31.01.2025 -- 96.929 // Zuwachs zum 31.12.2024: 5.360
Das Lewada-Zentrum ist ein russisches Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Moskau. Es gilt als die letzte unabhängige Forschungseinrichtung in Russland auf diesem Gebiet. Inzwischen muss es aber alle seine Publikationen mit dem Kainsmal einer "Aktivität eines ausländischen Agenten" kennzeichnen.
Lewada hat Anfang Juli eine neue Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse decken sich in etwa mit unseren Erfahrungen aus den vielen Todesmeldungen in den sozialen Netzwerken. Die Unterstützung des Krieges bleibt hoch, die Russen sind stolz auf ihr Land, schuld am Krieg sind die Nato und der Westen. Der Anteil der Russen, die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges befürworten, hat mit 58 Prozent einen historischen Höchststand erreicht.
Die vollständige Studie findet man hier.
Anmerkung: Wir haben die Tabellen durch die Google-Übersetzungsfunktion auf deutsch getrimmt, kleinere Fehler in den Beschriftungen haben wir von Hand korrigiert. Wir hoffen, wir haben nichts übersehen. Alle Texte in kursiver Schrift sind übersetzte Orginalzitate aus der Studie.
Weiterlesen: Russland: Die Unterstützung des Krieges bleibt hoch
Im Vorland des Kaukasus liegt die Stadt Budjonnowsk mit etwa 60.000 Einwohnern. Die Stadt lebt von der chemischen Industrie, in der Region gibt es Erdöl- und Erdgasvorkommen. Zudem sind einige militärische Verbände in der Stadt stationiert.
Im Jahr 1995 stand Budjonnowsk plötzlich im Zentrum der Weltöffentlichkeit. Tschetschenische Kämpfer unter der Führung von Schamil Bassajew nahmen am 14. Juni 1995 im Krankenhaus der Stadt zwischen 1100 und 1600 Geiseln. Die Geiselnehmer forderten ein Ende des Krieges in Tschetschenien und die Aufnahme von Verhandlungen. Sechs Tage später stürmten russische Sicherheitskräfte das Krankenhaus. 120 Geiseln wurden getötet und rund 400 verletzt.
Auch heute sterben Bürger von Budjonnowsk wieder im Krieg. Der kurze Film zeigt die Verleihung von Tapferkeitsorden an die Angehörigen von zwei im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten aus der Stadt. Um den Saal des Kulturpalastes zu füllen, wurden junge Kadetten und ältere Schüler abkommandiert.
Wir befinden uns im Dorf Starobaischewo in Baschkortostan mit etwa 600 Einwohnern (2010). Das Bezirkszentrum ist die Stadt Durtjuli, etwa 18 km entfernt. Den nächsten Bahnhof gibt es in der Hauptstadt Ufa - über 120 km entfernt.
Begraben wurde Anfang Juli der Soldat Ilgiz Rachimjanow, von dem wir nur wenig wissen. Er kommt aus dem Dorf und hatte sich am 2. März 2024 entschlossen, einen Vertrag mit dem russischen Militär abzuschließen. Er hätte als "Granatwerfer und Gehilfe des Schützen" gedient. Da Ilgiz zunächst zur Front reisen musste, danach eine Woche Einweisung erfolgt, wurde der Mann vom Dorf gleich bei seinem ersten Einsatz als Kanonenfutter verwendet. Ilgiz wurde am 22. März 2024 getötet.
Die Entwicklung der Region Saratow ist eng mit der Besiedlung durch die Wolgadeutschen verbunden. Auf dem Gebiet der Oblast befand sich zum großen Teil die "Wogadeutsche Republik". Deutschstämmige russische Bürger machen aber heute nur noch einen gringen Anteil an der Bevölkerung aus.
Wir dokumentieren hier das "Buch der Erinnerung" aus Saratow, das knapp 900 Namen von gefallenen Soldaten im russischen Krieg gegen die Ukraine listet. Wir haben aus der Liste 25 noch nicht erfasste Namen aufnehmen können. Da wir nicht wissen, ob solche Dokumente nicht von heute auf morgen verschwinden, haben wir die gesamte Liste kopiert und durch Google sehr roh übersetzen lassen. Interessant wie im Verlauf des Krieges die einzelnen Blöcke immer länger werden. Link zum Original.
Dorf Uporowo in Tjumen -- Foto: MICHAEL195 -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Unsere Reise quer durch Russland führt uns diesmal in den Bezirk Uporowski im westlichen Sibirien in der Oblast Tjumen. Der Bezirk hat etwa 20.000 Bewohner, das Zentrum ist das Dorf Uporowo mit etwa 6.000 Einwohnern. Im Dorf gibt es ein Denkmal zu Ehren der gefallenen Bewohner aus vergangenen Kriegen. In den beiden Tschetschenienkriegen sind vier Soldaten aus dem Bezirk gefallen und bei den Unruhen in Dagestan gab es einen Toten.
Anfang Juli 2024 wurden vier Tafeln mit den getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine dort aufgestellt. Der gesamte Bezirk hat danach bisher 26 Opfer zu beklagen, neun Namen waren uns bisher nicht bekannt.
Egwekinot in Tschukotka (2005) -- Foto: Шабанов -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Am 16. Juli 1946 traf ein Schiff in einer Bucht an der Südküste der Tschuktschen-Halbinsel ein, an Bord waren 1.500 Häftlinge. Das war das Gründungsdatum der Siedlung Egwekinot in Tschukotka. Man hatte eine bedeutende Lagerstätte für Zinn-, Wolfram- und Molybdänerze 200 km nördlich entdeckt und die Häftlinge mussten die Siedlung, eine Straße zu den Bergwerken und einen Hafen für den Abtransport der Erze bauen. Das war das System des Gulag unter unwürdigsten und unmenschlichen Bedingungen.
Das Bergwerk wurde in den neunziger Jahren geschlossen, die Bevölkerung von Egwekinot hat sich seither halbiert. An der Straße von Egwekinot zu den ehemaligen Bergwerken liegt etwa 80 km entfernt das kleine Dorf Amguema. Dort leben gerade mal 500 Menschen, einer davon war Alexander Rultiet, geboren am 16.11.1981.
Aktualisierung: Wie unzuverlässig die Informationen selbst von der Nachrichtenagentur von Tschukotka sind, zeigt sich am Beispiel von Alexander Rultiet. Inzwischen liegen weitere Informationen vor: Der Mann war bereits mehrfach vorbestraft wegen Diebstahl und Vergewaltigung. Im Mai 2014 wurde er zu 15 Jahren und sechs Monaten Lagerhaft verurteilt. Er hatte seine Geliebte in seine Wohnung eingeladen und mit ihr zusammen gebechert. Irgendwann verlor er die Kontrolle und er schlug die Frau in Bauch und Gesicht. Sie starb an den Verletzungen. (gesichertes Urteil). Er hatte sich deshalb für eine Sturm-Z Einheit eingeschrieben, um früher in Freiheit zu kommen.
Weiterlesen: Sturm Z - Rufzeichen Tschuktscha -- Aktualisierung 16.07.24
Kyzyl -- Foto: Valery Irgit -- Lizenz: CC BY 4.0
Kyzyl ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tuwa mit aktuell etwa 130.000 Einwohnern. Die Stadt liegt am Zusammenfluss des Grossen- und Kleinen Jenissei. Die Region ist ablegen, nur zwei Straßenverbindungen führen nach Tuwa. Die Bahnverbindung von Kyzyl nach Russland besteht nur aus einem Kilometer Strecke und wird vielleicht einmal gebaut.
Tuwa hat die höchsten Opferzahlen im Krieg gegen die Ukraine gemessen an der Bevölkerung. Wir haben schon häufig darüber berichtet. Am 15. Juni 24 hat eine Bewohnerin von Kyzyl einen Film über den Friedhof der Stadt veröffentlicht, der die Gräber der im Krieg gegen die Ukraine getöteten Kyzyl-Bewohner zeigt. Neun Namen waren uns noch nicht bekannt
Blauer See -- Foto: Vlad Tschernenko -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Viele Sehenswürdigkeiten hat der Bezirk Sergijewski in der Region Samara nicht aufzuweisen. Da gibt einen (niederen) Berg, der durch seinen Reichtum an Pflanzen berühmt ist und den blauen See. Das ist ein tiefes, steil abfallendes Loch in der dortigen Karstlandschaft mit einem hohen Anteil an Schwefelwasserstoff und schwefelhaltigen Mineralien. Taucher können bis 38 Meter in die Tiefe vordringen. Der Bezirk hat etwa 45 Tausend Einwohner.
Anatoli Jekamasow (Foto links) ist der Leiter des Bezirks, der aus der Stadt Surgut stammt, die im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen liegt. Im Moment hat der Mann viel zu tun, denn alle paar Tage muss er ein weiteres Opfer des russischen Krieges gegen die Ukraine bestatten. Wir haben ein paar Beispiele nur aus dem Monat Juli 2024 zusammengefasst.
Gouverneur Limarenko bei einem "patriotischen" Konzert - "Alles für den Sieg" Anfang Juli 2024
Die Insel Sachalin liegt im äußersten Osten Russlands und wird von etwa 450 Tausend Menschen bewohnt. Auch hier schrumpft die Bevölkerung, 2010 waren es nach Wikipedia noch 500 Tausend Bewohner. Nach unserer Statistik sind inzwischen 639 Einwohner im Krieg gegen die Ukraine gefallen, bezogen auf die Bevölkerung ein außerordentlich hoher Wert.
Gouverneur der Insel ist Valery Limarenko, dessen Karriere vom Wissenschaftsmanager zu Ministerämtern der Regionalregierungen von Saratow und Nischni Nowgorod verlief und schließlich in Sachalin endete. Limarenko wurde in der ukrainischen Großstadt Charkiw geboren und ist dort aufgewachsen. In Sachalin vertritt er die Kriegspolitik Russlands konsequent mit und unterfüttert sie ideologisch, von ihm als "Wahrheit der Mutter" benannt. Wir geben seinen aktuellen Text zu einem Mediengipfel Anfang Juli 2024 übersetzt wieder:
Blick auf Serpuchow, Oblast Moskau -- Urheber: CC BY-SA 4.0 -- Lizenz:
Etwa 90 km südlich der Hauptstadt Moskau liegt die Stadt Serpuchow mit über 130 Tausend Einwohnern. Das Stadtgebiet gehört zur Oblast Moskau und grenzt an die beiden Oblaste Tula und Kaluga. Serpuchow hat eine Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurück reicht und war früher mal eine reiche Stadt. Doch einige Industriebetriebe haben die Stadt verlassen, die Autoproduktion wurde eingestellt. Viele Stadtbewohner arbeiten in Moskau und pendeln täglich hin und her.
Auch Männer aus Serpuchow sterben im Krieg gegen die Ukraine. Unsere sicher nicht vollständige Liste zum 20.März 2024 zeigt 33 gefallene Soldaten.
Update: Diesen Beitrag hatten wir am 29. März 24 veröffentlicht, aktuell haben wir einen Film von Mitte Mai 24 gefunden, der ebenfalls die Kriegstoten der Stadt dokumentiert. In diesem Film werden 69 Fälle aufgezählt, die Zahl hat sich also in den zwei Monaten mehr als verdoppelt. Wir stellen den Film an das Ende der von uns veröffentlichten Liste.
Versuchen wir die Geschichte von Anfang zu erzählen. Als 2014 der russische Angriffskrieg im Donbass gestartet wurde, entstand das sogenannte Somalia-Bataillon, zusammengesetzt aus vielen russischen Freiwilligen. Das Bataillon wurde so etwas wie die schnelle Eingreiftruppe im russisch besetzten Donbass. Sie wurde befehligt durch Michail Tolstych, Kampfname Giwi, der Anfang 2017 in einer Garnison seiner Einheit durch eine Schmel-Rakete getötet wurde. Inzwischen ist das Somalia-Bataillon eine reguläre russische Einheit.
In diesem Bataillon kämpfte auch Nikita Denissowitsch Weslopolow, geboren am 21. Juni 2005, aus der Stadt Krasnokamensk im Transbaikal-Territorium als Freiwilliger. Allerdings so ganz freiwillig auch wieder nicht.
Telegram - 01.07.24
In der Stadt Kowrow in der Region Wladimir wurde die Fotoausstellung „Frauenleid“ eröffnet. Bei den Exponaten handelt es sich um Fotografien der Mütter und Ehefrauen der verstorbenen Teilnehmer der Invasion in der Ukraine. Veranstalter war die von Putin gegründete Staatsstiftung „Verteidiger des Vaterlandes“. Dies berichtete die Lokalzeitung Znamya Truda.
Weiterlesen: Fotoausstellung in der Stadt Kowrow, Region Wladimir
Den aktuellen Rekrutierungsaufruf aus Tatarstan wollen wir noch nachreichen. Wir haben im Bericht zum Monat Juni darüber geschrieben. 1,5 Millionen Rubel entsprechen etwa 15.000 €, also knapp dem zweifachen Jahreseinkommens eines Durchschnittsverdieners. Der übersetzte Text lautet:
Treten Sie der Armee des Sieges bei! Auf einmal bei Vertragsabschluss vor dem 31. Juli 2024 in Tatarstan DO 1.500.000 RUB.
Rufzeichen „YAKTA“, WIR UNTERRICHTEN, HELFEN, UNTERSTÜTZEN, 8 (800) 222 59 00
Sobinka - das ist eine Stadt mit etwa 17.000 Einwohnern, die 40 km westlich der Gebietshauptstadt Wladimir liegt. Wenn man nach Sehenswürdigkeiten der Stadt sucht, dann werden bevorzugt Denkmäler angegeben. Eines gibt es für die gefallenen Soldaten des zweiten Weltkrieges, ein anderes für Karl Marx und es gibt auch ein Denkmal für die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Stadtbewohner. Vorausschauend hat man etwas Platz gelassen für künftige Kriegstote, besonders wählerisch war man auch nicht. Das berichtet eine lokale Initiative über neue Einträge:
Dedowsk ist eine Stadt 40 km von Moskau entfernt mit etwa 30.000 Einwohnern. Am Stadtrand gibt es ein Internat für Schüler mit Behinderungen mit dem schönen Namen "Dorf des Internats des Großvaters". Das Foto zeigt eine Veranstaltung der Schule zum Gedenken an einen ehemaligen Schüler, der im Krieg gegen die Ukraine als Söldner der Gruppe Wagner gefallen ist. Ganz links steht übrigens dessen Schwester.
Urmary - das ist eine Siedlung in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien mit etwa 5.200 Einwohnern. Die örtliche Sekundarschule hat Anfang Mai eine eigene Heldengasse eingeweiht, zu Ehren ihrer ehemaligen Schüler, die in den Kriegen Russlands gefallen sind. Es handelt sich dabei um elf Kriegstote, wovon neun im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden - ziemliche viele für den kleinen Ort. Zwei dieser Namen waren noch nicht in unserer Liste.
Im Zentrum der Veranstaltung der Sekundarschule stand die Vermittlung von russischen Werten, wie fast alle öffentlichen Bildungseinrichtungen in Russland das im Moment tun. Wir geben den Wortlaut als übersetzten Originaltext wieder. Die Teilnehmerliste haben wir weggelassen.
Mawrino ist ein sehr kleines Dorf im Gebiet der städtischen Siedlung Frjanowo des Stadtbezirks Schtschelkowo, 2010 wurden gerade mal 15 Dorfbewohner gezählt. Von der Ringstraße rund um Moskau ist Mawrino etwa 50 km entfernt. Wir haben über dieses kleine Dorf schon mehrfach berichtet, denn auf dem örtlichen Friedhofsgelände war Ende 2022 ein Wagnerfriedhof entstanden, der sich so langsam füllte. (Bericht eins, zwei)
Obwohl der Friedhof nahe Moskau liegt ist sein Zustand miserabel. Es gibt zwar ein mächtiges Wagner-Denkmal, aber die Gräber werden nicht gepflegt (Bild Mitte). Jetzt haben die Grabpflege Anwohner übernommen (Bild rechts) und eine Liste veröffentlicht, die die Namen der dort begrabenen Söldner nennt. Die Liste wurde über die sozialen Netzwerke verbreitet, damit die Familien über den Verbleib ihrerer Angehörigen Bescheid wissen.
Weiterlesen: Der Wagner-Friedhof im kleinen Dorf Mawrino - Teil III
Die russische Staatsduma beschloss im April 2024, dass junge Männer, die ihren Wehrdienst ableisten, vom ersten Tag an sich für einen Vertragsdienst verpflichten können. Diese Soldaten können dann auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Und so geschieht es, dass solch junge Leute fast ohne Vorbereitung an die Front geworfen werden - genau so wie die vielen Freiwilligen, über die wir hier berichten.
Artem Aleksejewitsch Satalkin, geboren am 25. Februar 2006, ist der bisher jüngste russische Soldat in unserer Statistik, der im Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Er stammte aus Tscherepowez, einer Großstadt in der Oblast Wologda. Getötet wurde Artem am 27. Mai 2024, also etwa drei Monate nach seinem 18. Geburtstag. Wir wissen nicht, warum sich Artem für den Vertragsdienst entschieden hat. In den Kommentaren ist auch davon die Rede, dass er sich damit einer längeren Gefängnisstrafe entledigen wollte. Aber bestätigt wurde dies nicht in den vielen Nachrichten zu seinem Tod.
Aus manch einem Kommentar der Leser kann man das Entsetzen über den frühen Tod von Artem heraushören. Doch die staatlichen Institutionen reagieren auf ihre Weise - die ehemaligen Schulen von Artem mussten lange Beiträge über ihren Schüler auf VKontakte absondern. Den Ausführlichsten wollen wir hier dokumentieren:
Dorf Worontsowo auf Taimyr -- Foto: Полярник таймыра -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bleiben wir noch etwas in den extrem kalten Regionen Russlands. Über die Halbinsel Taimyr haben wir hier schon berichtet, heute geht es um ein kleines Dorf Worontsowo in der Region. Es liegt an der Mündung des Jenissei, kurz bevor er in den Jenissei-Golf der Karasee mündet , im südwestlichen Teil der Taimyr-Halbinsel . Von der Hauptstadt Krasnojarsk ist das Dorf 2.390 km entfernt. Das Dorf hatte 2010 noch 253 Einwohner und ist schwer zu erreichen: Mit dem Schiff nur von Juni bis Anfang Oktober, die nächste Stadt Dudinka erreicht man von Ende Juni bis Ende September mit dem Motorschiff "Hansuta Japtune" einmal in 2 Wochen, in der übrigen Zeit des Jahres - mit dem Hubschrauber, einmal in 2 Wochen.
Auch aus diesem kleinen Ort hat sich ein junger Mann für den Krieg in der Ukraine verpflichtet.
Blick auf Ryrkaipij von der Straße aus Richtung Kap Schmidt. In der Mitte der Koschewnikow-Felsen, die westliche „Hälfte“ des Kaps Schmidt; davor die Nordbucht der Tschuktschensee (Ende April 2006) -- Foto: Шабанов -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ryrkaipij ist ein kleines Dorf ganz im Nordosten Russlands im Autonomen Kreis der Tschuktschen. Es liegt an der Küste der Tschuktensee, ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Ganz in der Nähe liegt das Kap "Otto Schmidt", benannt nach einem russischen Polarforscher und eine Militärsiedlung mit gleichem Namen.
Nicht weit entfernt vom Dorf gibt es eine sehr große Walross-Kolonie an einer Klippe. 2017 sprangen mehr als 100 Walrosse aus Angst vor einem Eisbären von der Klippe in den Tod und wurden ein gefundenes Fressen für noch mehr Eisbären. Im Dezember 2019 trafen über 50 Eisbären auf der Suche nach Nahrung dort ein. Das öffentliche Leben im Dorf kam zum Erliegen und man dachte darüber nach, die Siedlung ganz aufzugeben.
Aber auch generell geht es begab mir Ryrkaipij - 2010 lebten noch 766 Einwohner dort, 2021 waren es nur noch 527. Wir schreiben das alles, weil Alexej Memlyragtyn, 1985 geboren in Ryrkaipij , jetzt auch im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Die absoluten Zahlen für Januar 25 haben wir bereits im Kopf unserer Seite veröffentlicht. Daran wird sich nur noch marginal etwas ändern.
Im Moment gehen wir noch etwa 800 Meldungen aus dem Februar 25 durch, das wird noch einige Tage dauern. Unsere Zusammenfassung für den Monat Januar wird etwa in einer Woche veröffentlicht werden.
Im Moment befinden wir uns im Austausch mit einer Initiativgruppe in Baschkortostan. Die russische Teilrepublik wird auch im Januar 25 die höchsten Verluste im Krieg gegen die Ukraine aufweisen und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen einen Beitrag der Initiative veröffentlichen können, der die dortige Situation erklärt.
OM, 04.02.25
Es gab Rückfragen, welche Bedeutung unsere Ausweichdomain "gibtsnet.eu" hat und ob sich dahinter eine EU-kritische Einstellung verberge. Deshalb die kurze Geschichte dieses Domain-Namens.
Wer immer mit Kindern zum Einkaufen in einem großen Warenhaus/Supermarkt unterwegs war, wird diese Erfahrung gemacht haben. Das ausgelegte überreiche Warenangebot weckt beim Nachwuchs vielfältige Bedürfnisse, die sie mit Nachdruck einfordern. Zunächst erklärt man höchst pädogogisch, warum und weshalb man ihren Wünschen nicht nachkommt. Und manchmal hat man einfach keine Lust mehr zu langatmigen Erklärungen: Dies und das gibtsnet!
So bekam der Verfasser dieser Zeilen aus kindlicher Wut heraus den Namen Herr Gibtsnet verpasst.
Für Testzwecke brauchten wir damals eine neue Domain, da ist uns dieser Name eingefallen. Die de-Domainendung war schon vergeben, also haben wir die europäische Variante benutzt.
Der russische Ableger von Radio Liberty hat am 23. Januar 25 einen Beitrag veröffentlicht, der in Teilen unserem Bericht eine Woche zuvor entspricht. Und nein - es wurde nicht abgeschrieben, nur hat die Autorin sich auf die selben VKontakte-Seiten des baschkirischen Bezirks Belorezk bezogen wie wir.
Für alle die noch mehr Details wissen und sich deshalb nicht bei VKontakte anmelden wollen.
Im Zeitraum vom 1. bis 15 Januar 2025 haben wir 2.239 russische Kriegstote registriert. Das ist bereits eine große Zahl, aber nicht so groß, wie wir in unserer Statistik vom Dezember 24 angekündigt haben. Für uns bedeutete es, dass wir etwas nacharbeiten konnten. Und tatsächlich haben wir in diesem Zeitraum viele Gefallenen aus den Jahren 2022 und 2023 nachgetragen.
Die Erklärung für die geringere Zahl ist allerdings ganz einfach. Am 6. und 7. Januar feierte die orthodoxe Kirche Weihnachten, da gab es weniger Berichte zu gefallenen Soldaten. Das wird nicht so bleiben.
Eine Berichtigung zu unserer veröffentlichten Zahl der russischen Kriegstoten im Monat Dezember. Wir hatten im Kopf unserer Seite die Zahl -91.596- veröffentlicht. Das war nicht richtig, wir hatten einen Zahlendreher. Die richtige Zahl sind 91.569 dokumentierte russische Kriegstote, wir haben den Fehler korrigiert.
Vermutlich bis Ende der Woche wird es noch dauern, bis wir unseren vollständigen Bericht zum 31.12.2024 vorlegen können.
Zunächst müssen wir noch etwa 6.700 Namen übersetzen. Dabei helfen uns zwar Übersetzungsprogramme, aber in der Realität müssen wir jeden zweiten Namen nachkorrigieren, weil die Programme eine englische Fassung der Namen ausspucken und diese deshalb teilweise unaussprechlich werden.
Danach werden die Namen in unsere Listen der Regionen aufgenommen - das geht auch nicht automatisch und wenn eine 500-Marke überschritten wird, gibt es eine neue Datei. Und zum Schluss muss alles geschrieben und die Tabellen angelegt werden.
OM 07.01.24
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert jetzt beinahe drei Jahre, nach und nach verschwinden auch Medienunternehmen, VKontakte-Seiten und ganze Webseiten, vielleicht weil sie zu offen über die Resultate dieses Krieges geschrieben haben. Damit verschwinden auch viele von uns angegebe Links auf die Veröffentlichungen in Russland. Wir haben uns in soweit abgesichert & Screenshots gespeichert.
Auch die Webseite von Semyon Kochkin "Wütendes Tschuwaschien" wurde inzwischen gesperrt, die dort veröffentlichte Liste der tschuwaschischen Kriegstoten findet man jetzt bei "Skat-Media".
Unser Bericht über den baschkirischen Bezirk Baimak ist keine zwei Tage alt und beinahe alle auf die Originalbeiträge verweisenden Links sind tot. Also nicht ganz, sondern die Besucher erfahren, dass deren Inhalt gelöscht worden wäre.
Das dürfte kein Zufall sein, wahrscheinlich bekamen die Administratoren des Kanals "Baimak-Ortszweig der Kampfbruderschaft" einen entsprechenden Hinweis.
Wir haben heute Nacht einen größeren Beitrag über den Bezirk Baimak in Baschkirien zusammengestellt. Wir wollen damit aufzeigen, wie der Krieg gegen die Ukraine das Leben in den ländlichen Bezirken der Republik Baschkortostan beeinflusst.
Es ist aber nicht der einzige Beitrag, der sich mit diesem Thema befasst. Wir haben am 14. November 24 einen ähnlichen Bericht vom Bakalinsky Bezirk im Westen Baschkortostans veröffentlicht. Im Juni 24 haben wir über den Bezirk Tatyschlinski und im April über den Blagovarsky Bezirk geschrieben.
Nimmt man alle Berichte zusammen, bekommt man eine Ahnung, wie das Leben in den ländlichen Regionen sich darstellt und was dieser Krieg für die Baschkiren bedeutet.
Wir haben den Beitrag entfernt und definieren ihn zunächst als Falschmeldung. Die Frau aus Tschukotka, die den Originalbeitrag erstellt hatte, wurde inzwischen bei VKontakte gesperrt. Es gibt zudem Äußerungen, dass das Bild durch Photoshop erstellt wurde.
Auf Odnoklassniki gibt es den selben Inhalt, auf einer wenig Vertrauen einflößenden Seite. Solange wir keine weiteren Informationen haben, bleibt der Beitrag versteckt.
Siehe unseren neuen Beitrag zu den letzten Kereks.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geboren am 02. Februar 1968, kam aus der Stadt Taschtagol in der Region Kemerowo. Die Existenz der Stadt mit 22.000 Einwohnern hängt an einem Unternehmen: der Eisenerzmine Taschtagol. Andrej ist als Freiwilliger in den Krieg gezogen und wurde am 29. März 24 als vermisst gemeldet. Seine Angehörigen suchten nach ihm mit folgenden Details:
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geb. am 02.02.1968 aus Mittel-Tscheley, Taschtagol. Militäreinheit 21005 74. separate motorisierte Schützenbrigade, Jurga seit 29.03.2023 als vermisst gemeldet.
Unter der rechten Brust befindet sich eine Narbe von einer Lungenoperation, zwei Segmente der rechten Lunge wurden entfernt, links eine gebrochene Nase, links eine Narbe über der Oberlippe.
Alexandra Konstantinowna Lobanowskaja wäre die erste Frau aus der Region Iwanowo gewesen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Alexandra wurde im Jahr 1990 geboren und kam aus der Stadt Kineschma. Sie hatte sich in einer anderen Region für den Einsatz im Krieg als Sanitäterin beworben, vermutlich weil dort höhere Antrittsprämien gezahlt werden. Alexandra wurde im Januar 2025 getötet.(Link)
Die Stadt Sudak liegt an der Ostküste der Krim und ist das Zentrum der Wein- und Sektherstellung auf der Halbinsel. Aus Sudak kam Elena Jurjewna Kim, geboren am 19. Oktober 1972. Sie machte ihren Abschluss an der Schule Nr. 2 in Sudak und studierte anschließend an der medizinischen Hochschule in Simferopol.
Mit Beginn des Krieges bewarb sich Elena beim russischen Militär als Sanitäterin. Am 23. Mai 23 schließlich konnte sie einen Vertrag abschließen und wurde Teil einer Angriffseinheit. Am 12. Januar 2025 wurde sie getötet. Sie hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. (Link)
Zu den entbehrlichen Soldaten in der russischen Armee gehören auch die Waisen, wir haben das schon viel zu häufig dokumentiert. Auch sie werden auf die gefährlichsten Angriffe geschickt und sterben schnell an der Front. Ein aktuelles Beispiel aus Baschkortostan:
Wladislaw Arturowitsch Saliew wurde am 27. Oktober 2003 in Ufa, der Hauptstadt Baschkortostans, geboren. Mit zehn Jahren kam er in ein Waisenhaus, das später geschlossen wurde. Wladislaw wurde in ein 100 km entferntes Waisenhaus in der Stadt Birsk abgeschoben. Nach der 9. Klasse im Jahr 2020 absolvierte er eine Ausbildung zum Automechaniker. In seinem Beruf fand er keine feste Anstellung und verdiente sein Geld als Gelegenheitsarbeiter.
Wladislaw hatte keinen Wehrdienst geleistet, trotzdem schloss er im September 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär und im Oktober war er bereits tot.
Am 22. Januar 25 wurde er in Ufa begraben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine begann im Jahr 2014 mit dem Einmarsch in den Donbass. Eine Tatsache, die Russland bis heute leugnet. Per Zufall sind wir heute über eine Nachricht aus Perm gestoßen, veröffentlicht am 3. September 2014. Der übersetzte Orginaltext von PermNews.ru in Auszügen:
In der Ukraine ist ein Vertragssoldat aus der Region Perm gestorben
Ein 20-jähriger Bewohner des Dorfes Kuwa im Bezirk Kudymkarsky im Perm-Territorium, Wassili Karawajew, der im Rahmen eines Vertrags in den Panzertruppen der russischen Streitkräfte diente, starb in Donezk.
Den Tod des Soldaten aus der Kama-Region berichtet PermNews unter Berufung auf die Schwester des Verstorbenen.
Nach Angaben der Frau wurde sie am 31. August vom Militärkommissar und dem Leiter der ländlichen Siedlung Beloevsky persönlich über den Tod ihres Bruders informiert. Sie sagten, dass ihr Bruder Wassili Karawajew am 21. August schwer verletzt und ins Krankenhaus in Rostow am Don eingeliefert wurde, es jedoch nicht möglich war, das Leben des Verwundeten zu retten, und er am 26. August starb. Der Veröffentlichung zufolge sollte die Leiche des Verstorbenen am 3. September nach Hause gebracht werden.
Die Schwester des Verstorbenen sagte auch, dass Wassili im Mai 2014 seinen Militärdienst in der russischen Armee abgeschlossen habe und sich im Juli entschieden habe, im Rahmen eines Vertrags zum Militärdienst zu gehen. Kurz bevor der junge Mann verwundet wurde, teilte er seinen Angehörigen mit, dass seine Einheit an die Grenze zur Ukraine in der Region Rostow gebracht worden sei....
Knapp 5.000 Menschen wohnen im Dorf Bogoslowka in der Region Pensa und die meisten davon gehören der russisch-orthodoxen Kirche an. Der Priester der Gemeinde, Pater Paul, bürgerlich Pawel Anatoljewitsch Batschurin, hatte seine Ausbildung am am Theologischen Seminar Pensa erhalten und war seit 2002 predigender Teil der Orthodoxie.
Doch mit 54 Jahren zog es Pater Paul zu höheren Aufgaben - er meldete sich als Freiwilliger zum Krieg gegen die Ukraine.
Wir haben bisher schon über einige Priester berichtet, die an der Front gefallen sind, aber alle waren mit der geistlichen Betreuung der Frontsoldaten beauftragt. Pater Paul zog es zur kämpfenden Truppe. Details über seinen Kriegseinsatz wissen wir nicht, aber Pawel wurde am 24. Januar 25 in seinem Heimatdorf beigesetzt.
Er wäre ein mitfühlender, freundlicher, verantwortungsbewusster und aufrichtiger Mensch gewesen, heißt es in seinem Nachruf - kaum zu glauben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine wird von beiden Seiten auch mit Drohnen geführt. Häufig kommen handelsübliche Kleindrohnen zum Einsatz, die geringfügig modifiziert und mit Sprengkörpern ausgerüstet werden. Die Drohnenpiloten sitzen in geringer Entfernung zum Kampfgebiet in Gebäuden versteckt, haben eine FPV-Brille über den Augen und steuern die Drohne mit einem kleinen Controller.
Und so kommt es, dass wir immer häufiger solche Drohnenpiloten in unsere Liste der Getöteten aufnehmen. Meist sind es junge Soldaten, die in Computerspielen Reaktionsschnelligkeit erlernt haben.
Damir Ischkinejew war so ein junger Drohnenpilot. Damir, geboren am 15. Januar 1999, kam aus der Stadt Nurlat in Tatarstan. Nach der Schule erlernte er einen Beruf in der Fachrichtung "Landwirtschaftliche Mechanisierung". Doch im November 2023 zog er als Freiwilliger in den Krieg, steuerte dort Drohnen und wurde am 25. Dezember 24 getötet.
Ein Foto von Damir haben wir nicht, aber ein Foto seiner Beisetzung.
Am 15. November 2024 wurde Derrick Ngamana, ein Bürger der Zentralafrikanischen Republik, bei den Kämpfen um das Dorf Novoivanovka im Bezirk Sudzhansky der Region Kursk getötet.
Der Todesanzeige zufolge kämpfte der 32-jährige Söldner in der Angriffskompanie einer Marine Brigade der Pazifikflotte im Dienstgrad eines Matrosen.
Ngamana diente zuvor bei den zentralafrikanischen Streitkräften im Rang eines Unteroffiziers. Im Jahr 2023 wandte sich Ngamana an einen Freund der Familie und Teilzeitdiplomaten der Zentralafrikanischen Republik in Moskau, mit der Bitte um Hilfe bei der Einschreibung an einer russischen Universität, doch dann fehlten ihm die Mittel, um nach Russland zu reisen. Das gab Whangapou selbst auf Facebook bekannt .
Ngamanas jüngerer Bruder behauptet, er habe einen Vertrag mit der russischen Armee unterzeichnet und sei im September 2024 zum Kampf in die Ukraine gegangen. Laut seinem Bruder sagte Ngamana ihm, dass er auf diese Weise hoffte, „seine Kinder großzuziehen“ und ihnen „eine bessere Zukunft zu ermöglichen“.(Quelle)
Gestern haben wir hier über Stanislaw Tymrik berichtet, der aus dem aussterbenden Dorf mit dem Namen "Schnee" in einer abgelegenen Region von Tschukotka stammte. Nur 15 km davon entfernt (für die dortigen Verhältnisse wenig) liegt das größere Dorf Ust-Belaja mit etwa 600 Bewohnern. Aus diesem Dorf kam der sehr junge Waleri Beljajew, geboren am 24.10.2002.
Waleri meldete sich im September 24 freiwillig zum Kriegstdienst beim russischen Militär, bereits am 12. Dezember war er tot. Wir haben den Originalbeitrag aus Tschukotka hier veröffentlicht.
Waleri ist bereits der dritte junge Mann aus dem Dorf, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. (Ruslan, Alexej)
Kubinka ist eine kleine Stadt etwa 60 km westlich von Moskau. Die örtliche Schule soll nach einem gefallenen Teilnehmer des Krieges gegen die Ukraine umbenannt werden. Pawel Tichonow ging dort zur Schule, hatte eine Frau und vier Kinder und viel mehr wissen wir nicht. Dafür wissen wir etwas über seinen militärischen Lebensweg.
Im Jahr 2014 reise Pawel in den ukrainischen Donbass, um als Separatist verkleidet, Moskaus erste Invasion der Ukraine zu unterstützen. Als dann 2022 der zweite russische Einmarsch erfolgte, unterschrieb Pawel erneut einen Vertrag und ging zurück ins Kriegsgebiet. Eine schwere Verwundung hielt ihn nicht auf, er lernte danach russische Drohnen zu steuern. Anfang 2024 beendete eine HIMARS-Rakete sein Kriegsabenteuer.
Maxim Michailowitsch Kusnetsow, geboren am 24. Juni 1985, kam aus dem Dorf Gorchon in Burjatien. Nach der Schule absolvierte er eine Sekundärausbildung an der Technischen Hochschule Baikal mit den Schwerpunkten Recht und Organisation der sozialen Sicherheit. Danach musste er seinen Wehrdienst ableisten und erhielt nach dessen Ende eine Stelle als Gerichtsvollzieher in Baschkortostan.
Privat trainierte Maxim als Boxer und als "Martial Arts"-Kämpfer und bekam 2015 in diesen Sportarten den Titel eines Meisters. Im Jahr 2023 gab er seine Stelle in Baschkortostan auf und wurde Gerichtsvollzieher im von Russland besetzten Teil der Oblast Saporoschja.
Und weil er schon mal nahe am Krieg war, schloss Maxim am 1. September 2024 einen Vertrag zum Kriegsdienst mit dem russischen Militär ab. Für einen Gerichtsvollzieher mag seine "Martial Arts"-Ausbildung von Vorteil sein, im Krieg der Drohnen und Artilleriegefechte ist sie eher zweitrangig. Bereits am 24. Oktober 24 lief Maxims Vertrag aus. Er wurde am 14. Januar 25 in seiner Heimat bestattet.
Schon wieder sind wir in Baschkortostan, diesmal in einer Region nördlich der Hauptstadt Ufa. Im Bezirk Mischkinski befindet sich das Dorf Staroarzamatowo mit etwas über 500 Einwohnern. Die Bewohner des Dorfes sind fast alle ethnische Mari. Benz Leonidowitsch Parsajew, wurde am 24.12.2002 im Dorf geboren und ist dort aufgewachsen. In der Berufsschule machte er eine Ausbildung zum Schweißer. Danach arbeitete er ohne feste Anstellung.
Auch ihn lockte das viele Geld zum Kriegsdienst, am 15. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem Militär. Er hätte als einfacher Schütze in einer Sturmtruppe gedient. Aber bereits im Dezember war Benz tot - das genaue Datum wird überall verschwiegen.
Er hätte "mit Ehre und Würde beschlossen, die edle Arbeit seiner Vorfahren fortzusetzen", schreibt die Bezirksverwaltung am 7.1.25 im Nachruf.
Heute haben wir den ersten Eskimo in unsere Datenbank eingetragen. Kirill Agha stammte aus Neu Tschaplino, das auf der russischen Seite des Beeringmeers liegt.
Wir haben den Originalbeitragder Presseagentur von Tschukotka hier veröffentlicht.
Zur Situation der verschiedenen Ethnien im Nordosten Russlands empfehlen wir den Beitrag "Das Volk der Kerek existiert nicht mehr".
Das nicht nur Straftäter, Männer vom Land oder dumme junge Leute im russischen Fleischwolf landen, zeigt das Beispiel des Journalisten Winer Florisowitsch Zyganschin aus Birsk in Baschkortostan. Der Mann war wohl besessen von russischem imperialen Denken und glaubte, "dass es seine Pflicht sei, das Mutterland zu verteidigen" - in der Ukraine.
Am 30. Oktober 24 unterschrieb Winer einen Militärvertrag, am 12. November ging es an die Front, am 14. November schrieb er seinen Kollegen „Wir werden gewinnen!“. Das waren seine letzten Worte. Seine Beisetzung steht noch aus.
Wir haben den gesamten Beitrag der Birsker Lokalzeitung hier eingestellt.
Am 5. Januar wurde im Dorf Bortom Jegor Aleksandrowitsch Murawjow begraben. Bortom ist ein kleines Dorf mit etwa 300 Bewohnern in der Republik Komi im europäischen Norden Russlands.
Jegor wurde im Dorf am 25. April 1989 geboren. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Elektriker für Telefonkabelanlagen. "Nach seiner Ausbildung arbeitete er in Syktywkar in verschiedenen Positionen", heißt es in seinem Nachruf und bedeutet soviel, dass er nicht in seinem erlernten Beruf gearbeitet hat - wenn überhaupt. Syktywkar ist übrigens die Hauptstadt der Republik Komi.
Jegor war untauglich und musste auch keinen Wehrdienst leisten. Und trotzdem entschloss er sich Anfang November 24 einen Vertrag zum Kriegsdienst in der russischen Armee abzuschließen. Er diente als einfacher Schütze in einem Schützenbataillon. Der Vertrag endete schnell - am 16. Dezember 24 war Jegor tot.
"Während einer speziellen Militäroperation zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung in den Gebieten der DVR, der LPR und der Ukraine starb Jegor, nachdem er seine Militärpflicht vollständig erfüllt hatte", schrieb die örtliche Verwaltung.
Tatjana Aleksejewna Borodatschewa, geboren 1976, war Enkelin eines pensionierten Oberst aus Transbaikalien und hatte sich als ausgebildete Sanitäterin beim Militär verpflichtet. Sie war in Syrien und in Berg-Karabach stationiert und wurde danach in den Donbass versetzt. Am 31. Juli 24 saß sie in einem Militärhubschrauber, der Verwundete aus dem Kriegsgebiet ausfliegen sollte. Durch einen Raketenangriff der Ukraine wurde sie und 13 weitere Militärangehörige getötet.
Mit ihrem Tod werden neue Legenden geschaffen. Bei einer Feier in ihrer Heimatstadt Tschita schreiben die Organisatoren: "Obwohl der Ambulanzhubschrauber die Markierung des Roten Kreuzes trug, wurde er am 31. Juli 2024 von ukrainischen Bandera-Faschisten mit einer amerikanischen Rakete abgeschossen."
Wir haben deshalb noch einmal die russischen Berichte zum Abschuss des Hubschraubers aufgerufen. Danach war es ein ganz normaler Transporthubschrauber des Militärs (Link).