestaltung war diffizil, feingerasterte Fotos waren auf dem Papier nicht möglich. Auch der Farbdruck mit den vier Farben Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz machte Probleme. Dafür hatte ein Professor für Grafikdesign und begnadeter Typograph ein Gesamtkonzept entworfen, das im Druck mit eigenen Volltonfarben arbeitete: Ein knalliges Blau & Rot, ein warmes Gelb und natürlich schwarz.
Die Technik hat sich seither stark verändert, Umweltpapier gab es später auch in weiß in guter Qualität und der Computer hat die Lithografieverfahren im Druck abgelöst. Das Magazin, das früher so anders war, kann man heute in der Anmutung von anderen Printerzeugnissen nicht mehr unterscheiden.
All das war ein guter Grund die Gestaltung dieser Seiten an dieses Farbkonzept anzulehnen - eine Reminiszenz an die alten Zeiten und Herausforderungen. In Bezug auf die Typographie allerdings mussten wir passen - zu kompliziert umzusetzen.
Jeden Tag stellen wir einen neuen jungen russischen Soldaten vor, der im Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Dabei zeigen wir nur Kriegsopfer, die im Jahr 2000 oder später geboren wurden. Es sind willkürliche Beispiele aus einer großen Menge, die wir niemals alle zeigen können. In einer Woche im Juli hatten wir 59 Kriegstote, geboren 2000 oder jünger.
Ein kurzer Blick auf den Kopf unserer Seite zeigt, die Opferzahlen im russischen Angriffskrieg steigen immer weiter. Knapp 2.500 getötete Soldaten in 14 Tagen hatten wir noch nie.
Unsere Sache ist: All das zu verarbeiten ist eine extreme Herausforderung an unser kleines Team.
Die wichtigste Sache aber bleibt: Wie lange kann Russland diesen Angriffskrieg mit all den vielen Toten noch rechtfertigen?
Nach Informationen des britischen Geheimdienstes plant Russland die Bandbreite von Youtube einzuschränken, damit der populäre Dienst in Russland kaum noch zu benutzen ist. Wir brauchen keinen Geheimdienst um täglich die Erfahrung zu machen, dass viele staatliche Informationsportale in Russland für uns nicht mehr erreichbar sind.
Zudem wird offensichtlich auch die Bandbreite von VKontakte und Odnoklassniki (Klassenkameraden) aus Russland heraus gedrosselt, so dass die Seiten sich nur zögerlich öffnen.
Die letzten Tage konnten wir leider keine neuen Beiträge einstellen. Es ist Ferienzeit, da liegt man lieber in der Sonne und einen großen Teil unserer Arbeit sieht man sowieso nicht - nämlich das Erfassen der russischen Kriegstoten. Aber auch da sind wir in Rückstand geraten.
Der Grund waren Debatten mit unseren technischen Dienstleistern, die gerne mehr wollen, als wir uns zumuten können. Verständlich - aber der Schwerpunkt sollte bei unserer redaktionellen Arbeit liegen.
Eine unserer wichtigsten Informationsquellen aus Tatarstan ist aus Deutschland nicht mehr erreichbar. https://kazanreporter.ru/ - war für uns eine zuverlässige Informationsquelle, die zahlreichen Links auf deren Meldungen werden wohl ins Leere laufen.
Dies trifft übrigens auch auf viele staatlichen Institutionen aus Russland zu, auch deren Seiten sind nicht mehr erreichbar. Zudem scheint auch die Bandbreite der russischen sozialen Medien geringer zu werden. Über die Woche hinweg dauert das Laden der Seiten länger oder die Seiten öffnen sich gar nicht.
Übrigens - auch die Einwahl über einen Proxy im Ausland führt zu keinem besseren Ergebnis.
Der russische Krieg gegen die Ukraine wird immer wilder. Wir sitzen die ganze Woche an den Daten und es wird immer schwieriger aktuell zu bleiben - trotz täglich sechs bis acht Stunden Beschäftigung auch am Wochenende.
In etwa einer Woche werden wir alle Listen/Tabellen der Regionen und unseren Seiten aktualisiert haben. Allerdings hinkt unsere Datenbank im Moment um etwa 10 Tage zurück, das bedeutet, dass die Zahlen des Monats Juni 24 eigentlich höher sind. Nur kommen wir nicht hinterher.
Wer stoppt die Wahnsinnigen im Kreml, die gnadenlos ihre Soldaten in diesem Krieg verheizen?
Wir alle in unserem kleinen Team haben den Wehrdienst verweigert, das zu unserer Entschuldigung. Wir haben bisher den militärischen Rang eines Fähnrichs als Offiziersanwärter behandelt, also ein Offizier in Ausbildung. Entsprechend haben wir den Rang eines "Unterleutnants" vereinheitlicht als Fähnrich, da wir im deutschen Sprachgebrauch so etwas selten/nie gehört hatten. Wir mussten uns belehren lassen: Fähnrich ist ein Unteroffiziersdienstgrad, Unterleutnant ein Offiziersdienstgrad. Wir werden das künftig berücksichtigen.
28.06.24
Ob das alles so richtig ist, was Dieter Süverkrüp in seinem Lied zusammendichtete, da könnte man über 40 Jahre später trefflich streiten. Im Kinderladen war das Lied auch 20 Jahre später bei den Kids ein Hit. Gemeint ist der Baggerführer Willibald, denn Baggerführer wollen viele Kinder gerne werden.
Das als Hinweis auf die heutige Überschrift "Baggerführer Dmitri", der besser auch so ein freundlicher Mensch geblieben wäre.
26.06.24
Wir haben uns immer wieder gewundert, warum das Kriegsgebiet in der Ukraine in den -übersetzten - Meldungen notorisch "nördlicher Militärbezirk" genannt wird, liegt die Ukraine doch deutlich südlich von Moskau. So ein Quatsch, Google übersetzt СВО (übersetzt SWO) immer als nördlichen Militärbezirk, dies ist aber die Abkürzung für jene "Spezielle Militäroperation (russisch - Специа́льная вое́нная опера́ция) ". Wenn wir viel Zeit haben, werden wir das noch korrigieren. Bis dahin muss diese Erklärung reichen.
Gleich vorneweg - unser Erleben in den russischen sozialen Netzwerken ist sehr einseitig. Gerade bearbeiten wir den Zeitraum zwischen 3. und 15. Juni in Bezug auf Region, Alter und Todesdatum. Das geht nur langsam voran, da wir uns häufig in den vielen Kommentaren verlieren. So viel Unruhe über die vielen Kriegstoten gab es noch nie.
20.06.24
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Der junge Mann auf dem Foto ist Ilja Igorewitsch Konowalow aus der Kleinstadt Werchoturje in der Oblast Swerlowsk. Die Stadt liegt am Ostrand des Urals, also bereits im asiatischen Teil Russland. Ilja ist in den Krieg gezogen und wurde dort getötet. Am 15. Juli 24 wird öffentlich um Spenden gebeten, weil seine Familie knapp bei Kasse wäre. Das ist bereits seltsam, da die Kosten für die Bestattung von der Militärverwaltung übernommen werden, danach gibt es ein sehr hohes Sarggeld für den getöteten Soldaten. Auch seltsam ist, dass nirgendwo das Alter von Ilja angegeben ist. Nach dem Foto scheint er sehr jung zu sein.
Das bringt uns zum eigentlichen Thema dieses kleinen Beitrags. Bei der Auswertung vom 1. bis zum 15. Juli 24 sind uns die vielen sehr jungen Soldaten aufgefallen. Wir haben 123 getötete Soldaten nur in diesem Zeitraum gezählt, die nach dem 01.01.2000 geboren wurden. Und da wir sowieso nur bei jedem zweiten Soldaten das Alter erfahren, kann man die Zahl eigentlich verdoppeln.
Fehlgeleiteter Idealismus und Nationalismus, gepaart mit einer großen Portion Dummheit dürften bei vielen die Gründe dafür sein. Der Film "Die Brücke" von Bernhard Wicki ist ein Lehrbeispiel für solches Denken, das uns im heutigen Russland wieder begegnet.
Mit der Stadt Moskau kann der Gouverneur von Rostow am Don nicht ganz mithalten. Während Moskau für Kriegsfreiwillige zuletzt 1,9 Millionen Rubel (ca. 19.000 €) Antrittsgeld auslobte, erhöht jetzt die Region Rostow ihre Prämie auf 1,2 Millionen Rubel.
Gouverneur Wassili Golubew (Foto) sagte, er werde die Einmalzahlung an diejenigen erhöhen, die vom 27. Juli bis 31. August 2024 einen Militärdienstvertrag in der Region abschließen werden. Der Betrag wird zukünftig 1,2 Millionen Rubel betragen.
„Die regionale Zahlung von 1,2 Millionen Rubel gilt sowohl für Einwohner der Region Rostow als auch für Einwohner anderer Regionen, wenn sie einen Vertrag bei unserer regionalen Auswahlstelle oder beim regionalen Militärregistrierungs- und Einberufungsamt Rostow abschließen“, erklärte Golubew gegenüber der Presse.
Atschity Alikowitsch Kuular, geboren am 27.11.2003 in Tschadan (Tuwa), war ein sehr junger Soldat aus Tuwa, der kürzlich im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Dem Alter nach zu urteilen, hat er während seines Wehrdienstes einen Vertrag mit dem russischen Militär abgeschlossen. Unter den vielen tuwinischen Meldungen über gefallene Soldaten findet man meist nur belanglose Beileidsbekundigungen und viele betende Hände. Bei Atschity ist es anders, viele Kommentatoren sind entsetzt ob des jungen Alters und fordern ihre Mitbürger auf, keine Männer mehr in den Krieg gehen zu lassen. "Unser kleiner Bruder, der das Leben noch nicht gesehen hat, wurde vom schwarzen Krieg begraben. Möge er an einen besseren Ort gelangen und wiedergeboren werden. Lass den schwarzen und blutigen Krieg schnell enden, lass die Kinder und Nachkommen unseres Landes Tuwa zurückkehren, lass unsere Söhne zurückkehren," schreibt seine Schwester.
Die Meldung auf VKontakte:
Unser geliebter Sohn, der mittlere Sohn seiner Eltern, der Sohn seiner Onkel, Tanten, Onkel, Tanten, Onkel, unser Sohn Atschity Alikowitsch Kuular wurde am 27.11.2003 geboren.
Nach seinem Abschluss an der Sekundarschule Nr. 2 in Tschadan ist er gegangen, um seinen Militärdienst zu erfüllen,
Er war ein mutiger Held der Militäroperation für das friedliche Leben unseres Landes. Nun ist er verstorben, für immer von seinen Lieben getrennt.
Der Charakter unseres lieben, mutigen, heldenhaften Sohnes, sein charmanter Charakter, wird für immer in unseren Herzen bleiben.
Adresse: 29, Mongusch Burbu, Stadt Tschadan.
Die Beerdigung findet am 12.07.2024 von 11:40 bis 13:40 Uhr statt.
Die Polizei des Bezirks Myschkinskij in Baschkortostan suchte im Dezember 2022 öffentlich den 1982 geborenen Bulat Faritowitsch Waljachmetow (Foto). Er wurde des Diebstahls verdächtigt und war untergetaucht. Eineinhalb Jahre später war Bulat wieder aufgetaucht. Er wurde in seinem Heimatdort Kanly-Turkejewo am 9. Juli begraben.
"Die strahlende Erinnerung an Bulat als treuen Kameraden, tapferen Krieger und selbstlosen Verteidiger des Vaterlandes wird für immer in unseren Herzen bleiben", schrieb der Leiter der Bezirksverwaltung in seinem Nachruf.
Einen Teil der Geschichte muss man sich zusammenreimen. Bulat wurde gefasst, vor Gericht gestellt und verurteilt. Der Rest ist dann wieder überliefert:
Um dem Gefängnis zu entgehen, verpflichtete sich Bulat im April 2024 zu einer Sturm-V Einheit des russischen Militärs. Im Juni wurde er getötet.
Stanislaw Michailowitsch Karnawski, geboren 1988, kam aus Joschkar Ola, der Hauptstadt der Republik Mari El. In seiner militärischen Karriere hatte er es zum Major der militärpolitischen Abteilung der Raketentruppen gebracht. Am 5. Juli 24 wurde sein Tod bei einem Kampfeinsatz in der Ukraine gemeldet.
Dass der Major der russischen Armee auch nur bedingt als Vorbild taugte, stellte Stanislaw mehrfach unter Beweis...
Stellvertretend für so viele sehr junge russische Soldaten, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden, wollen wir Denis Sergejewitsch Repin vorstellen. Denis, geboren am 03. Februar 2005, kam aus dem großen Dorf Mesjagutowo in Baschkortostan.
Im November 2023 musste er zum Wehrdienst antreten und machte dort einen großen Fehler: Er ließ sich in dieser Zeit zum Vertragsdienst überreden. Am 28. Juni 24 wurde er im Krieg getötet.
Die Beziksverwaltung schrieb im Nachruf, dass sein Tod ein irreperabler Verlust wäre. Das mag richtig sein. Falsch dagegen ist, er hätte sein Leben gegeben, um die Sicherheit seines Heimatlandes und seines Volkes zu gewährleisten. Russland und Baschkortostan wurden oder werden nicht von außen bedroht. Die Feinde sitzen im Land und lassen ihr Volk in einem verbrecherischen Krieg ausbluten. Denis war einer ihrer Werkzeuge.
Bitte antworten Sie denjenigen, die ihre Angehörigen auf dem Foto der HF 01591, 137. Separate Angriffsbrigade Ural, erkennen. 4. Kompanie (Feuerunterstützungszug).
Ich suche meinen Vater Andrej Wladimirowitsch Elnitski, geboren 1972. Rufzeichen Vagabund. Mein Vater verließ Awdijiwka am 25. April...
Alexej ist der Mann mit der Brille, erste Reihe, getötet am 28.04.24, aus Sotschi, Region Krasnodar.
Aus Ulan-Ude, der Hauptstadt von Burjatien kommt diese Meldung:
Sergej Nikolajewitsch Butusin, geboren am 21. Januar 1989, diente in der nach A. W. Sachartschenko benannten 5. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade von Donezk als einfacher Soldat. Gestorben im Militärdienst während Kampfeinsätzen zum Schutz der Volksrepublik Donezk am 29.02.2024.
Einer von vielen, die sich den Reihen der Verteidiger der Grenzen und des Lebens russischer Bürger vor den Angriffen von Mördern und Terroristen angeschlossen haben, die Kinder, Frauen und ältere Menschen töten!
Trotz aller Kämpfe trug dieser Mann sein Kreuz mit Würde, als er erkannte, dass dies ein Todesurteil war! Der mutige, tapfere Krieger nahm den Tod hin, ohne bis zur letzten Sekunde auch nur ein bisschen Angst zu zeigen!
Der tapfere Krieger hinterlässt seine Mutter, seine Brüder, Schwestern und seine Geliebte!
Ein weiteres Beispiel für die Begründungen, warum ein junger Tuwiner in den Krieg gezogen ist und getötet wurde. Die wirkliche Antwort in der armen, abgehängten Region wäre, er ging des Geldes wegen.
Unser tapferer Sohn, der Freund seiner Eltern, der Bruder seiner Schwester, der bescheidene, hilfsbereite und vertrauenswürdige Freund seines Freundes NORBU-SAMBUU KOMBU (MASHPAK) MARAT-OOL OGLU wurde am 21.07.1999 geboren und am 20.06.24 getötet. Für die Zukunft unseres Mutterlandes , für den grausamen Angriff des Feindes, für das friedliche Leben des Volkes, für den heldenhaften Tod der Welt, seiner Jugend, seines Lebens, seines einheimischen Volkes sprechen wir unserer Familie, unseren Freunden und unserem Volk unser tiefstes Beileid aus Brüder und Schwestern.
Die Beerdigung unseres lieben Sohnes, der heldenhaft gestorben ist, findet am 8. Juli von 9.40 bis 11.40 Uhr in der Seren-Dondup-Straße 3, Dorf Teeli, Bai- Taiga kozhuun, statt.
Alexander Anatoljewitsch Grin wurde 1978 in der Estnischen Sowjetrepublik geboren, dem heutigen Estland. Seine Familie zog später in die Kleinstadt Abasa in Chakassien. Dort erlernte Alexander den Beruf eines Maurers und Zimmermanns. Ob er auch in diesen Berufen gearbeitet hat, wird nicht berichtet. Da positive Dinge meist in der Vita erwähnt werden, kann man davon ausgehen, dass der Mann wenig oder gar nicht gearbeitet hat.
Dafür hat er sich dann 2016 auf den langen Weg in den ukrainischen Donbass gemacht und sich der "Donbass-Volksmiliz" angeschlossen. Als Scharfschützen-Funktelefonist nahm er zwischen 2016 und 2017 am Krieg teil und bekam den Status eines russischen Kampfveteranen.
Und wenn Russland Krieg führt, dann musste Alexander auch dabei sein. Im Oktober 2023 schloss er einen Vertrag mit dem Militär und wurde als Drohnenpilot in der Ukraine eingesetzt. Den Rest muss man sich zusammenreimen. Irgendwann wurde Alexander schwer verletzt, wurde von einem Krankenhaus in ein anderes verlegt und landete schließlich in einem Hospital im fernen Jekaterinburg. Dort starb er am 18. Juni 24.
Olesja Gontar - 4. Jul. 24 um 20:58 -- Link
Anton Uwarow. Gestorben bei der SWO (Spezielle Militäroperation). Ewiges Andenken. Toha ruhe in Frieden und Gott sei deiner Seele gnädig. Leben und leben lassen für diesen Mann. Wessen Krieg ist das? Wer wird diesen Sohn seiner Mutter zurückgeben? Niemand.....
Denis Mudarisowitsch Muchamedrakhimow, geboren am 28.05.1987, aus einer ländlichen Region der Oblast Tscheljabinsk hatte sich freiwillig gemeldet und sollte Anfang Mai von der Grenze bei Belgorod aus mit seiner Einheit die ukrainische Region Charkiw angreifen. Er wurde dabei getötet und blieb zunächst verschollen. Am 6. Juli 24 wurde er begraben.
Zwischen der offiziellen Nachricht seines Todes und der Wirklichkeit gibt es doch große Unterschiede. Denis war wohl häufig bei Schlägereien beteiligt, hatte seine oberen Vorderzähne komplett verloren und hätte mehrfache Erfahrungen mit Gehirnerschütterungen. Zwischen dem offiziellen Foto und einem aktuellen Bild gibt es nur wenig Ähnlichkeit. Für die Armee war er ein entbehrlicher Soldat: Am 24.04.24 hatte er sich verpflichtet, am 11. Mai 24 war er tot.
Das Sterben der tuwinischen Soldaten setzt sich weiter fort. Keine Region Russlands hat so hohe Opferzahlen wie die kleine buddhistisch geprägte Republik. Am 3. Juli 24 wurde der Tod des jungen Njamsjurjun Jurjewitsch Sat gemeldet. In der blumigen Sprache der Tuwiner werden Märchen erfunden, um diesen völlig überflüssigen Tod zu rechtfertigen:
Einer der seltenen Söhne Tuwas, der geliebte Sohn seiner Eltern, der geliebte Bruder seiner Verwandten, der beste Freund seiner Frau, der beliebteste Vater seiner einzigen Tochter, der angesehene Mann vieler Verwandter, Onkel, Tante, Bruder , Schwiegersohn, Schwager, Ehemann, treuer Freund seiner Familie, Unterfeldwebel der 55.115. Gebirgsgarde-Brigade von Kyzyl, Veteran der „Militärbewegung“, Träger des Ordens des Mutes und der Tapferkeit, Madyrlek , Yunus Yunus Yunus JEVITSCH in einer speziellen Militäroperation.
Wir sind zutiefst traurig, bekannt geben zu müssen, dass er sein Leben für das Mutterland gegeben hat und heldenhaft an dem feurigen Kampf teilgenommen hat, um den Frieden und die Ruhe des Volkes und des Mutterlandes vor den eindringenden Feinden zu schützen.
Das Bild unseres Sohnes, dessen Name in der Geschichte unseres Landes verewigt ist, wird für immer in den Herzen seiner Verwandten und Freunde bleiben.
Wir haben das "Buch der Erinnerung" aus Saratow dokumentiert, das knapp 900 Namen von gefallenen Soldaten im russischen Krieg gegen die Ukraine listet. Aus der Liste konnten wir noch 25 53 nicht erfasste Namen aufnehmen. Da wir nicht wissen, ob solche Dokumente nicht von heute auf morgen verschwinden, haben wir die gesamte Liste kopiert und durch Google sehr roh übersetzen lassen (Link). Interessant ist auch, wie im Verlauf des Krieges die einzelnen Namensblöcke immer länger werden.
Nachtrag: Übrigens viel mehr als die Namen der getöteten Soldaten ist in Saratow nicht zu erwarten. Die Regierung veröffentlicht die Namen, mehr nicht und die Presse recherchiert nicht weiter.
CK - 17.07.24
Wassili Gennadijewitsch Baschkow, geboren 29.10.1990, kam aus der Stadt Schumerlja in Tschuwaschien. Er hatte eine Kadettenschule in Jekaterinburg besucht, was danach in seinem Leben so passierte wird verschwiegen.
Wassili unterschrieb am 19. April 2024 einen Militärvertrag und wurde bereits am 28. April getötet. Dazwischen lag die Anreise und eine Kurzausbildung, die in der Regel eine Woche dauert.
Wir dokumentieren deshalb sein Begräbnis am 22. Juni 24 in einem Dorf bei Schumerlja.
Die Halbinsel Taimyr liegt ganz im Norden des asiatischen Teils Russland - siehe unsere Berichte (Teil I, Teil II). Ende Mai 2024 ist ein sehr junger Bewohner dieser wenig besiedelten Region im Krieg gegen die Ukraine getötet worden. Arkadi Alexejewitsch Michailow war gerade mal 21 Jahre alt und stammte aus dem Dorf Nowaja (Bezirk Taimyr Dolgano-Nenzen). Das ist alles was wir über ihn wissen.
Das Dorf Nowaja hatte 2020 gerade mal 266 Bewohner. Es gibt dort eine Grundschule, einen Kindergarten, eine Erste-Hilfe-Station, ein Wohnungs- und Kommunaldienstleistungsunternehmen, ein Geschäft, ein Lebensmittelgeschäft, ein Postamt, ein Dieselkraftwerk, ein ländliches Kulturzentrum und eine Bibliothek.
Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt - 13° Celsius, acht bis neun Monate liegt Schnee, die Menschen leben von der Jagd und Fischerei. Die überwiegende Mehrzahl der Bewohner sind Dolganen, ein turksprachiges indigenes Volk. Etwas über 8.000 Menschen bezeichnen sich als Dolganen, davon leben etwa 5.500 auf Taimyr.
"In unserer Stadt Sredneuralsk herrscht erneut Trauer. Unser Landsmann und Held Dmitri Kazantsew ist verstorben. Ewige Erinnerung. Helden sterben nicht. Zum Gedenken an den Krieger," schrieb eine Gruppe von Bewohnern der Stadt, die Unterstützung für die russischen Soldaten im Krieg leisten. Sredneuralsk ist übrigens eine Stadt mit etwa 20.000 Bewohnern in der Region Swerdlowsk.
Der Soldat Dmitri Walerjewitsch Kazantsew ist wieder ein gutes Beispiel, wie die russische Armee mit ihren Freiwilligen verfährt. Dmitri arbeitete zehn Jahre lang als Ölabfüller für eine Firma in Sredneuralsk. Auch er erhoffte sich ein besseres Leben durch die hohen Verdienstmöglichkeiten bei der Armee. Am 5. Juni 2024 schloss er einen Vertrag ab, am 25. Juni war er bereits tot, beerdigt am 2. Juli 24.
Man kann getrost den Begriff Held für Dmitri bezweifeln, aber richtig falsch ist die Aussage, dass Helden nicht sterben. Sie sterben ziemlich schnell und genau so schnell sind sie von der Öffentlichkeit vergessen.
Alexander Alexandrowitsch Schamachow kam aus dem Dorf Werchowaschje in der Region Wologda. Auch er ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen - ganz sicher als Freiwilliger, obwohl in den vielen Todesnachrichten nichts davon angegeben ist. Die Verwaltung schrieb am 1. Juli:
"Er starb, während er einen Kampfeinsatz durchführte und im Kampf Mut und Heldentum bewies und seinem Eid treu blieb. Wir drücken der Familie und den Freunden von Alexander, der sein Leben für die Sicherheit und Zukunft unseres Landes gegeben hat, unser tiefes und aufrichtiges Beileid aus. Das ist ein irreparabler Verlust. Alle Bewohner des Bezirks Werchowaschski trauern mit Ihnen."
Wir hätte da noch eine Frage: Wie alt war denn Alexander Schachmanow, als er in den Krieg zog?
Ein russischer Berufssoldat, Valentin Michailowitsch Geiko - Rufzeichen Nebel, wurde am 19. Juni 24 beim Versuch getötet, einige Inseln im Dnjepr zu erobern. In russischen Telegram-Kanälen wurde über den jungen Offizier, geboren 1990, in den hellsten Tönen gejubelt. Die verbreiteten Heldengeschichten wären auch für eine Neuauflage von Grimms Märchen zu unrealistisch, wir wollen hier nur die Jahre als Berufssoldat von Valentin wiedergeben.
Angefangen hatte Valentin Geiko im Jahr 2011 als Unteroffizier bei einer Spezialeinheit des russischen Geheimdienstes. Zwei Jahre später war er in Dagestan stationiert, um die dortigen Unruhen zu unterdrücken.
Von 2014 bis 2019 war er dann mit seinen Kollegen im Donbass als "Separatist" verkleidet aktiv, eine Tatasche, die Russland immer geleugnet hat.
Danach ging es nach Syrien, wo er mithalf, das System des Diktators Assad zu stützen. Und als Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, war er auch vom ersten Tag an dabei.
In all dieser Zeit stieg Valentin in der militärischen Rangordnung nach oben. Obwohl er keine Offiziersausbildung durchlaufen hatte, bekam er im Frühjahr 2023 seinen ersten Offizierstitel als Unterleutnant. Kurz vor seinem Tod stieg er dann zum Leutnant auf, der Befehl dazu traf nicht rechtzeitig ein. So ging Valentin mit seinen Soldaten in den Tod, als Leutnant hätte er den Einsatz nicht selbst führen müssen.
Bei Bakhmut sind ungefähr 20.000 Söldner der Gruppe Wagner getötet worden. Faktisch bedeutet das, dass zum Beispiel beinahe alle Männer im wehrfähigen Alter der Stadt Worms (84.000 Einwohner) beim Kampf um Bakhmut gefallen wären.
Wir haben in unseren Listen etwa 6.000 Namen erfasst. Das liegt zum Teil daran, dass bei Todesnachrichten nicht angegeben war, dass es sich um einen getöteten Söldner gehandelt hatte. Trotzdem - die Dunkelziffer ist groß, besonders weil es sich häufig um Langzeit-Sträflinge handelte, mit denen auch die Familie gebrochen hatte.
Ein Film mit etwa 300 Söldnern wurde zum 9. Mai veröffentlicht, zum jährlichen Siegesfest über Nazi-Deutschland. Das Video dauert 36 Minuten, man muss sich das nicht ansehen. Da wir einige neue Namen auch aus diesem Film erfahren haben, dokumentieren wir ihn.