Alkatwaam

Dorf Alkatwaam in Tschukotka

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine wirkt sich auch über 6.000 km weiter östlich noch aus. Aus dem Autonomen Kreis der Tschuktschen (kurz Tschukotka) ziehen immer mehr junge Männer in den Krieg, die dortigen Behörden fördern die Rekrutierung unter den Einheimischen.

Es gibt nur etwa 15.000 Tschuktschen in ganz Russland, davon leben etwa 12.000 im dünn besiedelten Tschukotka. Die Menschen leben meist traditionell von der  Rentierzucht, der Jagd und der Fischerei. Das Leben in der rauen Umgebung ist hart. All diese Eigenschaften qualifizieren die Menschen aus den nördlichen Gebieten bestens für den Krieg: Sie können mit Waffen umgehen und im Winter in den Schützengräben ausharren.

Die Durchschnittsgehälter in Tschukotka sind überdurchschnittlich hoch, das gilt für alle nördlichen Regionen Russlands. Nur so bekommt man Arbeitskräfte in die rauen Gegenden, wenn es gilt die natürlichen Ressourcen des Landes abzubauen: Gold, Wolfram, Erdgas, Öl und Kohle. Für die traditionell lebenden Tschuktschen gibt es diese Einkünfte nicht, sie leben von dem was ihre traditionelle Tätigkeit ergibt. Der Anreiz einmal im Leben sehr viel Geld zu verdienen, ist deshalb hoch.

Über das Dorf Alkatwaam hatten wir bereits berichtet, fünf Monate später hat der kleine Tschukotka-Flecken wieder einen Einwohner weniger

Barguzin datsan

Bargusin-Datsan -- Foto: Arkadi Zarubin -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

In der russischen Teilrepublik Burjatien leben etwa eine Million Menschen, davon sind etwa 30% Burjaten, eine mongolische Ethnie. Die verbreiteten Religionen unter den Burjaten sind der Buddhismus und der Schamanismus. Ein Lama ist ein geistlicher Lehrer des Buddhismus.

Bair Darmajew war solch ein Lama in Burjatien, der in einem der touristisch interessantesten Teile Burjatiens lebte. Der Bezirk Bargusinsky grenzt im Norden an den Baikalsee und erstreckt sich entlang des Flusses Bargusin zwischen den des Bargusin- und Ikat-Gebirgen.

Nikita ParaschinDer junge Mann auf dem Foto ist Nikita Paraschin aus Rewda, einer Stadt mit knapp 60.000 Einwohnern in der Region Swerdlowsk, die ganz knapp noch im europäischen Teil Russlands liegt.

Nikita, geboren am 23. Juni 2024, war mit seinen jungen Jahren ein ziemliches Früchtchen. Er war bereits vorbestraft, als er im Mai 2024 erneut vor Gericht stand. Allerdings hatte die gesamte Geschichte einen offensichtlichen Haken - die eigentlichen Hintermänner blieben verborgen.

Alexej Borisowitsch MangazejewAm 20. Juli 2024 startete ein Konvoi der malischen Armee und Söldnern der Gruppe Wagner in Richtung des Ortes Tinzaouatène, der in der Nähe der Grenze zu Algerien liegt. Die Region um Tinzaouatène gilt als Hochburg der Tuareg-Rebellen, die für einen eigenen Berber-Staat kämpfen. Siedlungsgebiete der Tuareg sind Algerien, Libyen, Niger, Mali und Burkina Faso und weil es notwendig zu betonen ist, die Tuareg sind keine Islamisten.

Nach einigen Scharmützeln geriet der Konvoi am 27. Juli 24 in einen Hinterhalt, bei dem die Rebellen eine große Zahl militärisches Gerät erbeuteten und auch viele malische Soldaten und russische Söldner töteten. Über die Todesfälle gibt es sehr widersprüchlich Angaben, sicher ist, die meisten Kämpfer des Konvois haben nicht überlebt.

In der russischen Regierung hielt sich die Trauer ob der russischen Verluste in Grenzen. Die Wagner Gruppe wurde danach durch Einheiten des Afrikakorps ersetzt, das direkt dem russischen Kriegsministerium unterstellt ist.

Warum wir das hier berichten? Wir können in diesem Zusammenhang den Tod von Alexej Borisowitsch Mangazejew vermelden, der als Söldner der Gruppe Wagner bei jenem Hinterhalt getötet wurde und  Ende Oktober/Anfang November am 14. November 24 in seiner russischen Heimat beerdigt wurde.

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Luftaufnahme des Dorfes Chatyrka -- Foto: F.A. Kondrashov -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Wieder einmal sind wir im Norden des "Fernen Ostens" Russlands unterwegs. Das Dorf Chatyrka liegt in Tschukotka an der Beringsee und dürfte zu den ältesten Ansiedlungen dort gehören. Weniger als 400 Menschen leben im Ort, fast alle sind ethnische Tschuktschen. Zum Dorf gibt es keine Straße, im Sommer kann man Chatyrka mit dem Schiff erreichen, ansonsten gibt es eine Hubschrauberverbindung zweimal im Monat.

Die Menschen im Ort leben von der Rentierzucht und der Fischerei. Eine Fischverarbeitungsanlage soll in Betrieb sein. Elektrischer Strom wird durch einen Dieselgenerator erzeugt.

Aus dem Dorf kam Igor Kortschagin, geboren am 12.09.1982, der Konditor gelernt und sich als Freiwilliger am Krieg gegen die Ukraine beteiligt hatte. Im November 2024 kam Igor im Zinksarg zurück. Wir veröffentlichen die Meldung der Nachrichtenagentur von Tschukotka:

Tempel Gegetui

Buddhistischer Tempel im Dorf Gegetui -- Foto: Arkadi Zarubin -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ganz im Süden Burjatiens nahe der Mongolei liegt der Ulus Gegetui. Mit dem Begriff Ulus wird in Burjatien ein Dorf bezeichnet, das überwiegend durch Burjaten bewohnt wird. Das Dorf hatte im Jahr 2010 etwa 1.250 Bewohner und beherbergt jenes oben abgebildete buddhistiche Kloster, das im 18. Jahrhundert entstanden war, 1937 zerstört und ab 1989 wieder aufgebaut wurde.

Aus dem Dorf Gegetui kam ein 19-jähriger junger Mann, der sich als Freiwilliger am Krieg gegen die Ukraine beteiligte und am 5. November 24 in seiner Heimat beerdigt wurde. Wir geben die Nachricht des Bezirks übersetzt wieder:

Arzu Mammadow

Zur Orientierung: Wir befinden uns im südöstlichen Teil des europäischen Russlands in der Oblast Orenburg. Im Norden der Oblast liegt der Bezirk Krasnogwardeiski mit etwa 17.000 Bewohnern. Das Zentrum des Bezirks ist das Dorf Pleschanowo, das von mennonitischen Deutschen gegründet wurde. Zum Bezirk gehört auch eine nach Puschkin benannte Staatsfarm, das dazugehörige Dorf Puschkinski hat etwa 600 Einwohner und auf dem Foto ist die örtliche Schule "Puschkin" zu sehen.

Taischet

Taischet aus dem Zug heraus fotografiert -- Foto: MikSed -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Taischet ist eine Stadt in der Oblast Irkutsk mit knapp 35.000 Einwohnern. Die Stadt ist aus dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn heraus entstanden und ist ein Haltepunkt an der Strecke zwischen Krasnojarsk (320 km entfernt) und Irkutsk (680 km entfernt). Zudem hat die Stadt eine düstere Geschichte aus Gulag und Lagern der Kriegsgefangenen, deren Insassen beim Bau der Eisenbahn verschlissen wurden. Unter jeder Schwelle wäre mindestens ein Toter begraben, berichteten die Gefangenen.

Schaut man sich die Fotos der Stadt an, dann scheint sich diese Düsternis bis heute erhalten zu haben. Wer eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn plant, braucht in Taischet nicht auszusteigen.

Das alles haben wir als Vorwort für eine kurze Geschichte um Jewgeni Stanislawowitsch Gudymenko geschrieben, der nach Taischet gezogen ist und dort auch nicht glücklich wurde.

Wagnerfriedhof Nowosibirsk

Das Flugzeug von Jewgeni Prigoschin und Dimitri Utkin, den beiden Chefs der Gruppe Wagner, stürzte am 23. August 23 in Russland ab. Eine Aufklärung fand niemals statt. Dass der russische Staat für deren Tod verantwortlich ist, dürfte von niemand ernsthaft bezweifelt werden. Dass der selbe Staat den beiden Männern danach an den verschiedensten Orten in Russland Denkmäler setzt, gehört zu den Merkwürdigkeiten in Russland, die wir nur schwer begreifen können. Beispiele: (St. Petersburg, Gorjatschi Kljutsch)

Wir haben über den Friedhof der toten Wagner-Söldner in Nowosibirsk ausführlich berichtet. Dort sind nach unserer Auflistung 349 Gräber entstanden. Jetzt hat der Staat mit dem Durcheinander der Gräber aufgeräumt und einen monumentalen Friedhof entstehen lassen - rund um ein Denkmal, das die beiden Wagneranführer überlebensgroß zeigt.

Viktor Viktorowitsch PennerNach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurden die Russlanddeutschen vom Regime Stalin als Sicherheitsrisiko eingeschätzt und viele unter erbärmlichen Bedingungen nach Kasachstan deportiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zogen zahlreiche Russlanddeutsche aus Kasachstan zurück nach Deutschland. Aber einige gingen auch zurück in die alten Siedlungsgebiete in Russland.

Die Familie von Viktor Viktorowitsch Penner zum Beispiel siedelte im Jahr 2001 aus Kasachstan um in das Dorf Stepnoy im Bezirk Taschlinsky in der Oblast Orenburg.

Viktor, geboren am 1. Mai 1988, war das siebte Kind seiner Eltern. Nach der Schule arbeitete er in der Landwirtschaft und fuhr einen Mähdrescher des örtlichen Landwirtschaftsbetriebes. Er war nicht verheiratet, hatte aber einen Sohn. Am 10. Juli 2024 unterzeichnete Viktor einen Militärdienstvertrag.

Anatoli Petrowitsch JaborowAnatoli Petrowitsch Jaborow wurde am 29.08.62 geboren und war damit definitiv viel zu alt, um als Soldat an der Front zu kämpfen. Trotzdem hat es der Mann geschafft, eine längere Zeit am Leben zu bleiben. Er hatte sich im August 2023 als Freiwilliger gemeldet, bekam im März 2024 noch eine Ehrenurkunde seiner Vorgesetzten, doch am 11. Oktober 24 blieb dann auch seine Soldatenuhr stehen.

Anatoli kam aus dem kleinen Dorf Timino, Bezirk Juswinski, in der Region Perm. Sein Heimatdorf zählte 259 Bewohner, aber das war im Jahr 2010 und neuere Daten gibt es nicht. Timino wird überwiegend von Komi-Permjaken bewohnt, einer finnisch-ugrischen Ethnie. In Perm sollen noch etwa 94.000 Angehörige leben.

Das Leben im Dorf Timino ist einfach, die Menschen dort leben von der Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Und aus diesem Grund wollen wir auch einige Fotos von der Beisetzung  am 21.10.24 von Anatoli zeigen. Selbst der Versuch etwas militärisches Pathos in jenes Begäbnis zu bringen, ist ob der ärmlichen Realität zum Scheitern verdammt.

Migueli Michailowitsch StahlDer Soldat auf dem Foto ist Migueli Michailowitsch Stahl. Er kommt aus dem Dorf Nischne-Kamenka mit mehr als 2.000 Einwohnern in der Region Altai. Er wurde bereits am 13. Oktober 2023 im Krieg gegen die Ukraine getötet, aber erst am 18. September 24 in seinem Heimatdorf beigesetzt.

"Gefreiter Stahl starb im Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes," heißt es im Nachruf. Warum der Mann wirklich in den Krieg gezogen ist, wissen wir leider nicht so genau. Allerdings war er auch kein unbeschriebenes Blatt.

Im Juli 2021 wurde der bis dahin unbescholtene Migueli Stahl vom Stadtgericht Bijsk zu 250 Stunden Zwangsarbeit verurteilt. Er war in eine Wohnung eingebrochen und hatte Schmuck im Wert von etwa 1.200 € gestohlen.

Migueli Stahl ist einer der mehr als 700 Russlanddeutschen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.

Ein Russlanddeutscher führt eine Liste mit den gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine, deren Namen auf deutsche Wurzeln schließen lassen. Wir haben Ende August 24 bereits seine Liste veröffentlicht, inzwischen sind 100 neue Namen dazu gekommen.

Die folgende Liste wurde nur oberflächlich übersetzt. Über die russischen Namen kann man in fast allen Fällen die getöteten Soldaten auch in unseren Zusammenstellungen finden - zusammen mit dem Link auf die Originalinformation.

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