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Eine Entführung & Mord in vertrauter Umgebung

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21 Jahre 6 Monate her - 21 Jahre 6 Monate her #14269 von OskarMaria2
Gleich vorneweg "“ ich kenne weder das Opfer noch den mutmaßlichen Täter. Ich kann also nichts über die direkten Hintergründe berichten. Und doch hat sich das Verbrechen auf ganz vertrautem Gelände abgespielt, dort wo wir fast täglich mit dem Fahrrad oder Auto vorbeikommen, früher mit unseren Kindern getobt haben, dort wo mein Ältester in die Schule ging, gute Freunde von uns leben, wir viele der Jugendlichen kennen und wo unter den Bekannten viele die Schwester des Opfers und manche auch den Täter kennen.

Es ist eine merkwürdige Ecke im Süden von Frankfurt mit großen sozialen Gegensätzen. Da gibt es die Frankfurter Heimatsiedlung. Das ist eine denkmalgeschützte Wohnanlage aus der Vorkriegszeit, mit viel Grün um die Häuser herum und ehemals im Besitz der "Neuen Heimat". Bis vor wenigen Jahren war diese Siedlung durchaus sozial ausgewogen, doch noch immer stehen die Wohnungen unter dem Diktat des sozialen Wohnungsbaus. Viele der Bewohner der ersten Stunde sind in den letzten Jahren verstorben und so hat sich die soziale Situation verschärft. Denn unter den neuen Bewohnern der Siedlung befinden sich viele Sozialfälle und Problemfamilien.

Viele der Jungendlichen dieser Ecke Frankfurts, denen man heute schon eine wenig erbauliche Zukunft voraussagen kann, kenne ich genau. Viele haben einfach eine schlechte Schulbildung, ihnen wird von zuhause keine Unterstützung zuteil. Dafür waren sie engagierte Fußballspieler in meiner Jugendmannschaft und wer heute die Nachrichten guckt, wird hin und wieder einen der Jungs als Interviewpartner der Medien kennen lernen. Die Jungs beobachten ihre Umgebung genau, wissen wer mit wem sich so herumtreibt und hoffen noch immer, in unserer Wohlstandsgesellschaft nicht gänzlich unter die Räder zu kommen.

Die Aussichten all dieser Großstadtkinder sind wenig rosig. Sie leben in einem der schönsten Stadtteile von Frankfurt, der soziale Abstieg ist jedoch für viele vorprogrammiert. Und der krasse Gegensatz liegt nur einen Steinwurf von Ihnen entfernt. Direkt neben dem Kinderspielpark Louisa an der Mörfelder Landstraße liegen in großen Parkanlagen die prächtigen schlossähnlichen Villen des traditionellen Frankfurter Geldadels - wie der von Metzler oder aber der neureichen Emporkömmlinge wie der ehemalige Maoist und spätere Immobilienspekulant Lunkewitz. Große Tore, Stacheldraht und dichte Hecken versperren den Zugang.

Und etwas den Hang hinauf liegt die exklusive, wesentlich offenere Villengegend "Lerchesberg", dort wo die Grundstückspreise mehrere tausend Euro pro Quadratmeter kosten, dort wo die Garagen so groß sind wie anderer Leute Wohnung, dort wo man keine Namen auf den Briefkästen oder an den Klingelschildern findet, dort wo die Polizei in kurzen Abständen Patrouille fährt. Die Kinder dieser edlen Wohngegenden erscheinen in den Namenslisten der Schulklassen oder der Sportvereine aus Vorsorge meist ohne Adresse "“ man ist sich der allgegenwärtigen Gefahr durchaus bewusst.

So könnten die sozialen Gegensätze nicht größer sein. Hier die Jugend, die bereits das Rennen verloren hat, bevor es überhaupt angefangen hat. Und dort die Sieger von morgen, die sich dafür nicht mal besonders anstrengen müssen. Sondern die ein Abonnement auf die vorderen Plätze in die Wiege gelegt bekommen haben. Man geht zusammen noch in die Grundschule, doch danach trennen sich die Wege. Die deutschen, sozial abgesicherten Kinder werden in der Regel eines der drei Sachsenhäuser Gymnasien besuchen, die anderen Real- und Hauptschule in unmittelbarer Nachbarschaft dazu. Diese Gegensätze werden die jungen Leute ein Leben lang prägen. Nur im Sport "“ da sind die Straßenjungs den anderen überlegen.

Über den wahrscheinlichen Täter Magnus G. habe ich nur viel belangloses Geschwätz erfahren. Gut genug vielleicht für die Bildzeitung, viel zu wenig Substanz um hier etwas darüber zu schreiben. Über seine Tätigkeit als Nachhilfelehrer war gar nichts zu erfahren, viel mehr über sein Hobby als Fan der Frankfurter Eintracht. Er gehörte wohl zu den Versagern, die sich mit Saufen, Gegröle und Gejaule in Fußballstadien die Zeit vertreiben. In solcher Männergesellschaft konnte man ihn auch im Internet bewundern. Doch die Webseite des EFC South Force (www.southforce.net) deren Vorsitzender jener Magnus G. war, wurde heute vom Netz genommen "“ zur Dokumentation habe ich eine Kopie ins Netz gestellt. Man konnte dort auch Bier trinkende Jungs auf Ibiza bewundern, wer darunter einen 27jährigen Jurastudenten fand, hatte ein Foto des Täters.

Durch diese Tat ist die ganze fragile soziale Situation in Frankfurter Süden ins Wanken gekommen. Die Gegensätze werden noch größer werden. Wer etwas zu verlieren hat, wird sich noch stärker abschotten, wird sich noch stärker abgrenzen. Und der Blick der Jugend im kommenden Ghetto wird sich mit noch mehr Sehnsucht auf den nahen Reichtum richten, der doch so unendlich fern ist.

OskarMaria

Eine Kopie der Webseite des Fanclubs South Force findet ihr hier:
www.gibtnet.de/krimi/Krimi.htm
Magnus G. nennt sich da Maggi.

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21 Jahre 6 Monate her #14271 von OskarMaria2
Inzwischen ist das Gästebuch des Fanclubs wieder erreichbar. Hier der Link dazu:
www.gb.felice.de/cgi-bin/gb/multigb.cgi?gb=40918

Und wer noch die Orginalfotos von den Ibizaferien ders Fanclubs zusammen mit Magnus G. sehen möchte, der findet sie hier:
mitglied.lycos.de/jochenbuntz/

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