30.11.2024 -- 84.930 // Zuwachs zum 31.10.2024: 6.836
Dorf Alkatwaam in Tschukotka
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine wirkt sich auch über 6.000 km weiter östlich noch aus. Aus dem Autonomen Kreis der Tschuktschen (kurz Tschukotka) ziehen immer mehr junge Männer in den Krieg, die dortigen Behörden fördern die Rekrutierung unter den Einheimischen.
Es gibt nur etwa 15.000 Tschuktschen in ganz Russland, davon leben etwa 12.000 im dünn besiedelten Tschukotka. Die Menschen leben meist traditionell von der Rentierzucht, der Jagd und der Fischerei. Das Leben in der rauen Umgebung ist hart. All diese Eigenschaften qualifizieren die Menschen aus den nördlichen Gebieten bestens für den Krieg: Sie können mit Waffen umgehen und im Winter in den Schützengräben ausharren.
Die Durchschnittsgehälter in Tschukotka sind überdurchschnittlich hoch, das gilt für alle nördlichen Regionen Russlands. Nur so bekommt man Arbeitskräfte in die rauen Gegenden, wenn es gilt die natürlichen Ressourcen des Landes abzubauen: Gold, Wolfram, Erdgas, Öl und Kohle. Für die traditionell lebenden Tschuktschen gibt es diese Einkünfte nicht, sie leben von dem was ihre traditionelle Tätigkeit ergibt. Der Anreiz einmal im Leben sehr viel Geld zu verdienen, ist deshalb hoch.
Über das Dorf Alkatwaam hatten wir bereits berichtet, fünf Monate später hat der kleine Tschukotka-Flecken wieder einen Einwohner weniger
Bargusin-Datsan -- Foto: Arkadi Zarubin -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
In der russischen Teilrepublik Burjatien leben etwa eine Million Menschen, davon sind etwa 30% Burjaten, eine mongolische Ethnie. Die verbreiteten Religionen unter den Burjaten sind der Buddhismus und der Schamanismus. Ein Lama ist ein geistlicher Lehrer des Buddhismus.
Bair Darmajew war solch ein Lama in Burjatien, der in einem der touristisch interessantesten Teile Burjatiens lebte. Der Bezirk Bargusinsky grenzt im Norden an den Baikalsee und erstreckt sich entlang des Flusses Bargusin zwischen den des Bargusin- und Ikat-Gebirgen.
Der junge Mann auf dem Foto ist Nikita Paraschin aus Rewda, einer Stadt mit knapp 60.000 Einwohnern in der Region Swerdlowsk, die ganz knapp noch im europäischen Teil Russlands liegt.
Nikita, geboren am 23. Juni 2024, war mit seinen jungen Jahren ein ziemliches Früchtchen. Er war bereits vorbestraft, als er im Mai 2024 erneut vor Gericht stand. Allerdings hatte die gesamte Geschichte einen offensichtlichen Haken - die eigentlichen Hintermänner blieben verborgen.
Am 20. Juli 2024 startete ein Konvoi der malischen Armee und Söldnern der Gruppe Wagner in Richtung des Ortes Tinzaouatène, der in der Nähe der Grenze zu Algerien liegt. Die Region um Tinzaouatène gilt als Hochburg der Tuareg-Rebellen, die für einen eigenen Berber-Staat kämpfen. Siedlungsgebiete der Tuareg sind Algerien, Libyen, Niger, Mali und Burkina Faso und weil es notwendig zu betonen ist, die Tuareg sind keine Islamisten.
Nach einigen Scharmützeln geriet der Konvoi am 27. Juli 24 in einen Hinterhalt, bei dem die Rebellen eine große Zahl militärisches Gerät erbeuteten und auch viele malische Soldaten und russische Söldner töteten. Über die Todesfälle gibt es sehr widersprüchlich Angaben, sicher ist, die meisten Kämpfer des Konvois haben nicht überlebt.
In der russischen Regierung hielt sich die Trauer ob der russischen Verluste in Grenzen. Die Wagner Gruppe wurde danach durch Einheiten des Afrikakorps ersetzt, das direkt dem russischen Kriegsministerium unterstellt ist.
Warum wir das hier berichten? Wir können in diesem Zusammenhang den Tod von Alexej Borisowitsch Mangazejew vermelden, der als Söldner der Gruppe Wagner bei jenem Hinterhalt getötet wurde und Ende Oktober/Anfang November am 14. November 24 in seiner russischen Heimat beerdigt wurde.
Luftaufnahme des Dorfes Chatyrka -- Foto: F.A. Kondrashov -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wieder einmal sind wir im Norden des "Fernen Ostens" Russlands unterwegs. Das Dorf Chatyrka liegt in Tschukotka an der Beringsee und dürfte zu den ältesten Ansiedlungen dort gehören. Weniger als 400 Menschen leben im Ort, fast alle sind ethnische Tschuktschen. Zum Dorf gibt es keine Straße, im Sommer kann man Chatyrka mit dem Schiff erreichen, ansonsten gibt es eine Hubschrauberverbindung zweimal im Monat.
Die Menschen im Ort leben von der Rentierzucht und der Fischerei. Eine Fischverarbeitungsanlage soll in Betrieb sein. Elektrischer Strom wird durch einen Dieselgenerator erzeugt.
Aus dem Dorf kam Igor Kortschagin, geboren am 12.09.1982, der Konditor gelernt und sich als Freiwilliger am Krieg gegen die Ukraine beteiligt hatte. Im November 2024 kam Igor im Zinksarg zurück. Wir veröffentlichen die Meldung der Nachrichtenagentur von Tschukotka:
Buddhistischer Tempel im Dorf Gegetui -- Foto: Arkadi Zarubin -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ganz im Süden Burjatiens nahe der Mongolei liegt der Ulus Gegetui. Mit dem Begriff Ulus wird in Burjatien ein Dorf bezeichnet, das überwiegend durch Burjaten bewohnt wird. Das Dorf hatte im Jahr 2010 etwa 1.250 Bewohner und beherbergt jenes oben abgebildete buddhistiche Kloster, das im 18. Jahrhundert entstanden war, 1937 zerstört und ab 1989 wieder aufgebaut wurde.
Aus dem Dorf Gegetui kam ein 19-jähriger junger Mann, der sich als Freiwilliger am Krieg gegen die Ukraine beteiligte und am 5. November 24 in seiner Heimat beerdigt wurde. Wir geben die Nachricht des Bezirks übersetzt wieder:
Zur Orientierung: Wir befinden uns im südöstlichen Teil des europäischen Russlands in der Oblast Orenburg. Im Norden der Oblast liegt der Bezirk Krasnogwardeiski mit etwa 17.000 Bewohnern. Das Zentrum des Bezirks ist das Dorf Pleschanowo, das von mennonitischen Deutschen gegründet wurde. Zum Bezirk gehört auch eine nach Puschkin benannte Staatsfarm, das dazugehörige Dorf Puschkinski hat etwa 600 Einwohner und auf dem Foto ist die örtliche Schule "Puschkin" zu sehen.
Weiterlesen: Eine Waffentat im Namen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Wahrheit
Taischet aus dem Zug heraus fotografiert -- Foto: MikSed -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Taischet ist eine Stadt in der Oblast Irkutsk mit knapp 35.000 Einwohnern. Die Stadt ist aus dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn heraus entstanden und ist ein Haltepunkt an der Strecke zwischen Krasnojarsk (320 km entfernt) und Irkutsk (680 km entfernt). Zudem hat die Stadt eine düstere Geschichte aus Gulag und Lagern der Kriegsgefangenen, deren Insassen beim Bau der Eisenbahn verschlissen wurden. Unter jeder Schwelle wäre mindestens ein Toter begraben, berichteten die Gefangenen.
Schaut man sich die Fotos der Stadt an, dann scheint sich diese Düsternis bis heute erhalten zu haben. Wer eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn plant, braucht in Taischet nicht auszusteigen.
Das alles haben wir als Vorwort für eine kurze Geschichte um Jewgeni Stanislawowitsch Gudymenko geschrieben, der nach Taischet gezogen ist und dort auch nicht glücklich wurde.
Das Flugzeug von Jewgeni Prigoschin und Dimitri Utkin, den beiden Chefs der Gruppe Wagner, stürzte am 23. August 23 in Russland ab. Eine Aufklärung fand niemals statt. Dass der russische Staat für deren Tod verantwortlich ist, dürfte von niemand ernsthaft bezweifelt werden. Dass der selbe Staat den beiden Männern danach an den verschiedensten Orten in Russland Denkmäler setzt, gehört zu den Merkwürdigkeiten in Russland, die wir nur schwer begreifen können. Beispiele: (St. Petersburg, Gorjatschi Kljutsch)
Wir haben über den Friedhof der toten Wagner-Söldner in Nowosibirsk ausführlich berichtet. Dort sind nach unserer Auflistung 349 Gräber entstanden. Jetzt hat der Staat mit dem Durcheinander der Gräber aufgeräumt und einen monumentalen Friedhof entstehen lassen - rund um ein Denkmal, das die beiden Wagneranführer überlebensgroß zeigt.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurden die Russlanddeutschen vom Regime Stalin als Sicherheitsrisiko eingeschätzt und viele unter erbärmlichen Bedingungen nach Kasachstan deportiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zogen zahlreiche Russlanddeutsche aus Kasachstan zurück nach Deutschland. Aber einige gingen auch zurück in die alten Siedlungsgebiete in Russland.
Die Familie von Viktor Viktorowitsch Penner zum Beispiel siedelte im Jahr 2001 aus Kasachstan um in das Dorf Stepnoy im Bezirk Taschlinsky in der Oblast Orenburg.
Viktor, geboren am 1. Mai 1988, war das siebte Kind seiner Eltern. Nach der Schule arbeitete er in der Landwirtschaft und fuhr einen Mähdrescher des örtlichen Landwirtschaftsbetriebes. Er war nicht verheiratet, hatte aber einen Sohn. Am 10. Juli 2024 unterzeichnete Viktor einen Militärdienstvertrag.
Anatoli Petrowitsch Jaborow wurde am 29.08.62 geboren und war damit definitiv viel zu alt, um als Soldat an der Front zu kämpfen. Trotzdem hat es der Mann geschafft, eine längere Zeit am Leben zu bleiben. Er hatte sich im August 2023 als Freiwilliger gemeldet, bekam im März 2024 noch eine Ehrenurkunde seiner Vorgesetzten, doch am 11. Oktober 24 blieb dann auch seine Soldatenuhr stehen.
Anatoli kam aus dem kleinen Dorf Timino, Bezirk Juswinski, in der Region Perm. Sein Heimatdorf zählte 259 Bewohner, aber das war im Jahr 2010 und neuere Daten gibt es nicht. Timino wird überwiegend von Komi-Permjaken bewohnt, einer finnisch-ugrischen Ethnie. In Perm sollen noch etwa 94.000 Angehörige leben.
Das Leben im Dorf Timino ist einfach, die Menschen dort leben von der Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Und aus diesem Grund wollen wir auch einige Fotos von der Beisetzung am 21.10.24 von Anatoli zeigen. Selbst der Versuch etwas militärisches Pathos in jenes Begäbnis zu bringen, ist ob der ärmlichen Realität zum Scheitern verdammt.
Der Soldat auf dem Foto ist Migueli Michailowitsch Stahl. Er kommt aus dem Dorf Nischne-Kamenka mit mehr als 2.000 Einwohnern in der Region Altai. Er wurde bereits am 13. Oktober 2023 im Krieg gegen die Ukraine getötet, aber erst am 18. September 24 in seinem Heimatdorf beigesetzt.
"Gefreiter Stahl starb im Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes," heißt es im Nachruf. Warum der Mann wirklich in den Krieg gezogen ist, wissen wir leider nicht so genau. Allerdings war er auch kein unbeschriebenes Blatt.
Im Juli 2021 wurde der bis dahin unbescholtene Migueli Stahl vom Stadtgericht Bijsk zu 250 Stunden Zwangsarbeit verurteilt. Er war in eine Wohnung eingebrochen und hatte Schmuck im Wert von etwa 1.200 € gestohlen.
Migueli Stahl ist einer der mehr als 700 Russlanddeutschen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Ein Russlanddeutscher führt eine Liste mit den gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine, deren Namen auf deutsche Wurzeln schließen lassen. Wir haben Ende August 24 bereits seine Liste veröffentlicht, inzwischen sind 100 neue Namen dazu gekommen.
Die folgende Liste wurde nur oberflächlich übersetzt. Über die russischen Namen kann man in fast allen Fällen die getöteten Soldaten auch in unseren Zusammenstellungen finden - zusammen mit dem Link auf die Originalinformation.
Weiterlesen: Russlanddeutsche - gefallen im Krieg gegen die Ukraine
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Rekrutierer der russischen Armee haben die Arbeiter einer Baustelle zusammengerufen und in eine Reihe gestellt. Alle zusammen haben keine russische Arbeitserlaubnis. Der vermummte Soldat erklärt ihnen einen einfachen Weg, die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen:
Die Arbeiter können einen Vertrag mit dem russischen Kriegsministerium eingehen – für ein bis fünf Jahre. Nach seinem Ende erhalten sie einen russischen Pass, werden Bürger Russlands und brauchen auch keine Arbeitserlaubnis mehr.
Der Sold betrage 210.000 Rubel im Monat (ca. 2.000€), das wäre weit mehr, als die Männer jetzt verdienen würden. Dazu gäbe es zahlreiche Sozialleistungen und den Status eines Kampfveteranen. Wenn jemand daran interessiert wäre, solle er die Hand heben.
Als niemand die Hand hebt, werden alle abgeführt und sollen in ihr Heimatland deportiert werden.
In Russland leben etwa 200.000 Menschen, die zur Ethnie der Zygane ("Zigeuner") gezählt werden. Es soll sich dabei vorwiegend um Roma handeln. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis auch ein russischer Roma in unserer Statistik auftauchen wird.
Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow kam aus der Stadt Selenokumsk in der südlichen Region Stawropol. Er war am 11. Juli 1997 in einem Dorf der Region geboren und später nach Selenokumsk gezogen. Über Beruf und Familie wurde nichts bekannt.
Am 12. März 2024 meldete sich auch Fjodor beim Militär in Kamyschin, Region Wolgograd, zum Kriegsdienst in der Ukraine und überlebte seine Entscheidung nicht. Ende November wurde er in seiner Heimat bestattet.
Nachtrag: Man kann den russischen Meldungen nur bedingt trauen. Wir wollten eigentlich das Datum des Todes von Fjodor recherchieren, um zu erfahren, wie lange der Mann überhaupt im Kriegseinsatz war. Stattdessen finden wir ein Gerichtsurteil aus Stawropol vom 2. Juni 2021. Danach war Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow wegen Diebstahl und Raub mit einer Waffe zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Unser Mann hat sich also nicht ganz freiwillig gemeldet, sondern gehörte zu den Häftlingen, die als Sturm-V Soldaten vorzeitig in den Krieg entlassen wurden.
Anmerkung: Die Beisetzung wurde mit großem Pomp zelebriert und sollte auch darüber hinwegtäuschen, dass Arseni als entbehrlicher Soldat bereits nach wenigen Tagen an der Front getötet wurde. Sein tatsächliches Todesdatum wurde deshalb auch nicht öffentlich gemacht.
Die jungen Männer in den von Russland besetzten Gebieten müssen Wehrdienst in der russischen Armee leisten und falls angeordnet, auch gegen die Ukraine in den Krieg ziehen. Alexander Zolkin, 19 Jahre, kam aus der von Russland besetzten Großstadt Donezk und leistete Wehrdienst in der russischen Armee im Grenzgebiet der Region Belgorod. Bei einem Raketenangriff auf eine dort stationierte Militäreinheit wurde auch Alexander getötet.
Er hätte davon geträumt, Russland als Militärpilot zu verteidigen, schrieb sein Halbbruder im Nachruf.
Der Soldat auf dem Foto heißt Roman Wladimirowitsch Kozmin, geboren 1993. Roman kam aus Barnaul, der Hauptstadt der Region Altai. Er war Söldner der Gruppe Wagner, hat deren verlustreiche Kämpfe überlebt und hatte nach der Auflösung der Gruppe nichts Besseres zu tun, als sich den Achmat-Einheiten aus Tschetschenien anzuschließen.
Bei einem Angriff auf die ukrainischen Truppen in der russischen Region Kursk erlitt Roman mehrere Schusswunden und flüchtete nach ukrainischen Angaben in einen Hühnerstall.
Im Nachruf schrieb sein Kamerad auf Telegram: "Er erkannte die drohende Gefangenschaft, blieb seinem Eid bis zum Ende treu und sprengte sich in die Luft, als sich der Feind näherte. Ruhe in Frieden, mein Bruder."
Eines der bekanntesten Zitate von Mark Twain lautet: "Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben!" Solch einen Fall haben wir aktuell ebenfalls.
Aus Baschkortostan wurde am 27.11.24 der Kriegstod von Achat Nurimanowitsch Fairuschin gemeldet:
Der 45-jährige Achat Nurimanowitsch Fairuschin, geboren am 13.08.1978 im Dorf Nowonaryschewo, zuletzt kontaktiert am 10.03.2024. Sein Tod wurde am 22. November 2024 bekannt (Link vom 27.11.24).
Wir können ihn von der Liste streichen. Der Mann hat sich am Telefon bei seinen Angehörigen gemeldet. Dumm nur - er wird wieder in den Krieg ziehen.
Telegram-Kanal "Todesfälle aus der Republik Sacha" (Jakutien) vom 3.12.2024
Während einer speziellen Militäroperation starb ein Soldat der Altai-Republik Artjom Nikolajewitsch Aksantajew.
Er wurde am 26. Juli 1999 im Dorf Beschpeltir in der Region Tschemal geboren. Er absolvierte die Schule in Tschemal, danach die Maiminsky-Schule und erhielt den Beruf eines Automechanikers.
Am 21. August 2024 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zum Einsatz bei der speziellen Sonderoperation. Diente als Schütze und Fahrer einer Sanitätseinheit und starb am 26. September bei einem Kampfeinsatz.
In der Erinnerung seiner Familie und Freunde wird er für immer ein aufrichtiger und mitfühlender Mensch bleiben.
Telegramkanal "Republik Altai" vom 24.11.2024
Die Strafverfolgungsbehörden haben einen im März dieses Jahres begangenen Mord aufgeklärt. Ein 30-jähriger Mann aus dem Dorf Koschlauschi tötete eine 34-jährige Frau und verscharrte ihre Leiche in einer Schlucht.
"Der Täter begab sich in die Sondereinsatzzone, wo er am 25. Juli starb“, so eine Polizeiquelle gegenüber dem Fernsehsender REN. Der föderale Fernsehsender nennt den Namen des Mörders in seiner Veröffentlichung nicht.
Nach unseren Informationen handelt es sich um Alexei Vaganin. Er hat Anfang Mai 2024, einen Monat nach dem Mord, einen Vertrag unterzeichnet und wurde in die Region Saporoschje geschickt. Er starb am 25. Juli, die Beerdigung fand am 20. September statt.
Jahrhundertelang war die Flucht vor der Justiz an die Front eine bequeme Alternative für alle Mörder, Vergewaltiger, Räuber und andere Verbrecher. Heute kann man das in Russland wieder ganz legal tun.
Ein Grund mehr, warum dieser wahnsinnige Krieg so schnell wie möglich beendet werden sollte.
Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" vom 22.11.2024
Der 29-jährige Ainur Anatoljewitsch Chismatulin, geboren am 13.07.1995 in Birsk, ist im Krieg in der Ukraine gefallen. Verabschiedung 22.11.2024 in der Stadt Birsk.
Baschkortostan bleibt der Spitzenreiter bei den Verlusten in Russland. Insgesamt sind zur Zeit 3465 tote Baschkiren bekannt.
Die Zerstörung des baschkirischen Volkes geht weiter. Wie viele müssen noch in einem für uns fremden Krieg sterben?
Telegramkanal "Fremder Krieg Baschkirien | Verluste Baschkortostan" vom 26.11.24
Im Süden der Oblast Omsk liegt das kleine Dorf Dobroje Pole mit etwa 400 Einwohnern. Das Dorf wurde von deutschen Baptisten geründet. Im Jahr 1928 bestand es aus 22 Höfen, die überwiegend durch Deutsche bewirtschaftet wurden. Aber das ist beinahe 100 Jahre her, wir wollen über einen aktuellen Bewohner des Dorfes berichten.
Sergej Antonowitsch Kuznetsow, geboren am 7. Juli 2004, kam aus dem Dorf Dobroje Pole und ging im Bezirk in die Schule. Zum Ende seiner Schulzeit, also mit sechzehn Jahren, schwängerte er eine junge Frau und bekam einen Sohn. Um seine Familie zu finanzieren, verzichtete er auf eine Ausbildung und arbeitete auf dem Bau.
Am 7. August 24 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem russischen Militär und bereits am 15. Oktober war Sergej tot. Am 19. November 24 wurde er in seinem Heimatdorf bestattet. Link (1, 2)
Wir hätten diese kleine Geschichte in unserer Rubrik "Ohne viele Worte" unterbringen können, viel zu berichten gibt es sowieso nicht. Doch ein paar Worte zu Nikita bedarf es schon.
Nikita Igorewitsch Kornienko wurde am 7. April 2002 in Gurjewsk geboren. Die Stadt liegt in der Region Kemerowo im Westen Sibiriens mit etwa 22.000 Einwohnern. Die ökonomische Grundlage der Stadt ist nicht gesichert und hängt an einer Firma, die Bevölkerung nimmt ab. Und auch Nikitas Leben war nicht gesichert. Er wuchs im Waisenhaus Nr. 1 der Stadt auf.
Immerhin schaffte Nikita seinen Schulabschluss und auch seine Lehre als Stuckateur und Maler. Aber arbeiten musste er auf Baustellen als "selbstständiger Unternehmer" - also alles andere als eine gesicherte Existenz. Das einzige Gerichtsprotokoll, das wir über Nikita gefunden haben, war eine Geldstrafe zur Zeit der Coronamaßnahmen in Russland. Nikita wurde ohne Maske an einer Bushaltestelle angetroffen.
Im Oktober 2024 unterzeichnete Nikita einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine. Kurz danach war sein Leben beendet - am 2. November 2024 wurde er getötete. (Link)
Die Verwaltung des Bezirks Sakamensk aus Burjatien berichtet am 27.11.24 über den Tod eines Soldaten. Iwan Stanislawowitsch Brjanski wurde am 29. November 2005 in Sakamensk geboren. Seine Familie zog allerdings 2018 nach St. Petersburg und Iwan ging dort zur Schule.
"Iwan Stanislawowitsch belegte beim Auf- und Abbau eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs den ersten Platz, war aktiv und sportlich. Erhielt die Fachrichtung „Optiker-Mechaniker“," schreibt die Verwaltung.
Am 4. Juli 24 wurde Iwan zum Wehrdienst eingezogen und nach der Grundausbildung in die Region Belgorod versetzt. Am 7. November wurde er bei einem Dronenangriff getötet. Seinen 19. Geburtstag hat er nicht mehr erlebt.
In Russland gibt es eine Wehrpflicht für junge Männer, die ein Jahr lang dauert. Die Einberufung findet in der Regel zum Ende der Ausbildung statt.
Diese Wehrpflichtigen dürfen nicht bei der "speziellen Militäroperation" - also dem Krieg gegen die Ukraine - eingesetzt werden. Und doch sterben beinahe täglich junge russische Wehrdienstleistende irgendwo im Krieg. Manchmal sind es zufällige Begegnungen mit dem ukrainischem Militär, meist wurden sie bewusst in den Kampf geworfen.
Ein Telegramkanal sammelt seit August 2024 die Nachrichten über den Tod von jungen russischen Wehrpflichtigen im Krieg gegen die Ukraine. Stand 26. November 24 sind 369 getötete Wehrpflichtige veröffentlicht worden. Die aktuell letzte Meldung betraf Anton Denisowitsch Sawtschenko (Foto), geboren am 15.03.2006.
Das viele Geld, das man als Freiwilliger an der Front verdienen kann, lockt auch viele junge Männer an, wie wir in unseren Statistiken erkennen können.
Auch Kirill Alexejewitsch Trufanow ist so ein Fall. Kirill, geboren am 3. November 2005, kam aus einem Dorf in der Region Transbaikalien. In der Hauptstadt Tschita absolvierte er ab dem Jahr 2022 eine Ausbildung zum Meister für "Ausbau-, Bau- und Dekorationsarbeiten".
Im Mai 2024 brach er die Schule ab und schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär. Das verdiente Geld kann er nicht mehr ausgeben, am 23. Oktober wurde er im Krieg getötet.
"Statt nach Halt zu suchen, fällst du ins Leere," so lautete das Motto von Kirill Wladimirowitsch Barejew, geboren am 24. Februar 2004. Kirill kam aus dem großen Dorf Jenotajewka im Süden Russlands in der Region Astrachan. Nach der Schule schloss Kirill eine Ausbildung zum Automechaniker ab und zog in die Hauptstadt Astrachan.
Dort ist Kirill -sprichwörtlich - ins Leere gefallen, denn er hat am 15. September 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär abgeschlossen, um am Krieg in der Ukraine teilzunehmen. Er hätte als Scharfschütze in einer Angriffseinheit fungiert, doch zum scharf Schießen hatte er nicht viel Zeit. Bereits am 15. Oktober 24 wurde Kirill Barejew getötet.
Am 11. November wurde Kirill in seinem Heimatdorf bestattet. Und zum Nachruf schickte die Bezirksverwaltung noch eine Lüge hinterher: "Er war ein einfacher Soldat, der unser Land mutig und ehrenvoll verteidigte."
Das Dorf Samburg liegt nördlich des Polarkreises und ist eine der abgelegensten Siedlungen im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Etwa 2.000 Bewohner leben im Dorf, die Mehrzahl sind Nenzen.
Am 10. November 2024 fand eine Trauerfeier für Wladimir Alexandrowitsch Segoi in der Dorfkirche statt. Wladimir, geboren am 19.03.2005, leistete seinen Wehrdienst und wurde wie so viele andere, zur Grenzsicherung in die Region Kursk abgestellt. Als im August ukrainische Truppen die Region besetzten, wurde auch Wladimir vertragswidrig ins Gefecht geworfen und bereits am 7. August 24 getötet.
Nach der Trauerfeier flog der Priester mit dem Hubschrauber zurück in die 230 km entfernte Stadt Tarko-Sale, dem Verwaltungszentrum des Bezirks.