Raschid Ramasanowitsch TaisajewDie Nogais sind eine turksprachige Ethnie im Kaukasus, es soll weltweit etwa 130.000 Nogaier geben, die meisten leben in Russland.

Raschid Ramasanowitsch Taisajew, 23 Jahre, stammte aus einer Nogai-Familie aus Karatschai-Tscherkessien und wurde im Herbst 2022 mobilisiert. Er wurde wohl nicht direkt an der Front eingesetzt, sondern in einer Unterstützungskompanie. Ein Bekannter bezeichnete ihn so: "Wer diesen Jungen kennt, weiß, dass er nicht für den Krieg geboren wurde. Er war ein sehr gebildeter, wohlerzogener und respektvoller Mensch. "

Raschid weigerte sich einen Vertrag mit seiner Einheit zu unterschreiben, wurde deshalb in eine Sturm-V Einheit versetzt und musste bei einem sogenannten "Fleischangriff" mitmachen, bei dem er getötet wurde.

Diese Selbstmordangriffe, in Russland Fleischangriffe genannt, sind eine bewährte Taktik des russischen Militärs. Entbehrliche Soldaten werden in Richtung der gegnerischen Linien geschickt und werden von den Verteidigern beschossen. So identifizieren die Angreifer die gegnerischen Stellungen und nehmen sie unter Artilleriebeschuss. Dass die meisten angreifenden Soldaten dabei sterben, ist dieser menschenverachtenden Strategie geschuldet.

Wir dokumentieren nachstehend die offizielle Nachricht zu seinem Tod vom 1. August 2024 und die vorherige Beschwerde seiner Mutter Anfang Juli.

OMWenn es um die russischen Verluste an Soldaten im Krieg gegen die Ukraine geht, wird in der Öffentlichkeit viel spekuliert. Die meisten Angaben der Regierungen oder der Geheimdienste basieren auf unbekannten Daten und lassen sich schwerlich überprüfen. Auch die meist von der Presse zitierten Angaben der BBC/Mediazone sind nicht überprüfbar, da die Datenbasis nicht offengelegt wird. Trotzdem denken wir, dass es sich bei den BBC-Daten um eine seriöse Quelle handelt. Die Zahlen entsprechen in der Summe unseren Erkenntnissen, weichen allerdings im Detail - also in den Regionen - häufig stark ab.

Wenn es um die Hochrechnung der tatsächlichen Kriegstoten geht, nimmt die BBC eine höhere Rate an nicht gefundenen Kriegstoten an als wir. Auf Basis vom Besuch von Friedhöfen verdoppelt die BBC ihre gefundenen Zahlen. Wir dagegen gehen davon aus, dass wir nur 60% aller Kriegstoten gefunden haben. Wer am Ende richtig spekuliert hat, wird sich vielleicht erst in vielen Jahren zeigen. Aber eine kleine Beispielrechnung wollen wir mit den Zahlen des Monats Juli vorlegen.

Tatsächlich gibt es zwei feststehende Zahlen - unsere gefunden Kriegstoten im Monat Juli 2024 mit 4.394 Fällen. Und die Angabe des russischen Kriegsministeriums, dass jeden Monat 30.000 neue Freiwillige geworben werden müssen, um die getöteten, verletzten und ausgebrannten Soldaten zu ersetzen. Wie passen diese beiden Zahlen zusammen?

Witali Sergejewitsch SubkowWahrscheinlich ging es um Geld - um das schnelle Geld. Es ist die Geschichte von Witali Sergejewitsch Subkow aus einem Dorf in der Region Wologda, geboren am 25. Mai 2006. Für den Moment ist er der jüngste russische Kriegsteilnehmer, der in der Ukraine getötet wurde.

Witali hatte am 17. Juni 2024 einen Militärvertrag abgeschlossen, die hohe Antrittsprämie kassiert und ist in den Krieg gezogen. Witali hatte auch keinen Wehrdienst ableisten müssen, er war aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt worden.

Bereits am 3. Juli 24 war der Kontakt mit Witali abgebrochen, ab dem 21. Juli suchten seine Schwester und seine Mutter nach ihm. Am 27. Juli erhielten beide die Nachricht, dass Witali im Krieg getötet wurde.

RekrutDer russische Präsident Putin hat Ende Juli 2024 ein Dekret unterzeichnet, das die Bundeszahlungen zum Vertragsdienst in der Armee weiter erhöht. Bisher zahlte der Bund für jeden Vertragsabschluss 195.000 Rubel (ca. 1.950€), dieser Betrag wird für alle neuen Verträge zwischen dem 1. August und 31.12.2024 auf 400.000 Rubel (4.000€) erhöht.

Den Regionen wird empfohlen zusätzlich mindestens 400.000 Rubel zu bezahlen. Wie viel die Regionen zur Zeit bezahlen haben wir in einer Tabelle am Ende dieses Beitrags zusammengestellt. Die Beträge können sich aber jederzeit ändern - im Prinzip erhöhen.

Nach Angaben des russischen Kriegsministeriums haben im Zeitraum zwischen 1. Januar 24 bis Ende Juli 190.000 Menschen Verträge zur Teilnahme am Krieg gegen die Ukraine unterzeichnet . Im Durchschnitt werden nach Angaben des Ministeriums etwa 1.000 Menschen pro Tag rekrutiert. Es gab zuletzt im Dezember 2023 die Gesamtzahl der unter Vertrag stehenden russischen Militärangehörigen bekannt – 640.000 Soldaten.

Sibai Lyzeum

In der Schulzeit des Autors gingen Jungs auf das Gymnasium, Mädchen auf das Lyzeum. Für was für einen Bildungsweg der Begriff Lyzeum in Russland steht, wollen wir hier nicht ergründen - wahrscheinlich auch ein Gymnasium. Unser Foto zeigt eine Abschlussklasse von 2020 des Baschkirischen Lyzeums in Sibai, einer Stadt im Süden Baschkortostans mit etwa 56.000 Einwohnern. Die jungen Frauen im Dienstmädchen-Outfit sind für unsere Augen gewöhnungsbedürftig, man findet sie in Russland aber immer wieder bei festlichen Anlässen.

Der junge Mann hinten in der Mitte ((Foto), der mit breiter Brust in die Kamera schaut, dürfte Inzer Ildarowitsch Jagafarow sein. Seine Schule schreibt über ihn: "Wir erinnern uns an ihn als einen talentierten, intelligenten, aktiven und freundlichen jungen Mann. Er zeichnete sich stets durch seinen Witz, seinen Wissensdurst und seinen aufrichtigen Wunsch aus, anderen zu helfen. Inzer war ein ausgezeichneter Schüler, ein Gewinner von Olympiaden und Wettbewerben... Sport war seine Leidenschaft und er förderte stets einen gesunden Lebensstil."

All die Bemühungen seiner Eltern und Lehrer waren umsonst, Ildar wurde am 30. Juni 24 als russischer Soldat in der Ukraine getötet.

Dmitrij Anasowitsch AleksanjanNach Asat und Hamlet haben wir heute den dritten ethnischen Armenier unter den russischen Kriegstoten. Dmitrij Anasowitsch Aleksanjan kam aus der Stadt Jasny, die ganz am äußersten Osten der Oblast Orenburg liegt. Die Stadt lebt vom Asbest-Abbau, eine Raketengarnison mit Atomsilos liegt in der Nähe und auch die Grenze zu Kasachstan ist nur 24 km entfernt.

Dimitrij wurde am 21. Juni 2001 geboren. Er wäre ein mutiger und kluger Mann, ein fürsorglicher Sohn, ein liebevoller und guter Bruder, ein hilfsbereiter treuer Freund gewesen, heißt es in seinem Nachruf. Denn Dimitrij meldete sich am 22. April 24 zum Kriegsdienst, am 7. Mai 24 war er tot.

Hispaniola Über das Bataillon "Hispaniola" hatten wir schon mehrfach berichtet. Seine Ursprünge gehen bis 2014 zurück, als der Gründer Stanislaw Orlow, Mitglied der Fangruppe „Rot-Blaue Krieger", sich den "Separatisten" des Donbass anschloss und unter der Führung von Igor Besler kämpfte. Hispaniola wird heute über die russische PMC Redut organisiert und wahrscheinlich durch die Brüder Arkady und Boris Rotenberg finanziert. Seit Frühjahr 2023 positioniert sich Hispanola als unabhängiges privates Militärunternehmen.

Ein großer Teil der Söldner sind Fußball-Ultras der großen russischen Vereine. Sie vertreten offen neonazistische Ansichten, sind mit Hakenkreuzen und ähnlichen Symbolen tätowiert. Einer der Kämpfer, Michail „Pitbull“ Turkanow, wurde wegen öffentlicher Zurschaustellung von Nazi-Symbolen verurteilt.

Wie die PMC Redut bietet Hispaniola einen Sechsmonatsvertrag mit zwei Monaten für Training und Koordination auf einem Trainingsgelände in der Region Tambow an.

Zum Tod eines ihrer Kämpfer, Roman Bogdan, hat Hispaniola am 16. Juli 24 ein längeres Pamphlet veröffentlicht, das Einblick in die Denke dieser Hooligans gibt. Wir veröffentlichen den Text im übersetzten Original:

Artisch Mongusch

Artisch Anatoliewitsch Mongusch aus dem Dorf Kaa-Chem in Tuwa ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Auf dem Foto ist er wahrscheinlich der Zweite von links in der vorderen Reihe. Das Foto ist am 3. November 23 entstanden. Es stellt sich die Frage, wieviele der russischen Soldaten davon noch am Leben sind. Artisch wäre als Militär zur Rettung des Vaterlandes gestorben, heißt es im Nachruf.

Kirill Alexandrowitsch BojkowKirill Alexandrowitsch Bojkow, geboren am 10. Juli 2001 in einem Dorf in Burjatien, wird in seinem Nachruf in den höchsten Tönen gelobt. Er hätte nie aufgegeben, nie den Mut verloren, sich stets durch seine Freundlichkeit ausgezeichnet, war bereit, den Bedürftigen in schwierigen Zeiten zu helfen und wurde von seiner Familie, seinen Freunden, Kollegen und allen, die ihn kannten, respektiert.

Pawel Vitaliewitsch ErmakowHeute sind wir in der Oblast Lipezk - etwa 450 km südöstlich von Moskau - und dort in der Stadt Usman. Das Städtchen hat etwa 20.000 Einwohner und liegt am gleichnamigen Fluss Usman, einem indirekten Zufluss zum Don. Im Bezirk der Stadt lebte Pawel Vitaliewitsch Ermakow, geboren am 29. Juli 1983. Pawel war kein Einheimischer, sondern aus einem Dorf in der Region Moskau zugezogen. Und Pawel wollte ein Haus in seiner neuen Heimat kaufen.

Zjaudin Tumgoew Raschid DudarowAus Inguschetien ist uns die Nachrichtenseite "Fortanga" als zuverlässige Informationsquelle bekannt. Aktuell hat Fortanga einen Beitrag über zwei Inguschen veröffentlicht, die als Soldaten an der Front waren, aber wahrscheinlich von den eigenen Kameraden getötet wurden. Fortanga gibt dabei den Bericht der Initiative "Freiheit (ist) gleich um die Ecke" wieder, wir veröffentlichen deren Originalbericht, der besseren Lesbarkeit nicht kursiv gekennzeichnet:


Während des zweijährigen Krieges in der Ukraine starben Hunderte Soldaten aus den Nordkaukasus-Republiken. Im Juni verbreiteten sich in den inguschischen Medien Informationen über einen Militärangehörigen aus Inguschetien, der von seinen eigenen Kollegen getötet wurde. Das Militär versuchte, den Tod wie Selbstmord aussehen zu lassen, doch gleichzeitig wurde Geld von der Karte des Opfers gestohlen und ein Video einer Leiche mit gewaltsamen Verletzungen begann sich im Internet zu verbreiten.

Wagner Irkutsk

Freiwillige der kritischen Initiative "Bürger des Baikal" haben im Juli erneut den Alexanderfriedof bei Irkutsk besucht. Im September 2023 gab es dort 140 Bestattungen, bis Juli 2024 entstanden 138 neue Gräber. Die Namen von 62 gefallenen Soldaten waren der Initiative bisher unbekannt.

Fast jeder Dritte von denen, die neu aufgenommen wurde, war vorbestraft. Neun wurden wegen Mordes inhaftiert, drei davon wegen Mordes an ihren eigenen Eltern. In einem weiteren Fall geht es um versuchten Mord, bei den übrigen um Raub, Diebstahl, Verkauf und Besitz von Drogen.

Der Friedhof befindet sich dem Bericht nach in einem verwahrlosten Zustand. Zwischen den Gräbern gefallener Soldaten liegen Plastikflaschen, -becher und Getränkedosen verstreut. Entlang der Straße zwischen den Gräbern häuften sich Müllberge – Plastiktüten gefüllt mit Kiefernnadeln des letzten Jahres, verblasste Kunstblumen, Kränze. Die Mülltonnen quellen über und um sie herum hat sich spontan eine Mülldeponie mit Kränzen gebildet, die offenbar seit letztem Jahr nicht mehr aufgeräumt wurde. Noch immer schaufeln Arbeiter jeden Tag neue Gräber.

Nachstehend die von den "Bürgern des Baikals" veröffentlichte Liste, wir haben mit Stern (*) die 45 Namen gekennzeichnet, die uns bisher unbekannt waren:

Ust Kara

Das Dorf Ust-Kara, Autonomer Kreis der Nenzen -- Foto: Malupasic --  Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der "Autonome Kreis der Nenzen" liegt ganz im Norden im europäischen Teil Russlands an der Barentsee. Etwas über 40.000 Menschen bewohnen die Region, die Mehrzahl davon (ca. 26.000) sind russischer Abstammung, die Namensgeber, das indigene Volk der Nenzen, stellen weniger als 7.000 Einwohner.

Das Dorf Ust-Kara liegt im Nordosten der Region, die nächste Stadt ist 200 km entfernt. Die Bevölkerung schrumpft, im Jahr 2000 lebten noch etwa 700 Menschen im Dorf, 2023 wurden nur noch 479 Menschen gezählt. Es gibt keine Straßen nach Ust-Kara, man gelangt entweder per Hubschrauber, im Sommer per Boot oder per Schneeraupe ins Dorf.

Südlich von Ust-Kara gibt es einen riesigen Meteoritenkrater. Der Kara-Krater hat einen Durchmesser von 65 km, er könnte der viertgrößte Krater der Erde sein.

Aus Ust-Kara kam Egor Fjodorowitsch Walej, geboren am 09. Dezember 1993, als fünftes Kind einer großen Familie mit zwei Schwestern und acht Brüdern.

Nikita Sablin

Nikita Sablin, geboren am 11.04.2005 aus der Region Tambow, wurde am 11.09.2023 getötet. Nikita war also gerade 18 Jahre und fünf Monate alt, als sein Leben in der Ukraine beendet wurde. Bereits als Jugendlicher hatte er eine patriotische Kadettenausbildung erhalten und  durfte in der Schule noch jüngeren Kindern den Umgang mit einem Gewehr zeigen. Wir führen seinen Tod auf Position 160, Tambow I.

Die Stadt Tambow hat jetzt eine großes Plakat mit Nikita installiert. Es steht vor dem Haus der Hütte, indemr der junge Mann einst wohnte und zeigt die ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufgewachsen ist. Wohnen wird dort niemand mehr. Durch den Tod von Nikita hat seine Mutter eine große Abfindung erhalten. Sie kann sich damit eine neue Wohnung leisten. Der Text auf dem Plakat lautet:

Hier wohnte ein Mitglied der speziellen Militäroperation (CBO). Nikita Sablin starb einen mutigen Tod. Den Mut-Orden verliehen (posthum).

Sergej Petrowitsch Surski

Sergej Petrowitsch Surski2Etwa 600 km östlich von Moskau liegt die Stadt Schumerlja. Sie befindet sich auf dem Gebiet Tschuwaschiens nahe der Grenze zur Oblast Nischi Nowgorod. Die Stadt liegt in der osteuropäischen Tiefebene, ist zu Wasser und zu Lande gut an das Verkehrsnetz angebunden und hat doch die Schwindsucht. Um das Jahr 2000 lebten dort noch 40.000 Bewohner, jetzt sind es nur noch 27.000. 

In der Umgebung von Schumerlja gibt es das Dorf "Roter Oktober" mit lediglich 300 Einwohnern. Dort lebte Sergej Petrowitsch Surski 

Sergej, geboren am 21. März 1976, hatte eine Mittelschule absolviert, Wehrdienst geleistet, den Führerschein gemacht und blieb unverheiratet. Mehr ist über ihn nicht überliefert. Aber im Juni 2024 hatte er sich entschlossen, ebenfalls am Krieg gegen die Ukraine teilzunehmen. Der Entschluss endete wie zu erwarten - bereits am 1. Juli 2024 war Sergej tot. Nachstehend die Meldung aus Schumerlja mit einigen Fotos:

Houthis emblemEiner der wenigen Verbündeten Russlands im Krieg gegen die Ukraine ist die international nicht anerkannte Regierung der Huthis im Jemen. Nach Angaben eines russisch/arabischen Telegramkanals  wären die meisten hochrangigen Offiziere und Militärführer der jemenitischen Streitkräfte auf der Seite der Huthis auch Absolventen sowjetischer und russischer Militärakademien. Die gleiche Quelle sagt, dass dutzende Huthis in den Reihen der russischen Armee gegen die Ukraine kämpfen würden.

Wir können diese Angaben nicht verfifizieren, allerdings können wir den Tod von drei Huthis bestätigen, die im Krieg gegen die Ukraine gefallen sind.

Praemie Moskau 1Wir hatten in mehreren Beiträgen über die Bezahlung der russischen Freiwilligen informiert, sie unterscheiden sich nach Regionen (St. Petersburg, Tatarstan, Angebot & Nachfrage). Jede Region ist angehalten, jeden Monat ein bestimmtes Kontingent an Freiwilligen zu rekrutieren. Die Bezahlung ist durchweg gleich hoch, entscheidend ist die gezahlte Antrittsprämie. Die ist dort niedrig, wo leicht neue Todesmutige zu finden sind - zum Beispiel in Baschkirien. Die Prämie ist dort hoch, wo die Region Mühe hat, ihr Kontingent zu erfüllen. In den letzten Wochen überboten sich die Regionen mit immer höheren Zahlungen, jetzt hat Moskau noch einen Betrag oben drauf gesetzt.

Die Stadt Moskau bietet ab sofort allen geeigneten Männer, die sich zu einem Vertrag entschließen eine Antrittsprämie von 1,9 Millionen Rubel - umgerechnet etwa 19.000 €. Wer es schafft, das erste Jahr an der Front zu überleben kann sich auf Einnahmen von insgesamt 5,2 Millionen Rubel (52.000 €) freuen. Besser bezahlte legale Jobs wird man in ganz Russland kaum finden. Die Auslobung solch einer hohen Prämie zeigt, dass es der Stadt Moskau schwer fällt, ihr Kontingent an Freiwilligen zu erfüllen. Der Stadt ist es auch völlig egal, aus welcher Region Russlands der Freiwillige kommt - Hauptsache er unterschreibt in Moskau.

Der Texts des abgebildeten Dekrets lautet grob übersetzt:

Viktor Andrejewitsch SeteikinSchon mehrfach hatten wir über den Umgang mit Waisenkinder in Russland berichtet. Bereits in den Einrichtungen werden die Heranwachsenden dazu erzogen, möglichst direkt nach der Entlassung zum Militär zu gehen und auch in den Krieg zu ziehen. Dort würden die Jugendlichen dann schon zu ordentlichen Bürgern zurechtgebogen. So kommt es, dass in den Meldungen zu den Kriegstoten sehr viele junge Männer zu finden sind, die in einem Waisenhaus aufgewachsen sind. Wenn wir solch einen Fall registrieren, geben wir den Begriff Waise immer in unseren Listen an.

Da in den russischen Todesmeldungen Dichtung und Wahrheit eng beieinander liegen, kommt es oft auf Feinheiten zwischen den Zeilen an. So auch im Fall von Viktor Andrejewitsch Seteikin, geboren am 22.02.2001, aus der ostsibirischen Stadt Ust-Ilimsk. Auch er ist im Krieg gegen die Ukraine getötet worden, wann er zum Militär ging und wann er gestorben ist, wurde öffentlich nirgendwo angegeben. "Vitja war ein Schüler des Waisenhauses und nach seinem Abschluss konnte er sich nicht selbst finden und ging zur militärischen Spezialoperation", heißt es in dem Nachruf der "Kampfbruderschaft" aus Ust-Ilimsk. Das kann bedeuten, dass Viktor straffällig wurde und seine Freiheit durch einen Militärvertrag (Sturm-V) erlangen wollte.

Nachstehend die übersetzte Originalnachricht:

Sowjetskaja Straße Mitschurinsk

Sowjetskaja-Straße, Mitschurinsk -- Foto: Bok  --  Lizenz: CC BY-SA 4.0

Etwa 400km südlich von Moskau liegt die Stadt Mitschurinsk in der Oblast Tambow. Durch die fruchtbaren Schwarzerdeböden ist die Region landwirtschaftlich geprägt, folglich gibt es auch eine staatliche Agraruniversität in der Stadt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von Kampfhandlungen verschont, deshalb besitzt Mitschurinsk noch eine gute erhaltene Altstadt mit historischen Gebäuden. Doch auch diese Stadt hat eine unsichere Zukunft. Im Jahr 2000 lebten noch 120.000 Menschen dort,  2010 zählte man etwa 100.000 Bewohner und bei der letzten Zählung im Jahr 2021 sind noch 90.000 Einwohner erfasst worden.

Irgend jemand aus Mitschurinsk hat Anfang Juli einen Film veröffentlicht, der die getöteten Soldaten der Stadt im Krieg gegen die Ukraine auflistet. Insgesamt enthält der Film 44 Namen mit Geburts- und Sterbedatum. Wir konnten 20 neue Namen nachtragen. Da solche Filme oft schnell in den sozialen Medien gelöscht werden, dokumentieren wir ihn nachstehend. Ihn anzuschauen ist eigentlich Zeitverschwendung - nur am Ende werden einige Szenen aus der Erinnerungsallee der Stadt gezeigt.

Dmitri Michailowitsch PugatschowDie Tagesschau berichtete am 17. Mai.2024: Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind nach Angaben eines Satellitenunternehmens aus den USA diese Woche drei russische Kampfflugzeuge und eine Treibstoffanlage bei einem ukrainischen Angriff zerstört worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es handle sich um zwei MiG-31-Kampfjets und einen Su-27-Kampfjet auf dem von Moskau kontrollierten Luftwaffenstützpunkt Belbek nahe Sewastopol, teilt der Konzern Maxar unter Berufung auf Satellitenbilder mit. Eine Stellungnahme der Ukraine liegt dazu bislang nicht vor.

Der Angriff fand am 15. Mai statt. Nach ukrainischen Angaben wären 10 Raketen auf das Militärgelände abgefeuert worden. Zerstört worden wären  Treibstoff- und Schmiermittellager, zwei S-400-Luftverteidigungssysteme, Radar „92Н6E“, MiG-31 beschädigt und 3 Su-27 beschädigt. Sieben Soldaten wären getötet worden, 12 weitere verletzt.

Oberleutnant Dmitri Michailowitsch Pugatschow (Foto) war einer der getöteten Offiziere. Ein Film aus Russland von Ende Juni zeigt die getöteten Opfer des Angriffs.

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