31.08.2024 -- 68.100 // Zuwachs zum 31.07.24: 4.246
Über das Bataillon "Hispaniola" hatten wir schon mehrfach berichtet. Seine Ursprünge gehen bis 2014 zurück, als der Gründer Stanislaw Orlow, Mitglied der Fangruppe „Rot-Blaue Krieger", sich den "Separatisten" des Donbass anschloss und unter der Führung von Igor Besler kämpfte. Hispaniola wird heute über die russische PMC Redut organisiert und wahrscheinlich durch die Brüder Arkady und Boris Rotenberg finanziert. Seit Frühjahr 2023 positioniert sich Hispanola als unabhängiges privates Militärunternehmen.
Ein großer Teil der Söldner sind Fußball-Ultras der großen russischen Vereine. Sie vertreten offen neonazistische Ansichten, sind mit Hakenkreuzen und ähnlichen Symbolen tätowiert. Einer der Kämpfer, Michail „Pitbull“ Turkanow, wurde wegen öffentlicher Zurschaustellung von Nazi-Symbolen verurteilt.
Wie die PMC Redut bietet Hispaniola einen Sechsmonatsvertrag mit zwei Monaten für Training und Koordination auf einem Trainingsgelände in der Region Tambow an.
Zum Tod eines ihrer Kämpfer, Roman Bogdan, hat Hispaniola am 16. Juli 24 ein längeres Pamphlet veröffentlicht, das Einblick in die Denke dieser Hooligans gibt. Wir veröffentlichen den Text im übersetzten Original:
Weiterlesen: Das Bataillon "Hispaniola" der Fußballhooligans
Artisch Anatoliewitsch Mongusch aus dem Dorf Kaa-Chem in Tuwa ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Auf dem Foto ist er wahrscheinlich der Zweite von links in der vorderen Reihe. Das Foto ist am 3. November 23 entstanden. Es stellt sich die Frage, wieviele der russischen Soldaten davon noch am Leben sind. Artisch wäre als Militär zur Rettung des Vaterlandes gestorben, heißt es im Nachruf.
Kirill Alexandrowitsch Bojkow, geboren am 10. Juli 2001 in einem Dorf in Burjatien, wird in seinem Nachruf in den höchsten Tönen gelobt. Er hätte nie aufgegeben, nie den Mut verloren, sich stets durch seine Freundlichkeit ausgezeichnet, war bereit, den Bedürftigen in schwierigen Zeiten zu helfen und wurde von seiner Familie, seinen Freunden, Kollegen und allen, die ihn kannten, respektiert.
Heute sind wir in der Oblast Lipezk - etwa 450 km südöstlich von Moskau - und dort in der Stadt Usman. Das Städtchen hat etwa 20.000 Einwohner und liegt am gleichnamigen Fluss Usman, einem indirekten Zufluss zum Don. Im Bezirk der Stadt lebte Pawel Vitaliewitsch Ermakow, geboren am 29. Juli 1983. Pawel war kein Einheimischer, sondern aus einem Dorf in der Region Moskau zugezogen. Und Pawel wollte ein Haus in seiner neuen Heimat kaufen.
Aus Inguschetien ist uns die Nachrichtenseite "Fortanga" als zuverlässige Informationsquelle bekannt. Aktuell hat Fortanga einen Beitrag über zwei Inguschen veröffentlicht, die als Soldaten an der Front waren, aber wahrscheinlich von den eigenen Kameraden getötet wurden. Fortanga gibt dabei den Bericht der Initiative "Freiheit (ist) gleich um die Ecke" wieder, wir veröffentlichen deren Originalbericht, der besseren Lesbarkeit nicht kursiv gekennzeichnet:
Während des zweijährigen Krieges in der Ukraine starben Hunderte Soldaten aus den Nordkaukasus-Republiken. Im Juni verbreiteten sich in den inguschischen Medien Informationen über einen Militärangehörigen aus Inguschetien, der von seinen eigenen Kollegen getötet wurde. Das Militär versuchte, den Tod wie Selbstmord aussehen zu lassen, doch gleichzeitig wurde Geld von der Karte des Opfers gestohlen und ein Video einer Leiche mit gewaltsamen Verletzungen begann sich im Internet zu verbreiten.
Weiterlesen: Wie Kaukasier an der Front von ihren eigenen Kollegen getötet werden
Freiwillige der kritischen Initiative "Bürger des Baikal" haben im Juli erneut den Alexanderfriedof bei Irkutsk besucht. Im September 2023 gab es dort 140 Bestattungen, bis Juli 2024 entstanden 138 neue Gräber. Die Namen von 62 gefallenen Soldaten waren der Initiative bisher unbekannt.
Fast jeder Dritte von denen, die neu aufgenommen wurde, war vorbestraft. Neun wurden wegen Mordes inhaftiert, drei davon wegen Mordes an ihren eigenen Eltern. In einem weiteren Fall geht es um versuchten Mord, bei den übrigen um Raub, Diebstahl, Verkauf und Besitz von Drogen.
Der Friedhof befindet sich dem Bericht nach in einem verwahrlosten Zustand. Zwischen den Gräbern gefallener Soldaten liegen Plastikflaschen, -becher und Getränkedosen verstreut. Entlang der Straße zwischen den Gräbern häuften sich Müllberge – Plastiktüten gefüllt mit Kiefernnadeln des letzten Jahres, verblasste Kunstblumen, Kränze. Die Mülltonnen quellen über und um sie herum hat sich spontan eine Mülldeponie mit Kränzen gebildet, die offenbar seit letztem Jahr nicht mehr aufgeräumt wurde. Noch immer schaufeln Arbeiter jeden Tag neue Gräber.
Nachstehend die von den "Bürgern des Baikals" veröffentlichte Liste, wir haben mit Stern (*) die 45 Namen gekennzeichnet, die uns bisher unbekannt waren:
Weiterlesen: Irkutsk: 138 neue Gräber auf dem Wagner-Friedhof / Teil II
Das Dorf Ust-Kara, Autonomer Kreis der Nenzen -- Foto: Malupasic -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der "Autonome Kreis der Nenzen" liegt ganz im Norden im europäischen Teil Russlands an der Barentsee. Etwas über 40.000 Menschen bewohnen die Region, die Mehrzahl davon (ca. 26.000) sind russischer Abstammung, die Namensgeber, das indigene Volk der Nenzen, stellen weniger als 7.000 Einwohner.
Das Dorf Ust-Kara liegt im Nordosten der Region, die nächste Stadt ist 200 km entfernt. Die Bevölkerung schrumpft, im Jahr 2000 lebten noch etwa 700 Menschen im Dorf, 2023 wurden nur noch 479 Menschen gezählt. Es gibt keine Straßen nach Ust-Kara, man gelangt entweder per Hubschrauber, im Sommer per Boot oder per Schneeraupe ins Dorf.
Südlich von Ust-Kara gibt es einen riesigen Meteoritenkrater. Der Kara-Krater hat einen Durchmesser von 65 km, er könnte der viertgrößte Krater der Erde sein.
Aus Ust-Kara kam Egor Fjodorowitsch Walej, geboren am 09. Dezember 1993, als fünftes Kind einer großen Familie mit zwei Schwestern und acht Brüdern.
Nikita Sablin, geboren am 11.04.2005 aus der Region Tambow, wurde am 11.09.2023 getötet. Nikita war also gerade 18 Jahre und fünf Monate alt, als sein Leben in der Ukraine beendet wurde. Bereits als Jugendlicher hatte er eine patriotische Kadettenausbildung erhalten und durfte in der Schule noch jüngeren Kindern den Umgang mit einem Gewehr zeigen. Wir führen seinen Tod auf Position 160, Tambow I.
Die Stadt Tambow hat jetzt eine großes Plakat mit Nikita installiert. Es steht vor dem Haus der Hütte, indemr der junge Mann einst wohnte und zeigt die ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufgewachsen ist. Wohnen wird dort niemand mehr. Durch den Tod von Nikita hat seine Mutter eine große Abfindung erhalten. Sie kann sich damit eine neue Wohnung leisten. Der Text auf dem Plakat lautet:
Hier wohnte ein Mitglied der speziellen Militäroperation (CBO). Nikita Sablin starb einen mutigen Tod. Den Mut-Orden verliehen (posthum).
Etwa 600 km östlich von Moskau liegt die Stadt Schumerlja. Sie befindet sich auf dem Gebiet Tschuwaschiens nahe der Grenze zur Oblast Nischi Nowgorod. Die Stadt liegt in der osteuropäischen Tiefebene, ist zu Wasser und zu Lande gut an das Verkehrsnetz angebunden und hat doch die Schwindsucht. Um das Jahr 2000 lebten dort noch 40.000 Bewohner, jetzt sind es nur noch 27.000.
In der Umgebung von Schumerlja gibt es das Dorf "Roter Oktober" mit lediglich 300 Einwohnern. Dort lebte Sergej Petrowitsch Surski
Sergej, geboren am 21. März 1976, hatte eine Mittelschule absolviert, Wehrdienst geleistet, den Führerschein gemacht und blieb unverheiratet. Mehr ist über ihn nicht überliefert. Aber im Juni 2024 hatte er sich entschlossen, ebenfalls am Krieg gegen die Ukraine teilzunehmen. Der Entschluss endete wie zu erwarten - bereits am 1. Juli 2024 war Sergej tot. Nachstehend die Meldung aus Schumerlja mit einigen Fotos:
Einer der wenigen Verbündeten Russlands im Krieg gegen die Ukraine ist die international nicht anerkannte Regierung der Huthis im Jemen. Nach Angaben eines russisch/arabischen Telegramkanals wären die meisten hochrangigen Offiziere und Militärführer der jemenitischen Streitkräfte auf der Seite der Huthis auch Absolventen sowjetischer und russischer Militärakademien. Die gleiche Quelle sagt, dass dutzende Huthis in den Reihen der russischen Armee gegen die Ukraine kämpfen würden.
Wir können diese Angaben nicht verfifizieren, allerdings können wir den Tod von drei Huthis bestätigen, die im Krieg gegen die Ukraine gefallen sind.
Wir hatten in mehreren Beiträgen über die Bezahlung der russischen Freiwilligen informiert, sie unterscheiden sich nach Regionen (St. Petersburg, Tatarstan, Angebot & Nachfrage). Jede Region ist angehalten, jeden Monat ein bestimmtes Kontingent an Freiwilligen zu rekrutieren. Die Bezahlung ist durchweg gleich hoch, entscheidend ist die gezahlte Antrittsprämie. Die ist dort niedrig, wo leicht neue Todesmutige zu finden sind - zum Beispiel in Baschkirien. Die Prämie ist dort hoch, wo die Region Mühe hat, ihr Kontingent zu erfüllen. In den letzten Wochen überboten sich die Regionen mit immer höheren Zahlungen, jetzt hat Moskau noch einen Betrag oben drauf gesetzt.
Die Stadt Moskau bietet ab sofort allen geeigneten Männer, die sich zu einem Vertrag entschließen eine Antrittsprämie von 1,9 Millionen Rubel - umgerechnet etwa 19.000 €. Wer es schafft, das erste Jahr an der Front zu überleben kann sich auf Einnahmen von insgesamt 5,2 Millionen Rubel (52.000 €) freuen. Besser bezahlte legale Jobs wird man in ganz Russland kaum finden. Die Auslobung solch einer hohen Prämie zeigt, dass es der Stadt Moskau schwer fällt, ihr Kontingent an Freiwilligen zu erfüllen. Der Stadt ist es auch völlig egal, aus welcher Region Russlands der Freiwillige kommt - Hauptsache er unterschreibt in Moskau.
Der Texts des abgebildeten Dekrets lautet grob übersetzt:
Schon mehrfach hatten wir über den Umgang mit Waisenkinder in Russland berichtet. Bereits in den Einrichtungen werden die Heranwachsenden dazu erzogen, möglichst direkt nach der Entlassung zum Militär zu gehen und auch in den Krieg zu ziehen. Dort würden die Jugendlichen dann schon zu ordentlichen Bürgern zurechtgebogen. So kommt es, dass in den Meldungen zu den Kriegstoten sehr viele junge Männer zu finden sind, die in einem Waisenhaus aufgewachsen sind. Wenn wir solch einen Fall registrieren, geben wir den Begriff Waise immer in unseren Listen an.
Da in den russischen Todesmeldungen Dichtung und Wahrheit eng beieinander liegen, kommt es oft auf Feinheiten zwischen den Zeilen an. So auch im Fall von Viktor Andrejewitsch Seteikin, geboren am 22.02.2001, aus der ostsibirischen Stadt Ust-Ilimsk. Auch er ist im Krieg gegen die Ukraine getötet worden, wann er zum Militär ging und wann er gestorben ist, wurde öffentlich nirgendwo angegeben. "Vitja war ein Schüler des Waisenhauses und nach seinem Abschluss konnte er sich nicht selbst finden und ging zur militärischen Spezialoperation", heißt es in dem Nachruf der "Kampfbruderschaft" aus Ust-Ilimsk. Das kann bedeuten, dass Viktor straffällig wurde und seine Freiheit durch einen Militärvertrag (Sturm-V) erlangen wollte.
Nachstehend die übersetzte Originalnachricht:
Sowjetskaja-Straße, Mitschurinsk -- Foto: Bok -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Etwa 400km südlich von Moskau liegt die Stadt Mitschurinsk in der Oblast Tambow. Durch die fruchtbaren Schwarzerdeböden ist die Region landwirtschaftlich geprägt, folglich gibt es auch eine staatliche Agraruniversität in der Stadt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von Kampfhandlungen verschont, deshalb besitzt Mitschurinsk noch eine gute erhaltene Altstadt mit historischen Gebäuden. Doch auch diese Stadt hat eine unsichere Zukunft. Im Jahr 2000 lebten noch 120.000 Menschen dort, 2010 zählte man etwa 100.000 Bewohner und bei der letzten Zählung im Jahr 2021 sind noch 90.000 Einwohner erfasst worden.
Irgend jemand aus Mitschurinsk hat Anfang Juli einen Film veröffentlicht, der die getöteten Soldaten der Stadt im Krieg gegen die Ukraine auflistet. Insgesamt enthält der Film 44 Namen mit Geburts- und Sterbedatum. Wir konnten 20 neue Namen nachtragen. Da solche Filme oft schnell in den sozialen Medien gelöscht werden, dokumentieren wir ihn nachstehend. Ihn anzuschauen ist eigentlich Zeitverschwendung - nur am Ende werden einige Szenen aus der Erinnerungsallee der Stadt gezeigt.
Die Tagesschau berichtete am 17. Mai.2024: Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind nach Angaben eines Satellitenunternehmens aus den USA diese Woche drei russische Kampfflugzeuge und eine Treibstoffanlage bei einem ukrainischen Angriff zerstört worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es handle sich um zwei MiG-31-Kampfjets und einen Su-27-Kampfjet auf dem von Moskau kontrollierten Luftwaffenstützpunkt Belbek nahe Sewastopol, teilt der Konzern Maxar unter Berufung auf Satellitenbilder mit. Eine Stellungnahme der Ukraine liegt dazu bislang nicht vor.
Der Angriff fand am 15. Mai statt. Nach ukrainischen Angaben wären 10 Raketen auf das Militärgelände abgefeuert worden. Zerstört worden wären Treibstoff- und Schmiermittellager, zwei S-400-Luftverteidigungssysteme, Radar „92Н6E“, MiG-31 beschädigt und 3 Su-27 beschädigt. Sieben Soldaten wären getötet worden, 12 weitere verletzt.
Oberleutnant Dmitri Michailowitsch Pugatschow (Foto) war einer der getöteten Offiziere. Ein Film aus Russland von Ende Juni zeigt die getöteten Opfer des Angriffs.
Das Lewada-Zentrum ist ein russisches Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Moskau. Es gilt als die letzte unabhängige Forschungseinrichtung in Russland auf diesem Gebiet. Inzwischen muss es aber alle seine Publikationen mit dem Kainsmal einer "Aktivität eines ausländischen Agenten" kennzeichnen.
Lewada hat Anfang Juli eine neue Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse decken sich in etwa mit unseren Erfahrungen aus den vielen Todesmeldungen in den sozialen Netzwerken. Die Unterstützung des Krieges bleibt hoch, die Russen sind stolz auf ihr Land, schuld am Krieg sind die Nato und der Westen. Der Anteil der Russen, die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges befürworten, hat mit 58 Prozent einen historischen Höchststand erreicht.
Die vollständige Studie findet man hier.
Anmerkung: Wir haben die Tabellen durch die Google-Übersetzungsfunktion auf deutsch getrimmt, kleinere Fehler in den Beschriftungen haben wir von Hand korrigiert. Wir hoffen, wir haben nichts übersehen. Alle Texte in kursiver Schrift sind übersetzte Orginalzitate aus der Studie.
Weiterlesen: Russland: Die Unterstützung des Krieges bleibt hoch
Blick auf Stadt Arsenjew -- Foto: CC BY-SA 3.0 -- Lizenz:
Die Stadt Arsenjew liegt in der Region Primorje im fernen Osten Russlands und hat knapp 50.000 Einwohner mit abnehmender Tendenz. Von der Hauptstadt Wladiwostok ist sie etwa 300 km entfernt. Wichtigster Arbeitgeber der Stadt ist die Hubschrauberfabrik "Progress", die hauptsächlich für das russische Militär arbeitet.
Trotz der großen Entfernung (9.000 km Fahrstecke, Luftlinie über 7.000 km) wurden nicht wenige Bürger von Arsenjew im Krieg gegen die Ukraine getötet. Insgesamt haben wir 40 44 gefallene Soldaten aus der Stadt gelistet.
Aktualisiert am 20.07.24: Vier Namen nachgetragen -- Aleksey Leonidowitsch Ewgrafow, Pawel Aleksejewitsch Schukow, Maxim Jewgenjewitsch Laletin und Dmitri Anatoljewitsch Lapin.
Weiterlesen: Arsenjew - eine Stadt im fernen Osten Russlands / aktualisiert
Im Vorland des Kaukasus liegt die Stadt Budjonnowsk mit etwa 60.000 Einwohnern. Die Stadt lebt von der chemischen Industrie, in der Region gibt es Erdöl- und Erdgasvorkommen. Zudem sind einige militärische Verbände in der Stadt stationiert.
Im Jahr 1995 stand Budjonnowsk plötzlich im Zentrum der Weltöffentlichkeit. Tschetschenische Kämpfer unter der Führung von Schamil Bassajew nahmen am 14. Juni 1995 im Krankenhaus der Stadt zwischen 1100 und 1600 Geiseln. Die Geiselnehmer forderten ein Ende des Krieges in Tschetschenien und die Aufnahme von Verhandlungen. Sechs Tage später stürmten russische Sicherheitskräfte das Krankenhaus. 120 Geiseln wurden getötet und rund 400 verletzt.
Auch heute sterben Bürger von Budjonnowsk wieder im Krieg. Der kurze Film zeigt die Verleihung von Tapferkeitsorden an die Angehörigen von zwei im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten aus der Stadt. Um den Saal des Kulturpalastes zu füllen, wurden junge Kadetten und ältere Schüler abkommandiert.
Wir befinden uns im Dorf Starobaischewo in Baschkortostan mit etwa 600 Einwohnern (2010). Das Bezirkszentrum ist die Stadt Durtjuli, etwa 18 km entfernt. Den nächsten Bahnhof gibt es in der Hauptstadt Ufa - über 120 km entfernt.
Begraben wurde Anfang Juli der Soldat Ilgiz Rachimjanow, von dem wir nur wenig wissen. Er kommt aus dem Dorf und hatte sich am 2. März 2024 entschlossen, einen Vertrag mit dem russischen Militär abzuschließen. Er hätte als "Granatwerfer und Gehilfe des Schützen" gedient. Da Ilgiz zunächst zur Front reisen musste, danach eine Woche Einweisung erfolgt, wurde der Mann vom Dorf gleich bei seinem ersten Einsatz als Kanonenfutter verwendet. Ilgiz wurde am 22. März 2024 getötet.
Die Entwicklung der Region Saratow ist eng mit der Besiedlung durch die Wolgadeutschen verbunden. Auf dem Gebiet der Oblast befand sich zum großen Teil die "Wogadeutsche Republik". Deutschstämmige russische Bürger machen aber heute nur noch einen gringen Anteil an der Bevölkerung aus.
Wir dokumentieren hier das "Buch der Erinnerung" aus Saratow, das knapp 900 Namen von gefallenen Soldaten im russischen Krieg gegen die Ukraine listet. Wir haben aus der Liste 25 noch nicht erfasste Namen aufnehmen können. Da wir nicht wissen, ob solche Dokumente nicht von heute auf morgen verschwinden, haben wir die gesamte Liste kopiert und durch Google sehr roh übersetzen lassen. Interessant wie im Verlauf des Krieges die einzelnen Blöcke immer länger werden. Link zum Original.
Dorf Uporowo in Tjumen -- Foto: MICHAEL195 -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Unsere Reise quer durch Russland führt uns diesmal in den Bezirk Uporowski im westlichen Sibirien in der Oblast Tjumen. Der Bezirk hat etwa 20.000 Bewohner, das Zentrum ist das Dorf Uporowo mit etwa 6.000 Einwohnern. Im Dorf gibt es ein Denkmal zu Ehren der gefallenen Bewohner aus vergangenen Kriegen. In den beiden Tschetschenienkriegen sind vier Soldaten aus dem Bezirk gefallen und bei den Unruhen in Dagestan gab es einen Toten.
Anfang Juli 2024 wurden vier Tafeln mit den getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine dort aufgestellt. Der gesamte Bezirk hat danach bisher 26 Opfer zu beklagen, neun Namen waren uns bisher nicht bekannt.
Im Zeitraum ab dem 15. August sind die Berichte über getötete russische Soldaten zurückgegangen. Die Anzahl der gefallenen Soldaten, die wir bearbeiten, ist aber gleichbleibend sehr hoch. Das erklärt sich daraus, dass immer mehr Altfälle öffentlich werden.
Es gibt Verzeichnisse von Friedhöfen, bei denen die Toten aus dem Krieg gegen die Ukraine ausgewiesen werden, es gibt Filme, die die Kriegsgräber auf den Friedhöfen dokumentieren und es gibt Initiativen, die in den Regionen systematisch die Friedhöfe und Medien nach gefallenen Soldaten durchsuchen. So kommen eine Menge Altfälle auf unseren Tisch.
Soweit möglich, werden wir in unserem Abschluss des Monats August versuchen, die Anzahl zu quantifizieren.
Wir meinen, jene russische Sperrverfügung zielt genau in die richtige Richtung. Wir versuchen immer wieder, nicht nur schnöde Zahlen zu liefern, sondern den vielen russischen Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Noch immer ist für uns aktuell, was wir mit einem Tucholsky-Zitat am 11. Januar 23 beschrieben haben:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Die Rückbesinnung auf das Leid der einzelnen Menschen kann man natürlich in russischem Juristensprech als "als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis" bezeichnen. Abgesehen davon, dass wir nur das publizieren, was bereits öffentlich gemacht wurde, zeigt jene Reaktion aus Russland, dass wir mit unseren Veröffentlichungen nicht ganz falsch liegen.
Unser Bericht über die beiden Kriegsdienstverweigerer aus Kemerowo, Gennadi und Semjon Kiskorow, stützt sich auf Informationen der russischen Agentur Astra. Die russisch sprachige Webseite von "Radio Free Europe" hat am 20.08.24 einen aktuelleren Beitrag veröffentlicht, der auch eigene Recherchen enthält. Das Thema wird mit mehr Details behandelt, die Autoren vermuten, dass auch der zweite Bruder nicht mehr lebt.
Am 13. Juni 24 veröffentlichte das US-amerikanische Verteidigungsministerium Zahlen zu den russischen Kriegsopfern. Verteidigungsminister Austin sagte dazu bei einem Nato-Treffen, dass seit Beginn des Krieges mindestens 350.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden.
Den Bericht haben wir erst jetzt zur Kenntnis genommen.
Immer wieder von Neuem schockiert uns die Menschenverachtung und Brutalität des russischen Militärs. Und nein - wir meinen damit nicht, was dieses Militär ihrem Gegner den Ukrainern antut - das tut es sowieso in diesem Krieg, sondern wir meinen den Umgang mit den eigenen Soldaten. Ohne Ausbildung werden sie schlecht bewaffnet an die Front geworfen, heute angekommen, morgen tot und niemand scheint sich dafür zu interessieren.
In einem Beitrag der Exilpublikation Meduza wird über ein besonders grausames Regiment berichtet, das früher eine Einheit der "Donezker Volksrepublik" war. Dort würden die Soldaten als "Fleisch" begriffen, das man für den Erfolg der Schlacht opfern würde. Schuld wären die Kommandeure der ehemaligen Volksrepublik, die 2014 im Donbass die Macht übernahmen und eigentlich ukrainischer Herkunft wären.
Bei solcher Darstellung sind wir nur entsetzt. Abgesehen davon, dass alle Einheiten inzwischen der russischen Militärführung unterstellt sind, bestand die sogenannte Volksmiliz der "Donezker Volksrepublik" zum großen Teil auch aus Russen. Die Führung wurden teilweise vom russischen Geheimdienst dort hin abgestellt. Und wer von den Kommandeuren nicht nach der russischen Pfeife tanzen wollte, wurde schnell liquidiert.
Es gibt einen neueren Beitrag der BBC zu unserem Thema (Bericht vom 04.08.24), den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine. Darin wird von der bisherigen Abschätzung der tatsächlichen Kriegstoten abgewichen. Bisher hat die BBC angenommen, dass aus offenen Quellen nur die Hälfte der Kriegstoten ermittelt würden. In deren Statistik wurde folglich von einer doppelten Anzahl an russischen Kriegstoten ausgegangen. Im neuen Beitrag schreibt die Autorin: "Militärexperten meinen, unsere Analyse russischer Friedhöfe, Kriegsdenkmäler und Todesanzeigen erfasse 55-70% der wahren Todeszahlen..."
Das enspricht in etwa der Linie, die wir seit unserer ersten Abschätzung vertreten haben - nämlich dass wir nur etwa 60% aller Kriegsopfer erfassen. Ansonsten berichtet die BBC wieder von jenen 20.000 - 25.000 Kriegstoten der Donbassmilizen, die man noch addieren müsse. Vielleicht - vielleicht auch nicht, meinen wir. Denn jene Milizen sind zum großen Teil mit russischen Staatsbürgern aus ganz Russland bestückt, die dann auch in den regionalen Todesmeldungen in Russland wieder auftauchen. Ukrainische Bürger, die auf der Seite Russlands kämpfen, erfassen wir auch und benennen sie regelmäßig bei den Auswertungen.
Da wir ständig die russische Presse durchsuchen, ein paar Worte zum Thema Kursk. Für uns völlig überraschend ist, dass selbst relativ "liberale" Medien wie z.B. Fontanka aus St. Petersburg kaum darüber berichten. Wenn man einen Artikel findet, dann basiert der auf den offiziellen Verlaubarungen zu diesem Thema. Ansonsten in welche Region man auch schaut, keine Berichte sind auf den Titelseiten zu finden.
Wir sitzen gerade an der Auswertung des Monats Juli 24 und sind guter Hoffnung, alles bis morgen abschließen zu können. Mit aktuellen Nachrichten geht es auch ab Donnerstag weiter.
Wir haben heute den 23. Juli abgearbeitet, sind also eine Woche im Rückstand. Die Todeszahlen bleiben hoch. Der Monatsabschluss des Juli wird sich um etwa 10 Tage verzögern. Deshalb ein paar Trands im Voraus:
Für viele Auswertungen bleibt uns wenig Zeit. Wenn jemand Interesse daran hat, unsere Listen auf andere Aspekte hin auszuwerten, bitte!
Auf Anforderung senden wir gerne einfache Tabellen im Format Calc von Libre Office des Monats Juni 24 zu. Die Listen enthalten, den übersetzten Namen, den russischen Namen, die Region, den Link auf die Originalinformation und Angaben soweit bekannt zum Geburtsdatum, Todesdatum und Informationen zum Rang bei Offizieren/Freiwilliger/mobilisiert/Sondereinheit.
Einzige Bedingung - bei Veröffentlichung bitte unsere Webseite angeben.
eMail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Kargopol ist eine der ältesten Stadte in der Region Archangelsk mit weniger als 9.000 Einwohnern. Ein Soldat aus der Stadt wurde bei jenem HIMARS-Angiff in der Nacht vom 8. auf 9. August getötet. Die Verwaltung der Stadt schrieb darauf folgenden Nachruf:
Michail Anatoljewitsch Sofronow starb bei der Erfüllung von Aufgaben während einer speziellen Militäroperation auf dem Gebiet der Region Kursk am 9. August 2024.
Michail Anatoljewitsch, geboren am 2. Oktober 1974, ist Absolvent der Uchotskaja-Sekundarschule, er war ein fröhlicher, freundlicher, sympathischer Mensch, immer bereit zu helfen.
Während seines Dienstes blieb M.A. Sofronov dem Militäreid treu, hielt sich heilig an die Verfassung der Russischen Föderation, hielt sich strikt an die Anforderungen der Militärvorschriften und Befehle der Kommandeure, erfüllte seine Pflicht mit Würde, war mutig und entschlossen, ein wahrer Patriot sein Land.
Pawel Alexandrowitsch Tscheremisin aus der russischen Region Karelien ist am 6. Juni 2024 im Krieg gegen die Ukraine getötet worde. Zu seinem Tod finden sich einige Einträge bei VKontakte, nur nennt niemand sein Alter oder Geburtsdatum. Auf Grund seines jugendlichen Aussehens haben wir versucht etwas mehr über Pawel zu erfahren und sind fündig geworden. Aber gleich vorneweg - sein Alter konnten wir nicht recherchieren.
Dafür fanden wir ein Urteil des Stadtgerichts Segescha vom 29. März 2023. Darin wird Pawel so charkterisiert: Er hat eine Meldepflicht und einen ständigen Wohnsitz, wird vom örtlichen Polizeikommissar zufriedenstellend beschrieben, es liegen keine Beschwerden über das Verhalten zu Hause vor, ist ledig, hat ein unterhaltsberechtigtes kleines Kind und ist nicht erwerbstätig, nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet; keine Vorstrafen. Am Ende des Urteils wird Pawel zu einer fünfjährigen Strafe wegen des versuchten Handels mit Drogen verurteilt.
Den Rest der Geschichte kann man sich getrost zusammenreimen. Pawel wurde vor oder während der Haft zu einem Sturm-V Kommando rekrutiert. So kam er frei, musste aber bei Angriffen ganz vorne dabei sein.
„Wir wollen es nicht glauben, es scheint, als würde es an der Tür klingeln, wir werden uns umarmen und weinen, dass das nicht so ist ... Unsere kleine, warme Sonne ...“, schrieb seine Mutter.
Manchmal stolpert man über alte Fälle. Jedes Jahr zum Geburtstag von Wladimir Igorewitsch Nozdrin veröffentlichen Freunde auf VKontakte eine Todesanzeige. Geht man der Sache nach, dann findet man einen Donbass-Separatisten der ersten Stunde. Dumm nur, dass auch dieser "Separatist" gar nicht aus dem Donbass stammte, sondern aus der russischen Stadt Rostow am Don.
Wladimir wurde am 22.04.1984 dort geboren und bei einer der vielen Kampfhandlungen an der Demarkationslinie am 12.06.2017 getötet.
Ab 1. August 2014 kämpfte er in der LPR (ab 24. September - CheGuevara Brigade), dann ab 11. Mai 2015 in der DPR (GRU-Spezialeinheiten).
Artem Jurjewitsch Turowtsew kam aus dem Dorf Krasnoswobodnoje in der Region Tambow. Das ist beinahe alles, was wir über den russischen Soldaten wissen.
Aber auch Artem befand sich in jener Kolonne, die in der Nacht vom 8. und 9. August in der Region Kursk durch einen HIMARS-Raketenangriff der ukrainischen Armee komplett zerstört wurde.
Im Nachruf schreibt die Dorfgemeinde: "Für seine Landsleute und Einwohner Russlands wird Artjom Jurjewitsch für immer ein Beispiel der Loyalität gegenüber dem Vaterland bleiben. Wir werden sein Andenken für immer in unseren Herzen behalten...
P. S. KRIEG WIRD NUR VON DENEN GELIEBT, DIE DURCH IHN BEREICHERT WERDEN. WIR ALLE WOLLEN DEN FRIEDEN, ABER WIR KÖNNEN IHN NOCH NICHT ERREICHEN...."
Telegram - 17.08.2024 - Antikriegsprojekt der Region Stawropol:
Ein Soldat aus Mineralnyje Wody starb in der Nähe von Kursk.
Der Name des Verstorbenen war Viktor Okunew. Er war 43 Jahre alt. Den Fotos zufolge war der Mann ein Vertragssoldat.
Ich werde nicht müde, zu wiederholen, dass der Krieg gegen die Ukraine beendet werden muss. Er wird die Toten nicht zurückbringen, aber er wird das endlose Fließband des Todes zugunsten eines verrückten alten Tschekisten stoppen, der am Ende seines Lebens steht. Männer haben im zivilen Leben etwas zu tun!
Nein zum Krieg!
Namensliste der verstorbenen Soldaten aus Mineralnyje Wody (70 Namen):
https://teletype.in/@otkrovenya_minvod/spisok-pogibshih-minvody
Allgemeine Liste der Opfer aus der gesamten Region Stawropol (1255 Namen):
https://teletype.in/@otkrovenya_minvod/spisok-pogibshih-stavropolye
Warum findet das russische Militär immer wieder neue Soldaten als Freiwillige, wenn doch klar ist, dass die Chance den Militärdienst gesund zu überleben recht klein ist? Natürlich spielen die hohen Zahlungen des Staats eine Rolle, dieses Risiko einzugehen. Manchmal findet man die Antwort auch in den Lebensläufen der Soldaten.
Juri Andrejewitsch Talbuninin, geboren am 11.11.1998, kam aus der großen Siedlung Mogoituy in Transbaikalien. Ende Juni 24 unterschrieb er einen Vertrag, am 1. August 24 starb er im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Er war sicher weniger als 14 Tage an der Front. Im Nachruf schreibt die Ortsverwaltung:
Bis zu seinem 16. Lebensjahr lebte er mit seinen Eltern im Dorf Nomokonowo. Dann zog er nach Mogoituy und lebte bei seinem Onkel. Absolvent von neun Klassen. Verheiratet. Arbeitete von 2018 bis 2020 als Hilfsarbeiter im Café Bagulnik. Er arbeitete auch als Metzger im Café ODON und bekam dann eine Anstellung im Straßendienst des Dorfes Zabaikalsk.
Im Februar 2024 bekam er eine Stelle als Lader-Spedition bei Partners Noyabrsk LLC (Novaya Chara, Udokan Copper). Er hat 2 Monate lang in einer Schicht gearbeitet.
Artem Dobrodumski war ein 22-jähriger Wehrpflichtiger, der bei der ukrainischen Offensive in der Region Kursk getötet wurde. Der junge Mann kam aus der Stadt Schachti in der Region Rostow am Don.
Sein Tod wurde durch den Karate-Klub bekannt gemacht, für den er wohl mehrfach erfolgreich antrat. Die Tatsache, dass Artem ein Wehrpflichtiger war, löschte der Karate-Club umgehend.
Der kleine Film zeigt Danilo Dmitrowitsch Mitrofanow, geboren am 23. Juni 2002. Er kommt aus dem Bezirk Jurlinski in der Region Perm. Danilo hatte sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und hatte Glück - er wurde in einem Waldgebiet in der Gegend von Bakhmut gefangen genommmen.
Danilo bekam als Soldat keine Waffe, seine Aufgabe bestand darin, Nahrung und Wasser an die Front zu bringen - was gefährlich genug ist. Danilo hat eine Behinderung der 2. Gruppe wegen geistiger Beeinträchtigung. Wir hatten bereits über ähnliche Fälle berichtet. Aber die Leute von der Rekrutierung nehmen offensichtlich jeden.