Heldenschreibtisch Kalmückien

Das Städchen Gorodowikowsk liegt in Kalmückien und hat gerade mal 10.000 Einwohner. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt, die Regionen Rostow und Stawropol sind nah, der Weg zur Hauptstadt Elista ist 240 km weit. Die größte Sehenswürdigkeit des Städchen ist das buddhistische Kloster, das dem Lama Tsongkhapa gewidmet ist und zwischen 2005 und 2008 erbaut wurde. Jetzt hat Gorodowikowsk auch zwei Heldenschreibtische, die zwei im Ukrainekrieg gefallenen Bewohnern gewidmet sind.
Anmerkung: Eigentlich keine wichtige Nachricht, aber das Foto wollten wir unbedingt zeigen.

Feodosia

Feodossija gilt als das touristische Zentrum der Halbinsel Krim. Die Hafenstadt hat knapp 70.000 Einwohner, eingemeindete Siedlungen nicht mitgerechnet. Der Name der Stadt klingt wenig russisch und stammt vom ehemals griechischen Namen Theodosia, gegründet im 6. Jahrhundert v. Chr. als griechische Siedlung.
Danach hatte die Siedlung wechselnde Besitzer: Römer, Goten, Byzantiner, Kiewer Rus, Mongolen (Goldene Horde), Venezianer, Genueser, Türken, Krimtataren.

Aspekte BaschkortostanIm Jahr 2024 hat die Republik Baschkortostan die traurige Spitze in unserer Statistik erobert, in keiner Region Russlands gab es mehr gefallene Soldaten. Die Kriegstoten kommen selten aus der reichen Millionenstadt Ufa, sondern aus den vielen kleinen Flecken vom Land, häufig ohne geteerte Straßen, Kanalisation und Gasversorgung.

Die Todesmeldungen von dort häufen sich weiter, erschreckend ist die kurze Vertragsdauer bei einigen der Soldaten. Wenige Wochen nach der Vertragsunterzeichnung mit dem russischen Militär sind sie schon tot.

Wir dokumentieren die Meldung vom 05. April 2024 des Telegram-Kanals "Aspekte - Baschkortostan".

Inguschetien ist eine Unruheprovinz im Kaukasus. Anfang März kam es zu einer Schießerei zwischen Inguschen und russischen Sicherheitskräften, die einen Tag lang dauerten. Sechs angebliche ISIS-Mitglieder wurden getötet. Im April letzten Jahres  kündigte das Komitee für Inguschische Unabhängigkeit (KIN)  die Schaffung einer Armee an, da „die Notwendigkeit besteht, sich auf den bevorstehenden Zusammenbruch der Russischen Föderation vorzubereiten“, der laut Komiteevertretern „zu einer Konfrontation innerhalb der Russischen Föderation zwischen Russische Eliten, alle Arten von PMCs und Banden führen wird“.“

Vorerst sterben aber noch Inguschen für Russland im Krieg gegen die Ukraine. Der Soldat Beslan Murzabekow  wurde in Inguschetien beigesetzt.

Megion severyankaDie Stadt Megion befindet sich im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen und liegt am nördlichen Ufer des Ob im Westsibirischen Tiefland. Im Jahr 1970 lebten dort gerade mal 6.000 Menschen, heute ist Megion eine Stadt mittlerer Größe mit über 50.000 Einwohnern - steigende Tendenz. Grund dafür ist der Ölboom, man entdeckte in der Nähe das größte Ölfeld Russlands. Die Stadt ist folglich anarchisch gewachsen, eine wirkliche Stadtplanung gab es nicht, alles wurde den Bedürfnissen der Ölförderung untergeordnet.

Im Öllgeschäft kann man gut verdienen, aber noch mehr, wenn man sich beim Militär verdingt. Wir stellen deshalb eine Werbeanzeige und ein Video aus Megion gegenüber.

  • In der Anzeige werden gezielt die Bewohner der Stadt angesprochen, einen Vertrag mit dem Militär abzuschließen.
  • Im Video paradieren Jugendliche in einer Schulturnhalle in Militäruniform im Gleichschritt und zeigen Fotos von getöteten Soldaten aus der Stadt.
    Wir haben 38 Fotos gezählt.

Mari El

Das Denkmal befindet sich im "Siegespark" des Dorfes Morki, Bezirk Morkinsky, in der russischen Teilrepublik Mari El. Das Dorf hat knapp 9.000 Einwohner, fallende Tendenz. Der Zeitpunkt der Objekterstellung ist der 1. Juli 2022. Der Text der Inschrift lautet „Wir haben unsere Ehre nicht verloren, wir haben unser Wort gehalten …“ und auch die Namen der getöteten Soldaten sind eingraviert.

Die Links nach den folgenden Namen führen zu den Originalinformationen in russischer Sprache. Mit den Übersetzern von Google oder DeepL kann man sich die Texte in deutscher Sprache anzeigen lassen.

Jugendarmee Mari El

Preisverleihung für die Teilnehmer des Internationalen Patriotischen Projekts

Das Hauptereignis des Projekts war die Parade am 7. November 2023der größte Platz Europas, der nach V.V. Kuibyshev benannte Platz, an dem Hunderte von Paradeeinheiten der russischen Armee, Strafverfolgungsbehörden, militärischen Ausbildungszentren, Veteranen und patriotischen öffentlichen Organisationen aus allen Regionen des Föderationskreises Wolga teilnahmen.

Taschtyp

Dorf Taschtyp -- Foto: Annenkoan -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Taschtyp, der Ort auf dem Foto,  ist ein Dorf in Chakassien mit etwas über 6.000 Einwohnern. Im Hintergrund sind die westlichen Ausläufer des Westsajan-Gebirges zu sehen. Der abgelegene Ort liegt an einer Regionalstraße, die man im Vordergrund sieht. Der nächste Bahnhof ist 32 km entfernt.

Aus Taschtyp kam Nikolai Sulberekow, der meinte, auch im Krieg gegen die Ukraine dabei sein zu müssen.

Iwan Alekseewitsch KulabuchowWir wissen, dass die offizielle Staatspropaganda Russlands zum Krieg gegen die Ukraine sich fast ausschließlich falscher Darstellungen bedient. Da ist von einem Verteidigungskrieg geredet, aber Russland hat angegriffen. Da wird über den Schutz der Bürger des Donbass fabuliert, aber Russland hat bereits 2014 jenen Krieg dort begonnen, der zur Vertreibung und Tod vieler Bürger geführt hat. Da redet man vom "friedlichen Himmel über dem Kopf der Bürger" und Russland bombt mit Raketen und Marschflugkörpern auf die zivile Infrastruktur und die Menschen der Ukraine. Und schließlich kämpft man gegen die ukrainischen Nazis und meint damit eine liberale, demokratische Gesellschaft.

Dieses System der Lüge frisst sich durch das ganze russische Gemeinwesen. Die an der Front in den Tod geschickten einfachen Soldaten, mutieren zum Helden, wenn sie im zugelöteten Zinksarg endlich wieder zuhause angekommen sind. Und Mörder und andere Verbrecher werden zum Vorbild der Jugend, weil sie im Dienste der Gruppe Wagner als Kanonenfutter an der Front verheizt wurden. Heute sind uns zwei solcher Fälle bekannt geworden:

  • Der Hammer der Leidenschaft
  • Muttermörder

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Am 14. Januar wurde die russische AWACS-Maschine A-50 über dem Asowschen Meer abgeschossen. Am 23. Februar ging das nächste Überwachungsflugzeug über der Region Krasnodar verloren. Ein herber Verlust für die russische Armee, denn diese Flugzeuge und deren Besatzung sind rar. Ende März gab es in der Stadt Iwanowo eine Trauerfeier für die beim Absturz getötete Besatzung.

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Dorf Wankarem, Tschukotka -- Urheber:  Ansgar Walk -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Dorf Wankarem liegt am äußersten nord-östlichen Rand des Autonomen Kreises der Tschuktschen (Tschukotka). Das Dorf liegt völlig isoliert, es gibt keine Straße dorthin - aber immerhin hat der Flecken einen kleinen Flugplatz. Die Bevölkerung besteht aus Tschuktschen und sibirischen Eskimos. Aber es sind nicht mehr viele da. Im Jahr 2010 zählte man noch 210 Bewohner, sechs Jahre später lebten dort 166 Menschen. Jetzt ist es wieder einer weniger:

a50Am 14. Januar 2024 wurde über dem Asowschen Meer die russische AWACS-Maschine A-50 "Sergey Atayants" (Foto links) vermutlich von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen. Diese Flugzeuge dienen  der Luftraumüberwachung auch über große Entfernungen hinweg. Wie die NATO-AWACS Flugzeuge erkennt man auch die russische Variante an dem Radom, das über dem Rumpf wie ein großer Diskus angebracht ist.

Dieser Abschuss war eine kleine Sensation auf Grund der großen Entfernung von den nicht besetzten Gebieten der Ukraine zum Zielobjekt und weil Russland nur über eine begrenzte Anzahl dieser Flugzeuge verfügt.

Am 24. März 2024 fand in der Stadt Iwanowo eine Trauerveranstaltung für die beim Abschuss getöteten Soldaten statt. Die Besatzung bestand aus acht Soldaten und galt eine lange Zeit als vermisst.

Tschuwaschien Dieses aktuelle Video vom Krieg gegen die Ukraine wurde von einem tschuwaschischen Soldaten der russischen Armee aufgenommen. Veröffentlicht wurde es vom Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" am 04.04.24, den wir hier schon mehrfach vorgestellt haben. Das Video selbst haben wir hinter dem Weiterlesen-Link verstaut. Ob der drastischen Bilder muss man es nicht ansehen, es reicht den folgenden Begleittext zu lesen.

Alltag aus der Sicht eines Vertragssoldaten der russischen Armee. Die Geräusche von Schüssen, zerstörter Ausrüstung, Soldaten, die die Leichen ihrer toten Kameraden schleppen.

 „So sind unsere Leute gestorben. Hier ist unsere gesamte Ausrüstung zerstört, überall liegen tote Menschen. Es ist beängstigend, Leute, sehr beängstigend. Das ist, was von ihm übrig geblieben ist – da ist ein Oberschenkel, da ist noch einer, sie haben ihn verbrannt, es ist beängstigend“, Übersetzung aus dem Tschuwaschischen.

Staatliche Medien schreiben selten über die sogenannte „Sonderoperation“. Dabei geht es vor allem um die Verleihung von Medaillen. So können Sie vergessen , was Krieg wirklich ist – Schmerz, Blut, Schmutz, Kälte, Angst und Tod.

Tschuwaschische Soldaten töten ohne Schuldgefühle und sterben ohne Sinn und Zweck. Dies ist ein Verbrechen Wladimir Putins vor unserem Volk, vor den Bewohnern der Ukraine, vor der gesamten Menschheit. Das ist eine große Tragödie für unsere Republik.

Debin Kolyma

Der Kolyma bei Debin (ca. 500 Einw.) --  Foto: Oxonhutch -- Lizenz: CC BY 2.5

Der Kolyma ist ein etwa 2.500 km langer Fluss, der durch den Oblast Magadan und Sacha (Jakutien) fließt. Auf etwa 2.000 km ist der Fluss ein halbes Jahr über den Sommer hinweg mit einem Schiff befahrbar. Er ist folglich ein wichtiger Transportweg für die beiden Regionen im äußersten Nordosten Russlands.

Die Leute von Magadan sprechen von sich auch als Kolyma-Bewohner. Insgesamt leben dort etwa 136.000, Tendenz abnehmend. Das zur Erläuterung des folgenden Textes. Denn auch dort stapeln sich die Todesmeldungen aus der fernen Ukraine. Wir geben eine beispielhafte Nachricht des Telegram-Kanals "Ganz Magadan" im übersetzten Original wieder:

Konstantin TschirkinEtwa 100 km südlich von Moskau entfernt liegt die Stadt Kaschira mit rund 45.000 Einwohnern, eine der ältesten Städte der Region. Zur russischen Hauptstadt gibt es eine Nahverkehrsverbindung. In der jüngsten Geschichte der Stadt war Kaschira die letzte Station der Gruppe Wagner auf ihrem Feldzug Richtung Moskau - dort endete ihr Vormarsch. Und als Söldner der Gruppe Wagner endete auch das Leben der Hauptperson unserer Erzählung.

Aus Kaschira kam  Konstantin Tschirkin (Foto links). Der junge Mann wurde am 2. Februar 1999 dort geboren und entwickelte sich als hoffnungsvoller Spross seiner Familie. Er war ein guter Sportler, spielte Fußball und Volleyball und machte auch auf dem Skateboard eine gute Figur. Er besuchte eine Musikschule, kochte gerne und interessierte sich für Kunst.

Eine Nachbarin beschreibt Konstantin als einen jungen Mann mit der gütigsten Seele und einem sehr sensiblen Herzen. Er wäre derjenige, der sich für alle einsetzt und sogar einem kleinen obdachlosen Kätzchen hilft.

Aber Konstantin hatte auch weitergehende Interessen, die sich hauptsächlich um das schnelle Geldverdienen drehten. Zusammen mit einer Gang aus Jugendlichen aus den Vororten von Moskau entwickelte er einen Plan, wie man aus der in Russland weit verbreiteten Abneigung gegenüber Schwulen Kapital schlagen könnte.

Feyrudin Fakhrudinowitsch SchidjewUnser freundlicher Herr Lezgin ist eigentlich ein Gauner der besonderen Art und heißt mit bürgerlichen Namen Feyrudin Fakhrudinowitsch Schidjew. Er wurde 1992 in Wolgograd geboren, seine Familie zog später zurück nach Dagestan.

Über seine zahlreichen Vorstrafen wissen wir nichts Näheres, dafür mehr über seinen letzten Coup. Er baute einen Eisenzaun für einen Speditionsunternehmer, wohnte in dieser Zeit in dessen Geschäftshaus und machte sich dort nützlich. Per Zufall (oder auch nicht) entdeckte er die Schlüssel zum Tresor des Unternehmens, versteckt in Turnschuhen.

Mit jetzt 320 Tausend Rubel in der Tasche machte sich unser Held aus dem Staub. Von Dagestan ging es nach Moskau, dann nach St. Petersburg bis das Geld ausgegeben war und unser freundlicher Herr Lezgin verhaftet wurde. Ein Gericht in Dagestan verurteilte ihne zu 2,5 Jahren strenger Lagerhaft.

Ab diesem Zeitpunkt begann die zweite Karriere von Herrn Lezgin, die ein Journalist aus Samara zusammenfasste:

MachatschkalaDie Republik Dagestan ist die größte und bevölkerungsreichste Republik im russischen Teil des Kaukasus. Machatschkala ist die Hauptstadt der Republik und wie das ganze Land muslimisch geprägt. Bürgermeister der Stadt ist Jussup Umawow, der Ende Februar zehn Mutorden an Bürger seiner Stadt zu verteilen hat. Alle sind im Krieg gegen die Ukraine gefallen, deshalb nehmen nur die Angehörigen an der Veranstaltung teil.

Hören wir, was er zu sagen hat:

GasflammeRussland war 2020 der größte Gasexporteur weltweit. Wir hatten schon mehrfach berichtet, dass es in vielen Dörfern Russlands noch immer keine Versorgung mit Erdgas gibt. Dass es aber auch in dichter besiedelten Gebieten Probleme mit Gasanschlüssen gibt, berichtet die russische Journalistin Anastasia Kaschewarowa. Konkret geht es dabei um Kriegswitwen, die nach dem russischen Selbstverständnis sowieso bevorzugt behandelt werden sollten.

Zum Verständnis des Textes bei „Miller und Matvienko“ handelt es sich um Alexey Miller, den Chef von Gazprom und um Valentina Matwienko, die Gouverneurin von St. Petersburg.

Wir veröffentlichen den Originaltext  vom 26. Februar 2024 leicht redigiert:

OMVielleicht gibt es noch Leser von uns, die sich an die fünfziger und sechziger Jahre erinnern. Damals gab es unter den ehemaligen Soldaten des zweiten Weltkriegs viele Männer mit schweren, bleibenden Kriegsverletzungen. Schüsse und Granatensplitter hatten Gesichter entstellt und/oder schwere Gehirnschäden verursacht, auf der Straße traf man Männer mit amputierten Armen oder sah Kriegsversehrte ohne Beine im Rollstuhl sitzend.

Inzwischen gibt es aus Russland auch Berichte (Übersetzung), die von einem deutlichen Anstieg an Männern mit Behinderungen berichten, alle im wehrfähigen Alter. Geht man von unserer aktuellen Prognose aus, dann wurden durch den Krieg in der Ukraine 280 Tausend Soldaten verletzt und müssen teilweise mit starken Behinderungen leben.

Wenn wir zur besseren Einschätzung die deutsche Großstadt Köln mit etwa einer Million Einwohnern heranziehen, dann hätten alle Männer im wehrfähigen Alter aus Köln eine kriegsbedingte Behinderung. Die Einwohnerzahl Russlands entspricht ganz ungefähr der Bevölkerung von Deutschland und Frankreich zusammen.

HIMARSIn der folgenden Liste haben wir einige getötete Soldaten des HIMARS-Angriffs auf den Truppenübungsplatz in der Region Donezk am 20.02.24 zusammengetragen. Es sind viele Offiziere dabei, wahrscheinlich weil beim Besuch des kommandierenden Generalmajors auch Auszeichnungen vergeben werden sollten. Wie zu Beginn des Krieges haben wir die Begleittexte im Original hinzugefügt, manchmal etwas gekürzt.
Foto: Symbolbild eines HIMARS-Abschusses

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