15.03.2025 -- 104.989 // Zuwachs zum 28.02.2025: 2.473
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Jeden Monat veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.02.2025 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
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„Niemand außer uns“, „Wir sind Russen, Gott ist mit uns“, „Nur Sterne sind über uns“, „Z Wir verlassen unsere nicht“ und „Die Wagner-Gruppe. Musiker, die die ganze Welt kennt“, flattern Fahnen mit solchen Inschriften über den Gräbern von Kämpfern, die in Zinksärgen aus der Ukraine zurückgekehrt sind. Dies ist der Bogorodskoye-Friedhof, der am weitesten von allen alten Friedhöfen entfernt ist und an das Industriegebiet der Ölraffinerie und die Grenze der Region Rjasan angrenzt.
Weiterlesen: Gräber gefallener Soldaten in der Region Rjasan
Yevgeny Vitalievich Ivanov , ich will ihn in der Folge mit dem deutschen Pendant Eugen benennen, war an einem Freitag Abend im Juni 2019 allein in seiner Wohnung in Joschkar-Ola in der russischen Republik Mari El. Seine Mitbewohner waren zu einem Familienbesuch aufgebrochen. Das beste Mittel gegen Einsamkeit ist ja bekanntlich Alkohol und so kämpfte Eugen mit drei Flaschen Bier und zweihundert Gramm Wodka gegen die Melancholie.
Rauchen in der Wohnung geht bekanntlich gar nicht, also setzte sich Eugen auf eine Treppe im Flur, um genüsslich etwas zu schmauchen. Dort traf er zwei andere Hausbewohner, die Eugen einluden, doch gemeinsam weiter zu bechern. Jetzt war Gin dran, den wollte man danach mit einer weiteren Raucherpause im Flur sich setzen lassen.
Tschita (Chita) - Hauptstadt von Transbaikalien -- Urheber: Konstantin Sviridov -- Lizenz:: CC BY 3.0
Transbaikalien liegt östlich des Baikalsees und hat eine lange Grenze zu China und der Mongolei. Etwa 1,1 Millionen Einwohner hat die Region, davon leben über 300.000 in der Hauptstadt Tschita. Die Region lebt von großen Kohleminen und vom Handel- und Transportwesen. Mit Gorny existiert auch eine geschlossene Stadt, wo atomar bestückte Interkontinentalrakeketen stationiert sind.
Wie alle fernen Regionen Russlands zahlt auch diese Region einen hohen Blutzoll im Krieg gegen die Ukraine.
Transbaikalien: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV bis 600 -- Teil_V bis 1.000 -- Teil_VI bis 1.500 -- Teil_VII ab 1.501
Weiterlesen: Transbaikalien - Seinem Vaterland treu bis zum Ende - Teil I
Panorama von Juschno-Sachalinsk - Urheber: Sahalinets -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Oblast Sachalin umfasst die Insel Sachalin und einige Kurileninseln und wird von etwa einer halben Million Menschen bewohnt. Im äußersten Osten Russlands gelegen, ist die Oblast ob ihrer reichen Öl- und Erdgasvorkommen wirtschaftlich interessant. Hauptstadt ist Juschno-Sachalinsk mit ca. 180.000 Einwohnern.
Gouverneur der Oblast ist Valery Limarenko, dessen Karriere vom Wissenschaftsmanager zu Ministerämtern der Regionalregierungen von Saratow und Nischni Nowgorod verlief. Und der aus unerfindlichen Gründen zum Gouverneur von Sachalin ernannt wurde. Jetzt wirbelt er dort und unterhält einen aktiven Telegram-Kanal, mit dem er sich ins rechte Licht setzt. In Bezug auf Russlands Krieg gegen die Ukraine übernimmt er die politische Position des Kremls. Zum Kriegsanfang kämpfte man gegen den Nazismus, aktuell für die Interessen Russlands. Das ist etwas pikant, denn Limarenko ist im ukrainischen Charkiw geboren, aufgewachsen und hat dort auch studiert.
In seinem Telegram-Kanal meldet Limarenko auch die im Krieg gefallenen Soldaten aus Sachalin. Und wirbt dort für die Unterstützung des Ukrainekrieges. Damit können wir die erste regionale Liste gefallener Soldaten vorstellen, die sich fast ausschließlich auf die Mitteilungen des Gouverneurs der Region stützt.
Sachalin: Teil I bis 201 -- Teil II ab 202
Der Elbrus mit 5642 m Höhe höchster Gipfel des Kaukasus -- Foto: Jaan Künnap - Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kabardino-Balkarien ist eine kleine russische Teilrepublik im Norkdaukasus mit etwa 900.000 Einwohnern. Das Elbrusmassiv liegt in großen Teilen in der Republik. Die Kabardiner, ein Stamm der Tscherkessen, stellen knapp 60% der Bevölkerung des Landes. Die Balkaren, ein Turkvolk, machen etwas über 10% der Einheimischen aus und die ethnischen Russen stellen über 20% der Einwohner - mit abnehmender Tendenz. Das Land ist überwiegend muslimisch geprägt. Die Region ist wirtschaftlich schwach, die Landwirtschaft dominiert. Der Tourismus war einer der Hoffnungsträger der Region, kam aber wegen schwacher Infrastruktur und Unruhen zum Erliegen.
Wir haben die Todeszahlen von "Free Europe Kaukasus" aufgearbeitet und ergänzt. Aktuell haben wir 80 Kriegstote hier ermittelt. Allerdings wurden an Hinterbliebene deutlich mehr Zahlungen laut Haushalt der Region vorgenommen. Der "Kaukasische Knoten" nennt 22 zusätzliche Kriegstote, deren Identität nicht geklärt ist.
Kabardino-Balkarien: Teil I bis 100 -- Teil II ab 101
Weiterlesen: Kabardino-Balkarien - Dienen mit Ehre -- Teil I
Magadan - Foto: CC BY-SA 3.0
Magadan, eine russische Hafenstadt im ganz fernen Osten, hat knapp einhunderttausend Einwohner und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Auf einer Fläche so groß wie Schweden leben insgesamt etwa 150.000 Menschen, davon ein Großteil in der Hauptstadt. Der Hafen von Magadan, der auch im Winter eisfrei ist, wird militärisch und kommerziell genutzt. Bergbau und Fischverarbeitung sind die Wirtschaftsfaktoren der Region. Ansonsten hat Magadan eine gruselige Geschichte aus Zwangsarbeiterlagern und Gulag.
Auch aus dieser fernen Region sterben Bewohner im Krieg gegen die Ukraine.
Magadan: Teil I bis 100 -- Teil II ab 101
Weiterlesen: Magadan - Wehrordnungen, Weisungen, Pflichten souverän erfüllt
Blick auf Ufa, Hauptstadt von Baschkortostan -- Urheber: CC BY-SA 4.0 -
Die Republik Baschkortostan hat sich nach dem Zerfall der Sowjetunion weitgehende Autonomierechte gesichert. Im Krieg gegen die Ukraine steht die Teilrepublik aber fest an der Seite der Zentralregierung und hat eigene Freiwilligenverbände an die Front geschickt. Die Zahl der Kriegstoten ist deshalb entsprechend groß.
Baschkortostan:
Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V bis 700 -- Teil VI bis 900 -- Teil VII bis 1.100 -- Teil VIII bis 1300 -- Teil IX bis 2.000 -- Teil X bis 2.500 -- Teil XI bis 3.000 -- Teil XII bis 3.500 -- Teil XIII ab 3.501
Weiterlesen: Baschkiren, die für den Donbass starben - Teil III
Alexander Tsyganov (links) war Priester in der "Sankt Alexander Newski"-Kirche in Pskow. Pskow ist eine russische Großstadt nahe dem Baltikum und wurde früher in Deutschland Pleskau genannt. Alexanders Arbeitsplatz ist ein prächtiger Ziegelbau, zwischen 1907 und 1908 erbaut, der irgendwie dem 96. Omsker Infanterieregiment von Pskow zugeordnet ist.
Erzpriester Michail Wassiljew (rechts) war Rektor der Kirche der "Großen Märtyrer Barbara und St. Elia von Muromets", die sich im Hauptquartier der Strategischen Raketentruppen in der Siedlung Wlassicha befindet. Wlassicha ist eine geschlossene Stadt, etwa 30 km vom Zentrum Moskaus entfernt.
Offensichtlich gehört die Betreuung des dortigen Militärs zu den Aufgaben der beiden Kirchengemeinden. In dieser Funktion waren die Priester in den Donbass abgereist, um ihre Schäfchen im Krieg gegen die Ukraine geistlich zu betreuen. Das ging nicht gut aus.
Im Juli 2017 auf der Autobahn nahe Rostow am Don kommt es zu einer Schießerei. Ein Mann mit einem Gewehr samt Zielfernrohr nimmt ein ausländisches Auto unter Beschuss. Die beiden Insassen werden getroffen. Die Frau stirbt an Ort und Stelle, der Mann wird schwer verletzt.
Der Täter wird schnell gefasst, es handelt sich um den Polizeimajor Sergei Kadatsky.
Dneprovka ist eine 900 Seelengemeinde in der Oblast Orenburg und nicht weit entfern von der kasachischen Grenze. Die Gründer waren 1908 meist Ukrainer, die dem Dorf den Namen gaben. Zuletzt war 1998 zu erfahren, dass der Leiter der Kolchose "Bolschewik" hervorragende Ergebnisse beim Bau von sozialen Einrichtungen und Wohnungen und bei der Straßenasphaltierung erzielt hätte.
Aktuell widmet sich die Gemeinde dem Gedenken an Oleg Nikolaevich Bushaev, der irgendwann im Krieg -genau- gegen die Ukraine gefallen ist. Und hat eine Gedenktafel an der Schule befestigt. Die hängt da ganz verloren zwischen zwei Fenstern und dokumentiert deutlich all die mangelhaften Investitionen Russlands in seine Bürger.
Das fängt unten an der Schule an - nur ein roh verputzer Sockel, auch der gesamte Putz und die Ziegel bröckeln an vielen Stellen und die Fenster sind nicht wärmeverglast. Stattdessen verpulvert Russland seine Erlöse aus dem Reichtum des Landes in einem letztlich sinnlosen Krieg gegen die Ukraine.
Die Oblast Tomsk liegt im Westen von Sibierien mit etwa einer Million Einwohnern, wovon etwa die Hälfte in der gleichnamigen Hauptstadt lebt. Wirtschaftlich relevant für die Region sind deren natürliche Ressourcen - Förderung von Erdgas und Erdöl und die Holzverarbeitung.
Wir haben die Region Tomsk nicht in unsere Recherchen mit einbezogen. Aber auch dort ist die Situation wie in allen Regionen Sibiriens. Aus Tomsk wurden Männer im wehrfähigen Alter einberufen und schnell an der Front verheizt. Die Behörden verheimlichen die Todesfälle, aber die Fahnen über den Gräbern sprechen eine eindeutige Sprache, schreibt Nemoskwa (Nicht Moskau).
Nathan Nyirenda aus Sambia ist an der Front in der Ukraine gestorben. Der 23-jährige Mann studierte in Moskau im Fach “Kerntechnische Anlagen“ am Physikalischen Institut. Das Außenministerium von Sambia teilte aktuell mit, dass der junge Mann im April 2020 zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden wäre und nahe Moskau im Gefängnis saß.
Nathan starb am 22. September in der Ukraine, seine Leiche befindet sich aktuell in Rostow am Don und soll zurück in seine Heimat verbracht werden. Sambia fragt nun bei Russland an, wie das passieren konnte.
Weiterlesen: Sambischer Student in der Ukraine gefallen /Update
Die russisch-orthodoxe Kirche unterstützt nach Kräften den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Geistliche bieten direkt an der Front religiösen Beistand, wenn mancher Soldat am Sinn jenes Krieges zweifelt und werden dabei auch manchmal getötet. So geschehen mit dem Priester Anatoly Anatolyevich Grigoriev, der am 9. September an der Front starb. Der Mann diente zwar in einem tartarischen Freiwilligenbataillon, war aber ein gebürtiger Tschuwasche. Und von der geistlichen Führung der russisch-orthodoxen Kirche in Tschuwaschien wollen wir heute berichten.
Wolga-Panorama beim Dorf Butkowka --Urheber: CC BY 3.0 --
Das Dorf Butkkowka hat heute gerade noch 44 Einwohner, es liegt am nördlichen Rand der Oblast Wolgograd. Früher hieß es einmal Schwab, die Siedlung wurde am 8. Juli 1767 gegründet. 44 Familien ließen sich dort nieder, sie kamen aus Darmstadt , Isenburg , Hamburg und Ottewalden.
Es scheint, dass die Gegenden um die Stadt Wolgograd auf Kriegsdramen abonniert sind. Denn auch im Krieg gegen die Ukraine kommen viele gefallene Soldaten aus der Oblast.
Wolgograd: Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 400 -- Teil V bis 600 -- Teil VI bis 800 -- Teil VII bis 1.000 -- Teil VIII ab 1001
Weiterlesen: Wolgograd - Befehle befolgen bis zum Schluss - Teil III
Alexander Dobrenky aus der russischen Region Belgorod hat 2019 drei Menschen getötet. Er war mit einem geliehenen Auto unterwegs, betrunken und hatte keinen Führerschein. Auf der Autobahn kam es zu einem Unfall, eine Mutter und ihre Kinder, ein 12-jähriger Sohn und eine 10- jährige Tochter, waren auf der Stelle tot. Alexander flüchtete, wurde aber schnell erwischt. Es war wohl nicht seine erste Trunkenheitsfahrt, er war wiederholt deshalb strafrechtlich zur Verantwortung gezogen worden. So kamen vor Gericht einige erschwerende Umstände hinzu, Trunkenheit am Steuer, Wiederholungstäter und Fahrerflucht – zusammengerechnet bis zu 15 Jahren Haft. Rettung für Alexander nahte in Form der Wagner Gruppe.
Zavodouspenskoe im Osten der Oblast Swerdlowsk -- Urheber: CC BY-SA 3.0 --
Die Oblast Swerdlowsk liegt zum größten Teil im asiatischen Teil Russlands. Die Region ist wirtschaftlich stark und reich an Bodenschätzen. Die Hauptstadt Jekaterinburg gilt als Hochburg des "liberalen" Russlands.
Seit der Mobilisierung Ende September in Russland sind die Todeszahlen in der Region sprunghaft angestiegen.
Swerdlowsk: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 502 -- Teil V bis 700 -- Teil VI bis 701 -- Teil VII bis 1.100 -- Teil VIII bis 1.300 -- Teil IX bis 1.500 -- Teil X bis 2.000 -- Teil XI bis 2.500 -- Teil XII bis 3.000 -- Teil XIII ab 3.001
Panorama von Sim (russisch Сим), einer Kleinstadt in der Oblast Tscheljabinsk -- Urheber: CC BY-SA 4.0 --
Die Oblast Tscheljabinsk ist reich an Bodenschätzen. Der Abbau von Kupfer, Eisen, Zink und anderen Erzen tragen zum relativen Reichtum der Region bei. Dazu kommt die Rüstungsindustrie, vier der Stadtkreise besitzen den Status einer „geschlossenen Stadt“.
Seit Beginn der Mobilisierung steigen auch die Todesopfer in der Oblast stark an.
Tscheljabinsk: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI bis 1000 -- Teil VII bis 1.500 -- Teil VIII bis.2.000 - Teil IX ab 2.001
Weiterlesen: Tscheljabinsk - Sterben für Frieden und Wohlstand / Teil II
Seit Beginn der Mobilisierung explodieren geradezu die Todeszahlen in den ländlichen Regionen zwischen Wolga und dem Ural. Absoluter Spitzenreiter ist die Oblast Swerdlowsk, dort haben sich die öffentlich gemachten gefallenen russischen Soldaten in den sechs Wochen seit Beginn der Mobilisierung weit mehr als verdoppelt.
Kreml in Nischni Nowgorod -- Urheber: - Lizenz:: Free Art License 1.3
Die Oblast Nischni Nowgorod liegt im europäischen Teil Russlands an der Wolga und ihre Fläche ist beinahe so groß wie Österreich. Von Moskau aus erreicht man die Hauptstadt leicht mit der Transsibierischen Eisenbahn, die Fahrtzeit beträgt etwa vier Stunden. Die Hauptstadt gehört zu den interessantesten russischen Städten.
Mit Beginn der Mobilisierung Ende September 2022 haben sich die Todeszalhlen russischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine in fast allen Verwaltungseinheiten an der Wolga beschleunigt - auch aus der Oblast Nischni Nowgorod. Es sieht danach aus, dass die frischen Rekruten vorwiegend aus diesen Regionen mit wenig Vorbereitung an die Front geworfen wurden.
Nischni Nowgorod: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV bis 700 -- Teil V bis 1.000 -- Teil VI bis 1.500 -- Teil VII ab 1.501
Weiterlesen: Nischni Nowgorod: Die Besten gehen in der Ukraine in den Tod -- Teil II
Welchen Stellenwert die Gruppe Wagner inzwischen innerhalb Russlands und im Speziellen beim Krieg Russlands gegen die Ukraine besitzt, zeigen zwei Beispiele aus den letzten Tagen.
Nahe dem Kampfgebiet im Süden der Region Donezk nimmt ein Transporthubschrauber MI-8 mit ungewöhnlicher Tarnbemalung Personen auf und fliegt davon. Der Hubschrauber wird kurz nach dem Start abgeschossen und zerschellt irgendwo in den Feldern. Der Flug wird von ukrainischen Drohnen gefilmt (siehe Film am Ende des Beitrags), es wurde zunächst nicht deutlich, ob es sich um einen russischen oder ukrainischen Hubschrauber handelte, da beide Parteien dieses Modell einsetzen. Zwei Tage später ist die Sache klar.
Am Morgen des 21. September 2022 brach Natalya Pichueva zum täglichen Dienst im Krankenhaus im Dorf Novaya Bryan auf. Das ist vierzig Kilometer von Novoilinsk entfernt, wo sie mit ihrer Familie lebt. Gegen ein Uhr morgens erhielt Natalya einen Anruf von der Dorfverwaltung und erfuhr, dass ihr Mann Andrei zur Mobilisierung vorgeladen wäre. Natalia rief sofort zu Hause an. Zwei Mitarbeiter des Bezirksrats klopften bereits zuhause an die Tür in der Zheleznodorozhnaya-Straße - sie brachten den Befehl, Andrei Pichuev einzuberufen.
Bereits im Jahr 2016 habe ich hier über die Gruppe Wagner berichtet - "TschWK Wagner - Russlands Gang fürs Grobe". Von den Anfängen als "Slawisches Corps" bis zur Bildung einer Geheimarmee unter russischem Kommando. Der Begriff PMC also Private Military Contractors ist für die Gruppe Wagner irreführend, die Gruppe Wagner ist vielmehr eine Sondertruppe Russlands, die von der Regierung und den Geheimdiensten gesteuert wird. Sie ist wie eine reguläre Armee ausgerüstet und verfügt über schwere Waffen.
Der Rückzug der USA in allen Bereichen macht sich jetzt auch in den Informationen für russische Bürger bemerkbar. Radio Liberty/Radio freies Europa hatte einen sehr informativen Dienst für die verschiedensten russischen Regionen, z.B. europäischer Norden Russlands, Region Wolga, Region Ferner Osten und Region Kaukasus. Radio Liberty stellte Informationen für russische Bürger zur Verfügung, die durch russische Medien nicht verbreitet werden können oder dürfen. Wir haben einige wenige Beiträge, die zu unserer Berichterstattung passten, übernommen.
Nun schließt Präsident Trump diese Einrichtung, wie heute mitgeteilt wurde. Und in der Folge werden wohl auch ein paar andere Medien, die aus dem Ausland in russischer Sprache kritisch berichten, ihre Arbeit einstellen müssen.
Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte der ehemalige Offizier der russischen Armee, Witaly Wotanowsky, die Idee, die Kriegsgräber auf den Friedhöfen der Region Krasnodar abzusuchen, um die wirklichen Verluste der russischen Armee zu dokumentieren. Wir haben seine Erkenntnisse gesondert ausgewiesen, weil wir so eine Relation zwischen den veröffentlichten Meldungen und der tatsächlichen Todesrate herstellen konnten. In insgesamt vier Listen haben wir knapp 800 Kriegsgräber dokumentiert, die nirgendwo veröffentlicht wurden.
Witaly Wotanowsky musste im April 2023 aus Russland flüchten, seine Kollegen konnten seine Arbeit nicht mehr in vollem Umfang weiterführen, als Referenz ist die Region Krasnodar inzwischen obsolet. Wir werden die vierte Liste noch bis zum 800. Kriegsgrab (aktuell 794) auffüllen. Alle weiteren Meldungen werden danach ganz normal in die Region Krasnodar einfließen.
Als Ergänzung zu unserem Beitrag aus Jeisk wollen wir die konkreten Zahlen vom Monat Februar nachliefern.
Wir haben in diesem Zeitraum 3.476 gefallene russische Soldaten gelistet, deren Geburtsdatum oder Alter genannt wurden. Davon waren 343 Getötete nach dem 01.01.2000 geboren, das entspricht 9,87 Prozent aller erfassen russischen Kriegstoten.
Zum Stichtag 28. Februar 25 haben wir jetzt alle Regionen aktualisiert. In der Vergangenheit hatten wir in Schritten zu 500 Namen eine neue Seite erstellt und auf der Titelseite angezeigt. Durch die hohen Verlustzahlen ist das so nicht mehr möglich.
Folgende Seiten der Regionen sind neu:
Unsere Zusammenfassung des Monats Februar gibt es dann erst am 10.03.25 abends.
Voraussichtlich bis zum Sonntag, 09.03.25, können wir unsere Zusammenfassung für den Monat Februar vorlegen. Viele Überraschungen wird es nicht geben, dafür scheint sowieso aktuell ausschließlich die Trump-Regierung in den USA zuständig zu sein. Wir sind entsetzt.
Zu spät - auch Mediazone hat jetzt eine Liste der Namen und der dazugehörigen Veröffentlichungen ins Internet gestellt und damit ihre Zusammenstellung der russischen Kriegstoten öffentlich gemacht. Zu spät deshalb, weil ein Abgleich zwischen deren Erkenntnissen und unseren Recherchen - zumindest für uns - nicht mehr möglich ist. Wir sind zwar sehr sicher, dass es bei Mediazone zahlreiche Fälle gibt, die wir nicht gefunden haben. Und das selbe gilt natürlich umgekehrt. Aber inzwischen ist die Anzahl der Kriegstoten so stark angestiegen, dass ein Abgleich viel zu viel Zeit beanspruchen würde - die wir in unserem kleinen Team nicht haben.
Seit Beginn des Krieges hat der Gouverneur der Oblast Sachalin, Waleri Limarenko, regelmäßig auf seinem Telegram-Kanal die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Bewohner seiner Insel veröffentlicht. Die Nachrichten waren ziemlich karg, nur die Namen und der ehemalige Wohnort wurden angegeben - also keine Fotos, kein Alter und auch kein Todeszeitpunkt.
Waleri Limarenko blieb allerdings ein aktiver Unterstützer des Krieges und warb in seinem Einflussgebiet zum Freiwilligendienst. Seine Oblast hatte deshalb ständig steigende Opferzahlen, die sie auf den 5. Platz in Russland brachte, wenn man die Todeszahlen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt.
Etwa ab dem 20. Dezember 24 hat Limarenko die Meldungen über neue gefallene Soldaten eingestellt. Eine bisher zuverlässige Quelle für unsere Daten ist damit weggefallen.
Wir haben am 25. Februar 25 über das staatliche ukrainische Projekt "Ich will jemanden finden" berichtet, das bei der Suche nach vermissten russischen Soldaten behilflich sein kann. Etwa 60.000 Suchanfragen sind dort eingegangen.
Wir selbst können nicht in Russland recherchieren, dafür fehlen uns die finanziellen und personellen Mittel. Da trifft es sich gut, dass das Projekt OKNO (Fenster) genau zu diesem Thema einen aktuellen Beitrag veröffentlicht hat, der ausführlich die Geschichten der Ehefrauen oder Mütter von sechs vermissten Soldaten erzählt. Wir halten ihn für unbedingt lesenswert und haben ihn in deutscher Sprache nachveröffentlicht.
Der US-Senator Mark Kelly, ein Demokrat, befragt Stephen Feinberg, der für das Amt des stellvertretenden Verteidigungsminister vorgeschlagen wurde. Übrigens Mark Kelly ist ein ehemaliger Astronaut, Stephen Feinberg dagegen ist Hedge-Fonds-Manager und Milliardär.
Es scheint, dass Feinberg noch nicht ganz die Schule des Doppeldenk durchlaufen hat, über die wir zuletzt geschrieben haben.
Es gab einige Mißverständnisse, aber jetzt ist endlich unser Beitrag über Baschkortostan online.
Baschkirien hat im Moment die höchsten Verluste im Krieg Russlands gegen die Ukraine und es stirbt überwiegend die einfache Landbevölkerung - meist ethnische Baschkiren oder Tataren.
Wir haben deshalb drei Fragen nach Baschkortostan geschickt und nach dem Warum gefragt? Die Macher des Telegram-Kanals "Fremder Krieg" haben uns ausführlich geantwortet.
Es gibt inzwischen auch einen weiteren Telegram-Kanal aus Baschkortostan, der über den aktiven Widerstand gegen Russland informiert: "Baschkortostan, kämpfe für Baschkortostan! Nicht für Russland! Weil es dich nicht braucht."
Es gehört zur Ironie des Krieges in der Ukraine, dass sich zum 4. Jahrestag des russischen Angriffs am 24. Februar 2025 über 100.000 getötete Soldaten in unserer Datenbank befinden werden - das ist inzwischen sicher. All die vielen Namen stammen aus offenen Quellen und können über die von uns veröffentlichten Links auch nachvollzogen werden. Natürlich wurden einige der Veröffentlichungen inzwischen gelöscht und einige Medien haben ihr Erscheinen eingestellt. Aber für jede Veröffentlichung liegt uns auch ein Screenshot vor.
Richtig ist auch, die tatsächliche Zahl der getöteten Soldaten dürfte wesentlich höher sein und nach unseren Abschätzungen bei über 160.000 gefallenen russischen Angreifern liegen.
Jeden Tag wird uns immer wieder bewusst, welche Unmenschlichkeit und Grausamkeit sich in diesem russischen Angriff zeigt. Das Militär wirft täglich neue Soldaten in die Schlacht, von denen nur wenige überleben. Das alles für geringe Geländegewinne. Und wer nicht spurt, wird eingesperrt, gefoltert und wenn das nicht hilft, auch getötet.
OM, 14.02.25
Alle russischen Regionen wurden heute zum 31.01.25 aktualisiert. Baschkortostan hat erneut den höchsten Zuwachs an Kriegstoten, gefolgt von Tatarstan und der Region Tscheljabinsk.
Insgesamt wurden im Januar einige Verzeichnisse ausgewertet, die Kriegstote seit Beginn des Krieges dokumentierten. Es wurden folglich auch zahlreiche Altfälle neu registriert.
Die absoluten Zahlen für Januar 25 haben wir bereits im Kopf unserer Seite veröffentlicht. Daran wird sich nur noch marginal etwas ändern.
Im Moment gehen wir noch etwa 800 Meldungen aus dem Februar 25 durch, das wird noch einige Tage dauern. Unsere Zusammenfassung für den Monat Januar wird etwa in einer Woche veröffentlicht werden.
Im Moment befinden wir uns im Austausch mit einer Initiativgruppe in Baschkortostan. Die russische Teilrepublik wird auch im Januar 25 die höchsten Verluste im Krieg gegen die Ukraine aufweisen und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen einen Beitrag der Initiative veröffentlichen können, der die dortige Situation erklärt.
OM, 04.02.25
Es gab Rückfragen, welche Bedeutung unsere Ausweichdomain "gibtsnet.eu" hat und ob sich dahinter eine EU-kritische Einstellung verberge. Deshalb die kurze Geschichte dieses Domain-Namens.
Wer immer mit Kindern zum Einkaufen in einem großen Warenhaus/Supermarkt unterwegs war, wird diese Erfahrung gemacht haben. Das ausgelegte überreiche Warenangebot weckt beim Nachwuchs vielfältige Bedürfnisse, die sie mit Nachdruck einfordern. Zunächst erklärt man höchst pädogogisch, warum und weshalb man ihren Wünschen nicht nachkommt. Und manchmal hat man einfach keine Lust mehr zu langatmigen Erklärungen: Dies und das gibtsnet!
So bekam der Verfasser dieser Zeilen aus kindlicher Wut heraus den Namen Herr Gibtsnet verpasst.
Für Testzwecke brauchten wir damals eine neue Domain, da ist uns dieser Name eingefallen. Die de-Domainendung war schon vergeben, also haben wir die europäische Variante benutzt.
Der russische Ableger von Radio Liberty hat am 23. Januar 25 einen Beitrag veröffentlicht, der in Teilen unserem Bericht eine Woche zuvor entspricht. Und nein - es wurde nicht abgeschrieben, nur hat die Autorin sich auf die selben VKontakte-Seiten des baschkirischen Bezirks Belorezk bezogen wie wir.
Für alle die noch mehr Details wissen und sich deshalb nicht bei VKontakte anmelden wollen.
Im Zeitraum vom 1. bis 15 Januar 2025 haben wir 2.239 russische Kriegstote registriert. Das ist bereits eine große Zahl, aber nicht so groß, wie wir in unserer Statistik vom Dezember 24 angekündigt haben. Für uns bedeutete es, dass wir etwas nacharbeiten konnten. Und tatsächlich haben wir in diesem Zeitraum viele Gefallenen aus den Jahren 2022 und 2023 nachgetragen.
Die Erklärung für die geringere Zahl ist allerdings ganz einfach. Am 6. und 7. Januar feierte die orthodoxe Kirche Weihnachten, da gab es weniger Berichte zu gefallenen Soldaten. Das wird nicht so bleiben.
Eine Berichtigung zu unserer veröffentlichten Zahl der russischen Kriegstoten im Monat Dezember. Wir hatten im Kopf unserer Seite die Zahl -91.596- veröffentlicht. Das war nicht richtig, wir hatten einen Zahlendreher. Die richtige Zahl sind 91.569 dokumentierte russische Kriegstote, wir haben den Fehler korrigiert.
Vermutlich bis Ende der Woche wird es noch dauern, bis wir unseren vollständigen Bericht zum 31.12.2024 vorlegen können.
Zunächst müssen wir noch etwa 6.700 Namen übersetzen. Dabei helfen uns zwar Übersetzungsprogramme, aber in der Realität müssen wir jeden zweiten Namen nachkorrigieren, weil die Programme eine englische Fassung der Namen ausspucken und diese deshalb teilweise unaussprechlich werden.
Danach werden die Namen in unsere Listen der Regionen aufgenommen - das geht auch nicht automatisch und wenn eine 500-Marke überschritten wird, gibt es eine neue Datei. Und zum Schluss muss alles geschrieben und die Tabellen angelegt werden.
OM 07.01.24
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert jetzt beinahe drei Jahre, nach und nach verschwinden auch Medienunternehmen, VKontakte-Seiten und ganze Webseiten, vielleicht weil sie zu offen über die Resultate dieses Krieges geschrieben haben. Damit verschwinden auch viele von uns angegebe Links auf die Veröffentlichungen in Russland. Wir haben uns in soweit abgesichert & Screenshots gespeichert.
Auch die Webseite von Semyon Kochkin "Wütendes Tschuwaschien" wurde inzwischen gesperrt, die dort veröffentlichte Liste der tschuwaschischen Kriegstoten findet man jetzt bei "Skat-Media".
Unser Bericht über den baschkirischen Bezirk Baimak ist keine zwei Tage alt und beinahe alle auf die Originalbeiträge verweisenden Links sind tot. Also nicht ganz, sondern die Besucher erfahren, dass deren Inhalt gelöscht worden wäre.
Das dürfte kein Zufall sein, wahrscheinlich bekamen die Administratoren des Kanals "Baimak-Ortszweig der Kampfbruderschaft" einen entsprechenden Hinweis.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Ilja Wjatscheslawowitsch, 19 Jahre
Ilja ging auf eine Kadettenschule, aber als er 18 Jahre alt wurde, ging er nicht zur Musterung. Er hatte ein Kind gezeugt, die Mutter geheiratet und verdiente "inoffiziell" sein Geld als Traktorfahrer. Weil er der Musterung fern blieb, wurde er eines Verbrechens angeklagt und bekam der Umstände wegen nur eine Geldstrafe. Das war Ende August 2024, das Militär hat ihn dann auch bekommen: Er unterzeichnete - wahrscheinlich aus Geldnot - am 27.11.24 einen Vertrag. Bereits am 28.12.24 ging Ilja im Kriegsgebiet in Kursk verloren. Ilja Wjatscheslawowitsch Nersesjan, geboren am 31.10.2005, kam aus der Stadt Tula.
Alexander Kljuschin, ein Einwohner der Stadt Melenki in der Region Wladimir, wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet. Die feierliche Verabschiedung fand am 2. März statt.
„Alexander Wladimirowitsch wurde am 19. Mai 1980 geboren. Er folgte dem Gebot seines Herzens und kämpfte an der Front gegen den Faschismus und verteidigte sein Vaterland. Diente als Oberschütze. Er hatte den Rang eines Korporals. Er starb am 1. November 2024 bei der Ausübung seines Militärdienstes. Er starb in ehrenhafter Erfüllung seiner Militärpflicht...
Die Bestattungszeremonie fand statt, wie es sich für einen Helden und Verteidiger des Vaterlandes gehört – mit einer Flagge, einem militärischen Gruß und der Hymne des Landes, für das er gekämpft und sein Leben gegeben hat. Ewige Erinnerung und Ruhm ihm!“, schrieb die Lokalzeitung.
Doch das Internet vergisst manches nicht: Im Jahr 2016 wurde Kljuschin wegen Raubes verurteilt. Zuvor saß er bereits wegen vorsätzlicher, lebensgefährlicher Körperverletzung im Gefängnis: Er hatte während eines Streits im betrunkenen Zustand seinen Saufkumpanen niedergestochen. Zuvor war er mehrfach wegen Diebstahls verurteilt worden.
Zurück in das Jahr 2022 - ukrainische Truppen drängen im Juli die russische Armee aus der Region um Cherson. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa und ihre Kameradin Anastasia Sawitskaja kämpfen im Reparatur- und Restaurierungsbataillon der Eisenbahntruppen der russischen Streitkräfte. Sie geraten unter Beschuss und flüchten in einen Keller, aus dem sie nicht mehr lebend herauskommen.
Über beide Frauen ist wenig bekannt, immerhin haben wir eine VKontakte-Seite von Swetlana gefunden. Doch der letzte Eintrag ist aus dem Jahr 2013. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa (Foto), geboren am 03.12.1974, kam aus der Großstadt Newinnomyssk in der Region Stawropol, Anastasia Sawitskaja war 35 Jahre alt, hatte zwei Kinder und wurde in Wolgograd beigesetzt. (Link)
Am 14. Februar 25 wurde im kleinen Dorf "Oberes Tschat" in Baschkortostan Rinat Fanirowitsch Imangulow zu Grabe getragen. Rinat wurde am 31. Mai 1987 geboren umd musste keinen Wehrdienst ableisten. Er wäre stolz gewesen, dass das Militär ihn im letzten Jahr dann doch auf Vertragsbasis genommen hätte, berichtet der Dorfrat. Seine militärische Karriere war vorhersehbar kurz. Am 18.10.24 unterzeichnete er den Vertrag, am 11.12.24 war Schluss.
So bekam der tote Rinat am Ende mehr Aufmerksamkeit als der lebende Rinat jemals erhalten hat. Er wäre ein Beispiel an Mut, Furchtlosigkeit und Tapferkeit, hätte sich als wahrer Verteidiger des Vaterlandes gezeigt, schrieb der Dorfrat zum Abschied, wohl wissend, dass Rinat weder sein Heimatdorf, noch Baschkortostan und auch nicht Russland verteidigt hatte.
Nikolaj Nikolajewitsch Jewstifejew wurde im Dorf Kirja in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien geboren. Bald landete er in einem Waisenhaus, damit wurde sein Lebensweg in Russland festgeschrieben.
Mit zehn Jahre wurde ihm eine Pflegefamilie zugewiesen. Die Schule schloss er mit neun Klassen ab, danach besuchte er Fachschulen für Kommunikation und Informatik mit der Spezialisierung auf Computersysteme und -technologien. Nach seiner Ausbildung folgte der Wehrdienst und danach fand Nikolaj keine Arbeit in seinem Beruf - er verdiente als Bauarbeiter seinen Unterhalt.
So meldete sich Nikolaj freiwillig zum Krieg gegen die Ukraine. Am 30. September 24 schloss er einen Vertrag, am 31. Oktober 24 war er tot. Seine Schule hat ihm Ende Januar 25 einen Heldenpult gewidmet.
Wenn man mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau immer weiter nach Osten fährt, dann hält der Zug bei Kilometer 6.906 am Bahnhof von Mogotscha. Das Städtchen im Osten der Region Transbaikalien hat etwa 12.000 Einwohner und ist erst durch den Bau der Eisenbahnstrecke um 1914 herum entstanden. In der Stalinära wurde im Gebiet von Mogotscha Gold abgebaut, bis zu 3.000 Häftlinge aus dem Gulag-System schufteten in den Bergwerken.
Sanan Huseinow ist der Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes aus Mogotscha mit aserbaidschanischen Wurzeln. Mit 18 Jahren hatte er eine junge Russin kennengelernt, schnell geheiratet und zusammen ein Kind gezeugt. Dann war es auch bald aus mit der Zweisamkeit, Sanan wurde gewalttätig und seine Ehegattin ließ sich scheiden.
Als Sanan schließlich letztes Jahr 31 Jahre alt wurde, war seine Wut noch immer nicht verraucht. Am 6.10.24 verschoss er ein ganzes Magazin Kugeln auf seine geschiedene Frau mit einer durchgebohrten Schreckschusswaffe. Die Frau war sofort tot. Sanan wurde gefasst, kam vor Gericht und vor einem Urteil zog er die "Sie kommen aus dem Gefängnis frei"-Karte. Er meldete sich zum Kriegsdienst in die Ukraine. Die Bevölkerung von Mogotscha protestierte zwar, aber das half nicht.
Viel Lust auf lebensgefährliche Kampfeinsätze hatte Sanan auch nicht, am 12. Februar 2025 unterzeichnete er den Vertrag, am 25. Februar verschwand er von seiner in Donezk stationierten Einheit. Man nimmt an, dass er sich in die Heimat seiner Eltern nach Aserbaidschan abgesetzt hat. (Link)
Sireniki ist ein kleines Eskimodorf mit knapp 500 Bewohnern an der russischen Küste des Beringmeeres in Tschukotka. Früher war es ein reines Eskimodorf mit einer eigenen Sprache - Sirenik, aber die letzte Muttersprachlerin starb 1997. Das Dorf liegt an einer dauerhaft eisfreien Küste, die Bewohner pflegen deshalb die traditionelle Seejagd.
Artem Eineutegin wurde am 27. Juli 1999 in Sireniki geboren und ging dort zur Schule, an einer Fachschule erlernte er den Beruf eines Traktorfahrers. In seinem Heimatdorf lebte er zunächst als Seejäger, wie fast alle Männer dort. Im Jahr 2020 zog er in die Hauptstadt von Tschukotka, Anadyr, wo er im Kindergarten "Zolotoy Kljutschik" arbeitete. Doch nach zwei Jahren kehrte Artem in sein Heimatdorf zurück.
Wahrscheinlich wollte auch Artem mal richtig viel Geld verdienen, im Jahr 2023 meldete er sich zum Kriegsdienst und wurde Drohnenpilot. Am 23. Februar 25 wurde sein Tod gemeldet.
Der Telegram-Kanal "Ich will jemanden finden" veröffentlicht laufend Registerkarten und Interviews mit russischen Kriegsgefangenen, die die russische Seite nicht austauschen will. Angehörige können über einen Bot des Kanals Kontakt zu den Gefangenen aufnehmen. Hier das Beispiel des 57 Jahre alten Oleg Grischakin, ein Sturm-V Soldat:
Oleg Grischakin hoffte aufgrund seines Alters, in der Nachhut zu bleiben, doch stattdessen fand er sich an der Front wieder. Hier ist seine Geschichte:
Oleg Grishakin, Kriegsgefangener, geb. 20.12.1967, 57 Jahre alt aus Krasnoslobodsk, Mordwinien, Russische Föderation. 74. separate motorisierte Gewehrbrigade, in/h 21005 der Streitkräfte der RF. Im Dezember 2024 in der Richtung Pokrowski gefangen genommen.
Oleg Grischakin befindet sich in der Ukraine im Status eines Kriegsgefangenen. Seine Angehörigen können sich an das Projekt „Ich will ihn finden“ wenden, um eine Bestätigung zu erhalten, Kontakt mit ihm aufzunehmen und seine Rückkehr nach Russland im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustauschs zu erreichen.
Es ist kalt in Salawat, einer Großstadt in Baschkortostan, als Mitglieder der örtlichen Jugendarmee am 14. Februar 25 Oleg Wladimirowitsch Sigakow zum Grab begleiten. Oleg wurde am 27.04.1983 geboren und wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet. Und er muss ein ganz besonderer Soldat gewesen sein, wenn man seinem Nachruf glauben darf:
"Wir haben einen Berufskämpfer verloren, einen wahren Sohn unseres Vaterlandes... Im Laufe seiner Jahre, einschließlich seines Militärdienstes, war Oleg ein Beispiel für eine positive Lebenseinstellung und glaubte nur an das Beste. Er ging sehr sensibel auf die Belange seiner Einheit und seiner Militärpflicht ein. Er stellte zeitlebens hohe Ansprüche an sich selbst, verfügte über die notwendigen organisatorischen Fähigkeiten und war in der Lage, auch unter unvorhergesehenen Umständen Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
Denn um all diese Fähigkeiten beim Militär unter Beweis zu stellen, hatte Oleg gerade mal sieben Wochen Zeit - inklusive Anreise und Grundausbildung. Am 18.10.24 unterschrieb er einen Militärvertrag, am 29. November 24 wurde er an der Front getötet.
Viktor Alexandrowitsch Rytschkow, geboren am 3. Dezember 1985, lebte im kleinen Dorf Kokorino in Burjatien. Er war verheiratet, hatte drei Kinder und arbeitete als Vorarbeiter bei einer Baufirma. Sein jüngerer Bruder Pawel wohnte bei ihm und arbeitete während seiner Ausbildung als Aushilfe in der selben Firma.
Bruder Pawel wurde im Herbst 2022 mobilisiert, kam ins Kriegsgebiet und verschwand nach einem Jahr spurlos.
Viktor entschied sich, seinen Bruder zu suchen und meldete sich im Januar 2024 freiwillig an die Front. Bereits am 9. April 24 war sein Einsatz beendet, Viktor wurde bei einem Angriff getötet. Erst Mitte Februar 25 wurde er in seinem Heimatdorf begraben.
Ein Militärgericht in Rostow am Don befand den Gefreiten Nikita Posmetuchow des Mordes an mehreren Menschen, sowie der gewaltsamen Handlungen gegen die Militärbehörden während eines bewaffneten Konflikts für schuldig. Der Fall wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt. (Link)
Der russische Soldat Posmetuchow hatte in der Nacht des 28. November 2023 seine Vorgesetzten in betrunkenem Zustand erschossen - den Unteroffizier Wladimir Glazjew, den Oberstleutnant Stanislav Kljukin, den Hauptmann Michail Trubin und den Gefreiten Wladimir Petritschenko. Wir haben darüber berichtet.
Der 50-jährige Anwalt Wladimir Viktorowitsch Tomilin aus Tschita, der Hauptstadt der Region Transbaikalien, meldete sich im Oktober 2024 freiwillig an die Front - genauer zur Freiwilligeneinheit Bars-17. Das erwartbare Ergebnis seiner Bemühungen bestand darin, bereits am 27. Dezember 24 tot zu sein.
Nun, Wladimir war spezialisiert auf Militärangelegenheiten, also wusste er was ihm blühte und hatte präventiv eine Ansprache verfasst. Die Aufnahme wurde auf seiner Beerdigung abgespielt. Er sagte, dass er nicht einfach so, sondern ganz bewusst an der Sonderoperation teilnehmen würde, um sein Vaterland zu verteidigen. Er bat darum, dass alle sich an ihn erinnern.
Wahrscheinlich wusste auch Wladimir, dass er nicht zur Verteidigung loszog, sondern um ein anderes Land anzugreifen. Aber egal, jetzt bleiben alle die Soldaten, Kriegswitwen und Waisen der Region ohne kompetenten Beistand:
"Er war mehr als 10 Jahre lang als Anwalt für uns tätig. Er war ein wunderbarer Mann, sehr freundlich. Ein Profi wie kein anderer. Er hat dem Militärpersonal, das bei der speziellen Militäroperation dient, sehr geholfen. Und an alle, die zurückgekommen sind und Fragen hatten. Er hat viel mit Wohnungen zu tun – er hat das Verteidigungsministerium auf Wohnraum verklagt. Er war eine große Hilfe. Wir bedauern, was passiert ist," sagte der Vorsitzende der Rechtsanwaltskammer von Tschita.
"Papa, du bist ein Held, vielen Dank für alles! Wir werden dich nie vergessen. Wir alle lieben Dich, wir alle werden uns bis ans Ende unserer Tage an Dich erinnern. Das Himmelreich und die sanftesten Wolken für dich, Papa …," schreibt Daria aus dem russisch besetzten Donezk.
Der nicht mehr ganz junge Wjatscheslaw Gennadjewitsch Ostankow hatte sich zum Kriegsdienst in der russischen Armee verpflichtet und die Entscheidung nicht überlebt. Dafür darf sich jetzt Daria über eine höchst großzügige Abfindung des russischen Staats erfreuen.
In Astrachan soll ein Denkmal für die gefallenen Soldaten der Region im Krieg gegen die Ukraine entstehen. Der Leiter des Regionalzentrums berichtete dazu dem Gouverneur von Astrachan, Igor Babuschkin (Foto). Die Bauarbeiten sollen danach beinahe abgeschlossen sein. Zitat (Link):
Am Gedenkkomplex „Für die in lokalen Konflikten Gefallenen“, der sich auf dem Platz der Astrachaner Staatlichen Universität befindet, werden sieben Gedenktafeln mit den Namen von 1.112 Einwohnern Astrachans angebracht, die bei Militäreinsätzen auf dem Gebiet der Sonderoperation ums Leben kamen.
Wir haben bis zum 31. Januar 2025 aus Astrachan 701 tote Soldaten gelistet. Die tatsächliche Anzahl ist also um 411 Kriegstote höher.
Wir haben folglich 63% aller gefallenen Soldaten veröffentlicht. Auch diese Zahl bestätigt erneut unsere Annahme, dass wir landesweit nur etwa 60 Prozent aller Fälle recherchieren können.