30.04.2024 -- 53.159 // Zuwachs zum 15.04.24: 1.865
Nachricht aus dem Telegram-Kanal "Layout" vom 20.11.23, den wir im Originaltext wiedergeben:
„Ständig auf diesen verdammten ukrainischen Websites zu sitzen und zwischen diesen Fotos von Eingeweiden zu sitzen, die sie posten, und nach deinem Mann zu suchen, na ja, das ist auch... kannst du dir das vorstellen?“
Dies ist ein Zitat aus einem Interview mit Viktoria Dikarewa, einer Verkäuferin aus der Kleinstadt Polessk in der Region Kaliningrad, der Frau eines Freiwilligen des Bars-Bataillons. „Verstka“ nahm ihre Geschichte in eine neue Studie darüber auf, wie Angehörige russischer Militärangehöriger ihren Tod vor Gericht beweisen müssen.
Reftinsky-Stausee -- Urheber: CC BY 2.0 --
Der Föderationskreis Ural ist eine administrative Einheit in Russland. Verwaltungssitz ist Jekaterinburg. Ural gehört zu den reichsten Kreisen Russlands, die Oblast Swerdlowsk ist der industriell stärkste Teil des Ural-Kreises. Jekaterinburg ist von Moskau etwa 1800 km entfernt.
Swerdlowsk: Teil I bis Pos. 100 -- Teil II bis Pos. 200 -- Teil III bis Pos. 300 -- Teil IV bis Pos. 502 -- Teil V bis Pos. 700 -- Teil VI bis Pos.701 -- Teil VII bis 1.100 -- Teil VIII bis 1.300 -- Teil IX ab 1.301
Der Militärrentner Vitaly Votanovsky (Foto links), ein Aktivist und Autor des Telegrammkanals "Titushki in Krasnodar"* hat in den letzten sechs Monaten Fotos von mehr als hundert Gräbern russischer Soldaten veröffentlicht, die angeblich in der Ukraine getötet wurden. In seinem Telegram-Kanal "Majdankrd" veröffentlicht er Fotos von Gräbern aus Friedhöfen in der Oblast Krasnodar und im Süden Russlands. Gemeinsam haben die Fotos, dass die Verstorbenen alle im Ukrainekrieg gefallen sind und ihre Namen bisher nicht öffentlich gemacht wurden.
Aus welchen Regionen Russlands die Soldaten kommen, wo und wie sie getötet wurden, ist völlig unbekannt. Genau so, warum sie nicht in ihrem Heimatort bestattet wurden.
Krasnodar:
Teil I bis 102 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI ab 801
Friedhöfe I bis 100 -- Friedhöfe II bis 300 -- Friedhöfe bis 500 -- Friedhöfe ab 501
Wagner-Friedhof I -- Wagner Friedhof II -- Wagner Friedhof III
Weiterlesen: Oblast Krasnodar - Grabstellen von nicht veröffentlichten Kriegstoten - Teil IV
Von den vielen Völkern des Kaukasus wird kaum jemand von den Tabassaranen gehört haben, die in der russischen Teilrepublik Dagestan leben. Nach der Volkszählung im Jahr 2010 bezeichnen sich etwa 120.000 Menschen zugehörig zu diesem Volk. Sie sind sunnitiche Moslems, etwa 100.000 Menschen sprechen noch ihre eigene tabassaranische Sprache.
Der folgende Film würdigt die Männer, die für Russland im Krieg gegen die Ukraine ihr Leben gelassen haben. Wir haben 68 tote Tabassaranen gezählt. Damit liegt das Verhältnis der Kriegstoten pro 100.000 Einwohnern bei etwa 54 und ist doppelt so hoch, wie im gesamten Dagestan.
Belojarski ist eine Kleinstadt mit etwa 20.000 Einwohnern im Autonomen Kreis der Chanten & Mansen /Jugra. Dort gibt es eine Zweigstelle der Organisation "Rettet Jugra", die sich dem Schutz der indigenen Völker dieser Region verschrieben hat. Nach ihrer eigenen Definition sind ihre Aufgaben:
Einer ihrer Schützlinge hätte der junge Konstantin Sergejewitsch Pjak (Foto) sein können.
Nikolai Wiktorowitsch Jakowlew war 46 Jahre alt, von Beruf Maurer und lebte im Dorf Novochershilinsky im Bezirk Leninogorsk in Tatarstan.
Am 19.10.23 schloss er als Freiwilliger einen Vertrag mit dem Militär auf ein Jahr, am 14. November 23 war er schon tot. Wenn man miteinbezieht, dass zwischen Vertragsunterzeichnung auch eine Anreise zu einem Übungsgelände liegt, zumindest eine rudimentäre Soldateneinweisung erfolgen muss, so kann man davon ausgehen, dass der Mann schon beim ersten ernsthaften Einsatz getötet wurde.
Uns liegt ein ausführlicher Artikel über Nikolai des lokalen Internetmediums vor, den wir nachstehend dokumentieren - über den schnellen Tod kein Wort. Dabei ist das keine Ausnahme, täglich registrieren wir solche erbärmlichen Kurzeinsätze von Freiwilligen an der Front. Einfache Menschen mit überschaubarem Lebenslauf, die in sogenannten "Fleischattacken" in den Tod getrieben werden.
Weiterlesen: An der Front verheizt und keinen interessiert es
In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine wurden schnell neue Polizeistrukturen eingerichtet. Mit Beamten aus Russland wird sichergestellt, dass es keinen zivilen Ungehorsam gegenüber den Besatzern gibt. Schon mehrfach waren deshalb Polizeidienststellen Ziele ukrainischer Raketen. Hier ein Bericht der Nachrichtenagentur Astra vom 29.11.23:
Vier Polizisten, darunter der „Chef der Nachhut“ und der „stellvertretende Abteilungsleiter“, wurden bei einem Angriff auf die Besatzungs-„Polizeiabteilung“ „Novokakhovsky“ in der Region Cherson getötet, 17 verletzt.
Tscheljabinsk - " Walk of Fame" -- Urheber: Vyacheslav Bukharov -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Tscheljabinsk, die Millionenstadt im Ural, trat vor zehn Jahren in den Mittelpunkt des Interesses. Im Gebiet der Oblast ging ein ein riesiger Meteor mit einem Gewicht von etwa 12.000 Tonnen nieder - der größte seit über 100 Jahren. Durch die Druckwelle entstand eine laute Abfolge von Knallen, Fenster gingen zu Bruch und das Dach einer Fabrik stürzte ein.
Im Krieg gegen die Ukraine wird auch in der Oblast Tscheljabinsk fleißig gestorben. Die Opfer kommen vorwiegend aus den Dörfern und Kleinstädten, was die Zuordung häufig erschwert.
Tscheljabinsk: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI bis 1000 -- Teil VII bis 1.500 -- Teil VIII ab 1.501
Weiterlesen: Tscheljabinsk - Sterben für Frieden und Wohlstand - Teil VII
Foto des Hinterhalts am 18.01.24
Russland benötigt für den Ukrainekrieg ständig neue Soldaten. Dafür zieht man ganze Garnisonen von den Grenzen zur NATO und zur Ukraine ab und schickt Wehrpflichtige stattdessen zur Grenzsicherung. Wir hatten im Sommer bereits über einen jungen Soldaten berichtet, der Essen für Wachposten an der Grenze brachte und auf der Rückfahrt in einen Hinterhalt tschetschenischer Soldaten geriet, die auf Seiten der Ukraine kämpften.
Unser aktueller Fal ist beinahe identisch. Diesmal heißt der junge Wehrpflichtige Maksim Tschernyschew und kommt aus der Stadt Tomsk in Sibirien. Er wurde am 26. Februar 2003 geboren und fährt wohl einen roten Audi. Im Rahmen seines Wehrdienstes landete er als Fahrer einer Grenzschutzeinheit in der Region Brjansk. Zusammen mit drei Kollegen war er am 18. Januar 24 in einem tarnfarbenen Armeelaster mit aufgemaltem "Z" in der Grenzregion unterwegs.
Weiterlesen: Der sinnlose Tod eines Wehrpflichtigen - nächster Vorfall
Seit beinahe zwei Jahren überzieht Russland die Ukraine mit einem mörderischen Krieg. Fast täglich gibt es dabei zivile Opfer, wenn die russischen Raketen, Maschflugkörper und Artilleriegeschosse irgendwo einschlagen und dabei vorwiegend zivile ukrainische Opfer treffen.
Zum Jahreswechsel erlebte die russische Stadt Belgorod einen massiven Angriff ukrainischer Drohnen - wohl gerichtet auf militärische Ziele in der Stadtregion. Die russische Luftabwehr wurde aktiv, einige ihrer Raketen schlugen direkt im Stadtgebiet ein, Bruchstücke der Drohnen und der Luftabwehr gingen über Belgorod nieder. Ingesamt wurden dabei 25 Menschen getötet, über 100 verletzt.
Auch wenn im folgenden Beitrag die Autorin Täter und Opfer verdreht, zeigt er doch die vielen menschlichen Tragödien, die das Regime Putin hüben und drüben der Grenze zu verantworten hat:
Weiterlesen: Belgorod am 30.12.23 - die zivilen Opfer des Luftangriffs
Dorf Agzu in der Region Primorje -- Urheber: Романвер из русский Википедия -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Es gibt nicht mehr viele von den Udehe, weniger als 2.000 hat man Anfang dieses Jahrtausends gezählt. Die Udehe sind ein indigenes Volk, das im Süden Russlands entlang des Amur und seiner Nebenflüsse siedelt. Sie sind tradionelle Jäger und Sammler und leben auch heute noch hauptsächlich von der Pelztierjagd. Seit der Perestroika kämpfen die Udehe für die Selbstbestimmung über ihre Siedlungsgebiete - bisher ohne Erfolg.
Im Dorf Agzu leben ausschließlich Udehe. Es ist eines der abgelegensten Dörfer im Nordosten der Region Primorje mit etwa 150 Einwohnern - abnehmende Tendenz. Das Dorf kann nur per Hubschrauber oder über eine 60 km lange Forststraße zum nächsten Dorf Samarga erreicht werden. Nun gibt es zwei Dorfbewohner weniger - auch sie sind als russische Soldaten im Krieg gegen die Ukraine gefallen.
Zur Mitte des Monats Januar wollen wir einen Einblick in unsere Datenbank geben. Da sind die Daten leidlich aktuell, in das Eintragen der Listen nach Regionen kommen wir allerdings kaum nach. Gegenüber unserer letzten Veröffentlichung sind 1.351 neue Namen dazugekommen. Wir haben zum Termin 15.01.24 insgesamt 41.304 russische Kriegstote namentlich erfasst.
Der große Sprung gegenüber unserer letzten Veröffentlichung ist darauf zurückzuführen, dass wir zum Jahreswechsel versehentlich nicht alle Daten erfasst hatten. Wir haben das in den letzten Tagen korrigiert. Es wird deshalb eine korrigierte Fassung unseres Jahresabschlusses 2023 erstellt werden.
Stawropol: Wohnkomplex Chocolate (links) & Alexandrovsky Park (rechts)-- Urheber: -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Region Stawropol liegt im hügeligen Vorland des Kaukasus, etwa in der Mitte zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Die Region besitzt das typische Kontinentalklima mit kurzen kalten Wintern und heißen Sommermonaten. In der Region leben etwa 1,8 Millionen Menschen, davon etwa 400.000 in der gleichnamigen Hauptstadt. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die gut entwickelte Landwirtschaft - auch mit Wein- und Gartenbau. Daneben gibt es eine Vielzahl von Heilwasserquellen mit Kur- und Erholungsheimen bzw Heilstätten.
1995 hatten tschetschenische Terroristen bei der Geiselnahme von Budjonnowsk im Krankenhaus der Stadt 1600 Menschen als Geiseln genommen. Darunter befanden sich 150 Kinder und viele schwangere Frauen. Die Besetzung des Krankenhauses dauerte sechs Tage. 106 Geiseln, 11 Milizionäre und 14 Militärangehörigefanden dort den Tod. Heute sterben die wehrfähigen Einwohner im Krieg gegen die Ukraine.
Stawropol: Teil I bis 200 -- Teil II bis 400 -- Teil III ab 401
Panorama Astrachan - Urheber: CC BY-SA 3.0 --
Am Kaspischen Meer liegt die Oblast Astrachan mit etwa einer Million Einwohner. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in der gleichnamigen Hauptstadt, die sich im Wolgadelta befindet. Die Bevölkerung besteht mehrheitlich aus Russen, es gibt aber bedeutende kasachische und tatarische Minderheiten. Wirtschaftlich bedeutend ist traditionell die Fischerei, in jüngerer Zeit wurden Erdöl- und Erdgasfelder entdeckt, die ausgebeutet werden.
Im russischen Krieg gegen die Ukraine sind die ethnischen Minderheiten dabei überproportional vertreten.
Astrachan: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301
Znamensky ist ein ländlicher Vorort der Stadt Krasnodar. Im Juli 23 hatten wir über eine Gedenkstätte berichtet, die die Namen von gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukarine aus der Region Krasnodar auflistet. Finanziert wurde die Anlage durch Spenden von Angehörigen der Kriegsopfer und auch aus öffentlichen Mitteln.
Dieses Denkmal ist ein gutes Dokument für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Zahl der Opfer wächst ständig.
Denkmal Znamensky 12.07.23:
Denkmal Znamensky 10.09.23:
Von den vielen Russlanddeutschen in der Region Altai sind nur wenige geblieben, der Großteil ist nach Deutschland umgesiedelt. Von denen, die geblieben sind, beteiligten sich einige am Krieg gegen die Ukraine - entweder unfreiwillig, weil mobilisiert oder freiwillig, meist aus finanziellen Gründen.
Anton Siebert (Foto links) war solch ein junger Mann, geboren wurde er am 19. März 1997 im kleinen Dorf Kamyschenka im Bezirk Petropawlowsk. Dort ging er auch zur Schule, danach zog es ihn in die Hauptstadt Barnaul, wo er in der Berufsschule eine Ausbildung zum Schweißer absolvierte. Gearbeitet hat er in diesem Beruf aber nicht, sondern hat als Fahrer seinen Unterhalt verdient. Und in seiner Freizeit hat er Fußball gespielt.
Die Söldnertruppe Wagner ist Geschichte, aber noch immer erreichen uns bisher unbekannte Informationen über im Krieg gegen die Ukraine gefallene Mitglieder. Der junge Mann, der ganz harmlos und freundlich auf dem Foto erscheint, gehörte auch zu den Söldnern, die die Gruppe Wagner aus den russischen Gefängnissen rekrutiert hatten.
Es ist Georgij Nikolajewitsch Dmitriew, geboren am 23.08.1992 aus Tomsk, der bereits im Alter von sechzehn Jahren eine Latte von Straftaten begangen hatte, die ihm 2008 drei Jahre Gefängnis einbrachten. Gebessert hat er sich danach nicht. Zusammen mit einem Komplizen tötete er betrunken einen Bekannten:
Bahnhofsvorplatz in Kirow -- Urheber: CC BY-SA 3.0 --
Kirow ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Die Stadt hat etwa 470 Tausend Einwohner, die gesamte Oblast etwa 1,3 Millionen. Die Stadt liegt an der Transsibirischen Eisenbahn und am schiffbaren Fluss Wjatka. Kirow beherbergt Industrie in den Bereichen Maschinen- und Gerätebau, Elektrotechnik, Elektronik, mikrobiologische Industrie, Holzverarbeitung, Lebensmittel- und Leichtindustrie.
Kirow: Teil I bis 200 -- Teil II bis 400 -- Teil III ab 401
Weiterlesen: Kirow - Erinnerung an Helden wird verewigt - Teil III
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat sich im Jahr 2023 verschärft. Die Opferzahlen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. War es am Jahresanfang 2023 noch der russische Sturm auf Bakhmut, hauptsächlich vorgetragen durch Insassen von Haftanstalten, der die Todesrate in die Höhe schnellen ließ, werden diese zum Ende des Jahres übertroffen. Zu keiner Zeit haben wir mehr russische Kriegstote notiert, wie in den letzten Monaten des Jahres 2023.
Mit dem Eintragen in unsere Listen nach Regionen kommen wir kaum nach, unsere Datenbank ist aber aktuell. Danach ergeben sich Stand 31.12.23 folgende Zahlen:
Weiterlesen: Etwa 300.000 russische Kriegsopfer zum Ende 2023
Bei einem Raketenbeschuss der russischen Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine soll es nach russischen Angaben 24 Todesopfer und 110 Verletzte gegeben haben. Unter den Todesopfern befänden sich danach auch drei Kinder.
Tatsächlich gab es einen Raketenangriff der Ukraine auf militärische Ziele im Stadtgebiet von Belgorod. Ein großes Waffendepot wurde auch getroffen. Bei dem Versuch, diesen Angriff abzuwehren, sind wohl Teile der Raketen beider Seiten über der Innenstadt abgestürzt und explodiert. Es gibt auch Videoaufnahmen die zeigen, wie fehlgeleitete Abfangraketen direkt im Stadtgebiet aufschlagen.
Einen Tag zuvor hatte Russland mit deutlich über 100 Raketen und Drohnen die Ukraine angegriffen und hauptsächlich zivile Ziele getroffen. Dabei kam es zu einer wesentlich höheren Anzahl an Toten und Verletzten.
Weiterlesen: Liste der in der Region Belgorod getöteten Zivilisten
Wir setzen nicht immer Links auf unsere Originalinformationen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, z.B. die Informationen kommen aus geschlossenen Foren oder Telegramkanälen, auch wollen wir die Privatsphäre von Menschen in Russland bewahren oder wir wollen die Herkunft der Information bewusst anonym halten, um niemanden zu gefährden.
Am Beispiel "Kadettenball in Jalta und Tod in der Ukraine" ging es um die Wahrung der Privatsphäre.
Wir haben heute unser Update zum 30.04.24 fertig gestellt und veröffentlicht. Dabei ist uns aufgefallen, dass die hohen Verlustzahlen eigentlich solch 14-tägige Updates sinnlos erscheinen lassen. Man kann die Zahlen inzwischen mit einiger Genauigkeit vorhersagen. Änderungen sind im Moment nicht zu erwarten. Wir werden folglich unsere aktuellen Zahlen nur noch unter "Erfasste Kriegstote" ganz oben auf der Webseite veröffentlichen und ansonsten alle Tabellen, gesamt und regional, einmal im Monat aktualisieren. Das spart eine Menge Arbeit.
Dafür werden wir viel häufiger unsere News bedienen, mit Berichten aus Russland - über Einzelschicksale, über die allgemeine Sprachlosigkeit im Anblick all dieser Opfer des Krieges, über die offiziellen Sprachregelungen, über die Indoktrination von Kindern und Jugendlichen...
In den letzten Tagen können wir nicht mehr auf eine VKontakte-Gruppe aus Wolgograd zugreifen. Diese hatte uns in letzter Zeit zuverlässig die Daten von gefallenen Soldaten aus der Region geliefert. Damit laufen auch alle bisher veröffentlichten Links auf diese Seite ins Nirvana - und das sind nicht wenige. Uns liegen die Screenshots vor, die wir bei Bedarf zur Vergügung stellen.
Wir hatten als Vorwort zu unserer Zusammenfassung von Ende März geschrieben:
Es liegt in der Tradition der russischen Armee, dass man ohne Rücksicht auf Verluste versucht, eigene Erfolge zu erzwingen. Die Taktik der Gruppe Wagner bei der Eroberung von Bakhmut war dafür ein Beispiel, die reguläre russische Armee geht identisch vor. Man wagt einen schnellen Vorstoß mit gepanzerten Fahrzeugen, setzt seine Mannschaften in der Nähe des Gegners ab und zieht die Transporter sofort wieder zurück. In der Zwischenzeit versuchen die zurückgelassenen Soldaten, die gegnerischen Gräben zu erreichen oder eigene befestigte Positionen zu schaffen. Das gelingt hin und wieder und so rückt die russische Armee unter hohen Verlusten langsam aber sicher weiter vor.
Wir zeigen meist bewusst keine Aufnahmen vom Kampfgeschehen an der Front. Heute veröffentlichte ein ukrainischer Telegram-Kanal jedoch ein Video, das genau solch einen beschriebenen Angriff zeigt. Aufgenommen von einer Überwachungsdrohne setzt ein Mannschaftstransporter eine Gruppe russischer Soldaten nahe den ukrainischen Stellungen ab und fährt dann schnell davon. Die Soldaten versuchen die gegnerischen Gräben zu erreichen, es werden immer weniger. Einer schafft es und wird wahrscheinlich auch durch Handgranaten getötet. Zum Video
mk.ru steht für die Zeitung der Redaktion „Moskowski Komsomolez“. Die Online-Ausgabe gibt es für die verschiedensten Regionen Russlands, z.B karel.mk.ru aus Karelien usw. Allerdings ist mk.ru aus Deutschland nicht mehr aufrufbar. Die Links funktionieren weiterhin, wenn man einen VPN benutzt, dessen Einwahl ins Netz nicht aus Deutschland erfolgt.
Wir veröffentlichen im Moment nur noch Listen der gefallenen Soldaten um auf Grund der steigenden Todesrate weiterhin einigermaßen aktuell zu bleiben.
Diese Listen gefallen uns selbst nicht, da sie nur wenige Informationen enthalten. Wir zeigen deshalb vermehrt Nachrichten in der Rubrik "Ausgewählte Meldungen", die uns erwähnenswert erscheinen.
Die Tabellen der Regionen haben wir heute aktualisiert.
Wie wir bereits angekündigt haben, handelt es sich um ein reines Namensupdate, das leider nicht so informativ wie unsere bisherigen Tabellen ist. Diese Vereinfachung ist der Menge der täglichen Kriegstoten geschuldet. Wer Details wissen will, muss den angegegeben Links folgen.
Häufig werden Nachrichten auch schnell wieder gelöscht. Uns liegt dazu ein Screenshot vor, aber dieser lässt sich via der Listen kaum sinnvoll einfügen. Wir haben in diesem Fall auf den Telegram-Kanal "Warten Sie nicht auf mich aus der Ukraine" verlinkt, der die fehlenden Informationen meist bereitstellt.
Heute haben wir unsere Datenbank bis zum 10.03.24 so aktualisiert, dass wir die Ergebnisse den Tabellen der russischen Regionen zuführen könnten. Da aber die Zeit nicht stehen geblieben ist, werden wir nach Ostern auch noch den Rest bis zum 28.03.24 aufarbeiten. Dann gibt es endlich wieder einen detaillierten Monatsabschluss diesmal zum Datum von heute, weil wir uns über die kommenden Ostertage frei nehmen werden.
Das erzielte Ergebnis ist zwar wie erwartet, leider gehen viele interessante Details auf diese Weise verloren. Aber wir müssen damit leben, dass auf Grund der ständig steigenden Zahl an russischen Kriegstoten, die Individuen hinter der schieren Menge verschwinden.
PS Trotz Osterferien gibt es auch weiter täglich neue Informationen. Wir haben etwas vorgearbeitet.
Wir hatten uns eigentlich zum Thema gemacht, den russischen Angriffskrieg von Seiten der Menschen Russlands aus journalistisch zu begleiten. Leider bekommt jene journalistische Seite unserer Arbeit immer weniger Raum, weil uns die Zeit dafür fehlt. Interessante Themen gibt es genug. Dafür fühlen wir uns immer mehr als Buchhalter des Todes, denn das Führen jener Statistik verschlingt den allergrößten Teil unserer Arbeitszeit.
Zudem gibt es auch noch ein Privatleben, wir fallen hin und wieder tageweise aus und kommen auf Grund der ständig wachsenden Zahl an russischen Kriegstoten immer mehr in Rückstand.
Wir haben uns deshalb zu einem Befreiungsschlag entschlossen. Wir werden in den kommenden etwa 14 Tagen keine Aktualisierung der regionalen Tabellen mehr vornehmen. Dafür werden wir die Lücken (fehlende Regionen, gelöschte Meldungen) in unserer Datenbank schließen und danach als einfache Listen in unseren Tabellen nachtragen.
Das alles geht viel schneller, hat aber den Nachteil, dass jene Listen nur einen begrenzten Informationsgehalt haben: Übersetzter Name, Originalname mit Link, Region, Alter, soweit vorhanden. Wer mehr wissen will, muss den angegebenen Links folgen. Auf Grund der schieren Menge an Kriegstoten treten die Einzelfälle sowieso immer mehr in den Hintergrund.
Danach - sehen wir weiter.
Das nächste Update zum 15.März 24 kommt wie gewohnt.
Aus unerfindlichen Gründen meint das Google-Übersetzungsprogramm manchmal, ein russischer Beitrag wäre in englischer Sprache verfasst: Seine Übersetzung lautet dann so:
Der polnische Kriegsminister Alexej Romanowitsch, 25., hat seinen russisch-orthodoxen Dollar in der Ukraine zum zweiten Mal gewählt. 12.2003. Sie müssen nur etwas dafür tun... Die jungen Leute, die Alex im Stich gelassen hat, und ein einziges Mal mit diesem deutschen Unternehmen gesprochen haben, haben keinen einzigen Punkt auf ihrer Seite gefunden. Die Frist endet am 24. August in der Woche vor 13.00 Uhr. Die Bezirksverwaltung, die sowjetischen Bezirksdeputierten haben eine neue und glückliche Alexeja Romanowitsch ausgewählt....
Richtiger wäre:
Unser Landsmann aus dem Dorf Margaritovka, Oberfeldwebel Aleksey Romanovich Korobkov, geboren am 25. Dezember 2003, Flammenwerfer-Lader, hat seine Militärpflicht im Kampf gegen die Nazis in der Ukraine bis zum Ende erfüllt. Gesegnete Erinnerung an Sie ... Alexeis Waffenbrüder werden sich am Feind rächen und mit ihren beeindruckenden Waffen mehr als eine Nazi-Hochburg für Ihren Tod zerstören. Der Abschied findet am 24. August um 13.00 Uhr im Dorf Margaritovka statt. Die Bezirksverwaltung und der Rat der Volksabgeordneten des Bezirks sprechen der Familie und den Freunden von Alexei Romanovich ihr Beileid aus....
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Der 57-jährige Juri Galuschko soll am 4. Mai in der Region Donezk sechs russische Kollegen erschossen haben. Nach der Tat soll er mit der Tatwaffe - ein AK-12-Sturmgewehr mit Schalldämpfer und Munition - geflüchtet sein und wird jetzt in allen Grenzregionen gesucht. Juri Galuschko stammt aus dem ukrainischen Charkiw, hatte eine russische Frau geheiratet und lebte mit russischem Pass in Belgorod. Soweit waren sich alle Meldungen einig, danach aber nicht mehr.
Die meisten russischen Medien schreiben, dass Galuschko aus einer Haftanstalt rekrutiert worden wäre, Belege dafür gäbe es noch nicht.
Andere schreiben, dass er ein Bücherwurm sei und Geld für eine Augen-OP brauchte, weil er sonst Gefahr liefe zu erblinden. Deshalb wäre er zum Militär gegangen. Seine Mutter lebe noch in Charkiw und hätte auf Grund eines russischen Bombenangriffs einen Infarkt erlitten.
In einem sind sich alle Schreiberlinge wieder einig: Der Mann wird versuchen, sich auf die ukrainische Seite hinüberzuschleichen.
Immer wieder finden wir gefallene Soldaten aus den ersten Kriegsmonaten in regionalen Zusammenstellungen, die wir bisher nicht erfasst haben. Hier ein Beispiel:
Alexej Sergejewitsch Golowlew wurde am 23. Dezember 1991 in Lesosawodsk, Region Primorje geboren. Meldete sich freiwillig zum Kriegseinsatz. Am 15. April 22 war sein erster Einsatz, am 23. April 22 war sein letzter Einsatz.
Im Dorf Sukpai gedenkt man dem ehemaligen Schüler Waleri Anatoljewitsch Sawin. Er ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Der Mann war 39 Jahre alt, eine Ausbildung hatte er nicht, dafür meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Wenn man sich den Zeitablauf anschaut, dann ist Waleri nur zum Sterben in den Donbass gereist. Am 27. Februar 23 unterschrieb er einen Vertrag, danach die lange Reise von ganz im Osten in den Westen Russlands, weiter in den Donbass. Selbst mit dem Flugzeug kann das dauern. Am 10.03.23 hatte man bereits den Kontakt mit ihm verloren. Dafür brauchte er für die Rückreise länger. Am 11.11. hat man ihn begraben. Den Schülern erzählt man aber keine wahren Gruselgeschichten, dafür lieber die Märchen vom Helden. Auch Waleri bekam einen Heldenschreibtisch.
06.05.24
Der Unternehmer und Blogger Konstantin Petrow besuchte die Stadt Murmansk ganz im Norden Russlands. Er veröffentlichte Ende April ein Video seiner Reise, in dem er über seine Eindrücke nach einem Stadtrundgang spricht. In den Aufnahmen fragte Petrow, wann Exkursionen aufhören würden, Schlachtstätten und Grabdenkmäler zu zeigen? Das hätte er besser nicht fragen sollen.
In den sozialen Medien wurde er als "falscher Russe" und Feind tituliert, der Gouverneur der Region schaltete sich ein und meinte, solche Besucher brauche die Region nicht.
Konstantin Petrow reagierte darauf, dass er lediglich die Idee vermitteln wollte, dass man auf die positiven Aspekte des Lebens achten solle und diese zu würdigen wisse. Das half überhaupt nicht. Bewohner der Stadt hielten das Taxi an, mit dem Petrow zum Flughafen fahren wollte und forderten den Fahrer auf, seinen Passagier abzusetzen. Das passierte dann auch.
"„Warum sind solche Nichtmenschen immer noch auf freiem Fuß?“ fragten Nutzer der russischen sozialen Medien. Wahrscheinlich nicht mehr lange. Ein Untersuchungsausschuss hat ein Strafverfahren eröffnet. Petrow drohen bis zu fünf Jahren Gefängnis.
06.05.24
Wir hatten schon mehrfach über Fälle berichtet, bei denen verurteilte Verbrecher plötzlich zu Helden mutierten, weil sie im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Diese Vorbilder wurden dann in ihren Heimatgemeinden öffentlich geehrt. Es gibt zumindest einen gegenteiligen Fall.
Die Stadt Gubkin liegt in der Region Belgorod und hat knapp 90.000 Einwohner. Die dortige Verwaltung verweigerte einem Kriegstoten die Bestattung in der Allee der Helden.
Juri Leonidowitsch Melnik hatte bereits eine Vorstrafe als er im Jahr 2019 wegen Besitzes eines Mosin-Gewehrs, eines PPSh-Sturmgewehrs, eines Jagdgewehrs, von TNT-Blöcken und verschiedener Waffenbestandteile, sowie wegen des Kaufs von Mephedron vor Gericht stand. Er wurde zu einer Haftstrafe von 1,5 Jahren verurteilt.
Der Anwalt des Toten ging mit dem Fall an die Öffentlichkeit: "Wer hat dem Bürgermeister die Befugnis erteilt zu bestimmen, wer ein Held ist und wer nicht? Anscheinend sind wir auch nach dem Tod alle unterschiedliche Soldaten und unser Vaterland ist wahrscheinlich anders, da es „seine“ Söhne unterschiedlich behandelt. Ich möchte wirklich, dass das ganze Land und nicht nur der Präsident seine bürokratischen „Helden“ kennt."
Wladimir Lunin stammte aus einem Dorf in der Region Tjumen. Geboren 1998 strebte er eine schnelle militärische Karriere an. Nach der Schule ging es zur höheren Militäringenieurschule Tjumen. Die schloss er als Maschinenbauingenieur ab im Rang eines Leutnants. Von Tjumen wurde er in den fernen Osten in die Region Amur versetzt und nach einem Jahr dort ging es für ihn in den Krieg gegen die Ukraine. Am 30. Dezember 22 wurde er auf die lange Reise geschickt, am 10. Januar 23 war er bereits tot.
Aber - er hätte wie ein wahrer Patriot gekämpft und sich mutig dem Tod gestellt, schreibt der Bezirksvorsteher. Jetzt gibt es im Heimatdorf eine Gedenktafel und jener Bezirksvorsteher sinniert über den Krieg:
Russland ist erneut gezwungen, den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Der Feind wird im Namen unserer heiligen Geschichte, im Namen der Erinnerung an unsere Großväter und Urgroßväter und für zukünftige Generationen definitiv besiegt.
Kein Platz für Sentimentalitäten gibt es im Krieg. Jewgeni Jaruschin aus der Stadt Krasnoufimsk in der Oblast Swerdlowsk hatte sich zwar einen lustigen Alias zugelegt, aber geholfen hat der dann doch nicht. Jewgeni wurde am 24. April an der Front getötet. Was bleibt ist ein nachdenkliches Bild von ihm im Soldatendress mit drei Tulpen in der Hand, das jetzt seinen Nachruf schmückt. Leider ist von der Macht der Blumen (Flower-Power) nicht viel übrig geblieben, die in den 70-iger Jahren auch ein Symbol gegen den Vietnamkrieg war.
Im Süden der Oblast Irkutsk liegt der Bezirk Echirit-Bulagatski mit knapp 30.000 Einwohnern. Etwa 40% der Bevölkerung dort sind Burjaten. Nach seinem Foto gehörte auch Wassili Olegowitsch Borontsoew zu dieser Volksgruppe. Er wurde am 06. Mai 1988 in dem Bezirksdorf Darchat geboren. Sein Lebenslauf wurde im Nachruf holprig geschönt. Nach dem Gymnasium hätte er an der Burjatischen Staatlichen Universität, Abteilung für Geschichte, studiert. Als Abschluss wäre dann der Beruf eines Wachmanns herausgekommen. Einige Jahre hätte er auch in Sicherheitsunternehmen gearbeitet. Danach war er arbeitslos, zog zurück ins Dorf und hat seinen Eltern bei der Haus- und Landarbeit geholfen.
Und obwohl er nie beim Militär war, wollte Wassili auch in den Krieg ziehen und höchstwahrscheinlich schnell viel Geld verdienen. Im November 23 versuchte er es ein erstes Mal und wurde als untauglich wieder nach Hause geschickt. Am 9. Januar 24 klappte es dann mit dem Kriegsdienst. Nach zwei Wochen Ausbildung ging es an die Front. Am 9. Februar war bereits Schluss, die Kugel eines Scharfschützen hatte sein Leben beendet.
Der tote Wassili hatte es nicht eilig nach Hause zu kommen. Dafür war er nicht wichtig genug. Der Leiter des Bezirks konnte den Leichnam auf Bitten der Mutter nach 2,5 Monaten zurückholen.
Aus der Kleinstadt Dalneretschensk ganz im Osten Russlands an der Grenze zu China machte sich Anton Wiktorowitsch Gurdin, geboren am 14. Januar 1986, auf den langen Weg zum Krieg im Donbass. Mit einem Maschinengewehr in jeder Hand und einer Fluppe im Mund hielt er sich wohl für unverwundbar. Am 9. Januar 2024 meldete er sich freiwillig, am 20. März wurde er tötlich verwundet.
"Durch sein persönliches Beispiel inspirierte er die Soldaten immer wieder zu Heldentum und Heldenmut", schreibt die Bezirksverwaltung der Kleinstadt Dobrjanka in der Region Perm über den Tod des russischen Soldaten Igor Wladimirowitsch Gomzin. Er hätte in verschiedenen Organisationen gearbeitet, heißt es weiter, was übersetzt meist nichts Gutes zu bedeuten hat. Aber am 11. Dezember 23 unterzeichnete Igor einen Vertrag beim russischen Militär. Viel Heldentum und Heldenmut konnte er dort auch nicht zeigen. Bereits am 9. Januar 24 war damit Schluss.
28.04.24
Am 21.04.24 wurde im Dorf Totskoe-2 ein weiterer gefallener russischer Sodat beigesetzt - Sergej Aminowitsch Alijew (Foto). Wir hatten schon mehrere Kriegstote aus diesem Ort, denn Totskoe-2 (Tozkoje Wtoroje) ist ein geschlossenes Garnisonsdorf in der Region Orenburg.
Im Moment ist das Dorf Standort der 27. motorisierten Schützendivision, die im Jahr 1991 aus der ehemaligen DDR abgezogen wurde. Damals wurden mit deutschem Geld die neuen Standorte der abziehenden sowjetischen Armee renoviert und ausgebaut.
Der Ort grenzt an einen Truppenübungsplatz mit einer üblen Geschichte.
In den Jahren 1920-1930 testeten die UdSSR und Deutschland hier nach einer inoffiziellen Vereinbarung gemeinsam Gaswaffen.
Am 14. September 1954 wurde auf dem Übungsplatz eine Atombombe gezündet. An der Übung waren 44.000 Mann, mehr als 500 Geschütze und Mörser, bis zu 500 Panzer, etwa 600 gepanzerte Personentransporter, mehr als 300 Flugzeuge, 6.000 Traktoren und Autos beteiligt. Zahlreiche Soldaten wurden verstrahlt und kamen ums Leben.
Alexander Chripuschin, geboren 1985 aus der Region Woronesch, wurde als Söldner der Gruppe Wagner am 24. Februar 23 irgendwo an der Front getötet. Er hätte sich im Januar 23 freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet. Vorher hätte er KFZ-Mechaniker gelernt, 2012 geheiratet und einen Sohn gezeugt, zum Schluss auf dem Bau gearbeitet, heißt es im Nachruf. Eine Kleinigkeit wurde allerdings vergessen:
Im Jahr 2020 wollte Alexander in Woronesch ein Auto stibitzen. Er wurde von der Polizei erwischt, festgenommen und dabei auch genetisches Material von ihm entnommen. Dabei kam man auf eine neue Spur.
Im August 2008 war der damalige 23-jährige Alexander in ein Haus eingedrungen. Er fesselte die Bewohnerin, eine 68-jährige Rentnerin, vergewaltigte und tötete sie. 2021 kam es dann zum Prozess, Alexander Chripuschin wurde zu 17 Jahren Gefängnis in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt,
27.04.24
Als Wjatscheslaw Wassiljewitsch Beschenar im Jahr 1986 in Chisinau geboren wurde, gab es die Sowjetunion noch. Doch Chisnau wurde dann die Hauptstadt der unabhängigen Republik Moldau und seine Eltern sind in die Region Brjansk gezogen.
Wjatscheslaw hätte sich als Einzelunternehmer im Personentransport versucht, berichtete die Presse. Übersetzt dürfte das der Beruf eines Taxifahrers gewesen sein. Doch das Unternehmertum war glücklos, ein Schiedsgericht hatte Wjatscheslaw für pleite erklärt.
Als Freiwilliger im Kriegsdienst gegen die Ukraine verdient man so viel Geld, dass man die Schulden wieder vom Hals bekommt. Und in der Zeit an der Front ist man für die Gerichtsvollzieher sowieso sakrosankt. So ging auch Wjatscheslaw zum Militär. Am 1. Dezember 23 verlor man den Kontakt zu ihm, erst am 16. April wurde er bestattet.
Pantelei Alexandrowitsch Wukolow wurde am 8. August 1959 in der damaligen "Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik" geboren und ist irgendwann in die russische Region Twer umgezogen. Warum der Mann in den Krieg ziehen wollte, konnte man den diversen Veröffentlichungen nicht entnehmen. Aber wie so oft, dürfte die sehr gute Entlohnung die Triebfeder gewesen sein.
Dass das russische Militär einen 64-jährigen Mann für den Krieg gegen die Ukraine braucht, dürfte das eigentliche Überraschende sein. Aber dann doch wieder nicht, wenn man den Beitrag von Pantelei zum Kriegsgeschehen betrachtet. Am 29. Januar 2024 schloss er einen Vertrag mit dem Militär, am 25. März wurde er an der Front getötet. Kanonenfutter braucht man immer.
26.04.24
Illarion Alexandrowitsch Tschelowetschkow war ein Absolvent des Waisenhauses „Ostrowok“ aus dem Kemerowo Dorf Maly Korchugan. Wie so viele Waisen landete auch er im russischen Krieg gegen die Ukraine. Begraben wurde er am 17. April 24 in der nahen Kleinstadt Topki. Er wäre ein freundliches, aufgewecktes Kind gewesen, schreibt eine ehemalige Mitarbeiterin des Waisenhauses in den Kommentaren. Persönliche Daten - Fehlanzeige, mehr muss man auch nicht wissen.
24.04.24
Etwa 160 verschiedene Meldungen über gefallene Soldaten sind am 17.04.24 zusammengekommen. Egal ob es kurze oder lange Nachrichten waren, der Informationsgehalt war in der Regel dürftig. Und trotzdem konnten wir aus diesem einen Tag neun Meldungen herausfischen, die zeigen, wie schnell russische Soldaten an der Front in den Tod getrieben werden.