30.04.2024 -- 53.159 // Zuwachs zum 15.04.24: 1.865
Es gibt nur wenige Orte auf der Erde, die so abgelegen sind wie der Ort Nutepelmen. Er liegt an der nordöstlichen Küste der Tschuktschen-Halbinsel zur Tschuktschensee. In der Sommerhälfte kann man das Dorf mit einem Schiff oder Hubschrauber von Wankarem aus erreichen. Im Winter gibt es eine fast 200 km lange Eispiste bis zur nächsten Straße. Aber wir haben das alles schon hier geschrieben.
Das Dorf hatte im Jahr 2021 noch 133 Bewohner. Kürzlich ist ein junger Sanitäter aus dem Dorf im Krieg gegen die Ukraine getötet worden - Roman Rachthyn, geboren am 12.01.1987. Aktuell wird der nächste Gefallene aus dem Ort gemeldet - Waleri Sleptsow - geboren am 9. August 1985.
All diese jungen Tschuktschen im besten Alter sind in einem Land aufgewachsen, das reich an Bodenschätzen ist. Die Menschen dort haben wenig von diesem Reichtum, der landet in den Zentren Russlands. Und so sterben auch diese Menschen nur für die russische Welt. Genau das sagt auch der Nachruf auf den jungen Mann:
Kannibale Dmitri Malyschew (links) und Zerstückler Alexander Maslennikow (rechts)
Der Kannibale Dimitry Malyschew war vor zehn Jahren zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden, der Mörder zweier Frauen Alexander Maslennikow musste seit 2017 insgesamt 23 Jahre absitzen. Beide trafen im Oktober 2023 zusammen, als sie sich einem Sturm-V Kommando anschlossen. In einem Interview mit einem Internetmedium aus Wolgograd sagte Malyschew:
"Alexander und ich saßen zusammen und unterzeichneten im Oktober 2023 gemeinsam einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium. Wir dienen in Sturm V. Ich kannte Leute, die nur zum Tapetenwechsel aus der Kolonie hierherkamen. Sie verschwinden normalerweise schnell. Aber ich verstand, warum ich ging und wohin ich ging. Wie würden Sie reagieren, wenn Ihrer kleinen Tochter in der Grundschule gesagt würde, wie man ein Kondom richtig anzieht? Oder werden Männer die Straße entlanggehen und sich gegenseitig küssen? Ist das für Sie normal? Für mich ist das nicht normal."
Also wird es Zeit, uns den Lebensweg dieser beiden Gesellen etwas genauer anzuschauen:
Weiterlesen: Wenn ein Kannibale und ein Frauenschlächter im Krieg zusammentreffen
Der Mann auf dem Foto heißt Maxim Sergejewitsch Kutsar und kam aus einem Dorf in der sibirischen Region Omsk. Er saß im Gefängnis und wurde dort von der Gruppe Wagner rekrutiert. Am 7. Mai 2023 ist er gefallen. Aber diese Informationen sind schon lange Routine, die eigentliche Geschichte begann 11,5 Jahre zuvor.
Maxim war im August 2012 zur Geburtstagsfeier der Mutter seiner Freundin eingeladen. Dort trank er reichlich über den Durst und begann zu randalieren. Der Hausbesitzer verweigerte dem damals 20-jährigen jungen Mann weiteren Alkohol. Irgendwann schlief auch der Hausbesitzer ein und Maxim nahm Rache. Mit einem Messer und einem Schraubenzieher stach er auf den Kopf und Hals des Mannes ein. Der Mann war sofort tot.
Starokangyschewo ist ein kleiner Flecken in Baschkortostan mit gerade mal 125 Einwohnern - alles ethnische Baschkiren. Das Dorf hat schon bessere Zeiten gesehen, im Jahr 2002 zählte man noch knapp 400 Bewohner. Die Stadt Djurtjuli ist 14 km entfernt, in der Stadt leben über 30.000 Menschen. Und der nächste Bahnhof ist 122 km weit weg. Am 24. April wurde im Dorf Starokangyschewo ein getöteter Soldat im Krieg gegen die Ukraine begraben.
Da Baschkortostan im Moment die höchste Zahl an Kriegstoten zu verzeichnen hat, dokumentieren wir, wie die Verwaltungen der Bezirke diese Verluste der Bevölkerung vermittelt. Lassen wir Rip Jusupow, Leiter des Bezirks Djurtjulinsky zu Wort kommen:
An einem bewölkten Tag kommen Tränen ...
Auch weiterhin hat die Republik Baschkortostan die meisten gefallenen Soldaten der Regionen in unserer Statistik zu verzeichnen. Knapp 500 Kriegstote sind zwischen dem 01.01.24 und dem 15.04.24 dazu gekommen.
Wir dokumentieren deshalb eine weitere eine Meldung des baschkirischen Telegram-Kanals Aspekte:
Während der SVO wurden 10 weitere Soldaten aus Baschkortostan getötet. Sie haben sich dieser Tage von ihnen verabschiedet.
Bilibino in Tschukotka -- Foto: Doctor Digger Shrew -- Lizenz: CC BY 3.0
Bilibino, das ist ein kleines Städtchen im "Autonomen Kreis der Tschukschen" mit etwas über 5.000 Einwohnern. Es ist gleichzeitig das Zentrum des Bezirks Bilibinsky, in dem noch weitere 2.000 Menschen leben, also insgesamt etwa 7.200 Personen. Und das auf einer Fläche, die etwa der Hälfte Deutschlands entspricht.
Das Leben dort ist rau - die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur ist durchgehend negativ und schwankt zwischen (-4 −5) °C an der Küste und (-12 −14) °C im kontinentalen Teil. Die Bevölkerung dort besteht hauptsächlich aus Tschuktschen und Ewenen. Aber das Land ist reich an Bodenschätzen.
Aus Bilibino kam auch Leonid Wladimirowitsch Napak, der im russischen Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Der Verwaltungsleiter der Region Jewgeni Safanow schreibt dazu auf Telegram:
Ildar Samigulow kam aus dem Karmaskalinsky Bezirk von Baschkortostan mit etwa 50.000 Bewohnern. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt, aber es gibt auch Ölfelder, die erschlossen werden.
Ildar war 42 Jahre alt und hat den Kriegsdienst nur wenige Tage überlebt. Nachstehend der lokale Bericht über seine Beisetzung:
Weiterlesen: Mut, Tapferkeit und Hingabe in den schnellen Tod
Im hintersten Winkel der Altai Region an der Grenze zu Kasachstan liegt der Bezirk Loktewski. Dort leben etwa 20.000 Menschen - Tendenz abnehmend. Das Zentrum des Bezirks ist die Kleinstadt Gornjak, in der etwa die Hälfte der Bezirksbewohner lebt.
In der Sonntagsschule der orthodoxen Kirche wurde jetzt eine Erinnerungsecke eingeweiht, mit den Namen der Soldaten aus dem Bezirk, die im Krieg gegen die Ukraine ihr Leben gelassen haben. Es sind nicht wenige.
In unserer Zusammenfassung vom 15.04.24 haben wir die hohe Zahl an Kriegstoten aus den Regionen Wolga und Ural dokumentiert. Die Region Perm ist an vierthöchster Stelle bei den gefallenen Soldaten in diesem Jahr. Aus gegebenem Anlass dokumentieren wir den Bericht eines Telegram-Kanals aus Perm "Perm 36,6 GEGEN KRIEG" vom 10.04.24.
❗️Freunde, es gibt so viele Tote, dass wir keine Zeit haben, sie zu verarbeiten und zu veröffentlichen. In Wirklichkeit liegt die Zahl der Todesopfer nur nach minimalen Schätzungen bereits bei über 1.500 Menschen. Über alle werden wir bald schreiben!
Irgend etwas stimmte mit Andrei Blum nicht, wenn er betrunken war. Der Sohn eines seiner Opfer schrieb über Andrei: "Ich möchte Sie daran erinnern, dass er mitten am Tag betrunken mit seinem Auto durch die Stadt fuhr und dann einen älteren behinderten Mann, meinen Vater, mit einem Messer angriff, seinen Reifen durchbohrte und seine Windschutzscheibe zerschmetterte. Später, vor der Polizei, versuchte er, völlig betrunken, meinen Vater zu schikanieren und stürzte sich mit seinen Fäusten auf mich. Wenn in unserem Land die Menschen dafür nicht ins Gefängnis kommen, dann ist es umsonst. Wir haben solche „Helden“ gesehen."
Andrei Blum ging zur Gruppe Wagner, überlebte das Gemetzel, fuhr danach betrunken Auto und bedrohte einen Rentner. Um der Strafe zu entgehen, verpflichtete er sich im November 23 erneut bei der russischen Armee. Im März 24 wurde er als vermisst gemeldet, im April wurde er in der Region Wladimir betrauert.
Auf seinem Smartphone hat Andrei zwei Videos hinterlassen, die durchaus interessant sind. Im erste Film dokumentiert er die schwierigen Bedingungen, unter denen die Soldaten leben und kämpfen - auf beiden Seiten der Front. Das zweite Video stellt ein Telegram-Kanal aus Wladimir vor, der ebenfalls den Lebenslauf von Andrei Blum beleuchtet. Wir geben den Beitrag übersetzt wieder:
Der Obliwski-Bezirk liegt in der Region Rostow. Er besteht aus sieben Gemeinden und hat knapp 17.000 Bewohner. Das Gebiet ist landwirtschaftlich geprägt, hauptsächlich wird Getreide angebaut. Der größte Ort im Bezirk ist das Dorf Obliwskaja mit über 11.000 Einwohnern. Das Dorf hat auch einen Bahnhof (Foto) an der Verbindung zwischen Rostow und Wolgograd.
Wie aus vielen anderen ländlichen Gebieten auch sterben Bewohner des Bezirks im Krieg gegen die Ukraine. Eine regionale Internet-Zeitung hat 17 Namen veröffentlicht, also genau einen getöteten Soldaten pro 1.000 Bewohner. Darunter befinden sich auch sechs Söldner der Gruppe Wagner und ein Sturm-Z Soldat. Alle Wagner Söldner hatten wir bisher nicht erfasst, auch nicht die regulären Soldaten Konstantin Woloschenko, Andrej Babilja und Petr Satischew.
Nach unserer aktuellen Statistik zum 15.04.24 haben wir 62 Tote des russischen Angriffskriegs aus dem "Autonomen Kreis der Tschuktschen (Tschukotka)" gezählt. Das mögen gesamtstatistisch gesehen nicht viele Opfer sein, für eine Region mit nur 50.000 Einwohnern, aber doppelt so groß wie Deutschland, sind das wirklich viele. Zudem sind diese Kriegstoten alles Männer im besten Alter, die für das Zusammenleben dort unter extremen Bedingungen unverzichtbar sind. Dazu kommen noch die vielen schwer verletzten Soldaten. Tschukotka steht deshalb an dritthöchster Stelle in unserer Statistik, wenn man die Kriegstoten in Relation zur Bevölkerung setzt.
Heute haben wir vom Tod eines weiteren Tschuktschen erfahren - Valentin Jello, ein mobilisierter junger Mann, der als Sanitäter in der Hauptstadt Anadyr gearbeitet hat. Wir geben den Bericht der Lokalzeitung ungekürzt wieder
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Wir hatten schon mehrfach über Fälle berichtet, bei denen verurteilte Verbrecher plötzlich zu Helden mutierten, weil sie im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Diese Vorbilder wurden dann in ihren Heimatgemeinden öffentlich geehrt. Es gibt zumindest einen gegenteiligen Fall.
Die Stadt Gubkin liegt in der Region Belgorod und hat knapp 90.000 Einwohner. Die dortige Verwaltung verweigerte einem Kriegstoten die Bestattung in der Allee der Helden.
Juri Leonidowitsch Melnik hatte bereits eine Vorstrafe als er im Jahr 2019 wegen Besitzes eines Mosin-Gewehrs, eines PPSh-Sturmgewehrs, eines Jagdgewehrs, von TNT-Blöcken und verschiedener Waffenbestandteile, sowie wegen des Kaufs von Mephedron vor Gericht stand. Er wurde zu einer Haftstrafe von 1,5 Jahren verurteilt.
Der Anwalt des Toten ging mit dem Fall an die Öffentlichkeit: "Wer hat dem Bürgermeister die Befugnis erteilt zu bestimmen, wer ein Held ist und wer nicht? Anscheinend sind wir auch nach dem Tod alle unterschiedliche Soldaten und unser Vaterland ist wahrscheinlich anders, da es „seine“ Söhne unterschiedlich behandelt. Ich möchte wirklich, dass das ganze Land und nicht nur der Präsident seine bürokratischen „Helden“ kennt."
Wladimir Lunin stammte aus einem Dorf in der Region Tjumen. Geboren 1998 strebte er eine schnelle militärische Karriere an. Nach der Schule ging es zur höheren Militäringenieurschule Tjumen. Die schloss er als Maschinenbauingenieur ab im Rang eines Leutnants. Von Tjumen wurde er in den fernen Osten in die Region Amur versetzt und nach einem Jahr dort ging es für ihn in den Krieg gegen die Ukraine. Am 30. Dezember 22 wurde er auf die lange Reise geschickt, am 10. Januar 23 war er bereits tot.
Aber - er hätte wie ein wahrer Patriot gekämpft und sich mutig dem Tod gestellt, schreibt der Bezirksvorsteher. Jetzt gibt es im Heimatdorf eine Gedenktafel und jener Bezirksvorsteher sinniert über den Krieg:
Russland ist erneut gezwungen, den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Der Feind wird im Namen unserer heiligen Geschichte, im Namen der Erinnerung an unsere Großväter und Urgroßväter und für zukünftige Generationen definitiv besiegt.
Kein Platz für Sentimentalitäten gibt es im Krieg. Jewgeni Jaruschin aus der Stadt Krasnoufimsk in der Oblast Swerdlowsk hatte sich zwar einen lustigen Alias zugelegt, aber geholfen hat der dann doch nicht. Jewgeni wurde am 24. April an der Front getötet. Was bleibt ist ein nachdenkliches Bild von ihm im Soldatendress mit drei Tulpen in der Hand, das jetzt seinen Nachruf schmückt. Leider ist von der Macht der Blumen (Flower-Power) nicht viel übrig geblieben, die in den 70-iger Jahren auch ein Symbol gegen den Vietnamkrieg war.
Im Süden der Oblast Irkutsk liegt der Bezirk Echirit-Bulagatski mit knapp 30.000 Einwohnern. Etwa 40% der Bevölkerung dort sind Burjaten. Nach seinem Foto gehörte auch Wassili Olegowitsch Borontsoew zu dieser Volksgruppe. Er wurde am 06. Mai 1988 in dem Bezirksdorf Darchat geboren. Sein Lebenslauf wurde im Nachruf holprig geschönt. Nach dem Gymnasium hätte er an der Burjatischen Staatlichen Universität, Abteilung für Geschichte, studiert. Als Abschluss wäre dann der Beruf eines Wachmanns herausgekommen. Einige Jahre hätte er auch in Sicherheitsunternehmen gearbeitet. Danach war er arbeitslos, zog zurück ins Dorf und hat seinen Eltern bei der Haus- und Landarbeit geholfen.
Und obwohl er nie beim Militär war, wollte Wassili auch in den Krieg ziehen und höchstwahrscheinlich schnell viel Geld verdienen. Im November 23 versuchte er es ein erstes Mal und wurde als untauglich wieder nach Hause geschickt. Am 9. Januar 24 klappte es dann mit dem Kriegsdienst. Nach zwei Wochen Ausbildung ging es an die Front. Am 9. Februar war bereits Schluss, die Kugel eines Scharfschützen hatte sein Leben beendet.
Der tote Wassili hatte es nicht eilig nach Hause zu kommen. Dafür war er nicht wichtig genug. Der Leiter des Bezirks konnte den Leichnam auf Bitten der Mutter nach 2,5 Monaten zurückholen.
Aus der Kleinstadt Dalneretschensk ganz im Osten Russlands an der Grenze zu China machte sich Anton Wiktorowitsch Gurdin, geboren am 14. Januar 1986, auf den langen Weg zum Krieg im Donbass. Mit einem Maschinengewehr in jeder Hand und einer Fluppe im Mund hielt er sich wohl für unverwundbar. Am 9. Januar 2024 meldete er sich freiwillig, am 20. März wurde er tötlich verwundet.
"Durch sein persönliches Beispiel inspirierte er die Soldaten immer wieder zu Heldentum und Heldenmut", schreibt die Bezirksverwaltung der Kleinstadt Dobrjanka in der Region Perm über den Tod des russischen Soldaten Igor Wladimirowitsch Gomzin. Er hätte in verschiedenen Organisationen gearbeitet, heißt es weiter, was übersetzt meist nichts Gutes zu bedeuten hat. Aber am 11. Dezember 23 unterzeichnete Igor einen Vertrag beim russischen Militär. Viel Heldentum und Heldenmut konnte er dort auch nicht zeigen. Bereits am 9. Januar 24 war damit Schluss.
28.04.24
Am 21.04.24 wurde im Dorf Totskoe-2 ein weiterer gefallener russischer Sodat beigesetzt - Sergej Aminowitsch Alijew (Foto). Wir hatten schon mehrere Kriegstote aus diesem Ort, denn Totskoe-2 (Tozkoje Wtoroje) ist ein geschlossenes Garnisonsdorf in der Region Orenburg.
Im Moment ist das Dorf Standort der 27. motorisierten Schützendivision, die im Jahr 1991 aus der ehemaligen DDR abgezogen wurde. Damals wurden mit deutschem Geld die neuen Standorte der abziehenden sowjetischen Armee renoviert und ausgebaut.
Der Ort grenzt an einen Truppenübungsplatz mit einer üblen Geschichte.
In den Jahren 1920-1930 testeten die UdSSR und Deutschland hier nach einer inoffiziellen Vereinbarung gemeinsam Gaswaffen.
Am 14. September 1954 wurde auf dem Übungsplatz eine Atombombe gezündet. An der Übung waren 44.000 Mann, mehr als 500 Geschütze und Mörser, bis zu 500 Panzer, etwa 600 gepanzerte Personentransporter, mehr als 300 Flugzeuge, 6.000 Traktoren und Autos beteiligt. Zahlreiche Soldaten wurden verstrahlt und kamen ums Leben.
Alexander Chripuschin, geboren 1985 aus der Region Woronesch, wurde als Söldner der Gruppe Wagner am 24. Februar 23 irgendwo an der Front getötet. Er hätte sich im Januar 23 freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet. Vorher hätte er KFZ-Mechaniker gelernt, 2012 geheiratet und einen Sohn gezeugt, zum Schluss auf dem Bau gearbeitet, heißt es im Nachruf. Eine Kleinigkeit wurde allerdings vergessen:
Im Jahr 2020 wollte Alexander in Woronesch ein Auto stibitzen. Er wurde von der Polizei erwischt, festgenommen und dabei auch genetisches Material von ihm entnommen. Dabei kam man auf eine neue Spur.
Im August 2008 war der damalige 23-jährige Alexander in ein Haus eingedrungen. Er fesselte die Bewohnerin, eine 68-jährige Rentnerin, vergewaltigte und tötete sie. 2021 kam es dann zum Prozess, Alexander Chripuschin wurde zu 17 Jahren Gefängnis in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt,
27.04.24
Als Wjatscheslaw Wassiljewitsch Beschenar im Jahr 1986 in Chisinau geboren wurde, gab es die Sowjetunion noch. Doch Chisnau wurde dann die Hauptstadt der unabhängigen Republik Moldau und seine Eltern sind in die Region Brjansk gezogen.
Wjatscheslaw hätte sich als Einzelunternehmer im Personentransport versucht, berichtete die Presse. Übersetzt dürfte das der Beruf eines Taxifahrers gewesen sein. Doch das Unternehmertum war glücklos, ein Schiedsgericht hatte Wjatscheslaw für pleite erklärt.
Als Freiwilliger im Kriegsdienst gegen die Ukraine verdient man so viel Geld, dass man die Schulden wieder vom Hals bekommt. Und in der Zeit an der Front ist man für die Gerichtsvollzieher sowieso sakrosankt. So ging auch Wjatscheslaw zum Militär. Am 1. Dezember 23 verlor man den Kontakt zu ihm, erst am 16. April wurde er bestattet.
Pantelei Alexandrowitsch Wukolow wurde am 8. August 1959 in der damaligen "Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik" geboren und ist irgendwann in die russische Region Twer umgezogen. Warum der Mann in den Krieg ziehen wollte, konnte man den diversen Veröffentlichungen nicht entnehmen. Aber wie so oft, dürfte die sehr gute Entlohnung die Triebfeder gewesen sein.
Dass das russische Militär einen 64-jährigen Mann für den Krieg gegen die Ukraine braucht, dürfte das eigentliche Überraschende sein. Aber dann doch wieder nicht, wenn man den Beitrag von Pantelei zum Kriegsgeschehen betrachtet. Am 29. Januar 2024 schloss er einen Vertrag mit dem Militär, am 25. März wurde er an der Front getötet. Kanonenfutter braucht man immer.
26.04.24
Illarion Alexandrowitsch Tschelowetschkow war ein Absolvent des Waisenhauses „Ostrowok“ aus dem Kemerowo Dorf Maly Korchugan. Wie so viele Waisen landete auch er im russischen Krieg gegen die Ukraine. Begraben wurde er am 17. April 24 in der nahen Kleinstadt Topki. Er wäre ein freundliches, aufgewecktes Kind gewesen, schreibt eine ehemalige Mitarbeiterin des Waisenhauses in den Kommentaren. Persönliche Daten - Fehlanzeige, mehr muss man auch nicht wissen.
24.04.24
Etwa 160 verschiedene Meldungen über gefallene Soldaten sind am 17.04.24 zusammengekommen. Egal ob es kurze oder lange Nachrichten waren, der Informationsgehalt war in der Regel dürftig. Und trotzdem konnten wir aus diesem einen Tag neun Meldungen herausfischen, die zeigen, wie schnell russische Soldaten an der Front in den Tod getrieben werden.